Die SS - ein Instrument im totalitären NS-Staat


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2002

22 Pages, Note: 1,7


Extrait


Gliederung

I. Die SS ein weites Feld

II. Der strukturelle Aufbau der SS
1. Die Allgemeine SS
2. Sicherheitsdienst und Polizei
3. Die Verfügungstruppe von 1933 – 1939
4. Die SS Totenkopfverbände
5. Gemeinsamer Zweck

III. Die Weltanschauung der SS
1. Die SS, ein Instrument zur Umsetzung weltanschaulicher Gedanken der NS-Führer
2. Die SS, Dienerin des Reichsgedankens
a) Individuum und Geschichte
b) Ahnenverehrung
c) Die Antike, Vorbild für die SS
d) Heroisierung der deutschen Geschichte
3. Die SS, ein Instrument zur Wegbereitung eines neuen Glaubens
4. Die SS, Elite des Rassengedankens
a) Die Nordische Rasse als Schönheitsideal
b) Rassische Auslesebestimmungen innerhalb der SS
c) Die Stellung der deutschen Frau

IV. Die SS, Instrument des Völkermordes

V. Die SS, Instrument der Expansionspolitik

I. Die SS ein weites Feld.

„Wenn alle untreu werden

so bleiben wir doch treu,

daß immer noch auf Erden

für euch ein Fähnlein sei.

Gefährten unserer Jugend

ihr Bilder besserer Zeit –

die uns zu Männer Tugend

und Liebestod geweiht.“[1]

Diese romantisch verklärte Strophe, des von Max von Schenkendorfs im Jahre 1814 geschriebenen Gedichts, wurde vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler zum Treuelied seines Ordens erhoben. In seiner stark expressiven, bildhaften Sprache zum Bekenntnis des Irrationalismus[2], ist es Symbol einer Radikalisierung der Gemeinschaftssehnsucht, hin zu einem erwachenden Mythus, den Alfred Rosenberg als neue Religion begreift. „Der mit hellsten Wissen verkörperte Glaube, daß das nordische Blut jenes Mysterium darstellt, welches die alten Sakramente ersetzt und überwunden hat.“[3] Als Speerspitze dieses Sendungsbewußtsteins verstand sich die SS(Schutzstaffel), „als ein nationalsozialistischer Orden nordisch bestimmter Männer“[4], als eine Blutgemeinschaft, die lebt, „ohne die Notwendigkeit einer intellektuellen Rechtfertigung zu empfinden“[5].

Als ein Produkt der „Konservativen Revolution“[6], verbunden mit einer Geisteshaltung im Zeichen der „vulgären Lebensphilosophie“[7] stellt die SS auch heute noch ein schier unerschöpfliches Thema dar, bei dem es schwierig scheint die Entwicklungsgeschichte des Ordens auf einen kurzen Nenner zu bringen.

„Von der Leibwache eines zunächst wenig erfolgreichen Politikers zur Parteipolizei der NSDAP, von der Parteipolizei zur innenpolitischen Schlüsselgewalt im deutschen Reich; von der innenpolitischen Schlüsselgewalt zu einem wichtigen Faktor der deutschen Kriegsführung, zum Herren über weite Teile des von Deutschland besetzten Europas und zum Vollstrecker des Völkermords.“[8].

Der häufige Funktionswechsel der SS kennzeichnet sowohl die Organisation als vielseitiges Instrument der NS-Bewegung, als auch die weite Bandbreite ihres Wirkens. „Es ist die Geschichte von Idealisten und Verbrechern, von Ehrgeizigen und Romantikern. Es ist die Geschichte eines Männerordens, wie er phantastischer nicht gedacht werden kann.“[9]

Das große Spektrum von Beweggründen zum Beitritt in die SS, verdeutlicht warum die SS zur Legende wurde und weist gleichzeitig auf einen wichtigen Sachverhalt hin. Die eine „SS“ wie viele behaupten (siehe Abb.1) hat es nicht gegeben, sondern eine Vielzahl von Organisationen staatlicher oder halbstaatlicher Natur, zum Teil nicht nur mit der SS, sondern auch mit der NSDAP verwoben. Gemeinsam war ihnen: Sie unterstanden dem am 6.Jan.1929 von Hitler zum Reichsführer-SS berufenen Heinrich Himmler (Abb.2), der 10 Jahre vor seinem Amtsantritt noch wie folgt beschrieben wurde:

„Niemand hätte in dem freundlichen, hilfsbereiten und ein bißchen langweiligen Studiosus, der auf Münchner Kostümbällen als Türkensultan Abdul Hamid auftrat, eine Dame namens Maja Loritz unglücklich liebte und nach kulinarischen Genüssen lechzte, den späteren Exekutor des Massenmordes erkannt.“[10]

Die Palette der „Ordens-SS“ war verwirrend: Lebensborn e.V. und KZ-Wachtruppe, Sicherheitsdienst (SD) und Geheime Staatspolize (Gestapo), KZ-Verwaltung und Polizeiverbände, Allgemeine SS und die militärischen Verbände der Waffen-SS, die unter dem Kommando der Wehrmacht kämpften.

Der multifunktionale Grundsatz, der dazu neigte beinahe alle gesellschaftlichen Gewaltbereiche in sich zu vereinigen[11] um effektives Instrument des NS-Staates zu sein, soll vorerst an Hand der wesentlichen organisatorischen Gliederung des „Ordens“ erläutert werden:

- Allgemeine SS
- Sicherheitsdienst und Polizei
- Waffen-SS
- SS-Totenkopfverbände

II. Der strukturelle Aufbau der SS

(Abb.3)

1. Die Allgemeine SS

Die Geburtsstunde der Schutzstaffel ist mit dem Beginn des Jahres 1929 verbunden, als Heinrich Himmler zum Chef einer 280 Mann starken Schutztruppe Hitlers ernannt wird.

„Bis 1933 gab es keine offiziell anerkannten Zweige der SS, die einfach eine Gruppe, freiwilliger politischer Soldaten war. Im Laufe der folgenden Jahre spaltete sich jedoch aus dem ursprünglichen Kern eine Anzahl spezialisierter Gliederungen von Berufs-SS Männern ab. Infolge dessen erhielt die Stammtruppe die Bezeichnung `Allgemeine SS´ . Sie bestand aus allen SS-Männern, die nicht einer der Sonderformationen angehörten.“[12]

Die Allgemeine SS mit ihren rassischen Auslesegesetzen , ihrer weltanschaulichen Schulung, ihren harten Eheschließungsvorschriften und ihren eindrucksvollen schwarzen Uniformen betrachtet man als geistigen Ursprung für alle späteren Aufgabenbereiche der SS.

Zu Beginn des Krieges verlor die Allgemeine SS schnell an Bedeutung, da die Mehrheit ihrer Mitglieder nun in der Waffen-SS bzw. Wehrmacht diente.

2. Sicherheitsdienst und Polizei

Im Jahr 1931 entstand auf Himmlers Wunsch ein nicht offizieller SS Sicherheitsdienst (SD), der am

9. Juni 1934 unter der Leitung des ehemaligen Marineoffiziers Reinhard Heydrich die Aufgabe einer offiziellen Nachrichten- und Abwehrorganisation der NSDAP übernahm. Schon lange Zeit war es Himmlers Zielvorstellung „ein einheitliches Staatsschutzkorps“ neuer Prägung zu schaffen. „In ihm sollten die Schutzfunktionen gegenüber der `Bewegung´(SS) und jene gegenüber dem Staate

(Polizei) zum untrennbaren Ganzen werden.“[13] Am 17. Juni 1936 ging Himmlers Wunsch in Erfüllung. Hitler ernannte ihn zum Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei. „ Mit dieser Verklammerung von Polizei und SS war der wichtige Schritt getan, die Polizei in ein Instrument der Führergewalt umzuwandeln.“[14]

In diesem Sinn unterteilte man die Polizei in die Ordnungspolizei (Orpo) und in die Sicherheitspolizei (Sipo).

Die Ordnungspolizei, bei der nur wenige Mitglieder der SS-Männer gewesen sind, „war uniformiert und bestand aus der Schutzpolizei, der Gendarmerie und der Gemeindepolizei. Die Sicherheitspolizei trug in der Regel Zivil und bestand aus der Reichskriminalpolizei (Kripo) und der Geheimen Staatspolizei (Gestapo)“[15]

„Die Gestapo konnte willkürlich und ohne Gerichtsbeschluß vermeintliche und tatsächliche Gegner des Reiches und andere unerwünschte Personen verfolgen und verhaften, in Schutzhaft nehmen und in Konzentrationslager einweisen. Rechtliche Schritte gegen solche Maßnahmen waren unmöglich.“[16]

Den Befehl über die Sicherheitspolizei übertrug Himmler dem SS Obergruppenführer Reinhard Heydrich, der aufgrund seines Doppelamtes den Titel ´Chef der Sicherheitspolizei und der SD` erhielt.“

Im Zuge dieser Reform fasste Himmler die Einheiten Gestapo, Kripo und SD zu einem neuen SS Hauptamt zusammen, das den Namen ´Reichssicherheitsamt` (RSHA) erhielt.

„Heydrich hat dieses Amt bis zu seiner Ermordung am 4. Juni 1942 innegehabt. Sein Nachfolger war bis Kriegsende SS Gruppenführer Ernst Kaltenbrunner.“[17]

Das Reichssicherheitsamt übernahm die spätere gesamte Verwaltungstätigkeit der sogenannten ´Endlösung der Judenfrage`. Die Mordkommandos (Einsatzgruppen A,B,C,D) die sich primär aus Einsatzgruppen der Gestapo , der Kripo und des SD zusammensetzten, übernahmen die „Massenerschießungen von Juden und anderen im Rücken der in die Sowjetunion einmarschierenden deutschen Armeen.“[18]

[...]


[1] Max von Schenkendorf, Wenn alle untreu werden, 1814

[2] Wegner Bernd, Hitlers politische Soldaten, Paderborn 1983, S.27 f.;

[3] Rosenberg Alfred, Der Mythus des 20.Jahrhunderts, München 1941, S.114;

[4] Wegner Bernd, Hitlers politische Soldaten Wenn alle untreu werden, 1814

[4] Wegner Bernd, Hitlers politische Soldaten, Paderborn 1983, S.27 f.;

[4] Rosenberg Alfred, Der Mythus des 20.Jahrhunderts, München 1941, S.114;

[4] Wegner Bernd, Hitlers politische Soldaten, Paderborn 1983, S.38;

[5] Sontheimer Kurt, Antidemokratisches Denken, München 1978, S.57;.

[6] Sontheimer Kurt, a.a.0., ...diese Revolution wird die Auflösung der abendländischen Menschheit verhindern, sie wird eine neue Ordnung, ein neues Ethos, eine neue abendländische Einheit unter deutscher Führung begründen. S.120;

[7] Sontheimer Kurt, a.a.0., S.56;

[8] Die Waffen-SS, Das Buch zur Serie im Ersten, Berlin 1998, S.9;

[9] Höhne Heinz, Der Orden unter dem Totenkopf, Augsburg 1994, S.18;

[10] Höhne Heinz, a.a.O., S.37;

[11] nach Wegner Bernd, a.a.O., S.130;

[12] Stein Georg H., Geschichte der Waffen-SS, Düsseldorf 1967, S.XII-VIII;

[13] Wegner Bernd, a.a.O., S. 111;

[14] Taschenbuch Nr. 4 des PDI, Die SS ein 4. Wehrmachtsteil , München 1979, S. 26;

[15] Georg H. Stein, a.a.O. S. XIV;

[16] Microsoft Encarta 98, Enzyklopädie;

[17] Stein H.George, a.a.O. S. XIV;

[18] Stein H. George, a.a.O., S. XIV;

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Die SS - ein Instrument im totalitären NS-Staat
Université
University of Regensburg  (Institut für Geschichte)
Note
1,7
Auteur
Année
2002
Pages
22
N° de catalogue
V7733
ISBN (ebook)
9783638148917
ISBN (Livre)
9783656059820
Taille d'un fichier
544 KB
Langue
allemand
Mots clés
Instrument, NS-Staat
Citation du texte
Michael Scheuerer (Auteur), 2002, Die SS - ein Instrument im totalitären NS-Staat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7733

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