Grundsätzliche Aspekte der Entwicklung von Fachsprachen


Hausarbeit, 2005

22 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2. Bestimmungen von Fachsprache

3. Entstehung und Entwicklung der deutschen Fachsprachen
3.1 Mittelalterliche Fachsprachen
3.2 Frühneuzeitliche Fachsprachen
3.3 Neuzeitliche Fachsprachen
3.4. Fachsprachenforschung im 20. Jahrhundert

4. Fachsprache und Gemeinsprache
4.1 Der Einfluss der Fachsprachen auf die Gemeinsprache
4.2 Einfluss auf die gemeinsprachliche Lexik
4.3 Einfluss auf die gemeinsprachliche Syntax
4.4 Die Intellektualisierung der Gemeinsprache

5. Darstellung einzelner Fachsprachen
5.1 Wissenschaftssprache der Medizin
5.2 Techniksprache der Kraftfahrzeugtechnik

1. Einleitung

Durch die stärkere Spezialisierung menschlicher Kenntnisse und Tätigkeiten, geht oftmals auch eine Popularisierung einher, welche durch deren Bedeutung im Alltag zu Verständigungsproblemen führt. Insbesondere handelt es sich hierbei um die Bereiche Technik, Medizin, Wirtschaft, Kultur, Politik oder Verwaltung. Vor diesem Hintergrund kommt dem Gebrauch von Sprache als ein Mittel der fachlichen Verständigung eine besondere Bedeutung zu. Die Beschäftigung mit Fachsprachen geht davon aus, dass der Gebrauch von Sprache in solch verschiedenen Bereichen jeweils eigenständige und dabei doch miteinander vergleichbare Züge aufweist, welche die Verständigung unterstützen. Trotz dieser Annahme, die weit verbreitet ist, erweist sich die Beschäftigung mit Fachsprachen als ein sehr ungeordnetes Gebiet.[1]

Daher gehe ich im Folgenden auf die Bestimmungen der Fachsprache ein und erläutere um was es sich bei dem Begriff handelt. Danach wird beschrieben wie Fachsprachen entstanden sind und sich über die Jahre hinweg entwickelt haben. Beginnen werde ich dabei bei den Mittelalterlichen Fachsprachen und im 20. Jahrhundert enden. Anschließend wird dargestellt, welchen Einfluss die Fachsprache auf die Gemeinsprache sowie die gemeinsprachliche Lexik und Syntax hat. Zum Schluss möchte ich anhand zweier Beispiele die Fachsprachen der Medizin und Kraftfahrzeugtechnik näher erläutern, um einen Einblick in diese für uns oft unverständlichen Sprachen zu erhalten.

2. Bestimmungen von Fachsprache

Der Duden versteht unter dem Begriff Fachsprache, „die Sprache (mit einem speziellen Wortschatz und speziellen Verwendungsweisen), die für ein bestimmtes Fachgebiet gilt und (auf Grund terminologischer Festlegungen) eine genaue Verständigung und exakte Bezeichnungen innerhalb dieses Fachgebietes ermöglicht.“[2]

Die Klärungsversuche zur Bestimmung von Fachsprachen sind zwar in den letzten Jahren weitergegangen, doch hat sich keine einheitliche Auffassung und Terminologie herausbilden können. Bis heute ist der Terminus Fachsprache, so einfach er auch klingt, nicht gültig definiert. Die Frage der Fragen ist immer noch, in welchem Verhältnis Fach- und Gemeinsprache zueinander stehen. In der deutschen sprachwissenschaftlichen Forschung erscheint die Fachsprache unter der Benennung wie Arbeitssprache, Berufssprache, Gruppensprache, Handwerkersprache, Sekundärsprache, Sondersprache, Standessprache oder Teilsprache. Man kann sich vorstellen, dass sich all diese Bezeichnungen auf bestimmte Sprachgruppen beschränkt und von der Gemeinsprache isoliert und ein eigenes Sprachsystem bilde. Die Fachsprachen, das ist die Besonderheit, liegt im speziell abgestimmten Wortschatz des jeweiligen Faches der auch gemeinsprachliche Wörter enthält und den Übergang auf die Gemeinsprache fließend erscheinen lässt. Die zweite Besonderheit liegt in der Gebrauchsfrequenz bestimmter(gemeinsprachlicher) grammatischer (morphologischer, grammatischer) Mittel.

Das wesentliche der fachlichen Aussage liegt in den Fachworten und nicht in der Syntax. Doch wurde die Bedeutung der Syntax lange Zeit unterschätzt. Für die Charakterisierung und das Strukturbild der Fachsprachen ist es wesentlich, dass die syntaktischen Eigenschaften berücksichtigt werden. Ohne die Einbeziehung der Syntax wäre Fachsprachen nur eine Ansammlung von Fachwörtern. Diese Terminologien, wie sie auch genannt werden, finden sich auch in Fachwörterbüchern und Fachlexika, die den Wortschatz einzelner Fächer registrieren. Im Rahmen der wissenschaftlich-technischen Sprachausbildung haben bei der Vermittlung von Fachsprachen neuere Untersuchungen gezeigt, dass bei der Vermittlung von Kenntnissen, die spezialsprachliche Syntax hinzukommen muss, und es nicht ausreicht allein die Lexik zu behandeln. Fachsprachen bevorzugen bestimmte, in der Gemeinsprache

vorgegebene Mittel und sie dann teilweise in spezieller Bedeutung verwenden.[3]

3. Entstehung und Entwicklung der deutschen Fachsprachen

Die Geschichte der deutschen Fachsprachen ist sehr ungleichmäßig erforscht. Diese Erkenntnis gilt für verschiedene Zeitabschnitte der fachsprachlichen Entwicklung, sowie auch für die einzelnen Fachsprachen in ihrer horizontalen und vertikalen Gliederung selbst. Bis heute liegt keine umfassende Darstellung der Geschichte deutscher Fachsprachen vor und stellt somit vor dem Hintergrund der starken kultur- und sprachgeschichtlichen Bedeutung fachlicher Kommunikation ein wichtiges Desiderat der germanistischen Sprachwissenschaft dar.[4]

Eine Periodisierung der deutschen Fachsprachengeschichte wurde bis heute noch nicht vorgelegt. Vorschläge, die zur Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache seit dem 17. Jahrhundert vorgelegt wurden, berücksichtigen zwar unter dem Kriterium sprachlicher Varietäten die Entwicklung von Fachsprachen, jedoch werden dabei deren Besonderheiten kaum gerecht, da sie diese der Gesamtentwicklung des Deutschen und seiner Varietäten unterordnen. Die bis in die Gegenwart hinein gebräuchliche Einteilung nach Jakob Grimm (Althochdeutsch 600 – 1100, Mittelhochdeutsch 1100 – 1500), Neuhochdeutsch seit 1500) und Wilhelm Scherer (althochdeutsche Zeit 750 – 1050, mittelhochdeutsche Zeit 1050 – 1350, frühneuhochdeutsche Zeit 1350 – 1650, neuhochdeutsche Zeit seit 1650), erwiesen sich für eine Gliederung der deutschen Fachsprachengeschichte nur als bedingt tauglich.

Im Folgenden wird die Geschichte der deutschen Fachsprachen in drei Perioden gegliedert. Die erste Periode umfasst unter der Bezeichnung mittelalterliche Fachsprachen die Zeit vom Beginn der deutschen Sprachgeschichte um das 8. Jahrhundert bis etwa zur Mitte des 14. Jahrhunderts. In dieser Zeit ist der deutsche Sprachraum bestimmt durch das Bestehen von mundartlich geprägten Handwerkssprachen und das weitgehende Fehlen nationalsprachlicher Wissenschafts- und Institutionensprachen. Die zweite Periode beinhaltet die frühneuzeitlichen Fachsprachen in der Zeit von etwa dem 14. Jahrhundert bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. In dieser kulturgeschichtlich so bedeutsamen Epoche der Renaissance und des Humanismus leben die deutschen Handwerkssprachen fort. Außerdem zeigten sich bereits, wenn auch noch unter Druck des Latein, erste oftmals erfolglose Versuche, nationalsprachliche Institutionen- und Wissenschaftssprachen zu entwickeln.[5] Bei den neuzeitlichen Fachsprachen, in der dritten Periode, bilden sich infolge der Aufklärung im deutsche Sprachraum nationalsprachliche

Wissenschafts- und Instiutionssprachen heraus, welche zusammen mit den deutschen

Techniksprachen eine Weiterentwicklung und wechselseitige Beeinflussung unter fachgeschichtlich äußerst bedeutsamen Bedingungen der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und der weiteren technischen Fortschritte im 20. Jahrhundert erfahren. Im Rahmen dieser Periodisierung erweist sich die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als Zeit des Umbruchs, da hier die nationalsprachlichen Wissenschaftssprachen unter zunehmenden Druck internationaler Fachkommunikation in englischer Sprache geraten.[6]

3.1 Mittelalterliche Fachsprachen

Der Ursprung der Fachsprachen ist ohne Zweifel in der Arbeitsteilung zu suchen. Aufgrund unterschiedlicher Begabungen und eine erste Spezialisierung zum Beispiel in der Heilkunde, im Jagdwesen oder beim Bau von Waffen, entwickelte sich die Fachsprache bereits in den einfach strukturierten Gesellschaften, in denen nicht mehr alle Arbeiten gemeinsam verrichtet wurden.

Die Sprache des Bauern und des Fischers wird als eine der ältesten Fachsprachen angesehen. Beide Sprachen haben sich bis heute in ihrem zum Teil ungebrochenen Formen erhalten.

Zwischen der Überlieferung und der heutigen Sprache lässt sich aus dem Vergleich erkennen, dass die oft romantische Vorstellung entsprungene Annahme einer sachlichen und sprachlichen Konstanz in diesen und ähnlichen Berufen der Wirklichkeit nicht entspricht.

Über die Entstehung der Fachsprachen in der älteren Zeit (9. – 14. Jahrhundert) kann man nur Vermutungen anstellen, da die Forschung zunächst einmal die historischen Zusammenhänge ermitteln muss, bevor sie die fachsprachlichen Erscheinungen, ihrer Entstehung und Veränderung nachgehen kann.

Doch auch wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, lässt sich die Fachsprache immer noch nicht genau beschreiben. Das liegt daran, dass es an den nötigen, ausführlichen Quellen mangelt. Außer einigen Rezepten, Zaubersprüchen, Gebeten und Rätseln, die fachsprachliche Terminologie enthalten oder denen man fachsprachliche Eigenschaften zuschreiben könnte, ist fachsprachliches Schrifttum in deutscher Sprache für diesen Zeitraum nicht überliefert worden. Mit Hilfe konservativer Mundarten, wäre es möglich einige Fachsprachen, wie die des Winzers oder Fischers teilweise zu rekonstruieren. Doch aufgrund des Sach- und Sprachwandels der vergangenen Zeit, blieben diese Rekonstruktionen weitgehend hypothetisch.

Auf den Gebieten des Wein- und Gartenbaus und des Bauwesens, können die Entlehnungen aus dem Lateinischen eine kleine Hilfe bei der Erforschung der Fachsprachen sein. Doch die Ergebnisse werden lückenhaft bleiben.

Ebenfalls ungeklärt wird die Struktur der Fachsprachen in vorschriftlicher Zeit bleiben, wie zum Beispiel die Sprache des Seefahrers oder des Schmiedes. Ihre Existenz wird jedoch nicht bezweifelt.

Es lässt sich nicht genau klären, ob man in diesem vorschriftlichen Stadium von Fachsprachen im heutigen Sinn sprechen darf oder ob man sie besser als Gruppensprachen definieren soll.[7]

[...]


[1] Vgl. Roelcke 1999, S. 7

[2] Vgl. Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache

[3] Fluck, H.R.; 1996; S. 11 f.

[4] Vgl. Roelcke 1999, S. 159

[5] Vgl. Roelcke 1999, S. 160

[6] Vgl. Roelcke 1999, S.161

[7] Fluck, H.R.; 1996; S. 27 f.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Grundsätzliche Aspekte der Entwicklung von Fachsprachen
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Einführung in die Sprachwissenschaft (historisch)
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V73909
ISBN (eBook)
9783638636353
Dateigröße
1507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundsätzliche, Aspekte, Entwicklung, Fachsprachen, Einführung, Sprachwissenschaft
Arbeit zitieren
Rebecca Lorenz (Autor:in), 2005, Grundsätzliche Aspekte der Entwicklung von Fachsprachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73909

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