Die öffentliche Meinung - Definitionen, Formen und der Umgang mit öffentlicher Meinung


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2005

17 Pages, Note: 2,1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Historische Entwicklung

Das Respektieren der öffentlichen Meinung

Öffentlichkeit und Massenmedien

Formen der Formgebung

Begrifflichkeit

Die Begriffe Thema und Meinung

Entstehen von öffentlicher Meinung

Schlussbemerkung

Literaturhinweise:

Einleitung

W. Phillips Davidson eröffnet 1968 seinen Artikel über öffentliche Meinung folgendermaßen : „Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition für öffentliche Meinung.“[1]

Der Gebrauch des Begriffs nimmt dennoch immer mehr zu und man kann daraus schließen, dass der Begriff eine Wirklichkeit trifft, die wissenschaftlich schwer präzise zu fassen ist. Wer beruft sich nicht gerne bei der Untermauerung seiner eigenen Meinung, Forderung oder Anträge auf die Öffentliche Meinung? Sie wird bei den unpassendsten Gelegenheiten zitiert, da man dadurch den Anschein erwecken kann, das Volk oder die Gesellschaft auf seiner Seite zu haben. Aber das Volk verfügt keinesfalls über eine Einheitsmeinung, wie der Begriff dies impliziert. Was die so genannte öffentliche Meinung ist und wie diese wirkt und entsteht, soll in dieser Arbeit erörtert werden. Dabei ist es unerlässlich, den Begriff „Öffentliche Meinung“ zu erklären und das Phänomen im Zusammenhang mit der Systemtheorie von Luhmann zu begreifen.

Historische Entwicklung

Der Begriff öffentliche Meinung, wie er hier behandelt werden soll ist pankulturell, das heißt, man trifft die öffentliche Meinung zu allen Zeiten bei allen Völkern.

Sowohl in der Bibel als auch in alten Sagen und Märchen findet man schon zahlreiche Stellen, die sich nur aus dem Prozess der öffentlichen Meinung erklären lassen. In der Antike findet man zum ersten Mal bei Cicero den Begriff „publicam opinionem“.

Im Deutschen findet sich die erste Fundstelle des Begriffs 1720 in der Übersetzung der lateinischen Schrift von Christian Thomasius. Hier wird erstmals der Begriff „öffentliche Meinung“ verwendet.

Gegründet ist die öffentliche Meinung auf das unbewusste Bestreben, von in einem Verband lebenden Menschen, zu einem gewissen Urteil zu gelangen. Diese Übereinstimmung ist erforderlich, um zu handeln und wenn notwendig zu entscheiden.

Als ein vereinfachtes Beispiel kann hier die Organisation einer rituellen Zeremonie in einem Stamm Eingeborener dienen, die keine staatlichen Gesetzt kennen und für die der Zusammenhalt in einer Lebensgemeinschaft überlebenswichtig ist. Die in einem solchen Verband lebenden Menschen streben unbewusst danach, miteinander zu einem einheitlichen Urteil über den Verlauf dieses Rituals und den Zeitpunkt des Geschehens zu kommen. Die Vorstellung der Mehrheit in dieser Gemeinschaft lebenden Menschen bildet meist die Entscheidung über die Frage nach der Vorgehensweise. Kommt man in dieser Frage nicht überein, wird wohl gar kein Ritual stattfinden oder nur Einzelne müssen sich aus der Gemeinschaft isolieren und individuell handeln, was den Zusammenhalt der Gruppe gefährdet. Da niemand der Ausgestoßene sein will, ist jeder daran interessiert, ein gemeinsames Urteil in der Gruppe zu erreichen.

Es war allerdings nie zweifelhaft, dass der Begriff Meinung etwas bezeichnet, was in den Köpfen individueller Menschen tatsächlich vorhanden ist. „Die Front des Begriffs lag in der Unterscheidung von sicherem Wissen (epistéme) und Meinungswissen (dóxa)“.[2] Hierbei spielte nur die Unterscheidung öffentlich – geheim eine Rolle. Es konnte öffentlich darüber diskutiert werden, welche Meinung das Volk über den Fürsten habe, andere Themen konnten nur geheim oder gar nicht diskutiert werden.

In der griechischen und römischen Antike war die soziale Kontrolle, die sich auf die öffentliche Meinung stützte, als etwas Selbstverständliches bekannt. Da zu dieser Zeit noch keine allgemeinen staatlichen Gesetzte formuliert waren, an die sich der Einzelne zu halten hat, bildete die öffentliche Meinung eine moralische und rechtliche Instanz, an deren Vorgaben man sich orientieren musste, um nicht bestraft und aus der Gesellschaft verbannt zu werden.

Sokrates nannte sie die ungeschriebenen Gesetzte, Gesetze also, die ohne staatliche Machtanwendung nur aufgrund ihrer psychologischen Wirkungen befolgt wurden. Als Beispiele können hier genannt werden: Die Ehrfurcht der Kinder vor den Eltern, das bescheidene Schweigen der Jüngeren in Gegenwart der Älteren, aber auch Dinge wie die Haartracht, Zuschnitt der Kleider (=Mode).

Ein Gesprächspartner Sokrates, Adeimantos, beschreibt das Phänomen der öffentlichen Meinung der Zeit wie folgt:

„Sie richtet auch nichts an, als dass sie allmählich sich festsetzt und in alles Stille unter der Hand sich an die Sitten und Beschäftigungen heranmacht, von diesem aus in größerem Maße im gegenseitigen Verkehr zutage tritt und dann vom Verkehr aus an die Gesetze und Staatseinrichtungen geht mit großer Frechheit, (…) bis sie zuletzt alles in den persönlichen und öffentlichen Verhältnissen umstürzt.“

Einfach formuliert sagt er, dass die öffentliche Meinung im Kleinen, also bei einem Individuum erwächst, durch Verbreitung zur Meinung vieler Individuen, also einer Masse werden kann und damit Macht bekommt. Eine einzelne Meinung wird keine gesellschaftlichen Veränderungen bewirken, aber die Überzeugung einer Masse von Menschen, kann sogar einen ganzen Staat umwälzen. Dieser Vorgang vom Kleinen ins Große geht schleichend und langsam und ist dennoch so wirkungsvoll.

Der beschriebene Einfluss auf die Politik ist auch heute unverändert aktuell.

1672 erklärt Sir William Temple: „Die Zustimmung des Volkes bildet die Kraft der Regierung.“[3] Auch hier wird der große Einfluss der Meinung einer Masse beschrieben.

Das Respektieren der öffentlichen Meinung

Sowohl die Regierung als auch das einzelne Mitglied der Gesellschaft wird gezwungen, die öffentliche Meinung zu respektieren. Beachtet die Regierung die öffentliche Meinung nicht, tut sie nichts, um eine feindselige öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, droht ihr der Sturz, der Machtentzug. Der einzelne ist bei nicht respektieren von Isolation bedroht, davon, aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden.

Das Ergebnis des Respektierens der öffentlichen Meinung ist hier wie da Integration, Stärkung des Zusammenhalts und damit die nötige Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit.

[...]


[1] Fischer Lexikon, S.366

[2] Luhmann, S. Luhmann S.77

[3] Fischer Lexikon, S. 368

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Die öffentliche Meinung - Definitionen, Formen und der Umgang mit öffentlicher Meinung
Université
LMU Munich
Cours
Proseminar
Note
2,1
Auteur
Année
2005
Pages
17
N° de catalogue
V80005
ISBN (ebook)
9783638828512
ISBN (Livre)
9783638904131
Taille d'un fichier
446 KB
Langue
allemand
Mots clés
Meinung, Definitionen, Formen, Umgang, Meinung, Proseminar
Citation du texte
Friederike Wittmaack (Auteur), 2005, Die öffentliche Meinung - Definitionen, Formen und der Umgang mit öffentlicher Meinung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80005

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