Die von Ayatollah Khomeini konzipierte und religiös sowie vernunftsmäßig legitimierte
Herrschaft des Rechtsgelehrten hat in der Islamischen Republik Iran auch 27 Jahre nach ihrer Gründung Bestand. In einer globalisierten und in allen Lebensbereichen der Modernisierung verpflichteten Welt erweisen sich die ideologischen Fundamente im Gottesstaat als weitestgehend stabil. In Anbetracht dessen werden in der vorliegenden Magisterarbeit die folgenden Fragen gestellt und so weit wie möglich beantwortet: von welchen historischen Errungenschaften der Schia in Iran profitierte Khomeinis Staatsideologie? Welche Rolle spielen Dogmatismus, Überlieferung, Verstand und Mystik innerhalb seiner Denkweise? Worin liegen die grundlegenden Widersprüche und die theoretische Inkonsistenz der Staatsideologie Khomeinis, die Eingang in die Verfassung fand? Inwiefern konnte Khomeinis Staatsideologie, seine Vorstellungen von einem idealen islamischen Staat und einer „wahren” und „gerechten” islamischen Gesellschaft verwirklicht werden? Welchen Nutzen zog die iranische Bevölkerung aus den umfassenden Wandlungsprozessen seit der Politisierung der Geistlichkeit und der Re-Islamisierung von Staat und Gesellschaft?
Bei der Beschäftigung mit diesen komplexen Fragen ist zu erwarten – so die Hauptthese der Arbeit –, dass zwangsläufig Diskrepanzen und Widersprüche zwischen ideologischem Anspruch und der Wirklichkeit in dem Gottesstaat entstehen mussten, da Khomeinis Weltanschauung teilweise zu einer vereinfachenden und polarisierenden Sichtweise neigt. Die Untersuchung eben solcher Antagonismen steht im Vordergrund dieser Arbeit und bildet ihren gedanklichen Rahmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Historische und ideologische Dimension
- 2.1. Historisch-religiöse Ausgangslage und Entwicklungen des schiitischen Islams im Hinblick auf die Rolle der Rechtsgelehrten
- 2.2. Schiitischer Revivalismus in Iran im Zeitalter der Moderne
- 2.3. Perspektiven der Weltanschauung Khomeinis
- 2.3.1. Khomeini zwischen Dogmatismus, Verstand und Mystik
- 2.3.1.1. Dogmatismus, Rhetorik und Überlieferung
- 2.3.1.2. Überlegungen zum Verhältnis von Verstand und Überlieferung
- 2.3.1.3. Religiöses Bewusstsein und Mystik
- 2.4. Politische Theorie: islamische Ordnung und die Konzeption der Staatsideologie der Islamischen Republik Iran
- 3. Verfassungsmäßige Dimension
- 3.1. Quellen und Methoden des islamischen Rechts in der Verfassung
- 3.2. Veränderliche und feststehende Sphären des islamischen Rechts
- 3.3. Zur Diskrepanz zwischen religiösen und weltlichen Elementen
- 3.3.1. Absolute Gottessouveränität vs. eingeschränkte Volkssouveränität
- 3.3.2. Absolute Herrschaft des Rechtsgelehrten vs. Gewaltenteilung
- 4. Politische und gesellschaftliche Dimension
- 4.1. Auswirkungen des Ersten Golfkriegs auf Politik und Gesellschaft
- 4.2. Ayatollah ‘Ali Khamene'i zwischen marğa`iyat und velāyat-e faqih
- 4.3. Machtkämpfe zwischen Linksislamisten, Rechtstraditionalisten, Technokraten und Reformern
- 4.3.1. Zur staatlichen Einflussnahme linker Islamisten
- 4.3.2. Zeitweilige Koalition zwischen Technokraten und Rechtstraditionalisten
- 4.3.3. Zum Scheitern der Reformer
- 4.4. Indoktrinierte oder autonome Zivilgesellschaft?
- 5. Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht die Staatsideologie Khomeinis im Iran, indem sie die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit analysiert. Die Arbeit verfolgt einen meta-analytischen Ansatz, der verschiedene Forschungsarbeiten zusammenführt und unerforschte Bereiche aufzeigt. Der Fokus liegt auf der islamwissenschaftlichen Perspektive, um die Tragfähigkeit der Ideologie zu beleuchten.
- Historische Entwicklung des schiitischen Islams und die Rolle der Rechtsgelehrten
- Khomeinis Weltanschauung und politische Theorie
- Verfassungsmäßige Grundlagen der Islamischen Republik Iran
- Politische und gesellschaftliche Auswirkungen der Staatsideologie
- Diskrepanzen zwischen der Ideologie und der Realität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung beschreibt die Methodik der Arbeit, die einen meta-analytischen Ansatz verfolgt, um verschiedene Forschungsarbeiten zusammenzuführen und unerforschte Bereiche der Staatsideologie Khomeinis aufzuzeigen. Sie betont die Bedeutung der islamwissenschaftlichen Perspektive für die Analyse und skizziert die dreidimensionale Struktur der Arbeit (historisch-ideologisch, verfassungsmäßig, politisch-gesellschaftlich).
2. Historische und ideologische Dimension: Dieses Kapitel untersucht die historischen und ideologischen Wurzeln der Staatsideologie Khomeinis. Es analysiert die Entwicklung des schiitischen Islams, den schiitischen Revivalismus im Iran und die spezifische Weltanschauung Khomeinis, einschließlich seiner Ansichten zu Dogmatismus, Verstand und Mystik. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der politischen Theorie Khomeinis und seiner Konzeption einer islamischen Ordnung.
3. Verfassungsmäßige Dimension: Dieses Kapitel analysiert die verfassungsmäßigen Grundlagen der Islamischen Republik Iran. Es untersucht die Quellen und Methoden des islamischen Rechts in der Verfassung, die Unterscheidung zwischen veränderlichen und feststehenden Sphären des islamischen Rechts, und die Diskrepanzen zwischen religiösen und weltlichen Elementen, insbesondere den Konflikt zwischen absoluter Gottessouveränität und eingeschränkter Volkssouveränität sowie der absoluten Herrschaft des Rechtsgelehrten und der Gewaltenteilung.
4. Politische und gesellschaftliche Dimension: Dieses Kapitel beleuchtet die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Staatsideologie Khomeinis. Es untersucht die Auswirkungen des Ersten Golfkriegs, die Rolle von Ayatollah Khamenei, die Machtkämpfe zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen (Linksislamisten, Rechtstraditionalisten, Technokraten, Reformer), und die Frage nach der Autonomie der Zivilgesellschaft im Kontext der staatlichen Indoktrination.
Schlüsselwörter
Islamische Republik Iran, Khomeini, Staatsideologie, Schiitischer Islam, Rechtsgelehrte, Verfassung, Politik, Gesellschaft, Golfkrieg, Velāyat-e faqih, Reform, Diskrepanz, Anspruch, Wirklichkeit.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Staatsideologie Khomeinis im Iran
Was ist der Gegenstand der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit analysiert die Staatsideologie Khomeinis im Iran und untersucht die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Sie verwendet einen meta-analytischen Ansatz, der verschiedene Forschungsarbeiten zusammenführt und bisher unerforschte Bereiche beleuchtet. Der Fokus liegt auf der islamwissenschaftlichen Perspektive, um die Tragfähigkeit der Ideologie zu bewerten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung des schiitischen Islams und die Rolle der Rechtsgelehrten, Khomeinis Weltanschauung und politische Theorie, die verfassungsmäßigen Grundlagen der Islamischen Republik Iran, die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Staatsideologie sowie die Diskrepanzen zwischen Ideologie und Realität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit besteht aus fünf Kapiteln: Kapitel 1 (Einführung) beschreibt die Methodik und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 (Historische und ideologische Dimension) untersucht die historischen und ideologischen Wurzeln der Staatsideologie, einschließlich Khomeinis Weltanschauung. Kapitel 3 (Verfassungsmäßige Dimension) analysiert die verfassungsmäßigen Grundlagen und die Diskrepanzen zwischen religiösen und weltlichen Elementen. Kapitel 4 (Politische und gesellschaftliche Dimension) beleuchtet die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen, einschließlich Machtkämpfe und die Rolle der Zivilgesellschaft. Kapitel 5 (Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit) fasst die Ergebnisse zusammen und bewertet die Diskrepanzen zwischen der Ideologie und der Realität.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verfolgt einen meta-analytischen Ansatz. Sie kombiniert und wertet verschiedene bestehende Forschungsarbeiten aus, um ein umfassenderes Bild der Staatsideologie Khomeinis zu zeichnen und bisher unerforschte Bereiche aufzuzeigen.
Welche Perspektive wird eingenommen?
Die Arbeit nimmt eine islamwissenschaftliche Perspektive ein, um die Staatsideologie Khomeinis zu analysieren und deren Tragfähigkeit zu beurteilen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Islamische Republik Iran, Khomeini, Staatsideologie, Schiitischer Islam, Rechtsgelehrte, Verfassung, Politik, Gesellschaft, Golfkrieg, Velāyat-e faqih, Reform, Diskrepanz, Anspruch, Wirklichkeit.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit basiert auf einer Meta-Analyse bestehender Forschungsarbeiten. Konkrete Quellen werden im Literaturverzeichnis der vollständigen Arbeit aufgeführt.
- Quote paper
- Oliver Borszik (Author), 2006, Die Islamische Republik Iran als Gottesstaat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73806