Konrad Adenauer und Ludwig Erhard waren die zwei Protagonisten der ersten beiden Jahrzehnte der westdeutschen Nachkriegspolitik. Mit ihren Namen bringen die Menschen noch heute Begriffe wie „Aussöhnung mit Frankreich“, „Westbindung“ sowie „Währungsreform“ und „Wirtschaftswunder“ richtigerweise in Verbindung. Schon weitaus weniger im Gedächtnis der Menschen ist der Umstand, dass diese beiden Männer ein äußerst kritisches Verhältnis zueinander hatten. Wäre es nach Konrad Adenauer gegangen, Ludwig Erhard hätte niemals das Amt des Bundeskanzlers bekleidet.
Obwohl es zwischen Beiden auch einige Gemeinsamkeiten gab, so zum Beispiel eine antisozialistische sowie antifaschistische Grundeinstellung, wurden ihre Unterschiede seit je her um so deutlicher herausgestellt, Unterschiede, die Ludwig Erhard einmal mit den Worten umschrieb: „Er ist gotisch und ich bin barock!“1 Konkret distanzierte sich der protestantische Franke, stets optimistisch auch in seinem Menschenbild, von seinem katholischen Amtsvorgänger, der im Grunde seines Wesens ein Pessimist war, schon durch diesen Ausspruch, denn ein derartiger Vergleich wäre Konrad Adenauer wohl kaum eingefallen.
Um diese beiden Männer und ihr Verhalten besser einordnen zu können, wird eine kurze biographische Skizze dieser zwei Politiker dem Hauptteil der Arbeit vorangestellt. Dadurch sollen die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten anschaulicher herausgearbeitet werden. Darüber hinaus wird in dieser Arbeit der Frage nachgegangen werden, ob die Politik der Regierung Erhard in Wirklichkeit eine Verlängerung der Politik der Ära Adenauer darstellt oder ob sie bereits eine Phase des Übergangs (besonders in der Deutschland- und Außenpolitik) in Richtung neuer politischer Ansätze war, die später in der Großen Koalition und schließlich in der ersten sozialliberalen Koalition fortgeführt und vollendet wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hinführung und Fragestellung
- Konrad Adenauer – eine biographische Skizze
- Ludwig Erhard – eine biographische Skizze
- Der Ausklang der Ära Adenauer
- Ein Kanzler auf Zeit
- Der Rücktritt
- Politik der Mitte und der Verständigung - die Regierungserklärung Ludwig Erhards vom 18. Oktober 1963
- Die Außen- und Deutschlandpolitik zwischen Kontinuität und Wandel
- Die innenpolitische Entwicklung unter Bundeskanzler Ludwig Erhard
- Innenpolitik bis zur Bundestagswahl 1965
- Die Regierungserklärung vom 10. November 1965
- Wirtschaftskrise und Haushaltsdefizit - das Ende der Regierungskoalition
- Ausblick- die Politik der Regierung Erhard – eine Verlängerung der Ära Adenauer oder eine Phase des Übergangs?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Politik der Regierung Erhard von 1963 bis 1966 und untersucht, inwieweit sie eine Fortführung der Adenauer-Ära darstellte oder bereits eine Phase des Übergangs zu neuen politischen Ansätzen repräsentierte. Die Arbeit beleuchtet das Verhältnis zwischen Adenauer und Erhard, sowie die außen- und innenpolitischen Entwicklungen der Erhard-Regierung.
- Das Verhältnis zwischen Konrad Adenauer und Ludwig Erhard
- Die außenpolitische Ausrichtung der Regierung Erhard
- Die innenpolitische Entwicklung unter Bundeskanzler Erhard
- Die Frage nach der Kontinuität oder dem Wandel in der Politik der Regierung Erhard
- Die Bedeutung der Regierung Erhard für die spätere Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die beiden Protagonisten der ersten beiden Jahrzehnte der westdeutschen Nachkriegspolitik, Konrad Adenauer und Ludwig Erhard, vor. Dabei werden die biographischen Hintergründe der beiden Politiker beleuchtet und ihr ambivalentes Verhältnis zueinander dargestellt. Das Kapitel „Der Ausklang der Ära Adenauer“ beleuchtet den Rücktritt Adenauers und die Hintergründe dieser Entscheidung. Der Fokus liegt dabei auf den verschiedenen Faktoren, die zum Rücktritt Adenauers führten, und auf den politischen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit. Das Kapitel „Politik der Mitte und der Verständigung“ analysiert die Regierungserklärung Ludwig Erhards und seine politische Ausrichtung. Dabei wird Erhards Fokus auf die Politik der Mitte und seine Bestrebungen zur Verständigung mit den verschiedenen politischen Lagern im Bundestag beleuchtet. Das Kapitel „Die Außen- und Deutschlandpolitik zwischen Kontinuität und Wandel“ analysiert die außenpolitische Ausrichtung der Regierung Erhard und untersucht, inwieweit diese eine Fortsetzung der Adenauer-Ära darstellte oder bereits neue politische Ansätze verkörperte. Das Kapitel „Die innenpolitische Entwicklung unter Bundeskanzler Ludwig Erhard“ beleuchtet die wichtigsten innenpolitischen Themen der Erhard-Regierung, darunter die Wirtschaftspolitik, die Sozialpolitik und die Bildungspolitik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Politik der Regierung Erhard im Kontext der Adenauer-Ära und untersucht die Kontinuitäten und Veränderungen in der deutschen Außen- und Innenpolitik. Zentrale Schlüsselwörter sind: Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Regierungserklärung, Politik der Mitte, Verständigung, Außenpolitik, Deutschlandpolitik, Innenpolitik, Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Bildungspolitik, Kontinuität, Wandel, Nachkriegspolitik.
- Quote paper
- Tobias Thiel (Author), 2002, Der Rücktritt Adenauers und die Politik der Regierung Erhard 1963-1966, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76611