Mobile Banking. Entwicklungspotenziale unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes mobiler Zahlungsabwicklung


Bachelor Thesis, 2011

63 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Einführung und Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Aufbau

2 Megatrend Mobile Banking
2.1 Bankgeschäft im Wandel
2.2 Bedeutung von Mobile Banking
2.3 Überblick mobiler Zahlungsabwicklungen
2.3.1 Near Field Communication als aussichtsreiche Bezahltechnologie
2.3.2 Mobile-PESA - ein weiteres Beispiel
2.4 Marktumfeld im Überblick
2.4.1 Entwicklung auf Anbieterseite
2.4.2 Entwicklung auf Nachfrageseite
2.5 Analyse kritischer Erfolgsfaktoren
2.5.1 Vorgehensweise unter Anwendung des Adoptionsprozesses
2.5.2 Analyse von Erfolgsfaktoren auf Basis des Adoptionsprozesses
2.5.3 Netzwerkeffekte im mobilen Zahlungsverkehr

3 Mögliche Konsequenzen durch den Einsatz von Mobile Banking
3.1 Mobile Banking als Instrument der Kundenbindung und -gewinnung
3.1.1 Anforderung an eine erfolgreiche Mobile Banking Integration
3.1.2 Verbesserung der kundenorientierten Beratungsleistung
3.1.3 Herausforderung im Umgang mit individualisierten Kundenansprachen
3.2 Auswirkungen von mobilen Zahlungsabwicklungen
3.2.1 Sicht der Banken
3.2.2 Sicht der Kunden
3.3 Stationärer Vertrieb vs. Elektronischer Vertrieb
3.4 Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse

4 Anwendung am Beispiel der Sparkasse Osnabrück
4.1 Stärken und Chancen
4.2 Schwächen und Risiken
4.3 Überprüfung der Annahmen
4.4 Resultierende Herausforderungen für die Sparkasse Osnabrück

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Anteil verschiedener Zahlungsarten am Gesamtumsatz im EH

Abbildung 2: Einführung kontaktloser Bezahlverfahren im Einzelhandel

Abbildung 3: Fünf Phasen des Adoptionsprozesses

Abbildung 4: Einflussgrößen im Adoptionsprozess

Abbildung 5: Charakteristische Eigenschaften mobiler Endgeräte

Abbildung 6: Neue Rollen im NFC-Ökosystem

Abbildung 7: Aussichtsreiche neue Technologien aus Sicht des Handels

Abbildung 8: Die Sorgen der Deutschen

Abbildung 9: Entwicklung der Gesamtzahl der Zweigstellen in Deutschland

Abbildung 10: Deutsche Bank - Filiale der Zukunft

Abbildung 11: giropay-Akzeptanzstellen in Deutschland

Abbildung 12: GiroLive-App als Mehrwertpaket

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Sparkassen-Apps für internetfähige Mobiltelefone

Tabelle 2: Fünf Bezahlszenarien

Tabelle 3: Markt- und Produktseitige Erfolgsfaktoren

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Einführung und Problemstellung

Der Wettbewerbsdruck deutscher Kreditinstitute nimmt aufgrund der steigenden Markttranspa­renz, des hohen Standardisierungsgrads und der zunehmenden Verbreitung und Akzeptanz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien stetig zu.1 Die Zukunft der Branche ist insbesondere durch den stark technologischen Wandel enormen Veränderungen ausgesetzt. Hieraus ergibt sich für eine Vielzahl innovativer Unternehmen aus bankenfremden Bereichen die Möglichkeit, in den Markt mobiler Zahlungsabwicklung mit neuen Produkten vorzustoßen. Die Globalisierung der Märkte, das stark fragmentierte Bankensystems sowie die EU- Finanzmarktintegration beschleunigen diesen Trend.2 Das Ergebnis der Studie Branchenkompass Kreditinstitute bringt das Ausmaß auf den Punkt. Die Mehrheit der befragten Banken- und Sparkassenfachleute fühlt sich durch neue Anbieter stark unter Druck gesetzt und fürchten, dass im Geschäft mit modernen Zahlungsabwicklungenweiter Marktanteile verloren gehen.3

Verschiedene Berichte kommen zum Ergebnis, dass der mobile Zahlungsverkehr - bedingt durch die stetige Entwicklung und Akzeptanz mobiler Endgeräte - kurz vor dem Durchbruch steht, den Zahlungsverkehr nachhaltig zu verändern. Dabei ist die Frage nach Entwicklungspotenzialen innovativer Geschäftsmodelle aus Sicht der Banken von besonderem Interesse, da der Trend eine Vielzahl neuer Chancen bei der Gestaltung mobiler Bezahlabwicklungssysteme eröffnen könnte. Das Konsumverhalten der Nutzer wird durch den Einsatz mobiler Bezahlsysteme grundlegend verändert. Kunden halten ihr Endgerät an ein Bezahlterminal und bestätigen die gewünschte Transaktion schnell und einfach. Das Handy wird somit zur virtuellen Geldbörse.4 Bisher setzten sich innovative Mobile Payment5 Angebote in Industrieländern nur schwer durch, da die Technik komplex ist und die Anforderungen in puncto Funktionalität, Sicherheit und Datenschutz ein hohes Maß an technischer und organisatorischer Expertise voraussetzt.6 Im Mai 2011 gelang dem Internetkonzern Google jedoch erstmalig ein Vorstoß auf dem amerikanischen Markt. Zusammen mit Partnern bieten diese ein zukunftsfähiges mobiles Bezahlverfahren an. Google sowie andere marktbeherrschende Unternehmen könnten damit eine neue Ära im Zahlungsver­kehr einläuten und zügig weitere Märkte, auch in Europa, erschließen. Aufgrund des weiter steigenden Marktdrucks müssen Bankinstitute in Deutschland schnellstmöglich eigene Lösungen vorbringen, um sich gegenüber den branchenfremden Anbietern besser zu positionieren. Die Thematik zu unterschätzen, steht nicht im Einklang eines nachhaltigen Service- und Leistungs­angebotes für den Kunden und gibt Anlass zur Sorge, dass die Kreditinstitute das Geschäftspo- tenzial nicht erkannt haben. Avanciert das Smartphone erst einmal zum zentralen Medium für Bankgeschäfte und Zahlungsdienste, sind eigene Angebote und Lösungen nötig, damit die Bank für den Kunden als Ansprechpartner sichtbar bleibt und nicht ins Hintertreffen gerät.7 So gilt auch für die Sparkasse Osnabrück, dem Praxisbeispiel dieser Arbeit, dass Entwicklungspotenzia­le erkannt und genutzt und Herausforderungen angenommen werden müssen.

1.2 Zielsetzung und Aufbau

Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel die Bedeutung mobiler Zahlungsabwicklung und das darauf aufbauende Entwicklungspotenzial zu identifizieren und darzustellen. Die für die Einführung mobiler Zahlungsabwicklung erfolgsrelevanten Erkenntnisse werden im theoreti­schen Teil der Arbeit herausgestellt und in Form von qualitativen Annahmen wiedergegeben. Im Text werden vier relevante Annahmen aufgestellt, die am Praxisbeispiel auf den Grad der Einflussnahme überprüft werden. Es wird bewusst darauf verzichtet, quantitative Hypothesen aufzustellen, da für die vorliegende Arbeit keine empirische Datenbasis zur Verfügung steht. Die zugrundeliegenden Informationen der Arbeit wurden primär durch Literaturrecherchen gewon­nen. Ergänzende Gespräche zum Grundverständnis wurden mit Fachleuten geführt. Im Verlauf der Arbeit wird überwiegend die Perspektive der Bankinstitute eingenommen, da diesen als zentrale Akteure im Zahlungsverkehr eine besondere Bedeutung für zukünftige Mobile Payment Lösungen zukommt. Situativ wird sich die Sichtweise jedoch verändern.

Kapitel 2 stellt mit einer ganzheitlichen Betrachtung von Megatrends mobiler Zahlungsabwick­lungen die Basis der Analyse dar. Dabei werden neben technologischen Innovationen und Entwicklungen im Marktumfeld auch kritische Erfolgsfaktoren gezielt aufgedeckt und analy­siert. Die Konsequenzen durch den Einsatz von Mobile Banking werden in Kapitel 3 aufgezeigt. Während zunächst die Kundenbindung und -gewinnung durch den Einsatz des Mobiltelefons als Vertriebsweg im Vordergrund steht, folgt anschließend die Fokussierung auf Mobile Payment als Teilbereich des Mobile Banking. Nachdem die Auswirkungen der neuen Möglichkeiten auch auf den stationären Vertrieb beleuchtet wurden, werden die theoretischen Erkenntnisse in einem Zwischenergebnis zusammengefasst. Kapitel 4 greift nun die aufgestellten Annahmen auf um am Beispiel der Sparkasse Osnabrück das Erfolgspotenzial mobiler Zahlungsabwicklungen und resultierende Herausforderungen aufzuzeigen. Das Fazit ergänzt die theoretischen Zwischener­gebnisse um die Erkenntnisse aus Kapitel 4 und bildet so den Abschluss der Arbeit.

2 Megatrend Mobile Banking

2.1 Bankgeschäft im Wandel

Die von der Europäischen Kommission erwünschte Finanzdienstleistungspolitik ist einerseits durch Liberalisierung und Integration der Teilmärkte gekennzeichnet, anderseits durch Maß­nahmen, die Anpassungskosten und Strukturwirkungen nicht unberührt lassen. Diese druckaus­übenden Maßnahmen sollen im Ergebnis zu einem erhöhten Verbraucherschutz im Bereich des Zahlungsverkehrs, einer höheren Transparenz von Anlage- und Altersvorsorgeprodukten sowie einer engeren Verzahnung der Finanzaufsichten führen. Veränderte Wettbewerbsstrukturen und Wertschöpfungsprozesse sowie eine zunehmende Spezialisierung sind als Entwicklungstenden­zen erkennbar.8 Treiber können wie folgt beschrieben werden:

„Treiber dieser Entwicklung sind die modernen Informations-, Kommunikations-, und Abwick­lungstechnologien, die (auch dadurch) veränderten Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Kunden, ... , die gestiegenen bankaufsichtsrechtlichen Anforderungen sowie der Ausbau und Einfluss der Kredit und Kapitalmärkte“9

Der Transformationsprozess im Bankensektor wird auch in anderen Beiträgen bestätigt. So wurde bereits vor Jahren als Argument angeführt, dass der Wertschöpfungsbeitrag im Automo­bilsektor weit unter dem des Bankensektors liegt. Diese geringe Fertigungstiefe lässt sich im Hinblick auf Standardisierung, Optimierung und Rationalisierung als gelungen charakterisieren und sollte als Beispiel auch für Anpassungen von Prozessen in Kreditinstituten dienen. Ein weiterer Grund ist die dringende Notwendigkeit, Investitionen in moderne IT-Systeme zu tätigen, die mit einer erhöhten Kapitalbindung bei verkürzten Investitionsintervallen einherge­hen. Zunehmend entscheidend für Banken wird somit die ständige Anpassung von Abläufen und Strukturen der Organisation sein.10 Notwendigen Voraussetzungen, den Kunden über den Preis hinaus von der Qualität und dem Nutzen ihrer Leistungen zu überzeugen, können nur dann Rechnung getragen werden.11

Aus der skizzierten Entwicklung ergeben sich für Bankinstitute zukünftig veränderte Rollen in der Wertschöpfungskette und höhere Anforderungen an die Wahrnehmung einzelner Funktio- nen.12 Cartellieri vertrat schon vor 21 Jahren die These, dass Banken und Nichtbanken zukünftig mit weniger Rücksicht auf eigene und fremde Traditionen ,... in neue Geschäftsgebiete hinein- und im Misserfolgsfall auch wieder herausgehen.‘13 Die Behauptung hat bis heute Gültigkeit. Anbieter, die nicht- oder nur zu Teilen Finanzbranche angehören, sogenannte Non- und Near Banks, versuchen immer häufiger, etablierten Anbietern aus der Finanzdienstleistung das Leben schwer zu machen. Sie bieten Produkte und Dienstleistungen an, die traditionell dem Banken­sektor angehörten und gewinnen somit Marktanteile hinzu.

Zu nennen sei an dieser Stelle der Markt mobiler Zahlungsabwicklung, der durch eine Reihe von Anbietern unter Wettbewerbsdruck gerät. Bevor die verschiedenen Aspekte des Mobile Payment behandelt werden, soll im folgenden Abschnitt die thematische Verbindung über den übergeord­neten Begriff Mobile Banking geschaffen werden.

2.2 Bedeutung von Mobile Banking

Die Studie mit dem Namen GO-SMART beschreibt in ihren Ergebnissen, dass es bis 2012 selbstverständlich sein wird, zu jeder Zeit und überall online zu sein. Entsprechend schnell nimmt auch die Zahl der Kunden zu, die Bankdienstleistungen standortunabhängig und zu jeder Zeit durch ihr eigenes Mobiltelefon in Anspruch nehmen. Die Entwicklung geht mit einer steigenden Erwartungshaltung einher, in Zukunft keinen Unterschied im Leistungsangebot zwischen stationärem und mobilem Bankvertrieb machen zu wollen.14 Entsprechend schnell hat sich hier ein weiterer Ertragskanal entwickelt, der mit dem Angebot mobiler Kontoführung, mobiler Depotfüh­rung und mobilen Finanzinformationsdiensten wichtige Ertragsbereiche abdecken soll. Heute, nach weiteren Jahren technologischen Fortschritts und beständig fallenden Kosten für mobile Datendienste hat sich das Mobile Banking als feste Größe im Bankgeschäft mit Privatkunden etabliert und nimmt in der Kundenakzeptanz weiter zu. Ein Grund für das Wachstum liegt in den immer leistungsfähigeren Smartphones, die mit der Einführung des iPhones ihren Ursprung fanden und heute mit einem intuitiv nutzbaren mobilen Browser ausgerüstet sind, der die Abwicklung von Bankgeschäften so einfach wie nie macht.15 Eine repräsentative Onlineumfrage der Commerzbank kam zu dem Ergebnis, dass fast jeder zweite Deutsche im Handy die Filiale der Zukunft sieht und Bankgeschäfte darüber tätigen möchte.16 Bankinstitute reagieren auf diese Entwicklung, bauen ihre Mobile Banking Vertriebskanäle aus und integrieren diese in eine ganzheitliche Multikanalstrategie. Aus einer Vielzahl mobiler Bankapplikationen respektive Apps können Kunden zusätzlich die Funktionalität ihrer Banklösungen erweitern und so das Smartpho­ne für Zwecke nutzen, die über das klassische Bankgeschäft hinausgehen. Durch das Angebot innovativer mobiler Plattformen versuchen Bankinstitute die Nähe und den Kontakt zu den jüngeren, abwanderungsbereiten und technologieaffinen Kundengruppen herzustellen, um die Beziehung zu festigen und folglich die Kundenbindung zu stärken. Eine große Rolle zur Errei­chung dieser Ziele spielt neben Entscheidungskriterien wie Sicherheit, Datenschutz, niedrige Kosten und Einfachheit auch der wahrgenommene Nutzen, der höher sein sollte als bei klassi­schen Bankgeschäften, damit eine marktweite Etablierung gelingt.17 Im Hinblick auf eine zunehmende Kundenorientierung wird in Kapitel 3 speziell auf das mobile Bankgeschäft eingegangen.

Ein Resultat zunehmenden Technologiefortschritts ist in den vielseitigen Einsetzungsmöglich­keiten von Mobiltelefonen zu sehen. Abbildung 5 stellt die für den Nutzer entscheidenden charakteristischen Eigenschaften dar. Durch Bezahlfunktionen wird das Handy zur mobilen Geldbörse. Der nächste Abschnitt befasst sich mit zwei Bezahlverfahren und versucht zu Beginn einführend eine Brücke zu schlagen zwischen der Funktion klassischen Zahlungsverkehrs und dem mobilen Zahlungsverkehr.

2.3 Überblick mobiler Zahlungsabwicklungen

Im volkswirtschaftlichen Kontext ist der Zahlungsverkehr der zentrale Mechanismus, der als Aufgabe den Austausch von Gütern und Dienstleistungen zwischen Anbietern und Nachfragern abwickelt und steuert. Dieses Tauschverfahren, bei dem überwiegend Güter gegen Geld den Besitzer wechseln, gilt als einfach, da keine Güter mehr gegeneinander aufgewogen werden müssen. Da sich jedoch im technologischen Zeitalter das Umfeld von Produzenten und Konsu­menten in einem ständigen Veränderungsprozess befindet, sind die Bedürfnisse und Anforde­rungen im Hinblick auf Effizienz, Sicherheit und Geschwindigkeit von Zahlungsmitteln immer wieder neu anzupassen. So entstand vor vielen Jahren die Idee, den Zahlungsverkehr Schritt für Schritt zu digitalisieren und durch mobile Geräte abzuwickeln. Was genau unter mobiler Zahlungsabwicklung verstanden wird, ist selbst unter Experten nicht eindeutig. Während die Einen den Begriff sehr weit fassen und darunter sämtliche Bezahlvorgänge verstehen, bei denen das Mobiletelefon zur Anwendung kommt, rechnen die Anderen nur solche Bezahlverfahren zu Mobile Payment, die auf der NFC-Technologie18 basieren.19 Grundsätzlich wird in der Literatur zwischen fünf Bezahlszenarien unterschieden, welche in Tabelle 2 des Anhangs abgebildet sind. Die Tabelle 2 hat jedoch nur ergänzenden Charakter, da in der vorliegenden Arbeit auf solche Unterscheidungen verzichtet wird. Darüber hinaus lässt sich eine Klassifizierung nach Beitrags­höhe in Mikropayment und Makropayment feststellen, deren Grenze zwischen fünf und zehn Euro liegt. In der vorliegenden Arbeit ist aus Vereinfachungsgründen keine der erwähnten Differenzierungsmöglichkeiten beabsichtigt.

In der Vergangenheit haben meist die Banken den Zahlungsverkehr dominiert.20 Aus den in Einleitung vorliegenden Informationen lässt sich jedoch schließen, dass sich das Machtverhältnis zu Gunsten einer immer größeren Zahl von Anbietern innovativer Bezahldienstleistungen entwickelt hat, die nicht dem Finanz- und Bankensektor angehören. Das vorhandene Potenzial im Markt mobiler Zahlungsabwicklungen wird anhand der Ergebnisse einer Studie noch einmal verdeutlicht. Analysten von Gartner Inc. sehen im Zahlungsverkehr via Mobilfunktelefon einen lukrativen Markt mit weltweit mehr als 141 Millionen Menschen, die ihre Rechnungen mit dem Mobiltelefon im Jahr 2011 bezahlen werden. Gegenüber dem Vorjahr würde dies einen Anstieg um 76 Prozent auf ca. 60 Milliarden Euro Transaktionsvolumen bedeuten.21

In Zukunft wird dem Thema rund um das Bezahlen via Mobiltelefon eine wichtige Rolle im Geschäft mit dem Zahlungsverkehr zukommen. Welche Technologien sich inzwischen entwi­ckelt haben, wird im Folgenden anhand einer zukunftsfähigen Bezahltechnik vorgestellt.

2.3.1 Near Field Communication als aussichtsreiche Bezahltechnologie

Near Field Communication22, kurz NFC, ist eines der aussichtsreichsten Technologien, auf deren Konzeption hin in Zukunft Zahlvorgänge durch das Mobiltelefon initiiert werden können. NFC ist ein Übertragungsstandard um Daten per Funk über kurze Entfernungen meist unter zehn Zentimetern kontaktlos auszutauschen. Die Bezahltechnik setzt auf schon existierende kontakt­lose Zahl- und Ticketing-Funktionen, wie sie z.B. im Flughafen verwendet werden. NFC ermöglicht heute Nutzern mit mobilen Kommunikationsgeräten Bezahlvorgänge schnell und bequem am PoS (Point of Sales) abzuwickeln. Eine Verbindung zwischen zwei Geräten wird dabei automatisch durch eine einfache Berührung aufgebaut und in weniger als einer Zehntel Sekunde hergestellt. Sie gilt aufgrund der kurzen Distanz als sicherer gegenüber anderen Übertragungsstandards da fremde Verbindungen auf dieser Entfernung nicht möglich sind.23 Ferner soll ein sogenanntes Secure Element sicherheitsrelevante Daten wie z.B. Bankkontodaten von der normalen Benutzeroberfläche abschotten. Somit können gespeicherte, persönliche Informationen nicht einfach ausgelesen oder kopiert werden.24 Dem Münchner Chiphersteller Infineon zufolge lässt sich mit Hilfe der heutigen Technik jedes Handy für das mobile Zahlen aufrüsten. Ältere Modelle können durch sogenannte SD-Chips erweitert werden.25 Es ist anzumerken, dass NFC ein noch viel breiteres Anwendungsspektrum haben wird. So könnten in Zukunft Kreditkarten, Eintrittskarten, Fahrkartenautomaten, Parkuhren, Türen, Computer, und andere Dinge im Alltag mit dieser Technologie ausgestattet werden.26

Eine Schlüsselrolle im Aufbau innovativer Zahlungsabwicklungen durch NFC-Technologie könnte die Kartenzahlung mit Kontaktlos-Technologie bedeuten. Dies sind modifizierte Karten, welche mit einem NFC-Speicherchip ausgerüstet werden. Da ein Austausch aller herkömmli­chen- durch die modifizierten Karten als wirtschaftlich angemessen betrachtet wird, könnte hier ein erster Schritt in Richtung Bezahlung via Handy liegen.27

Bisher sind nur wenige NFC-fähige Mobiltelefone auf dem Markt, Unternehmen wie Google und Apple haben allerdings angekündigt, ihre Smartphones in Zukunft damit ausstatten zu wollen. Der Grund für das große Interesse ist der, dass NFC das Potenzial hat, über den mobilen Zahlungsverkehr hinaus für den Kunden Mehrwerte durch vielfältigen Zusatznutzen zu schaffen. Abgesehen von der neuen Technik bietet NFC den Menschen völlig neue Perspektiven mitei­nander in Interaktion zu treten. Aufgrund dieser bis heute nicht vollständig bekannten Ausgestal­tungsmöglichkeiten sind eine Reihe rechtlicher Fragestellungen wie Patentlizenzen, Daten­schutzbestimmungen und Zahlungsgarantien sowie technischer Vorgänge zu beachten.28 Wegen des Umfangs wird auf solche Aspekte jedoch nicht eingegangen. Da das Zahlungssystem weniger dem Online-Handel als vielmehr dem stationären Handel dienen soll, ist es bereits heute für Einzelhändler und Konsumenten eine sehr willkommene Alternative zu herkömmlichen Zahlungsverfahren.29

Der NFC-Technik werden eine Vielzahl von Chancen zugesprochen, allerdings erschweren laut der Deutschen Telekom die komplexen, schwer definierbaren Beziehungen zwischen den beteiligten Akteuren bei der Bereitstellung des Bezahlservice dessen kommerziellen Erfolg.30 Abhilfe könnten sogenannte Trusted Service Manager schaffen, die als Knotenpunkt dienen und die Massen von Geschäftsbeziehungen nach definierten Regeln effizient durchleiten.31 Des Weiteren muss gewährleistet sein, dass Hersteller sich an gemeinsamen NFC-Standards halten. Ein noch so durchdachtes System nützt nicht viel wenn der Kunde sein Bezahlhandy im Handel nicht verwenden kann da es an Akzeptanzstellen fehlt.

Da die Komplexität und Investitionskosten im Hinblick auf NFC via Mobiltelefon hoch und viele rechtliche und technische Fragen noch ungeklärt sind, wird es für Banken schwer sein, sich am Umsetzungsprozess zu beteiligen. Anfangs könnten Basistechnologien jedoch den Weg zum Mobile Payment Markt ebnen. Die kontaktlose NFC-Bezahlkarte eröffnet Möglichkeiten, lukrative Ertragsfelder kurz- bis mittelfristig zu erschließen. Primäres Ziel der Finanzinstitute muss es sein, im mobilen Zahlungsverkehr nicht den Anschluss zu verlieren. Die Folgen wären, austauschbar zu werden und somit den wichtigen Kontakt zum Kunden zu gefährden. Im vorliegenden Abschnitt wurde ein zukunftsfähiges Bezahlverfahren basierend auf der NFC- Technologie dargelegt. Ein bereits etabliertes Mobile Payment Bezahlverfahren hat seinen Ursprung in Afrika und wird im nächsten Abschnitt vorgestellt. Anschließend wird eine kurze Zusammenfassung das Kapitel abrunden.

2.3.2 Mobile-PESA - ein weiteres Beispiel

[...]


1 Vgl. de la Motte et al. (2011): S. 36.

2 Vgl. Köhler, A. (2009): S. 101 f.

3 Vgl. Bankmagazin (2011a): Banken durch Internetanbieter unter Druck gesetzt.

4 Vgl. TNS Infratest (2010): o.S. Online im Internet.

5 Mobile Payment wird in der vorliegenden Arbeit synonym für mobile Zahlungsabwicklung verwendet.

6 Vgl. Ketterer, K. u. Stroborn K (2002): S. 8.

7 Dietz, U. (2011): o.S. Online.

8 Vgl. Rolfes, B. (2006): S. 5.

9 Rolfes, B. (2006): S. 5.

10 Vgl. Arnsfeld, T. u. Friggemann, P. (2006): S. 421ff.

11 Vgl. Ahnert, S. & Baltes, J. (2010): S. 49.

12 Vgl. Rolfes, B. (2006): S. 6.

13 Ehrhardt, M. (2002): S. 81 zitiert nach Cartellieri, U. (1990). S. 366-371.

14 Vgl. TNS Infratest (2010): o.S. Online im Internet.

15 Vgl. Die Bank (2010): o.S. Online im Internet.

16 Vgl. Commerzbank Medienservice (2011): o.S. Online im Internet.

17 Vgl. Die Bank (2010): o.S. Online im Internet.

18 Nähere Erklärung dazu in Kapitel 2.3.1. zu finden.

19 Vgl. Internet World BUSINESS (2011): S. 29.

20 Vgl. Bundesverband deutscher Banken (2010): S. 18.

21 Vgl. Gartner Inc. (2011): k.A.

22 Zu Deutsch: Nahbereichskommunikation.

23 Vgl. Bankmagazin (2011): S. 5.

24 Vgl. Stadler, N. (2010): S. 57.

25 Vgl. Hofer, J u.a. (2011): S. 6.

26 Vgl. Stadler, N. (2010): S. 40.

27 Vgl. Hommel, O. (2011): S. 12.

28 Vgl. Stadler, N. (2010): S. 37.

29 Vgl. Internet World Business (2011): S. 28.

30 Vgl. Bankmagazin (2011b): S. 2.

31 Vgl. Stadler, N. (2010): S. 58f.

Excerpt out of 63 pages

Details

Title
Mobile Banking. Entwicklungspotenziale unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes mobiler Zahlungsabwicklung
College
University of Applied Sciences Osnabrück  (Fakultät Wirtschaft und Soziales)
Grade
1,3
Author
Year
2011
Pages
63
Catalog Number
V826582
ISBN (eBook)
9783346234322
Language
German
Keywords
Mobile Banking, Mobile Bezahlanwendungen, NFC, Kontaktloses Bezahlen
Quote paper
Marcus Herzberg (Author), 2011, Mobile Banking. Entwicklungspotenziale unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes mobiler Zahlungsabwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/826582

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