Regionale Produktion und Regulation

Der Regulationsansatz als Analyseinstrument regionaler Entwicklung


Trabajo Escrito, 2006

17 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theorie der Regulation
2.1 Krisentypologie
2.2 Der gesellschaftliche Wandel vom Fordismus zum Post-Fordismus

3 Beziehung zwischen regionaler Entwicklung und Regulation
3.1 Regionale Produktions- Milieus
3.2 Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf Stadtstrukturen

4 Schlussbemerkungen

5 Literaturverzeichnis

Anlagenverzeichnis

Abbildung 1: Basiskonzept des Regulationsansatzes

Abbildung 2: Institutionelle Formen, Akkumulationsregimes, gulation und Krisen

Abbildung 3: Regulationstheoretische Grundstruktur einer Region

1 Einleitung

Städte dienen als Grundlage für das geregelte Zusammenleben großer Menschenansamm- lungen und sind maßgeblich an wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung der Gesell- schaft beteiligt. Trotz dieser klaren Funktionen von Städten gibt es bis heute keine einheit- liche allgemeingültige Definition des Begriffs Stadt, welche die historische Entwicklung und die verschiedenen Funktionen für das einzelne Individuum sowie für die Gesellschaft als Ganzes vereint. Nach Max Weber ist die Stadt ein Marktplatz, was auf die Entstehung von Städten abzielt. Wirth dagegen definiert die Stadt über die vier Merkmale der Dichte, Größe, Heterogenität und Dauerhaftigkeit des Siedelns.[1] In einem umfassenderem Kontext kann man sagen, dass die Stadt eine größere geschlossene Siedlung ist, die sich durch ver- schiedene spezifische Eigenschaften, die je nach Zeit und Raum sehr unterschiedlich aus- geprägt sein können, auszeichnet. Solche Eigenschaften sind beispielsweise Bebauungs- dichte, hohe Einwohnerzahl, Arbeitsteilung oder die Zentralfunktion für das Umland in den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Verwaltung.[2] Allein diese Definitionen zeigen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt sich theoretisch dem Begriff Stadt anzunähern. Da die Entwicklung und Veränderungen von Städten mit wirtschaftlichen Faktoren in Verbindung gebracht werden können und der ökonomische Erfolg einer Region von der Qualität der regions-internen Verflechtungen und Interaktionsbeziehungen abhängen könnte[3], bietet der Regulationsansatz, der unter anderen auf den französischen Wissenschaftler Michael Aglietta zurückzuführen ist, eine Möglichkeit die Veränderungen von Städten im histori- schem Kontext zu analysieren.

Die folgende Arbeit soll die Regulationstheorie als Ansatz zur Strukturierung und Erklärung von Transformation vorstellen. Nach der Beschreibung der Theorie möchte ich näher auf den Wandel der fordistischen zur post-fordistischen Gesellschaft, mit welchen sich dieser Ansatz beschäftigt, eingehen. Ferner soll das Verhältnis von Stadt und Regulation sowie die Auswirkungen der Regulationweise auf den ökonomischen Erfolg einer Region beschrieben werden. Zusammenfassend möchte ich räumliche Strukturveränderungen im Zuge des gesellschaftlichen Wandels darstellen.

2 Theorie der Regulation

Die Regulationstheorie entwickelte sich auf der Grundlage marxistischer Sichtweisen in den 70er Jahren in Frankreich als moderner Ansatz der Politischen Ökonomie heraus und entstand somit im Kontext einer gesellschaftlichen und ökonomischen Krise.[4] Untersu- chungsschwerpunkt der Theorie ist, wie kapitalistische Entwicklungen trotz ihrer Wider- sprüchlichkeit stabilisiert werden können. Allgemeinem formuliert kann sie „als analyti- scher Versuch interpretiert werden, der mittels eines makroökonomischen und auf instituti- onelle Strukturen abstellenden Analyseinstrumentariums den krisenhaften Wandel gesell- schaftlicher Integrationsbedingungen in kapitalistischen Gesellschaften zu erklären und solche historisch- strukturellen Wandlungsprozesse entwicklungs- und strukturtheoretisch zu konzeptualisieren“ versucht.[5] Das Ziel des Regulationsansatzes war demnach die Entwicklungsdynamik moderner kapitalistischer Gesellschaften in räumlicher und zeitlicher Differenzierung zu beschreiben und eine nicht-lineare Theorie der gesellschaftlichen Entwicklung zu erarbeiten, sowie historische Brüche darzustellen.[6] Um dies zu verwirklichen werden die verschiedenen Entwicklungsphasen hinsichtlich ihres so genannten „Akkumulationsregimes“ in Verbindung mit der dazugehörigen Regulationsweise abgegrenzt.[7] Der Begriff Regulation, auf welchen die Bezeichnung dieses Ansatzes zurückzuführen ist, meint Handlungsleitende Regeln, Normen, Bedürfnisse und Gewohnheiten sowie Organisations-, Kontroll- und Kooperationsbeziehungen zwischen gesellschaftlichen Akteuren. Das Akkumulationsregime ist als makroökonomisches Muster zu verstehen, welches die vorherrschende Produktionsstruktur, die Konsummuster und Lohnverhältnisse umfasst. Um ein bestimmtes Akkumulationsregime, also die Art wie das Kapital verwertet wird, zu stabilisieren bzw. diese Verwertung politisch und ideologisch zu sichern, ist eine bestimmte Regulationsweise nötig. Daher setzt die Durchsetzung eines ökonomischen Musters die Realisierung einer Regulationsweise voraus und umgekehrt.[8] Wenn aber die Regulationsweise die Aufrechterhaltung eines Akkumulationsregimes nicht mehr unterstützt, führt dies zu einer Krise. Dabei kollidieren die Grenzen institutionell und normativ verfestigter Regulationsweisen mit ökonomisch- sozialen Folgen des Akkumulationsregimes.9

Die Stabilität einer Gesellschaft kann demzufolge ausgehend von der gesellschaftlichen oder ökonomischen Seite hervorgerufenen Veränderungen tangiert werden.[10] Eine solche Entwicklung fand dem Ansatz nach bei dem Übergang der fordistischen zur post- fordisti- schen Phase statt, welcher in den nächsten Abschnitten näher beschrieben werden soll.

2.1 Krisentypologie

Der Begriff Krise stammt aus dem Griechischen (krísis) und bedeutete ursprünglich soviel wie die entscheidende Wendung einer Krankheit oder eines Urteils. Allgemein formuliert ist eine Krise als „Höhepunkt einer problematischen Entwicklung, die mit herkömmlichen Mitteln nicht zu bewältigen ist und die als aufgezwungene Herausforderung den Weg offen lässt für einen negativen wie positiven Ausgang“[11] zu verstehen. In der Regulationstheorie wird dieser Begriff jedoch spezifischer definiert. Boyer, ein weiterer wichtiger Vertreter des Regulationsansatzes, unterscheidet drei Typen von ökonomischen Krisen.[12] Unter Krisen erster Ordnung werden solche, die beispielsweise in der Landwirtschaft durch Klima- schwankungen auftreten und sich auf kapitalistische Sektoren übertragen, zusammenge- fasst. Die Gründe einer solchen Krise liegen demnach außerhalb der kapitalistischen Öko- nomie. Kleine Krisen oder Krisen zweiter Ordnung haben nach Boyer ihre Ursprünge in ökonomischen Widerspruchsstrukturen. Sie zeigen sich in der Änderung der Regulations- weise zur Wiederherstellung des Gleichgewichts eines bestimmten makroökonomischen Musters einer Gesellschaft. Der Wandel einer Gesellschaft ist aber hauptsächlich auf struk- turelle Krisen (Krisen dritter und vierter Ordnung) zurückzuführen. Da sich das Akkumula- tionsregime ständig reproduzieren muss, um sich sozusagen in der Gesellschaft zu rechtfer- tigen, besteht die Gefahr, dass sich Widerspruchspotentiale aufbauen. Hierbei kann sich die Grundlage für kollektives und individuelles Verhalten durch sozio- politische Auseinander- setzungen so verändern, dass sich diese Verhaltensweisen bzw. die institutionellen Formen nicht mehr mit der ökonomischen Reproduktion vereinen lassen. Es entsteht ein Ungleich- gewicht der etablierten Regulationsweise und des Akkumulationsregimes.[13] Auf dieser Ba- sis kann beispielsweise schon eine Veränderung der Lohnverhältnisse zu strukturellen Kri- sen führen.

2.2 Der gesellschaftliche Wandel vom Fordismus zum Post-Fordismus

Ausgangspunkt für die Theoriebildung des Regulationsansatzes war das nordamerikanische und europäische Nachkriegsmodell des Fordismus. Diese Phase kapitalistischer Gesell- schaftsentwicklung dauerte von den 20er Jahren bis zu den 70er Jahren des 20. Jahrhun- derts. Nationale Differenzen werden bei dieser Einordnung aber nicht beachtet.[14] Die Öko- nomie dieser Zeit war geprägt von Massenproduktion, der Hierarchisierung industrieller Organisationsbeziehungen, dem Arbeitsteilungsprinzip des Taylorismus, der Produktion in Großbetrieben, der Fließfertigung und Mechanisierung sowie der Ausdehnung der Lohnar- beit.[15] Durch die von der Industrialisierung vorangetriebenen neuen Produktionsweisen wurde eine Kapitalsteigerung und Erhöhung des Realeinkommens ermöglicht. Dies war nur möglich, da neben der Massenproduktion ein Massenkonsummodell entstand, dass den Le- bensstandart großer Bevölkerungsschichten verbesserte. Güter wie Haushaltsgeräte oder Automobile wurden seither nicht mehr als Luxusgüter gehandelt. Allerdings reichte der Massenkonsum nicht aus um dieses System zu stabilisieren. Es war ein institutioneller Rahmen nötig der auf Grundlage von Normen, Gesetzen und einen gesellschaftlichen Ein- verständnis bezüglich des Wachstums basierte. Weiterhin fand die Regulation durch die Kooperation und Kommunikation zwischen Unternehmerverbänden, Gewerkschaften, staatlichen Institutionen und einem Ausbau des Sozialstaates statt.[16] Nach Lipietz kann das System der mit einer monopolistischen Regulation kombinierten intensiven Akkumulation ewig funktionieren, da die steigende Kaufkraft eine Überproduktionskrise verhindert. Je- doch können zwei Entwicklungen die Stabilität gefährden. Vor allem in wirtschaftlichen Hochzeiten werden die ohnehin schon durch die Regulation gefestigten Gewerkschaften aufgrund einer Vollbeschäftigung noch weiter gestärkt und können so mithilfe von Streiks Lohnerhöhungen durchsetzten, die die gegenwärtige Produktionsentwicklung nicht kom- pensieren kann. Diese Entwicklung vollzog sich tatsächlich Anfang der 70er Jahre in eini- gen Ländern. Da aber zumeist die Führungen der Gewerkschaften selbst die Streiks wieder unter Kontrolle brachten und es zu keinen übermäßigen Lohnerhöhungen kam, ist die „Kri- se des Fordismus“ nicht dadurch ausgelöst worden. Das zweite, von Lipietz als für den Fordismus „gefährliche Entwicklung“ bezeichnete Problem, bezieht sich auf die immer intensivere Nutzung der Produktionspotentiale wodurch die Profitrate für die Unternehmen früher oder später sinken muss. Die davon betroffenen Betriebe haben, da sie die Produkti- vität nicht weiter steigern können, nur die Möglichkeit sich von der fordistischen Regulati- onsweise zu distanzieren, indem sie entweder die Löhne senken oder die Produktion ins „nicht- fordistische“ Ausland verlagern.[17] Damit ist der Grund für die Krise, die zur post- fordistischen Phase führte schon definiert. Zusammengefasst kann man sagen, dass der his- torische Bruch in den 70er Jahren durch rückläufiges Wachstum, zunehmende Marktsätti- gung, sinkenden Expansionsmöglichkeiten und Restrukturierung der internationalen Ar- beitsteilung ausgelöst wurde.[18] Der dadurch eingeläutete gesellschaftliche Wandel ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Es existieren neben „neuen“ post- fordistischen Strukturen auch fordistische Strukturen. Charakteristisch ist eine zunehmende Flexibilisierung des Akkumulationsregimes und der Regulationsweise. Dem Einsatz neuer Kommunikations- und Informationstechnologien, wie etwa dem Internet, der Globalisierung und veränderten Standortfaktoren steht eine Pluralisierung der Lohn-, Arbeits- und Lebensverhältnisse ge- genüber. Masseneinkommen ist nicht mehr mit der Produktivität gekoppelt. Konsummuster folgen nicht mehr nur dem amerikanischem Vorbild und soziale Gegensätze verstärken sich. Um internationale Wirtschaftsbeziehungen zu steuern, sind ebenfalls flexible Regula- tionsmechanismen nötig. Typisch für neue Regulationsweisen sind zum Beispiel der Um- bau des Sozialstaats oder unternehmerische Formen der Staatsaktivität, wie „public-private- partnerships“.[19]

Dieser gesellschaftliche Wandel lässt sich natürlich auch regionsspezifisch analysieren. Allein die umgeformten Standortfaktoren sind ein Indiz dafür, dass sich die Bedeutung verschiedener Regionen verändern muss.

3 Beziehung zwischen regionaler Entwicklung und Regulation

Der Regulationsansatz behandelte ursprünglich keine regionalen Entwicklungsunterschie- de. Aber ab Mitte der 80er Jahre wurde er bezüglich räumlicher Phänomene von einer Viel- zahl von Wissenschaftlern erweitert. Zu nennen sind hier vor allem Krätke, Prigge und Borst. In den Vordergrund rückten dabei regionale Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen, regionale Arbeitsbeziehungen, die soziokulturelle Prägung regionaler Akteu- re und politische Regulationsmechanismen auf nationaler und regional- staatlicher Ebene.[20] Die Entwicklung einer Region ist demzufolge nicht allein von der Art der angesiedelten Industrie sondern auch von dem spezifischen regionalen Regulationssystem abhängig.

[...]


[1] Vgl. Friedrichs (1995, S. 15).

[2] Vgl. Artikel: "Stadt" in Microsoft® Lernen und Wissen 2006 [DVD]. Microsoft Corporation, 2005.

[3] Vgl. Krätke (1995, S. 79).

[4] Vgl. Becker (2002, S. 12).

[5] Hübner (1990, S. 11).

[6] Vgl. Krätke (1995, S. 84).

[7] Abbildung 1: Basiskonzept des Regulationsansatzes. (S. 13 dieser Arbeit).

[8] Vgl. Ott (1997, S. 66).

[9] Vgl. ders.: S. 67.

[10] Vgl. Beckmann (1994, S. 59f).

[11] Artikel: "Krise" in Microsoft® Lernen und Wissen 2006 [DVD]. Microsoft Corporation, 2005.

[12] Vgl. Hübner (1990, S. 241ff).

[13] Abbildung 2: Institutionelle Formen, Akkumulationsregimes, Regulation und Krisen. (S. 13 dieser Arbeit).

[14] Vgl. Becker (2002, S. 172).

[15] Vgl. Krätke (1995, S. 85).

[16] Vgl. Ott (1997, S. 67f).

[17] Vgl. Beckmann (1994, S. 121f).

[18] Vgl. Krätke (1995, S. 87).

[19] Vgl. Ott (1997, S. 68).

[20] Vgl. ders.: S. 65.

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Regionale Produktion und Regulation
Subtítulo
Der Regulationsansatz als Analyseinstrument regionaler Entwicklung
Universidad
University of Erfurt
Curso
Stadtsoziologie
Calificación
1,7
Autor
Año
2006
Páginas
17
No. de catálogo
V81310
ISBN (Ebook)
9783638851435
ISBN (Libro)
9783638851749
Tamaño de fichero
727 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Regionale, Produktion, Regulation, Stadtsoziologie
Citar trabajo
Thomas Braun (Autor), 2006, Regionale Produktion und Regulation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81310

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