Da der Erzähler im Zeitalter geschriebener Texte nicht mehr präsent ist, das heißt, nur als Figur innerhalb der Geschichte überhaupt existiert, kann man ihn auch nur über den Text erreichen. Besonders interessant wird das, wenn der Erzähler kein allwissender Erzähler ist, sondern wenn verschiedene Perspektiven eingenommen werden, durch die der Erzähler das Geschehen bzw. die einzelnen Geschehnisse präsentiert. Da liegt nämlich eine Interpretation des Erzählten durch den Erzähler vor, die wiederum Rückschlüsse auf den Erzähler zulässt und diese auch in gewissem Sinne fordert.
In der vorliegenden Hausarbeit werde ich exemplarisch an Thomas Hettches Roman Nox aufzeigen, wie die Art der Erzählweise durch die besondere Erzählsituation des toten Erzählers auf die Verbindung zwischen Erzähler und Geschichte aufmerksam macht. Der „Treppenwitz“ der Geschichte als Erzählung und als Sammelplural Geschichte im Sinne von Historie wird hier vorgeführt, indem eine einzelne Geschichte in einer historischen Nacht spielt. Zudem wird der Zusammenhang zwischen Sehen, also dem passiven, visuellen Erleben und Erzählen, also der aktiven, lautmalerischen Handlung thematisiert durch die paradoxe Erzählsituation eines auktorialen, weil toten Ich-Erzählers.
Durch einen mehrfachen Wechsel der Erzählperspektive entstehen unterschiedliche Erzählsituationen. Die Abfolge beziehungsweise der Verlauf der Perspektivenwechsel stellt einen bestimmten Prozess dar, den ich hier aufzeigen werde. Die ungewöhnliche Tatsache, dass die verschiedenen Erzählsituationen dennoch immer an einen Erzähler gebunden sind, welcher zwar kurzzeitig zurücktritt, aber immer präsent ist durch die grammatische Erste Person Singular, macht den Roman Nox so interessant für einen erzähltheoretischen Interpretationsansatz.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakterisierung des Haupterzählers
- Der Erzähler als Figur innerhalb der Handlung
- Der Erzähler als Stimme
- Der Erzähler im Jenseits
- Weitere erzählende Instanzen
- Der Hund
- David
- Zusammenfassung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die besondere Erzählsituation in Thomas Hettches Roman Nox, in der ein toter Erzähler die Geschichte erzählt. Die Arbeit beleuchtet die Verbindung zwischen Erzähler und Geschichte, die durch die ungewöhnliche Erzählperspektive des Toten entsteht.
- Die paradoxe Erzählsituation eines toten Ich-Erzählers
- Der Zusammenhang zwischen Sehen und Erzählen
- Die Entwicklung des Erzählers und die daraus resultierende Struktur der Geschichte
- Die verschiedenen Stadien der Verwesung des Erzählers als Symbol für den ständigen Wandel
- Die auktoriale Erzählsituation und die Erweiterung des Bewusstseins des Erzählers nach dem Tod
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar: Wie beeinflusst die besondere Erzählsituation in Nox die Verbindung zwischen Erzähler und Geschichte? Sie betont die Bedeutung der Frage, wer erzählt und wie erzählt wird, insbesondere in Texten mit verschiedenen Erzählperspektiven.
Charakterisierung des Haupterzählers
Dieses Kapitel analysiert die Figur des Ich-Erzählers in Nox. Es untersucht, wie die Tatsache, dass der Erzähler tot ist, seine Erzählweise beeinflusst. Der Abschnitt behandelt die epische Distanz zum Geschehen, den nüchternen Erzählstil und die auktoriale Erzählsituation, die durch den Tod des Erzählers entsteht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Romans Nox sind: Erzähltheorie, Erzählsituation, Ich-Erzähler, auktoriale Erzählsituation, postmortale Erzählsituation, Sehen, Erzählen, Verwesung, Bewusstsein, Thomas Hettche, Nox.
- Quote paper
- Sandra Schwab (Author), 2007, Die unterschiedlichen Erzählsituationen in Thomas Hettches Roman "Nox", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87000