Der Vormarsch des Seniorensports in Deutschland

Sportdemographische Entwicklungen in den Landessportbünden des Deutschen Sportbundes sowie in der Hansestadt Greifswald und ihr Einfluss auf die Zukunft der Sportvereine


Thesis (M.A.), 2001

105 Pages, Grade: 1,5


Excerpt


Inhalt

1. Vorwort

2. Die Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland

3. Der Seniorensport auf dem Vormarsch
3.1. Landessportbund Baden-Nord
3.2. Landessportbund Baden-Süd
3.3. Landessportbund Württemberg
3.4. Landessportbund Bayern
3.5. Landessportbund Berlin
3.6. Landessportbund Brandenburg
3.7. Landessportbund Bremen
3.8. Landessportbund Hamburg
3.9. Landessportbund Hessen
3.10. Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern
3.11. Landessportbund Niedersachsen
3.12. Landessportbund Nordrhein-Westfalen
3.13. Landessportbund Rheinland-Pfalz
3.14. Landessportbund Saarland
3.15. Landessportbund Sachsen
3.16. Landessportbund Sachsen-Anhalt
3.17. Landessportbund Schleswig-Holstein
3.18. Landessportbund Thüringen

4. Kurze sportdemographische Gesamtanalyse des deutschen Seniorensports
4.1. Mitgliederentwicklung in deutschen Sportvereinen hinsichtlich ihres Seniorenanteils
4.2. Die beliebtesten Sportarten der deutschen Senioren
4.3. Das Verhältnis der Geschlechter im Seniorensport Deutschlands

5. Der organisierte Seniorensport in Greifswald
5.1. Organisierter Sport innerhalb des Stadtsportbundes
5.1.1. Bevorzugte Sportarten Greifswalder Senioren
5.1.2. Senioren in Greifswalder Vereinen
5.1.3. Verhältnis der Geschlechter im organisierten Sport Greifswalds
5.2. Organisierter Sport außerhalb des Stadtsportbundes
5.3. Probleme bei der Organisation von Seniorensport in Greifswald
5.4. Filmprojekt „Wer rastet, der rostet“

6. Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der Sportvereine bei der Etablierung des Seniorensports
6.1. Vorgedanken und erste Schritte zur Gewinnung von Senioren
6.2. Öffentlichkeitsarbeit als Werbemittel
6.3. Die soziale Komponente des Seniorensports
6.4. Zusammenfassung

7. Resümee

Anhang mit wichtigen Anschriften zum Seniorensport,

Materialien zum Filmbeitrag „Wer rastet, der rostet“

sowie Quellenangaben

1. Vorwort

„Die Tatsache, dass die Gesellschaft stetig älter wird, ist ein wesentliches Merkmal der demographischen Entwicklung in Deutschland und Europa“[1]. Mit diesem Satz beschrieb J. Schwier in einem 1998 veröffentlichten Beitrag ein Problem, das nicht nur die Träger der Rentenkassen seit Jahren beschäftigt, sondern auch viele Mediziner. Fest steht, dass die Lebenserwartung beständig steigt. Betrug sie in Rom vor 2000 Jahren noch 22 Jahre und in den USA um 1900 noch 49 Jahre, so lag sie 1990 in Deutschland schon bei 74 Jahren.[2] Fakt ist auch, dass der Anstieg der Lebenserwartung einher geht mit der Steigerung gesundheitlicher Probleme und körperlicher Leistungseinschränkungen. Die Ursachen dafür sind nicht ausschließlich dem Älterwerden zuzuschreiben, sondern meist eine „indirekte Folge eines von Bewegungsarmut geprägten Lebensstils.“[3] Inaktivität verstärkt und beschleunigt den Altersvorgang. Sportliche Bewegung hingegen kann den Alterungsprozess zwar nicht aufheben, aber verzögern.[4] Gesund alt werden und die Lebensqualität durch sportliche Bewegung erhöhen: das muss die Devise für heutige Senioren sein. Nur ein geringer Teil der älteren Menschen jedoch hat dies bislang richtig wahrgenommen.

Die vorliegende Arbeit soll die letztgenannte These stützen und mit den bereits angedeuteten Trends bestätigen, dass der Seniorensport in Zukunft enorm an Bedeutung gewinnen wird. In erster Linie wird es auf den folgenden Seiten darum gehen, einen Überblick über die aktuellen sportdemographischen Gegebenheiten und Entwicklungen in den Landessportbünden Deutschlands zu geben sowie eine Bestandsaufnahme des Seniorensports in der Hansestadt Greifswald vorzunehmen. Ferner werden in dieser Arbeit Antwortvorschläge für die Fragestellung entwickelt, wie Vereine auf den zu erwartenden und bereits eingesetzt habenden Vormarsch des Seniorensports in Deutschland reagieren bzw. wie sie agieren können. Ich beschränke mich dabei auf wesentliche Aussagen. Vieles kann in diesem Rahmen nur angerissen beziehungsweise muss vernachlässigt werden.

Dieser Arbeit ist außerdem ein selbstständig geplanter, gedrehter und zusammengestellter Film mit dem Titel „Wer rastet, der rostet“ beigefügt. Er dokumentiert das Sportgeschehen in der Hansestadt Greifswald hinsichtlich der Möglichkeiten für Senioren. Der 25-minütige Zusammenschnitt von zehn Stunden Filmmaterial ist als Animationsvideo angelegt. Sein Zweck war es neben der Darstellung eines Ist-Zustandes auch, durch aussagekräftige Bilder und Interviews Senioren Greifswalds für den Sport zu begeistern und zu gewinnen.

2. Die Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Um einen Einstieg zu geben, ist es sinnvoll, die demographische Situation in Deutschland zu skizzieren. Die im folgenden zu belegende Annahme, dass in den Vereinen des Deutschen Sportbundes (DSB) in den vergangenen Jahren eine kleine Revolution hinsichtlich der Altersstruktur der Mitglieder eingeläutet wurde, kommt nämlich nicht von ungefähr. Sie rührt vom Wissen um den demographischen Wandel, der sich seit dem letzten Jahrhundert vollzieht. Gegen Ende des 19. Jh. betrug der Anteil der über 60-Jährigen in der deutschen Bevölkerung noch 5%. 1992 war der Stand bei 21%. Das bedeutet, dass jeder fünfte Bundesbürger älter als 60 war. Ende 1999 lebten in Deutschland fast 19 Millionen Menschen, die das 60. Lebensjahr überschritten hatten. Bei einer Einwohnerzahl von gut 82 Millionen sind dies 23% der Gesamtbevölkerung. Auf 2030 lässt sich eine Zahl von 38% prognostizieren. Die 9. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes brachte als Ergebnis, dass bis zum Jahr 2050 die Menschen im Alter von 58 bis 63 Jahren zu den am stärksten besetzten Jahrgängen gehören werden. Heute sind es die 35- bis 40-Jährigen.

Diese Verlagerung zugunsten der Senioren ist hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen: die sinkenden Geburtenraten und die allgemein höhere Lebenserwartung, die aus einer Steigerung der Lebensqualität resultiert.

Prozentuale Steigerungsraten in den Altersgruppen der älteren Bevölkerung Westdeutschlands zwischen 1950 und 1985.[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darüber, dass die Geburtenraten in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts stark gesunken sind, informieren diverse Massenmedien regelmäßig. Erklärbar wird das Phänomen der sinkenden Babyzahlen dadurch, dass der Wunsch nach Kindern abgenommen hat. Kinder stellen eine erhebliche ökonomische und psychische Belastung dar. Viele potenzielle Eltern haben heutzutage entweder kaum Zeit, Nachkommen aufzuziehen oder sind finanziell nicht dazu in der Lage. Durch das Rentensystem sind Kinder auch nicht mehr nötig, um die Eltern im Alter zu versorgen – so wie es in vielen Entwicklungsländern der Welt beispielsweise noch der Fall ist. Ungewollte Schwangerschaften können durch Verhütungsmethoden wirkungsvoll unterbunden werden, sodass Menschen zunehmend besser bestimmen können, wann sie wieviel Nachwuchs bekommen möchten und ob sie überhaupt Kinder wollen.

Es besteht bereits seit einiger Zeit ein Missverhältnis zwischen Geburts- und Sterberaten. Dies manifestiert sich in einem Rückgang der Bevölkerung. Experten prognostizieren für die Bundesrepublik einen Bevölkerungsschwund von mehreren Millionen Menschen in den nächsten 40 Jahren. Lebten 1988 noch 78,4 Millionen Personen in beiden deutschen Staaten, wird für 2040 eine Zahl von 62,3 Millionen erwartet.[6] Indirekt hängt der Trend der sinkenden Geburtenraten auch mit der verringerten Kindersterblichkeit zusammen.

Die zweite Ursache für eine zunehmende „Gesellschaft des Alters“ ist in der Erhöhung der Lebenserwartung als Phänomen der saekulären Akzeleration zu suchen. Eine ständige Erhöhung der Lebensqualität durch eine ständige Verbesserung der Lebensführung lässt ein immer höheres Alter zu. Wie sich die Lebenserwartung im Laufe der Jahrhunderte veränderte, ist bereits angedeutet worden. Warum die Lebenserwartung steigt und worauf eine verbessere Lebensführung zurückzuführen ist, soll in der folgenden Übersicht deutlich werden:

Gründe für die gestiegene Lebenserwartung

- Rückgang von Krankheiten durch bessere medizinische Versorgung, Hygiene und gesündere Ernährung
- Rückgang von Unfällen zum Beispiel durch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen
- Rückgang von Kriegen
- Rückgang der Arbeitszeit (mehr Erholung Þ zum Beispiel durch das relativ frühe Ausscheiden aus dem Berufsleben mit 60 bzw. 65 Jahren)

Punkt 4 der Übersicht, der Rückgang der Arbeitszeit, verdient besonderes Augenmerk, denn der Lebensabschnitt nach dem Erwerbsleben gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Das Rentenalter kann heute bei einem Menschen bereits ein Drittel des Lebens umfassen. Über dieses Drittel, die so genannten „gewonnenen Jahre der Neuen Alten“ oder auch der „Second Life People“[7] kann der Mensch frei verfügen. Die meisten der „Neuen Alten“ erleben das Rentenalter bei guter Gesundheit in ökonomischer Unabhängigkeit. Diese Zielgruppe ist also nicht nur attraktiv für Sportvereine, sondern wird in Zukunft als Konsument ein verstärktes Interesse von Wirtschaft (zum Beispiel von kommerziellen Sportanbietern), Medien, Werbung und auch Politik erfahren.

Wenn hier von ökonomischer Unabhängigkeit die Rede ist, heißt das nicht die Losgelöstheit vom Rentensystem, sondern umschreibt eher die finanzielle Abgesichertheit dieser Altersgruppe: Viele Senioren bekommen nicht nur Rente, sondern haben im Laufe der Jahre ein Vermögen angesammelt.

Zurzeit erhalten noch fast drei Viertel der Rentnerinnen unter 1000 Mark und 65% der männlichen Rentner mindestens 1500 Mark. Dies könnte die Vermutung aufkommen lassen, dass nur die Männer als attraktive Zielgruppe (zum Beispiel für Unternehmen des Einzelhandels) in Frage kommen und besonders allein stehende Frauen unter so genannter Altersarmut leiden. Dies ist auch erst einmal richtig. Nur wird sich die Situation in naher Zukunft ändern.

Grund dafür ist die mit der Emanzipation eingesetzt habende steigende Erwerbstätigkeit der Frauen, die genauso wie die Männer in den letzten Jahren durch einen hohen Bildungsstand qualifizierte Berufsfelder besetzen konnten und damit in höhere Einkommensklassen vordrangen.

Dies führte und führt dazu, dass sich die Einkommensverhältnisse von Haushalten im Rentenalter im Vergleich zu früheren Jahrzehnten rapide nach oben verlagern werden. „Die Haushalte mit Bezugsperson zwischen 65 und 70 Jahre verfügen ... statistisch gesehen über ein weitaus höheres Nettoeinkommen als die Haushalte mit älteren Bezugspersonen. Bei den jüngeren Alten hat sich die Verteilung des Wohlstands ... zu den mittleren und höheren Einkommensklassen entwickelt.“[8]

Dabei muss beachtet werden, dass ab dem 70. Lebensjahr vermehrt Ein-Personen-Haushalte auftreten, es also zu einer zunehmenden Singularisierung im Alter kommt, die auf Verwitwung und den damit verbundenen Rückgang von Mehrpersonenhaushalten zurückzuführen ist. Es ist eine zunehmende Verweiblichung zu beobachten, die daraus resultiert, dass Frauen eine um acht Jahre höhere Lebenserwartung als Männer haben. Singularisierung ist dabei nicht mit Einsamkeit gleich zu setzen. Bei einer Befragung zur Lebenssituation gaben 60% der Befragten an, dass ihr Leben noch ausgefüllt sei und sie Anerkennung erführen. Nur etwa 10% waren mit ihrer Rolle im Leben nicht glücklich.

Die hohen Zufriedenheitszahlen verwundern nicht. Schließlich leben noch 60% der über 90-Jährigen unabhängig und selbstständig. Nur insgesamt 3% der Älteren wohnen in Altersheimen. Die Hilfebedürftigkeit beziehungsweise die totale Abhängigkeit von Anderen hält sich also in Maßen.[9]

Fassen wir kurz zusammen: Ältere Menschen verfügen über Freizeit und ein nicht unerhebliches Finanzkapital. Was aber fangen sie mit dem Geld und vor allem mit ihrem Zeitbudget an?

Gemeinhin ist zu sagen, dass sich ältere Menschen mehr um ihre Familie (zum Beispiel um die Enkel) kümmern als dass sie sich gesellschaftlich engagieren. Eine Umfrage ergab, dass sich 39,9% der befragten Senioren „ganz bestimmt“ und 45,4% „vielleicht“ um Familienangehörige (Kinder, Enkel) kümmern würden. Nur 12,5% („bestimmt“) beziehungsweise 41,6% („vielleicht“) würden dagegen in sozialen Einrichtungen wirken wollen. Noch deutlicher distanzieren sich die Senioren von einer Tätigkeit in der Politik. Nur 7% würden sich „bestimmt“ in dieser wiederfinden können, lediglich 23,2% schlossen dieses Handlungsfeld nicht aus.

Öffentliches Engagement ist also nur für einen recht geringen Teil der Älteren interessant. Viele Senioren geben sich dagegen vor allem passiven beziehungsweise rezeptiven Tätigkeiten hin. Bei einer Umfrage, die bei über 60-Jährigen durchgeführt wurde, gaben mehr als 75% an, dass ihre liebste Freizeitbeschäftigung das Fernsehen sei. Über 70% nannten das Zeitungslesen als Favoriten. Immerhin gaben auch knapp über 70% an, dass für sie das Spazierengehen zu den wichtigsten Beschäftigungen zähle. Der Sport als solcher fristet dagegen mit einem Resultat von weniger als 10% bislang ein Schattendasein im Leben der meisten Senioren.

Er hält aber bis dato auch zu wenige Angebote für ältere Mitbürger bereit und steht bei den beliebtesten Aktivitäten der Senioren noch hinter Radio hören (mehr als 40%) oder Theater- und Konzertbesuchen (mehr als 10%). Die Frage, ob sich daran in Zukunft etwas ändert, lässt sich nur spekulativ mit „Ja“ beantworten. Fakt ist aber, dass die Zuwachsraten der Mitglieder über 50 Jahre in den Sportvereinen in den letzen Jahrzehnten rapide waren.[10]

3. Der Seniorensport auf dem Vormarsch

Der Seniorensport in Deutschland befindet sich also – zumindest im organisierten Vereinssport – auf einem scheinbar unaufhörlichen Vormarsch. Im folgenden soll darüber Auskunft gegeben werden, auf was für einem: in Form einer gründlichen Analyse der Mitgliederentwicklung innerhalb der Landesverbände des Deutschen Sportbundes. Erfasst und verglichen werden dabei die statistischen Daten jedes einzelnen Landessportbundes. Für die alten Bundesländer erfolgt die Auswertung ab 1983, für die neuen ab 1990. Die in diesem Kapitel verwandten Zahlen stammen, so sie nicht selbst errechnet wurden, aus Statistiken des Deutschen Sportbundes, der Landessportbünde und aus telefonisch übermittelten Informationen von DSB- und LSB-Mitarbeitern. Sie wurden jeweils zum 31. Dezember des genannten Jahres von den Verbänden als Daten erfasst, sollen in dieser Arbeit die Entwicklung der letzten Jahre widerspiegeln und zeigen, dass die Altersgruppe der Senioren in eine bedeutende Rolle innerhalb des Deutschen Sportbundes hineinwächst. Als Senioren werden im folgenden alle über 60-Jährigen bezeichnet.

3. 1. Landessportbund Baden-Nord

Einen fast linearen Anstieg bei den Mitgliederzahlen der Senioren konnte der Landessportbund Baden-Nord in den letzten Jahren verzeichnen. 1983 waren in diesem Verband lediglich 33.324 Männer und 8.213 Frauen über 60 Jahre registriert. Zwei Jahre später hatte sich die Zahl der über 60-jährigen Männer auf 35.559 und die der gleichaltrigen Frauen auf 9.911 erhöht. Damit trieben 1985 knapp 4.000 Senioren dieser Altersklasse mehr Sport als 1983. Das ergibt einen Anstieg von gut 9% innerhalb von zwei Jahren. 1987 hatte sich die Mitgliederzahl der über 60-Jährigen um weitere knapp 16% erhöht. Jetzt waren bereits 40.181 Männer und 12.375 Frauen in den Sportvereinen des LSB gemeldet. 1990 lag die Zahl der männlichen Vereinsmitglieder über 60 Jahre bereits bei 46.536. Die Frauen erhielten in den drei Jahren zwischen 1987 und 1990 einen Zuwachs von 3.501 Mitgliedern. Fünf Jahre darauf lag die Zahl der über 60-jährigen Männer bei 62.226 und die der Frauen bei 24.098. Und 1999 waren 67.802 Männer und 29.549 Frauen jenseits der 60 verzeichnet.

Von 1983 bis 1999, innerhalb von 16 Jahren, stieg die Zahl der Seniorensportler über 60 Jahre damit von 41.537 auf 97.351, also um 55.814, und hat sich damit mehr als verdoppelt. Prozentual beträgt der Anstieg 134%.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zum Vergleich: Die Anwuchsraten in den anderen Altersgruppen waren – mit Ausnahme der bis 6-Jährigen (der in absoluten Zahlen kleinsten Gruppe also) – im gleichen Zeitraum bei weitem nicht so hoch:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 13.620 Mitgliedern auf 35.265, also um 21.645. Das sind knapp 159% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 159.195 Mitgliedern (1983) auf 185.083 (1999), also um 25.888. Das sind gut 16% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 60-Jährigen: Anstieg von 353.065 Mitgliedern (1983) auf 433.314 (1999), also um 80.249. Das sind knapp 23% mehr.

Die Seniorengruppe hat also in den Jahren zwischen 1983 und 1999 mit am kräftigsten zugelegt. Noch deutlicher wird der Trend des starken Mitgliederzuwachses bei den über 60-Jährigen, wenn man nur die Veränderungen der Mitgliederzahlen zwischen 1995 und 1999 betrachtet.

In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Seniorensportler im Landessportbund Baden-Nord von 86.324 auf 97.351. Das ergibt einen prozentualen Zuwachs von knapp 13%.

Zum Vergleich die Zuwachszahlen anderer Altersgruppen:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 31.501 Mitgliedern (1995) auf 35.265 (1999), also um 3.764. Das sind knapp 12% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 173.398 Mitgliedern (1995) auf 185.083 (1999), also um 11.685. Das sind fast 7% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 40-Jährigen: Anstieg von 226.715 Mitgliedern (1995) auf 227.345 (1999), also um 630. Das sind nur 0,3% mehr. Die Zahl der 19- bis 26-Jährigen war dabei sogar deutlich rückläufig, die Zahl der 27- bis 40-Jährigen stieg dagegen.

Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen: Rückgang von 215.270 Mitgliedern (1995) auf 205.969 (1999). Dies ergibt ein Minus von 9.301. Prozentual ging die Zahl der Sportler um gut 4% zurück.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Während die Mitgliederentwicklung in den meisten anderen Altersgruppen in den letzten Jahren also stagnierte oder sogar ins Negative tendierte, gewannen die Senioren stetig an Mitgliedern hinzu. Wie stark der Seniorensport im Landessportbund Baden-Nord auf dem Vormarsch ist, zeigt sich vor allem auch daran, dass ihr Anteil an der Gesamtmitgliederzahl in den letzten Jahren ständig wuchs, wie folgende Grafik zeigt:

Wie aus der Abbildung zu lesen ist, waren 1983 nur gut 7 % der Mitglieder des LSB Baden-Nord älter als 60 Jahre. 1990 waren es bereits 9% und 1999 war der Anteil der Senioren auf 13% angewachsen. Damit ist bereits jeder achte Vereinssportler dieses LSB älter als 60 Jahre.

3. 2. Landessportbund Baden-Süd

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine ähnliche Tendenz ist im Schwesternsportbund des LSB Baden-Nord, dem LSB Baden-Süd zu beobachten. Dessen Zentrale in Freiburg erfasste zum 31. Dezember 1983 lediglich 34.898 Männer und 8.612 Frauen über 60 Jahre. Bereits zwei Jahre später hatte sich die Zahl der Senioren drastisch erhöht. 37.864 über 60-jährigen Männern standen 10.348 Frauen gleichen Alters gegenüber. Insgesamt wurden 1985 also 4.702 Menschen dieser Altersklasse mehr in den Mitgliederlisten der Vereine geführt als 1983. Prozentual ist dies eine Steigerung von gut 11% innerhalb von nur zwei Jahren. 1987 hatte sich die Mitgliederzahl der über 60-Jährigen um weitere knapp 17% erhöht. In jenem Jahr waren bereits 43.622 Männer und 12.677 Frauen in den Sportvereinen des LSB gemeldet. Und der Aufwärtstrend setzte sich fort. 15.876 Frauen über 60 und damit 3.199 mehr als drei Jahre zuvor wurden 1990 gezählt – bei 52.411 Männern der gleichen Altersstufe. Weitere fünf Jahre darauf, nämlich 1995, lag die Zahl der über 60-jährigen Männer bei 68.118 und die der Frauen bei 22.958. Der Höchststand wurde schließlich 1999 erreicht. In jenem Jahr tauchten 85.474 Männer und 31.216 Frauen jenseits der 60 in den Mitgliederstatistiken auf.

Im LSB Baden-Süd wuchs die Zahl der erfassten Seniorensportler damit zwischen 1983 und 1999 von 43.510 auf 116.690, also um 73.180. Die Zahl der über 60-Jährigen hat sich demnach innerhalb von 16 Jahren weit mehr als verdoppelt. Prozentual beträgt der Anstieg 159%.

Nur die Zahl der bis 6-Jährigen, der an Mitgliedern absolut kleinsten Gruppe also, wuchs im gleichen Zeitraum noch drastischer an als die der Seniorensportler. Alle anderen Altersklassen erfuhren zwar auch eine progressive Entwicklung, allerdings eine, die bei weitem nicht an das Maß der Seniorengruppe heranreichte. Zum Vergleich hier die Zahlen:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 12.139 Mitgliedern (1983) auf 36.791 (1999), also um 24.652. Das sind knapp 203% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 182.797 Mitgliedern (1983) auf 221.732 (1999), also um 38.935. Das sind gut 21% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 60-Jährigen: Anstieg von 412.828 Mitgliedern (1983) auf 520.085 (1999), also um 107.257 Das sind knapp 26% mehr.

Dass gerade in den letzten Jahren des angesprochenen Zeitraums im Seniorenbereich ein ungebrochener Aufschwung erfolgte, während andere Altersgruppen zum Teil Einbußen hinnehmen mussten, beweisen die Zahlen, die zwischen 1995 und 1999 erfasst wurden.

In diesen vier Jahren stieg die Zahl der über 60-Jährigen im Landessportbund Baden-Süd von 91.074 auf 116.690. Das ergibt einen prozentualen Zuwachs von 28%.

Zum Vergleich die Zuwachszahlen anderer Altersgruppen:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 34.242 Mitgliedern (1995) auf 36.791 (1999), also um 2.549. Das sind gut 7% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 205.817 Mitgliedern (1995) auf 221.733 (1999), also um 15.916. Das sind ebenfalls gut 7% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 40-Jährigen: Rückgang von 285.561 Mitgliedern (1995) auf 272.330 (1999), also um 13.231. Das ergibt ein Minus von knapp 5%.

Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen: Anstieg von 240.373 Mitgliedern (1995) auf 247.755 (1999), also um 7.382. Das sind etwa 3%.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

21% Zuwachs bei den über 60-Jährigen stehen also zweimal 7%, einmal 3% und einmal sogar ein Minus von 5% gegenüber. Der Progress in der Seniorengruppe hinsichtlich der Mitgliederzahlen war in den vier Jahren zwischen 1995 und 1999 also ein wesentlich stärkerer als der in anderen Altersgruppen. Dass die Senioren allein von ihrer Zahl her einen immer stärkeren Posten im LSB Baden-Süd besetzen, zeigt sich auch daran, dass sich ihr Anteil an der Gesamtmitgliederzahl in den letzten Jahren ständig steigerte. Folgende Grafik soll dies veranschaulichen:

Die Kurve hat fast einen linearen Anstieg. Erklären lässt sich dies mit konkreten Zahlen. 1983 waren nur knapp 7% der Mitglieder des LSB Baden-Süd Senioren. Sieben Jahre später war die Zahl auf knapp 9% angewachsen. Den vorläufigen Klimax erreichten die Senioren im letzten der in dieser Arbeit betrachteten Jahre: 1999. In diesem Jahr war der Anteil der Senioren auf 13% angewachsen. Damit ist bereits jeder achte Vereinssportler dieses LSB ein über 60-Jähriger.

3. 3. Landessportbund Württemberg

Der Landessportbund Württemberg, der dritte Sportbund innerhalb des Landessportverbandes Baden-Württemberg, steht seinen beiden badischen Nachbarn in nichts nach. Im Gegenteil. Die Anwuchsraten im Seniorenbereich sind sogar noch höher. Im Jahre 1983 stellte die Geschäftsstelle in Stuttgart eine Mitgliederstatistik zusammen, in der in der Spalte der über 60-Jährigen 59.491 Männer und 14.823 Frauen vorkamen. 1985 mussten diese Zahlen auf 65.479 (Männer) beziehungsweise 17.871 (Frauen) erhöht werden. Damit nutzten 1985 insgesamt 9.036 Senioren dieser Altersklasse mehr die Angebote der Vereine als zwei Jahre zuvor – ein Anstieg immerhin von gut 12%. Zwei Jahre später, also 1987, hatte sich die Mitgliederzahl der über 60-Jährigen um weitere 22% erhöht. Jetzt waren bereits 77.735 Männer und 24.142 Frauen in den Sportvereinen des LSB gemeldet. Als der DSB 1990 die erste gesamtdeutsche Statistik vorlegte, standen im LSB Württemberg bereits 93.743 Männer und 32.074 Frauen über 60 in den Büchern. 1995 hatte sich die Zahl der Herren im gestandenen Alter nochmals erhöht: auf 118.861. Die der Frauen lag in diesem Jahr bei 45.758. Und 1999 waren 147.111 Männer und 64.670 Frauen jenseits der 60 verzeichnet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Zahl der Seniorensportler hat sich zwischen 1983 und 1999 damit fast verdreifacht. 1999 waren 211.781 Mitglieder über 60 gemeldet. 16 Jahre vorher gingen im Landessportbund Württemberg nur 74.314 Senioren einer Sportart nach. Prozentual beträgt der Anstieg damit knapp 185%.

Vergleicht man diese Zahlen mit denen anderer Altersgruppen, wird wie bereits in Baden-Nord und Baden-Süd eines klar: Nur die Gruppe der bis 6-Jährigen hat ähnlich hohe Zuwachsraten wie die der Senioren. Hier die Übersicht:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 33.964 Mitgliedern (1983) auf 99.415 (1999), also um 65.451. Das sind 193% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 459.512 Mitgliedern (1983) auf 553.750 (1999), also um 94.238. Das sind knapp 21% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 60-Jährigen: Anstieg von 823.531 Mitgliedern (1983) auf 1.107.407 (1999), also um 283.876 Das sind knapp 35% mehr.

Einen noch besseren Eindruck vom Vormarsch des Seniorensports im LSB Württemberg gewinnt man, wenn man nur die Veränderungen der Mitgliederzahlen zwischen 1995 und 1999 betrachtet.

In diesem Zeitraum stieg die Zahl der über 60-Jährigen im Landessportbund Württemberg von 164.619 auf 211.718. Das ergibt einen prozentualen Zuwachs von knapp 29%.

Zum Vergleich die Zuwachszahlen anderer Altersgruppen:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 87.666 Mitgliedern (1995) auf 99.415 (1999), also um 11.749. Das sind etwa 13% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 511.987 Mitgliedern (1995) auf 553.750 (1999), also um 41.763. Das sind gut 8% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 40-Jährigen: Rückgang von 633.638 Mitgliedern (1995) auf 606.806 (1999), also um 26.832. Das ergibt ein Minus von gut 4%.

Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen: Anstieg von 489.785 Mitgliedern (1995) auf 500.601 (1999), also um 10.816. Das sind gut 2%. Dabei konnten in dieser Altersgruppe die Frauen einen Zuwachs, die Männer aber mussten einen Rückgang der Mitgliederzahlen verzeichnen.

Der Anstieg der Mitgliederzahlen bei den Senioren ist also wesentlich höher als der anderer Altersgruppen. Mehr als doppelt so hoch im Vergleich zu den bis 6-Jährigen. Fast viermal höher als bei den 7- bis 18-Jährigen. Und 14mal höher als bei den 41- bis 60-Jährigen. Die 19- bis 40-Jährigen verzeichneten sogar einen Mitgliederschwund. Die folgende Grafik zeigt, wie sich zwischen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1983 und 1999 auch der prozentuale Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtmitgliederzahl ständig steigerte:

Wie zu erkennen ist, waren 1983 nur gut 5% der Mitglieder des LSB Württemberg Senioren über 60 Jahre. Die Zahl wuchs dann fast linear, betrug 1990 bereits 7% und steigerte sich bis 1999 auf einen Prozentwert von knapp 11%. Damit ist bereits jeder neunte Vereinssportler dieses LSB ein Senior.

3. 4. Landessportbund Bayern

Eine ähnlich rasante Entwicklung wie im Nachbarbundesland Baden-Württemberg hat der Alterssport in Bayern in den letzten 16 Jahren hinter sich, wenngleich die Senioren-Zahlen Anfang und Mitte der 90er Jahre nahezu stagnierten. Das mag daran liegen, dass der LSB Bayern über ein sehr hohes Ausgangsniveau an Seniorensportlern verfügte. Schon 1985[11] waren im Landessportbund Bayern nämlich 120.607 Männer und 26.856 Frauen über 60 Jahre registriert. Zwei Jahre später hatte sich die Zahl der über 60-jährigen Männer auf 131.929 und die der Frauen auf 27.340 erhöht. Damit trieben 1987 insgesamt 11.806 Senioren dieser Altersklasse mehr Sport als 1985. Das ergibt einen Anstieg von 8% innerhalb von zwei Jahren. 1990 hatte sich die Mitgliederzahl der über 60-Jährigen um weitere 58% erhöht: auf 192.576 Männer und 59.850 Frauen. In den Folgejahren wuchsen die Mitgliederzahlen nur schwach an, waren zum Teil sogar rückläufig (siehe auch die Abbildung unten). Erst 1996 zogen die Werte wieder kräftig an: auf 227.089 männliche Senioren und 95.444 Frauen. 1999 schließlich gab es in den 11.315 Vereinen des LSB Bayern 271.223 Männer und 123.625 Frauen, die älter als 60 waren.

Insgesamt hat der LSB Bayern in den 14 Jahren zwischen 1985 und 1999 also 247.385 Seniorensportler hinzu gewonnen. Die Zahl stieg von 147.463 auf 394.848, also um 168%, und hat sich damit weit mehr als verdoppelt, ja fast verdreifacht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Damit ergibt sich auch für Bayern folgendes Bild: An den eminenten Anstieg der Mitgliederzahlen in der Seniorengruppe kommen andere Altersklassen nicht heran – mit Ausnahme der bis 6-Jährigen. Die folgenden Daten belegen dies:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen:[12] Anstieg von 50.543 Mitgliedern (1985) auf 134.209 (1999), also um 83.666. Das sind knapp 166% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 790.664 Mitgliedern (1985) auf 1.094.878 (1999), also um 304.214. Das sind knapp 38% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 60-Jährigen: Anstieg von 2.174.034 Mitgliedern (1985) auf 2.566.095 (1999), also um 392.061 Das sind 18% mehr.

Noch deutlicher wird der Trend des überaus starken Mitgliederzuwachses in der Seniorengruppe, wenn man nur die Veränderungen der Mitgliederzahlen zwischen 1995 und 1999 betrachtet.

In diesem Zeitraum stieg die Zahl der über 60-Jährigen im Landessportbund Bayern von 293.562 auf 394.848. Das ergibt einen prozentualen Zuwachs von knapp 35%.

Zum Vergleich die Zuwachszahlen anderer Altersgruppen:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 115.314 Mitgliedern (1995) auf 132.209 (1999), also um 16.895. Das sind 15% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 1.018.029 Mitgliedern (1995) auf 1.094.878 (1999), also um 76.849. Das sind knapp 8% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 40-Jährigen: Rückgang von 1.610.425 Mitgliedern (1995) auf 1.485.015 (1999), also um 152.410. Das sind minus 8%.

Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen: Anstieg von 1.041.943 Mitgliedern (1995) auf 1.108.080 (1999), also um 66.137. Das sind rund 6%.

Vergleicht man die Gruppen miteinander, stellt man fest, dass die Zahlen der Seniorensportler kräftig angezogen haben, während die Mitgliederentwicklung in den anderen Altersgruppen vergleichsweise niedrige Zuwachszahlen beziehungsweise sogar Rückgänge aufweist. Parallel zur Steigerung der Mitgliederzahlen wuchs auch der prozentuale Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtmitgliederzahl des LSB Bayern, wie auf der folgenden Abbildung zu erkennen ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In konkreten Zahlen gestaltet sich der Zuwachs wie folgt:

Knapp 5 % der Mitglieder des LSB Bayern waren 1985 Senioren. Fünf Jahre später hatte sich die Zahl auf 7% erhöht. Und 1999 war der Anteil der Senioren auf weit über 9% angewachsen. Damit ist bereits jeder elfte Vereinssportler dieses LSB ein über 60-Jähriger. Bayern liegt damit genau im bundesdeutschen Durchschnitt.

3. 5. Landessportbund Berlin

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Landessportbund Berlin ist im Vergleich zu den bereits besprochenen LSB ein vergleichsweiser kleiner Verband. Und er ist einer, der sich erst spät dem Trend des Seniorenzuwachses anpasste. Erst ab Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts stiegen die Mitgliederzahlen der über 60-Jährigen sprunghaft an. Zuvor hatten die Vereine nur einen leichten Zuwachs von Seniorensportlern vermelden können. Von 1983 bis 1987 wuchs die Zahl der männlichen Senioren lediglich von 12.646 auf 13.017 und die der Frauen von 6.885 auf 7.663. Dann aber schossen die Zahlen schneller in die Höhe. Ende 1990 veröffentlichte der Berliner Verband bereits folgende Daten: 16.587 Männer und 9.647 Frauen über 60 treiben im LSB der Hauptstadt Sport. Bis 1999 wuchs die Zahl der Männer dann auf 29.268 und die der Frauen auf 20.266 an.

Von 1983 bis 1999, innerhalb von 16 Jahren, stieg im Landessportbund Berlin die Zahl der Seniorensportler über 60 Jahre damit von 19.531 auf 49.534, also um 30.003, und hat sich damit weit mehr als verdoppelt. Prozentual beträgt der Anstieg 153,62%.

In Berlin konnten die Seniorensportler damit einen größeren Zuwachs verzeichnen als alle anderen Altersklassen, eingeschlossen die bis 6-Jährigen, wie folgende Übersicht zeigt:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 7.038 Mitgliedern (1983) auf 13.856 (1999), also um 6.818. Das sind 97% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 94.842 Mitgliedern (1983) auf 132.874 (1999), also um 38.032. Das sind 40% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 60-Jährigen: Anstieg von 234.964Mitgliedern (1983) auf 338.878 (1999), also um 103.914. Das sind gut 44% mehr.

Noch deutlicher wird der Trend des überaus starken Mitgliederzuwachses in der Seniorengruppe, wenn man nur die Veränderungen der Mitgliederzahlen zwischen 1995 und 1999 betrachtet.

In diesem Zeitraum stieg die Zahl der über 60-Jährigen im Landessportbund Württemberg von 35.386 auf 49.534. Das ergibt einen prozentualen Zuwachs von knapp 40%.

Zum Vergleich die Zuwachszahlen anderer Altersgruppen:

Altersgruppe der bis 6-Jährigen: Anstieg von 12.993 Mitgliedern (1995) auf 13.856 (1999), also um 863. Das sind gut 7% mehr.

Altersgruppe der 7- bis 18-Jährigen: Anstieg von 131.083 Mitgliedern (1995) auf 132.874 (1999), also um 1.791. Das ist gut 1% mehr.

Altersgruppe der 19- bis 40-Jährigen: Anstieg von 200.552 Mitgliedern (1995) auf 204.730 (1999), also um 4.178. Das ergibt ein Plus von 2%.

Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen: Rückgang von 140.541 Mitgliedern (1995) auf 134.148 (1999), also um 6.393. Das sind knapp 5%. Dabei konnten in dieser Altersgruppe die Frauen einen Zuwachs, die Männer aber mussten einen Rückgang der Mitgliederzahlen verzeichnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Während die Mitgliederentwicklung in anderen Altersgruppen in den letzten Jahren also stagnierte oder sogar ins Negative tendierte, gewannen die Senioren stark an Mitgliedern hinzu. Wie stark der Seniorensport im Landessportbund Berlin auf dem Vormarsch ist, zeigt sich vor allem auch daran, dass ihr Anteil an der Gesamtmitgliederzahl in den letzten Jahren ständig wuchs, wie folgende Grafik zeigt:

Zwar erlebte diese Kurve Ende der 80er Jahre einen Knick, stieg dann aber in den letzten zehn Jahren des 20. Jahrhunderts in einer steilen Linie an. 1983 waren nur etwa 5,5% der Mitglieder des LSB Berlin Senioren über 60 Jahre. 1990 war der Anteil auf 4,6% gesunken. Bis 1999 allerdings war der Anteil der Senioren auf 8,5% angewachsen. Damit ist fast jeder elfte Vereinssportler dieses LSB ein über 60-Jähriger.

3. 6. Landessportbund Brandenburg

Die Daten des Landessportbundes Brandenburg wurden zum ersten Mal 1990 erfasst. Am 31. Dezember jenes Jahres waren in diesem LSB laut Statistik des Deutschen Sportbundes 8.262 Männer und 4.405 Frauen über 60 Jahre registriert. Zwei Jahre später hatte sich die Zahl der über 60-jährigen Männer auf 24.790 und die der Frauen auf 4.634 erhöht. Damit trieben 1992 insgesamt 16.757 Senioren dieser Altersklasse mehr Sport als 1990. Das ergibt einen Anstieg von 132% innerhalb von zwei Jahren. Der starke Anstieg ist fast ausschließlich auf einen Zuwachs im Männerbereich zurückzuführen. Nach Auskünften des LSB Brandenburg geht diese auch in der Diagrammkurve (siehe unten) zu erkennende und bis 1995 andauernde enorme Steigerung sowie der nachfolgende akute Abfall der Mitgliederzahlen auf den Eintritt und den plötzlichen Wiederaustritt der Angelvereine zurück. Das Sportfischen zählt zu den beliebtesten Sportarten bei Senioren (siehe dazu auch 4.2). Auch im Land Brandenburg. Bevor die Angler 1996 aus dem LSB austraten, hatte sich die Zahl der männlichen Senioren deshalb im Brandenburger LSB bis auf den Rekordwerd von 67.928 hoch geschraubt. Zudem führte der LSB insgesamt 21.187 Seniorinnen in seinen Listen. Als die Angler austraten, sackten die Zahlen enorm in den Keller. 1997 tauchten nur noch 8.154 Männer und 5.254 Frauen über 60 als Mitglieder in den Unterlagen des LSB auf. Nach dem Einbruch stieg die Zahl allerdings wieder, und 1999 meldeten die Vereine dem Landesverband insgesamt 11.756 männliche Senioren und 7.980 Seniorinnen.

[...]


[1] Schwier, J.: Zur Lebenssituation älterer Menschen. In: Kirchner/Rohm/Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 14.

[2] Vgl. hierzu: Hübscher, J.: Biologische Aspekte des Sports mit Älteren. In: Kirchner/Rohm/ Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 38.

[3] Vgl. hierzu: Hübscher, J.: Biologische Aspekte des Sports mit Älteren. In: Kirchner/Rohm/ Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 49.

[4] Vgl. hierzu: Hübscher, J.: Biologische Aspekte des Sports mit Älteren. In: Kirchner/Rohm/ Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 48/49.

[5] Quelle: Baur, Jürgen u.a.: Seniorensport in Ostdeutschland. Aachen 1996, S. 44.

[6] Vgl. Schwier, J.: Zur Lebenssituation älterer Menschen. In: Kirchner/Rohm/Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 14.

[7] Vgl. Schwier, J.: Zur Lebenssituation älterer Menschen. In: Kirchner/Rohm/Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 17.

[8] Schwier, J.: Zur Lebenssituation älterer Menschen. In: Kirchner/Rohm/Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 19.

[9] Vgl. Schwier, J.: Zur Lebenssituation älterer Menschen. In: Kirchner/Rohm/Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998.

[10] Vgl. Schwier, J.: Zur Lebenssituation älterer Menschen. In: Kirchner/Rohm/Wittemann: Seniorensport. Aachen 1998, S. 24 bis 29.

[11] Im Jahre 1983 meldete der LSB Bayern noch nicht nach getrennten Altersklassen. Als Einstiegsjahr der Untersuchung wurde deshalb 1985 gewählt.

[12] Es ist zu beachten, dass der Landessportbund Bayern erst ab 1995 die Altersgruppe der bis 6-Jährigen konkret meldete. Zuvor waren die bis 6-Jährigen mit den 7- bis- 14-Jährigen zusammengefasst. Die genannten Zahlen beziehen sich daher teilweise auf Hochrechnungen.

Excerpt out of 105 pages

Details

Title
Der Vormarsch des Seniorensports in Deutschland
Subtitle
Sportdemographische Entwicklungen in den Landessportbünden des Deutschen Sportbundes sowie in der Hansestadt Greifswald und ihr Einfluss auf die Zukunft der Sportvereine
College
Ernst Moritz Arndt University of Greifswald  (Institut für Sportwissenschaft)
Grade
1,5
Author
Year
2001
Pages
105
Catalog Number
V8378
ISBN (eBook)
9783638153614
ISBN (Book)
9783640700189
File size
1363 KB
Language
German
Notes
Keywords
Sport, Sportwissenschaft, Demographie, Senioren, Statistik
Quote paper
Thomas Pult (Author), 2001, Der Vormarsch des Seniorensports in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8378

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