Der Asiatische Laubholzbockkäfer als Gefahr für das urbane Grün in Deutschland


Tesis (Bachelor), 2006

47 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Abkürzungen

1. Einleitung und Themenstellung

2. Biologie und Verbreitung des ALB
2.1 Taxonomische Stellung
2.2 Entwicklungszyklus
2.3 Natürliches Verbreitungsgebiet
2.4 Wirtswahl
2.5 Schadbild
2.6 Vektoren sowie Verbreitungswege
2.7 Ausbreitung in Nordamerika und in Europa
2.8 Verwechslung mit anderen Käferarten

3. Gesetzliche Regelungen zum ALB

4. Gegenmaßnahmen
4.1 Natürliche Gegenspieler
4.2 Biotechnische Maßnahmen
4.3 Chemische Maßnahmen
4.4 Bekämpfungsmaßnahmen im natürlichen Verbreitungsgebiet
4.5 Erfahrungen mit Eradikationsmaßnahmen in Nordamerika und Europa

5. Aktuelle Situation in Deutschland
5.1 Käferfunde in Verpackungsholz
5.2 Freilandfunde mit Befall von Bäumen
5.3 Eradikationsmaßnahmen

6. Einschätzung der künftigen Entwicklung in Deutschland
6.1 Wirksamkeit von Präventions- und Eradikationsmaßnahmen
6.2 Gefährdung von Waldbäumen
6.3 Gefährdung von Bäumen im Urbanen Grün

7. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis
a) Gedruckte Quellen
b) Internetliteratur

Anhang

Vorwort

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen denjenigen zu danken, die an der Entstehung dieser Arbeit beteiligt waren. Insbesondere möchte ich mich für die hervorragende Betreuung von meinen Professoren Prof. Dr. Rolf Kehr und Prof. Dr. Volker Dubbel (FH) bedanken, die mich bei meiner Arbeit fachlich unterstützt und mir wertvolle Anregungen gegeben haben. Des Weiteren danke ich Dr. Thomas Schröder (BBA), für die Beantwortung meiner Fragen. Außerdem möchte ich mich bei Dr. Ullrich Benker und Carolin Bögel (LfL) für die Darstellung der aktuellen Situation im Befallsgebiet Neukirchen am Inn danken. Meiner Freundin, Evelyne Raupach, danke ich für das Korrekturlesen. Zu guter Letzt danke ich meinen Eltern Helga und Klaus-Dieter Oeste, meinen Großeltern Elsbeth Oeste sowie Margot und Karl Sturm für die Unterstützung während des Studiums.

Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Abkürzungen

Tab.1: Durch den ALB in den USA befallene Bäume im Zeitraum 1996 bis

Tab.2: Vom ALB befallene Bäume in Braunau im Dezember 2005

Tab.3: Ergebnisse des Monitorings in Braunau im Zeitraum 2001 bis 2005

Tab.4: Verwechselungsmöglichkeiten mit anderen einheimischen Insektenarten

Tab.5: Möglichkeiten der Begasung von Verpackungsholz mit Methylbromid

Abb.1: Eiablagestellen auf A. platanoides

Abb.2: Larvengänge

Abb.3: Reifungsfraß des Imagos

Abb.4: Bäckerbock (M. galloprovincialis)

Abb.5: Schneiderbock (M. sartor)

Abb.6: Schusterbock (M. sutor)

Abb.7: Asiatischer Laubholzbockkäfer (A. glabripennis)

Abb.8: A. chinensis

Abb.9: IPPC-Symbol

Abb.10: Bodenapplikation im Wurzelbereich mit Imidacloprid

Abb.11: Luftaufnahme von Neukirchen am Inn

Abb.12: Luftaufnahme von Neukirchen am Inn mit Anzahl und Reihenfolge der befallenen Baumarten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung und Themenstellung

Eine wesentliche Gefährdung der natürlichen Vielfalt der einheimischen Pflanzen- und Tierwelt erfolgt durch das Einschleppen und Einführen gebietsfremder Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen durch den wachsenden weltweiten Handel.

Invasive gebietsfremde Tierarten (Neozoen) waren Jahre lang überwiegend ein Problem ferner Länder: die gelbe Apfelschnecke (Pomacea canaliculata, LAMARCK, 1819) (I.:41) auf den Philippinen, die Kaninchen (Oryctolagus cuniculus, LINNAEUS, 1758) (I.:42) und Aga-Kröten (Bufo marinus, LINNAEUS, 1758) (I.:43) in Australien, sowie die braune Nachtbaumnatter (Boiga irregularis, MERREM, 1802) (I.:44) auf Guam sind nur einige Beispiele (I.:6; I.:39; I.:2). Gebietsfremde Arten werden sowohl absichtlich als auch unbeabsichtigt in andere Länder verschleppt. Dadurch kann es im schlimmsten Fall zu Störungen empfindlicher Ökosysteme kommen.

Fragt man einen Laien nach Neozoen in Deutschland, wird in der Regel der Waschbär (Procyon lotor, LINNÉ, 1758) (I.:45) und bei älteren Generationen der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata, SAY, 1824) (I.:46) genannt. Nur den Wenigsten ist bekannt, dass allein durch den Menschen ca. 12.000 gebietsfremde Arten in Deutschland eingebracht wurden (I.:40).

Seit Mai 2004 tritt in der Bundesrepublik Deutschland (2004 in Neukirchen am Inn, 2005 in Bornheim/Roisdorf) vermehrt ein Käfer auf, dessen ursprüngliche Heimat der ostasiatische Raum ist. Hierbei handelt es sich um den Asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, ALB, MOTSCHULSKY, 1853) (I.:11; I.:3). Dieser gefährliche Quarantäneschädling ist das erste Mal außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebietes 1996 in den USA aufgetreten. In Europa wurden erste Befallsnachweise 2001 aus Braunau in Österreich gemeldet. Als Medium der Verschleppung wird Verpackungsholz aus dem asiatischen Raum angenommen (I.:1).

Der ALB gilt als besonders gefährlich, da im Gegensatz zu anderen Bockkäfern fast alle Laubbäume jeden Alters zu seinen Wirtsbaumarten zählen. Zudem befällt er nicht nur kranke, sondern oft auch völlig vitale Bäume (I.:1). Gefährdet sind vor allem Ahornarten

(Acer spp.), Pappeln (Populus spp.), Weiden (Salix spp.), Eschen (Fraxinus spp.), Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) und Birken (Betula spp.) (I.:7). Sämtliche Meldungen über ALB-Funde stammen bisher von Laubbäumen des urbanen Grüns (I.:38).

Der Befall des ALB verursacht das Absterben von Ästen und Kronenteilen. Dies kann zur Bruchgefährdung und im schlimmsten Fall zum Tod der Bäume führen. Insbesondere der Larvenfraß stellt für den infizierten Baum eine erhebliche Bedrohung dar (I.:3). Die einzige derzeit wirkungsvolle Bekämpfungsmethode ist die Vernichtung der Pflanze (KREHAN, 2002). Trotz weit reichender Quarantäne- und Eradikationsmaßnahmen ist es bisher weder in den USA noch in Europa gelungen, den Käfer erfolgreich zu bekämpfen und auszurotten (I.:5). In den USA werden jährlich etwa 3,5 Mio. Dollar für Öffentlichkeitsarbeit, Fällungen, Neupflanzungen usw. investiert, aber nennenswerte Erfolge sind bisher nicht nachgewiesen (I.:1).

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Biologie des ALB, die aktuelle Situation in den befallenen Gebieten der Bundesrepublik Deutschland, sowie die mögliche künftige Entwicklung darzustellen.

2. Biologie und Verbreitung des ALB

2.1 Taxonomische Stellung

A. glabripennis gehört zur Familie der Bockkäfer (Cerambycidae) (I.:1). Zu dieser Tiergruppe gehören weltweit ca. 26.000 Arten, wovon in Europa ca. 200 beheimatet sind (I.:2). Der ALB wird innerhalb der Cerambycidae in die Unterfamilie der Lamiinae und dem Tribus Lamiini eingeordnet. Die Gattung Anoplophora umfasst 36 Arten (I.:3). Bockkäfer sind wiederum eine Unterfamilie der Käfer (Coleoptera). Seinen Namen im englischsprachigen Raum, Asian Longhorned Beetle (Abkürzung ebenfalls ALB), verdankt der Käfer seiner Herkunft und seinen überaus langen Fühlern (I.:1).

Ein ausgewachsenes Exemplar ist ca. 12 mm breit und ca. 2,5 bis 4 cm lang (I.:1), wobei Weibchen deutlich größer sind als Männchen (I.:3). Weibchen und Männchen sind anhand ihrer Fühlerlängen gut zu unterscheiden. Die Fühler der Weibchen sind ca. 1,3 Mal und die der Männchen ca. 2,5 Mal so lang wie ihr Körper. Der glänzend schwarze Körper ist mit bis zu 20 unregelmäßig angeordneten, großen und kleinen weißen Flecken auf den Flügeldecken versehen (I.:1). Die Fühler sind in 11 Abschnitte gegliedert und auffallend bogenförmig (KREHAN und TOMICZEK, 2005). Teile der Beine und Fühler schimmern metallisch blau, wobei die Basis der einzelnen Glieder deutlich aufgehellt ist. Bei den Imagines befindet sich seitlich des Halspanzers links und rechts jeweils ein großer Sporn (I.:3).

Obwohl die Tiere Flügel besitzen, sind sie ausgesprochen schlechte Flieger und entfernen sich auch unter günstigen Bedingungen nicht weiter als einen Kilometer von ihrem Brutbaum (I.:4). Beobachtungen haben jedoch gezeigt, dass der Käfer auch ohne Windeinwirkung in der Lage ist, sich mehrere hundert Meter in der Luft fortzubewegen. Kommt Windeinwirkung hinzu, ist er sogar in der Lage noch weiter zu fliegen. Der ALB fliegt in der Zeit von Mai/Juni bis September/Oktober und hat seine Hauptflugzeit im Juli (KREHAN und TOMICZEK, 2005).

2.2 Entwicklungszyklus

Die Entwicklungsdauer des ALB ist abhängig von den klimatischen Bedingungen seines Wirtsgebietes. In den gemäßigten Breiten Nordeuropas durchläuft A. glabripennis bis zu seiner vollständigen Ausbildung einen ein- bis zweijährigen Entwicklungszyklus über Ei, 11 Larvenstadien, Puppe bis hin zum adulten Käfer (I.:1). Die Männchen sind sofort, die Weibchen erst 10 Tage nach dem Schlüpfen geschlechtsreif (I.:6). Nach der Paarung legt das Weibchen innerhalb von 11 Tagen ca. 30 weiße, etwa Reiskorn große Eier in die so genannten Eitrichter (I.:1). In jedem Trichter befindet sich nach der Ablage jeweils ein Ei (I.:12). Der Eitrichter wird zuvor mit Hilfe der Mundwerkzeuge des Weibchens in die Rinde eingeritzt (TOMICZEK, 2006). Zur Eiablage werden meist Stellen an ostseitigen Rindenspalten, Lentizellen oder Astgabeln bevorzugt (KREHAN und TOMICZEK, 2005).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Eiablagestellen auf A. platanoides [Quelle: I.:28; Bearbeiung: AUTOR]

Nach 7-17 Tagen schlüpfen die Larven (I.:6). Sie sind weißlich bis cremefarben (I.:3) und besitzen keine Beine (KREHAN und TOMICZEK, 2005). Ihre Stirnplatte ist bräunlich und die Mundwerkzeuge sind schwarz pigmentiert (I.:3). Die madenartige Larve frisst sich zu nächst durch die Holzschichten direkt unter der Rinde.

Erst nach dem dritten Larvenstadium stoßen sie in untere Holzschichten vor. Ältere Larven halten sich vorwiegend im Kernholz auf, wandern jedoch regelmäßig zur Nahrungsaufnahme in die außen liegenden Phloemzonen (I.:6). Der Entwicklungszyklus der Larve durchläuft 11 Stadien bis zur Vollendung, d.h. sie häutet sich 11 Mal bevor es zur Verpuppung kommt. Im 11. und letzten Larvenstadium haben sie eine Länge von ca. 5 cm und eine Breite von ca. 1 cm erreicht (I.:3).

Die Überwinterung findet ebenfalls im Kernholz statt (I.:6). Im Frühjahr kommt es zur Verpuppung der Larve. Der Fraßgang vor der Puppenwiege wird - zum Schutz vor Fressfeinden - mit gemahlenen Holzspänen verstopft (TOMICZEK, 2006). Die cremefarbene bis bräunliche Puppe ist ca. 3 cm lang und etwa 1 cm breit und ihre langen Fühler, ihr Kopf und ihre Beine sind bereits deutlich erkennbar (I.:3). Die Fühler sind aufgerollt und an den Körper gelegt (I.:5). Adulte Käfer schlüpfen im Zeitraum zwischen Mai und August, in warmen Gebieten sogar bis Oktober und leben ca. 1-2 Monate (TOMICZEK, 2006).

2.3 Natürliches Verbreitungsgebiet

Der ALB hat ein weit ausgedehntes natürliches Verbreitungsgebiet. Sein ursprünglicher Lebensraum ist der asiatische Bereich. Er ist in Südostchina, sowie in Korea und Taiwan beheimatet (I.:1). Zudem liegen auch einige Fundmeldungen aus Japan vor, die aber bisher unbestätigt sind. Dies zeigt, dass A. glabripennis hervorragend an unterschiedliche Klimaregionen angepasst ist. Er lebt sowohl in tropisch warmen als auch in kälteren gemäßigten Bereichen (I.:1). In seinem natürlichen Verbreitungsgebiet ist der ALB ein sehr gefährlicher Forstschädling (YOUQING et al. 2003).

2.4 Wirtswahl

Es wird unterschieden zwischen Wirtspflanzen, die der Käfer zur Eiablage und zur Larvenentwicklung verwendet und denen, die er zum Reifungsfraß nutzt (I.:1).

Er bevorzugt dabei Bäume, die abgegrenzt von anderen wachsen oder am Rand von Gruppierungen stehen und solche, deren Krone von anderen Bäumen umwachsen ist (I.:10). Der ALB macht bei seiner Wirtswahl keinen Unterschied zwischen Weich- und Hartholzarten.

In seiner natürlichen Heimat China, Korea, Taiwan und Japan (wobei der Fundort in Japan als nicht bestätigt gilt) (I.:1) hat sich A. glabripennis hauptsächlich auf kranke und geschwächte Bäume spezialisiert (I.:1). In diesem Teil der Erde befällt er vor allem Populus spp. und Salix spp. (I.:3). Hinzu kommen jedoch Acer spp., Alnus spp., Malus spp., Morus spp., Platanus spp., Prunus spp., Pyrus spp., Robinia spp., Rosa spp., Sasa spp., Sophora spp., Sorbus spp. und Ulmus spp. als Nebenwirte (I.:7).

In den USA sind die Hauptwirte des ALB Acer spp. und Aesculus hippocastanum. Als Nebenwirte sind Betula spp., Fraxinus spp., Liquidamber spp., Morus spp., Populus spp., Robinia spp., Salix spp., Sorbus spp. und Ulmus spp. bekannt (I.:7).

In Europa ist A. glabripennis bisher an Acer spp., vornehmlich an Acer platanoides, Acer pseudoplatanus, Acer saccharum und Acer saccharinum, außerdem an Aesculus spp., Betula spp., Fagus spp., Platanus spp., Populus spp. und Salix spp. gefunden worden (I.:7).

Bisher resistent gegen Befall durch den ALB scheinen dagegen sämtliche Nadelbaumarten (Gymnospermae) sowie einige Laubhölzer (Angiospermae) zu sein (I.:8; I.:9). Amelanchier spp., Catalpa spp., Carpinus spp., Celtis spp., Cor ylus spp., Ginkgo biloba, Gleditsia spp., Gymnocladus spp., Quercus spp. und Tilia spp. gelten unter den Laubholzarten als resistent. An diesen Bäumen ist bisher zwar noch kein Befall festgestellt worden, es ist aber durchaus möglich, dass der ALB auch diese Arten befällt (I.:8; I.:9).

2.5 Schadbild

Im Gegensatz zu vielen anderen Bockkäferarten befällt A. glabripennis nicht nur kranke, sondern auch völlig vitale Bäume jeder Altersklasse (I.:1).

Es gibt eine Reihe von Symptomen, die auf den Befall hindeuten. Erste Anzeichen für einen Befall sind die für die Eiablage angelegten Gruben auf der Rindenoberfläche.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Larvengänge Abb.3: Reifungsfraß des Imagos

[Quelle: I.:28] [Quelle: I.:28]

Das Weibchen ritzt mit seinen Mundwerkzeugen kleine Löcher in die Rinde (TOMICZEK, 2006). Die trichterförmigen Gruben sind etwa 1 cm breit und befinden sind vorrangig an ostseitigen Stämmen oder Ästen (I.:12). An den Eiablagestellen ist der austretende Exsudatsaft des Baumes bei trockenem Wetter erkennbar. Der ausfließende Pflanzensaft zieht Wespen und Hornissen an, die sich dann um die Austrittspforte scharen (I.:12). An den Eiablagestellen bohrt sich später die ausgeschlüpfte Larve ins Innere ihrer Wirtspflanze und hinterlässt ein ovales Einbohrloch im Bereich des Eitrichters (I.:1). Die Folge des Larvenfraßes im Holz ist grobes körniges bis faseriges Bohrmehl, welches aus dem Einbohrloch austritt. Es sammelt sich an Astgabeln oder am Stammfuß (I.:12).

Der Larvenfraß beginnt zunächst im Kambialgewebe direkt unterhalb der Rindenoberfläche ( KREHAN und TOMICZEK, 2005 ). Hier verbringt die Larve ihre ersten Lebensmonate und stößt erst im dritten Larvenstadium in untere Holzschichten vor (I.:6). In ihren 11 Larvenstadien zerstört sie durch ihren Minierfraß Kambium-, Phloem- und Xylemteile (I.:11). Obwohl die Larve die späteren Stadien hauptsächlich im Kernholz verbringt, stößt sie hin und wieder zur Nahrungsaufnahme in die äußeren Phloemschichten vor (I.:6). Die ovalen Fraßgänge können einen Durchmesser von bis zu 3 cm erreichen (I.:12).

Durch diese Wanderungen wird der Baum nicht nur in einem bestimmten Gebiet, sondern - je nach Intensität des Befalls - im kompletten Holzkörper, hauptsächlich jedoch im Kronen- und Stammbereich, geschädigt ( KREHAN und TOMICZEK, 2005) . Die Folge ist das Absterben von kompletten Kronenteilen, wodurch eine erhöhte Bruchgefahr entsteht (I.:11). Die Vitalitätsschwächung ist an der schütteren Belaubung und Blattwelke bei starkem fortgeschrittenem Befall feststellbar ( KREHAN und TOMICZEK, 2005 ).

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Verpuppungsprozess und Schlupf des Käfers hinterlässt er ca. 1-1,5 cm große, im Gegensatz zu den Fraßgängen eher runde Ausfluglöcher. Es kommt zu einer erneuten Ansammlung von Bohrspänen unterhalb der Austrittspforte. Die Bohrgänge bilden eine Eintrittspforte für Fäulepilze oder andere Krankheitserreger (I.:3).

Beim anschließenden Reifungsfraß werden die weicheren Rindenteile von dünnen Ästen angenagt oder Blätter verzehrt. Im Spätbefallsstadium können sich dann ganze Rindenteile vom Stamm ablösen, und dies führt zur Entlaubung von größeren Ästen oder im schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes (I.:3).

2.6 Vektoren sowie Verbreitungswege

Verpackungsmaterial aus Laubholz ist das ideale Transportmedium für den ALB, der sich im Holz sehr gut entwickeln kann (I.:13). Durch den häufig herrschenden Kostendruck werden oft billige Holzverpackungen aus unbehandeltem, minderwertigem Holz verwendet (I.:5). Nach bisherigen Erkenntnissen erfolgt die Einschleppung mit Holzverpackungen von Baumaterialen wie z.B. Granit, Eisengussteile oder Maschinen aus Asien, die dann in Häfen und später auch am Bestimmungsort gelagert werden (I.:1).

Als weiterer Vektor können Bonsaibäume aus China, Korea oder Taiwan dienen. Die Stämme sind zwar nur wenige Zentimeter dick, können aber durchaus Larven beherbergen (I.:1). Verwandte Arten von A. glabripennis wie A. chinensis (FORSTER, 1771) (I.:47) und A. malasiaca (THOMSON, 1865) (I.:48) nutzen Bonsaibäume oft zur Eiablage. Deshalb ist davon auszugehen, dass A. glabripennis dies auch tut (I.:1).

2.7 Ausbreitung in Nordamerika und in Europa

In den USA wurde der Käfer das erste Mal im August 1996 im Gebiet der Greenpoint neighborhood von Brooklyn (New York) entdeckt. Innerhalb von nur wenigen Wochen wur- de ein weiterer Fund auf Long Island in Amityville (New York) bestätigt. Auslöser für die Verbreitung war höchstwahrscheinlich der Transport von Verpackungsholz von Brooklyn nach Amityville (I.:15). Beide Fundorte liegen ca. 65 km voneinander entfernt. Am 9. Juli 1998 wurde ein erneuter Fund im Gebiet von Ravenswood in Chicago (Illinois) festgestellt (I.:8).

Als weitere Fundorte gelten Jersey City im Oktober 2002, Carteret, das Avenel Gebiet von Woodbridge sowie die Städte Rahway und Linden im August 2004. Diese Städte liegen südwestlich von New York im Bundesstaat New Jersey (I.:15). Mitarbeiter des amerikanischen Animal and Plant Health Inspection Service (APHIS) entdeckten den ALB im Jahr 2000 in 26 Warenhäuern, die sich in 14 Staaten Amerikas befanden. In einigen Häfen im Westen der USA konnte der Käfer erfolgreich lokalisiert und eingefangen werden (I.:8). In den Vereinigten Staaten von Amerika findet A. glabripennis optimale Lebensbedingungen vor, da die Klimazonen von den Großen Seen bis hin nach Südmexiko identisch sind mit denen in Asien, wo der Käfer seine ursprüngliche Heimat hat (I.:8). Es ist bisher nicht gelungen, den ALB in den USA auszurotten. Stattdessen hat er sich erfolgreich vermehrt und ausgebreitet (I.:15.1) (Tab.1). Im Zeitraum von 1996 bis 2003 sind in folgenden Städten befallene Bäume gefunden worden:

Tab.1: In den USA durch den ALB befallene Bäume im Zeitraum 1996 bis 2003

[Quelle: I.:26; Bearbeitung: AUTOR]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Ontario (Kanada) wurde A. glabripennis in einem Industriepark zwischen Vaughan und Toronto im September 2003 gesichtet. Er konnte sich zwar in diesem Bereich erfolgreich ausbreiten, ist bisher aber noch nicht an weiteren Standorten in Kanada aufgetaucht (I.:16).

In Europa wurden erste Sichtungen des Käfers in Braunau am Inn (nahe der deutschen Grenze bei Passau) gemeldet, wo der ALB 2001 (I.:1.1) aus Verpackungsmaterial eines Palettenlagerplatzes eines ansässigen Baumarktes geschlüpft war (I.:1.2). Nachdem aufgrund intensiver Eradikations- und Überwachungsmaßnahmen im Jahr 2002 keine neuen Ausbohrlöcher gefunden wurden - lediglich einige Nachweise von Larvenaktivität - glaubte man, den Käfer erfolgreich ausgerottet zu haben. Diese Annahme bestätigte sich allerdings nicht. Im Juli 2003 wurden neue Ausbohrlöcher an kurzfristig zwischengelagertem Brennholz entdeckt (TOMICZEK, 2006).

Trotz intensiver Bemühungen seitens der verantwortlichen Behörden konnte der gefährliche Quarantäneschadorganismus in Braunau noch nicht erfolgreich ausgerottet werden (ANONYMUS, 2005). In Braunau wurden bis Dezember 2005 insgesamt 99 von Käfern befallene Bäume entdeckt (Tab.2) (I.:11.1).

Tab.2: Vom ALB befallene Bäume in Braunau im Dezember 2005

[Quelle: I.:11.1; Bearbeitung: Autor]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

118 ausgewachsene Käfer wurden seit dem Erstfund eingefangen (der letzte am 09.09.2004). Seit September 2004 sind in Braunau keine adulten Käfer mehr gesichtet worden. Stattdessen fand man zahlreiche Eiablagestellen und lebende Larven (I.:11.1) (Tab.3). A. glabripennis hat in Braunau seit 2001 Kosten für Bekämpfung, Monitoring und Neupflanzung in Höhe von ca. 2 Mio. Euro verursacht (SCHRÖDER, 2006).

Tab.3: Ergebnisse des Monitorings in Braunau im Zeitraum 2001 bis 2005

[Quelle: I.:11.1]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Während einer Feier am Ende des Schuljahres 2002 in Gien (Frankreich) fielen aufgrund der starken Rauchentwicklung eines Grills drei Käfer mit sehr langen Fühlern auf den Tisch unterhalb eines Ahorns (I.:17). Gien ist eine Kleinstadt mit etwa 17.000 Einwohnern und liegt ca. 120 km südlich von Paris. Im März 2003 wurden die Käfer zum National Labor des französischen Pflanzenschutzdienstes (LNPV) in Montpellier geschickt, wo sie dann als A. glabripennis identifiziert wurden. Einen Monat später begann die regionale Pflanzenschutzbehörde aus Orléans mit ihren Untersuchungen in Gien (I.:17), und es wurden daraufhin 22 vom ALB infizierte Bäume mit entdeckt (I.:18).

Ebenfalls in Frankreich in Sainte-Anne-sur-Brivet (40 km nordwestlich von Nantes) entdeckte ein Bürger im Juli 2004 in seinem Privatgarten auf einer Weide einen ihm unbekannten Käfer. In der Nähe des Gartens befand sich zu diesem Zeitpunkt eine Straßenbaustelle, an der Granitsteine aus China verwendet wurden. Die Granitsteine wurden in Holzverpackungen transportiert und gelagert (I.:17). Untersuchungen der LNPV ergaben, dass es sich bei diesem Imago um A. glabripennis handelte.

Es stellte sich heraus, dass der ALB nun auch in Sainte-Anne-sur-Brivet eingeschleppt worden war. Im August startete die regionale Pflanzenschutzbehörde von Nantes ein Monitoring und musste dabei feststellen, dass der ALB sich mittlerweile in Sainte-Anne-sur-Brivet erfolgreich vermehren und ausbreiten konnte (I.:17).

In England kam es in den letzten Jahren zu einigen Funden des ALB in Holzver-packungsmaterial. Jedoch konnten alle Käfer eingefangen werden, wodurch eine Ausbreitung in England verhindert wurde (KILBY, 2006).

2.8 Verwechslung mit anderen Käferarten

Laien können den ALB leicht mit anderen Bockkäfern verwechseln. Eine nah verwandte in Europa vorkommende Familie ist die Gattung Monochamus, die allerdings nur auf Koniferen vorkommt (I.:11.1). Hierzu gehören z.B. der Bäckerbock (M. galloprovincialis, OLIVIER, 1795), der Schneiderbock (M. sartor, FABRICIUS, 1787) und der Schusterbock (M. sutor, LINNAEUS, 1758) (I.:37).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Bäckerbock Abb.5: Schneiderbock Abb.6: Schusterbock

(M. galloprovincialis ) (M. sartor) (M. sutor)

[Quelle: I.:28] [Quelle: I.:28] [Quelle: I.:28]

Aufgrund seiner markanten Färbung und der langen Fühler ist A. galbripennis jedoch bei näherer Betrachtung mit keiner anderen in Europa heimischen Käferart zu verwechseln (I.:1). Es könnte allerdings zu Verwechslungen mit anderen Arten (z.B. A. chinensis, A. davidis (FAIRMAIRE, 1886) (I.:49) und A. malasiaca) kommen, da die Imagines dieser Arten mit denen des ALB fast identisch sind (I.:1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.7: ALB (A. glabripennis) Abb.8: A. chinensis

[Quelle: I.:28] [Quelle: I.:28]

Lediglich die Larven und Schadbilder sind folgenden heimischen Arten ähnlich, lassen sich aber bei genauerem Betrachten von ihnen unterscheiden (I.:1) (Tab.4):

Tab.4: Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen einheimischen Insektenarten [Quelle: I.:1; I.:11.2; I.:27; I.:28; I.:29]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Gesetzliche Regelungen zum ALB

Um negative Auswirkungen auf die einheimische Tier- und Pflanzenwelt durch invasive gebietsfremde Arten zu verhindern, existieren zahlreiche internationale Verträge sowie europäische und nationale rechtliche Regelungen (I.:1.3). Der ALB zählt nach dem Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (CBD) zu den invasiven gebietsfremden Arten. Diese Organismen können außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes mögliche Schadwirkungen auf Pflanzen in Bereichen ausüben, in denen sie noch nicht aufgetreten oder verbreitet sind (I.:1.3).

Die internationale Pflanzenschutzkonvention (IPPC) ist ein international gültiges Abkommen zum Schutz von Pflanzen vor der Einschleppung und Verbreitung von Schadorganismen. Die IPPC wurde von der Food and Agriculture Organisation der UN (FAO) erlassen und besteht seit mittlerweile 55 Jahren. Derzeit sind diesem Abkommen 144 Staaten angeschlossen (I.:19).

Für den Versand von Waren und Gütern wird weltweit häufig unbehandeltes Holz benutzt, in dem sich die unterschiedlichsten Schadorganismen befinden können. Verwendet werden Holzverpackungsmaterialen wie Paletten, Packmaterial, Lattenkisten/-behälter, Fässer, Lastträger und Paletteneinfassungen (I.:19.1). Deshalb wurde von der FAO, im Rahmen der IPPC, für den Internationalen Versand von Verpackungen aus Holz der ISPM 15 (Interna-tional Standards for Pyhtosanitary Measures) erlassen, der für die angeschlossenen Staaten Gültigkeit hat (I.:20). Dieser Standard umfasst pflanzengesundheitliche Maßnahmen, die eine Verbreitung von Quarantäneschadorganismen durch den Transport von Holzverpackungsmaterial verhindern sollen (I.:19.1).

Der ISPM 15 beinhaltet folgende Richtlinien:

1. Der Standard gilt nur für Verpackungsmaterial aus Rohholz ≥ 6 mm von Nadel- und Laubbäumen

2. Das Verpackungsholz muss nach anerkannten Methoden behandelt sein:

- eine Hitzbehandlung von mind. 30 min. bei der eine Kerntemperatur von 56 °C erreicht wird, z.B. durch technische Trocknung
- eine Begasung mit Methylbromid in Abhängigkeit von Temperatur, Mindestkonzentration und Dauer (Tab.5) (I.:20; I.:1.4)

Tab.5: Begasungsdauer von Verpackungsholz mit Methylbromid in Abhängigkeit von

Temperatur und Mindestkonzentration [Quelle: I.:19.1; Bearbeitung: Autor]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Eine an zwei gegenüberliegenden Seiten angebrachte dauerhafte und gut sicht- und lesbare Markierung der Verpackung (Verzicht auf die Farben rot und orange, da diese gefährliche Güter kennzeichnen) (I.:20; I.:1.4)

Markierung für Holzverpackungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.9: IPPC-Symbol [Quelle: I.:20]

IPPC-Symbol = nach Anhang II des Standards ISPM 15 festgelegtes Symbol

DE = ISO-Code für Deutschland

NW = amtlich bekannt gemachte Kennzeichnung der für die Genehmigung

zuständigen Behörde (in dem Fall ISO-Code für Northein-Westfalen)

49XXXX = einmalig verwendete Registriernummer des Betriebes, der das

verwendete Holz für Holzverpackungen hergestellt oder behandelt hat

HT = Hitzebehandlung (56° C Kerntemperatur für mindestens 30 Minuten)

MB = Begasung mit Methylbromid

DB = Symbol für debarked (entrindet)

4. Es kann die Verwendung von entrindetem Holz gefordert werden

5. Verzicht auf amtliches Pflanzengesundheitszeugnis (I.:20; I.:1.4)

Nach ISPM 13 kann bei Nichterfüllung dieser Maßnahmen oder Verdachtsfeststellung die nationale Pflanzenschutzbehörde (NPPO) eingeschaltet werden, die weitere Verfahren (Behandlung, Entsorgung, Zurückweisung) veranlassen wird (I.:19.1).

Die Europäische Pflanzenschutzorganisation (EPPO) setzt auf europäischer Ebene die Belange des Pflanzenschutzes um. Gegründet wurde die EPPO 1951 mit ursprünglich 15 Mitgliedsländern (I.:21). Mittlerweile sind nahezu alle Länder der EU sowie einige asiatische und afrikanische Anrainerstaaten (insgesamt 47 Staaten) der EPPO beigetreten. Eine der Hauptaufgaben der EPPO ist es, ihre Mitglieder in Fragen des Pflanzenschutzes zu beraten und Strategien gegen die Ein- und Verschleppung von Quarantäneschadorganismen zu entwickeln (I.:21). Die EPPO hat eine Liste zusammengestellt, die eine Vielzahl von Bakterien, Nematoden, Viren, Insekten und Pflanzen enthält, die in der EU als invasive gebietsfremde Arten eingestuft werden. Um die Maßnahmen bestmöglich erarbeiten zu können, werden Experten der ihr angeschlossenen Staaten hinzugezogen (I.:21). Es werden Standards zu pflanzengesundheitlichen Themen wie z.B. Schadorganismen, phytosanitären Verfahren, Risikoanalysen, Diagnosen und Ausrottungsmaßnahmen erarbeitet. Ein weiterer Tätigkeitsbereich der EPPO besteht darin, die Mitgliedsstaaten als regionale Pflanzenschutzorganisation bei Verhandlungen mit der FAO zu vertreten (I.:21).

Ferner existieren zusätzliche internationale Verträge wie z.B. das Washingtoner Artenschutzabkommen (WA), die eventuelle negative Auswirkungen auf die einheimische Tier- und Pflanzenwelt durch invasive gebietsfremde Arten verhindern sollen (I.:22).

In Deutschland ist das zentrale Regelwerk zum Schutz der Natur das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), das die europäischen Richtlinien umsetzt (I.:22). So werden z.B. die FFH-Richtlinie (diese verpflichtet auf europäischer Ebene die Mitgliedstaaten zur Errichtung eines kohärenten europäischen ökologischen Netzes von Schutzgebieten mit der Bezeichnung NATURA 2000 zur Erhaltung der ursprünglichen natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen) (I.:24) und die europäische Artenschutzverordnung in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz umgesetzt. § 41 (2) BNatSchG schreibt geeignete Maßnahmen vor, um die Gefahren einer Verfälschung der Tier- und Pflanzenwelt durch Ansiedlung und Ausbreitung von gebietsfremden Tieren und Pflanzen abzuwehren (I.:23).

Ein weiteres Regelwerk ist das Pflanzenschutzgesetz (PflSchG). Zweck dieses Gesetzes ist es, Pflanzen - speziell Kulturpflanzen - vor Schadorganismen und nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen (I.:1.5). Es sollen jene Gefahren abgewendet werden, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln oder durch andere Maßnahmen des Pflanzenschutzes entstehen können. Insbesondere sollen negative Auswirkungen für die Gesundheit von Mensch und Tier und für den Naturhaushalt verhindert werden. In diesem Zusammenhang sind die §§ 1, 3 und 4 PflSchG von besonderer Bedeutung (I.:1.5).

Die Vorschriften des PflSchG werden durch entsprechende Einrichtungen (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL); BBA; Pflanzenschutzdienste der Länder; kommunale Pflanzenschutzämter; Zoll) umgesetzt (I.:23). Es werden Quarantänemaßnahmen gegen bestimmte Schadorganismen durch die BMVEL erlassen, die in der Pflanzenbeschauverordnung realisiert werden (DUBBEL, 2005). Ziel der Verordnung ist es, sowohl die Einfuhr und Ausbreitung von invasiven gebietsfremden Arten aus Drittländern (Nichtmitglieder der EU) als auch die Verschleppung innerhalb der Mitgliedstaaten der IPPC zu verhindern (I.:25).

Der Asiatische Laubholzbockkäfer ist zudem lt. EPPO-Liste ein meldepflichtiger Quarantäneschädling. Nach Sichtung des Käfers oder seiner Befallsymptome hat eine Meldung an die zuständige Pflanzenschutzbehörde zu erfolgen (I.:1.3). Meldepflicht besteht für Produktions- und Handelsbetriebe, Pflanzenschutzdienste, wissenschaftliche Einrichtungen und Labore. Für Privatpersonen besteht diese Pflicht nicht, es sei denn es wurde von den zuständigen Behörden eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Ist diese nicht erlassen wird trotzdem angeraten, eine Sichtung zu melden (I.:1.3).

4. Gegenmaßnahmen

4.1 Natürliche Gegenspieler

Es sind sowohl in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet (Südostasien) als auch in Nordamerika eine Vielzahl von natürlichen Feinden vorhanden, die dem ALB in seinen verschiedenen Lebensphasen Schaden zufügen. Hierzu zählen zahlreiche Wirbeltierarten wie z.B. Vögel, Eidechsen, Frösche, Kröten und verschiedene kleine Säugetiere. Raubfliegen, Wespen, Käfer, Spinnen sowie Skorpione gehören zu den Insekten, die dem ALB gefährlich sind (I.:53). Der adulte Käfer kann außerdem von einer Vielzahl von Parasiten befallen werden. Auf Eiern des ALB sind bis heute noch keine Parasiten gefunden worden. Es wird allerdings vermutet, dass die Parasiten Aprostocetus fukutai (Eulophidae) und Ontsira anoplophorae (Braconidae) dem ALB im ersten Lebensstadium gefährlich werden können, da bereits mehrfach infizierte Eier der verwandten Arten A. chinensis und A. malasiaca gefunden wurden (I.:53).

Zu den natürlichen Feinden der Larve zählen verschiedene Nematoden- und Pilzarten, sowie der zylinderförmige Rindenkäfer (Dastarcus longulus, SHARP, 1885) (I.:53) und einige andere Bockkäferarten. Untersuchungen in China haben ergeben, dass eine von D. longulus befallene Larve innerhalb von 10 Tagen abstirbt. In Gebieten, in denen dieser Parasit in einer relativ großen Anzahl existiert, scheint der ALB unter Kontrolle zu sein. Ebenfalls können einige Nematoden- und Pilzarten zum Absterben der Larve führen (I.:32).

4.2 Biotechnische Maßnahmen

Es stehen derzeit einige biotechnische Bekämpfungsmaßnahmen in der Erforschung. Bis heute sind allerdings keine natürlichen Pheromone des Asiatischen Laubholzbockkäfers gefunden worden (I.:33). Einige Studien haben jedoch ergeben, dass Pheromonfallen, die Käfer über eine längere Distanz anlocken sollen, nicht die gewünschten Erfolge gebracht haben. Dies lässt vermuten, dass es erst bei sehr engem Kontakt zwischen paarungsbereiten Käfern zu einem Ausstoß eines Pheromonlockstoffes kommt (I.:33).

In Österreich sind mittlerweile Versuche mit Pheromonfallen eingestellt worden, da diese keine Erfolge verzeichneten (TOMICZEK, 2006).

4.3 Chemische Maßnahmen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dem Baum das Pestizid zu verabreichen. Bei der ALB-Bekämpfung wird der Wirkstoff entweder per Bodenapplikation oder Stamminjektion verabreicht. Auf diese Art verteilt sich das Insektizid über die Leitungsbahnen in der Pflanze (DUBBEL, 2005). Bodenapplikationen werden im Wurzelbereich des Baumes in den Boden eingebracht. Der Baum nimmt so den Wirkstoff über die Wurzeln auf. Diese Methode kann zwischen Frühjahr und Herbst angewendet werden, wenn der Boden nicht gefroren ist. Bei einer Stamminjektion wird das Pestizid unter Druck direkt in den Stamm eingebracht. Die Durchführung kann das ganze Jahr über erfolgen (DUBBEL, 2005).

Auf dem Markt werden eine Reihe von Insektiziden angeboten, die erfolgreich in verschiedensten Bereichen bei einer Vielzahl von Insekten Anwendung finden. A. glabripennis reagiert empfindlich auf das Nervengift Imidacloprid (I.:15.2), welches u.a. in den Produkten GAUCHO, CHINOOK, ADMIRE, CONFIDOR, LEVERAGE, PROVADO und TRIMAX enthalten ist (I.:36). Entwickelt von der Firma „Bayer CropScience“ (I.:35) wird es in Form von Puder, Granulat, fließfähiger Paste oder Tropfen angeboten (I.:34) und in über 100 Ländern vertrieben, wobei es auf mehr als 140 Pflanzenarten zur Anwendung kommt (I.:35).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.10: Bodenapplikation im Wurzelbereich mit Imidacloprid [QUELLE: I.:28]

Imidacloprid ist ein Insektizid gegen beißende und saugende Insekten und gehört zur Stoffklasse der Chloronicotinyl-Verbindungen. Seine Wirkung entfaltet sich daher nicht beim bloßen Kontakt des Schädlings mit der Pflanze, sondern erst mit der Aufnahme von Pflanzenfasern (I.:15.2). Imidacloprid kann sowohl bei der Bekämpfung von Larven als auch von adulten Käfern verwendet werden, da es in beiden Lebensstadien zu einer Fraßtätigkeit des ALB kommt. Es ist zurzeit die einzig Erfolg versprechende chemische Bekämpfungsmethode, um den ALB bei seiner Fraßtätigkeit im Baum zu töten. Sie wird in den USA und in China angewendet (I.:15.2). Da diese Methode allerdings sehr kostenintensiv ist, wird der Wirkstoff zumindest in den USA nur in besonders schützenswerte Pflanzen eingebracht (SCHRÖDER, 2006). Imdiacloprid baut sich schlecht ab, weshalb es sich im Boden anreichert und zudem über den Pflanzensaft bis in die Blüte transportiert wird, wo es auch anderen Nützlingen wie z.B. Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Vögeln gefährlich werden kann (I.:15.2). Es gibt zahlreiche Nachweise für einen Rückgang der Bienenpopulation in Gebieten, in denen Imidacloprid angewendet wurde.

[...]

Final del extracto de 47 páginas

Detalles

Título
Der Asiatische Laubholzbockkäfer als Gefahr für das urbane Grün in Deutschland
Universidad
University of Applied Sciences and Arts Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Calificación
1,7
Autor
Año
2006
Páginas
47
No. de catálogo
V85348
ISBN (Ebook)
9783638900263
Tamaño de fichero
2761 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Asiatische, Laubholzbockkäfer, Gefahr, Grün, Deutschland
Citar trabajo
Markus Oeste (Autor), 2006, Der Asiatische Laubholzbockkäfer als Gefahr für das urbane Grün in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85348

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