Straßenkinder

Welche Faktoren treiben oder ziehen Kinde rauf die Straße, wie sieht die dortige Lebenswelt aus und wo kann innerhalb dieser Lebenswelt Sozialarbeit sinnvoll ansetzen?


Dossier / Travail, 2005

22 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Darstellung des Themas

2. Annäherung an den Begriff des Straßenkindes mit Hilfe einer Klassifizierung

3. Ursachen für das Leben auf der Straße
3.1 Ursachen auf der Mikroebene
3.2 Ursachen auf der Makroebene

4. Das Leben auf der Straße
4.1 Leben ohne Obdach
4.2 Leben in und mit der Illegalität
4.3 Leben in der Gruppe
4.4 Selbstbild der Straßenkinder und Zukunftswünsche

5. Das Schwellenstufensystem

6. Erlebnispädagogik

7. Eigene Stellungnahme

8. Literaturverzeichnis

1. Darstellung des Themas

Das Phänomen „Straßenkinder“ ist heutzutage nichts mehr, mit dem sich die deutsche Gesellschaft und die Sozialarbeit hierzulande nicht auseinander zu setzen braucht. Es ist seit langem kein Phänomen, das sich auf Entwicklungsländer reduzieren lässt. Breits in den 80er Jahren flüchteten sogenannte Trebegänger aus den Elternhäusern und Heimen auf die Straße. Diese „Ausflüge“ waren zwar zahlreich, aber nur von kurzer Dauer. Die Kinder und Jugendlichen hatten keine Andockmöglichkeiten und das Überleben auf der Straße gestaltete sich als schwierig. Zu Beginn der 90er Jahre waren durch die Entstehung der Bahnhof- und Cityszenen diese Andockmöglichkeiten gegeben und die Ausreißer und Trebegänger stoßen heute auf komplexe Sozialsysteme, in denen sie untertauchen können und in denen sie für längere Zeiträume auf der Straße überleben und leben können. In dieser Hausarbeit soll sich zunächst mit dem neuen Begriff „Straßenkinder“ auseinandergesetzt werden, um dann im Folgenden die Ursachen für die Flucht auf die Straße oder das bewusste Entscheiden für ein Leben auf der Straße aufzuzeigen. Im weiteren Verlauf wird die Lebenswelt der Straßenkinder beschrieben um dann auf sozialarbeiterische Modelle einzugehen, die auf diese Lebenswelt eingehen und sie berücksichtigen. Vorgestellt werden das Modell des Schwellenstufensystems und erlebnispädagogische Maßnahmen. Im Kapitel „Eigene Stellungnahme“ soll die Fragestellung dieser Arbeit beantwortet werden. Dabei wird in Ansätzen die Lebenswelt von Straßenkindern rekonstruiert und sich kritisch mit den vorgestellten sozialarbeiterischen Ansätzen auseinandergesetzt.

2. Annäherung an den Begriff des Straßenkindes mit Hilfe einer Klassifizierung

Ursprünglich wird der Begriff des „Straßenkindes“ für Kinder herangezogen, die in Entwicklungsländern aus Gründen der Armut, tatsächlich ihr gesamtes Leben auf der Straße verbringen. Durch die Massenmedien hat in Deutschland, auch in der Wissenschaft der Begriff des Straßenkindes Einzug gehalten, ohne Rücksicht darauf, ob bei diesen Kindern noch ein Kontakt zu primären und sekundären Sozialisationsinstanzen besteht. Ohne die Berücksichtigung individueller Faktoren und den jeweiligen Grad der Zuwendung zur Straße, besteht durch die Zusammenfassung aller Typen von Kindern, die einen Teil ihres Lebens auf der Straße verbringen, unter dem Begriff des Straßenkindes, die Gefahr einer zu lapidaren Betrachtung und die Annahme es gäbe einen Idealtypus. „Übergänge, individuelle Ausgestaltungen und graduelle Unterschiede von Straßenkarrieren bleiben dabei unbeachtet, wenn der Begriff „Straßenkind“ losgelöst aus dem Kontext der Betroffenen schlagwortartig erscheint.“ (Romahn 2000, S. 9f)

Bei Romahn findet man drei Kategorien, bei denen berücksichtigt wird, inwieweit die Straße tatsächlich zum Lebensmittelpunkt wird und ob noch Kontakt zu primären und sekundären Sozialisationsinstanzen besteht. Dabei wird der Begriff des Kindes, hier nicht im Sinne des KJHG §7 verwandt. Der Begriff des Kindes steht stellvertretend für die Begriffe Kind, Jugendlicher, junger Volljähriger und auch junger Mensch.

Zum einen gibt es Kinder, die zwar zuhause nächtigen aber ansonsten ihre Zeit auf der Straße verbringen. Sie haben also Kontakt zu den primären Sozialisationsinstanzen und besuchen weiterhin die Schule, fliehen aber tagsüber auf die Straße. Durch die Konflikte, die durch die Abwesenheit der Kinder entstehen, besteht die Gefahr, dass die Situation daheim unerträglich wird und die Kinder infolge dessen der Familie ganz den Rücken kehren (vgl. Romahn 2000, S. 10).

Zum anderen schlafen Kinder bei Freunden und leben somit nicht ganz auf der Straße. Die Freunde sind Familienersatz. Auch in diesen Fällen ist dieser Zustand nicht von Dauer und kann darauf hinauslaufen, dass das Kind früher oder später doch auf der Straße lebt (vgl. a.a.O., S. 11).

Unter dem eigentlichen Begriff des Straßenkindes fallen Kinder, die vollkommen ausgegrenzt sind und bei denen etliche Eingliederungsversuche gescheitert sind. Selbst wenn diese Kinder und Jugendlichen bei Bekannten unterkommen, führt sie ihr Weg zurück auf die Straße (vgl. ebd.).

Zwar werden unter dem Begriff „Straßenkind“, diese unterschiedlichen Kategorien rücksichtslos zusammengefasst und es besteht die Gefahr, der oberflächlichen Betrachtung, doch hat der Begriff auch seine Vorzüge. Die Obdachlosigkeit, als belastender Faktor wird hervorgehoben und der Begriff lässt keine Assoziation in bezug auf die Schuldfrage zu (vgl. Pfennig 1996, S. 13).

Straßenkinder sind somit Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und junge Menschen, in deren Lebensgestaltung die Straße partiell oder vollständig in den Mittelpunkt rückt. Sie flüchten aus den primären und sekundären Sozialisationsinstanzen um auf der Straße etwas zu finden, das sie in ihrem Leben vermissen, Zuwendung, Zuneigung und Annsehen.

In den folgenden Ausführungen soll der Begriff der Straßenkinder, mit dem Wissen um die verschiedenen Kategorien und die individuellen Faktoren verwendet werden.

3. Ursachen für das Leben auf der Straße

Durch die Entstehung der Bahnhof- und Cityszenen in den 90er Jahren, sind es nicht nur die Bedingungen in den Familien und Heimen, die die Kinder auf die Straße treiben. Zu den dort herrschenden push-Faktoren kommt der Mythos der Straße, verbreitet durch Massenmedien als pull-Faktor, der eine nicht minder große Rolle spielt. Die Ursachen sollen der Übersicht halber in Ursachen auf der Mikro- und der Makroebene eingeteilt werden.

3.1 Ursachen auf der Mikroebene

Auf der Mirkoebene sollen die Ursachen in den primären und sekundären Sozialisationsinstanzen, Familie und Heim erläutert werden.

Die klassische Familie mit Vater, Mutter und Kind ist heutzutage eine Seltenheit geworden dennoch ist die Sehnsucht nach diesem „Normalzustand“ vorhanden. Die klassische Struktur der Familie wird aber durch neue ersetzt und sogenannte „Patchwork-Familien“ sind häufig zufinden (vgl. Romahn 2000, S. 47).

Die Familien von vielen Straßenkindern sind als schwierig zu bezeichnen. Viele von den Kindern erleben sowohl körperliche als auch seelische Gewalt und werden sogar sexuell missbraucht. Nicht selten fühlen sich die Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert und setzen sie auf die Straße (vgl. a.a.O., S. 48).

Das Kind fühlt sich in jedem falle unnütz und als Störenfried und sieht den einzigen Ausweg darin, aus der Familie zu flüchten (vgl. a.a.O., S. 49).

Oftmals treten diese Dinge in Familien mit finanziellen Nöten auf, doch auch aus gut situierten Familien fliehen Kinder auf die Straße. Die fehlende emotionale Beziehung zum Kind, die durch übertriebene materielle Zuwendung versucht wird wett zu machen, führt nicht selten dazu, dass Kinder sich zu Randgruppen hingezogen fühlen. Die Ausstattung mit materiellen Gütern ist dem Kind zu wenig, es braucht Beschäftigung und Zuneigung. Es wird ihm aber vermittelt, dass es die Eltern, die schließlich den ganzen Tag hart gearbeitet haben um den ökologischen Status der Familie zu sichern, stört. Bei den Randgruppen findet das Kind aber Gehör und die Möglichkeit, sich mit jemandem auseinander zusetzen, was in der Familie fehlt (vgl. ebd.).

In Familien, die migriert sind, kommt es nicht selten vor, dass die Lebensstile und Lebenserwartungen der Kinder von den Eltern nicht geduldet werden. In diesen Fällen fliehen die Betroffenen aus ihrem Elternhaus oder werden aus diesem gar verwiesen (vgl. a.a.O., S. 65).

Die Einweisung in ein Heim resultiert meist aus innerfamiliären Konflikten. Diese Konflikte aber bleiben im Heim weiter bestehen (vgl. Pfennig 1995, S. 8). Durch die wechselnden Betreuungspersonen in den Heimen kann es dazu kommen, dass das Kind keine Beziehung zu seinen Betreuern aufbaut und unter der Austauschbarkeit der Personen leidet. Die Vielzahl der Betreuer führt auch dazu, dass das Angebot an Personen, zu denen man eine Beziehung aufbauen kann und mit denen man sich identifizieren kann, so groß ist, dass es das Kind überfordert. Die Gründe für die Flucht auf die Straße innerhalb der Familie, lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass das Kind zu wenig Zuwendung erfährt und sich überflüssig und störend vorkommt. Auch hier ist die fehlende Zuneigung Hauptfaktor für die Flucht auf die Straße. Dazu kommt der Protest gegen zumeist als zu streng empfundene Regeln und das Verlangen Beziehungen aufrechtzuerhalten, die nicht gewünscht sind (vgl. Degen 1995, S. 30).

[...]

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Straßenkinder
Sous-titre
Welche Faktoren treiben oder ziehen Kinde rauf die Straße, wie sieht die dortige Lebenswelt aus und wo kann innerhalb dieser Lebenswelt Sozialarbeit sinnvoll ansetzen?
Université
Catholic University of Applied Sciences Saarbrücken
Cours
Gesundheitsförderung
Note
1,0
Auteur
Année
2005
Pages
22
N° de catalogue
V79338
ISBN (ebook)
9783638867559
Taille d'un fichier
441 KB
Langue
allemand
Annotations
Hausarbeit 2. Fachsemester
Mots clés
Straßenkinder, Gesundheitsförderung
Citation du texte
Heidrun Hau (Auteur), 2005, Straßenkinder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79338

Commentaires

  • Robin Walter le 9/3/2011

    Liebe Frau Hau,

    mein Name ist Robin Walter und ich bin Mitarbeiter beim Hilfswerk Don Bosco in Bonn. Wir sind auf Ihre Arbeit aufmerksam geworden und würden uns sehr freuen, wenn Sie sich diesbezüglich bei uns melden könnten. Wenn Sie mehr über uns erfahren möchten, schauen sie auf unseren Webseiten vorebi: www.donboscomission.de & www.strassenkinder.de

    Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich melden. Erreichen können Sie uns unter robin.walter@donboscomission.de

    Mit freundlichen Grüßen
    Robin Walter

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