Fast jedes Land Lateinamerikas kann seine Geschichte von politischen Umstürzen erzählen. Trotzdem ist Chile in diesem Zusammenhang etwas ganz Besonderes. Die Härte und Brutalität, das Ausmaß an Menschenrechtsverletzungen sucht im Vergleich zu anderen Ländern Lateinamerikas seinesgleichen. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus einem Land, welches vielen Menschen Aufbruch, Emanzipation und Hoffnung versprach und viele soziale Verbesserungen in die Tat umgesetzt hatte, ein Militärstaat im Ausnahmezustand, der es verstand, innerhalb weniger Tage seit dem Beginn des Putsches, das Land komplett umzukrempeln und von allen politischen Feinden zu „säubern“. Der Putsch war gut vorbereitet – nicht nur von den politischen Gegnern innerhalb Chiles. Allen voran spielten neben anderen internationalen Interessen multinationaler Konzerne und Parteien insbesonders die Interessen der USA eine gravierende Rolle in der gemeinsamen Planung des Putsches mit chilenischen Militärs und Politikern.
Nachdem der anfängliche Ausnahmezustand mit allen Menschenrechtsverletzungen unter Aussetzung der chilenischen Verfassung sich gelegt hatte und die Diktatur sich eingerichtet hatte, folgten Jahre, in denen Chile langsam wieder salonfähig wurde. Besonders unter dem Deckmantel der sogenannten "Demokratisierung" der chilenischen Gesellschaft wurde es um Chile wieder still. Und doch ist Chile auf internationalem Terrain wieder ein politisches Thema geworden, nicht zuletzt durch den Fall Pinochet, der Jahre später fast in der ganzen Welt für Aufsehen sorgte: seine vorübergehende Verhaftung in England am 16.10. 1998 durch Garzóns über Interpol ausgestellten Haftbefehl sorgte dafür, dass Chile auf die internationale politische Bildfläche zurückkehrte und wiederum mit der Vergangenheitsbewältigung konfrontiert wurde.
Diese Arbeit greift historisch jedoch weiter zurück: sie behandelt die Epoche der Unidad Popular und untersucht die Gründe ihres Scheiterns. Sie geht ein auf die besonderen Gegebenheiten, die zum Scheitern der legal gewählten Unidad Popular von Salvador Allende geführt haben. Die politische Vorgeschichte der Unidad Popular soll beleuchtet werden, sowie die Faktoren, die zum Scheitern der Volkseinheit geführt haben. Die Ereignisse in Chile werden chronologisch aufgearbeitet und erklärt, um so die Gesamtheit der Fragestellung zu beleuchten.
Gewidmet ist diese Arbeit allen Opfern der Militärdiktatur sowie allen Menschen, die gegen das Pinochet - Regime Widerstand geleistet haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund: Chiles Entwicklung bis 1970
- Chile zur Jahrhundertwende
- Die zwanziger Jahre
- Die Weltwirtschaftskrise 1929 und ihre Folgen für Chile
- Die Epoche der Volksfront-Regierungen
- Der Kalte Krieg
- Die Zeit der politischen Experimente 1958-1973
- Das konservative Experiment (1958-1964)
- Die Revolution in Freiheit (1964-1970)
- Die Unidad Popular (1970-1973)
- Das Scheitern der Unidad Popular
- Interne Faktoren
- Opposition von links: der MIR
- Opposition von rechts: Patria y Libertad
- Die Entwicklung der ökomischen Situation
- Die Umsetzung der Reformen
- Die Rolle des Militärs
- Regierungsminderheit und legale Hindernisse beim Übergang zum Sozialismus
- Externe Faktoren
- Die ökonomischen Interessen der USA – die multinationalen Konzerne
- Das Wirken des CIA in Chile
- Die Zusammenarbeit der chilenischen und nordamerikanischen Militärs: Die Pakte über Militärhilfe (PAM)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Scheitern der Unidad Popular in Chile und untersucht die ausschlaggebenden Faktoren, die zu ihrem Fall führten. Sie beleuchtet die politische Vorgeschichte der Unidad Popular, analysiert die inneren und äußeren Kräfte, die zur Destabilisierung des Landes beitrugen, und betrachtet die Rolle der USA in diesem Prozess. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Ereignisse in Chile zwischen 1970 und 1973 zu zeichnen und zu ergründen, welche Faktoren letztendlich den Militärputsch und das Ende der Unidad Popular bewirkten.
- Die politische Vorgeschichte der Unidad Popular in Chile.
- Die inneren Faktoren, die zum Scheitern der Unidad Popular beitrugen.
- Die äußeren Faktoren, die das Scheitern der Unidad Popular beeinflussten.
- Die Rolle der USA im Kontext der chilenischen Politik und der Destabilisierung der Unidad Popular.
- Die Analyse des Militärputsches und seiner Folgen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über den politischen Kontext in Chile, insbesondere über die Besonderheiten der chilenischen Geschichte im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Zeit der Unidad Popular und die Gründe für ihr Scheitern.
Das zweite Kapitel behandelt den historischen Hintergrund Chiles und beleuchtet die politischen und ökonomischen Entwicklungen des Landes bis 1970, einschließlich der Weltwirtschaftskrise, der Volksfront-Regierungen und der Zeit der politischen Experimente.
Kapitel drei befasst sich direkt mit dem Scheitern der Unidad Popular.
Kapitel vier analysiert die internen Faktoren, die zum Scheitern der Unidad Popular beitrugen. Es betrachtet die Opposition von links und rechts, die ökonomischen Schwierigkeiten, die Umsetzung der Reformen, die Rolle des Militärs und die Schwierigkeiten beim Übergang zum Sozialismus.
Das fünfte Kapitel untersucht die externen Faktoren, die das Scheitern der Unidad Popular beeinflussten, insbesondere die ökonomischen Interessen der USA und die Rolle des CIA in Chile.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Scheiterns der Unidad Popular in Chile. Daher stehen die folgenden Themen und Konzepte im Vordergrund: Unidad Popular, Militärputsch, Salvador Allende, Augusto Pinochet, politische Vorgeschichte, interne Faktoren, externe Faktoren, Rolle der USA, CIA, multinationale Konzerne, politische Opposition, ökonomische Entwicklungen, Sozialismus, Menschenrechtsverletzungen, Militärdiktatur.
- Citar trabajo
- Daniel Kretschmer (Autor), 2002, Das Scheitern der Unidad Popular in Chile. Darstellung und Analyse der ausschlaggebenden Faktoren, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7715