Das Nibelungenlied gehört zu den bekanntesten Heldenepen des klassischen Hochmittelalters und markiert als Hauptwerk der höfischen Periode der Literatur einen literarischen Neubeginn um 1200. Die Entstehung ist zwischen 1170 und 1230 sehr unsicher datiert und die Überlieferung umreißt einen Zeitraum von rund 300 Jahren. Zwischen dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts bis zum zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts ist das Nibelungenlied in 35 Schriften nachzuweisen. Dabei zeigt die Überlieferung von rund elf fast vollständig und 24 in Bruchstücken erhaltenen Zeugnissen, dass das Nibelungenlied auf eine hohe zeitgenössische Resonanz stieß.1 Die Klage, die des öfteren von der Handlung des Epos abweicht und als eigenständige Dichtung zu verstehen ist folgt in den meisten Fällen dem Nibelungenlied nach.
Die Hundeshagensche Handschrift ist also eine von vielen überlieferten Handschriften, doch sie ist die einzige, die farbige Illustrationen enthält. Sie zählt zu der sogenannten Not-Guppe.2 Da dieser Kodex eine einmalige Stellung in der Überlieferung einnimmt, bedarf sie einer eigenständigen Untersuchung.
Hierbei sollen als erstes die Basisinformationen erörtert werden. Dazu zählt zu aller erst die Erläuterung zur Faksimileausgabe Hans Hornungs, der als Erster und bisher Einziger die Illustrationen in Originalgröße und an ihrer angestammten Positionen innerhalb der Hundeshagenschen Handschrift veröffentlichte. Zuvor hatte schon Hermann Degering die Abbildungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, allerdings nutzte er dazu die Übersetzung Simrocks und löste die Miniaturen von ihren ursprünglichen Stellen an den Aventuirenenden oder Anfängen.
Zweitens soll dann der Aufbau des Hundeshagenschen Kodex und anschließend die Schrift des Kodex betrachtet werden. Abschließend soll versucht werden die Handschrift zeitlich einzuordnen und den Entstehungsort zu entschlüsseln. Dazu werden diverse Fakten wie Dialektik, Papier, Schrift und Schreiber sowie Namenseinträge und mögliche Aufbewahrungsorte zur Hilfe herangezogen.
Anschließend werden dann drei Illustrationen der Handschrift exemplarisch betrachtet. Da nicht alle Miniaturen durchleuchtet werden können, werden lediglich die Bildseiten Nummer drei, zwölf und vierzehn genauer beschrieben. Die Wahl fiel auf diese drei Bildseiten, da sie meiner Meinung nach entweder wichtige Aspekte des Nibelungenliedes darstellen, weil sie in der Betrachtung schwer zu deuten sind oder darstellerische Besonderheiten aufweisen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Allgemeine Angaben zur Faksimileausgabe Hans Hornungs
- 3. Der Hundeshagensche Kodex
- 4. Aufbau des Hundeshagenschen Kodex
- 5. Die Schrift des Hundeshagenschen Kodex
- 6. Datierung, Herkunft und Verortung des Hundeshagenschen Kodex
- 6.1. Die Dialektik
- 6.2. Die Herkunft des Papiers
- 6.3. Namenseinträge und Aufbewahrungsorte
- 6.4. Schrift und Schreiber
- 7. Die Illustrationen des Hundeshagenschen Kodex
- 7.1. Allgemeine Angaben zu den Illustrationen
- 7.2. Bildseite Nr. 3; fol. 17 verso: Siegfrieds erste Begegnung mit Kriemhild
- 7.3. Bildseite Nr. 12; fol. 51 verso: Der Streit der Königinnen
- 7.4. Bildseite Nr. 14; fol. 58 verso: Siegfrieds Tod
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Hundeshagensche Handschrift des Nibelungenlieds, insbesondere ihre einzigartigen farbigen Illustrationen. Die Zielsetzung ist eine detaillierte Analyse der Handschrift selbst, ihrer Entstehung und ihres Kontextes innerhalb der Nibelungenlied-Überlieferung. Die Arbeit betrachtet die Faksimileausgabe von Hans Hornung und vergleicht sie mit anderen Ausgaben.
- Die Hundeshagensche Handschrift und ihre Einzigartigkeit innerhalb der Nibelungenlied-Überlieferung.
- Analyse der farbigen Illustrationen und ihrer Bedeutung für das Verständnis des Epos.
- Datierung, Herkunft und Kontext der Handschrift.
- Vergleich mit anderen Ausgaben und Interpretationen des Nibelungenlieds.
- Die Rolle der Handschrift im Kontext der Entwicklung des deutschen Nationalbewusstseins.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Bedeutung des Nibelungenlieds als Hauptwerk der höfischen Literatur. Sie hebt die Hundeshagensche Handschrift als einzigartige Quelle mit farbigen Illustrationen hervor und skizziert den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit. Die große Anzahl an erhaltenen Handschriften des Nibelungenlieds wird erwähnt, und die besondere Stellung der Hundeshagenschen Handschrift wird betont.
2. Allgemeine Angaben zur Faksimileausgabe Hans Hornungs: Dieses Kapitel analysiert die Faksimileausgabe von Hans Hornung, die als einzige die Illustrationen der Hundeshagenschen Handschrift in Originalgröße und Position wiedergibt. Der Vergleich mit der Ausgabe von Hermann Degering zeigt die Bedeutung der korrekten Platzierung der Illustrationen für deren Interpretation. Hornungs Ausgabe wird als wertvolles Quellenmaterial für die wissenschaftliche Forschung hervorgehoben, im Gegensatz zu Degerings Ausgabe, die den Text in Neuhochdeutsch präsentiert und die Illustrationen umplatziert hat.
3. Der Hundeshagensche Kodex: Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Handschrift, beginnend mit ihrem Entdecker Helfrich Bernhard Hundeshagen und dem Kontext ihrer Entdeckung im 19. Jahrhundert. Die Bedeutung der Handschrift wird im Zusammenhang mit der Entstehung des deutschen Nationalbewusstseins und der germanistischen Forschung diskutiert. Hundeshagens breites Spektrum an Interessen und sein Umfeld werden ebenfalls erwähnt, um den Kontext der Entdeckung der Handschrift zu verdeutlichen. Die frühen Ansprüche der Heidelberger Universität auf den Kodex werden ebenfalls angesprochen.
Schlüsselwörter
Nibelungenlied, Hundeshagensche Handschrift, Illustrationen, Faksimileausgabe, Hans Hornung, Mittelhochdeutsch, Germanistik, Nationalbewusstsein, Mittelalter, Kodex, Miniaturen, Überlieferung.
Häufig gestellte Fragen zur Hundeshagenschen Handschrift des Nibelungenlieds
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Hundeshagensche Handschrift des Nibelungenlieds, insbesondere ihre einzigartigen farbigen Illustrationen. Der Fokus liegt auf einer detaillierten Untersuchung der Handschrift selbst, ihrer Entstehung und ihres Kontextes innerhalb der Nibelungenlied-Überlieferung. Ein wichtiger Aspekt ist der Vergleich der Faksimileausgabe von Hans Hornung mit anderen Ausgaben.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hauptquelle ist die Faksimileausgabe der Hundeshagenschen Handschrift von Hans Hornung. Diese wird mit anderen Ausgaben, insbesondere der von Hermann Degering, verglichen. Die Arbeit bezieht sich auch auf die Geschichte der Handschrift, ihren Entdecker Helfrich Bernhard Hundeshagen und den Kontext ihrer Entdeckung im 19. Jahrhundert.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Einzigartigkeit der Hundeshagenschen Handschrift; eine detaillierte Analyse der farbigen Illustrationen und ihrer Bedeutung; die Datierung, Herkunft und den Kontext der Handschrift; einen Vergleich mit anderen Ausgaben und Interpretationen des Nibelungenlieds; und die Rolle der Handschrift im Kontext der Entwicklung des deutschen Nationalbewusstseins.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zur Einleitung, allgemeinen Angaben zur Faksimileausgabe von Hans Hornung, dem Hundeshagenschen Kodex, seinem Aufbau und seiner Schrift, seiner Datierung, Herkunft und Verortung (inkl. Dialektik, Papierherkunft, Namenseinträgen und Schreibern), den Illustrationen (inkl. detaillierter Analyse ausgewählter Bilder), sowie eine Zusammenfassung und Schlüsselwörter.
Warum ist die Faksimileausgabe von Hans Hornung wichtig?
Die Faksimileausgabe von Hans Hornung ist essentiell, da sie als einzige die Illustrationen der Hundeshagenschen Handschrift in Originalgröße und Position wiedergibt. Im Gegensatz dazu präsentiert die Ausgabe von Hermann Degering den Text in Neuhochdeutsch und verändert die Platzierung der Illustrationen, was die Interpretation beeinträchtigt. Hornungs Ausgabe wird daher als wertvolles Quellenmaterial für die wissenschaftliche Forschung hervorgehoben.
Welche Bedeutung hat die Hundeshagensche Handschrift im Kontext des deutschen Nationalbewusstseins?
Die Arbeit diskutiert die Bedeutung der Hundeshagenschen Handschrift im Zusammenhang mit der Entstehung des deutschen Nationalbewusstseins und der germanistischen Forschung im 19. Jahrhundert. Die Entdeckung und die frühen Ansprüche der Heidelberger Universität auf den Kodex werden in diesem Kontext beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nibelungenlied, Hundeshagensche Handschrift, Illustrationen, Faksimileausgabe, Hans Hornung, Mittelhochdeutsch, Germanistik, Nationalbewusstsein, Mittelalter, Kodex, Miniaturen, Überlieferung.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Zielsetzung ist eine detaillierte Analyse der Hundeshagenschen Handschrift, ihrer Entstehung und ihres Kontextes innerhalb der Nibelungenlied-Überlieferung. Die Arbeit möchte die Bedeutung der farbigen Illustrationen für das Verständnis des Epos herausarbeiten und die Hundeshagensche Handschrift im Vergleich zu anderen Ausgaben und Interpretationen des Nibelungenlieds positionieren.
- Citar trabajo
- Daniel Schygulla (Autor), 2007, Das Nibelungenlied in den Illustrationen der Hundeshagenschen Handschrift MS. germ. fol. 885, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84794