Die Rolle des Europäischen Parlaments im Gesetzgebungsprozess - Eine kritische Auseinandersetzung mit George Tsebelis


Dossier / Travail, 2006

16 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der neue rationale Institutionalismus

3. Legislativverfahren der Europäischen Union
3.1 Das Verfahren der Zusammenarbeit
3.2 Das Mitentscheidungsverfahren nach dem Vertrag von Maastricht
3.3 Die Reform des Mitentscheidungsverfahrens nach dem Vertrag von Amsterdam

4. George Tsebelis Modell zum Gesetzgebungsprozess
4.1 Das Verfahren der Zusammenarbeit
4.2 Das Mitentscheidungsverfahren I
4.3 Das Mitentscheidungsverfahren II

5. Diskussion des Tsebelis-Modells
5.1 Die Verfahrensregel 78
5.2 Die Mehrdimensionalität europäischer Politik
5.3 Einzelne und Wiederholte Spiele
5.4 Axiomatische Probleme

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„I fear that a large amout of academic work is based on a lack of knowledge of the realities of decision taking and has gone off at a tangent”[1]

Dieses harte Urteil fällt das Mitglied des Europäischen Parlaments Richard Corbett über die wissenschaftliche Debatte zum Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union. Der Entscheidungsprozess ist seit Mitte der 90er Jahre verstärkt zu einem populären Forschungsgegenstand der Politikwissenschaften geworden. Die meistzitierte Arbeit zum Thema wurde 1994 von George Tsebelis verfasst.[2] Darin vertritt er die spektakuläre These, dass das Europäische Parlament im Mitentscheidungsverfahren nach dem Vertrag von Maastricht an Einfluss gegenüber dem (bis dahin größtenteils angewandten) Verfahren der Zusammenarbeit eingebüßt hat. Die These ist insofern gewagt, als dass das Mitentscheidungsverfahren offiziell mit dem Ziel eingeführt wurde, das Parlament gewichtiger in den Entscheidungsprozess einzubinden und damit das politische System zu demokratisieren. Tsebelis Modell, das er in den folgenden Jahren mit anderen Wissenschaftlern modifizierte[3], hat eine intensive akademische Debatte ausgelöst und entscheidend dazu beigetragen, dass sich die theoretische Schule des neuen rationalen Institutionalismus in der politologischen Analyse der EU etablieren konnte. Dowding geht so weit, von einem vollzogenen Paradigmenwechsel in den Europawissenschaften zu sprechen.[4]

Die vorliegende Arbeit stellt eine kritische Auseinandersetzung mit Tsebelis Modell dar. Die leitende Forschungsfrage lautet: Eignet sich Tsebelis Modell, um die Rolle des Europäischen Parlaments im Gesetzgebungsprozess adäquat zu beschreiben? Hierzu unterbreite ich die Hypothese, dass sein Modell inadäquat ist, die Ergebnisse, wie auch die Logik des Entscheidungsprozesses zu erfassen. Hierbei wird der allgemein weit geteilten Intuition gefolgt, dass das Mitentscheidungsverfahren I keine kontraintuitive Wirkung entfaltet.

Zur Untersuchung der Hypothese gehe ich wie folgt vor: Zunächst soll ein kurzer Überblick über die Theorie des neuen rationalen Institutionalismus geliefert werden. Danach wird das Verfahren der Zusammenarbeit und das Mitentscheidungsverfahren (nach dem Vertrag von Maastricht (I) und nach dem Vertrag von Amsterdam (II)) erklärt. Im Anschluss wird Tsebelis Interpretation der Verfahren dargestellt. Danach werde ich sein Modell in Bezug auf verschiedene Punkte untersuchen, kritisieren und teilweise alternative Ideen aufzeigen, mit denen die Logik des Gesetzgebungsprozess besser beschrieben werden kann. Hierbei werde ich empirische, methodische wie auch theoretische Kritikpunkte ansprechen.

Im Ergebnis komme ich zu einer Bestätigung meiner Hypothese. Tsebelis Modell ist empirisch nicht evident, theoretisch und methodisch teilweise kritikwürdig. Es verkennt den kooperativen Charakter des Entscheidungsprozesses. Dieser, so könnte man argumentieren, ist schwer mit einem politökonomischen Zugang erfassbar und testbar. In der Diskussion von Tsebelis Modell soll mit einigen einfachen spieltheoretischen Überlegungen angedeutet werden, wie ein adäquateres Erklärungsmodell aussehen könnte. Entscheidend wird hierbei sein, dass der Gesetzgebungsprozess nicht mehr als einzelnes Spiel, sondern als eine unbegrenzte Wiederholung von Spielen aufgefasst wird.

[...]


[1] In: Corbett 2000, S.381

[2] Tsebelis 1994

[3] Zwei weitere Aufsätze verfasste Tsebelis mit Geoffrey Garett. Im Folgenden wird der Einfachheit halber nur von Tsebelis gesprochen. Dies scheint insofern angemessen, als das die Grundthese von ihm alleine formuliert wurde.

[4] Vgl. Dowding 139

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Die Rolle des Europäischen Parlaments im Gesetzgebungsprozess - Eine kritische Auseinandersetzung mit George Tsebelis
Université
Free University of Berlin  (Otto Suhr Institut für Politikwissenschaft)
Cours
Politik und Wirtschaft in Europa
Note
1,0
Auteur
Année
2006
Pages
16
N° de catalogue
V83995
ISBN (ebook)
9783638001755
ISBN (Livre)
9783638937917
Taille d'un fichier
426 KB
Langue
allemand
Mots clés
Rolle, Europäischen, Parlaments, Gesetzgebungsprozess, Eine, Auseinandersetzung, George, Tsebelis, Politik, Wirtschaft, Europa
Citation du texte
Malte Nelles (Auteur), 2006, Die Rolle des Europäischen Parlaments im Gesetzgebungsprozess - Eine kritische Auseinandersetzung mit George Tsebelis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83995

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