Schreibschwierigkeiten


Seminar Paper, 2006

26 Pages, Grade: 2,5


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begrifflichkeit

3. Soziale Einflussfaktoren beim Schriftspracherwerb
3.1 Einfluss der sozialen Schicht und der Schulbildung der Eltern
3.2 Einfluss der äußeren Lebensbedingungen der Familie
3.3 Einfluss der regionalen Unterschiede
3.4 Einfluss der Eltern-Kind-Beziehung und des emotionalen Klimas in der Familie
3.5 Vorbereitungen auf die Schule durch das Elternhaus
3.6 Einfluss des Kontakts zwischen Eltern und Schule

4. Schreibschwierigkeiten
4.1 Teilleistungsstörungen
4.2 Symptome von Schreibschwierigkeiten
4.3 Auswirkungen und Textbildungsmängel von Schreibschwierigkeiten

5. Fördermöglichkeiten
5.1 Übungen für die Grundschule
5.1.1 Methodische Hilfen
5.1.2 Visuelle Hilfen
5.1.3 Sprechmotorische Hilfen
5.1.4 Akustische Hilfe
5.1.5 Orientierungshilfen
5.2 Schreibhilfen für Personen mit Schreibschwierigkeiten
5.2.1 Freies Schreiben
5.2.2 Hilfen, zur methodischen Umsetzung
5.2.3 Hilfen zur Umsetzung bei der Textproduktion

6. Schluss

7. Literaturverzeichnis

Schreibschwierigkeiten

1. Einleitung

Warum ist es uns eigentlich ein so großes Anliegen, alle Kinder in der Schule das Lesen und Schreiben beizubringen?

Die Kulturtechniken „Lesen“ und „Schreiben“ sind Schlüsselqualifikationen und werden in allen Lebensbereichen benötigt. Täglich werden die Kinder mit geschriebener Sprache konfrontiert: In Büchern, in der Werbung, durch Bauanleitungen, in den Medien, bei Hinweisschilder usw.

Lesen und Schreiben beginnt bei einfachen Dingen wie dem Ausfüllen von Formularen, dem Schreiben von Briefen, beim Verfassen von Bewerbungsunterlagen und endet schließlich in der Notwendigkeit des Schreibens im beruflichen Bereich oder zur Beschaffung von Informationen, bei dem die modernen Medien zwar helfen, das Lesen und Schreiben jedoch nicht völlig ersetzt werden kann.

Das Beherrschen dieser Kulturtechniken ist ein wesentlicher Schritt zur selbständigen und verantwortungsbewussten Lebensgestaltung.

Schrift ist ein Kommunikationsmedium und hat einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Doch trotzdem gibt es Menschen die diese Schlüsselqualifikationen nicht beherrschen.

Viele Menschen haben Schwierigkeiten, im ersten Anlauf Lesen und Schreiben zu erwerben. Lese- und Schreibschwierigkeiten sind in unserer Gesellschaft ein tabuisiertes Thema. Menschen, die Lesen und Schreiben nur unzureichend beherrschen schämen und scheuen sich, dies offen zuzugestehen.

Das Thema dieser Hausarbeit beschäftigt sich übergreifend mit dem Thema Schreibschwierigkeiten und geht genauer auf die einzelnen Probleme von Legasthenikern und funktionalen Analphabeten, beim Schreiben ein.

Es wird die männliche Form “Schreiber”, “Schüler” usw. benutzt, gemeint sind damit aber sowohl weibliche wie männliche Personen.

Auf den nächsten Seiten wird unter anderem die Begrifflichkeit, die Ursachen, die Auswirkungen von Schreibschwierigkeit und die Förderung dargestellt.

2. Begrifflichkeit

Schreiben ist ein wichtige Kulturtechnik in unserer Gesellschaft.

Unter Schreiben versteht man einen graphomotorischen Prozess, bei dem das Produkt eine schriftsprachlicher Äußerungen ist. Bei der Produktion von schriftsprachlichen Äußerungen werden die Teilbereiche der Grobmotorik, der Feinmotorik, der Wahrnehmung und der Körper-Raum-Zeitorientierung gefordert.[1]

Viele Menschen haben aber große Probleme, diese Kulturtechnik zu erwerben. Wenn normal entwickelte und geförderte Kinder nicht oder nur unter großer Anstrengung schreiben bzw. lesen lernen, spricht man von Legasthenie bzw. Schreibschwierigkeiten.

Schreibschwierigkeiten sind spezielle Störungen in der Beziehung zwischen dem geschriebenen und dem gesprochenen Wort. Dies drückt sich oft durch eine schlechte Rechtschreibleistung aus, indem z. B. sinnlos Wörter geschrieben, Buchstaben ausgelassen, hinzugefügt oder wegelassen werden.[2]

Erwachsene die in ihrer Schulzeit, aufgrund von Schreibschwierigkeiten, die Kompetenzen der Schriftsprache nicht erlangen und somit des Lesens und Schreibens nicht mächtig sind, gehören ab dem 15 Lebensjahr zu den funktionalen Analphabeten.

Unter funktionale Analphabeten versteht man Menschen, die unfähig sind, “alle Aktivitäten auszuüben, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen (…) notwendig sind.”[3]

Giese teilt Analphabeten in fünf Gruppen ein:

1. Analphabeten, die allenfalls ihre Namen schreiben sowie einzelne Buchstaben identifizieren können.
2. Analphabeten, die über rudimentäre Grundkenntnisse verfügen.
3. Analphabeten, die über rudimentäre Lesefähigkeiten verfügen, aber nicht schreiben können. Es können nur einige Wörter aus dem Gedächtnis geschrieben werden.
4. Lese-Schreib-Fähige , die unter Probleme lesen, aber kaum schreiben können. Wichtige Phänomene der Schrift-Laut-Zuordnung, wie Dehnung, Schärfung werden nicht beherrscht. Außerdem zeigen sich große Probleme bei der Textproduktion.
5. Lese- und Schreibfähige, die spezifische Schwierigkeiten in der Orthographie, der Interpunktion sowie der Textkonstruktion haben.[4]

3. Soziale Einflussfaktoren beim Schriftspracherwerb

Nicht jeder Schüler schreibt gleich gut oder gleich schlecht. Unterschiede in der Lese- und Schreibfertigkeit, werden nicht durch einzelne Faktoren bestimm, sondern durch eine Anzahl von Aspekten, die sich gegenseitig positiv wie negativ beeinflussen können. Besonders das soziale Umfeld, in den das Kind aufwächst, übt einen großen Einfluss auf die geistige Entwicklung und Aneignung der Schriftsprache aus. Es bildet oft die Grundlage dafür, ob ein Kind schulisch erfolgreich ist, oder ob es zu den späteren Analphabeten gehört, da eine positive soziale Situation die kognitiven und motivationalen Lernvoraussetzungen bei Schuleintritt, sowie den weiteren Lernfortschritt der Kinder in der Schule fördert.[5]

3.1 Einfluss der sozialen Schicht und der Schulbildung der Eltern

Ungünstig soziale Bedingungen in der Familie, sowie einen niedrigen Bildungsabschluss der Eltern, üben sich negativ auf die Leistungen des Kindes aus.

Die meisten Kinder mit Schreibschwierigkeiten stammen aus sozial schlechter gestellten Schichten, sowie aus einem Elternhaus, bei dem ein oder beide Elternteile keinen oder einen sehr niedrigen Schulabschluss haben.[6] Die meisten Eltern beherrschen selbst kaum die Regeln der Schriftsprache und sind nicht in der Lage ihre Kinder schulisch zu helfen, zu unterstützen oder zu fördern.

3.2 Einfluss der äußeren Lebensbedingungen der Familie

Bei Familien mit vier oder mehr Kindern, treten deutlich häufiger Schreibschwierigkeiten auf, als bei Familien mit weniger Kindern. Ein Abfall der Leistungen ist besonders bei den Kindern zu beachten, die in der Geschwisterreihe eine spätere Position einnehmen. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass eine ausreichende Förderung und die Aufmerksamkeit der Eltern deutlich eingeschränkt ist, da die Eltern ihre Zeit und Energie für alle Kinder aufwenden müssen und somit nicht auf die einzelnen Bedürfnisse und Probleme der Kinder eingehen können. Dadurch wird der schulischen Fortschritt im Lesen und Schreiben deutlich erschwert.[7]

3.3 Einfluss der regionalen Unterschiede

Kinder mit Schreibschwierigkeiten, kommen in innerstädtischen Problemzonen von Großstädten häufiger vor, als in Vorstädten oder in ländlichen Regionen. Dies liegt an ungünstigen Faktoren, wie schlechte Wohngegend, Gewalt, Drogen usw. die Kinder in ihrer Entwicklung ungünstig beeinflussen können.[8]

3.4 Einfluss der Eltern-Kind-Beziehung und des emotionalen Klimas in der Familie

Fortschritte des Kindes beim Erlernen des Lesens und des Schreibens, können durch eine positiv emotionale Unterstützung der Familie erfolgen, indem die Leistung des Kindes gewürdigt wird und auch das nötige Interesse für die schulischen Leistungen des Kindes vorhanden ist.

Ebenso wichtig beim Erlernen des Lesens und Schreibens, ist die emotionale Ausgeglichenheit der Eltern, die Beziehung zwischen den Eltern, sowie die Häufigkeit von belasteten Ereignissen in der Familie. Da es ansonsten zu einer schnellen Frustrierbarkeit bei Anstrengungen und zu Aufmerksamkeitsproblemen bei dem Kind kommen kann.[9]

3.5 Vorbereitung auf die Schule durch das Elternhaus

Bei Eintritt in die Schule unterscheiden sich die Kinder in ihrer kognitiven Lernvoraussetzung sowie in ihrem Sozialverhalten. Dies zeigt, dass manche Eltern ihre Kinder besser auf die Schule vorbereiten, indem sie ihnen z.B. Bücher vorlesen und so Freude fürs Lesen wecken. Dieser erster Kontakt mit Schrift legt die Basis für den späteren Schriftspracherwerb, da sich eine Sensibilität für Sprache entwickelt. Kinder aus Familien, die ihre Kinder kaum gefördert haben, fallen durch ihre geringe soziale Reife, sowie ihre geringere Sprachbewusstheit und vor allem durch einen weitgehenden Mangel an phonologischer Bewusstheit auf.[10]

3.6 Einfluss des Kontakts zwischen Eltern und Schule

Der Kontakt zwischen Schule und Elternhaus ist sehr wichtig für den Fortschritt beim Lesen und Schreiben. Entscheidend dafür ist, dass die Eltern so mehr über den Schulalttag, sowie über die Unterrichtssituation ihres Kindes erfahren.[11] Außerdem hat der Lehrer, bei Problemen mit dem Kind einen direkten Ansprechpartner, an den er sich wenden kann. Ebeso können sich beide Seiten über Probleme und Stärken des Kindes, in der Schule, austauschen. Dies ermöglicht einen intensiveren und persönlicheren Unterricht.

[...]


[1] vgl. Döllinger, Inge/Daumenlang, Christian (2002): Teilleistungsstörungen in der Grundschule. München: Oldenbourg Schulbuchverlag, S. 9

[2] vgl. Kowarik, Othmar/ Kraft, Johann (1973): Die Legasthenie und ihre methodische Behandlung. Definition und Abgrenzung. München, Wien: Jugend und Volk Verlag, S.17

[3] Kainz, Jana (1998): Funktionaler Analphabetismus. Funktionaler Analphabetismus: Was verbirgt sich dahinter. Stuttgart: Döbler & Rössler, S.13,

[4] Giese, Heinz; in Kretschmann, Rolf u. a.(1990): Analphabetisierung bei Jugendlichen. München: Juventa Verlag, S.13

[5] Klicpera, Christian/ Gasteiger-Klicpera, Babara (1995): Psychologie der Lese- und Schreibschwierigkeite. Der Einfluß sozialer Faktoren auf die Aneignung der Schriftsprache. Weinheim: Psychologie Verlags Union, S. 235

[6] vgl. Klicpera, Christian/ Gasteiger-Klicpera, Babara, a.a.O. S. 236

[7] vgl Ebda., S.236

[8] vgl. Ebda., S.237

[9] vgl. Klicpera, Christian/ Gasteiger-Klicpera, Babara, a.a.O., S.237f

[10] vgl. Ebda., S.238

[11] vgl. Ebda., S.241

Excerpt out of 26 pages

Details

Title
Schreibschwierigkeiten
College
University of Education Ludwigsburg
Course
Seminar
Grade
2,5
Author
Year
2006
Pages
26
Catalog Number
V74935
ISBN (eBook)
9783638737838
File size
437 KB
Language
German
Notes
Auf den Begriff "Analphabet" könnte stärker eingegangen werden
Keywords
Schreibschwierigkeiten, Seminar
Quote paper
Nadine Girrbach (Author), 2006, Schreibschwierigkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74935

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