„Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 beschreitet Russland den schwierigen und müheseligen Weg der Transformation von einem diktatorischen, planwirtschaftlichen Staat in eine präsidiale Marktwirtschaft. Die Verfassung von 1993 bezeichnete Russland als demokratischen, föderalen Rechtsstaat mit republikanischer Regierungsform und legte einen Grundrechtskatalog fest.“
Beim ersten Lesen des Zitats entsteht der Eindruck, dass Russland nach dem Zerfall des Ostblocks gute Fortschritte in Richtung Demokratie macht. Die Wirtschaft wird nicht mehr zentral gelenkt, es wurde eine Verfassung erlassen, in der Russland schon als demokratischer und föderaler Rechtsstaat bezeichnet wird.
Dies ist aber definitiv nicht der Fall: Russland hat die Konsolidierung nicht geschafft und besitzt eine defekte Demokratie.
Um diese These begründen zu können, wird wie folgt vorgegangen. In dieser Hausarbeit wird die Systemtransformation eines autoritären hin zu einem demokratischen Systems vorgestellt. Dies geschieht zunächst in einem theoretischen Teil, in dem die Grundaspekte und Begriffe definiert und erläutert werden. Zunächst wird der Begriff Demokratie nochmals definiert, um anschließend eine defekte Demokratie klassifizieren zu können. Anschließend werden autoritäre und totalitäre Regime erklärt. Als nächstes werden die Begriffe der Transformation näher gebracht. Diese sind in der zeitlich korrekten Abfolge erklärt, um verstehen zu können, wie eine Systemtransformation zustande kommen kann. Fortfolgend werden vier Transformationstheorien vorgestellt, die dazu dienen sollen, die Erfolgs- und Misserfolgsbedingungen in sozialen Teilsystemen zu suchen. Als letztes im theoretischen Teil wird die embedded democracy vorgestellt, mit deren Hilfe anschließend im praktischen Teil festgestellt werden soll, ob Russland eine funktionierende Demokratie besitzt.
Zu Beginn des praktischen Teils wird Russlands Demokratie näher gebracht. Zunächst folgt ein kurzer Exkurs in die Entwicklung Russlands nach dem Fall der Sowjetunion, um danach die soziale Ungleichheit und die russische Gesellschaft zu beleuchten. Im weiteren Ablauf wird nun konkret anhand der embedded democracy Russlands System ergründet, um anschließend in einer Ursachenforschung die Gründe darzulegen. Am Schluss resümiert das Fazit die vorliegende Arbeit und beinhaltet eine eigene Stellungnahme zu diesem Sachverhalt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition von Demokratie
- Defekte Demokratien
- Das autoritäre Regime
- Das totalitäre Regime
- Transformationsbegriffe
- Systemwandel
- Systemwechsel
- Transition
- Konsolidierung
- Transformationstheorien
- Die Modernisierungstheorie
- Die Strukturtheorie
- Die Kulturtheorie
- Die Handlungstheorie
- Embedded Democracy
- Russlands Demokratie
- Russlands Entwicklung nach der Auflösung der Sowjetunion
- Die soziale Ungleichheit
- Die russische Gesellschaft
- Russlands embedded democracy
- Das Wahlregime
- Politische Teilhaberrechte
- Effektive Regierungsgewalt
- Horizontale Gewaltenteilung
- Bürgerliche Freiheitsrechte
- Zusammenfassung der russischen embedded democracy
- Ursachenforschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Systemtransformation in Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Ziel ist es, die Entwicklung des Landes von einem autoritären, planwirtschaftlichen Staat hin zu einer präsidialen Marktwirtschaft zu analysieren und dabei insbesondere die Frage nach der Etablierung einer funktionierenden Demokratie in Russland zu beleuchten.
- Die Definition von Demokratie und die Charakteristika defekter Demokratien
- Transformationstheorien und die Bedingungen für erfolgreiche Systemtransformationen
- Das Konzept der embedded democracy und seine Anwendung auf den Fall Russland
- Die Entwicklung Russlands nach dem Zerfall der Sowjetunion und die Herausforderungen der Transformation
- Die Analyse des russischen politischen Systems im Hinblick auf die embedded democracy
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Begriffs Demokratie und untersucht im Anschluss die verschiedenen Typen von defekten Demokratien. Anschließend werden autoritäre und totalitäre Regime erläutert, um die Transformation von einem diktatorischen hin zu einem demokratischen System besser verstehen zu können. Die verschiedenen Transformationsphasen werden dann anhand der Begriffe Systemwandel, Systemwechsel, Transition und Konsolidierung erklärt. Des Weiteren werden vier zentrale Transformationstheorien vorgestellt, die die Erfolgs- und Misserfolgsbedingungen für Systemtransformationen beleuchten. Abschließend wird das Konzept der embedded democracy eingeführt, das in der zweiten Hälfte der Arbeit auf Russland angewendet wird.
Im praktischen Teil wird zunächst ein Überblick über Russlands Entwicklung nach dem Fall der Sowjetunion gegeben. Anschließend werden die soziale Ungleichheit und die russische Gesellschaft im Kontext der Transformation analysiert. Der Kern des praktischen Teils liegt dann in der Untersuchung von Russlands embedded democracy, wobei die verschiedenen Elemente des politischen Systems, wie z. B. das Wahlregime, die politischen Teilhaberrechte, die Effektive Regierungsgewalt und die bürgerlichen Freiheitsrechte, analysiert werden. Abschließend werden die Ursachen für die Situation der russischen embedded democracy beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen Systemtransformation, Demokratie, defekte Demokratie, embedded democracy, autoritäres Regime, totalitäres Regime, Modernisierungstheorie, Strukturtheorie, Kulturtheorie, Handlungstheorie, Russland, und soziale Ungleichheit.
- Arbeit zitieren
- Tobias Wolff (Autor:in), 2007, Systemtransformation in der Theorie und in der Praxis am Beispiel Russlands, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84745