Das Bild der Öffentlichkeit von der Arbeit des „Lebensborn“ e.V. war stets von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Zu dieser Einschätzung mag der Verein durch seine bewusst reduzierte öffentliche Darstellung zu einem gewiss nicht unerheblichen Teil selbst beigetragen haben. Viele Menschen erfuhren erst nach dem Kriegsende durch die Nürnberger Prozesse überhaupt von der Existenz dieser Einrichtung, doch der Wunsch nach Aufklärung konnte auch dadurch noch nicht bedient werden. Um den Verein ranken sich daher bis heute verschiedenen Mythen, die größten Teils versuchen, den Lebensborn als eine Zuchtstätte des modernen, neuen arischen Menschentyps unter Anleitung der SS darzustellen. Die Geheimhaltung seiner Arbeit, zu der sich der Verein zum Schutz der ledigen, schwangeren Mütter vor der Verurteilung durch die Gesellschaft verpflichtete, führte zu der Entstehung zahlreicher Gerüchte. War es die Absicht von Himmlers SS mit dem Mittel der gelenkten Fortpflanzung in den Evolutionsprozess einzugreifen? Führte die SS geeignetes Menschenmaterial zusammen, um durch einen solchen gezielten Eingriff der Schaffung eines perfekten arischen Kindes ein Stück näher zu kommen? Wie sahen diese Kupplungsversuche der SS aus, war der Lebensborn vielleicht vielmehr eine Art „Luxusbordell“ für hohe SS-Bonzen, die dort auf Anweisung von Rasseforschern ihr Genmaterial möglichst weit verbreiten sollten? Gab es tatsächlich diese jungen Frauen, die sich bereit erklärten dem Führer ein Kind zu schenken, ohne Rücksicht auf die gesellschaftlichen Moralvorstellungen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Weltanschauliche Grundlagen – Die Verehrung der Ahnen
- 3. Hitlers Rassenideologie
- 4. Die SS als Wegbereiter nationalsozialistischer Bevölkerungs- und Rassepolitik
- 5. Das Problem der Kinderarmut
- 6. Der staatliche Eingriff in die Familie – Positive und negative Diskriminierung
- 7. Das Bild der Frau im Nationalsozialismus
- 8. Die Unehelichenpolitik der Nationalsozialisten
- 9. Gründung des Lebensborn e. V.
- 9.1 Zielsetzung
- 9.2 Die Heime
- 10. Die Führung des Lebensborn
- 11. Die Finanzierung
- 12. Die Sonderstellung des Vereins
- 13. Die Unehelichenfrage im Lebensborn
- 14. Das Gebot der Geheimhaltung
- 15. Die Aufnahme
- 16. Der Lebensborn am Beispiel Heim „,Friesland“"
- 16.1 Das Heim,,Friesland“
- 16.2 Mythos Lebensborn
- 16.3 Das Personal
- 16.4 Wege in den Lebensborn
- 17. Der Heimalltag
- 17.1 Die Namensgebung
- 18. Die Entwicklung in den Kriegsjahren und die Abwicklung nach Kriegsende
- 19. Fazit
- Die Verehrung der Ahnen als Grundlage der nationalsozialistischen Rassenideologie
- Die Rolle der SS in der nationalsozialistischen Bevölkerungs- und Rassepolitik
- Die Kinderarmut und der staatliche Eingriff in die Familie im Nationalsozialismus
- Das Bild der Frau im Nationalsozialismus und die Unehelichenpolitik
- Die Gründung und Organisation des Lebensborn e. V.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der weltanschaulichen Ideologie der Nationalsozialisten und bietet einen Überblick über die Machenschaften des Lebensborn e. V. Das zentrale Anliegen ist es, die Arbeit des Lebensborn zu bewerten. Stand die Einrichtung tatsächlich für einen karitativen, sozialen Anspruch oder handelte es sich vielmehr um ein Instrument der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik?
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den geheimnisvollen Ruf des Lebensborn und diskutiert die Mythen, die sich um den Verein ranken. Kapitel 2 untersucht die Verehrung der Ahnen im 19. Jahrhundert als Grundlage für die nationalsozialistische Rassenideologie. Die Kapitel 3 bis 8 widmen sich dem Kontext der Arbeit des Lebensborn und analysieren die Rassenideologie, die Rolle der SS, die Problematik der Kinderarmut, den staatlichen Eingriff in die Familie, das Bild der Frau im Nationalsozialismus und die Unehelichenpolitik der Nationalsozialisten. Kapitel 9 erläutert die Gründung des Lebensborn e. V. und beschreibt seine Zielsetzung und die Heime.
Schlüsselwörter
Lebensborn, Nationalsozialismus, Rassenideologie, Bevölkerungspolitik, SS, Kinderarmut, Frau im Nationalsozialismus, Unehelichkeit, Heim „Friesland“, Geheimhaltung, Mythos.
- Citation du texte
- Dennis Krumwiede (Auteur), 2007, Der Lebensborn – Lebenshilfe als Rassepolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85663