Die VR China als Produktionsstandort für österreichische Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie

Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten


Mémoire de Maîtrise, 2007

162 Pages, Note: 1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Forschungskonzeption: Methodik und Gliederung

2 Abgrenzungen
2.1 Allgemein
2.2 Begriffliche Abgrenzung
2.2.1 Volksrepublik China
2.2.2 Österreichische metallverarbeitende Industrie
2.2.3 Errichtung eines Produktionsstandortes - Direktinvestition

3 Rahmenbedingungen in der VR China
3.1 Politische Rahmenbedingungen
3.2 Wirtschaftliche Entwicklung
3.2.1 Wirtschaftlich – Rechtlicher Rahmen
3.2.1.1 Vertragsrecht
3.2.1.2 Rechtsschutz geistigen Eigentums
3.2.2 Währung
3.3 Wichtige Institutionen
3.3.1 CIETAC
3.3.2 MOFTEC
3.3.3 SIPO
3.4 Bevölkerung und Kultur
3.4.1 Bildung
3.4.2 Kulturelle Rahmenbedingungen
3.5 Standort- und Produktionsfaktoren
3.5.1 Standort- und Produktionsfaktor Arbeit
3.5.1.1 Arbeitskosten
3.5.1.2 Leistungsfähigkeit und Leistungswille
3.5.2 Standort- und Produktionsfaktor Boden
3.5.2.1 Wirtschaftsgeographie
3.5.2.2 Infrastruktur
3.5.2.3 Rohstoffe
3.5.2.4 Umwelt
3.5.3 Standort- und Produktionsfaktor Transport
3.5.4 Produktionsfaktor Kapital (Finanzierung)
3.5.5 Absatzorientierte Standortfaktoren

4 Direktinvestition in der VR China
4.1 Internationalisierung als Strategie
4.1.1 Produktstrategie
4.1.2 Marktstrategie
4.1.3 Motive für ein Engagement in China
4.1.4 Motive für eine Direktinvestition in der VR China
4.1.4.1 Direktinvestition aus Marktgründen
4.1.4.2 Markteting-Mix - Faktoren für den lokalen chinesischen Markt
4.1.4.3 Direktinvestition aus Rohstoff- und Produktionsgründen
4.1.4.4 Direktinvestition aus Forschung- und Entwicklungsgründen
4.1.5 Möglichkeiten der Direktinvestition in der VR China
4.1.5.1 Joint Venture
4.1.5.2 Tochtergesellschaft im Alleineigentum
4.1.5.3 Akquisition
4.1.6 Feasibility Studie
4.1.7 Lokale Standortwahl
4.2 Operative Produktionserrichtung - Serienproduktion

5 Risiken bei der Standorterrichtung in der VR China
5.1 Politische Risiken
5.1.1 Unstabilitäten im politischen System
5.1.2 Politische Einflussnahme
5.1.3 Korruption
5.1.4 Anhebung von Zöllen und Steuern
5.1.5 Verschärfung von Umweltschutzauflagen
5.1.6 Gewerkschaftliche Organisation
5.1.7 Zusammenfassung politische Risiken
5.2 Risiko rechtlicher Rahmen
5.2.1 Rechtliche Durchsetzung
5.2.2 Verlust von geistigem Eigentum
5.2.3 Zusammenfassung rechtliche Risiken
5.3 Währungsrisiko
5.4 Wirtschaftliches Risiko / hohe Anfangsinvestition
5.5 Risiken bei der Feasibility Studie
5.6 Risiken bei der Unternehmensgründung
5.6.1 Falscher Joint Venture Partner
5.6.2 Verlust von Unternehmensanteilen
5.6.3 Zusammenfassung: Risiken bei der Unternehmensgründung
5.7 Risiken Produktionserrichtung und Serienproduktion
5.7.1 Datenübernahme
5.7.2 Mangelnde Qualitätssicherung in eigener Produktion
5.7.3 Qualitätsschwankungen bei Zukaufteilen
5.7.4 Lieferantenausfall
5.7.5 Verfügbarkeit von Rohstoffen
5.7.6 Kostenrisiko Export
5.7.7 Kostenrisiko bei lokaler Marktstrategie
5.7.8 Delkredere Risiko bei lokalen Kunden
5.7.9 Zusammenfassung Risiko bei Serienproduktion
5.8 Risikofaktor Arbeit
5.8.1 Hohe Lohnkosten
5.8.2 Mangelnde Verfügbarkeit und Fluktuation von Arbeitskräften
5.8.3 Schlechte Arbeitsproduktivität
5.8.4 Zusammenfassung Risiken beim Produktionsfaktor Arbeit
5.9 Risiken im Zusammenhang mit Infrastruktur
5.10 Risiko auf Basis interkultureller Divergenzen
5.11 Risikokatalog und -matrix

6 Faktoren für eine erfolgreiche Produktion in China
6.1 Erfolgsfaktor Strategie
6.2 Erfolgsfaktor Absicherung der Anfangsinvestition
6.2.1 Absicherung gegen politische Risiken
6.2.2 Absicherung wirtschaftliches (Investitions-) Risiko
6.3 Erfolgsfaktor Beziehungen
6.4 Erfolgsfaktor Schutzrechte und Geheimhaltung
6.5 Erfolgsfaktor sorgfältige Feasibility Studie
6.6 Erfolgsfaktoren bei der Unternehmensgründung
6.6.1 Erfolgsfaktoren bei einem Joint Venture
6.6.2 Erfolgsfaktoren bei einer Tochtergesellschaft im Alleineigentum
6.7 Erfolgsfaktor Personalmanagement
6.8 Erfolgsfaktoren im Rahmen der Serienproduktion
6.8.1 Erfolgsfaktor Lieferantenauswahl
6.8.2 Erfolgsfaktor Qualitätssicherung
6.9 Erfolgsfaktor Absicherung Infrastruktur
6.10 Erfolgsfaktor interkulturelles Management
6.11 Erfolgsfaktor Kontrolle

7 Schlussbetrachtung
7.1 Forschungsfragen und Hypothesen
7.2 Zusammenfassung

Executive Summary

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Leistungserstellung im Überblick

Abbildung 2: Wechselkursentwicklung RMB – USD

Abbildung 3: Sonderwirtschaftszonen VR China

Abbildung 4: Entwicklung der Transportkosten zwischen 1830 und 2004

Abbildung 5: Externe Finanzierungsmöglichkeiten von Auslandsinvestitionen

Abbildung 6: Entwicklung der Auslandsinvestitionen in Mrd. USD

Abbildung 7: Markteintrittsmöglichkeiten nach Ressourceneinsatz und Markteinfluss

Abbildung 8: Produktstrategie der befragten Unternehmen

Abbildung 9: Zielmärkte für Produkte aus China

Abbildung 10: Gründe für ein Engagement in der VR China

Abbildung 11: Formen der Direktinvestition in der VR China

Abbildung 12: Feasibility Studie zur Investitionsentscheidung in der VR China

Abbildung 13: Vorgehen bei der Standortwahl

Abbildung 14: Managementstruktur in österr. Unternehmen in der VR China

Abbildung 15: Politische Risiken in der VR China

Abbildung 16: Auswirkung politischer Risiken

Abbildung 17: Risiko rechtlicher Rahmen

Abbildung 18: Auswirkung rechtlicher Risiken

Abbildung 19: Eintrittswahrscheinlichkeit von Wechselkursänderungen

Abbildung 20: Auswirkungen von Wechselkursänderungen

Abbildung 21: Eintrittswahrscheinlichkeit Wirtschaftliches- bzw. Investitionsrisiko

Abbildung 22: Auswirkungen des Investitionsrisikos

Abbildung 23: Eintrittswahrscheinlichkeit einer mangelhaften Feasibility Studie

Abbildung 24: Auswirkung einer mangelhaften Feasibility Studie

Abbildung 25: Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken bei Unternehmensgründung

Abbildung 26: Auswirkungen von Risiken bei Unternehmensgründung

Abbildung 27: Eintrittswahrscheinlichkeit Risiko bei Produktionserrichtung

Abbildung 28: Auswirkung Risiko bei Produktionserrichtung

Abbildung 29: Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken bei Serienproduktion

Abbildung 30: Auswirkungen von Risiken bei Serienproduktion

Abbildung 31: Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken beim Produktionsfaktor Arbeit

Abbildung 32: Auswirkung von Risiken beim Produktionsfaktor Arbeit

Abbildung 33: Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken bei Infrastruktur

Abbildung 34: Auswirkung von Risiken bei der Infrastruktur

Abbildung 35: Sozi-kultureller Hintergrund des Managements

Abbildung 36: Eintrittswahrscheinlichkeit von interkulturellen Divergenzen

Abbildung 37: Auswirkung von interkulturellen Divergenzen

Abbildung 38: Risikokatalog für eine Errichtung eines Produktionsstandortes in China

Abbildung 39: Risikomatrix

Abbildung 40: Absicherungsmöglichkeiten zur Anfangsinvestition

Abbildung 41: Die 5 größten Risiken bei Produktionsstandorterrichtung in China

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: MV Industrie nach Wirtschaftskammersystematik

Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung in der VR China von 1950-2050

Tabelle 3: Bildungsstand der chinesischen Bevölkerung

Tabelle 4: Wirtschaftskraft der Provinzen der VR China im Überblick

Tabelle 5: Theorien zur Erklärung ausländischer Direktinvestitionen

Tabelle 6: FDI in Mrd. USD nach Provinzen

Tabelle 7: Führungspositionen Chinesen vers. Entsandte

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Während das Wachstum der Wirtschaft in Europa seit vielen Jahren nur sehr gering ausfällt, entstand ein regelrechter Wachstumsboom in Asien, der seit vielen Jahren anhält. Steigerungsraten von um die 10 % und mehr, locken zusammen mit der Phantasie von geringen Produktionskosten durch niedrige Löhne, niedrige Investitionskosten (Errichtung, Boden, Kapital) und sinkende Kommunikations- und Logistikkosten, zahlreiche Unternehmen der Welt in diese Region.

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Volksrepublik China, das seit der Öffnung unter Deng Xiaoping die Führungsrolle der Region übernommen hat. Diese Entwicklung spiegelt sich durch den immer stärker werdenden Anteil an der Weltwirtschaftsleistung wider.

Ehrfürchtig verfolgte die ganze Welt den durch Produktion getriebenen wirtschaftlichen Aufstieg der Volksrepublik. Enorme Summen an Eigenmitteln wurden in den Aufbau von Infrastruktur investiert und lockten zahlreiche ausländische Investoren in die Region - im Jahr 2003 waren dies 53 Millionen US-Dollar – mehr als in jedem anderen Land der Welt.[1]

Seit einigen Jahren hat sich für China das Schlagwort „Fabrik der Welt“ etabliert. Je nach zugrunde gelegter Statistik kommen aus dem „Reich der Mitte“ bereits 50% aller Kameras, 40% aller Schuhe, 30% aller Fernsehgeräte und Klimaanlagen, 25% aller Waschmaschinen und 20% aller weltweit produzierten Kühlschränke. 70% allen Spielzeuges trägt das Etikett „Made in China“.[2]

Auch österreichische Unternehmen wollen von diesem „Wirtschaftswunder China“ profitieren und wie einst bei der Öffnung Osteuropas auch dort eine gute Basis für die Zukunft schaffen. Insgesamt umfasst die Liste der in China vertretenen Firmen inzwischen 240 Österreichische mit ca. 60 Produktionsstandorten.

Die von Österreich real getätigten Investitionen stiegen im Jahr 2004 auf 60,63 Mrd. USD (+13 % im vgl. zu 2003) und die vertraglich vereinbarten österreichischen Investitionen erhöhten sich sogar um 33 % auf 153,48 Mrd. USD.

Einige große österreichische Unternehmen sind bereits ausgezeichnet aufgestellt und erwirtschaften wesentliche Konzernumsätze in China. So generierte zum Beispiel die Andritz AG – ein führendes österreichisches Maschinenbauunternehmen im ersten Halbjahr 2004 21 % des weltweiten Umsatzes in China. Auch der Österreichische Leiterplattenhersteller AT&S, der 2004 mit seiner Fabrik in Shanghai bereits seine zweite Produktionsstätte in China eröffnete und 14 % seines Umsatzes in China erwirtschaftet, zählt zu jenen Unternehmen denen eine erfolgreiche Internationalisierung in China gelungen ist.[3]

Diese Firmen haben die Errichtung der Produktion in China durchlebt und durchwegs gut gemeistert. Jedoch zeigen die heutigen Erfolgszahlen nicht die Probleme, die bis zum Anlauf der Serienproduktion am neuen Standort entstanden sind. Die Erfolge verlocken weitere österreichische Firmen den gleichen Schritt zu tun, jedoch eventuell voreilig und ohne Kenntnis der Risiken.

Zahlreiche nationale und internationale Unternehmen haben sich durch Fehlinvestitionen bei der Internationalisierung in große Schwierigkeiten gebracht. Vermutlich wären diese, durch bessere Planung und genauere Risikoanalyse vermeidbar gewesen.

Die Industrialisierung und Globalisierung der Unternehmen hat einen regelrechten Standortwettbewerb entfacht. - Wer ist wo vertreten? - Präsenz in China oder zumindest im asiatischen Raum ist für Großkonzerne bereits nahezu unerlässlich geworden. Nun geht der Trend auf mittelgroße Unternehmen über, die von den Wachstumsmärkten profitieren wollen.

1.2 Zielsetzung

Welche „Hausaufgaben“ muss ein Unternehmen erledigen, bevor es mit der Errichtung einer Produktionsstätte beginnt und mit welchen Schwierigkeiten ist bis zum erfolgreichen Produktionsbeginn zu rechnen bzw. durch welche Maßnahmen können diese eventuell vermieden oder deren negative Auswirkungen abgeschwächt werden.

Ziel der Arbeit ist die Erstellung eines Risikokataloges, der die Schwierigkeiten bei der Errichtung und dem Anlauf einer Produktion in der VR China widerspiegelt. Daraus abgeleitet erfolgt eine Darstellung der wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche Investition in der Volksrepublik China.

Unter diesem Aspekt sollen die folgenden Forschungsfragen im Zuge der Arbeit beantwortet, und die jeweiligen Hypothesen verifiziert bzw. falsifiziert werden:

Forschungsfrage 1: „Was sind die 2 größten Risiken bei der Errichtung eines Produktionsstandortes durch Österreichische Unternehmen in der VR China?“

Hypothese 1: „Die größten Risiken sind, die Errichtung eines Produktionsstandortes in der VR China zu unterschätzen und im Vorfeld keine Maßnahmen zur Risikominimierung getroffen zu haben.“

Forschungsfrage 2: „Welche Maßnahmen zur Risikominimierung bei der Errichtung eines Produktionsstandortes in der VR China haben Österreichische Unternehmen der Metallverarbeitenden Industrie im Vorfeld getroffen?“

Hypothese 2.1: „Zur Risikominimierung wurde bei mindestens 80 % der Unternehmen ein Europäisches Management in China eingesetzt.“

Hypothese 2.2: „Zur Risikominimierung wurden bei mindestens 80 % der Unternehmen externe Berater zur Unterstützung herangezogen.“

Hypothese 2.3: „Eigenständige – also durch Chinesen, ohne Führung von Expatriates – qualitativ hochwertige Fertigung ist in der Anlaufphase der Produktion derzeit in der VR China für Unternehmen der Analysegruppe nicht möglich. Somit ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren ein „nicht asiatisches“ Management. „

Forschungsfrage 3: „Was ist das Hauptmotiv für die Entscheidung der Errichtung einer Produktion in der VR China?“

Hypothese 3: „Der Export von der VR China nach Europa spielt aus Kostengründen nur eine untergeordnete Rolle im Vergleich zum Motiv der Erschließung des asiatischen Marktes.“

Forschungsfrage 4: „Waren die Unternehmen der Analysegruppe auf die Schwierigkeiten bei der Errichtung des Produktionsstandortes vorbereitet?“

Hypothese 4: „Unternehmen mit eigener Produktionsmöglichkeit in der VR China, haben die aufgetretenen Schwierigkeiten im Vorfeld unterschätzt.“

Die Arbeit soll durch eine Analyse der Erfahrungen von Unternehmen, die den Schritt einer Produktionserrichtung in der VR China bereits getätigt haben, als Leitfaden zur Risikominimierung für Unternehmen mit Globalisierungsgedanken dienen.

1.3 Forschungskonzeption: Methodik und Gliederung

Die Einführung in die Thematik erfolgt in den Kapiteln 3 (Rahmenbedingungen) und 4 (Direktinvestition in der VR China) auf Basis einer Literaturrecherche zu den Themen China, Internationalisierung und Produktion und Erfahrungen von Experten (Informationsmaterial und Interviews) die sich aktuell mit der Thematik befassen.

Kapitel 5 (Risiken) und 6 (Erfolgsfaktoren) bilden den Hauptteil der Arbeit, auf Basis von Expertengesprächen mit zwölf Vertretern von Unternehmen und Organisationen, die Erfahrungen zum Thema haben. Diese beschreiben Motive, Risiken und die Erfolgsfaktoren aus ihrer Erfahrung, und bewerten gemeinsam mit weiteren Unternehmen die in den Gesprächen analysierten Risiken nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung auf das Unternehmen.

Diese Bewertung liefert den empirischen Teil dieser Diplomarbeit. Die bewerteten Risiken dienen als Basis zur Erfüllung der Zielsetzung – der Erstellung eines Risikokataloges und den daraus abgeleiteten Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Errichtung einer Produktion in China.

Die Auswertung der Risiken erfolgt getrennt nach Unternehmen und Wirtschaftsexperten. Als Wirtschaftsexperten werden in dieser Arbeit jene Befragten bezeichnet, die nicht für ein Unternehmen mit einem Produktionsstandort in der Volkrepublik China tätig sind und dennoch durch Erfahrungen aus ihrem Tätigkeitsbereich als Experten anzusehen sind. Die Auswertung der Wirtschaftsexperten ist alleine nicht als empirisch anzusehen und dient somit in der Arbeit lediglich dazu, abweichende Meinungen und Ansichten zu beleuchten. Im Gesamtergebnis fließen die Angaben dieser Gruppe mit ein, mit Ausnahme des Teilbereiches „Risiken bei der Serienproduktion“, da hierzu die Wirtschaftsexperten keine Angaben machen konnten.

2 Abgrenzungen

2.1 Allgemein

In der vorliegenden Arbeit werden volkswirtschaftliche Grundlagen und Fragestellungen nur peripher behandelt.

Basis der Arbeit sind Interviews mit Mitarbeitern von Unternehmen oder Organisationen, die Erfahrungen zu den Themen Produktion und/oder Rahmenbedingungen in der VR China haben. Da jede Errichtung im Detail jedoch individuell zu sehen ist, können jederzeit zusätzliche Schwierigkeiten und Probleme auftreten, die in dieser Arbeit nicht dargestellt wurden.

Nicht betrachtet werden Alternativen zum Produktionsstandort VR China. Weder ein Vergleich mit dem Standort Österreich noch einem alternativen asiatischen Standort, oder einer Produktion in Großchina (wie Taiwan, Honkong, Macau,...) werden untersucht.

2.2 Begriffliche Abgrenzung

2.2.1 Volksrepublik China

Die Vorliegende Arbeit befasst sich ausschließlich mit der Volksrepublik China. Diese wird im Weiteren auch als „China“, „Volksrepublik“, oder „VR China“ bezeichnet. Keiner dieser Begriffe steht im Zusammenhang mit dem Begriff Großchina, der die zunehmende ökonomische Verflechtung des festlandchinesischen Wirtschaftsraums mit Taiwan und Hong Kong beschreibt.[4]

2.2.2 Österreichische metallverarbeitende Industrie

Die Industrieökonomie kennt sehr verschiedene Begriffsumfänge. So können Industriebereiche beispielsweise nach Wirtschaftskammersystematik oder nach Aspekten der ÖNACE gegliedert werden.[5]

Die ÖNACE 2003 ist die österreichische Version der NACE (Nomenclature générale des activités économiques dans les communautés européennes), der europäischen Wirtschaftstätigkeitenklassifikation, die laut Europäischer Kommissionsverordnung (Verordnung (EG) Nr. 29/2002 der Kommission vom 19.12.2001) seit 1. Jänner 2003 für alle Mitgliedsstaaten anzuwenden ist.[6]

Ihm Rahmen dieser Arbeit erfolgt die Einteilung der Industrie nach Wirtschaftskammersystematik. Diese ist ein ausschließlich in Österreich gebräuchliche Vorgangsweise. Sie orientiert sich an institutionellen Gesichtspunkten und beabsichtigt eine Trennung von Industrie und Gewerbe. Demnach lässt sich die österreichische Industrie in 21 Fachverbände gliedern.[7] Darunter sind die Wirtschaftskammer Fachverbände der Nichteisen-Metallindustrie und Maschinen- und Metallwaren (siehe Tabelle 1: MV Industrie nach Wirtschaftskammersystematik), die in dieser Arbeit als „österreichische Metallverarbeitende Industrie“ verstanden werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: MV Industrie nach Wirtschaftskammersystematik

Quelle: NE-Metallindustrie 2007, online

2.2.3 Errichtung eines Produktionsstandortes - Direktinvestition

Direktinvestitionen unterscheiden sich von Portfolio-Investitionen dadurch, dass bei ersteren primär Einfluss auf die Geschäftsführung des kapitalnehmenden ausländischen Unternehmens ausgeübt werden soll, während bei letzteren das Ertragsinteresse ohne Beeinflussung der Unternehmenstätigkeit dominiert.[8]

Direktinvestitionen sind somit Anlagen von Vermögen im Ausland zwecks wirtschaftlicher Tätigkeit und werden in der Literatur sowie auch in dieser Arbeit oftmals als FDIs (Foreign Direct Investments) bezeichnet.[9]

In der Literatur werden zahlreiche weitere Möglichkeiten zur Leistungserstellung im Ausland beschrieben, die in Abbildung 1: Leistungserstellung im Überblick dargestellt sind. So besteht die Möglichkeit neben Direktinvestitionen auch vertragliche Kooperationen einzugehen. Im Zuge dieser Arbeit werden jedoch ausschließlich Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten ermittelt, die im Zusammenhang mit der Errichtung einer eigenen Produktionsstätte stehen. Somit wird Produktion ohne direktes Investment in dieser Arbeit nicht in Betracht gezogen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Leistungserstellung im Überblick

Quelle: Kulhavy, E. (1989), S.13

3 Rahmenbedingungen in der VR China

3.1 Politische Rahmenbedingungen

China wird in der westlichen Welt mit einem strengen, nahezu diktatorischem kommunistischem Regime in Verbindung gebracht. Nur wenige kennen jedoch den tatsächlichen Hintergrund und Status der politischen Situation.

Die Chinesische Kultur erlebte in ihrer drei Jahrtausende alten Geschichte mehrere Blütephasen. Besonders auf wirtschaftlichem Sektor wurden sehr früh Erfolge verzeichnet. Mit Erfindungen wie des Rads oder Schießpulvers stellte sich China früh an die Spitze der entwickelten Völker. Ausschlaggebend für die heutige politische und wirtschaftliche Situation war die Gründung der Kommunistischen Partei, am 4. Mai 1919, mit Unterstützung der Sowjetunion. 1945 wurde mit dem Eingreifen Mao Zedongs, dem damaligen Parteivorsitzenden, in das politische Wirrspiel nach dem 2. Weltkrieg eine kommunistische Regierung installiert. Die VR China wurde am 01.10.1949 ausgerufen. Kollektivierung und Planwirtschaft kennzeichneten das neue Wirtschaftssystem, das nach den Wirren der 50er Jahre (Kulturrevolution, Massensterben) mit der wirtschaftlichen Öffnung der Volksrepublik 1978/79 in zaghaften Reformplänen hin zur Marktwirtschaft eine erneute Wendung erfährt. Die Kommunistische Partei bildet heute immer noch das hauptsächliche Machtorgan des Landes. Der mit diesem verbundene Staat ist Hauptarbeitgeber des Landes und beschäftigt 10 Mio. Menschen in der Verwaltung.[10]

Die heutige Staatsform ist eine zentral gelenkte sozialistisch-kommunistische Volksrepublik. Staatsoberhaupt ist Hu Jintao, der auch das Oberhaupt der Kommunistischen Partei Chinas ist, die seit 1949 also bereits seit dem Bestehen der VR China herrschend ist. Wie in den meisten sozialistisch geprägten Ländern besteht auch in der VR China eine enge Verzahnung zwischen den staatlichen Organen und der Kommunistischen Partei (KPCh).[11]

Nach der Verfassung von 1983 ist zwar der Nationale Volkskongress das höchste Staatsorgan (Artikel 57),[12] welcher als zentrale Stelle, nur einmal jährlich zusammentritt und Gesetze erlässt, Wirtschaftspläne verabschiedet und militärische Entscheidungen trifft.[13] Allerdings steht bereits in Artikel 7 der Verfassung: „Unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas und angeleitet durch den Marxismus-Leninismus und die Maozedongideen werden die Volksmassen aller Nationalitäten in China weiterhin an der demokratischen Diktatur der Volkes festhalten und dem sozialistischen Weg folgen...", das heißt, "die konstituierenden Elemente des politischen Systems sind die Führungsrolle der KPCh und der Instrumentalcharakter des Staates".[14]

Die Partei kontrolliert somit die Besetzung der wichtigen Staatsämter, den Militär- und Sicherheitsapparat, sowie immer noch große Teile der Wirtschaft. Dies lässt international die Forderung nach einer Reformierung des politischen Systems laut werden. Die Forderungen betreffen zunächst den Wunsch nach einer Demokratisierung von Staat und Partei, was auch die Etablierung von Oppositionsparteien ermöglichen soll. Derzeit werden jedoch sämtliche Demokratisierungsinitiativen als „Verbrechen gegen die nationale Sicherheit“, oder als „Verschwörung zum Umsturz der Regierung“ interpretiert.[15] Den traurigen Höhepunkt erreichte der Ruf nach Demokratisierung, Freiheit und Bürgerrechten am 4. Juni 1989, als Studentendemonstrationen vom Militär gewaltsam beendet, und deren Wortführer zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt wurden.[16]

So ist der entscheidende Machtträger nach wie vor die Kommunistische Partei Chinas (KPC), die ihren Machtanspruch bis auf weiters nicht zu teilen bereit ist. Gewaltenteilung und Mehrparteiendemokratie werden ausdrücklich abgelehnt. Gegen die Partei Widerstand zu organisieren ist heute noch ebenso strafbar, wie jede Art von Organisationsbildung, die sich nicht der Partei unterordnet.[17]

Die Beibehaltung der zentralen Steuerung durch die kommunistische Partei bis zum heutigen Tag, erwies sich im Nachhinein als vorteilhaft für den wirtschaftlichen Aufschwung Chinas sowie für die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens. Die Entwicklung zeigt explizit, dass gerade im Frühstadium des Transformationsprozesses pragmatische Diktaturen Vorteile gegenüber Demokratien besitzen. Notwendige wirtschaftliche Entscheidungen lassen sich schneller und effizienter umsetzen im Gegensatz zu einem aufwendigen Abstimmungsprozedere. Autoritäre Regierungen lassen sich nach westlichem Verständnis jedoch nur rechtfertigen bzw. aufrechterhalten, solange Verbesserungen der Lebensverhältnisse mit zunehmenden individuellen Freiheiten für eine möglichst breite Bevölkerungsschicht realisiert werden.[18]

3.2 Wirtschaftliche Entwicklung

Mehrere Jahrtausende war China ein Agrarstaat und schlug ab 1949 bzw. 1970 mit einem kommunistischen Planwirtschaftssystem allmählich einen Weg zur Industrie- und Exportnation ein. In der Landwirtschaft ist das Hauptanbauprodukt Reis, dessen Markt China in der Welt anführt. Kommunistische, planwirtschaftliche Strukturen sind in Folge der wirtschaftlichen Öffnung des Landes ab 1978 teilweise bereits abgebaut. Dennoch dominiert der Staat derzeit noch den überwiegenden Teil des Produktivkapitals. Er ist vor allem im Besitz staatlicher Industriekonglomerate sowie zahlreicher Banken. Eine marktwirtschaftliche Annäherung findet jedoch bereits in allen Bereichen statt. Seit 1978 wurden Sonderwirtschaftszonen und „offene“ Küstenstädte zur Eröffnung von Fremdinvestitionsmöglichkeiten gebildet. Größtes Hindernis bleibt vorerst die chinesische Bürokratie, die sich in- und ausländischen Investoren in den Weg stellen kann.[19]

Seit 1993 ist in der Verfassung der Übergang der Wirtschaftspolitik Chinas zur sozialistischen Marktwirtschaft verankert, sodass in der VR China heute Privat- und Staatssektor nebeneinander existieren. An die Stelle der administrativen Zuteilung von Gütern sind weitgehend Märkte und Preise getreten.[20]

Diese Entwicklung hatte gravierende Auswirkungen auf die Chinesische Wirtschaft. Wenn man den Statistiken trauen kann, ist China – nach den USA (12.900 Mrd.), Japan (4.800 Mrd.) und Deutschland (2.800 Mrd) – bereits die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt (2.223 Mrd USD).[21]

China wird weiterhin eine große wirtschaftliche Zukunft vorhergesagt mit Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts von um die 10 % p.a. auch für die nächsten Jahre. Im Jahr 2006 soll das Wachstum 10,5 % betragen, was eine zweistellige Zuwachsrate zum vierten Mal in Folge bedeutet. Um diese Zahlen zu erreichen wurden seitens der Regierung jedoch schon Maßnahmen zu Beruhigung eingeleitet, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden. So werden Neuinvestitionen und insbesondere ausländische Direktinvestitionen seitens der Chinesischen Behörden genauestens überwacht und reguliert. Die Zinsen für Kapital werden erhöht und die Landnutzung verstärkt kontrolliert. Gemessen wird die Überhitzung üblicherweise mit dem Indikator Investitionen in festes Anlagevermögen. Diese stiegen im ersten Halbjahr 2006 trotz der verschiedenen Gegenmaßnahmen um knapp 30%. Durch die Regulatoren sind besonders die Sektoren Eisen- und Stahl, Aluminiumindustrie, Automobilindustrie, Baumaterialien, Immobilien und Kraftwerke betroffen.[22]

Eine große Rolle spielt natürlich auch der private Konsum insbesondere für den Eintritt in den lokalen Markt. Und auch der wächst im internationalen Vergleich überdurchschnittlich. Von Jänner bis August 2006 stieg der private Konsum um 13,5 % im Vergleich zur gleichen Periode 2005. Der gleiche Trend liegt auch bei den Exportzahlen vor. Ein Wachstum von 15,8 % im Jahr 2006 zeigt, dass weltweit verstärkte Nachfrage nach in China produzierten Produkten herrscht.[23]

Diese Zahlen lassen erkennen, dass die Wirtschaft Chinas nach wie vor boomt. Aus dieser Sicht bieten sich günstige Bedingungen zur Errichtung eines Produktionsstandortes in der VR China.

3.2.1 Wirtschaftlich – Rechtlicher Rahmen

Obwohl seit den siebziger Jahren umfangreiche rechtliche Regelungen geschaffen wurden, gerät das Chinesische Rechtssystem oftmals unter internationale Kritik.

Die Erweiterung des Rechtssystems stand im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Reformpolitik der letzten Jahre. Nach eigenem Verständnis fühlt sich die Volksrepublik heute dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet. Jedoch unterscheidet sich das Rechtsverständnis grundlegend von westlichen Vorstellungen und sieht beispielsweise kaum Kodifizierung vor. Dennoch verfügt die VR China heute über umfassende Gesetzeskataloge für fast alle wirtschaftlichen Handlungsbereiche.[24]

Die Regelungen für FDIs waren in ihrem Ursprung als Einschränkungsmaßnahme angedacht, wurden jedoch nach und nach gelockert. Insbesondere nach dem Beitritt zur WTO im Jahr 2001. Die Investitionstätigkeit ausländischer Unternehmen wurde im ersten Schritt durch die Liberalisierung der Zulassungskontrollen für ausländisches Kapital gefördert, allerdings nur unter Einbeziehung eines chinesischen Partners. 1986 folgte die Genehmigung der Gründung eines Unternehmens in vollständigem Auslandsbesitz (WFOE). Dazu wurde ein eigenes Gesetz (Law on Wholly Foreign Owned Enterprises) geschaffen.[25]

Wenngleich die Stellung der internationalen Unternehmen in China im Vergleich zu lokalen Wirtschaftseinheiten immer noch mit Nachteilen behaftet ist, gilt die formale Rechtssicherheit aufgrund der nunmehr gegebenen Rechtsnormen als zufrieden stellend. Demgegenüber bestehen bei der Auslegung und Umsetzung der vorhandenen Gesetze nach wie vor Ungewissheiten. Auch die häufigen, teilweise plötzlichen Gesetzesneuerungen und –änderungen bereiten Probleme, sodass die tatsächlich vorhandene Rechtssicherheit erhebliche Defizite aufweisen kann.[26]

Somit bleibt zwar die Unsicherheit im chinesischen Rechtssystem eine der größten Schwachstellen in China, dennoch ist besonders in den Bereichen, die ausländische Direktinvestitionen betreffen, eine generelle Modernisierung und Flexibilisierung erkennbar.[27]

3.2.1.1 Vertragsrecht

Unterschiedlich zwischen der westlichen Auffassung und der chinesischen ist die Interpretation von Verträgen. So wird aus chinesischer Sicht ein Vertrag als Beginn einer Zusammenarbeit definiert und beschreibt lediglich Grundlagen. Er ist keine dauerhafte Regelung für die Zukunft, sondern eine vorläufige Vereinbarung, die bei einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit jederzeit nachverhandelt und angepasst werden kann.[28]

Diese Auffassungsunterschiede können zu wesentlichen Missverständnissen zwischen westlichen und den lokalen Unternehmen führen. Um diesen vorzubeugen bzw. diese abzuschwächen wurde ein eigenes Vertragsrecht (Contract Law) konzipiert, welches per 1982 in Kraft trat. Potter bezeichnet dieses Recht als „Meilenstein der wirtschaftlichen Reform“.[29]

Der Gesetzestext wurde 1999 überarbeitet und ersetzt nun die bisherigen Gesetze, die sich speziell auf Vertragsabschlüsse mit ausländischen Partnern und mit Technologieverträgen befassten. Er regelt den Vertragsabschluss, die Wirksamkeit, Vertragserfüllung und Kündigung von Verträgen erstmals einschließlich Bestimmungen zu allgemeinen Geschäftsbedingungen. Im Speziellen werden der Kaufvertrag, Darlehensvertrag, Mietvertrag, Finanzierungsleasing und Technologieverträge geregelt.[30]

3.2.1.2 Rechtsschutz geistigen Eigentums

Die Anerkennung immaterieller Werte, wie geistiges Eigentum fällt den Chinesen schwer. Das Aneignen von Ideen, Konzepten, Methoden und Designs, um sie zu verwerten, stellt für sie nichts Unmoralisches oder gar Strafbares dar. Ganz im Gegenteil, es beweist Lernbegierde, Lernfähigkeit, Bildungsdrang, ja es drückt sogar Respekt gegenüber den Inhalten oder Ausformungen „fremden“ Geistesgutes aus. Die kopierten Hersteller sollten die Fälschungen doch als Kompliment für ihr Erfindungsreichtum sehen. Jedenfalls kommen Plagiate und Markenpiraterie immer noch sehr häufig vor, obwohl die chinesische Regierung bereits seit den 80’er Jahren und verstärkt seit dem Jahr 1999 versucht einen akzeptablen rechtlichen Rahmen festzulegen, der die internationale Einstellung, Meinung und Akzeptanz zu China verbessern soll.[31]

Der Ruf als Land der illegalen Kopien von westlichen Technologien eilt China jedoch zweifelsohne voraus. Dennoch gibt es heute die Möglichkeit in China Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Urheberrechte schützen zu lassen, da sich China mit dem WTO Beitritt auch dem für geistiges Eigentum zuständigen TRIPS-Abkommen angeschlossen hat. Zuständig ist dafür das State Intellectual Property Office (SIPO). SIPO ist heute das drittgrößte nationale Patentamt der Welt und beschäftigt 3.800 Mitarbeiter. Zahlreiche Gesetze wurden in den letzten Jahren zum Schutz des geistigen Eigentums erlassen. Diese stehen westlichen Standards in kaum etwas nach.[32]

Ausschlaggebend für die Möglichkeit, den Schutz der diesbezüglichen Gesetze in Anspruch zu nehmen, ist dabei, dass alle präventiven Schutzmaßnahmen getroffen wurden.[33]

3.2.2 Währung

Die chinesische Währung Renminbi Yuan (RMB) ist die Währung der Volksrepublik. Internationale Abkürzung nach ISO4217 ist CNY. Der RMB ist bis heute noch nicht voll konvertibel. Jedoch werden nach und nach Schritte in diese Richtung unternommen. Per 1. Dezember 1996 wurde die Konvertibilität der Währung für Leistungsbilanztransaktionen eingeführt. Im Bereich von Kapitalbilanzen ist die Währung allerdings nach wie vor nicht frei handelbar.[34]

Einen wesentlichen Schritt setzte die People’s Bank of China (PBOC) als sie am 21. Juli 2005 unerwarteter Weise den bisher stabil an den US Dollar fixierten Kurs des Renminbi um 2,1 % aufwertete und somit die offizielle Loslösung vom Dollar kundtat. Dieser Schritt wurde von zahlreichen internationalen Experten und Ländern schon lange Zeit gefordert, da aufgrund der schwach gehaltenen Währung Exportvorteile für chinesische Produzenten im internationalen Warenverkehr entstanden sind. Eine, dem freien Kapitalmarkt aufgesetzte chinesische Währung würde vermutlich eine starke Aufwertung des Renminbi verursachen.

Derzeit wird nach der PBOC die Wechselkurs gegenüber einem Währungskorb bestehend aus zehn internationalen Währungen, darunter der US Dollar und der Euro, festgelegt. Seit der offiziellen Loslösung vom Dollar hat der Renminbi bis Februar 2007 um ca. 6 % aufgewertet. (Siehe Abbildung 2: Wechselkursentwicklung RMB – USD)[35]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Wechselkursentwicklung RMB – USD

Quelle: Europäische Zentralbank 2007, online

3.3 Wichtige Institutionen

Unter diesem Punkt werden einige Institutionen, die für wirtschaftliche Aktivitäten insbesondere der Errichtung eines Produktionsstandortes in China wesentlichen Charakter haben, beschrieben.

3.3.1 CIETAC

CIETAC steht für China International Economic and Trade Arbitration Commission und ist der Schiedsgerichtshof der chinesischen Handelskammer[36]. Gegründet wurde diese Organisation bereits 1956, aber erst im Jahr 2000 erfolgte die Erklärung zum offiziellen chinesischen Schiedsgericht.

Geleitet von einem Vorsitzenden, dem ein Beratungsstab zur Verfügung steht, ist die CIETAC in drei Gremien unterteilt:

- Gremium 1 ist beratend tätig und übernimmt Research Aufgaben in komplexen Fällen
- Gremium 2 ist für die Bearbeitung und eventuelle Veröffentlichung der Fälle nach der Urteilsverkündung verantwortlich
- Gremium 3 wählt die Jury und prüft deren fachliche Kompetenz

Die Schiedsinstitution wurde letztmals im Jahr 2005 neu organisiert und konnte durch die letzten Reformschritte, wie z.B. der Möglichkeit Außenstehende – nicht der CIETAC angehörende – Personen in die Jury aufzunehmen, international an Anerkennung gewinnen.

3.3.2 MOFTEC

Das Ministry of Foreign Trade and Exonomic Cooperation (MOFTEC) bildet das zentrale Organ der Außenwirtschaftsverwaltung mit den Aufgaben der Planung, Koordination und Kontrolle der Wirtschaft mit Ausnahme der Devisenkontrolle und des internationalen Finanzverkehrs, die wiederum von der Public Bank of China (PBOC) verwaltet werden. Die auf den Außenhandel bezogenen Aufgaben lassen sich wie folgt formulieren:[37]

- Entwicklung einer Außenhandelsstrategie und Festlegung der dazu notwendigen Maßnahmen
- Ausarbeitung einer Verwaltungsordnung
- Mitarbeit bei allen den Außenhandel betreffenden Gesetzen
- Erteilung von Ex- und Importgenehmigungen
- Aufstellung der kurz- und langfristigen Planentwürfe für den Außenhandel
- Maßnahmen zur Produktionsförderung von Exportgütern
- Ernennung einer Kostenrechnungsrichtlinie für Exportgüter
- Ernennung der Führungskräfte der staatlichen Außenhandelsunternehmen
- Kontrolle und Koordination der staatl. Außenhandelsführungskräfte
- Handhabung des Technologietransfers
- Verhandlungsführung über internationale Handelsabkommen
- Teilnahme an internationalen Handelsorganisationen
- Vornahme internationaler Marktuntersuchungen
- Ausbildung der Funktionsträger

Zur Durchsetzung seiner Aufgaben wurde dem Ministerium auch die Kompetenz über ausländischen Kapitalzufluss übertragen. Somit unterliegt eine Direktinvestition aus dem Ausland einer Prüfung und Genehmigung des MOFTEC.

3.3.3 SIPO

Das Chinesische Patentamt wurde 1980 gegründet und gehört der Pariser Konvention an. Somit sind verpflichtet sich die SIPO internationale Abkommen zu akzeptieren und deren Standards zu erfüllen[38].

Die Hauptaufgaben der SIPO sind:

- Formulierung und Implementierung der Regulierungen für das „Chinese Patent Law“
- Überprüfung der Internationalen Entwicklungen im Zusammenhang mit Patentrechten und Abstimmung mit dem chinesischen Recht.
- Formulierung und Planung der nationalen Patentverwaltung und Entwicklung des Informationsnetzwerkes
- Formulierung der Standards bei und Patentverletzung und für Patentrechtsdiskretion, sowie die Ausarbeitung von lokalen Regelungen zu Patentdebatten
- Organisation und Förderung der Verbreitung des chinesischen Patent-Gesetzes und der in Verbindung stehenden Regelungen

3.4 Bevölkerung und Kultur

Noch 1949 lebten in China 540 Millionen Menschen. Nach einem starken Bevölkerungswachstum in den Folgejahren wurden unter Mao Zedong Maßnahmen zur Geburtenkontrolle eingeführt und unter Deng Xiaoping zur Ein-Kind-Politik erweitert.[39]

China ist heute mit rund 1,3 Mrd. Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde. Die Maßnahmen haben aber auch negative Auswirkungen. So wurde die Gesellschaft zur schnellst alternden der Welt. Heute sind 10 % der Chinesen über 60 Jahre alt, 2060 wird es ein Drittel sein. Die Lebenserwartung ist seit 1950 von 40 auf über 70 Jahre gestiegen. Zwischen 2030 und 2050 wird der Scheitelpunkt der Einwohnerzahl angenommen. So steuert das Land auf ein enormes Rentenproblem zu, für welches noch kaum Vorkehrungen getroffen worden sind. Lediglich 15 % der Werktätigen sind heute rentenversichert.[40]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung in der VR China von 1950-2050

Quelle: Universitätsbibliothek Utrecht 2007, online

3.4.1 Bildung

Im Jahr 2001 gab die Regierung bekannt, die 9-jährige Schulpflicht bereits in mehr als drei Viertel des Landes (85 %) eingeführt zu haben. Der Unterricht war an allen Schulen gebührenpflichtig. Zugang zu Universitäten und anderen akademischen Einrichtungen war an die Absolvierung eines „politischen Lehrjahres geknüpft“.[41]

Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das umfangreichste Bildungssystem der Welt zu errichten. Das Bildungswesen gliedert sich heute in Vorschul-, Grundschul-, Mittelschul- und Hochschulbildung. Die 9jährige Schulpflicht wird von der Grundschule bis zur unteren Stufe der Mittelschule durchgeführt und sie ist schulgeldfrei. Jährlich sind nur einige Hunderte Yuan Gebühren für Lehrbücher und Nebenausgaben zu bezahlen. Die chinesische Regierung legt großen Wert auf die Entwicklung der Schulpflicht. Die Popularisierungsrate der Schulpflicht in China ist von weniger als 80% vor mehr als 10 Jahren auf heute über 90% gestiegen. In den kommenden Jahren wird die chinesische Regierung die Schulpflicht und die Hochschulbildung verstärkt auf dem Lande schwerpunktmäßig entwickeln. Damit sollen alle Kinder zur Schule gehen und erstklassige Universitäten errichtet werden. In China spielt die staatlich finanzierte Bildung die wichtigste Rolle. In letzter Zeit hat sich auch die private Bildung entwickelt, die aber in Bezug auf Umfang und Niveau nicht mit der staatlich finanzierten Bildung gleichzustellen ist.[42]

Trotz des wirtschaftlichen Booms hat China ein Problem, seine Menschen zu beschäftigen. Dies betrifft nicht nur die versteckte Unterbeschäftigung am Land, sondern auch Hochschulabgänger, deren Zahl sich seit 2001 mehr als verdreifacht hat. 2006 waren dies 4,1 Mio. Absolventen. Ihr Einstiegsgehalt liegt teilweise kaum über dem eines Wanderarbeiters. Die Ausbildung an den Universitäten und Hochschulen ist zu theoretisch und fördert nicht die Eigeninitiative. Sie sind für Unternehmen nur sehr bedingt einsetzbar. Die Arbeitslosenrate liegt zwar offiziell nur bei 4,2%, aber allein die Tatsache, dass nur Stadtbewohner erfasst werden, zeigt ihre beschränkte Aussagekraft.[43]

Friedrich Wu, leitender Forschungsmitarbeiter am Institut für Ostasienstudien der National University von Singapur bezeichnet Chinas Bildungssystem als rückständig. Die hohe Anzahl der Absolventen wird durch den insgesamt niedrigen Qualitätsstandard der Ausbildung zunichte gemacht. Laut einer Umfrage von McKinsey sind von den über drei Millionen Absolventen, die Chinas Hochschulen jedes Jahr ausstoßen, aufgrund ihrer Defizite in der praktischen Ausbildung und ihres schlechten Englischs kaum für internationale Unternehmen geeignet. Lediglich 10 % der Absolventen von chinesischen Hochschulen entsprechen internationalem Standard.[44]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Bildungsstand der chinesischen Bevölkerung

Quelle: Weggel O. 2002: S. 27

3.4.2 Kulturelle Rahmenbedingungen

Kulturellen Einflüssen kommt durch die europäische Denkweise oftmals nur wenig Beachtung zu. Insbesondere, da man in der westlichen Welt der Ansicht ist, dass durch einheitliche Informations-, Kommunikations- und Prozesstechnologien die Kulturunterschiede an Bedeutung verlieren. In China spielt die Kultur als Rahmenbedingung jedoch eine wesentliche Rolle. Um das Verhalten und Handeln der Chinesen verstehen zu können müssen die Einstellungen und Hintergründe bekannt sein.

Die traditionelle chinesische Kultur entwickelte sich über Jahrtausende unter dem Einfluss von philosophischen Konzepten und Systemen, wie dem Konfuzianismus, Taoismus, Sun Tzu oder Han Fei Tzu. Die Grundsätze sind tief in den Werten und Traditionen verwurzelt. Der Konfuzianismus stellt die bedeutendste Philosophie in der chinesischen Geschichte dar. Konfuzius’ Bestreben galt einem gut regierten Staat, in dem Harmonie zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft herrscht. Noch leben die Chinesen nach dem Grundsatz der Verpflichtung des Menschen gegenüber Anderen in Abhängigkeit von den Beziehungen der Menschen zueinander.[45] Die Sinetologin Marlies Zaczek sieht hierin den Ursprung des aktuellen chinesischen Verhaltens in gewissen Lebenssituationen. So stehen wirtschaftliche (z.B.: gegenüber dem Arbeitgeber) Verpflichtungen in der Rangordnung ganz klar hinter jenen der Familie und Freunde.[46]

Ein weiteres zentrales chinesisches Kulturmerkmal, nämlich Beziehungen (Guanxi), resultiert ebenfalls aus der konfuzianischen Philosophie. Die chinesische Wirtschaftskultur ist im Gegensatz zur, eher faktenbasierenden westlichen Wirtschaftkultur verstärkt auf Beziehungen aufgebaut. Guanxi beruht auf zwischenmenschlichen Beziehungen, die durch Gegenseitigkeit und wechselseitige Verpflichtungen gekennzeichnet sind.[47] Dieses Beziehungsverhalten der Chinesen spielt in allen Handlungen eine überdurchschnittliche Rolle und ist mit dem europäischen Beziehungsbegriff nicht gleichzustellen sondern wesentlich höher einzustufen.[48]

Eine andere wesentliche philosophische Strömung in der chinesischen Kultur ist der Taoismus. Dieser Lehre zufolge gibt es kein absolutes Wissen. Jedes Wissen ist auf die Ansicht des Einzelnen bezogen. Jedes Ereignis ist gemäß einer hierarchischen Ordnung mit jedem anderen Ereignis verbunden. Der perfekte Zustand einer Gesellschaft ist die Harmonie aller Handlungen. Um diesen zu erreichen sind strenge Hierarchien, Rollenverteilungen und moralische Prinzipien zu befolgen. Demnach hat z.B. der Standort eines Unternehmens und dessen Einrichtung direkte Auswirkungen auf die Entwicklung der Geschäftstätigkeiten.[49]

Die Lehre von Sun Tzu hat in den letzten Jahren auch Einfluss auf die westliche Managementliteratur genommen. Sie handelt von der „Kunst des Krieges“, in dem Feinde kampflos besiegt werden. Grundlagen sind, den Gegner zu täuschen, Schwächen in Stärken zu verwandeln und die Loyalität und den Zusammenhang in der Gruppe zu festigen. Auf dieser Lehre basieren zahlreiche chinesische Verhandlungstaktiken und Unternehmensstrategien.[50]

Auch die philosophischen Ideen von Han Fei Tzu üben einen großen Einfluss auf die chinesische Denkweise aus. Er plädierte dafür, dass Herrscher talentierte Menschen suchen, sie mit großzügigen Geschenken motivieren und bei Nichtbefolgen von Anweisungen bestrafen sollten. Die Führung wird demnach durch strikte Regeln und verstärkte Kontrollmöglichkeit bestärkt.[51]

All diese Philosophien legen die Basis für das Handeln und Verhalten von Chinesen und wirken somit auf generelle Beziehungen und Verhaltensnormen zwischen Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und dem Management aus.[52]

3.5 Standort- und Produktionsfaktoren

Den optimalen Standort für ein Unternehmen zu finden stellt eine äußerst komplexe Aufgabenstellung dar. Er muss auf die langfristigen Ziele des Unternehmens ausgerichtet sein und kann im Falle einer Fehlentscheidung, schwerwiegende Auswirkungen auf das Unternehmen haben.

Für die Standortwahl auf internationaler Ebene werden alle Phänomene der Unternehmensaußenwelt zu Standortfaktoren, auch diejenigen, die national einheitlich sind, wie etwa politische und wirtschaftliche Stabilität, Rechtssicherheit und Einkommenssystem. Dies sind allgemeine Standortfaktoren, die für jedes Unternehmen eine Rolle spielen. Wichtig sind aber auch spezielle Standortfaktoren, die jeweils für bestimmte Branchen bzw. bestimmte multinationale Unternehmen, die ihre Direktinvestitionen im Gastland tätigen wollen, von Bedeutung sind. Je nach dem, welche Motive das Unternehmen mit der Investition verfolgt, wird es den einzelnen Standortfaktoren unterschiedliche Bedeutung beimessen.[53]

Pausenberger führte eine empirische Studie über die Relevanz von Standortfaktoren durch und gliedert die Standortfaktoren in folgende Kategorien[54]

- Beschaffungsorientierte Standortfaktoren:

Local Content, Rohstoffverfügbarkeit, Lieferantenstruktur, Personal-beschaffung, Qualifikation der Arbeitskräfte, Fachkräfteverfügbarkeit

- Produktionsorientierte Standortfaktoren:

Lohnkosten, Produktivität, Energieverfügbarkeit und –preis, Technologie des Produkts, Eigenschaften der Branche, Umweltschutzauflagen, Gewerkschaftspolitik

- Absatzorientierte Standortfaktoren:

Marktgröße, Marktpräsenz, Kundenwünsche, Verhalten der Konkurrenten, Image des Produktionslandes, Brückenkopfeffekt

- Logistikorientierte Standortfaktoren:

Transportkosten, Infrastruktur

- Finanzwirtschaftliche Standortfaktoren:

Kapazität d. lokalen Kapitalmarktes, Wechselkursstabilität, Steuerbelastung Staatliche und kommunale Anreize Vergünstigter Grundstückserwerb, Steuervergünstigungen, Exportprämien, Sonstige Subventionen

- Politische Stabilität

Die oben angeführten allgemeinen Standortfaktoren spiegeln sich größtenteils in den Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden wider. Diese standen für Industrieunternehmen bis weit in die Hälfte des 20. Jahrhunderts bei der Standortwahl im Vordergrund der Betrachtung. In der jüngeren Vergangenheit wurden die Kriterien, vor allem durch die Internationalisierung der Unternehmen, wesentlich erweitert. Schon die klassischen Standorttheorien berücksichtigten den Transport als wesentliches Kriterium. Diese Punkte werden als „harte“ Standortfaktoren bezeichnet und wurden in der neueren Literatur um „weiche“ Standortfaktoren, wie Image, Umwelt etc. erweitert.[55] All diese Punkte können zum Produktionsvorteil gegen den Wettbewerb werden. Speziell erkennbar sind Kostenvorteile, die sich durch deren Zusammenspiel, der für das jeweilige Unternehmen wesentlichsten Faktoren, bilden.[56]

Weiche und harte Faktoren sind komplementär und decken zusammen das gesamte Spektrum relevanter Bestimmungsgrößen für Standortentscheidungen ab. Weiche Standortfaktoren werden in der Literatur folgendermaßen beschrieben:[57]

- Sie haben für die Betriebs- oder Unternehmenstätigkeit direkte Auswirkungen, sind aber dadurch gekennzeichnet, dass sie entweder schwer messbar sind oder Fakten durch Einschätzungen überlagert oder ersetzt werden, oder
- sie haben für die Betriebs- oder Unternehmenstätigkeit keine oder nur wenig direkte Auswirkung, sind aber für die Beschäftigten oder Entscheider relevant.

In der Studie von Pausenberger geht hervor, dass die mit Abstand wichtigsten Standortfaktoren für Unternehmen die absatzorientierten sind. Alle anderen Faktoren der Studie liegen weit abgeschlagen. Am wenigsten relevant sind demnach das Image und die Gewerkschaftspolitik des Produktionslandes. Zum selben Ergebnis führten die Experteninterviews im Rahmen dieser Arbeit, jedoch waren auch die Produktionsfaktoren ein ausschlaggebendes Kriterium für die Investitionsentscheidung.

Grundsätzlich bedarf es bei Betriebsgründung einer genauen Wägung der mit der Standortwahl verbundenen Vor- und Nachteile. Bei produzierenden Unternehmen müssen insbesondere die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden betrachtet werden.[58] Im Folgenden wird nun auf die wesentlichen Standortfaktoren unter Zuordnung zu den Produktionsfaktoren detailliert eingegangen.

3.5.1 Standort- und Produktionsfaktor Arbeit

„Arbeit“ („Arbeitsleistung“) bezeichnet jede zweckgerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit von Menschen, die begehrt und ökonomisch knapp ist, daher einen Ertrag oder Preis (Lohn, Gehalt, Honorar etc.) erzielt. Ihr kommt in jeder Betrachtungsweise eine andere Stellung, ein höherer Rang und größere Bedeutung als die sachlichen Produktionsmittel Kapital und Boden zu.[59]

Demnach spielt die die Qualität der Leistung im Verhältnis zum dafür zu bezahlenden Preis eine große Rolle für die Standortwahl.

Beim Standortfaktor Arbeit stehen die

- Zahl der Arbeitskräfte
- Kosten der Arbeitskräfte
- Qualifikation der Arbeitskräfte

in direktem Zusammenhang. Je höhere Löhne ein Unternehmen zum Beispiel bezahlt, desto weniger Probleme wird es tendenziell haben, genügend und geeignete Arbeitskräfte zu finden.[60]

3.5.1.1 Arbeitskosten

Moderne Industrieunternehmen tendieren dazu, verstärkt den Produktionsfaktor Arbeit durch Kapital zu ersetzen. Jedoch sind die Höhe der Arbeitskosten und das Angebot an entsprechenden Arbeitskräften das hauptsächlich ausschlaggebende Kriterium für die Standortentscheidung. Kosten, Qualität und Quantität des Faktors Arbeit sind generell regional sehr unterschiedlich.[61]

Auch in der VR China selbst, sind die regionalen Unterschiede sehr groß. In ländlichen Gebieten sind die Kosten für Arbeit nach wie vor sehr niedrig, während in den industrialisierten Regionen in den letzten Jahre, vor allem durch Arbeitskräftemangel, ein starker Anstieg der Faktorkosten zu beobachten war. Das Kostenniveau für minder qualifizierte Arbeiter (z.B.: Wanderarbeiter), die ständig aus den weniger entwickelten ländlichen Regionen Chinas nachrücken, ist jedoch auch in Industriegebieten im internationalen Vergleich noch immer sehr gering. Gestiegen sind jedoch die Lohnkosten für Fachpersonal. Besonders gefragt sind Arbeitskräfte, die Erfahrung im Ausland insbesondere der USA und Europa sammeln konnten, ein abgeschlossenes Studium vorweisen können und Englisch oder Deutsch sprechen. Für diese Arbeiter mit für chinesische Verhältnisse überdurchschnittlicher Qualifikation erreicht das Lohn- und Gehaltslevel bereits langsam europäisches Niveau. Dennoch sind die Unterschiede im Großen und Ganzen noch immer sehr groß und liegen im Gesamtschnitt bei 25 % der europäischen Löhne und Gehälter.[62]

3.5.1.2 Leistungsfähigkeit und Leistungswille

Grundlage für das qualitative Niveau der Leistungsabgabe (Arbeitsleistung) bilden die Leistungsfähigkeit und der Leistungswille.[63]

Leistungsfähigkeit ergibt sich aus der Begabung für die zu verrichtende Arbeit, dem Ausbildungs- und Bildungsniveau, dem Lebensalter und der körperlichen Verfassung des Menschen. Der Leistungswille hängt von der Gestaltung der Arbeitsbedingungen und der Befriedigung der Individual- und Sozialbedürfnisse des Arbeitenden ab.[64]

Das Ausbildungsniveau in der VR China ist noch sehr gering. Lediglich 1 % der Bevölkerung verfügt über einen Universitätsabschluss. Dieses Level wird jedoch die nächsten Jahre ansteigen, denn sowohl die Bildungsbereitschaft der Chinesen, also auch Ausbildungsplätze nehmen zu.[65]

Alleine die Absolventenzahlen der Ingenieursstudien im internationalen Vergleich zeigen die Entwicklung des Bildungsniveaus:[66]

- China: 640.000 Absolventen (2004)
- USA: 220.000 Absolventen (2004)
- EU25: 420.000 Absolventen (2003)

Momentan muss – insofern Auslandschinesen nicht einbezogen werden – von einem sehr niedrigen Bildungsstandard ausgegangen werden. Deswegen ist es für internationale Unternehmen derzeit unumgänglich qualifizierte Mitarbeiter im technischen und im betriebswirtschaftlichen Bereich selbst fachlich weiterzubilden.[67]

Der Leistungswille wird von den Experten als problematisch dargestellt. So ergeben sich immer wieder Probleme mit Loyalität der Mitarbeiter zum Unternehmen und der Motivation der Beschäftigten. Somit ist eine erhöhte Fluktuationsrate einzukalkulieren.[68]

3.5.2 Standort- und Produktionsfaktor Boden

Mit „Boden“ als Bezeichnung eines Produktionsfaktors sind genutzte und bewirtschaftete „Naturgaben“ gemeint. Eine Bewirtschaftung setzt Verfügungsberechtigung voraus und zwar Nutzung zur Ausbeutung von Bodenvorkommen (Kohle, Erze, etc.) und als Standort für Bauten, Verkehrsanlagen etc.[69] In Zusammenhang dieser Arbeit werden dem eigentlichen Produktionsfaktor auch noch die wirtschaftsgeographischen Aspekte sowie die Standortfaktoren Infrastruktur, Umwelt und Rohstoffe behandelt.

Während die klassische Theorie diesen Produktionsfaktor scharf vom „Kapital“ („Produktionsmitteln“) trennt, weil der Boden im definierten Sinne weder produziert ist, noch durch Nutzung gemindert werde, stellt die neuere Theorie diesen Faktor den sachlichen Produktionsmitteln gegenüber.[70]

Dass Boden durch gegebene Lage und Qualität physisch eine gegebene Größe ist, bedeutet noch nicht Knappheit. „Boden“ ist in der VR China sogar im Überfluss vorhanden. Jedoch konzentriert sich das wirtschaftliche Geschehen hauptsächlich auf die Sonderwirtschaftszonen. Und hier haben die Kosten für Miete und Pacht bereits ein hohes, mit Westeuropa vergleichbares und teilweise sogar höheres Niveau erreicht. Der Kauf von Boden ist in China nicht möglich – ein Relikt aus der sozialistischen Zeit. Das Eigentum von Grund und Boden verbleibt also weiterhin beim Staat. Lediglich Langzeit Miet- und Pachtverträge können abgeschlossen werden.[71]

[...]


[1] Vgl. Farrell 2004, S. 1

[2] Vgl. Müllauer 2006, Vortrag

[3] Vgl. Müllauer/Murr/Glatz 2005: S. 1ff

[4] Vgl. Hausgen 1997, S. 12

[5] Vgl. Schneider/Lengauer/Brunner 2006, S.1

[6] Vgl. Statistik Austria 2007, online

[7] Vgl. Schneider/Lengauer/Brunner 2006, S.1

[8] Kulhavy 1989, S.18

[9] Rother 1991, S.82

[10] vgl. Störmer 1998, S. 21f

[11] vgl. Min 1999, S. 99

[12] vgl. Min 1999, S. 99

[13] vgl. Bünz 2006, S. 32

[14] vgl. Min 1999, S. 99

[15] vgl. Hilger 2001, S. 266ff

[16] vgl. N-TV 2006, TV-Reportage

[17] vgl. Bünz 2006, S. 32

[18] vgl. Gutowski 2003, S. 12f

[19] Störmer 1998, S. 19f

[20] vgl. Bünz 2006, S. 39

[21] Müllauer 2006, Vortrag

[22] vgl. Institute of Developing Economies 2006, S. 25

[23] vgl. Institute of Developing Economies 2006, S. 25f

[24] vgl. Zomer 1998, S. 82

[25] vgl. Lentzsch 2005, S. 13f

[26] vgl. Hilger 2000, S. 274

[27] vgl. Bünz 2006, S. 51

[28] vgl. Chong 2001, S. 132f

[29] Potter 1992, S. 3ff

[30] vgl Anderwald 2002, S 36

[31] Ruppel 2005, S. 21f und Stumpfl 2006, Vortrag

[32] vgl. Wang 2006, Vortrag

[33] vgl. Anderwald 2002, S. 42

[34] vgl Benedicter/Fassl 1999, S. 39

[35] vgl. Kanamori/Zhao 2006, S. 1ff

[36] vgl. CIETAC 2007, online

[37] vgl. Sellschopp 1994, S. 61

[38] SIPO 2007, online

[39] vgl. Anderwald 2002, S. 5f

[40] vgl. Seinitz 2006, S. 124ff

[41] vgl. Anderwald 2002, S. 6

[42] vgl. China Information Gateway 2006, online

[43] Müllauer 2006, Vortrag, Marktinformation zur VR China

[44] Wu 2006, Expertenmeinung in „Die Presse“

[45] vgl. Holtbrügge/Puck 2005, S. 19ff

[46] vgl. Zaczek 2006, Vortrag

[47] vgl. Holtbrügge/Puck 2005, S. 20f

[48] vgl. Zaczek 2006, Vortrag

[49] vgl. Holtbrügge/Puck 2005, S. 20

[50] vgl. Holtbrügge/Puck 2005, S. 20f

[51] vgl. Holtbrügge/Puck 2005, S. 22

[52] vgl. Zaczek 2006, Vortrag

[53] vgl. Volkova 2003, S 57

[54] vgl. Pausenberger 1994, S. 59ff

[55] vgl. Dowling/Drumm 2003, 292f

[56] vgl. Creutzburg 1925, S. 287

[57] vgl. Grabow/Henckel/Hollbach-Grömig 1995, S. 13

[58] vgl. Lechner/Egger/Schauer 2001, S. 198f

[59] vgl. Paulsen 1969, S. 43

[60] vgl. Thommen 2005, S. 99

[61] vgl. Lauer 1997, online

[62] vgl. Expertengespräche 2007

[63] vgl. Lechner/Egger/Schauer 2001, S. 130

[64] vgl. Lechner/Egger/Schauer 2001, S. 130

[65] vgl. Haeusgen 1997, S.78f

[66] vgl. Voith 2006, Vortrag

[67] vgl. Hausgen 1997, S. 79

[68] vgl. Hiebaum 2006, persönliches Gespräch

[69] vgl. Paulsen 1969, S. 81f

[70] vgl. Paulsen 1969, S. 82

[71] vgl. Haeusgen 1997, S. 80f

Fin de l'extrait de 162 pages

Résumé des informations

Titre
Die VR China als Produktionsstandort für österreichische Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie
Sous-titre
Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten
Université
FH Vienna
Note
1
Auteur
Année
2007
Pages
162
N° de catalogue
V81275
ISBN (ebook)
9783638847148
ISBN (Livre)
9783638861052
Taille d'un fichier
1407 KB
Langue
allemand
Mots clés
Erfolgsfaktoren, Schwierigkeiten, Errichtung, Produktionsstandortes, China, Unternehmen, Industrie
Citation du texte
Mag. (FH) Stefan Maierhofer (Auteur), 2007, Die VR China als Produktionsstandort für österreichische Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81275

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