Soziale Integration und Wohlbefinden von Migranten in Görlitz

Explorationsstudie zur Integrationssituation und zum subjektiven Wohlbefinden von Migranten sowie zu den Integrationsleistungen der Aufnahmegesellschaft am Beispiel einer ostdeutschen Kleinstadt


Diploma Thesis, 2006

244 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

A Theoretischer Teil
1 Migration
1.1 Bezeichnungen für Menschen mit Migrationshintergrund
1.2 Rechtliche Stellung der Migranten
1.3 Psychische Aspekte der Migration
2 Soziale Integration nach Esser
2.1 Begriffsdefinitionen zur sozialen Integration
2.2 Formen sozialer Integration
2.2.1 Kulturation
2.2.2 Platzierung
2.2.3 Interaktion
2.2.4 Identifikation
2.3 Sozialintegration von Migranten
2.4 Exkurs: Integrationssituation in Deutschland
2.5 Diagnostische Zugänge zur Erfassung sozialer Integration
3 Subjektives Wohlbefinden
3.1 Begriffsdefinitionen zum subjektiven Wohlbefinden
3.2 Theoretische Zugänge zum habituellen Wohlbefinden
3.2.1 Personenzentrierte Ansätze
3.2.2 Umweltzentrierte Ansätze
3.2.3 Passungstheoretische Ansätze
3.2.4 Zusammenfassung der Theorien zum habituellen Wohlbefinden
3.3 Übertragung der theoretischen Ansätze zum Wohlbefinden auf die Situation von Migranten
3.4 Diagnostische Zugänge zur Erfassung von Wohlbefinden
4 Zum Zusammenhang von sozialer Integration und Wohlbefinden
4.1 Kulturation und Wohlbefinden
4.2 Platzierung und Wohlbefinden
4.3 Interaktion und Wohlbefinden
4.4 Identifikation und Wohlbefinden
5 Rahmenbedingungen in Görlitz

B Empirischer Teil
6 Methodisches Vorgehen
6.1 Qualitative versus quantitative Verfahren
6.2 Erhebungsmethoden
6.2.1 Die Erhebung mit dem Experteninterview
6.2.2 Die Sekundärauswertung statistischer Daten
6.2.3 Die Erhebung mit problemzentrierten Interviews
6.3 Aufbereitungsverfahren
6.4 Auswertungsmethoden
6.4.1 Auswertung der statistischen Daten
6.4.2 Auswertungsverfahren der Interviews
6.5 Durchführung der Datenerhebung und Datenauswertung
6.5.1 Ablaufplan der Datenerhebung und Datenauswertung
6.5.2 Auswahl und Finden der Interviewpartner
6.5.3 Das Probeinterview
6.5.4 Durchführen der Experten- und Migranteninterviews
7 Auswertung und Darstellung der Ergebnisse
7.1 Auswertung des Experteninterviews
7.1.1 Auftragsgrundlagen für die Tätigkeit der Integrationsbeauftragten der kreisfreien Stadt Görlitz
7.1.2 Postskript des Experteninterviews
7.1.3 Motto des Experteninterviews
7.1.4 Zusammenfassende Nacherzählung des Experteninterviews
7.1.5 Themenkatalog des Experteninterviews
7.1.6 Paraphrasierung des Experteninterviews
7.1.7 Zentrale Kategorien des Experteninterviews
7.1.8 Nachträgliche Information zu Integrationsangeboten der Stadt Görlitz
7.2 Sekundärauswertung der statistischen Daten
7.2.1 Bevölkerungsentwicklung
7.2.2 Staatsangehörigkeit der ausländischen Bevölkerung
7.2.3 Aufenthaltsstatus und Aufenthaltsdauer
7.2.4 Einbürgerungen
7.2.5 Die Altersstruktur
7.2.6 Verteilung der Einwohner auf die Stadtteile
7.2.7 Sozialhilfeempfänger
7.2.8 Arbeitslosenquote und Struktur der Arbeitslosigkeit
7.2.9 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
7.2.10 Bildungsdaten
7.2.11 Zusammenfassung der Sekundärauswertung statistischer Daten
7.3 Einzelauswertung der Migranteninterviews
7.3.1 Interview mit Ali Abdullah
7.3.2 Interview mit Sukapura
7.3.3 Probeinterview mit Adil
7.4 Systematischer Vergleich der Migranteninterviews
7.4.1 Synopsis und Verdichtung der zentralen Kategorien der Einzelinterviews
7.4.2 Komparative Paraphrasierung der Konstrukte

C Diskussion der Ergebnisse und Ausblick
8 Gegenüberstellung und Diskussion der Ergebnisse der verschiedenen Erhebungsbereiche
9 Reflexion der Ergebnisse
9.1 Beurteilung der Ergebnisse nach Gütekriterien
9.1.1 Beurteilung der Validität
9.1.2 Beurteilung der Reliabilität
9.2 Kritische Betrachtung der Vorgehensweise
10 Zusammenfassung und Ausblick
10.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
10.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Konfliktlösungsmodelle in der Migration

Tabelle 2: Vier Formen der Sozialintegration nach Esser

Tabelle 3: Verteilung der Schulabschlüsse in der BRD im Jahr 2000

Tabelle 4: Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler und Studenten in der BRD im Jahr 2000

Tabelle 5: Indikatoren sozialer Integration

Tabelle 6: Theorien zum habituellen Wohlbefinden

Tabelle 7: Indikatoren für körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden

Tabelle 8: Vier Faktoren subjektiven Wohlbefindens nach Mayring

Tabelle 9: Leistungen und Belastungen durch informelle soziale Beziehungen

Tabelle 10: Formen sozialer Beziehungen nach Badura

Tabelle 11: Ablauf der ersten Auswertungsphase: das Einzelinterview

Tabelle 12: Ablauf der zweiten Auswertungsphase: Systematischer Vergleich

Tabelle 13: Geplanter Ablauf der Datenerhebung

Tabelle 14: Realisierter Ablauf der Datenerhebung

Tabelle 15: Bevölkerungsentwicklung in Görlitz von 1993 - 2004

Tabelle 16: Ausländer in Görlitz nach Staatsangehörigkeit, Stand Mai 2005

Tabelle 17: Aufenthaltstitel der Migranten in Görlitz (28.02.2006)

Tabelle 18: Altersstruktur in Görlitz (Stand 12/04)

Tabelle 19: Verteilung der Einwohner auf die Görlitzer Stadtteile (Stand 31.12.04)

Tabelle 20: Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt, Anteil nach Bezugsgruppe

Tabelle 21: Synopsis und Verdichtung der zentralen Kategorien der Migranteninterviews

Tabelle 22: Strukturelle Lebensbedingungen der befragten Migranten in Görlitz

Tabelle 23: Vergleichfaktoren der intra- und interpersonellen Vergleiche

Tabelle 24: Integrationskonzepte der befragten Migranten

Tabelle 25: Komponenten von und individuelle Bedingungen für Wohlbefinden

Tabelle 26: Merkmale von Freundschaften

Tabelle 27: Vorstellungen der Migranten über Deutsche und darüber, was Deutsche über Ausländer denken

Tabelle 28: Übersicht soziale Beziehungen und Unterstützungsressourcen der befragten Migranten

Tabelle 29: Emotionale Assimilation der befragten Migranten

Tabelle 30: Migrationsmotive der befragten Migranten

Tabelle 31: Kompetenzen der befragten Migranten

Tabelle 32: Individuelle Bedürfnisse der befragten Migranten

Tabelle 33: Belastende Faktoren für das Wohlbefinden der befragten Migranten

Tabelle 34: Emotionales Wohlbefinden der befragten Migranten

Tabelle 35: Soziales Wohlbefinden der befragten Migranten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Aufbau des sozialen Atoms

Abbildung 2: Prozentuale Veränderung der Bevölkerungsentwicklung von 1993 bis 2004

Abbildung 3: Anzahl Einbürgerungen in Görlitz von 1993 bis 2002

Abbildung 4: Altersstruktur der Deutschen und Ausländer (Stand 12/2004)

Abbildung 5: Verteilung der ausländischen Bevölkerung auf die Stadtteile

Abbildung 6: Arbeitslosenquote Deutsche und Ausländer von 2003 bis 2005

Abbildung 7: Vergleich Anteil Nationalitäten an ausländischen Arbeitslosen und ausländischen Einwohnern

Abbildung 8: Vergleich der Qualifikationsstrukturen der ausländischen Arbeitslosen (Stand 12/05)

Abbildung 9: Vergleich der Qualifikationsstrukturen der arbeitslosen Deutschen und Ausländer (Stand 12/05)

Abbildung 10: Anteil Arbeitsloser hinsichtlich der Dauer der Arbeitslosigkeit (Stand 12/05)

Abbildung 11: Sozialversicherungsbeschäftigte in einzelnen Wirtschaftsbereichen (Stand 30.06.2005)

Abbildung 12: Anteil ausländischer und deutscher Schüler in den Schulformen (Schuljahr 05/06)

Abbildung 13: Anteil der ausländischen und deutschen Schüler bei den Schulabschlüssen (Schuljahr 04/05)

Abbildung 14: Soziales Atom Ali Abdullah

Abbildung 15: Soziales Atom Sukapura

Abbildung 16: Soziales Atom Adil

Abbildung 17: Zusammenhang zwischen Bedürfnisbefriedigung, Vergleichsprozessen und Wohlbefinden

Abbildung 18: Zusammenhang von Integration und Wohlbefinden

Einleitung

Als ich im Jahr 2000 zu Studienzwecken nach Görlitz zog, fiel mir sofort auf, wie wenig Ausländer es hier gibt. Ich wohnte vorher in der Innenstadt von Mannheim, einer westdeutschen Großstadt mit einem hohen Ausländeranteil. Gerade in der Mannheimer Innenstadt lebt man mit Menschen verschiedenster Nationalität Tür an Tür. In Görlitz vermisste ich dann die Vielfalt der ausländischen Spezialitätenrestaurants, das Gewirr unterschiedlicher Sprachen in der Straßenbahn, die indischen, türkischen und chinesischen Lebensmittelhändler, die immer frisches Koriandergrün und die exotischsten Gewürze anboten, das bunte Treiben von Menschen mit Kopftüchern, Turbanen oder Saris auf der Straße und die Klänge türkischer Musik aus der Nachbarwohnung. Im Laufe der Zeit gewann ich auch den Eindruck, dass die Görlitzer Ausländern eher skeptisch gegenüberstehen. So warnten mich meine neuen Nachbarn vor den „stehlenden Polen“ und oftmals hörte ich, es gäbe „zu viele Ausländer“ in der Stadt. Irgendwann fragte ich mich: Fühlen sich die Ausländer hier eigentlich wohl? Intensiviert wurde diese Überlegung durch Gespräche mit meinem marokkanischen Lebenspartner, der bereits seit vielen Jahren in Görlitz wohnt.

Deshalb war ich sofort begeistert, als mich eine Studienkollegin auf den Themenvorschlag von Frau Prof. Blin „Wohlbefinden ausländischer Mitbürger in Görlitz“ aufmerksam machte. Dass Wohlbefinden ganz wesentlich von der Integration abhängt, wurde mir bei einem Gespräch mit dem Erstbetreuer dieser Arbeit, Herrn Prof. Waldow, klar. So wurde das Thema erweitert um die Frage: Wie gut sind Migranten in Görlitz integriert?

Das Thema „Integration“ ist heute in aller Munde. Kaum schaltet man den Fernseher an oder schlägt eine Zeitung auf, wird man informiert über Fragebögen für Einbürgerungswillige, die Gewaltbereitschaft ausländischer Schüler in Schulen mit hohem Ausländeranteil, die Proteste der Einwohner von Berlin-Pankow, die sich von dem geplanten Bau einer Moschee im Stadtteil bedroht fühlen oder über die residentielle Segregation ausländischer Mitbürger in den Großstädten. Fast scheint es, als sei die Eingliederung von Migranten in unsere Gesellschaft das derzeit größte Problem in Deutschland. Berichte darüber, wie sich die Migranten hier fühlen, sind dagegen eher selten. Eine Verknüpfung dieser beiden Aspekte erscheint mir auch deshalb besonders interessant.

In dem „Handbuch für Integration für Entscheidungsträger und Praktiker“ der Europäischen Kommission schreibt der Generaldirektor Jonathan Faull

„Angesichts von Rückgang und Überalterung der Bevölkerung ist eine Zuwanderung nach Europa in den kommenden Jahren sowohl wahrscheinlich als auch notwendig. Die Integration von Zuwanderern ist für den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Entwicklung zwingend erforderlich. Damit sich Zuwanderer als Mitglieder unserer Gesellschaft fühlen können, müssen wir sie fair behandeln und ihnen die richtigen Instrumente zur uneingeschränkten gesellschaftlichen Teilhabe zur Verfügung stellen.“[1]

Diese Erklärung verdeutlicht zwei Dinge: Die Zuwanderung von Menschen aus anderen Ländern ist von Vorteil, und Integration ist nicht nur die Aufgabe der Migranten. Hierdurch erschloss sich mir ein weiterer Aspekt dieser Arbeit: Wie steht die Stadt Görlitz zu ihren ausländischen Mitbürgern, wie beurteilt sie die aktuelle Integrationssituation, und welche „Instrumente“ stellt sie den Migranten zur Verfügung, damit sie sich hier gut einleben können?

Diese Fragestellungen bilden also den Kernpunkt der vorliegenden Untersuchung. Als nächstes überlegte ich, um welche Migrantengruppe es hier eigentlich gehen soll. Die meisten vorliegenden Untersuchungen und Analysen konzentrieren sich auf die zahlenmäßig stärksten ethnischen bzw. nationalen Gruppen. Besonders den Türken gilt großes Interesse. Jedoch wollte ich die Hervorhebung einer einzelnen Migrantengruppe vermeiden. Gerade die intensive Beschäftigung mit den türkischen Migranten verursachte bzw. verstärkte die Stigmatisierung dieser Menschen.[2] Zudem werden durch eine solche Vorgehensweise die Belange anderer Migrantengruppen vernachlässigt. Aus diesem Grund beschloss ich, mich nicht auf eine einzelne Nationalität zu konzentrieren sowie auch speziell Nationalitäten zu befragen, die in Görlitz nicht häufig vertreten sind.

Zusammengefasst lauten also die Fragestellungen dieser Arbeit:

Wie gut sind Migranten im allgemeinen und insbesondere Migranten, deren Nationalität in Görlitz nicht häufig vertreten ist, in die hiesige Gesellschaft integriert?

Wie ist das Wohlbefinden dieser Migranten?

Wie ist die Stadt Görlitz gegenüber ihren ausländischen Mitbürgern eingestellt?

Wie ist die aktuelle Integrationssituation in Görlitz?

Mit welchen Integrationsmaßnahmen unterstützt die Stadt die Migranten in ihren Integrationsbemühungen?

Gliederung dieser Arbeit

Teil A ermöglicht dem Leser den theoretischen Zugang zu den Themenbereichen Migration, soziale Integration und Wohlbefinden sowie zu den Zusammenhängen zwischen Integration und Wohlbefinden. Beschrieben werden auch strukturelle Rahmenbedingungen in Görlitz.

In Kapitel 1 gehe ich auf das Thema Migration ein. Da die Bezeichnungen für Menschen mit Migrationshintergrund nicht eindeutig sind, mache ich den Leser mit den unterschiedlichen Begrifflichkeiten vertraut (Kapitel 1.1). Danach schildere ich die rechtliche Stellung der Migranten in Deutschland, die durch das Zuwandergesetz geregelt wird (Kapitel 1.2). Die rechtliche Stellung bestimmt, welche Möglichkeiten den Migranten für ihre strukturelle Integration offen stehen. In Kapitel 1.3 geht es um die psychischen Aspekte der Migration, denen ich wegen der engen Verknüpfung zum Wohlbefinden besondere Aufmerksamkeit widme.

In Kapitel 2 stelle ich nach einer kurzen Definition der Begrifflichkeiten (Kapitel 2.1) das Integrationsmodell von Hartmut Esser vor (Kapitel 2.2); Kapitel 2.3 behandelt dann im speziellen die Sozialintegration von Migranten. Im Exkurs (Kapitel 2.4) gebe ich einen kurzen Überblick über die Integrationssituation in der Bundesrepublik. Die diagnostischen Zugänge zur Erhebung der sozialen Integration beschreibe ich in Kapitel 2.5.

In Kapitel 3 grenze ich zunächst den Begriff Wohlbefinden von artverwandten Konzepten ab und lege fest, welcher Teilaspekt von Wohlbefinden im Weiteren untersucht werden soll (Kapitel 3.1). Danach beschreibe ich die theoretischen Zugänge zum habituellen Wohlbefinden. Dabei gehe ich auf personenzentrierte, umweltzentrierte und passungstheoretische Ansätze ein (Kapitel 3.2). Im folgenden Kapitel 3.3 stelle ich eine Verbindung zwischen Wohlbefinden und Migration her, indem ich die theoretischen Ansätze auf die spezielle Situation von Migranten übertrage. Schließlich gebe ich in Kapitel 3.4 einen Überblick über die diagnostischen Zugänge zur Erhebung von Wohlbefinden.

Den Zusammenhang zwischen sozialer Integration und subjektivem Wohlbefinden stelle ich in Kapitel 4 dar. Dabei gehe ich auf die einzelnen Integrationsdimensionen nach Esser, die Kulturation (Kapitel 4.1), die Platzierung (Kapitel 4.2), die Interaktion (Kapitel 4.3) und die Identifikation (Kapitel 4.4) jeweils separat ein.

Kapitel 5 enthält schließlich eine Beschreibung der Rahmenbedingungen in Görlitz. Die Darlegung umfasst bereits hier einige statistische Daten.

In Teil B beschreibe ich das methodische Vorgehen, den Auswertungsprozess und die Untersuchungsergebnisse.

In Kapitel 6 schildere ich zunächst welche Überlegungen zur Auswahl der Untersuchungsverfahren führten (Kapitel 6.1). Danach gehe ich auf ausgewählten Erhebungsmethoden Experten- und problemzentriertes Interview sowie Sekundäranalyse statistischer Daten ein. Die jeweiligen Unterkapitel enthalten eine Beschreibung der Themenbereiche der einzelnen Erhebungen sowie den Aufbau der Interviewleitfäden (Kapitel 6.2). Danach beschreibe ich die Aufbereitungsverfahren (Kapitel 6.3) und Auswertungsmethoden (Kapitel 6.4). Um die Erhebung transparent und nachvollziehbar zu machen werden sowohl Auswahl und Finden der Interviewpartner, das Probeinterview und die Durchführung des Experten- und der Migranteninterviews ausführlich dargestellt (Kapitel 6.5).

Kapitel 7 umfasst die Auswertung und Darstellung der Ergebnisse. Auch hier werden aus Gründen der Transparenz die einzelnen Auswertungsschritte ausführlich beschrieben. Kapitel 7.1 enthält die Auswertung des Experteninterviews, Kapitel 7.2 die Sekundärauswertung statistischer Daten, Kapitel 7.3 die Auswertung der Einzelinterviews und Kapitel 7.4 die vergleichende Auswertung der Migranteninterviews.

In Teil C diskutiere ich die Ergebnisse der Erhebung, weise auf weitere Forschungsfragen hin, die sich aus dieser Studie ergeben, und schlage eine Integrationsmaßnahme vor.

Kapitel 8 enthält eine Gegenüberstellung und Diskussion der Ergebnisse der Erhebungsbereiche Experteninterview, Sekundäranalyse statistischer Daten und Migrantenbefragung. In Kapitel 9 beurteile ich die Ergebnisse hinsichtlich der Gütekriterien Validität und Reliabität (Kapitel 9.1) und reflektiere die Angemessenheit der Vorgehensweise (Kapitel 9.2). Das letzte Kapitel (10) enthält schließlich einen Ausblick auf weitere interessante Forschungsfragen, die sich aus dieser Untersuchung ergaben. Weiterhin beschreibe ich eine Integrationsmaßnahme, die als sinnvoll erachte.

Aufgrund der besseren Lesbarkeit verwende ich im Text die männliche Form; sie schließt auch Frauen mit ein. Meine Geschlechtsgenossinnen mögen mir verzeihen.

A Theoretischer Teil

1 Migration

Die Bezeichnungen für Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, um hier zu leben, sind oft nicht eindeutig und überschneiden sich teilweise. Deshalb setze ich mich zunächst mit den Begrifflichkeiten auseinander (Kapitel 1.1). In verschiedenen Ländern gibt es auch unterschiedliche Konzepte mit Einwanderung umzugehen. Diese Konzepte spiegeln sich in den rechtlichen Bestimmungen der jeweiligen Länder wider. Die wichtigsten Rechtgrundlagen in Deutschland beschreibe ich in Kapitel 1.2. Faktoren, die einen Migrationswunsch auslösen, sowie die psychischen Aspekte der Migration schildere ich in Kapitel 1.3.

1.1 Bezeichnungen für Menschen mit Migrationshintergrund

Bereits für die Begriffe Migration und Migrant gibt es in der Literatur keine allgemeingültige Definition. Abstammend vom lateinischen Wort "migro" bedeutet Migration „wandern“ oder auch „wegziehen“. Gemeinsam ist den Definitionen verschiedener Autoren, dass Migration immer mit einem örtlichen Wechsel von Individuen und/oder Gruppen verbunden ist.[3] In Anlehnung an die Definition der Migration von Meister verstehe ich zunächst unter Migranten

„(...) Personen (...), die aus einem anderen Land einreisen und damit einen ständigen oder vorübergehenden Wechsel ihres Wohnsitzes und ihres ‚Lebensmittelpunktes‘ vollziehen, gleichgültig auf welche Verursachungen dies zurückzuführen ist.“[4]

Diese Definition schließt also auch Spätaussiedler, Asylanten (s. u.) und eingebürgerte Personen mit ein. Auch die Bezeichnungen „Emigrant“ und „Immigrant“ beziehen sich auf diesen Ortswechsel. So bezeichnet man eine Person, die ihr Land verlässt, als Emigrant (Auswanderer) und jemanden, der sich in einem anderen Land niederlässt als Immigrant (Ein- bzw. Zuwanderer).[5] Allerdings werden mittlerweile auch in Deutschland geborene Menschen, deren Eltern nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, als Migranten bezeichnet. Die deutsche Staatsbürgerschaftspolitik hat dazu beigetragen, dass mittlerweile sogar eine dritte Generation von „Migranten“ existiert.[6] Die Bezeichnung „Migrant“ ist zwar nach o. g. Definition für diese Personengruppe unzutreffend, birgt jedoch möglicherweise ein Stück Alltagsrealität. Es ist vorstellbar, dass „Migranten“ der zweiten und dritten Generation tagtäglich eine Migration vollziehen - zwischen ihrem von den Normen und Wertvorstellungen des Herkunftslands der Eltern geprägten Zuhause und der vorwiegend von deutschen Normen dominierten Gesellschaft außerhalb.[7]

Ausländer sind alle, auch in Deutschland geborene Personen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, und zwar völlig unabhängig vom jeweiligen rechtlichen Status und der Aufenthaltsdauer.

Demgegenüber sind Spätaussiedler, d. h. Einwanderer deutscher Abstammung aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa[8], rechtlich gesehen keine Ausländer sondern Deutsche. Laut Kriegsfolgenbereinigungsgesetz vom 1. Januar 1993 kann jeder, der sich zum deutschen Volkstum bekennt, die deutsche Volkszugehörigkeit nachweisen kann, vor dem 31.12.1992 geboren ist und deutsche Sprachkenntnisse hat, diesen Status erwerben. Dennoch haben diese Menschen einen Migrationshintergrund und werden von den Einheimischen oft als Ausländer gesehen. Neuere Untersuchungen zeigen - vor allem bei den jüngeren Zuwanderern - einen relativ hohen Grad der Marginalisierung.[9]

Ein Flüchtling ist eine Person, die

„(…) aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt (…).“[10]

Seit der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 haben Flüchtlinge einen rechtlichen Anspruch auf Asyl. Da dieser Anspruch aber zunehmend mit nationalen Interessen in Konflikt geriet, haben die westeuropäischen Staaten in den letzten beiden Jahrzehnten ihre Asylgesetze verschärft. Flüchtlinge, die über Drittländer nach Europa kommen, werden nach dem neuen Asylrecht an den europäischen Grenzen zu illegalen Einwanderern, die zurückgewiesen werden können. Gelingt es einem Flüchtling, in einem europäischen Land Asyl zu beantragen, steht am Ende je nach Rechtssprechung ein abgelehnter Asylsuchender, eine geduldete Person oder ein anerkannter Flüchtling bzw. Asylant. Asylanten haben also ebenfalls einen Migrationshintergrund. Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied: Ein freiwilliger Migrant kann sich des Schutzes seines Herkunftslandes sicher sein - ein Flüchtling nicht.[11]

Der Begriff „Migrant“ erscheint mir als der umfassendste. Deshalb verwende ich diesen im Folgenden vereinfachend für alle oben beschriebenen Personengruppen, sofern eine Unterscheidung nicht sinnvoll bzw. notwendig ist.

1.2 Rechtliche Stellung der Migranten

In diesem Kapitel gebe ich einen Überblick über die wichtigsten rechtlichen Bestimmungen, die das Leben von Migranten in Deutschland strukturieren.[12] Die Bestimmungen beziehen sich auf Aufenthaltsstatus und Zugang zum Arbeitsmarkt. Beide Faktoren stehen in einem engen Zusammenhang zur sozialen Integration und zum subjektiven Wohlbefinden. Auf diesen Zusammenhang werde ich in den Kapiteln 2.3, 3.3 und 4 eingehen. Zunächst geht es hier um die Darstellung der Gegebenheiten.

Die rechtliche Stellung der Migranten war bis Ende 2004 im Ausländergesetz geregelt. Da die befragten Migranten noch unter den Bedingungen dieser Gesetzesgrundlage nach Deutschland kamen, beschreibe ich sowohl das alte Ausländer- als auch das neue Zuwanderergesetz. Beide Gesetze kennen den Begriff „Migrant“ nicht; differenziert wird nur zwischen Deutschen und Ausländern. Bis Ende 2004 wurden fünf Aufenthaltstitel unterschieden[13]:

Die Aufenthaltsbewilligung erhielt der Migrant für einen Aufenthalt von höchstens zwei Jahren zu einem bestimmten Zweck, z. B. zur Saisonarbeit oder für das Studium. Dies sollte die Verfestigung eines rechtlich gesicherten Aufenthaltes verhindern. Ein Wechsel zur Aufenthaltserlaubnis war nur ausnahmsweise möglich. Jedoch musste der Migrant vorher ausreisen und durfte frühestens nach einem Jahr eine Aufenthaltserlaubnis beantragen.[14]

Die befristete Aufenthaltserlaubnis war nicht an einen bestimmten Aufenthaltszweck gebunden. Um sie zu erhalten musste der Migrant grundsätzlich nachweisen, dass sein Unterhalt und ausreichender Wohnraum gesichert waren.[15] Waren diese Voraussetzungen nicht mehr gegeben, z. B. bei Arbeitslosigkeit, wurde die Erlaubnis u. U. nicht verlängert und der Migrant musste die Bundesrepublik verlassen.

Die befristete Erlaubnis konnte nach fünf Jahren in eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis umgewandelt werden. Voraussetzungen für ihre Erteilung waren: gesicherter Lebensunterhalt, einfache mündliche deutsche Sprachkenntnisse, ausreichender Wohnraum und Nicht-Vorliegen eines Ausweisungsgrundes.[16]

Als höchste Stufe aufenthaltsrechtlicher Sicherheit gewährte die Aufenthaltsberechtigung ein zeitlich und räumlich uneingeschränktes Aufenthaltsrecht sowie verstärkten Schutz vor Ausweisung. Der Migrant musste acht Jahren die Aufenthaltserlaubnis besitzen, mindestens 60 Monate Rentenversicherungsbeiträge geleistet haben und ein unbefristetes Arbeitsverhältnis nachweisen.[17]

Eine Aufenthaltsbefugnis wurde aus völkerrechtlichen oder dringenden humanitären Gründen erteilt, wenn die Vergabe einer Aufenthaltserlaubnis nicht möglich war. War die Ausreise wegen drohender politischer Verfolgung im Herkunftsland ausgeschlossen, musste ein Asylantrag gestellt werden.[18]

Duldung und Aufenthaltsgestattung waren nach dem Ausländerrecht keine Aufenthaltstitel. Die Duldung wurde bei Aussetzung der Abschiebung für längstens ein Jahr und beschränkt auf ein bestimmtes Bundesland erteilt. Die Aufenthaltsgestattung galt für die Dauer des laufenden Asylverfahrens. Sie war beschränkt auf den Bezirk einer bestimmten Ausländerbehörde.[19]

Ausländer konnten die deutsche Staatsangehörigkeit nur durch Einbürgerung er­werben.[20] Die rechtlichen Voraussetzungen waren: Aufenthalt von mindestens zehn oder bei Ehegatten von Deutschen von mindestens fünf Jahren, Einordnung in die deutschen Lebensverhältnisse, kein Ausweisungsgrund sowie Gewährleistung von Unterkunft und Lebensunterhalt. Hinzu kamen staatsbürgerliche Voraussetzungen: Hinwendung des Bewerbers zum deutschen Gemeinwesen[21], Beherrschung der deut­schen Sprache, Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung sowie die Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit.[22] Es wurde also vorausgesetzt, dass der Migrant kulturell bereits Deutscher war, noch bevor man ihn als deutschen Staatsbürger akzeptierte.[23]

Arbeiten durften Ausländer nur mit Genehmigung der Agentur für Arbeit. Nationalität und Aufenthaltsstatus waren die Kriterien, nach denen entschieden wurde, wer „vorrangigen“, „nachrangigen“ oder gar keinen Zugang zum Arbeitsmarkt erhielt. Nur Migranten mit einem dauerhaften Aufenthaltstitel sowie Zuwanderer aus der Europäischen Union und aus Ländern, mit denen Deutschland bilaterale Assoziationsabkommen hat, waren von dieser Genehmigungspflicht befreit. Alle anderen erhielten nur einen sehr eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Asylbewerber erhielten ihn gar nicht oder erst nach einjähriger Wartezeit und auch dann nur unter Auflagen. Im Jahr 2000 betraf dies rund 47 Prozent der Ausländer in der BRD.[24]

Die Arbeitserlaubnis war beschränkt auf bestimmte Berufsgruppen oder Wirtschaftszweige und wurde nur erteilt, wenn sich dies nicht nachteilig auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirkte. Vorrang hatte die Wiedereingliederung „bevorrechtigter“[25] Arbeitsloser. So konnte der Antrag sogar dann abgelehnt werden, wenn der Ausländer den Arbeitsplatz selbst gefunden hatte. Die Agentur für Arbeit musste zunächst versuchen, den freien Arbeitsplatz einem Bevorrechtigten zu vermitteln. Übrig blieben Arbeiten, die sonst nicht mehr zu vermitteln waren, oder Tätigkeiten in so genannten Arbeitsmarktnischen. Erschwerend kam eine Wartezeit für bestimmte Personengruppen, wie z. B. vier Jahre für Familiennachzügler, hinzu.[26]

Die Arbeitsberechtigung wurde vergeben, wenn der Migrant mindestens fünf Jahre eine regelmäßige versicherungspflichtige Beschäftigung ausgeübt hatte oder sich seit sechs Jahren ununterbrochen im Bundesgebiet aufhielt. Sie war unabhängig von der Arbeitsmarktlage.[27]

Anfang 2005 trat das neue Zuwanderungsgesetz in Kraft, welches das Ausländergesetz ersetzt. Zum ersten Mal wird ausdrücklich das Ziel genannt, Ausländer in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Die Integration soll durch Integrationskurse erreicht werden. Diese bestehen aus einem Basis- und einem Aufbausprachkurs á 300 Unterrichtsstunden sowie einem Orientierungskurs zu Rechtsordnung, Geschichte und Kultur mit 30 Unterrichtsstunden. Einen Teilnahmeanspruch haben Personen, die zum ersten Mal eine Aufenthaltserlaubnis oder aus humanitären Gründen eine Niederlassungserlaubnis (s. u.) erhalten haben und sich dauerhaft in Deutschland aufhalten. In diesem Fall werden die Kosten vom Staat übernommen. Der Anspruch erlischt nach zwei Jahren. Zur Teilnahme verpflichtet ist, wer einen Teilnahmeanspruch hat und sich nicht auf einfache Art in Deutsch verständlich machen kann oder wer von der Ausländerbehörde zur Teilnahme aufgefordert wird.[28]

In dem neuen Zuwanderungsgesetz wurden die aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen vereinfacht und an europäisches Recht anpasst. Es verbleiben drei Aufenthaltstitel: Aufenthaltserlaubnis, Niederlassungserlaubnis und Schengen-Visum. Der Aufenthaltstitel gibt gleichzeitig Auskunft darüber, in welchem Umfang eine Erwerbstätigkeit ausgeübt werden darf und welche. Die Zustimmung bleibt jedoch abhängig von der Verfügbarkeit bevorrechtigter Arbeitnehmer.[29]

Die Aufenthaltserlaubnis ersetzt die Titel befristete Aufenthaltserlaubnis, Aufenthaltsbewilligung und Aufenthaltsbefugnis. Sie ist generell befristet. Unter Umständen ergibt sich aus der Aufenthaltserlaubnis das Recht zu arbeiten. Neu ist, dass die Verletzung der Teilnahmepflicht an einem Integrationskurs zur Ablehnung der Verlängerung führen kann.[30]

Die Niederlassungserlaubnis ist unbefristet und ersetzt die unbefristete Aufenthaltserlaubnis und die Aufenthaltsberechtigung. Sie schließt das Recht zu arbeiten ein. Anspruch auf diesen Titel hat, wer seit 5 Jahren eine Aufenthaltserlaubnis und eine Arbeitserlaubnis besitzt sowie 60 Monate Rentenbeiträge eingezahlt hat. Lebensunterhalt und ausreichender Wohnraum müssen gesichert sein. Der Antragsteller muss ausreichende Deutschkenntnisse sowie Grundkenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung und der Lebensverhältnisse in der BRD nachweisen. Als Nachweis gilt der erfolgreiche Abschluss eines Integrationskurses.[31]

Das Schengen- Visum berechtigt zum dreimonatigen Aufenthalt in den Staaten des Schengener Abkommens.[32] Längere Aufenthalte werden über nationale Visa geregelt. Diese sind räumlich auf den jeweiligen Staat beschränkt.

Unionsangehörige haben das Recht, jederzeit in andere Staaten der EU einzureisen und sich dort an beliebigen Orten aufzuhalten und auch niederzulassen. Sie benötigen weder ein Visum noch einen Aufenthaltstitel. Die bisher erforderliche Aufenthaltserlaubnis-EG entfällt.[33]

Im Asylrecht reicht erstmals auch eine nichtstaatliche Verfolgung für eine Flüchtlingsanerkennung aus, wenn weder der Herkunftsstaat noch eine Partei oder Organisation Schutz gewährleisten können. Weiterhin wurde die geschlechtsspezifische Verfolgung als neuer Fluchtgrund eingeführt.[34] Um so genannte Kettenduldungen zu vermeiden, soll nach 18 Monaten der Duldung eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden, wenn mit dem Wegfall der Ausreisehindernisse in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist und der Ausländer diese nicht selbst zu vertreten hat.[35]

1.3 Psychische Aspekte der Migration

Warum verlässt ein Mensch seine Heimat, um in einem fremden Land zu leben? Leser[36] erklärt den Entschluss zur Migration mit so genannten push- und pull-Faktoren. Die push-Faktoren resultieren aus einer negativen Bewertung der individuellen wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder persönlichen Lebenssituation. Der Migrant erlebt seine Lebensbedingungen als belastend; die Umwelt kann seinen Bedürfnissen nicht gerecht werden. Durch die Migration soll das Gleichgewicht zwischen persönlichen Bedürfnissen und Umfeldrealität wieder hergestellt werden. Hinzu kommen pull-Faktoren, die sich auf das Aufnahmeland beziehen. Sie enthalten Erwartungen und Hoffnungen aber auch Illusionen. So stellte Leser[37] bei Befragungen fest, dass kaum jemand auf das Aufnahmeland vorbereitet war oder ein realitätsgetreues Bild davon hatte. Ausschlaggebend ist nach diesem Modell also der Wunsch nach besseren Lebensbedingungen und einer erfolgreicheren Bedürfnisbefriedigung.

Aus dem Ortswechsel resultiert für den Migranten eine fundamentale Veränderung seiner alltäglichen Lebenswelt[38]: Er verlässt seine vertraute Umgebung und geht in einen fremden Raum, dessen Strukturen er sich erst erschließen muss. Er erlebt den Abbruch sozialer Beziehungen im Herkunftsland. Seine Sprachkenntnisse sind oft mangelhaft - die Verständigung mit den Menschen seiner neuen Umgebung ist erschwert. Hinzu kommt, dass ihm deren Konzepte, Werte, Einstellungen, Normen, Erwartungen und Handlungsmuster fremd sind. Die gegenseitigen Verhaltenserwartungen bleiben ohne Resonanz oder führen zu Missverständnissen.[39] Unter Umständen ist er Fremdenfeindlichkeit und selbstwertverletzenden Diskriminierungen ausgesetzt. Schlimmstenfalls muss er um seine körperliche Unversehrtheit fürchten.[40] Auch seine gewohnte Alltagsroutine und die Kontinuität seiner Biographie werden unterbrochen. Die kulturellen Zeitkonzepte der neuen Umgebung können von denen seines Herkunftslandes enorm abweichen, die zur Auswahl stehenden typischen Biographien und Lebensläufe ebenfalls.[41] So wird z. B. in der hiesigen Arbeitswelt die im Herkunftsland erworbene Berufsausbildung des Migranten oft nicht anerkannt.

Als Konsequenz kann er die alltägliche Lebenswelt nicht mehr als fraglos gegeben hinnehmen. Sein aus bisherigen Erfahrungen gebildeter Wissensvorrat ist - zumindest teilweise - nicht mehr gültig. Die Einschätzung der alltäglichen Situationen wird dadurch erschwert, und seine bisherigen Verhaltens- und Problemlösestrategien können im neuen Kontext fehlschlagen. Damit der Migrant seine neue Lebenswelt meistern kann, muss er sich nach den Kriterien Relevanz[42] und Typik[43] neue Zivilisations- und Kulturmuster aneignen. Dies stellt den Migranten jedoch vor sich wechselseitig bedingende Probleme: Zum einen weiß er nicht, was für ihn relevant sein wird und kann deshalb nicht entscheiden, welche Wissenselemente er sich aneignen soll. Zum anderen kann er Relevanzen erst erkennen, wenn er über ein ausreichendes Wissen verfügt. Hinzu kommt, dass er auch die Vorstellungen über sich selbst und seine Fähigkeiten überdenken muss. Zudem unterliegt er einem Rechtfertigungszwang, denn die Einheimischen werden ihn auf die Gültigkeit ihrer Konzepte in ihrem Kontext verweisen. Die Zukunft ist also nicht mehr sicher, da sein Handeln in ihr nicht mehr unbedingt erfolgreich ist. Die Gegenwart ist nicht mehr fraglos, und die Vergangenheit muss neu bewertet und gerechtfertigt werden. Der Migrant löst dieses Dilemma, indem er zunächst einmal alles infrage stellt, was sich ihm in der Alltags- und Lebenswelt darbietet.[44]

Man könnte auch sagen, dass die Passung zwischen Umwelt und Person massiv gestört ist. Der Migrant besitzt zumindest anfänglich nicht die notwendigen Kompetenzen, um den Anforderungen des neuen Umfeldes zu entsprechen (s. a. Kapitel 3.2.3). Es lässt sich durchaus folgern, dass es ihm dadurch auch erschwert ist, seinen Wunsch nach einer besseren Bedürfnisbefriedigung zu erfüllen. Hinzu kommt, dass eventuell Bedürfnisse, die er in seiner Heimat befriedigen konnte, im Aufnahmeland unbefriedigt bleiben, weil die neue Umwelt die entsprechenden Ressourcen nicht bereitstellt. Han[45] bezeichnet die Konflikte und psychischen Belastungen, die aus dieser Person-Umwelt-Inkongruenz entstehen als Akkulturationsstress[46], wobei er Stress im Sinne von Lazarus versteht als

„…ein spezifisches Verhältnis zwischen Person und Umgebung, das in der Wahrnehmung der Person ihre Ressourcen bis zu deren Grenzen oder darüber hinaus fordert und ihr Wohlbefinden bedroht.“[47]

Die unmittelbaren Folgen können kurz- und/oder langfristige Stressreaktionen sein. Zu unterscheiden sind hierbei emotionale (z. B. Furcht, Niedergeschlagenheit, Gereiztheit, Depression), kognitive (Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle), physiologische (hohe Adrenalinausschüttung, Gesundheitsschäden durch verhaltensbezogene Stressreaktionen wie Alkoholmissbrauch) und verhaltensbezogene (Aggressivität, Rauchen, Alkohol) Stressreaktionen.[48] Deren Auftreten ist jedoch nicht zwingend, sondern abhängig von subjektiven Bewertungsprozessen und dem individuellen Copingverhalten.[49]

Der Migrant sieht sich also vor die Aufgaben gestellt, sich neu zu orientieren und ein Gleichgewicht zwischen seinen Bedürfnissen, Erwartungen und Kompetenzen sowie der Umweltsituation herzustellen. Als wesentliche Voraussetzung für eine Neuorientierung sieht Leser[50] die Aufgabe der Verwurzelung in der ehemaligen Heimat. Gelingt es dem Migranten nicht, sich neu zu orientieren und das o. g. Gleichgewicht herzustellen, lebt er zwar in dem Aufnahmeland, blickt aber über einen Umweg in die Zukunft zurück in die Vergangenheit. Dies drückt sich dann in Sätzen aus wie z. B.: “Wenn ich hier fertig bin, gehe ich wieder nach Hause”. Daraus kann ein regelrechter Teufelskreis entstehen: Je mehr die Erwartungen des Migranten im Aufnahmeland enttäuscht werden, um so eher wird er an der alten Ortsidentität festhalten. Und je weniger er diese aufgibt, desto schwieriger wird die Integration und desto stärker geht die einheimische Bevölkerung auf Distanz. Dann kann es sein, dass er die ehemalige Heimat illusioniert und sich den Ausgleich von Spannungen durch eine Rückkehr nach Hause erhofft.

Allerdings geht Leser hier generell von einem zum Zeitpunkt der Migration bestehenden Bleibewunsch im Aufnahmeland aus. Ich denke, hier muss nochmals differenziert werden. Migranten können auch mit der Absicht nach Deutschland kommen, nach ein paar Jahren des Arbeitens wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Ob dieser Rückkehrwunsch letztendlich realisiert wird, ist eine andere Frage. Tendenziell zeigt sich, dass viele Migranten dann doch in Deutschland bleiben. Auch schließt ein Rückkehrwunsch die Integration im Gastland nicht generell aus. So ergab eine Studie von Korte[51] mit türkischen und jugoslawischen Familien, dass fast alle Deutschland als zweite Heimat sehen und selbst stark ausgeprägte Rückkehrabsichten keine Barriere für integrative Verhaltensweisen sein müssen.

Dagegen erhalten integrationsfördernde Maßnahmen wie Sprachkurse, Berufsaus- und Weiterbildung die Rückkehr fähigkeit. Die neu erworbenen Kompetenzen verbessern beispielsweise die Berufschancen im Herkunftsland. Eine hohe soziale Integration im Aufnahmeland gibt dem Migranten auch die Möglichkeit, mit erhobenem Haupt zurückzukehren.[52] Es in Deutschland „nicht geschafft“ zu haben, mag zwar Illusionen über die alte Heimat fördern. Sie verringert aber auch die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Rückkehr. Der Migrant sieht sich in der Heimat den hohen Erwartungen seiner Verwandten, Freunde und Bekannten ausgesetzt, die er enttäuschen müsste. Dies empfindet er als „Schande“ und verbleibt deshalb lieber in einer noch so aussichtslosen Lage.[53]

Die obigen Ausführungen haben bereits verdeutlicht, dass aus einer Migration Bedingungen resultieren, die das Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigen können. Zusammenfassend nennt Collatz[54] als immer wieder auftretende und Krankheiten begünstigende Begleiterscheinungen von Migration die fragliche Zukunftsorientierung, lebensbedrohende Umstände, Ohnmacht- und Anomiegefühle, Identitätskrisen, Entwurzelungserlebnisse, Trennungsphasen von Bezugspersonen und Verlustgefühle, Rollenverluste und –diffusionen, Generationskonflikte, Remigrationsdruck bzw. Ausweisungsbedrohung, finanzielle Krisen, innerfamiliäre Zerreißproben, unsichere, toxische oder gefährliche Arbeitsverhältnisse, Diskriminierung und Gewaltandrohungen, problematische Wohnsituationen, Behördenwillkür, schwerste traumatische Erlebnisse besonders bei Flüchtlingen, erzeugte Hilflosigkeit durch Arbeitsverbot und andere Einschränkungen sowie Ausgeliefertsein und zeitliche Unabsehbarkeit.

Während viele Autoren also die Krisenhaftigkeit von Migrationsprozessen in den Vordergrund stellen (z. B. Simmel, Schütz, Elias[55]), können diese Prozesse durchaus auch gewinnbringende Veränderung auslösen. Der Zwang sich in einer neuen Umwelt, die zur Umorientierung zwingt, „über Wasser halten zu müssen“ eröffnet auch Möglichkeiten eigenständiger psychischer und sozialer Leistungen.[56] Die erfolgreiche Bewältigung der externen Anforderungen fördert das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Selbstbewusstsein und die Selbstachtung. Von der Bewältigung hängt es also ab, ob aus kurzfristigen Stressreaktionen langfristige werden oder ob die gestörte Passung zwischen Person und Umwelt „entstört“ wird. In der Migrationsforschung wurden folgende Konfliktlösungsmodelle aufgestellt:[57]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Konfliktlösungsmodelle in der Migration

2 Soziale Integration nach Esser

Nach einer Begriffsdefinition (Kapitel 2.1) beschreibe ich die Formen der sozialen Integration (Kapitel 2.2) und der Sozialintegration von Migranten (Kapitel 2.3) nach Hartmut Esser[58]. Für dieses Modell habe ich mich aus zwei Gründen entschieden: Zum einen kann ich aus zeitlichen Gründen keine Mehrfacherhebungen vornehmen, um z. B. den Integrationsprozess darzustellen. Deshalb kam nur ein statisches Modell in frage. Zum anderen liegt dieses Modell bereits vielen Integrationsstudien zugrunde. Die diagnostischen Zugänge zur Erfassung der sozialen Integration schildere ich dann in Kapitel 2.5.

2.1 Begriffsdefinitionen zur sozialen Integration

Allgemein versteht man unter Integration den

Zusammenhalt von Teilen in einem ‚systemischen’ Ganzen und die dadurch erzeugte Abgrenzung von einer unstrukturierten Umgebung, gleichgültig zunächst worauf dieser Zusammenhalt beruht.“[59]

Esser[60] differenziert in Anlehnung an den britischen Soziologen David Lockwood zwischen System- und sozialer Integration. Die Systemintegration bezieht sich auf die „Dichte“ der Verbindungen zwischen den Systemteilen, z. B. der Mitglieder eines Vereins, also auf eine Eigenschaft, die das System als Ganzes betrifft. Demgegenüber geht es bei der sozialen Integration um den Grad der sozialen Einbettung individueller Akteure, gemessen an der Anzahl seiner Beziehungen innerhalb des Systems. Dabei betont Esser allerdings, dass die beiden Systeme nicht fein säuberlich zu trennen sind. Jedes Systemereignis ist mit den Orientierungen und dem Handeln der Akteure verknüpft, und jede Orientierung und jedes Handeln der Akteure wird vom System strukturiert. Als Gegenteil von sozialer Integration ist die Marginalität anzusehen: Der Akteur fühlt sich nirgendwo zugehörig.

2.2 Formen sozialer Integration

Die vier Dimensionen sozialer Integration sind nach Esser[61] Kulturation, Platzierung, Interaktion und Identifikation, wobei zwischen diesen Dimensionen gegenseitige Abhängigkeiten und Wechselwirkungen bestehen.

2.2.1 Kulturation

Die Akteure erwerben Wissen und Kompetenzen, um erfolgreich im System handeln zu können. Sie kennen die „Codierungen typischer Situationen“ und die jeweiligen “Programme des sozialen Handelns“ darin, also vor allem die Normen und Skripte. Zum Beispiel weiß ich, dass ich mich in einem Bewerbungsgespräch anders verhalten sollte als beim Plausch mit einer guten Freundin, und kann mein Verhalten an die jeweilige Situation anpassen. En kulturation bezeichnet die Kulturation zu Beginn des Lebens, Ak kulturation die spätere Kulturation an einen anderen gesellschaftlichen Kontext. Mit der Kulturation erwerben die Akteure so genanntes „Humankapital“, das sie für andere Akteure interessant macht.[62]

2.2.2 Platzierung

Die Akteure übernehmen bestimmte Positionen innerhalb der Gesellschaft (z. B. Rechte wie das Staatsbürgerrecht und berufliche Positionen). Diese verschaffen ihnen auch Gelegenheiten soziale Beziehungen anzuknüpfen und zu pflegen. Bedingung für die Platzierung ist die soziale Akzeptanz.

Die Platzierung ist eng mit der Kulturation verknüpft: Eine bestimmte gesellschaftliche Position ermöglicht einerseits den Erwerb bestimmter Kompetenzen. Arbeite ich beispielsweise in einem Beruf, in dem ich viel mit anderen Menschen zu tun habe (z. B. als Verkäufer), erwerbe ich höchstwahrscheinlich andere Kompetenzen als bei der Arbeit mit Computern. Anderseits ist die Kulturation ein wichtiger Filter für die Platzierung. So habe ich z. B. mit Abitur bessere Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz als mit Hauptschulabschluss. Sowohl Platzierung als auch Kulturation ermöglichen die Kontrolle ökonomischer, institutioneller und politischer Ressourcen. Damit wird der Akteur für andere im System interessant. Kompetenzen und Platzierung verschaffen dem Akteur Akzeptanz und soziale Anerkennung.[63]

2.2.3 Interaktion

Esser[64] fasst unter diesem Begriff vereinfachend zusammen: gedankliche Koorientierung, symbolische Interaktion, Kommunikation, soziale Beziehungen und Transaktionen, also alle Aktivitäten, mit denen Akteure miteinander in Beziehung treten. Wichtige Bedingungen für die Interaktion sind die „Erträge“ aus Kulturation und Platzierung: Ressourcenkontrolle, Kompetenzen, soziale Akzeptanz und Festigung von Kontakten. Durch Interaktionen gewinnt der Akteur sowohl kulturelles als auch soziales Kapital. Unter kulturellem Kapital versteht Esser bestimmte, nur in Interaktionen erwerb- und nutzbare Fertigkeiten und Vorlieben. Hierzu gehört beispielsweise auch der Spracherwerb. Das soziale Kapital umfasst die Möglichkeit, Ressourcen zu aktivieren, die aus der Einbettung in soziale Netzwerke entstehen.[65]

2.2.4 Identifikation

Der Akteur übernimmt Motive und Werte des sozialen Systems in das eigene Ich. Äußerungsformen der Identifikation sind beispielsweise Nationalstolz oder Wir-Gefühl. Esser[66] unterscheidet die Identifikationsstufen Wert-, Verkettungs- und Deferenzintegration. Die Wertintegration ist die stärkste Identifikationsform. Sie beinhaltet bewusste Loyalität zum sozialen System über ausgeprägte Gefühle der Solidarität, unbedingte Werte und emotionale Identifikation. Unter Verkettungsintegration versteht Esser eine Form der Hinnahme des Systems. Die Akteure erleben Identitätskonflikte aufgrund einer inkonsistenten Kreuzung ihrer sozialen Kreise. Ein Zusammenschluss zu größeren Interessensgemeinschaften ist deshalb nicht möglich. Dennoch ziehen die Akteure auch Profit aus dem System. Beide Mechanismen verhindern ein system des integrierendes Handeln. Auch bei der Deferenzintegration wird das System hingenommen, hier jedoch, weil Änderungsversuche als aussichtslos wahrgenommen werden. Dies ist die schwächste Form der Identifikation und betrifft meist Angehörige der unteren Schichten.

Folge der Sozialintegration über die Identifikation ist die Unterstützung des Systems entweder direkt, z. B. durch Übernahme ehrenamtlicher Tätigkeiten, oder indirekt durch Unterlassung desintegrativer Aktionen. Zentrale Bedingung für den Aufbau einer empathischen Systemunterstützung ist eine zufriedenstellende Platzierung und die Einbettung in Interaktionen. Die Verkettungsintegration hängt sogar ausschließlich mit der Vergabe attraktiver Positionen und den damit verbundenen Belohnungen zusammen. Die Deferenzintegration funktioniert ohne materielle Unterstützung aufgrund der Hoffnungslosigkeit der Akteure.

In Tabelle 2 fasse ich die Inhalte, Bedingungen und „Gewinne“ der verschiedenen Formen sozialer Integration nochmals zusammen:

Tabelle 2: Vier Formen der Sozialintegration nach Esser

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2.3 Sozialintegration von Migranten

Esser[67] nennt vier Typen der Sozialintegration von Migranten. Jeder Typ lässt sich in die in Kapitel 2.2 genannten Dimensionen der sozialen Integration untergliedern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[68][69]

Da die Mehrfachintegration erhebliche Lernaktivitäten und auch die Gelegenheiten dazu erfordere - und deshalb für den „üblichen (Arbeits-)Migranten“ kaum realisier­bar sei - sowie Segmentation und Marginalität als nicht wünschenswert erachtet werden, bliebe als einzig sinnvolle Integrationsform die Assimilation. Darunter ver­steht Esser – jedoch im Widerspruch zu seiner Dimensionsaufteilung - allgemein die „Angleichung“ der verschiedenen Gruppen, also nicht eine einseitige Anpassung der Migranten an die Aufnahmegesellschaft. Empirisch werde jedoch beobachtet, dass „(…) allseitige Angleichungen nur selten sind, und (…) eher in peripheren Berei­chen, wie bei den Eßgewohnheiten oder beim Freizeitverhalten (vorkommen).“[70]

So erklärt sich möglicherweise die Differenz in den Definitionen der Assimilation bei verschiedenen Autoren. Laut Berry[71] ist Assimilation eine Akkulturationsstrategie, bei der die nicht-dominante Gruppe ihre eigene kulturelle Identität zugunsten der dominanten Gruppe aufgibt. Der Assimilationsbegriff von Berry entspricht nicht nur den empirischen Beobachtungen, sondern auch der Erwartungshaltung vieler Aufnahmegesellschaften. Auch das deutsche Konzept basiert im Wesentlichen auf der Vorstellung, Migranten müssten sich den deutschen Verhaltensstandards anpassen.[72] Dies kommt auch in den Bedingungen zum Ausdruck, die das deutsche Staatsbürgerrecht an eine Einbürgerung knüpft, wie z. B. „Hinwendung des Bewerbers zum deutschen Gemeinwesen“ (s. Kapitel 1.2). Deshalb wird der Begriff „Assimilation“ im Folgenden verwendet im Sinne einer „Anpassung des Migranten an die Aufnahmegesellschaft“; der Begriff Integration umfasst alle o. g. Integrationstypen.

Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass Esser im Wesentlichen die Sichtweise des Soziologen vertritt, also die Integrationsformen eher aus Sicht des gesellschaftlichen Systems beurteilt. Aus der Perspektive des Individuums könnten durchaus auch andere (Misch-)Formen denkbar, wünschenswert und seinem Wohlbefinden zuträglich sein. Ein Beispiel für eine solche Mischform ist das in Tabelle 1 aufgeführte Konfliktlösungsmodell „partielle Anpassung“. Assimilation stellt weiterhin einen Zielzustand von Akkulturationsprozessen dar. Im Verlauf dieser Prozesse kann es zu teilweisen Assimilationen kommen.[73] Welches Lösungsmodell ein Migrant wählt, kann durch Rückkehrabsichten (s. a. Kapitel 1.3) sowie durch die Einflussnahme wichtiger Einzelpersonen auf das Verhalten beeinflusst werden.[74]

Entsprechend den o. g. Integrationsformen ergeben sich nach Esser[75] folgende Dimensionen der Assimilation von Migranten:

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[76]

2.4 Exkurs: Integrationssituation in Deutschland

Da Orientierungen und Handlungen der Akteure vom System strukturiert werden, kann das System durch entsprechende Strukturen den Betroffenen die Integration erleichtern oder eben auch erschweren. In der BRD werden Integrationsmaßnahmen für Migranten seit Anfang der 70er Jahre thematisiert. Jedoch sind diese nicht in erster Linie zum Wohle der Migranten gedacht. Sie sollen hauptsächlich den sozialen Frieden und die innere Sicherheit schützen.[77]

Die rechtlichen Regelungen zu Aufenthalt und Arbeitsmarktzugang (s. Kapitel 1.2) erschweren offensichtlich die Integration von Migranten, insbesondere die strukturelle. Dies gilt vor allem für Migranten, die keinen dauerhaften Aufenthaltstitel oder keine Arbeitsgenehmigung besitzen. Die Betroffenen wissen oft jahrelang nicht, ob sie in Deutschland bleiben können. Eine positive Identifikation nach einer solch langen Phase der Unsicherheit erscheint unwahrscheinlich. Sinnvoller wäre wohl im Hinblick auf die strukturelle Assimilation - und längerfristig gesehen auch auf die emotionale – die größtmögliche Sicherheit der Aufenthalts- und Arbeitsberechtigung.

Gerade der Zugang zum Arbeitsmarkt - und damit verbunden die Möglichkeit der autonomen Existenzsicherung - ist eine essentielle Integrationsbedingung, nicht zuletzt auch hinsichtlich der besseren Akzeptanz durch die einheimische Bevölkerung. Das Arbeitsverbot für Migranten bewirkt im Wesentlichen, dass diese als unerwünschte Belastung des Sozialsystems gesehen werden.[78] Im Jahr 2005 stimmten laut einer Umfrage des Bielefelders Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (GMF-Survey) 40,3 Prozent der Deutschen der Aussage zu: „Die in Deutschland lebenden Ausländer sind eine Belastung für das soziale Netz.“[79] Soziale Akzeptanz ist jedoch eine wesentliche Bedingung sowohl für Platzierung als auch für Interaktion.

Leider gehören Migranten auch zu den Problemgruppen des Arbeitsmarktes. Das Risiko arbeitslos zu werden ist für sie doppelt so hoch wie für Deutsche. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote der deutschen Bevölkerung betrug 2002 insgesamt 10,61 Prozent, die der Ausländer 16,56 Prozent.[80] Im Jahr 2004 waren mit 20,4 Prozent fast doppelt soviel Ausländer arbeitslos wie Deutsche (11,7 %).[81] Dies liegt zum Teil an fehlenden beruflichen und sprachlichen Qualifikationen. Dadurch verringern sich auch die Chancen eine Arbeitsstelle zu finden.[82] Hier ist zum einen der Migrant gefordert, sich durch Lernprozesse, die erforderlichen Qualifikationen anzueignen. Zum anderen muss die Aufnahmegesellschaft dem Migranten den Zugang zu entsprechenden Bildungsmaßnahmen ermöglichen.

Ausländische Schüler in Deutschland erreichen jedoch durchweg ein geringeres Bildungsniveau als deutsche (s. Tabelle 3). So erhielten 19,5 Prozent der ausländischen Schüler im Jahr 2000 keinen Schulabschluss (Deutsche 7,9 %). Je höher der Bildungsabschluss, desto geringer ist der Anteil ausländischer Schüler. Einen Hochschulabschluss erreichten lediglich 8,8 Prozent (Deutsche 25 %.).

Tabelle 3: Verteilung der Schulabschlüsse in der BRD im Jahr 2000[83]

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Auch bei der Bildungsbeteiligung zeigt sich ein ähnliches Bild (s. Tabelle 4). Der Anteil ausländischer Schüler ist in allen Altersklassen geringer.

Tabelle 4: Bildungsbeteiligung ausländischer Schüler und Studenten in der BRD im Jahr 2000[84]

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Das Niveau der schulischen Ausbildung ist jedoch ausschlaggebend für den Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und begründet deshalb weit reichende Lebenschancen. Die Bildungsdefizite der Ausländer sind daher ein maßgebliches Hemmnis ihrer festen Integration in den Arbeitsmarkt.[85]

Allerdings werden Migranten in ökonomischen Krisen auch gerne als „Puffer“ genutzt, um das Risiko der Arbeitslosigkeit für Einheimische zu vermindern.[86] Diese Praxis entspricht auch der Einstellung vieler Deutscher. Dass bei knapper werdenden Arbeitsplätzen Ausländer in ihre Heimat zurückgeschickt werden sollten, bejahten 2005 ca. 36 Prozent der Befragten des o. g. GMF-Surveys[87].

Was das Einkommen betrifft, kam Schmidt[88] zu dem Ergebnis, dass die erste Immigrantengeneration durchschnittlich 20 Prozent weniger verdient als Deutsche. Etwa jeder zweite Migrantenhaushalt aber nur jeder dritte Haushalt ohne Migrationshintergrund ist dem unteren Einkommensbereich (untere 40 % der Einkommen) zuzuordnen.[89] Migranten sind auch häufiger auf Sozialhilfe angewiesen: Im Jahr 2003 betrug die Sozialhilfequote von Ausländern 8,4 Prozent im Vergleich zu 2,9 Prozent bei den Deutschen.[90]

Die gängige Praxis, eine Arbeitserlaubnis nur dann zu erteilen, wenn der Arbeitsplatz nicht von Deutschen oder rechtlich gleichgestellten Ausländern belegt werden kann, birgt auch ein Risiko für die Systemintegration. Wenn Migranten sich komplementär und nicht konkurrierend zu Einheimischen in den Arbeitsmarkt eingliedern müssen, kommt es zwangsläufig zu einer „ethnischen Schichtung“.[91] Wie die Vorfälle in Frankreich zeigen[92], ist eine solche Schichtung auch für das gesellschaftliche System durchaus nicht wünschenswert. Laut Simmel[93] ist Konkurrenz eine Streitform, welche moderne Gesellschaften integriert. Die Akteure richten ihre Energie auf ein Gut, an dem die „Streitparteien“ ein gemeinsames Interesse haben. Eine Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt hätte nach Simmels Theorie also integrative Effekte. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Konkurrenten den gleichen Regeln unterliegen und sich an das Prinzip der Fairness halten.

Ausländer unterliegen aber nicht nur den rechtlichen Einschränkungen des Aufenthalts- und Arbeitsrechts. Sie haben in Deutschland auch kein Wahlrecht.[94] Auch hier ist ein wesentlicher Faktor der strukturellen Assimilation nicht gegeben, denn diese erfordert auch ein entsprechendes Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht in der Gesellschaft. Eine Alternative wäre, das Wahlrecht nicht von der Nationalität, sondern vom Wohnort abhängig zu machen.

Auch die soziale Assimilation erfordert nicht nur die Integrationsbereitschaft des Migranten. Sie ist zu einem wesentlichen Teil abhängig von der Offenheit der Einheimischen interethnische Kontakte einzugehen. Denn nur diese ermöglichen einen gegenseitigen Austausch, und geben dem Migranten dadurch die Chance sich die im neuen Umfeld relevanten Wissensinhalte anzueignen. Eine ablehnende Haltung und Diskriminierungen seitens der einheimischen Bevölkerung erschweren dagegen erheblich den Integrationsprozess und fördern Rückkehrphantasien (s. Kapitel 1.3). Wie aus der o. g. GMF-Studie ersichtlich, werden Migranten in Deutschland oft als „unwillkommene Gäste“ gesehen. Eine Studie von Fronek[95] ergab, dass Diskriminierungen oft nicht offen geäußert, sondern den Betroffenen in einer subtilen Art und Weise entgegengebracht werden. Gegen diese Form der Diskriminierung kann sich der Migrant nur sehr schwer wehren.

Die emotionale Assimilation umfasst Zugehörigkeits- und Identifizierungsgefühle mit ethnischen, nationalen, regionalen und/oder lokalen Systemen. Empirische Studien zeigten, dass sich Migranten nur selten mit Deutschland relativ häufig aber mit ihrem Wohnort identifizieren. Weiterhin entwickelt sich die emotionale Assimilation scheinbar grundsätzlich langsamer als die anderen Assimilationsformen. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass Deutschland sich generell nicht als Einwanderungsland versteht - obwohl es de facto eines ist - und sich Migranten hier somit nicht als Einwanderer fühlen können.[96] Da sich Gefühle der Zugehörigkeit nicht erzwingen, sondern nur gewinnen lassen, ist eine wichtige Voraussetzung für ihre Entwicklung ein klares Identifizierungs angebot der Aufnahmegesellschaft.[97]

2.5 Diagnostische Zugänge zur Erfassung sozialer Integration

Um die Fortschritte der sozialen Integration von Migranten zu messen, vergleichbar zu machen und Entwicklungen zu beobachten, benötigt man Indikatoren. Diese können zeigen, in welchem Umfang Migranten an der Aufnahmegesellschaft teilhaben und ob sie sich ihr zugehörig fühlen. Sie können auch dazu verhelfen, die Wirkung von politischen Maßnahmen zu erkennen und Ressourcen effektiv und zielgerecht einzusetzen. Es gibt jedoch weder auf internationaler noch auf nationaler Ebene einen allgemeingültigen Satz entsprechender Indikatoren.[98] Die Bandbreite ist groß: Es gibt statistische oder eher qualitative, objektive und subjektive Indikatoren. Eine Recherche bei verschiedenen Autoren[99] ergab - bezogen auf die o. g. Assimilationsdimensionen - folgende Kriterien:

Tabelle 5: Indikatoren sozialer Integration

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Die von Esser genannten Integrationsdimensionen liegen etlichen Studien mit Migranten zugrunde. Viele dieser Arbeiten konzentrieren sich dabei lediglich auf einzelne Aspekte der Integration. So untersuchte Esser[100] z. B. die Integration von türkischen und jugoslawischen Jugendlichen anhand der ethnischen Zusammensetzung des Freundesnetzwerkes. Er begründet die Auswahl dieses Kriteriums damit, dass die Entwicklung von Freundschaften eine Reihe von Übereinstimmungen in zentralen Orientierungen und Bezügen voraussetze. Interethnische Freundschaften seien deshalb ein zentraler Indikator der dauerhaften „Eingliederung“ von Migranten in eine Aufnahmegesellschaft. Eine Arbeit, die sich mit allen vier Dimensionen befasst, ist beispielsweise die umfassende Evaluation von Integrationsprozessen in Frankfurt am Main von Rita Straßburger.[101]

Viele Arbeiten gehen auch von dem oben genannten Assimilationsbegriff aus. Der Grad der Integration wird daran gemessen, inwieweit sich Migranten schon an die hier gängigen Werte, Normen und Strukturen angeglichen haben. Hierzu gehört im Allgemeinen auch die Ansicht, dass die ursprünglichen kulturellen Bezüge aufzugeben sind. Untersuchenswert wäre, ob diese Vorstellung auch dem Integrationsverständnis der Migranten und deren gelebter Realität entspricht.

3 Subjektives Wohlbefinden

Zwischen der sozialen Integration der einzelnen Akteure und ihrem subjektiven Wohlbefinden besteht ein enger Zusammenhang. Auf diesen gehe ich in Kapitel 4 noch näher ein. Hier möchte ich zunächst begriffliche Abgrenzungen vornehmen (Kapitel 3.1) und theoretische Ansätze zum Wohlbefinden darstellen (Kapitel 3.2). Im Gegensatz zur sozialen Integration habe ich hier nicht eine einzelne Theorie herausgegriffen, sondern gebe einen Überblick über unterschiedliche Ansätze. Dies erscheint mir deshalb angebracht, da verschiedene umwelt- und individuumsspezifische Faktoren die Erlangung und den Erhalt von Wohlbefinden beeinflussen. Diese Vielfalt der Faktoren wird jedoch in den einzelnen Theorien nicht ausreichend berücksichtigt. In Kapitel 3.3 übertrage ich die theoretischen Ansätze auf die Lebenssituation von Migranten. Danach nenne ich exemplarisch einige diagnostischen Zugänge (Kapitel 3.4).

3.1 Begriffsdefinitionen zum subjektiven Wohlbefinden

Der Begriff „Wohlbefinden“ und eine Reihe verwandter Konzepte wie Glück, Lebensqualität und (Lebens-)Zufriedenheit werden in der Fachliteratur uneinheitlich und manchmal auch synonym verwendet. Deshalb möchte ich zunächst diese Begriffe voneinander abgrenzen:

Die deutsche Sprache verwendet den Begriff Glück doppeldeutig: zum einen im Sinne von „Geschick, Schicksal, Zufall oder günstiger Ausgang“ und zum anderen als „Eins-Sein mit seinen Hoffnungen, Wünschen, Erwartungen“, also im Sinne von Erfüllung.[102] In Bezug auf Wohlbefinden ist nur die zweite Bedeutung relevant. Mayring definiert Glück als

„(…) das Gefühl der Einheit und Harmonie im Rahmen der ganzen Persönlichkeit, ein starkes positives affektives Erleben, die produktive Verwirklichung wichtiger Ziele und Pläne des Individuums, subjektive Bewertungskriterien und schließlich ein Gefühl des Sich-Öffnens und der zwischenmenschlichen Annäherung.“[103]

Weiterhin unterscheidet er zwischen Glück als einer aktuellen Gefühlsregung und der allgemeinen Gefühlshaltung des Glücklichseins. Von den Faktorenanalysen zum Wohlbefinden wurde Glück als emotionale Wohlbefindlichkeitskomponente konzipiert.[104]

Das Konstrukt Lebensqualität ist zweidimensional mit der subjektiven Komponente des Wohlbefindens und der objektiven Komponente des Lebensstandards (z. B. Einkommen, Wohnlage, soziale Gerechtigkeit), geht also über das Konstrukt „Wohlbefinden“ hinaus.[105]

(Lebens-)Zufriedenheit gilt in der Wohlbefindensforschung in der Regel als kognitiver Faktor des Wohlbefindens und als abhängige Variable von Abwägungs- und Erlebnisverarbeitungsprozessen. Die kognitiven Prozesse hierbei sind: die persönliche Einschätzung des eigenen Lebens an internen und externen Vergleichsnormen sowie das Abwägen von Positivem und Negativem.[106]

Wohlbefinden wird häufig als umgangssprachliche Beschreibung des Gesundheitsverständnisses der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genannt. Die WHO-Definition unterscheidet zwischen körperlichem, seelischem und sozialem Wohlbefinden:

„Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Es ist eines der Grundrechte jedes Menschen, egal welcher Rasse, Religion, politischer Überzeugung oder wirtschaftlicher und sozialen Stellung, sich des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen.“[107]

Studien zu subjektiven Theorien des Wohlbefindens zeigen, dass Menschen mit diesem Begriff sehr unterschiedliche Befindlichkeiten verbinden. So gibt es sowohl erregte Formen (z. B. übermütig sein, sportlich aktiv sein) als auch ruhige (z. B. in sich selbst ruhen, entspannen).[108] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Menschen sich wohl fühlen, wenn sie ihren körperlichen und/oder psychischen Zustand sowie ihr soziales Umfeld in positiver Weise wahrnehmen, erleben und bewerten.

Becker[109] empfiehlt die Unterteilung in aktuelles und habituelles Wohlbefinden und untergliedert diese Faktoren jeweils in psychisches und physisches Wohlbefinden. Aktuelles Wohlbefinden bezeichnet das momentane Erleben einer Person. Dazu gehören positiv getönte Gefühle, Stimmungen und körperliche Empfindungen sowie das Fehlen von Beschwerden. Beim habituellen Wohlbefinden handelt es sich um „das für eine Person typische Wohlbefinden, d.h. um Urteile über aggregierte emoti­onale Erfahrungen.“[110] Eine Person hat ein stark ausgeprägtes habituelles Wohlbefin­den, wenn sie selten negative und oft positive Gefühle, Stimmungen und körperliche Empfindungen hat. Da die Urteile über diese emotionalen Erfahrungen primär durch kognitive Prozesse zustande kommen, bezeichnet Becker in seinem Strukturmodell[111] das habituelle physische und psychische Wohlbefinden zusammenfassend auch als „allgemeine und bereichsspezifische Lebenszufriedenheit“.

In dieser Arbeit geht es um das subjektiv empfundene allgemeine Wohlbefinden von Migranten in Görlitz und nicht um deren aktuelle Befindlichkeiten zum Zeitpunkt der Erhebung. Deshalb konzentriere ich mich im Folgenden auf eine Konkretisierung des habituellen Wohlbefindens.

3.2 Theoretische Zugänge zum habituellen Wohlbefinden

Theorien zum habituellen Wohlbefinden lassen sich grob unterteilen in personenzentrierte, umweltzentrierte und passungstheoretische Ansätze.

3.2.1 Personenzentrierte Ansätze

3.2.1.1 Motivationstheoretische Zugänge

Motivationstheoretiker gehen davon aus, dass Wohlbefinden aus der Befriedigung von Bedürfnissen bzw. Motiven resultiert. Sie befassen sich damit, welche und wie viele Motive relevant sind, welchen dabei die größte Bedeutung zukommt, mit welchen Vergleichsmaßstäben eine Person entscheidet, ob eine Motivbefriedigung erfolgreich war und wie hoch motivspezifische individuelle Normen sind.[112]

Freud[113] entwarf ein Drei-Instanzenmodell der Persönlichkeit mit den Komponenten Es, Ich und Über-Ich: Das Es ist der Bereich der Triebe, die dem Menschen ihre Ziele vorgeben. Es funktioniert nach dem Lustprinzip (Vermeidung von Schmerz und Unlust sowie Anstreben von Lustgefühlen). Das Über-Ich mit den Aspekten Ich-Ideal und Gewissen fungiert als Kontrollinstanz. Das Ich, wird dem Bewussten zugeordnet. Es funktioniert nach dem Realitätsprinzip und vermittelt zwischen den Triebimpulsen des Es und den Normen des Über-Ichs. Da die Vermittlung nicht immer gelingt, entwickelt es defensive „Glücksstrategien“ wie z. B. Verdrängung und Projektion, um Ängste zu überwinden und das Wohlbefinden wiederzuerlangen.

Im Gegensatz zum Freudschen Lustprinzip gehen Selbstaktualisierungstheoretiker (Rogers, Maslow, Jourard) davon aus, dass das Individuum auch Spannungs- und Erregungszustände sowie Gelegenheiten zur persönlichen Weiterentwicklung aufsucht. Betont wird das Streben des Menschen nach Entfaltung seiner Anlagen und nach Reifung.[114] Maslows[115] „Bedürfnispyramide“ ist wohl die bekannteste und einflussreichste dieser Theorien. Auf der untersten Stufe stehen die physiologischen Bedürfnisse, gefolgt von - auf jeweils höherer Ebene - den Bedürfnissen nach Sicherheit, sozialen Beziehungen, Selbstachtung und Selbstverwirklichung. Letzteres unterscheidet sich als Wachstumsmotiv grundlegend von den anderen, als Defizitmotive charakterisierten. Werden Defizitmotive befriedigt, erlöschen sie vorübergehend; Wachstumsmotive werden dagegen durch Befriedigung gesteigert. Laut Maslow werden die Bedürfnisse stufenweise von unten nach oben befriedigt und höhere erst aktiviert, wenn die darunter liegenden befriedigt sind. Die besten Chancen zu anhaltendem Wohlbefinden bieten Wachstumsbedürfnisse.[116] Jedoch sind Maslows Bedürfnisklassen empirisch nicht nachweisbar, Bedürfnisse können auch substituiert werden, und nicht alle Bedürfnisse haben für alle Menschen den gleichen Stellenwert..

Sinnfindungstheoretiker (u. a. Allport, Frankl, Klinger) betonen das Streben des Menschen nach Sinn.[117] Was der Mensch nach Frankl[118] wirklich will, ist ein Grund zum Glücklichsein. Ist ein Grund vorhanden, stellt sich das Glück von selber ein. Gelingt dem Menschen die Sinnstiftung, dann kann er laut Frankl auch unter extremen Lebensbedingungen weiterleben und Widerstandskraft gegenüber psychischen und physischen Beschwerden entwickeln. Lukas[119] formulierte basierend auf Frankl fünf grundlegende Handlungs- und Haltungsmuster, Wohlbefinden zu erlangen und zu erhalten: selbsttranszendent denken, selbstverantwortlich entscheiden, proaktiv, zukunftsorientiert und gewissengeleitet handeln, das Grundvertrauen pflegen und erhalten sowie den Bewusstseinshorizont erweitern. Eine sinnstiftende Bedeutung kann – vor allem bei älteren Menschen – auch der Religion zukommen.[120]

3.2.1.2 Kognitivistische Zugänge

Diese Ansätze konzentrieren sich auf die Vermittlerrolle kognitiver Prozesse bei der Verarbeitung emotionaler Zustände.

Vertreter sozialer Vergleichstheorien sehen Wohlbefinden und Zufriedenheit nicht primär abhängig von bestimmten Befriedigungserfahrungen und/oder objektiven Lebensbedingungen. Entscheidend sei der Vergleich mit relevanten Bezugspersonen.[121] Besonders Menschen mit einer negativen Befindlichkeit oder einem geringen Selbstwertgefühl können nach Wills[122] ihr Wohlbefinden durch den Vergleich mit anderen, denen es (noch) schlechter geht, verbessern. Die Grenzen dieser Theorien zeigen sich bei biologischen Bedürfnissen: Die Intensität von sexueller Lust oder von Schmerzen wird durch Vorstellungen darüber, wie es anderen in entsprechenden Situationen ergeht, kaum beeinflusst.[123]

Adaptationsniveautheorien konzentrieren sich nicht auf inter-, sondern auf intrapersonelle Vergleiche: Geht es mir verglichen mit meinem persönlichen Standard gut oder besser, bin ich zufrieden. Ständige positive Erfahrungen heben diesen Standard, ständige negative lassen ihn sinken.[124] Lebensverändernde Ereignisse bewirken zwar einen Kontrasteffekt, aber mit der Zeit gewöhnt sich die Person an die neuen Lebensumstände und die positive (oder negative) Wirkung auf das Wohlbefinden wird abgeschwächt. Es kommt zu einer Normverschiebung, und frühere Bewertungen werden verändert.[125] Nach Parducci[126] kann sich das durchschnittliche Wohlbefinden einer Person erhöhen, wenn diese einen Lebensstil wählt, der häufig eine „mittelhohe" Zufriedenheit erzeugt.

Eng verwandt mit den Vergleichstheorien sind Anspruchsniveautheorien. Im Wesentlichen sagen sie aus, dass Zufriedenheit und Glück von der Diskrepanz zwischen persönlichem Anspruchsniveau und erzieltem Ergebnis abhängen. Nach einem Modell von Hofstätter[127] empfiehlt es sich, die eigenen Ansprüche nicht zu hoch zu setzen. Allerdings schützt ein bescheideneres Anspruchsniveau zwar vor Fehlschlägen und Enttäuschungen, nimmt aber dem Leben auch einen Teil seiner Würze. Vermutlich müssen hier interindividuelle Unterschiede in den Persönlichkeitseigenschaften berücksichtigt werden (s. a. Kapitel 3.2.1.3). Zusammenfassend ist Wohlbefinden am ehesten zu erwarten, wenn eine Person sich Ziele setzt, die sie mit hinreichender Sicherheit erreichen kann.[128]

In kompetenztheoretischen Ansätzen geht man davon aus, dass die erfolgreiche Bewältigung externer und/oder interner Anforderungen das Wohlbefinden fördert. Erfolgserlebnisse lösen positive Gefühle aus, die erhaltene soziale Anerkennung sowie Belohnungen für erbrachte Leistungen stärken Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Autonomie und Motivation werden gefördert, Gefühle der Hilflosigkeit, Angst und Depressivität werden gehemmt.[129] Unangemessene Anforderungen können sich dagegen negativ auswirken. Ein wichtiger Prädiktor für Wohlbefinden ist soziale Kompetenz (z. B. Liebes- und Kontaktfähigkeit).[130] Kompetenzerlebnisse stehen in enger inhaltlicher Beziehung zu internalen Kontrollüberzeugungen: Das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten, Erwünschtes zu erreichen und Unerwünschtes zu vermeiden, korreliert positiv mit habituellem Wohlbefinden[131] (s. a. Kapitel 3.2.2). Nach Taylor und Brown[132] ist eine übertrieben positive Sicht der eigenen Person und der Zukunft für das Wohlbefinden besser als eine realistische.

3.2.1.3 Persönlichkeitspsychologische Zugänge

Mehrfachmessungen von Wohlbefinden mit unterschiedlich langen Zeitabständen (bis zu zehn Jahre) zeigten eine hohe Stabilität mit Korrelationskoeffizienten von r = .5 bis r = .6.[133] Etliche Befunde belegen auch die weitgehende Unabhängigkeit subjektiven Wohlbefindens von so genannten „objektiven“ Wohlbefindlichkeitskriterien wie Gesundheit, Sozialstatus, Einkommenshöhe usw.[134] Darüber hinaus adaptieren Individuen nach lebensverändernden Ereignissen relativ schnell wieder an ihre durchschnittliche Einschätzung des eigenen Wohlbefindens.[135] Diese Ergebnisse legen nahe, dass Wohlbefinden nicht ausschließlich von situativen Bedingungen abhängig ist.[136] Empirisch am besten abgesichert ist der Zusammenhang mit den Persönlichkeitsdimensionen Extraversion und Neurotizismus, Verhaltenskontrolle, seelische Gesundheit (s. Kapitel 3.2.1.4) sowie Ärger und Ärgerausdruck.

Die Soziabilitätskomponente der Extraversion und das Erleben positiver Emotionen stehen in einem positiven Zusammenhang zum Wohlbefinden, während Impulsivität eher mit negativen Gefühlszuständen einhergeht.[137] Zu globalen Extraversionsmaßen bestehen daher nur niedrige positive Korrelationen. Zwischen Neurotizismus und habituellem Wohlbefinden besteht ein negativer Zusammenhang.[138] Costa und McCrae[139] ermittelten weiterhin einen signifikanten Zusammenhang zwischen Neurotizismus und selbstberichteten körperlichen Beschwerden.[140]

Nach dem Persönlichkeitsmodell von Costa und McCrae[141] bestimmen Extraversion und Neurotizismus unabhängig voneinander Glück und Wohlbefinden eines Individuums. Besonders vorteilhaft ist die Verbindung Extraversion und niedrige Neurotizismuswerte.[142] In einer Studie von Hotard et al.[143] zeigte sich allerdings auch, dass sozialen Beziehungen hier eine wichtige Moderatorrolle zukommt: Für Extravertierte sind diese relativ unbedeutend für das habituelle Wohlbefinden. Bei Introvertierten ist das Wohlbefinden jedoch stark von sozialen Beziehungen abhängig: Je mehr Freunde und Bekannte eine Person hat und je stärker ihr soziales Stützsystem ausgeprägt ist, desto besser ist ihr Wohlbefinden. Über ein geringes Wohlbefinden berichteten nur neurotisch-introvertierte sowie introvertierte Personen mit wenigen sozialen Beziehungen.

Verhaltenskontrolle ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das die individuelle Grundstrategie des Strebens nach Wohlbefinden und Glück moderiert. Tatarkiewicz[144] nennt zwei solcher Strategien: die eher defensive Strategie, durch ein maßvolles, risikoarmes Leben Unlust zu vermeiden, und eine eher risikofreudige, auf Abwechslung und intensive Glückserlebnisse ausgerichtete, offensive Strategie. Becker[145] vermutet, dass beide Methoden zu Wohlbefinden führen können: Die erste Strategie werde von stark verhaltenskontrollierten Menschen bevorzugt, da diese zu Ordnung, Pflichterfüllung, Vorsicht, Selbstkontrolle und Krankheitsvorbeugung tendieren. Personen mit geringer Verhaltenskontrolle wählten eher die offensive Strategie.

Ärger wird ausgelöst, wenn zielgerichtete Handlungen blockiert werden, jemand dafür verantwortlich gemacht werden kann, persönliche oder soziale Normen oder Pflichten verletzt und keine Entschuldigungsgründe geltend gemacht werden können. Zu unterscheiden ist die so entstandene Ärgerreaktion von den Ärgerausdrucksformen. Ärgerreaktionen können nach außen abreagiert oder aber nach innen gewendet, d.h. unterdrückt werden. Im Normalfall haben sie eine adaptive Funktion. Jedoch können extreme Ausprägungen von Ärger, Chronifizierung und besonders die habituelle Unterdrückung Störungen des psychischen und physischen Wohlbefindens verursachen.[146]

3.2.1.4 Integrative Zugänge

Becker[147] integriert in seiner Theorie der seelischen Gesundheit mehrere theoretische Ansätze. Seelische Gesundheit umfasst die Komponenten psychische Kompetenz und psychisches Wohlbefinden. Der Kerngedanke entspricht kompetenztheoretischen Ansätzen: Hohe seelische Gesundheit resultiert aus der Fähigkeit externe und interne Anforderungen erfolgreich zu bewältigen. Menschen können das externe Anforderungsniveau auch in gewissem Rahmen beeinflussen (z.B. durch die Wahl eines mehr oder weniger anspruchsvollen Berufes). Motivations- und temperamentstheoretische Gesichtspunkte werden durch die gleichgewichtige Beachtung interner Anforderungen einbezogen. Maßgeblich beeinflusst wurde Becker hier durch Freuds Instanzenmodell. Interne Anforderungen entspringen einerseits dem „biologischen Motivationssystem“ (primäre Triebe sowie angeborene allgemeine und angeborene individuelle Dispositionen) und andererseits dem „internen Kontrollsystem“ (erworbene Werte und Simulator[148]). Das Ich hat als oberste Entscheidungsinstanz die Aufgabe, das „Gesamtsystem Mensch“ stabil zu halten.

Der seelisch gesunde Mensch kann wichtige Projekte erfolgreich abschließen oder zumindest deren Realisierungschancen erhöhen. Diesen Prozess nennt Becker „Selbstaktualisierung“. Selbstaktualisierung in engerem Sinne bedeutet: Der Mensch ist besonders bestrebt, seine angeborenen Dispositionen zu entfalten. Einengenden Enkulturationsversuchen setzt er gegebenenfalls Widerstand entgegen. Er vertraut seinen spontanen Impulsen und stellt sich flexibel auf veränderte Umstände ein. Persönliche Freiheit, Unabhängigkeit und Veränderung sind für ihn wichtiger als Angepasstheit, Ordnung und Stabilität. Becker[149] lieferte mehrere empirische Belege sowohl für die Theorie der seelischen Gesundheit als auch für den engen Zusammenhang von Bewältigungskompetenzen und habituellem Wohlbefinden.

3.2.2 Umweltzentrierte Ansätze

Ungünstige Umweltbedingungen können Unzufriedenheit mit dem Leben, Sorgen und Angst erzeugen. Dabei beeinflussen subjektiv wahrgenommene Bedingungen das habituelle Wohlbefinden stärker als so genannte objektive. Im Einzelfall hängt der Einfluss auf das Wohlbefinden davon ab, wie bedeutsam bestimmte Bedingungen für das Individuum sind. Dies ist wiederum eine Frage der individuellen Motivationsstruktur.[150]

Immer mehr an Bedeutung gewinnen in diesem Zusammenhang kontrolltheoretische Ansätze. Deren Grundgedanke ist, dass der Mensch danach strebt, Ereignisse und Zustände in seiner Umwelt beeinflussen, vorhersehen oder erklären zu können. Ökopsychologen konzentrieren sich dabei besonders auf den Faktor der Beeinflussbarkeit:[151] Kann der Mensch Kontrolle über seine Umwelt erlangen, diese erhöhen oder seine Kontrollkompetenz[152] steigern, so ist das für ihn mit „angenehmen Gefühlen“ verbunden.[153] Damit der Mensch jedoch seine Umwelt beeinflussen kann, muss diese auch für ihn zugänglich sein. Verschiedene Autoren[154] nehmen deshalb an, dass der Mensch grundsätzlich danach strebt, seine Wahlfreiheit zu maximieren. Gelingt ihm diese Maximierung bedeutet dies für ihn „perzipierte Freiheit“.[155]

Nach Fischer und Stephan[156] sind Zusammenhänge zwischen Umweltkontrolle und Wohlbefinden besonders bedeutsam bei ökologischen Übergängen, wie z. B. auch einem Wohnortwechsel. Eine erfolgreiche und wohlbefindlichkeitsförderliche Anpassung an die neue Umwelt hängt bei solchen Übergängen wesentlich davon ab, ob es dem Individuum gelingt, ein valides internes Umweltmodell aufzubauen (passive Kontrolle), und ob er dieses Modell zur Auswahl, Herstellung oder Erhaltung persönlichkeitskongruenter Umweltbedingungen (aktive Kontrolle) nutzen kann.

In Rangreihen empirisch ermittelter relevanter Umweltfaktoren stehen die sozialen Beziehungen an der Spitze, gefolgt vom allgemeinen Lebensstandard und den Arbeitsbedingungen. Da die meisten Bedürfnisse nur in der Interaktion mit anderen, insbesondere nahestehenden Personen befriedigt werden können und soziale Beziehungen auch als Quellen sozialer Unterstützung fungieren, ist deren Wichtigkeit nicht erstaunlich (s. a. Kapitel 4).[157]

Auch am Arbeitsplatz tragen gute Beziehungen zu Arbeitskollegen und Vorgesetzten – neben weiteren „Satisfaktoren“ wie interessante Arbeitsinhalte, Verantwortung und hinreichender Dispositionsspielraum[158] - zum Wohlbefinden bei. Dagegen beeinträchtigen für das Individuum unangemessen hohe berufliche Anforderungen sowie unfreiwillige Arbeitslosigkeit das Wohlbefinden der meisten Betroffenen stark. Der Verlust der Arbeit bedeutet für viele Menschen gleichzeitig den Verlust eines sinnstiftenden Lebensinhaltes. Auch soziale Kontakte können gefährdet sein. Oft kann der Betroffene durch den damit verbundenen Einkommensverlust seinen üblichen Lebensstandard nicht halten. Sein Status innerhalb der Gesellschaft verändert sich. Inwieweit dies das Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigt, ist jedoch abhängig von Bedingungen wie Antizipierbarkeit, Dauer der Arbeitslosigkeit, Arbeitslosenquote im Umfeld sowie von den Bedürfnissen, Wertvorstellungen und aktuellen wirtschaftlichen Verhältnissen der betroffenen Person.[159]

Einen hohen Stellenwert haben im Zusammenhang mit dem allgemeinen Lebensstandard auch die Wohnverhältnisse. In einer Repräsentativumfrage von Fried[160] stellten sich die Nähe zur natürlichen Umwelt und die bauliche Qualität der Wohnsiedlung als gute Prädiktoren der Wohnzufriedenheit heraus. Fischer[161] stellt hierzu folgende Hypothese auf:

„Wenn die häusliche Umwelt ihre Funktionen der Aktivitätszentralisierung, Aneignung[162], Personalisierung, der personalen Kontinuität, des Refugiums, des offenen Familienlebens in angemessener Weise erfüllt, dann sind die Transaktionen der Bewohner mit dieser Umwelt von einem hohen Maß an Wohlbefinden begleitet.“[163]

Der Aufbau einer „Ortsidentität“ oder „Ortsverbundenheit“ ist ebenfalls von großer Bedeutung. Ein Wohnort, der einem vertraut ist, der Erinnerungen weckt, an dem man den Nachbarn vom Fremden unterscheiden kann und die Nachbarn mit Namen kennt, dürfte erheblich dazu beitragen, dass sich ein Mensch wohlfühlt.[164]

Effekte des Einkommens wurden vor allem innerhalb der eigenen Kultur, weniger im Vergleich mit anderen Ländern, nachgewiesen.[165] Verändert sich der allgemeine Lebensstandard im Umfeld einer Person, so hat dies geringere Auswirkungen auf deren Wohlbefinden als eigene Verbesserungen oder Verschlechterungen im Vergleich mit relevanten Bezugsgruppen. Eine Erklärung hierfür liefern die Vergleichsniveautheorien (s. Kapitel 3.2.1.1).[166]

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Umweltbedingungen nicht nur Auswirkungen auf unser Wohlbefinden haben. Unsere Umwelt vermittelt uns auch Vorstellungen darüber, was eigentlich Krankheit, Gesundheit, Wohlbefinden oder Glück bedeuten. So hat „jede Zeit (...) ihre Glücksvorstellung“ und „Kulturen sind nichts anderes als Entwürfe von Glückseligkeit“.[167] Die unterschiedlich entwickelten Paradiesvorstellungen bezeichnet Hahn[168] als „kollektive Glücksvorstellungen“. Die Unterschiede ergeben sich u. a. daraus, dass jeweils jene Bedingungen mit dem Paradies assoziiert werden, die innerhalb der betreffenden Kultur selten bzw. schwer zu realisieren sind.[169]

3.2.3 Passungstheoretische Ansätze

Person- und umweltzentrierte Theorien konzentrieren sich überwiegend auf jeweils einen Bedingungskomplex des Wohlbefindens.[170] In den letzten Jahren wurde jedoch die Notwendigkeit, die Person-Umwelt-Interaktion zu untersuchen immer mehr betont.[171] Passungstheoretische Ansätze beschäftigen sich deshalb mit der optimalen Passung zwischen Person und Umwelt. Damit mir die allgemeinen Lebensbedingungen meines Umfeldes „Glück bringen“ können, müssen diese bei mir auf Fähigkeiten und Bedürfnisse treffen, die mir erlauben, diese Faktoren auch zu nutzen.[172] Will man die Güte der Passung überprüfen, müssen Personen und Umwelten auf vergleichbaren Dimensionen gemessen werden.[173]

Nach dem Komplementaritäts-Kongruenz-Modell des Wohlbefindens von Carp & Carp[174] erreicht eine Person Wohlbefinden in dem Maße, in dem ihre Kompetenzen ihr ermöglichen, die externen Anforderungen so zu erfüllen, dass sie unabhängig leben kann, sowie in dem Maße, in dem ihr die Umwelt die Befriedigung ihrer Bedürfnisse ermöglicht. Prädiktoren für das Wohlbefinden sind Personenvariablen (höhere Bedürfnisse, umweltrelevante Traits[175], Kompetenzen), Umweltvariablen (Ressourcen, Barrieren) sowie Person-Umwelt-Variablen (Kongruenz, Komplementarität). Als Moderatoren benennen die Autoren die wahrgenommene Kontrolle, den Coping-Stil, das Gesundheitsverhalten, das soziale Stützsystem, Statusressourcen und –verlust sowie Lebensereignisse. Der Grad des Wohlbefindens wird gemessen an den Kriterien Verhalten in der Umwelt, Wahrnehmung von und Zufriedenheit mit der Umwelt, Lebenszufriedenheit sowie autonome und allgemeine Lebenshaltung.[176] Obgleich dieses Modell für ältere Menschen entwickelt wurde, ist es meines Erachtens auch auf andere Personengruppen, z. B. auf Migranten, übertragbar.[177]

3.2.4 Zusammenfassung der Theorien zum habituellen Wohlbefinden

Viele der Theorien zum habituellen Wohlbefinden konzentrieren sich auf das Individuum. Jedoch gewannen in den letzten Jahren auch umweltpsychologische und passungstheoretische Ansätze an Gewicht. In Tabelle 6 fasse ich die beschriebenen Theorien zusammen:

Tabelle 6: Theorien zum habituellen Wohlbefinden

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.3 Übertragung der theoretischen Ansätze zum Wohlbefinden auf die Situation von Migranten

Wie bereits in Kapitel 1.3 beschrieben sind mit einer Migration Belastungen verbunden, die das Wohlbefinden des Betroffenen beeinträchtigen können. Ich möchte hier nochmals in Bezug auf die oben geschilderten theoretischen Ansätze darauf eingehen.

Die Migrationsabsicht resultiert nach dem Modell der push- und pull-Faktoren (s. Kapitel 1.3) aus dem Wunsch nach einer besseren Bedürfnisbefriedigung im Aufnahmeland. Wie diese Bedürfnisse beschaffen sind, ist dabei abhängig von der individuellen Motivationsstruktur.[178] Unabhängig von dieser Struktur unterliegt der Migrant jedoch hinsichtlich seiner Bedürfnisbefriedigung in der neuen Umgebung gewissen Einschränkungen.

Der Abbruch sozialer Beziehungen und/oder die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zu seinen Bezugspersonen im Heimatland, kann für den Migranten eine schmerzhafte Erfahrung sein. Wenn er sein Bedürfnis nach sozialen Kontakten befriedigen will, muss er sich in seinem neuen Umfeld neue Freundschaften aufbauen. Gerade für den Migranten sind soziale Kontakte wichtig, denn durch diese könnte er genau die praktische, informative, finanzielle und emotionale Unterstützung erhalten, die ihm hilft, die mit der Migration verbundenen Belastungen zu reduzieren (s. Kapitel 4.3). Der Aufbau sozialer Kontakte ist jedoch schwierig, wenn der Migrant nur geringe Sprachkenntnissen hat und die Werte, Normen und Verhaltensregeln hier nicht kennt. Erlebt er Ablehnung oder Diskriminierung durch die einheimische Bevölkerung, kann die Befriedigung des Bedürfnisses nach sozialen Kontakten äußerst gefährdet sein. Zudem können wiederholte Diskriminierungserfahrungen sein Selbstwertgefühl schädigen (s. Kapitel 1.3).

Bereits bei den sozialen Kontakten wird deutlich, dass seine Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung eng mit seinem Wissen und seinen Kompetenzen verknüpft sind. Nach kompetenztheoretischen Ansätzen resultiert Wohlbefinden aus der Fähigkeit externe und interne Anforderungen erfolgreich zu bewältigen (s. Kapitel 3.2.1.2). Jedoch passen Wissensvorrat und Kompetenzen des Migranten zumindest teilweise nicht zu den Anforderungen seines neuen Umfeldes. Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt kann aufgrund fehlender oder in Deutschland nicht anerkannter Qualifikationen schwierig werden. Höchstwahrscheinlich erlebt der Migrant einige Fehlschläge, die Gefühle der Hilflosigkeit, Angst und Depressivität hervorrufen können (s. Kapitel 1.3). Diese Misserfolgserlebnisse können sich sowohl negativ auf sein Selbstbewusstsein und sein Selbstvertrauen als auch auf die Wahrnehmung seiner Kontroll- und Wahlmöglichkeiten auswirken (s. Kapitel 3.2.2).

Essentiell für die Wahl- und Kontrollmöglichkeiten des Migranten sind vor allem ausreichende Sprachkenntnisse. Er benötigt diese sowohl dafür, sich ein realitätsnahes kognitives Abbild seiner Umwelt zu machen – also für die Steigerung seiner Orientierungsfähigkeit bzw. Kontrollkompetenz (passive Kontrolle) - als auch dafür, diese Umwelt gemäß seinen persönlichen Interessen zu beeinflussen (aktive Kontrolle). Man denke hierbei nur an Behördengänge, das Ausfüllen von Formularen, Wohnungssuche, Bewerbungen, Arztbesuche oder an ganz alltägliche Dinge wie Einkaufen. Sprachkenntnisse sind somit eine wesentliche Grundlage, damit sich der Migrant im Aufnahmeland zurechtfinden und ein unabhängiges Leben führen kann.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der sowohl die Möglichkeiten seiner Bedürfnisbefriedigung als auch seine Wahl- und Kontrollmöglichkeiten beeinflusst, sind die aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen in Deutschland (siehe Kapitel 1.2). Befristete Aufenthaltstitel sind verbunden mit Einschränkungen auf dem Arbeitsmarkt. Asylanten bleibt der Zugang zum Arbeitsmarkt zunächst völlig versperrt, und sie können auch ihren Wohnort nicht frei wählen. Ist der Migrant arbeitslos, können neben dem Bedürfnis nach existentieller Sicherheit auch höhere Bedürfnisse wie Sinnfindung, Selbstverwirklichung, Selbstachtung und soziale Akzeptanz unbefriedigt bleiben. Die aus der Arbeitslosigkeit resultierende finanzielle Situation kann auch die Befriedigung weiterer existentieller Bedürfnisse, wie z. B. angemessener Wohnraum, erschweren (s. a. Kapitel 3.2.2).

Wenn wichtige Bedürfnisse des Migranten unbefriedigt bleiben, beeinflusst dies wahrscheinlich auch das Ergebnis seiner intra- und interpersonellen Vergleichsprozesse (s. Kapitel 3.2.1.1). Ein denkbarer Vergleich im intrapersonellen Bereich wäre z. B. der zwischen seiner Handlungsfähigkeit im Herkunftsland und seinen aktuellen Möglichkeiten. Im interpersonellen Bereich könnte der Migrant seine eigene finanzielle, rechtliche, berufliche und soziale Situation mit der von Deutschen vergleichen. Eine wesentliche Rolle spielen hier natürlich auch sein bisheriger Lebensstandard und sein individuelles Anspruchsniveau (s. Kapitel 3.2.1.2). Dieses muss er möglicherweise gegenüber der einheimischen Bevölkerung rechtfertigen, die den eigenen Status als Besitzstand verteidigt. Laut GMF-Survey sind 70 Prozent aller befragten Deutschen der Ansicht: „Wer irgendwo neu ist, sollte sich erst mal mit weniger zufrieden geben.“[179] Dieser Rechtfertigungszwang gegenüber den Etablierten ist eine weitere Barriere, die es dem Migranten erschwert, seine Bedürfnisse zu befriedigen (s. Kapitel 1.3). Gelingt es ihm nicht, im Aufnahmeland seine individuellen Ziele zu verwirklichen, hat dies sicherlich Auswirkungen auf die Bewertung seines neuen Lebensumfelds.

Misserfolgs- und Diskriminierungserfahrungen sowie die Verletzung von Werten und sozialen Normen des Migranten sind Geschehnisse, die Ärger auslösen können. Ein Beispiel für eine solche Werteverletzung und das Ausmaß an Ärger und Wut, das dadurch ausgelöst werden kann, ist die Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten.[180] Nimmt solcher Ärger überhand oder wird er habituell nach innen gewendet, kann dies das psychische und physische Wohlbefinden negativ beeinflussen (s. Kapitel 3.2.1.3). Da viele der in Deutschland lebenden Migranten einen befristeten und rechtlich nicht abgesicherten Aufenthaltsstatus haben, ist es denkbar, das der Ausdruck von Ärger aus Angst vor unangenehmen Folgen unterdrückt wird, sogar wenn dies normalerweise nicht der Veranlagung der Person entspricht.

Ob der Migrant Wohlbefinden erlangen oder erhalten kann ist davon abhängig, ob es ihm gelingt, sich neu zu orientieren und eine Balance zwischen seinen Bedürfnissen, Erwartungen und Kompetenzen sowie den Umweltbedingungen herzustellen. Dabei spielen auch die von ihm gewählten Bewältigungsstrategien eine wichtige Rolle (s. Kapitel 1.3 und 4.4).

3.4 Diagnostische Zugänge zur Erfassung von Wohlbefinden

Messinstrumente zum subjektiven Wohlbefinden unterscheiden sich in ihrer Dimensionalität, in der Vorgehensweise (Selbsteinschätzung oder Fremdeinschätzung, quantitatives oder qualitatives Verfahren) und in dem, was sie zu messen beanspruchen. Es gibt Skalen zum allgemeinen subjektiven Wohlbefinden und Skalen zu spezifischen Wohlbefindensfaktoren. Letztere messen z. B. die innere Haltung oder die Zufriedenheit mit der sozialen Situation.[181] Da hier nicht alle Modelle und Instrumente zur Erfassung von Wohlbefinden vorgestellt werden können, dient die folgende Darstellung lediglich dazu, einen Überblick zu gewinnen.

Eindimensionale Wohlbefindensmodelle gehen von der Idee einer „Grundbefindlichkeit“ aus. Er­fasst wurde z. B. Wohlbefinden im Sinne des allgemeinen Glücklichseins bzw. der allgemeinen Lebenszufriedenheit.[182] Single-Item-Messungen sind sehr gebräuchlich, fragen jedoch oft nur nach aktuellen Stimmungsdimensionen.[183] Der Komplexität des Wohlbefindens werden sie nicht gerecht.[184]

Ein bekanntes zweidimensionales Modell ist der Ansatz von Bradburn. Er konzipierte das habituelle Wohlbefinden als Bilanz aus aggregierten positiven und negativen Gefühlszuständen.[185] Die Affect Balance Scale von Bradburn und Caplovitz[186] basiert auf diesem Modell und kann gute Test-Retest-Reliabilitätswerte vorweisen; die Validität ist jedoch zweifelhaft. Etwas bessere Ergebnisse erzielt die Skala Memorial University of Newfoundland Scale of Happiness von Kozma und Stones.[187] Eine weitere zweidimensionale Differenzierung ist die in psychisches und physisches Wohlbefinden, wobei hier eine wechselseitige Beeinflussung besteht.[188] Auf diesem Modell ist beispielsweise die Perceived Well-Being-Scale aufgebaut.[189]

[...]


[1] Faull 2004, in Niessen 2005, S. 6

[2] vgl. Gemende 2002, S. 11

[3] vgl. beispielsweise Albrecht 1972, S. 23; Eisenstadt 1954, nach Treibel 1999, S. 19 sowie Treibel 1999, S. 21

[4] Meister 1997, S. 17

[5] vgl. Duden 1982, S. 214 und 331

[6] vgl. Terkessidis 2000, S. 6

[7] Emine, 21 Jahre, in Deutschland geboren, die Eltern religiöse Türken, beschreibt das so: „Unsere Generation schwankt da so zwischen zwei Welten (…). Auf der einen Seite die deutsche Gesellschaft, auf der anderen Seite die türkische Gesellschaft (…). Unsere Generation, muß ich sagen, hat es sehr schwer gehabt, und zwar wir als Kinder, die hier aufgewachsen sind (…). In der Familie wird dir das und das beigebracht, aber draußen siehst du etwas ganz anders. (…)“ vgl. Akashe-Böhme 2000, S. 87 f.

[8] vgl. Schmalz-Jacobsen & Hansen (Hrsg.) 1997, S. 150

[9] vgl. Terkessidis 2000, S. 34 sowie www.bmi.bund.de/cln_012nn_122688/Internet/Content/Themen/Vertriebene_,

Zugriff: 25.11.05

[10] Auszug aus Artikel 1 A der Genfer Flüchtlingskonvention, zitiert nach Kopp 2002, S. 20

[11] vgl. Kopp 2002, S. 7 ff.

[12] Es ist in diesem Rahmen leider nicht möglich auf die zahlreichen Sonderregelungen – z. B. für Türken, Familiennachzügler, Hochqualifizierte - einzugehen. Für weitergehende Informationen siehe z. B. Stuttgart 2005.

[13] Diese Aufenthaltstitel gelten für Nicht-Unionsbürger. Unionsbürger haben das Recht, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten. Sie erhielten eine Aufenthaltserlaubnis-EG.

[14] vgl. Beger 2000, S. 48 f.

[15] Dieser Nachweis entfällt bei Familiennachzug zu deutschen Staatsangehörigen. vgl. Beger 2000, S. 47

[16] Ausweisungsgründe waren z. B. längerfristige Obdachlosigkeit, Inanspruchnahme von Sozialhilfe oder die Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren. (vgl. Beger 2000, S. 47 - 48 sowie Terkessidis 2000, S. 67)

[17] vgl. Beger 2000, S. 48

[18] vgl. Beger 2000, S. 49

[19] vgl. Avenarius 2002, S. 126

[20] Das deutsche Staatsbürgerrecht basiert auf dem jus sanguinis, d.h. auf der deutschen Abstammung. Ein Alternativkonzept, das z. B. überwiegend in Großbritannien, Frankreich und Belgien praktiziert wird, ist das jus soli, d.h. die Staatsbürgerschaft basiert auf dem Geburtsort. (vgl. Sassen 1996, nach Terkessidis 2000, S. 56)

Seit Januar 2000 konnten in Deutschland geborene Kinder, deren Eltern seit mindestens acht Jahren in Deutschland lebten und eine Aufenthaltsberechtigung oder unbefristete Aufenthaltserlaubnis besaßen, die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Hier wird teilweise der Grundsatz des jus sanguinis durchbrochen. (vgl. Dornis 2002, S. 163 f)

[21] Der Bewerber darf sich z. B. nicht in einer politischen Emigrantenorganisation betätigen. (vgl. Beger 2000, S. 57)

[22] vgl. Beger 2000, S. 57

[23] vgl. Terkessidis 2000, S. 64

[24] vgl. Reißlandt 2005, http://www.bpb.de/themen/544H4S.html

[25] Bevorrechtigt sind Deutsche oder rechtlich gleichgestellte Ausländer.

[26] vgl. Beger 2000, S. 54 f.

[27] vgl. Avenarius 2002, S. 127

[28] vgl. Stuttgart 2005, S. 53 ff.

[29] vgl. Stuttgart 2005, S. 16 ff.

[30] vgl. Stuttgart 2005, S. 14 und 56

[31] vgl. Stuttgart 2005, S. 14 und 38 f

[32] hierzu zählen Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden und Spanien.

[33] vgl. Stuttgart 2005, S. 45

[34] vgl. Stuttgart 2005, S. 67 f.

[35] vgl. Derst 2005, in AiD Integration in Deutschland, http://www.isoplan.de/aid/2005-3/recht/.htm, Zugriff: 02.12.05

Allerdings ist für etliche geduldete Personen durch das neue Zuwanderergesetz bereits eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen eingetreten. Viele bekamen die nachrangige Arbeitserlaubnis entzogen, was zum Verlust des Arbeitsplatzes führte. Dadurch sind sie nun gezwungen Sozialleistungen zu beantragen. Teilweise leben diese Menschen schon seit vielen Jahren in Deutschland und haben auch in die Sozialkassen eingezahlt.

vgl. hierzu Caravan 2005, verfügbar unter http://de.indymedia.org/2005/03/108725.shtml, Zugriff 02.03.06

[36] vgl. Leser 1995, http://www.anzianita-migrazione.ch/word/f21.doc

[37] vgl. Leser 1995, http://www.anzianita-migrazione.ch/word/f21.doc

[38] Der Begriff „Lebenswelt“ bezeichnet hier, im Sinne von Schütz und Luckmann, jenen Wirklichkeitsbereich, den der wache, normale und auf die Umwelt orientierte Erwachsene als selbstverständlich erlebt. Um uns mit anderen zu verständigen und um handeln zu können, müssen wir die Lebenswelt zu einem gewissen Grad verstehen. Wir nutzen dafür eigene und von unseren Mitmenschen an uns übermittelte Erfahrungen. Dieser Wissensvorrat dient uns als Bezugsschema für unsere Auslegungen und Handlungen. Er enthält auch Rezepte für anfallende Probleme. Der Sinnbereich der alltäglichen Lebenswelt erscheint uns als „natürliche“ Wirklichkeit. Wir sind nicht bereit, darauf beruhende Einstellungen aufzugeben, wenn nicht ein besonderes Schockerlebnis die Sinnstruktur des Alltags durchbricht. (vgl. Schütz & Luckmann 2003, S. 29 - 32)

[39] vgl. Meister 1997, S. 16 und Nienaber 1995, S. 120 ff.

[40] Ende 2004 betrug die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremisten rund 10.000 Personen. Es wurden insgesamt 12.051 Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund erfasst, davon 776 Gewalttaten. In den rechtsextremistischen Parteien waren 23.800 Personen organisiert, und es gab 168 rechtsextremistische Organisationen und Personenzusammenschlüsse.

Quelle: www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af_rechtsextremismus/zahlen_und_fakten Zugriff: 25.11.05

[41] vgl. Meister 1997, S. 16 und Nienaber 1995, S. 120 ff.

[42] Aus all unseren Erfahrungen und Handlungen entstehen Relevanzstrukturen. Diese sind sowohl ein Bestandteil des Wissensvorrats als auch ein Faktor, der beeinflusst, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken (und somit auch welches Wissen wir erwerben), wie wir Situationen interpretieren und für welche Handlungen wir uns entscheiden. Zur näheren Erläuterung vgl. Schütz & Luckmann 2003, S. 252 ff.

[43] Unter „Typus“ wird hier ein in lebensweltgeschichtlichen Erfahrungen gestifteter Sinnzusammenhang verstanden. Dieser entsteht durch „eine situationsadäquate Lösung einer problematischen Situation, die mit Hilfe des schon vorhandenen Wissensvorrats (…) nicht bewältigt werden konnte.“ Schütz & Luckmann 2003, S. 315

[44] vgl. Nienaber 1995, S. 64 ff.

[45] vgl. Han 2000, S. 203

[46] Zum Begriff der „Akkulturation“ siehe Kapitel 2.2.1

[47] Lazarus, Richard S., zitiert nach Han 2000, S. 203

[48] vgl. Pfaff 1989, zitiert nach Hollstein 2001, S. 28

[49] vgl. Brücker 1994, S. 5 ff.

Der Begriff Coping bezeichnet „alle kognitiven und verhaltensmäßigen Bemühungen von Individuen, die situationsspezifisch auf die Bewältigung bzw. Überwindung von subjektivem Stress gerichtet sind.“

Lazarus 1984, zitiert nach Brücker 1994, S. 9

[50] vgl. Leser 1995, http://www.anzianita-migrazione.ch/word/f21.doc

[51] vgl. Korte 1990, in Esser & Friedrichs 1990, S. 207 - 259

[52] vgl. Korte 1990, in Esser & Friedrichs 1990, S. 257

[53] Quelle: persönliches Gespräch mit marokkanischem Migranten, seit 7 Jahren in Deutschland, z. Z. arbeitslos.

[54] vgl. Collatz 1995, in Koch, Özek & Pfeiffer (Hrsg.), 1995, S. 39

[55] vgl. hierzu Gemende 2002, Kap. 4. Die Grundlegungen für Interkulturelle Zwischenwelten bei G. Simmel, A. Schütz und N. Elias. S. 53 - 63

[56] vgl. Hettlage-Varjas & Hettlage 1995, S. 17 und 1984, S. 364, nach Gemende 2002, S. 22

[57] vgl. Greverus (1987), S. 12

[58] vgl. Esser 2000

[59] Esser 2000, S. 261 (Hervorh. im Original)

[60] vgl. Esser 2000, S. 268 ff.

[61] vgl. Esser 2000, S. 271 ff.

[62] vgl. Esser 2000, S. 272

[63] vgl. Esser 2000, S. 272 f.

[64] vgl. Esser 2000, S. 273 f.

[65] Zu diesen Ressourcen siehe auch die Darstellung der Leistungen informeller Beziehungen in Kapitel 4.

[66] vgl. Esser 2000, S. 274 ff.

[67] vgl. Esser 2000, S. 286 f.

[68] Ich gehe davon aus, dass Esser hier “ethnische Gemeinde” i. S. einer früheren Publikation versteht als Gruppe von Menschen, die sich aufgrund von gemeinsamen grundlegenden sozialen, kulturellen und religiösen Orientierungen, die durch Lernprozesse während der Sozialisation erworben wurden, als Gemeinschaft empfinden.

vgl. Esser & Friedrichs (Hrsg.) 1990, S. 11 ff.

[69] vgl. Banning 1995, S. 55 f.

[70] Esser 2000, S. 289

[71] vgl. Berry 1997,S. 10 nach Ettl 2004, S. 26

[72] vgl. hierzu auch Terkessidis 2000, S. 29 und Özdemir 1999, S. 215 f.

[73] vgl. Zick und Six 1997, nach Ettl 2004, S. 25

[74] vgl. Bühler 2004, S. 25 ff. sowie Brose et al. 1993 und Gümen 2000 in Herwartz-Emden (Hrsg.) 2000

[75] vgl. Esser 2000, S. 289

[76] vgl. hierzu beispielsweise Levine 1998 und Irmscher 2003

[77] vgl. Terkessidis 2000, S. 10

[78] vgl. Beger 2000, S. 51 u. 54

[79] vgl. Heitmeyer 2005, in DIE ZEIT 2005, S. 24

[80] eigene Berechnungen, Quelle: Statistisches Bundesamt 2004, S. 2

[81] vgl. Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung (BMGS) 2005, in Lampert & Ziese o. J., S. 195

[82] vgl. Statistisches Bundesamt 2002, S. 103 ff.

[83] vgl. Cibikci 2004, http://de.indymedia.org/2005/03/108725.shtml. Zugriff: 02.03.06

[84] vgl. aid 2002, http:/7www.isoplan.de/aid/index.htm?http://www.isoplan.de/aid/2002-4/beruf_bild.htm. Zugriff: 11.11.05

[85] Zum Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Wohlbefinden s. Kapitel 4.1.

[86] vgl. Terkessidis 2000, S.

[87] vgl. Heitmeyer 2005, in DIE ZEIT 2005, S. 24

[88] vgl. Schmidt 1997, in Gödecker 2005, S. 1

[89] vgl. Lampert & Ziese o. J., S. 195

[90] vgl. Statistisches Bundesamt 2005, S. 130

[91] Systematische Über- und Unterordnung von ethnischen Gruppen im System der vertikalen sozialen Ungleichheit. Die ethnischen Gruppen übernehmen typische Positionen, z.B. berufliche Tätigkeiten und gesellschaftliche Funktionen. vgl. Esser 2000, S. 295 f.

[92] Damit meine ich die Krawalle von Jugendlichen aus afrikanischen und arabischen Einwandererfamilien im Oktober 2005. Die Jugendlichen fühlen sich von der Gesellschaft ausgegrenzt. Die französische Regierung sah sich gezwungen den Notstand ausgerufen.

Quelle: http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=775298/1nfa0rz, Zugriff: 15.11.05

Allen und Greenberger vermuten, dass die Umwelt im Alltagsleben überall dort zum bevorzugten Zielobjekt destruktiven Handelns wird, wo Personen wenig Kontrolle über ihre Lebensbedingungen ausüben können. Sie interpretieren Vandalismus bei Jugendlichen als Versuch, sich selbst das Gefühl zu verschaffen, „etwas ausrichten zu können“ (s. hierzu auch kontrolltheoretische Ansätze zum Wohlbefinden in Kapitel 3.2.2).

vgl. Allen & Greenberger 1980, nach Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, 250 f.

[93] vgl. Simmel, Georg 1908, nach Dubiel 1998, in Friedrichs & Jagodzinski (Hrsg.) 1999, S. 133 f.

[94] Eine Ausnahme gibt es bei den Unionsbürgern, die ein kommunales Wahlrecht haben.

[95] vgl. Fronek 1996, S. 47 u. 134, nach Ettl 2004, S. 32

[96] Im Gegensatz dazu haben Millionen im 19. Jahrhundert in die USA immigrierte Deutsche ihre Sprache und Herkunft im Kreise ihrer Landsleute gepflegt, sich aber als Amerikaner gefühlt. Ähnliches lässt sich heute in Israel beobachten. vgl. hierzu Akashe-Böhme 2000, S. 25

[97] vgl. Straßburger 2001, S. 22 und S. 172

[98] vgl. Niessen & Schibel 2005, S. 50

[99] vgl. beispielsweise Beger 2000, Esser 1990 und 2000,Friedrichs & Jagodzinski 1999, Hollstein 2001, Straßburger 2001, Bornewasser & Wakenhut 1999 sowie Niessen & Schibel 2005

[100] vgl. Esser 1990, in Esser und Friedrichs (Hrsg.) 1990, S. 185 f.

[101] vgl. Straßburger 2001, Verfügbar unter: www.stadt-frankfurt.de/ amka

[102] Duden, 1989

[103] Mayring 1991, S. 58

[104] vgl. Mayring 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 52

[105] vgl. Mayring 1991, S. 31

[106] vgl. Mayring 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 52

[107] WHO 1946, : http://www.who.int/about/definition/en/, (Übersetzung PB)

[108] vgl. Dann 1994 , in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 102 ff.

[109] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 13 ff

[110] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 15

[111] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 15, Abb. 1. Zu weiteren Strukturmodellen s. Kapitel 3.4.

[112] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 19

[113] vgl. Freud 1978, nach Becker, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 20 sowie Waldow 2000, Kap. 6.4

[114] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 22

[115] vgl. Maslow 1977

[116] Aus der Arbeitsforschung weiß man z. B., dass Tätigkeiten mit hohem Dispositionsspielraum und ausreichenden Möglichkeiten, eigene Fähigkeiten einzusetzen und weiterzuentwickeln, die Arbeitszufriedenheit fördern.

vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 22

[117] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 20 f.

[118] vgl. Frankl 1979, nach Becker 1997, S. 133 ff.

[119] vgl. Lukas 1993, nach Perrig-Chiello 1997, S. 22 f

[120] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 21

[121] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 22

[122] Theorie des „abwärtsgerichteten Vergleichs“. vgl. Wills 1981, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 23

[123] vgl. Argyle 1987, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 23

[124] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 23 f.

[125] Siehe hierzu die Untersuchungen von Brickman et. al (1978) mit Lotteriegewinnern, Querschnittsgelähmten und normalen Versuchspersonen (vgl. Brickman et al 1978, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 120

[126] vgl. Parducci 1968 nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) S. 24

[127] vgl. Hofstätter 1986, nach Becker, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 24

[128] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 24

[129] vgl. Becker 1986, in Becker & Minsel 1986, S. 67 f.

[130] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 26

[131] vgl. Campbell 1981 sowie Krampen 1982, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 26

[132] vgl. Taylor & Brown 1988, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 27

[133] vgl. Costa & McCrae 1981, 1984; Diener & Larsen 1984; Palmore & Kivett 1977, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 119

[134] vgl. Andrews & Withey 1976, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 119 f.

[135] vgl. Brickman et al 1978, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 120

[136] vgl. Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 119 f.

[137] vgl. Emmons & Diener 1986, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 125

[138] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 25

[139] vgl. Costa und McCrae 1985, 1987, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 131

[140] Erklären lassen sich diese Ergebnisse laut Becker folgendermaßen: Im Vergleich zu Introvertierten haben Extravertierte häufigere und bessere soziale Kontakte, können dadurch eher positive Erfahrungen machen und sind seltener einsam. Extravertierte sind durchsetzungsfähiger und weniger gehemmt. Sie besorgen sich aktiv mehr „Belohnungen“ und sprechen auch besonders stark darauf an. Sie besitzen ein höheres Selbstwertgefühl. Niedrige Neurotizismuswerte bedeuten einen Mangel an Ängstlichkeit, Feindseligkeit, Impulsivität und psychosomatischen Beschwerden. Personen mit hohen Neurotizismuswerten verfügen dagegen über wenig effiziente Bewältigungsmechanismen oder führen selbst aversive Lebensereignisse herbei und erleben daher selten positive und häufig negative Gefühle. (vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 25 ff.)

[141] vgl. Costa und McCrae 1980, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 124

[142] vgl. Perrig-Chiello 1997, S. 25

[143] vgl.Hotard, McFatter, McWhirter und Stegall 1989, nach Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 125 f.

[144] vgl. Tatarkiewicz 1984, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 25

[145] vgl. Becker 1989a, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 25 f.

[146] vgl. Schwenkmezger 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 129 f.

[147] vgl. Becker 1986, in Becker & Minsel 1986, S. 66 -90

[148] Dieser befähigt den Menschen zum gedanklichen Probehandeln.

[149] vgl. Becker 1986, in Becker & Minsel 1986, S. S. 92 - 119

[150] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 28

[151] Ausmaß, in dem ein Individuum einen Umweltbereich so verändern oder vor Veränderungen bewahren kann, dass er in Kongruenz zu seinen persönlichen Vorlieben steht und psychisches Wohlbefinden fördert, sowie Ausmaß, in dem das Individuum die Konfrontation mit diesem Bereich regulieren kann.

vgl. Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) S. 249

[152] i. S. eines realitätsnäheren kognitiven Abbildes eines Umweltausschnitts.

vgl. Oesterreich 1981, nach Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.), S. 249

[153] vgl. Oesterreich 1981, nach Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.), S. 249

[154] vgl. Proshansky et al., 1970 sowie Oesterreich 1981, nach Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.), S. 250

[155] vgl. Steiner 1970, zitiert nach Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 250

[156] vgl. Fischer & Stephan 1990, nach Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 251

[157] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 28

[158] vgl. Herzberg 1966, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 28

[159] vgl. Becker 1986, in Becker & Minsel 1986, S. 245 - 285

[160] vgl. Fried 1982, nach Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 257

[161] vgl. Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 255

[162] Raumaneignung als spezifische Form der Kontrollbefriedigung; vgl. Altmann 1975, nach Fischer 1994, in Abele & Becker 1994, S. 254

[163] Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 254

[164] vgl. Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 256 f.

[165] vgl. Campbell 1981 sowie Hofstätter 1986, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 28

[166] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 28 f.

[167] Honnefelder 1986, S. 365, zitiert nach Bellebaum 1994, S. 8

[168] vgl. Hahn 1976, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 29

[169] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker 1994 (Hrsg.), S. 29

[170] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker 1994 (Hrsg.), S. 29

[171] vgl. Perrig-Chiello 1997, S. 29

[172] vgl. Pervin 1968 sowie Tatarkiewicz 1984, S. 186, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 29

[173] vgl. Kiyak 1978, nach Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 29

[174] vgl. Carp & Carp 1974, nach Perrig-Chiello 1997, S. 29 f.

[175] weitgehend stabil gedachte Charaktereigenschaft oder Verhaltensmerkmal einer Person

[176] vgl.Carp & Carp 1974, nach Perrig-Chiello 1997, S. 29 f.

[177] vgl. hierzu auch Fischer 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 251 ff.

[178] vgl. Leser 1995, http://www.anzianita-migrazione.ch/word/f21.doc

[179] vgl. Heitmeyer 2005, in DIE ZEIT 2005, S. 24

[180] Solche Wertverletzungen können nicht nur das Wohlbefinden beeinträchtigen. Sie sind auch schädlich für den Integrationsprozess. Integration kann nur funktionieren, wenn beide Seiten die Werte des Anderen respektvoll behandeln und bestrebt sind, gegensätzliche Werte zu integrieren.

[181] vgl. Veenhoven 2001, Perrig-Chiello 1997, S 32 – 43 sowie Mayring 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 52 - 64

[182] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 15 f.

[183] vgl. Veenhoven 2001, Perrig-Chiello 1997, S. 33 sowie Mayring 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 54

[184] vgl. Mayring 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 54

[185] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 16

[186] vgl. Bradburn & Caplovitz 1965 und Bradburn 1969 nach Mayring 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 54 f.

[187] vgl. Perrig-Chiello 1997, S. 39 f.

[188] vgl. Becker 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 16

[189] vgl. Perrig-Chiello 1997, S. 35 sowie Mayring 1994, in Abele & Becker (Hrsg.) 1994, S. 54

Excerpt out of 244 pages

Details

Title
Soziale Integration und Wohlbefinden von Migranten in Görlitz
Subtitle
Explorationsstudie zur Integrationssituation und zum subjektiven Wohlbefinden von Migranten sowie zu den Integrationsleistungen der Aufnahmegesellschaft am Beispiel einer ostdeutschen Kleinstadt
College
Neisse University Görlitz
Grade
1,0
Author
Year
2006
Pages
244
Catalog Number
V81092
ISBN (eBook)
9783638837729
ISBN (Book)
9783638837668
File size
3363 KB
Language
German
Keywords
Soziale, Integration, Wohlbefinden, Migranten, Görlitz
Quote paper
Dipl.-Kommunikationpsychologin Petra Bühler (Author), 2006, Soziale Integration und Wohlbefinden von Migranten in Görlitz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81092

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