Sprechakte: Spanische und englische Entschuldigungen im Vergleich


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

26 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Die Sprechakttheorie
2.1 Austin
2.2 Searle

3. Kultur

4. Entschuldigungen
4.1 Höflichkeit
4.2 Die Gesichtswahrung (´ face- saving view `)

5. Untersuchung auf der Basis von “Mar adentro” von Alejandro Amenábar
5.1 Analyse 1
5.2 Analyse 2
5.3 Analyse 3

6. Schlussfolgerung

7. Appendix
7.1 Transkriptionssystem (Gail Jefferson)
7.2 Sequenz 1 aus „Mar adentro“ Szene 3, 0 h 16 min 41 sec
7.3 Sequenz 2 aus “Mar adentro” Szene 4, 0 h 19 min 26 sec
7.4 Sequenz 3 aus “Mar adentro” Szene 13, 1 h 28 min 51 sec

Literaturverzeichnis

1. Einführung

Gegenstand dieser Arbeit soll der Vergleich des Sprechakts der Entschuldigung in der spanischen und englischen Sprache sein. Zunächst wird kurz in die Sprechakttheorie eingeführt, um einen allgemeinen Kontext zu schaffen. Im dritten Kapitel wird der Begriff Kultur näher betrachtet und definiert, da diese die Grundlage der Kommunikation in den verschiedenen Sprachräumen bildet. Des Weiteren wird der theoretische Hintergrund von Entschuldigungen betrachtet werden, wobei die Unterschiede zwischen spanischen und englischen Entschuldigungen im Mittelpunkt stehen werden, um einen Überblick über die Konventionen in den jeweiligen Sprachen zu geben. Im Anschluss daran wird untersucht werden, ob die theoretischen Konzepte anhand ausgewählter Transkripte verifiziert werden können. Diese Transkripte sind Beispiele für Entschuldigungen aus dem europäischen Spanisch, die dem spanischen Film „Mar adentro“ von Alejandro Amenábar entnommen sind. Daraufhin werden in der Analyse die im Film gefundenen Entschuldigungen mit den Konventionen britisch-englischer Entschuldigungen verglichen. Basierend auf den Ergebnissen der Analyse der Transkripte, soll zuletzt untersucht werden, ob die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass Missverständnisse in einer Konversation bzw. generell in interkultureller Kommunikation entstehen können, die auf Unterschiede in den Konventionen des Entschuldigens zurückzuführen sind. Angenommen wird dabei, dass es nicht viele Unterschiede geben wird. Dies wird jedoch im Verlaufe der Arbeit untersucht und die Ergebnisse aufgezeigt werden. Im letzten Teil wird ein Fazit präsentiert.

2. Die Sprechakttheorie

Die Sprechakttheorie wird in dieser Arbeit ebenfalls behandelt, da sie wichtig erscheint, um Hintergrundinformationen über Sprechakte, im Besonderen Entschuldigungen, geben zu können und um die Entwicklung der Untersuchungen bezüglich Sprechakte aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass die Klassifizierungen von Austin und Searle als Grundlage dienen, damit bei einem Vergleich Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten von Sprechakten in unterschiedlichen Sprachen verstanden werden können. Die Sprechakttheorie bietet wichtige Informationen, da Entschuldigungen nicht nur einfache Äußerungen sind. Der Sprecher möchte, dass der Hörer in einer bestimmten Art und Weise handelt, er möchte nämlich, dass dieser ihm vergibt.

Vor dem Hintergrund des sogenannten Logischen Positivismus, welcher seinen Höhepunkt in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts hatte, begann die moderne Untersuchung von Sprechakten mit John L. Austins How to do things with words (1962) und John Searles Speech Acts (1969). Ihr Bestreben bestand darin, Sprache als eine Form des Handelns zu sehen (cf. Henderson/ Brown 1997: 1). Dem logischen Positivismus zufolge, war das wichtigste Ziel, das es zu erreichen galt, die Verifizierung eines Satzes. Dies basierte auf dem Prinzip, dass es nur zwei Arten von Wissen gibt: logische und empirische Beobachtung (cf. Henderson/ Brown 1997: 1). Demzufolge, enthält ein Satz keinen Sinn, wenn er nicht verifizierbar ist. Den Vertretern dieser Theorie zufolge musste somit die Mehrheit der Äußerungen im täglichen Sprachgebrauch als falsch deklariert werden (cf. Levinson 2000: 248). Obwohl die Sprechakttheorie häufig kritisiert wurde und die Existenz von illokutionären Zwängen (illocutionary forces) bezweifelt wurde, könne nicht ernsthaft verneint werden, dass linguistische Äußerungen soziale Fakten, Beziehungen und Verpflichtungen schaffen und demnach zu Handlungen führen (die man Illokutionen nennen kann) (cf. Burkhardt 1990: 92).

2.1 Austin

Bevor Austins How to do things with words veröffentlicht wurde, wurde in Untersuchungen das Hauptaugenmerk auf Sätze gelegt, die eine Tatsache darstellten. Austin verlagerte den Fokus auf Äußerungen, die ebenso eine Aktion beinhalteten. Er stellte fest, dass, wenn Menschen eine Sprache benutzen, sie nicht nur eine Ansammlung korrekter Sätze in Isolation produzieren, sondern diese im Zusammenhang mit einer Aktion äußern (cf. Márquez Reiter 2000: 31).[1] In seiner Theorie argumentierte Austin gegen den logischen Positivismus. Er stellte Performative, etwa solche wie Deklarationen, zum Beispiel

(1) Ich warne dich (hiermit), leiser zu sein.
(2) Ich erkläre Euch nun zu Mann und Frau.
Konstativen gegenüber , zum Beispiel Aussagen/ Behauptungen, Anträge/ Angebote, etc.
(3) Der M40 verbindet London mit Birmingham.
(4) Alle Kinder von John sind Mönche.

Performative können nicht falsch oder wahr sein, im Gegensatz zu Konstativen, aber sie können erfolgreich oder nicht erfolgreich sein. Austin verfasste einen Katalog von bestimmten Handlungsbedingungen (felicity conditions), das heißt, von bestimmten erwarteten oder angemessenen Umständen, von denen abhängt, ob ein Performativ erfolgreich ist oder nicht (angemessen oder unangemessen). Diese Bedingungen müssen für performative Sprechakte erfüllt sein. In einer Hochzeitszeremonie beispielsweise, müssen sowohl die Reihenfolge als auch die Worte bestimmten Konventionen und/ oder Regeln folgen. Wenn diese nicht erfüllt werden, ist die Eheschließung nicht gültig. Austin definierte eine Formel für performative Äußerungen. Diese Formel besteht aus einem Subjekt in der ersten Person und einem performativen Verb (z.B. warnen, etw. versprechen, etc.) im Präsens, auch wenn Sprecher in normalen Konversationen nicht immer ein performatives Verb explizit benutzen. Zusätzlich kann die performative Äußerung das Wort hiermit enthalten (cf. Saddock 2004: 57).

Nach Searles Theorie[2] können performative Verben auch Indikatoren der illokutionären Rolle (Illocutionary Force Indicating Devices - IFID) genannt werden. Diese sind Ausdrücke, die eine Lücke enthalten, in die ein Verb eingesetzt werden könnte, das den illokutionären Akt, der gerade ausgeführt wird, explizit benennt (Beispiele (1) „warnen“ und (2) „ernennen“). Andere IFID wären die Reihenfolge der Worte oder die Betonung (cf. Yule 1996: 49). Austin führte seine Untersuchungen fort, indem er bewies, dass die Unterscheidung zwischen Performativen und Konstativen nicht angemessen ist, er wies diese Idee zu Gunsten einer generellen Sprechakttheorie zurück. Er stellte fest, dass diese Unterscheidung nicht ausreichend war, da jede Äußerung sowohl einen deskriptiven als auch einen effektiven Aspekt beinhaltet (cf. Saddock 2004: 54).

Somit erweiterte er seinen Ansatz, indem er eine dreigeteilte Unterscheidung aufstellte. Dieser Unterscheidung zufolge, produziert ein Sprecher drei Sprechakte:

- Mit dem lokutionären Akt äußert der Sprecher Phoneme, Morpheme und Sätze und sagt gleichzeitig etwas über die Welt aus
- Mit dem illokutionären Akt realisiert der Sprecher seine Absicht, indem er eine Äußerung, wie z.B. eine Entschuldigung, produziert
- Mit dem perlokutionären Akt erreicht der Sprecher, dass der Hörer auf bestimmte Art und Weise handelt; es ist der beabsichtigte Effekt einer Äußerung auf den Hörer

(cf. Barron 2003:11f.)

Die Sprechakttheorie konzentriert sich hauptsächlich auf den illokutionären Akt. Austins Unterscheidung wird im Folgenden John Searles Variante gegenübergestellt, der Austins Theorie weitergeführt und ergänzt hat.

2.2 Searle

Searle folgte im Wesentlichen Austins Sprechakttheorie, formulierte sie jedoch weitaus stärker. Seine wichtigste Aussage ist, dass eine Sprache zu sprechen bedeute, Sprechakte nach bestimmten Regeln auszuführen (cf. Searle 1969: 36f.). Es gab viele Versuche, die diversen Typen von Sprechakten zu klassifizieren, jedoch war Searles Klassifizierung diejenige, die nahezu allseits akzeptiert war:

- Repräsentativa legen den Sprecher auf die Wahrheit der ausgedrückten Proposition fest (Feststellung von Tatsachen, Beschreibungen, afirmar, describir, diagnosticar, etc.)
- Direktiva sind Sprechakte, durch welche der Sprecher versucht, den Hörer dazu zu bewegen, eine bestimmte Handlung auszuführen (Befehle oder Forderungen, z.B. pedir, prohibir, mandar, proponer, etc.)
- Kommissiva verpflichten den Sprecher zu einer zukünftigen Handlungsweise (z.B. prometer, garantizar, jurar, etc.)
- Expressiva sind Sprechakte, die den Gemütszustand des Sprechers ausdrücken (psychischer Zustand wie Freude oder Sorgen, z.B. felicitar, dar las gracias, dar el pésame, etc.)
- Deklarationen werden benutzt, um eine Deklaration in der Funktion einer bestimmten institutionellen Rolle in einem bestimmten Kontext angemessen auszuführen, wie beispielsweise ein Priester bei einer Hochzeitszeremonie (z.B. nombrar, capitular, casar, bautizar, etc.).

(cf. Yule 1996: 53)

Den von Austin genannten Handlungsbedingungen folgend, formulierte Searle bestimmte Kriterien: die „Regeln für die Benutzung von Illocutionary force indicating device”, die größtenteils dieselbe Basis wie die Handlungsbedingungen haben. Abhängig von diesen Regeln ist ein illokutionärer Akt erfolgreich zu nennen oder nicht.

Nachdem die Ursprünge der Forschung bezüglich Sprechakte behandelt wurde, ist es wichtig für den Vergleich von Sprechakten diverser Sprachen, den kulturellen Hintergrund der entsprechenden Sprachräume nicht außer acht zu lassen und somit auch deren sprachliche Konventionen und Regeln zu untersuchen. Dies soll im folgenden Kapitel behandelt werden.

[...]


[1] Die folgenden Details sind entnommen aus Stephen C. Levinson: Pragmatik- Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft. Tübingen, 2000: 248ff.

[2] siehe 2.2

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Sprechakte: Spanische und englische Entschuldigungen im Vergleich
Hochschule
Universität Münster  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V81246
ISBN (eBook)
9783638851343
ISBN (Buch)
9783638850711
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprechakte, Spanische, Entschuldigungen, Vergleich, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Christine Schroer (Autor:in), 2007, Sprechakte: Spanische und englische Entschuldigungen im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81246

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