Obwohl die Prügelstrafe im Strafkatalog des Reichsrechts bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr enthalten war und die Abschaffung als eine der Kulturerrungenschaften des Jahrhunderts angesehen wurde, erlebte sie in den deutschen Kolonien eine wahre „Blütezeit“.
Während der gesamten deutschen Kolonialzeit nutzten die Kolonisten die Prügelstrafe zur Durchsetzung ihrer ökonomischen Interessen, sowie zur Herrschaftssicherung. Zur Legitimation der Prügel zogen die Kolonisten die ihrer Meinung nach sehr niedrige kulturelle Stufe und die Unfähigkeit zur Bildung einer modernen Zivilisation heran. Den Afrikanern war es nun, von der Besitznahme der deutschen Schutzgebiete an, vergönnt, sich vom weißen Mann durch Erziehung zur Arbeit zu einer höheren Kultur führen zulassen. Dabei war es nur logisch, dass die Eingeborenen nicht die gleichen Rechte und die gleichen Löhne erhielten.
Aber glaubten die Kolonialherren tatsächlich daran, den Afrikaner zu einer „höheren Kultur“ zu führen? Oder bewirkte die Prügelstrafe genau das Gegenteil und führte zur Entfremdung, welche letztendlich in großen Aufständen mündeten?[...]Ziel dieser Arbeit soll es sein die rechtlichen Grundlagen, sowie die rechtliche Legitimation der Prügelstrafe aus damaliger Sicht zu beleuchten. Weiterhin werden die situationsbedingte Umsetzung der Prügelstrafe und ihre Folgen erörtert. Die Versuche von einzelnen Kolonialbeamten die Prügelstrafe in ihrer Maßlosigkeit zu beschränken, werden anhand der Statistiken über die Häufigkeit der Anwendung in den einzelnen deutschen Kolonien kommentiert.
Als Quellen diente für die Aufarbeitung der rechtlichen Situation ein kolonialjuristischer Beitrag des Rechtswissenschaftlers Harald Sippel. Sehr umfangreiches Material stand auch mit der ausführlichen Bearbeitung des Themas in „Prügelstrafe und Züchtigungsrecht in den deutschen Schutzgebieten Schwarzafrikas“ durch Martin Schröder zur Verfügung. Für die Bewertung der Einstellungen der Kolonialbeamten und Kolonialpraktiker lieferte „Die Behandlung der Afrikanischen Neger“ vom togolesischen Kolonialbeamten B. Herold, sowie zahlreiches gedrucktes Quellenmaterial von Kolonialbeamten und Privatleuten in „Kolonien unter der Peitsche“ von Fritz Ferdinand Müller.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rechtliche Situation in den deutschen Schutzgebieten Afrikas
- Anwendung des Reichs(straf)-gesetzes in den deutschen Kolonien Afrika
- Gründe für die Unterwerfung der afrikanischen Bevölkerung unter ein „Eingeborenenstrafgesetz“
- Rechtfertigung der Prügel als Strafmittel
- Anwendung der Prügelstrafe in den Kolonien
- Unterscheidung der Prügelstrafe hinsichtlich der rechtlichen Befugnisse
- Die kodifizierte Prügelstrafe
- Das „väterliche Züchtigungsrecht“ und seine Herleitung
- Instrumente und Folgen körperlicher Züchtigung
- Versuche zur Reform der Prügelstrafe
- Das Umdenken in der Eingeborenpolitik mit der „Ära Dernburg“
- Zielsetzung und Wirklichkeit der „verbesserten“ Eingeborenenpolitik
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die rechtlichen Grundlagen und die Legitimation der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien Afrikas aus damaliger Sicht. Sie untersucht die Anwendung der Prügelstrafe in verschiedenen Situationen, ihre Folgen und die Versuche, ihre exzessive Anwendung einzuschränken. Die Arbeit analysiert die Diskurse um die Prügelstrafe innerhalb der deutschen Kolonialverwaltung.
- Rechtliche Grundlagen der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien
- Legitimation der Prügelstrafe durch die Kolonialmacht
- Anwendung und Folgen der Prügelstrafe für die afrikanische Bevölkerung
- Versuche der Reform der Prügelstrafe
- Diskurse um die Prügelstrafe innerhalb der deutschen Kolonialverwaltung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien vor, die trotz ihrer Abschaffung im Reichsrecht eine weitverbreitete Praxis blieb. Sie verortet die Prügelstrafe im Kontext der Kolonialherrschaft und der ideologischen Rechtfertigung durch die angeblich niedrige kulturelle Stufe der afrikanischen Bevölkerung. Die Einleitung skizziert die kontroversen Debatten um die Prügelstrafe innerhalb der deutschen Kolonialpolitik und benennt die zentralen Fragestellungen der Arbeit.
Rechtliche Situation in den deutschen Schutzgebieten Afrikas: Dieses Kapitel analysiert die rechtlichen Grundlagen der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien. Es beschreibt die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Anwendung des Reichsstrafrechts auf die koloniale Bevölkerung und die Einführung von „Eingeborenenstrafgesetzen“. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen der Rechtsprechung für die europäische und die afrikanische Bevölkerung, die auf der Annahme unterschiedlicher kultureller Entwicklungsstadien basierte. Die Kapitel erörtert die weite Auslegung des Begriffs „Eingeborener“ und die Rolle der Kolonialverwaltung bei der Anwendung des Rechts.
Anwendung der Prügelstrafe in den Kolonien: Dieses Kapitel befasst sich mit der konkreten Anwendung der Prügelstrafe in den Kolonien. Es analysiert die verschiedenen Formen der Prügelstrafe, die rechtlichen Befugnisse und die Instrumente der Züchtigung. Es untersucht das sogenannte „väterliche Züchtigungsrecht“ und seine ideologische Grundlage. Das Kapitel beleuchtet die Folgen der körperlichen Züchtigung für die betroffene Bevölkerung und setzt dies in den Kontext der kolonialen Herrschaftsstrukturen.
Versuche zur Reform der Prügelstrafe: Dieses Kapitel untersucht die Bemühungen um eine Reform der Prügelstrafe und die damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Debatten. Es analysiert die Veränderungen in der Eingeborenenpolitik, insbesondere im Kontext der „Ära Dernburg“, und die Zielsetzungen einer „verbesserten“ Kolonialpolitik. Es setzt die offiziellen Ziele mit der Realität der Praxis der Prügelstrafe in Beziehung.
Schlüsselwörter
Prügelstrafe, Züchtigung, Deutscher Kolonialismus, Afrika, Eingeborenenstrafrecht, Kolonialverwaltung, Reichsstrafrecht, Kolonialpolitik, „Eingeborenenpolitik“, Kulturelle Entwicklungsstufe, Herrschaftssicherung, ökonomische Interessen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Rechtliche Grundlagen und Anwendung der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien Afrikas
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die rechtlichen Grundlagen und die Legitimation der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien Afrikas. Sie analysiert die Anwendung der Prügelstrafe in verschiedenen Situationen, ihre Folgen und die Versuche, ihre exzessive Anwendung einzuschränken. Ein weiterer Fokus liegt auf den Diskursen innerhalb der deutschen Kolonialverwaltung zu diesem Thema.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die rechtlichen Grundlagen der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien; die Legitimation der Prügelstrafe durch die Kolonialmacht; die Anwendung und Folgen der Prügelstrafe für die afrikanische Bevölkerung; Versuche der Reform der Prügelstrafe; und die Diskurse um die Prügelstrafe innerhalb der deutschen Kolonialverwaltung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur rechtlichen Situation in den deutschen Schutzgebieten Afrikas, ein Kapitel zur Anwendung der Prügelstrafe in den Kolonien, ein Kapitel zu Reformversuchen der Prügelstrafe und eine Schlussbetrachtung. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Welche rechtlichen Grundlagen werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Anwendung des Reichsstrafrechts in den deutschen Kolonien und die Einführung von „Eingeborenenstrafgesetzen“. Sie untersucht die Unterscheidung zwischen der Rechtsprechung für die europäische und die afrikanische Bevölkerung und die weite Auslegung des Begriffs „Eingeborener“.
Wie wurde die Prügelstrafe in der Praxis angewendet?
Das Kapitel zur Anwendung der Prügelstrafe beschreibt verschiedene Formen der Strafe, die rechtlichen Befugnisse, die Instrumente der Züchtigung und das sogenannte „väterliche Züchtigungsrecht“. Die Folgen der körperlichen Züchtigung für die afrikanische Bevölkerung und deren Kontext innerhalb der kolonialen Herrschaftsstrukturen werden beleuchtet.
Gab es Versuche, die Prügelstrafe zu reformieren?
Ja, die Arbeit untersucht die Bemühungen um eine Reform der Prügelstrafe und die damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Debatten. Sie analysiert die Veränderungen in der Eingeborenenpolitik, insbesondere im Kontext der „Ära Dernburg“, und vergleicht die offiziellen Ziele mit der tatsächlichen Praxis.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Prügelstrafe, Züchtigung, Deutscher Kolonialismus, Afrika, Eingeborenenstrafrecht, Kolonialverwaltung, Reichsstrafrecht, Kolonialpolitik, „Eingeborenenpolitik“, Kulturelle Entwicklungsstufe, Herrschaftssicherung, ökonomische Interessen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und bietet eine abschließende Bewertung der rechtlichen Grundlagen und der Anwendung der Prügelstrafe in den deutschen Kolonien Afrikas. (Der genaue Inhalt der Schlussfolgerung ist nicht im bereitgestellten Textzusammenfassung enthalten).
- Quote paper
- Robin Achilles (Author), 2007, Prügelstrafe und Züchtigungsrecht in den deutschen Kolonien Afrikas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80312