Einleitung
Schon Marx und Engels erkannten den speziellen Unterschied zwischen Mann und Frau. Sie beschrieben ihn als eine Art Klassenunterschied, welchen sie folgendermaßen begründeten: „the first division of labour is the procreation of children by man and woman” (Engels/Marx 1846). Von der Differenzierung des Arbeitsbereiches folgern sie auf die Unterschiede der Geschlechter, welche in Produktion und Reproduktion, beginnend bei der Geburt eines Kindes, getrennt werden. Ungleichheit zwischen Mann und Frau stellt sich besonders im Status her (vgl. Alvesson/Billing 1994, S.27). Der Arbeit des traditionellen „Brotverdieners“ kam seit jeher höhere Wertschätzung zu als der Haus- und Erziehungsarbeit der Frau. Der daraus entsprungene Statusunterschied repräsentiert eine Dominanz der Männer über die Frauen, welche solange bestehen bliebe, bis nicht auch die Frau in den produktiven Arbeitsbereich des männlichen Geschlechts einbezogen werden würde, so erkannte Engels (vgl. Alvesson/Billing 1994, S.27).
Bis heute blieb die Vorstellung von den Geschlechterstereotypen bestehen. Dennoch hat die Frau den Einstieg in die Erwerbstätigkeit geschafft, welcher ihre Arbeitsleistungen im Vergleich zur Vergangenheit aufwertete. Trotzdem ist implizit die allgemeine Meinung bestehen geblieben, Frauen seien nicht für die Berufswelt „gemacht“, welche zuvor in alleiniger Männerhand lag. Zu einseitig erscheint mir die Begründung, die Ursache für die Geschlechterdifferenz läge in der sexuellen Reproduktion. Zahlreiche Hindernisse begegnen dem weiblichen Geschlecht im Berufsalltag regelmäßig.
Es sind keine Einzelfälle mehr, in denen die Leistungsfähigkeit von Frauen am Arbeitsplatz deutlich zum Vorschein kam. Doch welche Fähigkeiten sind es, die sie noch immer von den Befähigungen des männlichen Geschlechts unterscheiden?
Im Fokus dieser Arbeit sollen nun verschiedene Erklärungsmodelle für die Geschlechterdifferenz stehen. Die dargestellten Theorien entstammen hierbei aus den Fachbereichen der Evolutionsbiologie, Psychologie und Soziologie. Ethnomethodologische Vorstellung des „doing gender“ trägt anschließend der Klärung der Frage bei, warum in der Sphäre des Berufes diese Unterschiede augenfällig werden. Zu denken sei dabei an die nicht verhältnisgemäße Berufsverteilung unter den Geschlechtern. Welche Blockaden und Barrieren ergeben sich für Männer und Frauen? Sind geschlechtsspezifische Karrierewege zu verzeichnen? Welche Rolle spielt Erfolg im Zusammenhang mit den bekannten geschlechtsstereotypischen Fähigkeiten? Kann eine angemessene Genderdarstellung die eigenen Berufschancen erhöhen?
All die genannten Fragen werden in den folgenden Abschnitten ihre Antworten erhalten.
Innerhalb des Fazits werde ich die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassend darstellen und weitere Überlegungsansätze hinsichtlich der Geschlechterdarstellung im Beruf diskutieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Geschlechterkonstruktion aus soziologischen Blickwinkel – Das doing und undoing gender als Modell der Geschlechtsdarstellung
- 2. Weitere erklärende Modelle im Feld der Sozialisationstheorie
- 2.1 Psychoanalytische Sozialisationstheorie
- 2.2 Soziologische Sozialisationstheorie
- 3. Stereotypisierung der Geschlechter anhand evolutionsbiologischer Forschungsergebnisse und psychologischer Befunde
- 4. Geschlecht als Karrieredeterminante
- 4.1 „Doing gender while doing the job“
- 4.1.1 Männer in Frauenberufen und Blockaden bei der Etablierung weiblicher Fähigkeiten in der sogenannten Männerdomäne
- 4.1.2 Weitere Grenzen, moderne Managementkonzepte und erneute Hindernisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, warum es im Berufsleben immer noch zu einer deutlichen Geschlechterdifferenz kommt. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse verschiedener Erklärungsmodelle aus den Bereichen Evolutionsbiologie, Psychologie und Soziologie. Die Arbeit untersucht, wie die soziale Konstruktion von Geschlecht (doing gender) in der Arbeitswelt sichtbar wird und welche Blockaden und Barrieren für Männer und Frauen entstehen.
- Soziale Konstruktion von Geschlecht (doing gender)
- Erklärungsmodelle aus Evolutionsbiologie, Psychologie und Soziologie
- Geschlechterstereotype und ihre Auswirkungen auf die Berufswahl
- Blockaden und Barrieren im Berufsleben
- Geschlechtsspezifische Karrierewege
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Geschlechterdifferenz im Beruf ein und stellt die Forschungsfrage sowie die Zielsetzung der Arbeit dar. Der Ausgangspunkt ist die These von Marx und Engels über die „erste Arbeitsteilung“ und die daraus resultierende Ungleichheit zwischen Mann und Frau. Es wird hervorgehoben, dass die Frau trotz ihres Eintritts in die Erwerbstätigkeit immer noch mit Stereotypen und Hindernissen konfrontiert ist.
- 1. Geschlechterkonstruktion aus soziologischen Blickwinkel – Das doing und undoing gender als Modell der Geschlechtsdarstellung: Dieses Kapitel beleuchtet die sozial konstruierte Natur von Geschlecht. Es wird erläutert, dass Geschlecht nicht nur ein biologisches Konzept ist, sondern durch soziale Normen, Rollen und Verhaltensmuster geprägt wird. Der Begriff „doing gender“ wird eingeführt und als ein Prozess der ständigen Inszenierung und Darstellung von Geschlecht in der sozialen Interaktion betrachtet.
- 2. Weitere erklärende Modelle im Feld der Sozialisationstheorie: Dieses Kapitel erweitert die Diskussion um weitere Theorien aus der Sozialisationstheorie, die die Geschlechterdifferenz erklären. Es werden sowohl die psychoanalytische als auch die soziologische Sozialisationstheorie vorgestellt.
- 3. Stereotypisierung der Geschlechter anhand evolutionsbiologischer Forschungsergebnisse und psychologischer Befunde: Dieses Kapitel analysiert die Geschlechterstereotype aus evolutionsbiologischer und psychologischer Perspektive. Es werden Forschungsergebnisse präsentiert, die versuchen, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern mit biologischen oder psychologischen Faktoren zu erklären.
- 4. Geschlecht als Karrieredeterminante: Dieses Kapitel widmet sich der Frage, wie sich Geschlecht auf die Karriereentwicklung auswirkt. Der Abschnitt „Doing gender while doing the job“ untersucht, wie die soziale Konstruktion von Geschlecht im Berufsalltag sichtbar wird und welche Barrieren für Männer und Frauen entstehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet das Thema der Geschlechterdifferenz im Beruf, wobei die Themenbereiche „doing gender“, Geschlechterstereotype, Sozialisationstheorie, Evolutionsbiologie, Psychologie und Karriereentwicklung im Vordergrund stehen.
- Citar trabajo
- Carolyn Scheerschmidt (Autor), 2007, Frauen im Beruf , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83582