Die Mannigfaltigkeit des Selben im Diskurs der Moderne

Über ähnliche Aussagen und deren diskursive Formation zwischen Geisteswissenschaft und Poesie im Lichte des kulturwissenschaftlichen Denkens


Mémoire de Maîtrise, 2003

104 Pages, Note: 1,1


Extrait


Inhalt

Vorwort und Initiation

Lagebericht über Moderne und Diskursivität

a Saussures Außen der Schrift und die identische Differenz

b Wittgensteins Orientierung im Netz

c Heideggers Glaube an die rettende Gefahr des Selben

d Derridas Geflecht der webenden Diskurse

e Foucaults ordentliche Unterwerfung des Diskurses

f Deleuze’ denkende Mannigfaltigkeit des Rhizoms

g Serres’ Selbstorganisation der komplexen Archive

h Ecos Labyrinthe ähnlicher Texte und Enzyklopädien

i Bachelards poetischer Raum der Episteme

j Blanchots verschwommener Tod des Autors

k Jabès’ endloses Buch der Wüstenschrift

l Baudrillards medialer Rest im anderen Selben

AnSchluß

Bibliographie

Vorwort und Initiation

Unter einer Mannichfaltigkeit oder Menge verstehe ich nämlich allgemein jedes Viele, welches sich als Eines denken lässt […].

Cantor, Grundlagen einer allgemeinen Mannichfaltigkeitslehre , 1883.

Auf die Frage „Was ist ein Diskurs und was wollen uns die Dichter und Den- ker sagen?“ kann mit vorliegender Arbeit nicht geantwortet werden. Meine Frage lautet „Wie macht sich das Sagen zwischen Aussagen des geisteswis- senschaftlichen Diskurses und metaphorischen Konstellationen der Poesie bemerkbar?“ Wie läßt es sich kulturwissenschaftlich denken und analysie- ren? Eines der wichtigsten Eingeständnisse der modernen Geisteswissen- schaften ist, daß epistemologische Zentren wie ein kognitives Selbst, zu ver- vollkommnende Erfahrung und das Suchen nach letzten Wahrheiten an Be- deutung verlieren. Ein literatur- und diskurstheoretisch reformuliertes Inter- esse am Text will also nicht Interpretieren und Dekonstruieren.1 Vielmehr will ein solches Interesse abendländische Denktraditionen perforieren, indem es diskursive Zentren zum einen identifiziert und zum anderen Formationen ähnlicher Aussagen ihrer Struktur nach differenziert und analysiert. Hierbei erweist sich der topologische Diskurs als sinnvolles epistemologisches Werk- zeug, das der Gefahr einer begrifflichen Beliebigkeit bzw. interpretativer Will- kür vorbeugt.

Die Kapitel sind historisch geordnet nach Autoren der Sprach-, Kultur- und Literaturphilosophie des zwanzigsten Jahrhunderts. Diese Auswahl ist metho- disch notwendig, um möglichst viele einflußreiche Denkrichtungen der geist- wissenschaftlichen Moderne und Postmoderne einzufangen. Eine zentrale Aussage der verbalinspirierten Existenzphilosophie Heideggers lieferte hierzu die Initiation. So unmöglich es ist, das Sein des Selben zu identifizieren, of- fenbaren sich dennoch erkennbare Strukturen der Wiederholung im diskursi- ven Sprechen der Sprache, d. h. im Sagen des Denkens an sich.

Diese bleibende und in ihrem Bleiben auf den Menschen wartende Ankunft des Seins je und je zur Sprache [zur Schrift] bringen, ist die einzige Sache des Denkens. Darum sagen die wesentlichen Denker stets das Selbe . Das heißt aber nicht: das Gleiche . Freilich sagen sie dies nur dem, der sich darauf einläßt, ihnen nachzuden- ken. […] In das Gleiche flüchten ist ungefährlich. Sich in die Zwietracht wagen, um das Selbe zu sagen , ist die Gefahr.2

Topologische Begriffe wie Ort, relative Lage, Rand, Dimension, Faltung und Mannigfaltigkeit sowie Hier und Anderswo bilden die terminologische Grundlage meiner Analyse. Die danach zu befragenden Begriffspaare sind beispielsweise Aussage - Gedanke, das Selbe - das Andere, der Diskurs - das Diskursive und das Innen - das Außen.

Jacques Lacan und Friedrich Nietzsche können nicht zu thematisierende Autoren meiner Arbeit sein. Lacans Psychoanlayse des Subjektes formiert für sich einen hysterischen Diskurs, also den nicht erkenntniserweiternd inte- grierbaren Rand eines wissenschaftlichen Diskurses. Nietzsches so genannte Negativitätsphilosophie operiert im Poetischen und ist deshalb an dieser Stelle nicht produktiv diskursivierbar bzw. nur sehr schwer analysierbar.3

Lagebericht über Moderne und Diskursivität

More than half of modern culture de- pends on what one shouldn’t read.

Wilde, Importance of Being Earnest.

Die Moderne beginnt spätestens mit dem ideengeschichtlichen Gebrauch des Wortes modern . Die begrifflichen Wurzeln dieses Gebrauchs reichen selbstver- ständlich weiter zurück.4 Der Begriff die Moderne wurde von Eugen Wolff 1887 in Die Moderne, zur Revolution und Reform der Literatur programmatisch geprägt für die naturalistische Literatur seiner Zeit. Literaturtheoretisch prä- zisiert hat Wolff diesen Begriff 1888 in dem Aufsatz Die jüngste deutsche Lite- raturströmung und das Prinzip der Moderne . Darin treffen sich in einem Wirts- haus je ein Ästhetiker, Alltagsmensch, Idealist, Moralist, Naturalist und Na- turwissenschaftler zu einem biederen Herrenabend, der mit der Frage „Was will die Dichtung?“ eröffnet wird. Nach einem vierzigseitigen argumentativen Disput über den aktuellen Stand der Literatur bezüglich der Geistes- und Na- turwissenschaft, greift der Wirt, ein Literaturhistoriker namens Eugen Wolff, in dem Moment ein, als der Ästhetiker verzweifelt ruft:

„Halt! […] Wozu die vielen Worte? Sage uns endlich mit einem Namen, was dein ge- priesenes neues Ideal, das Prinzip deiner neuen Dichtung ist.“ […] Als man nun von allen n: „Ein Wort! Ein Ideal!“ rief, sagte der Hausherr [Literaturhistoriker]: „Nun gut, so nenne ich im Gegensatz zur Antike das moderne Ideal: Die Moderne . […] Der Einfluß der Antike auf unser Leben ist zu Ende. Das Leben ist nicht die Schule, das Leben ist nicht das Buch, das Leben ist - das Leben. […] „Die Poesie der Alten war die des Besitzes , die unsrige ist die der Sehnsucht .“ [Schlegel, Vorle- sungenüber dramatische Kunst und Literatur , (1809, Leipzig 1932, Bd. 1, S. 13] Und singen Shakespeares Hexen nicht: „ Schön ist wüst und wüst ist schön! “ [ Macbeth , 1. Akt, 5. Scene]. […] In dem modernen Leben scheint mir vor allem die Aufgabe ange- wiesen, die mechanischen Errungenschaften [Industrie der Dampfmaschine] zu geis- tigen Gütern umzuwerten, aus dem neuen Leben die neue Idee zu abstrahieren.5

Mit dem Aufsatz Dieüberwindung des Naturalismus verhalf Hermann Bahr diesem Kunstprinzip der Sehnsucht 1891 zur programmatischen Durchset- zung. Drei weitere mit dem Wort Moderne überschriebene Aufsätze aus den Jahren 1890/91 bilden in diesem Sinne das Manifest der modernen Literatur und Geisteswissenschaft. Im Stile biblischer Propaganda glaubt Bahr in- brünstig an einen gegenwärtigen Neubeginn, der das Innen des Geistes von finsterer, verlogener Vergangenheit reinigt. Der wirkliche Segen kann für ihn danach nur aus der äußeren Realität der Industrie, der Dampfkraft, der Elek- trizität und des Kapitals empfangen werden. Diese neue Kunst des Bedenkens und Erlebens der Umwelt will neue Religion sein oder alles Denken nivellie- render Wahn.

Es kann sein, daß wir am Ende sind, am Tode der erschöpften Menschheit, […]. Es kann sein, daß wir am Anfange sind, an der Geburt einer neuen Menschheit, […]. Diese Auferstehung, glorreich und selig, das ist der Glaube der Moderne. […] Das Leben hat sich gewandelt, […]. Aber der Geist blieb alt und starr […]. Wir wollen werden, was unsere Umwelt geworden. […] Gegenwart wollen wir sein. […] Draus- sen, in dem Gewordenen von heute ist die Erlösung. Innen, in dem Überlieferten von gestern, ist der Fluch. […] Bis der neue Geist wird, […]. Bis die Lüge in uns, das Anderssein, anders als der Dampf und das Elektrische, erwürgt ist. Wir haben nichts als das Außen zum Innen zu machen, [… und] Eigentum erwerben. […D]er Einzug des auswärtigen Lebens in den innern Geist, das ist die neue Kunst. […] Und es wird die neue Religion sein. Denn Kunst, Wissenschaft und Religion sind DASSELBE.6

Heinrich Hart propagiert in ähnlich religiösem Ton das Ziel der Moderne. Be- züglich der Unsicherheiten einer theoretischen Begriffbestimmung zum ge- genwärtigen Stand der als teleologisch aufgefaßten Entwicklung des christli- chen Abendlandes, verweist Harts Utopie einer Epoche, „die nur noch Werk- zeuge fertigt, aber keine Waffen“7, lediglich auf die explizite Abgrenzung von der Antike. In seinem Sinne währte sie über die Aufklärung als Überschät- zung des Fernen und Fremden sowie über die Romantik als Unterschätzung des Naheliegenden und Bekannten hinaus. Für die moderne Literatur bedeu- tet dies eine zunächst dichterische Aneignung der aktuellen und diesseitigen Lebenswelt, vor allem der des Fortschritts der Naturwissenschaft und des sich ankündigenden Sozialismus. Nötig dafür sei eine neue Individuation des Ein- zelnen.

Die Antike ringt in den letzten Todeskrämpfen, die Moderne hebt sich jugendlich empor. […] Sie überschätzte das Fernliegende, das Unbekannte und unterschätzte das Naheliegende, das Bekannte. […] Ohne Zweifel gemahnt Plato und Kant […]. Und doch ist es etwas anderes, diese Tatsache [Gegensatz von Idee - Wirklichkeits- form, Ding an sich - Welt der Erscheinung] mit den offenen und klaren Augen des

Wachen zu sehen, als mit den Augen des halbwachen Träumers. […] Kopernikus und Kepler, Bacon und kant, Darwin und Bunsen […]. Sie haben uns die letzte Binde von unseren Augen genommen und nun ist es an uns, zu denken [Wissen- schaft], zu empfinden [Kunst], zu handeln [Politik], wie es Sehenden geziemt. […] Schon ist es ein Tagesklatsch geworden, daß die Masse sich lockert, nach Indivi- duation ring [vgl. Principium individuationis, in: Schopenhauer 1986, 173, § 23]. […] Der Sozialismus wäre dann eine notwendige Durchorganisation zu einem ge- sunden Individualismus gewesen [Eindrucksvolles Beispiel für eine Utopie als Futu- rum exactum oder Futur 2]. - Nicht minder deutlich tritt die Hinwendung zur Mo- derne in der Literatur hervor. Sie steht im engsten Zusammenhang mit Erkenntnis , welche unser Jahrhundert gewonnen hat. Der Übergangsmensch und der Zu- kunftsmensch [vgl. Nietzsches Unzeitgem äß e Betrachtungen und Die fröhliche Wis- senschaft ] sind literarische Ideale geworden […]. Die Moderne kann sich nicht offe- ner ankünden. […] Ihre Wurzeln finden sich bei Shakespeare und Goethe. Sie sind die Propheten der Moderne. […] Das Ziel sei gesteckt, der Weg begonnen! […] Das Ziel der Moderne ist es, das Menschliche zum Göttlichen heraufzubilden.8

Diesen Worten zufolge hat die Moderne nach zwei Weltkriegen sowie religiös und wirtschaftlich motiviertem internationalen Terror bis heute nicht begon- nen. Weniger dramatisch aber dennoch programmatisch versucht Friedrich Michael Fels 1891 eine weitgehend an der Wiener Moderne orientierten Standortbestimmung der Gegenwartsliteratur. Im Festhalten an das histori- sche Prinzip vom stetigen Werden und Überwinden wendet er einerseits den Dekadenzbegriff ins Positive. Andererseits kann er sich in Anerkennung der Divergenz verschieden ausgeprägter Literaturströmungen nicht vom vorherr- schenden Naturalismusbegriff lösen. In dieser systematischen Engführung of- fenbart sich flexible Beliebigkeit als Programm: „Programm- und Orientie- rungslosigkeit werden zum richtungsweisenden Programm erhoben.“9 Mit sei- nem ironischen Verweis auf die Unschärfe der zu erwartenden Inhalte will Fels vor allem auf die phänomenale Form der neuen Kunstrichtungen auf- merksam machen.

Die Vorwürfe, die von den Anhängern der älteren Kunstrichtung gegen uns erhoben werden, laufen im Grunde immer auf den einen hinaus: daß wir keine Achtung ha- ben vor dem Bestehenden, daß wir einreißen und nur einreißen […] Aber auf der anderen darf niemals übersehen werden, von welchem Standpunkte aus und zu welchem Endziele dies alles geschieht. […] Wir stehen an der Grenzscheide zwei- er Welten […]. Das ist das dekadente Bekenntnis […]. Man hat ja immer und stets die Erfahrung gemacht, daß jede neue Generation ihren Vätern dekadent erscheint, […]. Die moderne Anschauung deckt sich hier mit der biblischen vom ersten Sün- denfall. […] Es kam dann schon der Mann [Nietzsche], der ebenso gewissenlos, das

Gewissen der Zeit spielte. […] Die Unhaltbarkeit der literarischen Zustände hat sich auch herausgestellt, […]. Wenn diese neue Kunst [beispielsweise Impressionismus und Symbolismus] wirklich eine Form hätte, die wir nur nicht erkennen, weil sie neu ist wie ihr Inhalt […]. Das neue Schlagwort […] heißt Naturalismus. […] Aber die uns getauft haben, haben glücklicherweise den Begriff so weit gezogen, […]. Naturalist ist schließlich jeder. […] Naturalist ist jeder gute Dichter, […]. Die neue Literatur [hat] hervorgebracht Beachtenswertes, sei es nun naturalistisch oder neuidealistisch, symbolistisch oder impressionistisch […]. Das Zeugnis werden sie uns nicht versagen können: daß wir uns, […] wenigsten in dem einen konsequent geblieben sind: in der großen Inkonsequenz […], unserem künstlerischen Programm.10

Fast ein Jahrzehnt nach diesen programmatisch-enthusiastischen Initiatio- nen resümiert der Wiener Jurist und Theaterdirektor Max Burckhard 1899 erste erkennbare Strukturen des Modernen eher kritisch. Das Wort modern war längst zum prominenten, also modischen Reizwort der Epoche geworden. Mehr noch, dessen inflationärer Gebrauch führte dazu, daß es „bereits zum integralen Bestandteil dieses Diskurses geworden“11 war und deshalb eine De- finition des Modernen an sich unmöglich machte. In kritischer Analogie zum Begriff Evolutionsdruck innerhalb des Modells der von Darwin 1859 und 1871 formulierten Evolutionstheorie versteht Burckhard das Phänomen der Diskur- sivierung prozessual und dynamisch. Die Propagandisten der Moderne bega- ben sich danach in die synchrone Fatalität eines um seiner selbst willen arti- kulierten Fortschrittsglaubens. Dem daraus resultierenden Innovationsdruck scheint nun keine sowohl künstlerische als auch geisteswissenschaftliche Be- strebung mehr entgehen zu können.

Es ist eines der modernsten Worte, das Wort modern . […] Und der, zu dem wir re- den, weiß auch gleich, was wir meinen. Wirklich? Weißer das? Wissen wir es selbst? Der Hörer und der Sprecher wissen nur, daß in ihnen beiden dieselben oder doch ziemlichähnliche Vorstellungen und Gedankenreihen berührt und erweckt wer- den, wenn das Wort modern angeschlagen wird. […] Was ist also modern? […] Das Wort modern ist über seinen ursprünglichen Begriff hinausgewachsen [hin zu ei- nem selbsttätig prozessierenden Diskurs], […], es ist der Ausdruck geworden für die Empfindung von der Notwendigkeit des entwicklungsgeschichtlichen Fortschritts. […] Anders will er [der Moderne Mensch, Künstler, Wissenschaftler] alles machen, als es bisher war. […] Darum ist er ein Revolutionär auf dem Gebiete, auf das er sich wirft. […] Mögen die Alten [Konservativen, Romantiker, Naturalisten] noch so überzeugt sein, daß es ein Irrweg ist, auf den die Modernen drängen, […] darum bleibt die Moderne doch das treibende Prinzip des Fortschrittes.12

Zweifel an der gesellschaftlichen und erkenntnistheoretischen Bedeutung der modernen Geisteswissenschaften folgten. Bis heute befinden sie sich im Spannungsfeld zwischen ihren Ursprüngen der aufklärerischen Moderne des achtzehnten Jahrhunderts und ihrer postmodernen Transformation seit Ende der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. In ihrem Wissenschafts- verständnis sind Geisteswissenschaften grundsätzlich grenzüberschreitend und interdisziplinär. Ihre wesentliche Methode ist die der Verfremdung, d. h. Diskursivierung als kritische Distanzierung des Allzu-Nahen . Die phänomenal positiven Gegenstände traditioneller Geisteswissenschaft spielen dann eine sekundäre, aber dennoch nicht unbedeutende Rolle. Innerhalb der sich so entfaltenden Theoriebildung über historisch-kulturelle Wirklichkeiten eta- blierte sich die Kulturwissenschaft, einschließlich ihrer Methodenvielfalt, zur modernen Geisteswissenschaft par excellence.13

Auch wenn die Sehnsucht nach Wahrheiten und anhängenden Diskurszentren, vor allem die der Philosophie, seit spätestens der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu sterben beginnt, und statt dessen die einsetzende Dissemination oder das Flottieren und Supplemetieren dieser erkenntnistheoretischen Fluchtpunkte akzeptiert wird, so schieben sich beispielsweise bei Dietmar Kamper symptomatisch topographische Metaphern unter die methodischen Verfremdungen, d. h. Diskursivierungen.

Wir haben uns angewöhnt, von Geisteswissenschaften wie von Geisterwissenschaf- ten zu sprechen. Ähnlich wie Geisterstädte sind sie nicht mehr bewohnbar, aber es gibt sie noch, und man kann, indem man sie durchstreift , sehr viel von dem entde- cken, was einmal Gegenstand wissenschaftlichen Interesses gewesen ist. […] Man hat im Gegenteil Grund zu der Annahme, daß es die genuinen Gegenstände der Geisteswissenschaft gar nie gegeben hat, daß sie mit den Einsatz der Wissenschaf- ten konstruiert wurden und dann nach und nach abgebaut [analysiert] worden sind. […] Die Gegenstandslosigkeit [der modernen Geisteswissenschaft ist] ein Ef- fekt der Arbeit am Gegenstand und das Wissen des Effekts muß endlich in die Wis- senschaften selbst rückgekoppelt werden.14

Genau hier beginnt das Selbstverständnis der Kulturwissenschaft als inter- disziplinäre Wissenschaft: Strukturen dieser Wissenseffekte zu erkennen, zu beschreiben und epistemologisch zu deuten, nicht zuletzt abseits philosophi- scher Hermeneutik. Doch liegt hierin eben auch die Gefahr. Jede kulturwis- senschaftliche Analyse solcher Sinneffekte kann „zu Tode Verstandenes pro- duzieren, das in gar keiner Weise mehr integriert werden kann,“15 d. h. kei- nem Diskurs erkenntniserweiternd zuschreibbar ist und im medialen Rau- schen aufgrund eines nicht identifizierbaren Diskursiven an sich untergeht. Der Philosophin Elisabeth List zufolge, glaubt die Geisteswissenschaft Philo- sophie, einer solchen Einengung des Denkens zu entgehen, wenn der Separa- tismus von Geistes- und Naturwissenschaft aufgehoben würde. Zum einen ist die Grenze zwischen beiden Wissensbereichen jedoch schon mit der Verab- schiedung deterministischer und mechanistischer Modelle in den Naturwis- senschaften perforiert. Zum anderen zeichnet sich hier ein nicht nur termino- logischer zu verstehender

Paradigmenwechsel von der Geistes- zur Kulturwissenschaft [ab]. [Er] manifestiert sich insbesondere in der Rolle bestimmter Konzepte und Themen, die das intellek- tuelle Profil der geisteswissenschaftlichen Disziplinen und ihre theoretische Archi- tektonik entscheidend verändern. Es geht aber unter der Devise „Vom [hegeliani- schen] Geist zur Kultur“ nicht um die „Austreibung des Geistes aus den Geisteswis- senschaften“ [Kittler (Hg.), Stuttgart 1980], sondern um die Thematisierung der Ma- terialität [als Medialität und Textualität] und die konkreten soziohistorischen Kon- texte seiner kulturellen Manifestation.16

Philosophie als Geistes- oder Kulturwissenschaft ist danach selbst Teil des modernen Netzwerkes diskursiver Streifzüge durch Kampers Geisterstädte, d. h. durch Gewebe von Texten, Abhandlungen, Methoden und Systemen, in denen das Denken sich notwendig stets neu zu orientieren sucht. Der gegenwärtigen Kulturwissenschaft stellt sich also die paradoxe Aufgabe,

diese Supplementarität in die Zentralität ihrer Ursprünge einzutragen […] in einer Lektüre, die streng genommen von innen her nicht erfolgen könnte, in einer Lektü- re, die nicht bloß Kommentar und Darstellung, sondern - viel wichtiger - Philoso- phieren selbst ist.17

Vor dem Hintergrund dieser endlosen Re-Lektüre rückt zwingend die Proble- matik des Verhältnisses von Philosophie und Poesie ins Zentrum, der sich eine zentrale Denkrichtung der Kulturwissenschaft widmet Ɇ die Diskurs- theorie und ihre Methode der Diskursanalyse. Eine derartige Ausgrenzung im Sinne einer unaufhaltsamen geisteswissenschaftlichen Dezentralisierung durch die Kulturwissenschaft kann die Philosophie natürlich nicht akzeptie- ren, aber ihr machtbesessener „Jenseitigkeitswahn mag folgen, wohin der reli- giöse voranging.“18

Befreit, aber dennoch nicht frei von Wahn und Irre, zeigt das postmoderne Denken fortan in gänzlich verschiedene Richtungen. Neben anderen sind die Ähnlichkeiten zweier von ihnen relevant für meine Analyse. Die eine begibt sich in das nicht aufzulösende Paradox, in dem die einzige Wahrheit die Nichtexistenz irgendeiner Wahrheit darstellt. Und wenn es eine Wahrheit ge- ben sollte, können wir sie in ihrer Ganzheit nicht erkennen, weil das Denken als Dasein notwendig selbst Teil dieser Wahrheit ist.19 Eine andere Richtung fügt sich einem Axiom des Poststrukturalismus, wonach sämtliche Diskurse bestimmten epochal geschlossenen Wissensproduktionen, Diskursordnungen und Machtstrukturen unterworfen sind. Als ein in Frankreich begründeter Zweig der Wissenschaftskritik betrifft er in erster Linie die Psychoanalyse, Philosophie und Literaturtheorie. Sein Wegbereiter war die Diskursanalyse des Historikers Foucaults. In entscheidender Trennung vom frühmodernen Strukturalismus, der von historischen Zusammenhängen zu abstrahieren suchte, erkannte Foucault ende der sechziger Jahre, daß das historische Sub- jekt selbst ein bündelndes und nicht reduzierbares Produkt komplexer Fremdeinwirkung ist. Das Subjekt als kreatives und schöpferisches Wesen wird zwar nicht mehr verneint, aber verstanden als determiniert durch die Epoche, einschließlich ihrer herrschenden Diskurse und technisch-medialen Dispositive. Die Diskursanalyse versucht als Archäologie des Wissens (Fou- cault), Karten zu (Härle) den Tausend Plateaus (Deleuze) je diskursiver Spuren des Denkens zu entwerfen. Für die anhängende Literaturwissenschaft hat da- nach jedes literarische Werk oder gar jeder Text Palimpsestcharakter als gleichsam selbst Löcher hinterlassender Faden und Gewebe aus anderen Tex- ten (text(us), texere).

Doch auch für diese Methode, die keine Methode, sondern „bestenfalls Werkzeug“20 sein will, ergeben sich Paradoxien. Wenn ein Diskurs Aussagen ordnet und eine bestimmte Wissensproduktion regelt, entsteht ein kausales Problem: Sind Diskurse Folge der Diskursanalyse oder umgekehrt? Wenn so- mit die Bedeutung der Diskursanalyse in ihrer Kritik anderer Methoden liegt, dann wird diese Analyse selbst Teil der Kritik.21 Dem Poststrukturalismus und der Diskursanalyse methodisch sehr nahe steht die Dekonstruktion, die jede ihrer Aussagen immer schon erneut dekonstruieren muß, um dem obenge- nannten Wahrheitsparadox zu entkommen, ad infinitum. Und wenn es Derri- das neumetaphysischer Grammatologie zufolge „ein Text-Äußeres nicht gibt“22, dann wird der Imperativ der Dekonstruktion für jeden Autor zwingend: „Hin- terlaß eine Spur im Text, wenn du kannst!“23 Denn „keine andere Spur steht zur Verfügung.“24 Logisch relativiert wird diese All-Aussage einerseits durch den Schluß: Wenn alles Text ist, dann ist jedes Außerhalb des Textes und je- der Text für sich schon ein epistemologischer Effekt, d. h. wenn alles Text ist, dann gibt es keinen Text, weil er von nichts unterschieden wäre. Andererseits wurde durch Derrida und seine Anhänger die Dekonstruktion zur personalen Doktrin, weil sie fast ausschließlich mit ihm identifiziert und also mit ihm sterben wird.

Ausgehend von der Tatsache, daß die Kollektivsingulare Geschichte, Litera- tur und sämtliche Subjekttheorien im Zenit des Linguistischen Paradigmas in die Krise geraten sind, ist eine ideale oder göttliche Ordnung der Dinge nicht mehr erkenntniserweiternd denkbar. Vielmehr formieren sich Wissens- und Diskursordnungen, die sich aufgrund von Regelmäßigkeiten als ausdrückli- che Ähnlichkeiten beschreiben und analysieren lassen. Die Frage, ob das Dif- ferential aller Ähnlichkeiten sich metaphysisch als das Diskursive an sich, will sagen, als Urszene eines ersten signifikanten Bedeutungseffektes denken läßt, ist bis heute unbeantwortet.25 Wenn das interdiskursive Aussagen immer neue sinnstiftende Ähnlichkeiten produziert aufgrund eines sich als Text ausbreitenden Echos jener Urszene, dann wird alles immer schon gesagt sein. Jede Bedeutung gleicht danach dem Futurum exactum (Futur 2) eines an sich selben Wortes in Gott, das für sich unausprechlich ist. Privatisiert wurde die- se grammatische Aussageform von der Psychoanalyse bezüglich eines imagi- nären Subjekts, dessen Unbewußtes nach Lacan strukturiert ist wie ein Spra- che. Die entscheidende Modelltransformation von Futurum ( wird-sein -Zukunft) zu Futurum exactum (auch Futur 2 oder Vorzukunft, wird-gewesen-sein ) verdeut- licht die Rückübersetzung aus dem Französischen. Lacan zitiert Freuds Wo Es war, soll Ich werden mit L à o ù fut ç a, il me faut advenir (Dort, wo Es war, muß ich ankommen).26 Das historische Subjekt bearbeitet nach seinem sprachlichen Eintritt in die symbolische Ordnung des Diskurses, synchron in und durch ihn seiend, den Text.

Sobald wir im Symbolischen sind, ist nämlich die Vergangenheit immer in Form der geschichtlichen Tradition, eines das synchrone symbolische Netz bildenden Spuren- geflechts anwesend; die Bedeutung dieser Spuren ist aber nicht ein für allemal ge- geben, sie verändert sich nachträglich durch die Veränderung des synchronen signi- fikanten Netzes - jeder geschichtliche Bruch, der Auftritt eines neuen Herrensignifi- kanten [Paradigmen und Ismen] verändert nachträglich den Sinn der gesamten Tra- dition, rekonstruiert die Narration der Vergangenheit, macht sie auf eine andere Art lesbar.27

Der Text ist als Zeugnis des nicht sagbaren und gleichursprünglichen Selben sowohl Werkzeug als auch Objekt der Analyse interdiskursiver Aussageforma- tionen, Wissenskonzeptionen und deren Regeln. Es sieht aus, als wären Re- geln eines unbekannten Spiels durch Beobachtung des Spielablaufs aufzufin- den. Die Figurenkonstellation auf dem Spielbrett erscheint als System der Streuung, deren Verteilung als Effekt von Regeln. Um also den Verteilungs- modus einer Aussage in seiner begrenzten deterministischen Kontingenz ana- lysieren zu können, sind die generierenden Mechanismen Transformationsre- geln zu erschließen. Dieses Eintrittsbillet in die Diskursanalyse faßt Konstel- lationen und also auch Texte als zusammengesetzte und künstlich zum Ab- schluß- nicht fin sondern cl ô ture - gebrachte disperse Einheiten bzw. Elemen- te einer Struktur wie Sätze eines Diskurses, die sich aus Differenzen ergeben. In solchem Sinn kann man von der Pluralität des Textes sprechen, der stets aus Aussagen verschiedener Diskurse besteht und allein in seiner Existenz immer schon auf Intertextualität bzw. auf Interdiskursivität verweist.28

Es gibt also Text, der eines Autors, eines historischen Subjektes bedarf. Das Geheimnis der Spielregeln des Sagens und Meinens ist zwiefach, denn nicht nur die Regel ist das Geheimnis, sondern ob es überhaupt ein Geheim- nis gibt, ist und bleibt das Geheimnis. Das Problematische der innerhalb jeder Diskursanalyse methodisch notwendigen Begriffeähnlichkeit , Wiederholung sowie Bedeutungs- und Sinneffekt ist das reziproke Verhältnis ihres er- kenntnistheoretischen Umfangs und Inhalts. Das diesbezügliche Axiom der analytischen Sprachphilosophie wurde 1884, also kurz vor der programmati- schen Ausrufung der Moderne durch Eugen Wolff, von Frege als Reziprokregel des Begriffes formuliert: Begriffsumfang oder Bedeutung ~ 1/Begriffsinhalt oder Sinn.29

Wenn Schreiben, d. h. Textproduktion das Denken in Bild, Schrift und Zahl zwischen dem Denken und dem Diskurs ausdrückt, dann sind metaphorische Bilder der Dichtung wesentlich an den interdiskursiven Sinneffekten eines Textes beteiligt. Daß sich Aussagen des philosophischen Diskurses in der Poesie wiederfinden lassen oder gar dort ihren Ursprung haben können, er- scheint dann fast als Trivialität. Nicht eindeutig aber umso mannigfaltiger schreibt sich das Selbe ausdrücklich fort in der bildenden Kunst. In seinem ersten Manifest des Surrealismus von 1924, dem Gründungsjahr jener Zeit- schrift, definierte André Breton den Surrealismus zwar als „reinen psychi- schen Automatismus“30 des Freudschen Unbewußten. Kurz danach zitiert Paul Nougé in Les Images d é fendues von 1925 ein Gespräch, in dem Magritte jedoch betont, daß der Bedeutungsinhalt der Titel seiner Werke nicht deshalb gering sei, um möglichst viele interdiskursive Assoziationen zu ermöglichen, wie es der Surrealismus, Dadaismus, Symbolismus und Futurismus propa- gierte, sondern um im resultierenden größtmöglichen Bedeutungsumfang dem automatisch-regelhaften Denken in Diskursen zu entkommen. Das neue Ideal des Denkens als Prinzip der Moderne (Wolff) löst sich auf in von ihm her- vorgebrachten Denkströmungen, d. h. Diskursen in Wort und Bild. Eine eide- tische Variation bzw. Assoziation31 von der Struktur des unbewußten Spre- chens der Sprache als ein Denken im Futur 2 vor Augen, bestehen Magrittes Nicht gedachte Gedanken von 1950 aus nur einem Satz: „Ich habe dies nie- mals gedacht.“32

a Saussures identische Differenz des Zeichens und das Außen der Schrift

Niemand entgeht der Offenbarung des Identischen, wenn er sich einbildet, dem Differenten begegnen zu können.

Eco, Das Foucaultsche Pendel.

Zwei Gedanken werden in diesem Kapitel zu bedenken sein. Erstens geht es um Sassures Theorie der gleichursprünglichen Differentialität und Arbitrari- tät des Zeichens eines jeden semeologischen Systems sowie seine Synchroni- zität und Diachronizität innerhalb der Semiose, d. h. dem Prozessieren des Systems. Um es vereinfachend vorweg zu nehmen, ein semeologisches System meint schlechterdings Diskurs. Und sein Prozessieren in der Zeit meint das Generieren von Bedeutung und die Stiftung von Sinn. Zweitens werden dis- kursanalytische Anschlüsse mithilfe topologischer Metaphern seiner Zeichen- repräsentationen zusammengedacht.

Geboren wurde Mongin Ferdinand de Saussure 1857 in Genf. Bevor er sich 1876 in Leipzig der Erforschung der Sprachen zuwandte, besuchte er in Genf ein Jahr lang naturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen. Als Philologe wur- de er 1891 Professor für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Genf. Aufgrund seiner Erkenntnisse innerhalb seines Haupt- werkes Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft , das erst drei Jahre nach seinem Tode 1913 aus Vorlesungsskripten seiner Studenten und ande- rem Material zusammengestellt wurde, gilt Saussure als Begründer des sprachwissenschaftlichen Strukturalismus oder synchronischen Sprachwis- senschaft. Den Auftakt seines Gedankengebäudes markiert die Erkenntnis, daß Sprache und Schrift insofern dasselbe sind, als daß sie sich strukturell auf gleiche bzw. ähnliche Weise beschreiben und analysieren lassen:

Die Sprache ist ein System von Zeichen, die Ideen ausdrücken und insofern der Schrift [und anderen Diskursen …] vergleichbar. […] Eine Wissenschaft, welche das Leben der Zeichen im Rahmen des sozialen Lebens untersucht […]. [W]ir werden sie Semeologie nennen. [Die Lehre von den Zeichen …] Wenn man die wahre Natur der Sprache entdecken will, muß man an ihr zuerst das ins Auge fassen, was sie mit allen andern Systemen der gleichen Ordnung gemein hat […] und man wird das Bedürfnis empfinden, sie in die Semeologie einzuordnen.33

Seine wichtigsten Unterscheidungen sind topologisch beschrieben durch die systematische Orthogonalität von synchroner Sprach- beschreibung und diachroner Sprachhistorie als be- deutungstheoretische Orthogonalität von Syntagma und Paradigma (Abb.34 ) sowie die Theorie einer phäno- menologischen Differenz von Zeichen oder Schriftbild (Signifikant) und Vorstellungsinhalt oder Lautbild (Si- gnifikat). Die Achse der paradigmatischen Relation steht senkrecht zum Textfluß in der Zeit bzw. zur Li- nie des Text und beschreibt die synchrone, d. h. be-

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stimmte gleichzeitige Relation eines Wortes zu all jenen Worten, die an derselben Stelle des Textes eineähnliche Bedeutungen im Textfluß produzieren können. Parallel zur Linie des Textes in der Zeit verläuft die zweite Achse der syntagmatischen Relation. Sie bedeutet das syntaktische Funktionieren eines Textes sowohl in grammatischer als auch semantischer Hinsicht.

Weil Zeichen losgelöst von ihren bezeichneten Objekten kommuniziert werden können, war es für Saussure im Cours de linguistique g é n é rale anfänglich entscheidend, „zwischen der Ordnung der Zeichen und jener Objekte, auf die sie verweisen, grundlegend zu unterscheiden.”35

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Ein Zeichen definiert Saussure modellhaft als zweifache Entität, bestehend aus signifiant (Signifikant), dem Bezeichnenden oder Zeichenvehikel und signi- fi é (Signifikat), dem Bezeichneten oder Bedeutungsinhalt (linke Abb.36 ). Die Be- ziehung zwischen den zwei so genannten Nebelwolken (rechte Abb.37 ) aller Si- gnifikanten und aller Signifikate als für sich relativ unabhängige Systeme wird beherrscht auf der Grundlage eines Systems von syntaktischen und se- mantischen Regeln, genannt la langue (die Sprache) . Dennoch darf identisch nicht streng ontologisch verstanden werden, da eine assoziative Verknüpfung verschiedene Paradigmen bilden, d. h. ein Signifikat an mehrere Signifikanten ”gebunden“ sein kann. Beispielsweise kann der Signifikant schlafen auf meh- rere Signifikate, d. h. Vorstellungsinhalte zeigen wie schlummern, dösen und tod sein oder auch beischlafen .

Die bedeutungsspendende Gabe eines so genannten Bandes zwischen Si- gnifikant und Signifikat eines einzelnen sprachlichen Zeichens innerhalb der synchronischen Netzstruktur aller Zeichen war für Saussure nicht reduzier- bar und arbiträr, kurzum gottgegeben. Der Verlust der Ur(In)schrift ist für Saussure mit der so genannten metaphysischen Urszene eines ersten Stri- ches, d. h. eines ersten Bandes zwischen den beiden gestaltlosen Massen oder Nebelwolken aller Signifikanten und Signifikate nicht hinterdenkbar und be- merkt:

Das Denken, das seiner Natur nach chaotisch ist, wird gezwungen, durch Gliederung sich zu präzisieren; es findet also weder eine Verstofflichung der Gedanken noch eine Vergeistigung der Laute statt, sondern es handelt sich um die einigermaßen mysteriöse Tatsache, daß der [erste] Lautgedanke Einteilungen mit sich bringt, und die Sprache ihre Einheiten [Zeichen] herausarbeitet, indem sie sich zwischen zwei gestaltlosen Massen bildet.38

Anders gesagt, das Zeichen als Lautgedanke scheint von Beginn an die Macht in sich getragen zu haben, das Netz der Begriffe sich selbst als Sprache ord- nen zu lassen. Innerhalb des religiösen Diskurses zeigt eine solche Feststel- lung auf Gottes Werk bzw. auf den paradoxen Satz Im Anfang war das Wort Im . Das Problematische an Saussures Denken offenbart sich also in seiner Beschreibung des einzelnen Zeichens. Der Strich, „das Band der Assoziati- on“39 soll Signifikat und Signifikant zugleich trennen und untrennbar mitein- ander verbinden. Interpretiert man Saussures Band der Assoziation derart streng, daß die Bedeutung allein in einem solchen Band schon immer festge- legt sei, wäre die Sprache nichts als eine tote Ansammlung von Zeichen, eine Nomenklatur, ein Friedhof der Worte, bestehend aus je einem Namen auf je- dem Grabstein. Die Behauptung, ein solches Band wäre natürlichen Ur- sprungs, hätte dann keinen Sinn mehr. Die sprach-philosophisch stärkste These Saussures kann also nur die der Arbitrarität und Differentialität sein, innerhalb dessen jede Bedeutung ein Effekt oder Emergenzphänomen (Super- venienz) nicht nur innerhalb des funktionierenden Systems der Sprache ist, sondern innerhalb eines jeden Zeichensystems, die Schrift eingeschlossen.

Der Verlust der Ur(In)schrift ist für Saussure mit der sogenannten meta- physischen Urszene eines ersten Striches, d. h. eines ersten Bandes zwischen den beiden gestaltlosen Massen oder Nebelwolken aller Signifikanten und Si- gnifikate nicht hinterdenkbar und bemerkt „die einigermaßen mysteriöse Tat- sache, daß der [erste] Lautgedanke Einteilungen mit sich bringt, und die Sprache ihre Einheiten [Zeichen] herausarbeitet, indem sie sich zwischen zwei gestaltlosen Massen bildet”40 und somit die Macht immer schon hatte, das Netz der Begriffe sich selbst ordnen zu lassen. Bedeutete dieses Saussuresche Band der Assoziation wirklich eine identische Verknüpfung von Signifikant und Signifikat, dann hätte das Projekt der Akademie von Lagado eine Chance gehabt, weil dann „Wörter nur Namen für Dinge sind”41 und die Sprache jener Friedhof aller bedeutungstragenden Grabinschriften wäre. Weil Zeichen je- doch losgelöst von ihren bezeichneten Objekten kommuniziert werden kön- nen, war es für Saussure im Cours de linguistique g é n é rale anfänglich ent- scheidend, „zwischen der Ordnung der Zeichen und jener Objekte, auf die sie verweisen, grundlegend zu unterscheiden.”42

Das mysteriöse erste Band hatte Saussure natürlich nicht erfunden. Rous- seau will in seinem Essai sur l ’ origine des langues (Über den Ursprung der Spra- chen, postum 1781) in der existentialen Angst, dem Grauen jenen Ursprung er- kennen und übernimmt damit eine Analogie aus Condillacs Essai sur l ’ origine des connaissances humaines (Über den Ursprung der menschlichen Erkenntnis, 1746), in dem dieses erste nicht-urprüngliche Band, das alle Zeichen als im- mer schon geordnet haben wird, mit einem ersten Hilfeschrei zweier Kinder in der Wüste der Bedeutungslosigkeit verglichen wird.43 Innerhalb der christlich- abrahamitischen Heilsgeschichte unserer abendländischen Kultur bedeuten diese Gleichnisse nichts anderes als Analogien zu Evas Griff in die Freiheit des menschlichen Willens heraus aus der Instinktsteuerung des Tieres im Pa- radies.

Erkenntnistheoretisch bedeutsam ist schließlich die von Saussure einge- führte Begriff des sprachlich-differentiellen Wertes eines Zeichens im Unter- schied zur Bedeutung eines Zeichens, die als Signifikat durch das so genannte Band der Assoziation mit dem Singnifikant verbunden ist, also im Zeichens „als ein selbständiges, für sich stehendes Ganzes betrachtet wird.“44 Kurzum, die Bedeutung eines Zeichens an sich ist zwar positiv im Signifikat aufgeho- ben aber nicht erkennbar. Weil somit das Signifikat als Bedeutungsträger für sich nicht kommuniziert werden kann, nehmen wir im Denken, Sprechen und Schreiben Saussure zufolge nur Bedeutungseffekte zwischen den einzelnen Zeichen des gesamten semeologischen Netzwerkes war. Den differentiellen Wert eines Zeichens beschreibt Saussure danach als das zeitlich Prozessieren der einzelnen Zeichen bzw. Semiose. Anders gesagt, der sprachliche Wert ei- nes Zeichens im Sprechakt oder auch Schreibakt ist einzig bestimmt durch das Verschiedensein von ähnlichen Zeichen oder Zeichenkombinationen, die dasselbe ausdrücken.45 Saussure gibt ein Beispiel:

Das französische mouton kann dieselbe Bedeutung haben wie das englische sheep , aber nicht denselben [sprachlichen] Wert, und das aus mancherlei Gründen, beson- ders deshalb, weil, wenn von einem Stück Fleisch die Rede ist, das zubereitet auf den Tisch gebracht wird, das Englische mutton und nicht sheep sagt. Das kommt daher, weil das erstere neben sich ein zweites Glied hat [d. h. das Signifikat Schaf gleichzeitig mit einem zweiten Signifikanten verbunden sein kann], was beim fran- zösischen Wort nicht der Fall ist.46

Mithin identifiziert Saussure die sprachlichen Werte notwendig als Begriffe:

Wenn man sagt, daß die sprachlichen Werte Begriffen entsprechen, so deutet man damit zugleich an, daß nicht positiv durch ihren Inhalt, sondern negativ durch ihre Beziehungen zu anderen Gliedern des Systems definiert sind.“47

Der sprachliche Wert eines Zeichens also kann nie positiv bestimmt werden und seine Bedeutung innerhalb des gesamten Systems ist folglich arbiträr:

Ein sprachliches System ist eine Reihe von Verschiedenheiten des Lautlichen, die verbunden sind mit einer Reihe von Verschiedenheiten der Vorstellung; aber dieses [arbitrare] In-Beziehungsetzen einer gewissen [endliche] Anzahl von Abschnitten in der Masse des Denkens erzeugt ein System von [differentiellen] Werten. […] Ob- gleich Bezeichnetes [Signifikat] und Bezeichnung [Signifikant], jedes für sich ge- nommen, lediglich differentiell und negativ sind, ist ihre [originär arbiträre] Verbin- dung ein positives [identisches] Faktum. […D]as besondere Wesen der Sprache ist, daß sie den Parallelismus zwischen diesen beiden Arten von Verschiedenheiten [d. h. der Differentialität und Arbitrarität des Zeichens] aufrecht erhält. […] In der Sprache wird, wie in jedem semeologischen System [d. h. Diskurs], ein Zeichen nur durch das gebildet, was es Unterschiedenes an sich hat.48

Der entscheidende und nicht reduzierbare Unterschied bezüglich der Semio- se, also des Bedeutung produzierenden und sinnstiftenden Prozessierens der Zeichen, kurzum des sich fortschreibenden Diskurss, liegt in Saussures’ Ge- brauch der Worte Bedeutung und Begriff und deren Verschiedenheit als sprachlicher Wert ! Aufgelöst wurde dieses erkenntnistheoretische Problem je- doch schon einige Jahre vor ihm vom Mathematiker, Logiker und Philosophen Gottlob Frege. In seiner 1884 erschienenen Grundlegung der Arithmetik führt er die so genannte Reziprokregel des Begriffs ein, die jedem unmittelbar aus der täglichen Spracherfahrung einleuchtet: Bedeutungsinhalt ~ 1/Bedeu- tungsumfang.49

Zwar anerkennt Saussure das Zeichensystem der Schrift als ein genauso semeologisches wie das der Sprache hinsichtlich der Eigenschaften Arbitrari- tät und Differentialität, denkt sie aber als ein phänomenologisch positives System gegenüber der Sprache rein äußerlich. Die Hauptursache dafür ist, daß Saussure die Schrift als bloßes Werkzeug der Repräsentation begreift:

Das einleuchtende Ergebnis von dem allen ist, daß die Schrift die Entwicklung der Sprache verschleiert ; sie ist nicht deren Einkleidung, sondern ihre Ver kleidung.50

Durch diese metaphorisch aufgeladene Aussage spricht Saussures logozen- tristisches Symptom des Innenseins der Sprache und Außenseins der Schrift. Eine Einkleidung der Sprache durch die Schrift macht aus demselben ein glei- chendes, d. h. ein nur äußerlich Anderes. Die behauptete Verkleidung bedeu- tet jedoch genau das Gegenteil. Sie läßt die Schrift nicht als das Gleiche der Sprache erscheinen, sondern gerade als dasselbe, welches das Innen der Sprache und das Außen der Schrift in Möbiusscher Topologie schon immer verband. Das Ausdrückliche dieser Metapher liegt für Saussure also im Ab- bild- oder Repräsentationscharakter der Schrift als ein bloßes Simulakrum der Sprache. Saussures symptomatische Rede von der Verkleidung der Spra- che durch die Schrift muß daher nochmals genauer untersucht werden.

Saussure zufolge verhält sich ein Zeichen als diskretes Element der Spra- che wie ein Blatt Papier, d. h. dessen Vorder- und Rück können nicht ge- trennt zerschnitten werden. Wenn nun jedes Zeichen für sich identisch ist, bestehend aus Vorder- und Rück oder Signifikant und Signifikat, dann läßt sich das Zeichensystem Sprache insgesamt als ein solches Blatt denken. Sassure selbst suggeriert eine solche Annahme mit seiner Abbildung zur Er- läuterung des differentiellen und negativ bestimmten Wertes eines Zeichens (rechte Abbildung51 ). Die beiden parallelen topologischen Dimensionen der Arbi- trarität und Differentialität . Diese lassen sich deshalb auf die oben gezeigte Ab- bildung (links) anwenden, weil in Saussures Theorie die assziative Verbindung von Signifikat und Signifikant quer steht zur relativen Beziehung aller Zeichen untereinander. Dieses topologische bzw. erkenntnistheoretische Querstehen läßt sich dann durchaus als die beiden geometrischen Raumachsen eines Blatt Papiers denken:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aufgrund dieser Implikation ist es nicht verwunderlich, daß im Verlauf des gesamten Aufsatzes Saussures Metaphern selbst zu verschwimmen beginnen. Aus den Papier n werden Nebelwolken, Massen oder Felder, die im Sinne einer unendlichen Semiose für sich unbegrenzt aber nicht unendlich sein können. Jene zwei gestaltlosen Massen werden schließlich zu einer meteorolo- gischen Wetterkonstellation, bestehend aus Luftmasse und Wasseroberfläche, auf der die Wellen das Sprechen der Sprache anzeigen sollen und in Analogie selbst Bedetungsffekte repräsentieren. Diese Analogie beschreibt Saussure an genau jener Stelle, als er über das Mysterium der Strukturbildung des Zei- chensystems Sprache aufgrund der ordnenden Macht des einzelnen Zeichens nachdenkt. Daß diese Analogie völlig irreführend ist, scheint Saussure sofort zu bemerken, um nach einem nur fünfzeiligen Absatz wieder auf das Blatt Pa- pier zurückzukommen:

Man stelle sich etwa vor: die Luft in Berührung mit einer Wasserfläche: wenn der atmosphärische Druck wechselt, dann löst sich die Wasseroberfläche des Wassers in eine Anzahl von Einteilungen, die Wellen, auf; die diese Wellenbildung könnte einen Begriff von der Verbindung des Denkens mit dem Stoff der Laute, von der ge- genseitigen Zuordnung beider geben. […] Die Sprache ist ferner vergleichbar mit ei- nem Blatt Papier: das Denken ist die Vorder und der Laut die Rück ; man kann die Vorder nicht zerschneiden, ohne zugleich die Rück zu zerschnei- den.52

Saussure selbst fragt etwas später mit Verweis auf diese Passage: „[D]ie Spra- che ist eine Form und nicht eine Substanz (vgl. S.134).“53 Wie läßt sich eine solche Form denken? Wenn Saussures zentrale Analogie zwischen der Spra- che als semeologisches Zeichensystem und einem Blatt Papier erkenntniser- weiternd ernst genommen werden sollen, wie können diese Analogien im Dis- kurs der Topologie gedeutet und sinnvoll zusammengeracht werden? Kurzum, wie kann ein Blatt Papier gleichzeitig als Bedeutungen produzierende und un- begrenzte Semiose gedacht werden aber gleichzeitig nur endlich viele syntak- tische Regeln und Worte besitzen? Eine topologische Lösung liefert das Möbi usband (Abb. links) des Leipziger Mathematikers und Astronomen August Ferdinand Möbius. Als einseitige Schleife ist seine Oberfläche zwar unbegrenzt aber eben nicht unendlich. Dessen vierdimensionale Analogie, die nach dem Göttinger Mathematiker Felix Klein benannte Kleinsche Flasche , beschreibt eine ähnlich elegante Lösung für den epistemologischen Status des Saussureschen Zeichenbegriffs als verbindend-trennendes ”zwischen“ dem Innensein der Schrift dem Außensein der Sprache (Abb. rechts):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das PapierBlatt die VerKleidung. Das SprachDrinnen das SchriftDraußen.54

b Wittgensteins Orientierung im Netz der Pfade des Denken

Wir sind halluzinierende Automaten, die beim ‘Schwimmen’ im Ozean einer ewigen und ge- setzmäßigen Welt nur eine Richtung kennen.

Prigogine, Von Leibniz zu Lukrez .

Im folgenden sei der Versuch unternommen, einen metaphorologischen Über- gang nachzuzeichnen als Folge eines methodologischen Bruchs im Denkstil Wittgensteins, der als Unterscheidung zwischen Wittgenstein I und II in die Re- zeptionsgeschichte eingegangen ist. Kurzum, als Übergang vom Logischen der Philosophie zum Aphoristischen der Poesie. Dazu seien einige biografische Notizen vorangestellt:

Ludwig Wittgenstein wurde 1889 in Wien geboren. […] Er begann ein Ingenieurs- studium an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg und setzte die- ses an der Unversität Manchaster fort. Sein Interesse verlagerte sich von Problemen der Luftfahrt und Aerodynamik bald auf die Mathematik, besonders nachdem er Bertrand Russells Principles of Mathematics (Vorläufer der Principia mathematica ) gelesen hatte [vgl. Mengenparadox], und weiter auf Grundlagenprobleme der Mathe- matik und damit auf Logik und Philosophie. […] Den ganzen Krieg hindurch trug er seine philosophischen Überlegungen in Notizhefte ein. [… U]nd 1922 erschien eine zweisprachige, deutsch-englische Ausgabe unter dem lateinischen Titel Tractatus Logico-Philosophicus . […] Als Persönlichkeit war Wittgenstein labil, sprunghaft, empfindlich gegen Kritik; die von Moritz Schlick vorsichtig angebahnten Gesprächs- kontakte zu den brillanten Fachleuten des Wiener Kreises nahm er nur auf unter der Bedingung, daß seine philosophischen Thesen aus diesem Kreis nicht kritisiert würden. [Zum Verständnis sei an dieser Stelle eine überlieferte Anekdote eines Mit- gliedes des Wiener Kreises hilfreich. Das Hauptargument jener Philosophentruppe war, daß die Aussagan der traditionellen bzw. abendländischen Metaphysik sinnlos seien und an de- ren Stelle die Wissenschaftstheorie bzw. -philosophie treten müsse. Wenn nun jemand den- noch eine Aussage machte oder einen Begriff verwendete, der nicht ihrer neu-positivistisch- analytisch-kritischen Sprachphilosophie entsprach, wurde ihm mit dem Ruf Metaphysik das Wort entzogen. Da viele Mitglieder ständig solche Begriffe verwendeten, verwenden mußten, wurde nur noch ein Schild mit M für Metaphysik hochhalten bzw. gelegentlich herunterge- nommen und machte ein erkenntniserweiterndes Diskutieren eigentlich unmöglich. Das his- torische Ende des Wiener Kreises ist weniger komisch und endete mit einem Mord. Moritz Schlick wurde 1936 von einem seiner schärfsten Kritiker erschossen.] Als Freund war Wittgenstein großzügig und neigte zum einsamen Leben. [Zwischen 1920 und 1929 zog sich Wittgenstein fast völlig zurück, arbeitete als Gärtnergehilfe und dachte nach. […]

[...]


1 Vgl. Silverman 1994, 246 und 256.

2 Heidegger 1981, 53. Hervorhebungen von mir.

3 Eine diesbezügliche Lektüre sei Gianni Vattimo, Jenseits vom Subjekt. Nietzsche, Heidegger und die Hermeneutik , Passagen, Böhlau 1986.

4 Vgl. bezüglich des Verhältnisses von katholischer Theologie, Recht, Politik und Wissen- schaft siehe Paolo Prodi (Hg.), Das Konzil von Trient (1545 bis 1563) und die Moderne , Ber- lin 2001.

5 Wolff 1998, 67 bis 69. Eugen Wolff war Literaturhistoriker und Professor an der Universität Kiel.

6 Bahr 1998, 97 bis 102.

7 Hart 1998, 127.

8 Hart 1998, 124 bis 128. Bemerkungen und Hervorhebungen von mir.

9 Fels 1998, 131 (Kommentar der Herausgeber).

10 Fels 1998, 132 bis 136.

11 Burckhard 1998, 215, (Kommentar der Herausgeber).

12 Burckhard 1998, 216 bis 218. Bemerkungen von mir. Mit dem von Burckhard erwähnten kommunikationstheoretischen Problem beginnt denn auch das im ersten Kapitel des Hauptteils meiner Arbeit zu besprechende Buch Grundlagen der allgemeine Sprachwissen- schaft von Saussure, das den Auftakt des Linguistischen Paradigmas repräsentiert.

13 Vgl. Reinalter 1998, 11f.

14 Kamper 1998, 25f. Bemerkungen von mir.

15 Kamper 1998, 27.

16 List 1998, 109.

17 Silverman 1994, 256.

18 Hausdorff 1898, 55.

19 Vgl. Storm 1993, 118: „Ja, […] aber du weißt ja auch, der Allmächtige gibt den Menschen keine Antwort - vielleicht, weil wir sie nicht verstehen würden.“

20 Foucault 1996, 25.

21 Vgl. Bublitz 1999, 10 bis 16.

22 Derrida 1983, 274, vgl. Derrida, Dissemination, Wien 1995, 43.

23 Bennington 1996.

24 Derrida 1983, 208.

25 Vgl. Fohrmann 1988, 13 bis 15.

26 Lacan 1986, 50.

27 Zizek 1991, 10. Bemerkung von mir.

28 Vgl. Fohrmann 1988, 16. Bemerkungen von mir.

29 Vgl. Frege 1988, 77. Vgl. Eisler, Handwörterbuch der Philosophie , Berlin 1913, S.567. Vgl. Frege,über Begriff und Gegenstand , in: Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie, Nr. 16, Leipzig 1892.

30 Breton 1924.

31 Gemeint ist nach Husserl das Erkennen der wesenhaften Eigenschaft eines Phänomens, indem dieses zunächst variiert, d. h. verschieden diskursiviert oder typologisiert wird, „wo- durch eine offene endlose Mannigfaltigkeit von Varianten ensteht, die untereinander Ge- meinsamkeiten und Differenzen aufweisen. […] Es wird von allen Unterschieden zwischen den Varianten abstrahiert und die Aufmerksamkeit auf das Invariante gerichtet.“ (Mittel- straß (Hg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Wien 1996, Bd. 4, S. 479.

32 Magritte 1985, 250.

33 Saussure 1967, 19 bis 21.

34 Saussure 1967, 94. Abbildung zur besseren Lesbarkeit um 90 Grad gedreht.

35 Saussure 1997, 145.

36 Saussure 1967, 78.

37 Saussure 1967, 133.

38 Saussure 1967, 134.

39 Saussure 1967, 77.

40 Saussure 1967, 134.

41 Swift 1993, 262. Vgl. Saussure 1997, 144.

42 Saussure 1997, 145.

43 Vgl. Derrida 1983, S. 477.

44 Saussure 1967, 136.

45 Vgl. Saussure 1967, 137f.

46 Saussure 1967, 138.

47 Saussure 1967, 139. Zum Begriff des strukturalen Wertes vgl. Der Wert der Wörter, in:Saussure 1997, 153 bis 158.

48 Saussure 1967, 144f.

49 Vgl. Schmidt, Philosophisches Wörterbuch , Jena 1988 (1919), S. 45 und Frege, Die Grund- legung der Arithmetik , Hamburg 1988, S. 77 und 106. Der Bedeutungsumfang beispielsweise der Worte Gott oder cool geht gegen unendlich und ihr Bedeutungsinhalt gegen Null. Bei Mutter oder Geliebte streben beide Werte möglichst gegen 1.

50 Saussure 1967, 35.

51 Saussure 1967, 137.

52 Sausssure 1967, 134. Man versuche, ein Möbiusband der Länge nach zu zerschneiden.

53 Saussure 1967, 146.

54 Vgl. Derrida 1983, 77.

Fin de l'extrait de 104 pages

Résumé des informations

Titre
Die Mannigfaltigkeit des Selben im Diskurs der Moderne
Sous-titre
Über ähnliche Aussagen und deren diskursive Formation zwischen Geisteswissenschaft und Poesie im Lichte des kulturwissenschaftlichen Denkens
Université
Humboldt-University of Berlin  (Kulturwissenschaft)
Note
1,1
Auteur
Année
2003
Pages
104
N° de catalogue
V79266
ISBN (ebook)
9783638799775
ISBN (Livre)
9783638799645
Taille d'un fichier
1383 KB
Langue
allemand
Mots clés
Mannigfaltigkeit, Diskurs, Moderne, Selbe, Diskurstheorie
Citation du texte
Dr. des. Robert Dennhardt (Auteur), 2003, Die Mannigfaltigkeit des Selben im Diskurs der Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79266

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