Zur Frage, warum in den verschiedenen Zeitepochen bzw. Zeitströmungen bestimmte psychische Krankheiten existieren, ja geradezu kulturell legitimiert werden, ist Kernbestandteil dieser Arbeit. Wenn beispielsweise S. Freud von psychischen Störungen spricht, wie die der Verdrängung oder Projektion, so werden gemäß seiner Theorie psychische Syptome produziert, die dem Zeitgeist auf legitime Weise entspricht. Die Menschen glauben dabei nämlich, dass die Ursache ihres Übels fälschlicherweise in den Tiefenregionen ihrer Seele zu finden sei, und dabei andere mögliche Ursachen nicht in Betracht ziehen. Diese legitime Symptomproduktion ändert sich jedoch, je nachdem welche Theorien im weiteren Verlauf der Zeit im Vordergrund stehen. Der Individualismus in unserer gegenwärtigen Zeit zeigt dabei auch eine bestimmte legitime Symptomproduktion, die die eigentliche Ursache des seelischen Problems verfälscht: Einerseits will man sich möglichst frei individuell entfalten können, welches unser höchstes Gut in unserer Gegenwart repräsentiert, andererseits nimmt die Zahl der Depressionen und Ohnmachtsgefühle der Menschen zu. Vereinsamungsbefürchtungen und Isolationen der Menschen als negatives Gefühl werden mit Hilfe von bestimmten psychischen Strategien kompensiert. Man fängt an, vermehrt sich narzißtisch zu verhalten, einen Sündenbock zu finden oder durch Sublimierung sich dem Problem fälschlicherweise zu entziehen. Zur Ursache des eigentlichen Übels gelangt man jedoch nicht. Wie man in die Spirale der Individualismus Falle systematisch hineingerät, wird anhand von plastischen Beispielen dargestellt, um zugleich diese Dialektik des Individualismus zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Krise des Individuums
- Das Scheitern des Individualismus
- Fallbeispiel: Die Schüler-Lehrer- bzw. die Eltern-Kind-Problematik
- Die Konfliktlösung
- Fazit und Kritik
- Literatur/Quellenangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Krise des Individuums und das Scheitern des Individualismus aus psychoanalytischer Sicht, insbesondere im Kontext von Familien- und Gruppenbeziehungen. Im Zentrum steht die Frage, wie sich diese Krisen in der Interaktion zwischen Schülern und Lehrern sowie Eltern und Kindern manifestieren und welche Konflikte daraus entstehen.
- Krise des Individuums aus psychoanalytischer Sicht
- Scheitern des Individualismus und die Rolle von Projektionen und Selbsttäuschungen
- Konfliktpotential in Schüler-Lehrer- und Eltern-Kind-Beziehungen
- Der Einfluss unbewusster Bedürfnisse auf Interaktionen und das soziale Verhalten
- Die therapeutische Hoffnung auf Überwindung individueller Einsamkeit und Machtlosigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in die psychoanalytische Sichtweise auf Gruppen, Paare und Familien ein und stellt die zentrale Fragestellung der Hausarbeit vor. Sie beleuchtet die therapeutische Hoffnung auf Überwindung individueller Einsamkeit und Machtlosigkeit durch die Analyse von Spannungen und Konflikten innerhalb von Gruppen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Krise des Individuums, die Horst E. Richter als seelisches Leiden beschreibt, das sich nicht mit herkömmlichen Krankheitsbildern erklären lässt. Richter argumentiert, dass die Psychoanalyse selbst zur Verunsicherung des Individuums beiträgt, indem sie neue Interpretationen und Theorien für psychische Leiden liefert.
Das dritte Kapitel fokussiert auf das Scheitern des Individualismus, das durch Projektionen und Selbsttäuschungen des Individuums gekennzeichnet ist. Anhand des Fallbeispiels der Schüler-Lehrer- und Eltern-Kind-Problematik wird gezeigt, wie diese psychischen Mechanismen zu Konflikten in diesen Beziehungen führen.
Die Konfliktlösung wird im vierten Kapitel behandelt. Richter zeigt verschiedene Ansätze zur Bewältigung von Konflikten in Gruppenprozessen auf und beleuchtet die Hoffnung auf Überwindung individueller seelischer Störungen.
Schlüsselwörter
Psychoanalyse, Individualismus, Krise, Familie, Gruppe, Paar, Schüler-Lehrer-Beziehung, Eltern-Kind-Beziehung, Projektion, Selbsttäuschung, Konflikt, Übertragung, Narzissmus, Aggression, Autorität, Therapie.
- Citation du texte
- Volker Petzold (Auteur), 2007, Das Scheitern des Individualismus und die Krise des Individuums aus psychoanalytischer Sicht auf Gesellschaft und Familie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86588