Prävention im Gesundheitswesen - Chancen und Grenzen von Prävention und Gesundheitsförderung


Term Paper, 2004

29 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Formen der Prävention

3. Theoretische Grundlagen
3.1 Antonovskys Modell der Salutogenese
3.2 Prävention und habituelles Handeln

4. Projekte in der Primärprävention und Gesundheitsförderung
4.1 Der individuelle Ansatz
4.2 Der Setting-Ansatz
4.3 Betriebliche Gesundheitsförderung
4.4 Kampagnen für die Gesamtbevölkerung

5. Akteure
5.1 Gesetzliche Krankenversicherungen
5.2 Staatliche Akteure
5.3 Leistungserbringer / Ärzte
5.4 Betriebe / Wirtschaft
5.5 Pharmaindustrie
5.6 Patienten / Versicherte

6. Reformansätze
6.1 Bisherige Gesetzgebung
6.2 Das Präventionsgesetz 2005
6.3 Reformvorschläge

7. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In Anbetracht stetig steigender Kosten im Gesundheitswesen steht zurzeit einmal wieder die Prävention auf der politischen Agenda[1]

Neben ethischen Aspekten, welche wohl die Vorbeugung von Krankheiten der Behandlung und Heilung eindeutig vorziehen, stellt die ökonomische Sichtweise die Frage nach der Kosteneffizienz der präventiven Maßnahmen. Die aktuelle Diskussion um Kostenersparnis im Gesundheitswesen prüft also auch präventive Maßnahmen im Hinblick darauf, ob hierdurch eine Entlastung für die gesetzlichen Krankenkassen erreicht werden kann.

Präventive Maßnahmen haben jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Kostenentwicklung der Krankenkassen, vielmehr hat ein „Mehr an Gesundheit“ positive Auswirkungen auf viele gesellschaftliche Bereiche, hier sind insbesondere Wirtschaft, Unfallversicherung, Rentenversicherung etc. zu nennen.

Problematisch jedoch stellt sich insbesondere die Tatsache dar, dass nicht alle Akteure, welche ins Gesundheitswesen eingebunden sind, zwangsläufig ein Interesse an der Umsetzung präventiver Maßnahmen haben, hier sind z.B. Ärzte und Krankenhäuser zu nennen, welche am gesunden Patienten selbstverständlich kaum verdienen können: Prävention ist aus deren Sichtweise also häufig unökonomisch. Somit stellt sich die Frage, ob und wie die verschiedenen Akteure in Präventionsmaßnahmen mit eingebunden werden können, und welche Reformen hierzu nützlich sein könnten.

In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich zunächst mit den theoretischen Grundlagen der Prävention befassen, die verschiedenen Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung anhand der verschiedenen Projektformen in der Primärprävention[2] und Gesundheitsförderung aufzeigen, und schließlich die Akteure und ihre Einbindung in das Gesundheitssystem bezugnehmend auf Präventivmaßnahmen darstellen, um anschließend mögliche Reformen auf diesem Gebiet zu erörtern.

Beginnen möchte ich zunächst mit einer Definition des Begriffes „Prävention“:

„Prävention […] umfasst alle (zielgerichteten) Maßnahmen und Aktivitäten, die eine bestimmte gesundheitliche Schädigung verhindern, weniger wahrscheinlich machen oder verzögern“[3].

Im Weiteren lassen sich verschiedene Formen von Prävention unterscheiden.

2. Formen der Prävention

Zu Beginn dieser Arbeit möchte ich zunächst einige wichtige bzw. häufig verwendete Begriffe definieren:

- Primärprävention

Primärprävention ist „eine gesundheitsgerechte Verhaltensweise zur Stärkung der Gesundheit und zur Verhütung von Krankheit.“[4]

- Sekundärprävention

Sekundärprävention ist „die gezielte Früherkennung von Krankheiten z.B. von Krebs, Diabetes oder Bluthochdruck“[5].

- Tertiärprävention

Tertiärprävention ist „im weitesten Sinne die Behandlung einer Krankheit mit dem Ziel der Wiederherstellung der Gesundheit oder einer Minimierung von Folgeschäden, aber auch die Rehabilitation zur Förderung der Leistungsfähigkeit“[6].

- Verhaltensprävention

Verhaltensprävention „hat zum Ziel, eine gesundheitsfördernde Verhaltensweise zu erreichen und gesundheitsschädigende Verhaltensweisen auszuschalten. Die Verhaltensprävention ist personenbezogen.“[7]

- Verhältnisprävention

Verhältnisprävention ist „eine gesundheitsgerechte Gestaltung des Lebensumfeldes des Menschen, von der Luftreinhaltung über die Unfallverhütung im Betrieb und auf der Straße bis hin zu gesunden Wohnformen. Die Verhältnisprävention ist umweltbezogen.“[8]

- Gesundheitsförderung

In Abgrenzung zu (primär-) präventiven Maßnahmen geht es bei der Gesundheitsförderung nicht um die Verhütung einzelner, spezieller Krankheiten (Primärprävention), sondern um die Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden des gesamten Individuums. In der realen Umsetzung lassen sich beide Begriffe jedoch nicht deutlich voneinander trennen, denn das Verhindern einer möglichen Krankheit dient selbstverständlich der Erhaltung des gesamten Wohlbefindens.

Ich möchte in dieser Hausarbeit einen Schwerpunkt auf primärpräventive Maßnahmen und Gesundheitsförderung legen. Da sich beide Begriffe kaum voneinander abgrenzen lassen, werde ich sie folglich häufig synonym verwenden.

3. Theoretische Grundlagen

3.1 Antonovskys Modell der Salutogenese

In der Diskussion um Möglichkeiten der Prävention und Gesundheitsvorsorge wird häufig Antonovskys Konzept der Salutogenese als theoretische Konzeption verwandt. Das salutogenetische Konzept stellt die Frage danach in den Vordergrund, warum Menschen gesund bleiben, im Gegensatz zur pathogenetischen Fragestellung, die Ursachen von Krankheiten und Risikofaktoren erforscht[9]. In der pathogenetischen Sichtweise wird Krankheit durch organische Defekte erklärt, Gesundheit als Abwesenheit von anatomischen oder physiologischen Veränderungen definiert, die Behandlung zielt darauf ab, den Defekt zu beheben.

In Antonovskys salutogenetischer Sichtweise wird der Mensch als Handelnder nicht mehr ausgeklammert, körperliche Faktoren werden ebenso wie psychosoziale Faktoren bei der Erklärung von Krankheiten berücksichtigt.

Die zentralen Fragestellungen des salutogenetischen Konzepts können wie folgt beschrieben werden: „Warum bleiben Menschen – trotz vieler potentiell gesundheitsgefährdender Einflüsse – gesund? Wie schaffen sie es, sich von Erkrankungen wieder zu erholen? Was ist das Besondere an Menschen, die trotz extremster Belastungen nicht krank werden? […] Wie wird ein Mensch mehr gesund und weniger krank?“[10]

Als einen entscheidenden Faktor dafür, dass ein Mensch trotzt gesundheitsschädigender Einflüsse (ausgenommen physikalischer und biochemischer Einflüsse) gesund bleibt, sieht Antonovsky hierbei das „Kohärenzgefühl“ des jeweiligen Individuums. Definiert wird das Kohärenzgefühl als „eine globale Orientierung, die das Ausmaß ausdrückt, in dem jemand ein alles durchdringendes, überdauerndes und dennoch dynamisches Gefühl der Zuversicht hat, dass erstens die Anforderungen aus der inneren oder äußeren Erfahrenswelt im Verlauf des Lebens strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind, zweitens die notwendigen Ressourcen verfügbar sind, um den Anforderungen gerecht zu werden, und drittens schließlich, dass diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Investitionen und Engagement verdienen“.[11]

Das Kohärenzgefühl setzt sich aus drei verschiedenen Komponenten zusammen:

1) Das Gefühl von Verstehbarkeit
2) Das Gefühl von Handhabbarkeit / Bewältigbarkeit
3) Das Gefühl von Sinnhaftigkeit[12]

Die Stärke der Ausprägung des Kohärenzgefühls entwickelt sich in der Sozialisationsphase und kann etwa bis zum 30. Lebensjahr ausgebildet und verändert werden, danach bleibt es im Normalfall konstant.

Antonovsky nimmt drei verschiedene Wirkungsweisen des Kohärenzgefühls an. Erstens beeinflusst ein stark ausgeprägtes Kohärenzgefühl verschiedene Teile des Organismus direkt, so z.B. Immunsystem und Hormonsystem Die Ursache hierfür wird darin gesehen, dass das Kohärenzgefühl entscheidend ist für die Bewertung einer Situation, also ob ein Stressor (also ein äußerer Reiz oder Einfluss, der Stress erzeugt) als solcher wahrgenommen wird oder nicht, ob eine Situation als gefährlich oder willkommen bewertet wird.

Zum zweiten dient ein stark ausgeprägtes Kohärenzgefühl der Mobilisierung vorhandener Ressourcen, mit denen Stresssituationen erfolgreich bewältigt werden können.

Drittens geht Antonovsky davon aus, dass Menschen mit einem stark ausgeprägten Kohärenzgefühl eher in der Lage sind, sich von sich aus gesundheitsfördernd zu verhalten[13].

Neben dem Kohärenzgefühl, kommt in Antonovskys Modell den „generalisierten Widerstandsressourcen“, eine zentrale Bedeutung zu. Hiermit werden verschiedene Variablen bezeichnet, die mit dem Gesundheitszustand des jeweiligen Individuums korrelieren. Die generalisierten Widerstandsressourcen umfassen individuelle, soziale und kulturelle Faktoren[14].

[...]


[1] siehe Abschnitt 6. Reformansätze

[2] siehe S. 2

[3] Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen:, Bd. I, S. 126 f.

[4] Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung 2003, S.14

[5] Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung 2003, S. 14

[6] Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung 2003, S. 14

[7] Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung 2003, S. 14

[8] Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung 2003, S. 14

[9] Bengel 2001, S.14 f.

[10] Bengel 2001, S.24

[11] Bengel 2001, S.35

[12] Bengel 2001, S.31

[13] Bengel 2001, S.37 f.

[14] Bengel, 2001, S.34

Excerpt out of 29 pages

Details

Title
Prävention im Gesundheitswesen - Chancen und Grenzen von Prävention und Gesundheitsförderung
College
Ruhr-University of Bochum  (Sozialpolitik und öffentliche Wirtschaft)
Course
Gesundheitspolitik und Gesundheitsökonomik
Grade
1,3
Author
Year
2004
Pages
29
Catalog Number
V76190
ISBN (eBook)
9783638815420
File size
464 KB
Language
German
Keywords
Prävention, Gesundheitswesen, Chancen, Grenzen, Prävention, Gesundheitsförderung, Gesundheitspolitik, Gesundheitsökonomik
Quote paper
Katrin Wilde (Author), 2004, Prävention im Gesundheitswesen - Chancen und Grenzen von Prävention und Gesundheitsförderung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76190

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Title: Prävention im Gesundheitswesen - Chancen und Grenzen von Prävention und Gesundheitsförderung



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