Die moderne Ashanti-Gesellschaft


Term Paper (Advanced seminar), 2001

42 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

I. Einleitung

II. Geografie
II.1 Westafrika und Ghana
II.2 Das Gebiet der Asante
II.3 Die Akan–Stämme
II.3.1 Woher kommen die Asante?
II.3.2 Sprachwissenschaft

III. Der Aufbau des Staates
III.1 Traditionelle soziale Ordnung und daraus resultierende Konflikte in der Neuzeit
III.1.1 Sozialgefüge
I. III.1.2 Matrilinearität und Patrilokalität
III.1.3 Abusua und Ntoro
III.1.3.1Kreuzkusinen-Heirat
II. III.1.4 Frauen bei den Asante
III. III.1.5 Religion
IV. III.1.5.1 Traditionelle Religionen
III.1.5.2 Islam und Christentum
III.2 Clanwesen und Staatsgefüge

IV. Aufstieg und Fall des Asante-Reiches
IV.1 Das Militärwesen
IV.2 Der Sklavenhandel
IV.3 Der Goldene Stuhl
IV.4 Der Aufstand der Asante
V. IV.5 Chronologie der Asantehene

V. Westafrika nach der Unabhängigkeit
VI. V.1 Das Erbe der Kolonialverwaltungen
V.2 Probleme mit der Unabhängigkeit

VI. Die politischen Systeme in Ghana – eine Übersicht
VI.1 Militärregime versus Rechtsstaat
VI.2 Die Bedeutung der Asante für die politische Entwicklung Ghanas
VI.2.1 Drei Fallbeispiele
VI.2.1.1 Lieutenant General Akwasi Amankwa Afrifa
VII. VI.2.1.2 General Ignatius Kutu Kwasi Acheampong
VI.2.1.3 Präsident John Agyekum Kufuor
VI.3 Chronologie der Politischen Systeme in Ghana seit der Unabhängigkeit
VI.4 Chronologie der Präsidenten und politischen Führer in Ghana

VIII. seit der Unabhängigkeit

VII. Wirtschaftliche und soziale Entwicklung
VII.1 Bodenschätze und Bergbau
VII.1.1 Die Wirtschaftliche Bedeutung der Rohstoffe für Ghana am Beispiel Gold
IX. VII.2 Agrarwirtschaft
VII.3 Industrialisierung
VII.3.1 Probleme der Industrialisierung am Beispiel Voltastausee
VII.4 Ghanas Wirtschaft in Zahlen
VII.5 Zukunftsaussichten

VIII. Anhang
VIII.1 Verzeichnis der Literatur

X. VIII.2 Verzeichnis der Internetquellen

XI. VIII.3 Verzeichnis der Tabellen, Bilder und Karten

XII. VIII.4 Verzeichnis der Abkürzungen

I. Einleitung

Westafrika bildet seit jeher keine Einheit. Weder in politischer, linguistischer, noch in ökologischer oder wirtschaftlicher Hinsicht. Bestimmend ist eher die historiographische Quellenlage. Als Quellen zur vorkolonialen Geschichtsforschung kommen sowohl schriftlich tradierte Chroniken oder Quellen, als auch mündliche Überlieferungen zum Tragen. Auch linguistische Daten wie zum Beispiel Entlehnungen, Orts- und Flussnamen oder andere sprachhistorische Erkenntnisse sind von nicht unwesentlicher Bedeutung.

Schriftliche Quellen von Westafrika-Reisenden, meist aus dem arabischen Raum, stehen ab dem 11. Jahrhundert[1] zur Verfügung. Deren Aussagewert hängt von mehreren Faktoren ab, so unter Anderem von der Zielsetzung dieser Reisen, der Beobachtungsgabe der Reisenden, von der Dauer ihres Aufenthaltes und der Art ihrer Kontakte. Demgegenüber stehen die wesentlich ungenauer ausfallenden mündlichen Überlieferungen – meist der 'Griots'.

Trotz der im Vergleich zu Mitteleuropa eher ungünstigen Quellenlage soll der Versuch unternommen werden, die vorkoloniale Geschichte in die Aufarbeitung moderner Konflikte im heutigen Westafrika mit einzubeziehen. Ebenfalls entscheidend für die Situation in dieser Region ist die Rolle der westlichen Kolonisatoren. Das Volk der Asante[2] steht hier exemplarisch für die Vielfalt der Kulturen in Westafrika.

Der erste Teil der vorliegenden Arbeit wird sich daher mit den geographischen Gegebenheiten, der Herkunft der Asante, ihrer Kultur und Geschichte und vor allem mit dem Aufstieg und Fall ihres Reiches[3] beschäftigen. Im zweiten Teil stehen die Wechselwirkungen zwischen dem auch heute noch äußerst bedeutenden Sozial- und Clanwesen dieses Volkes und den wirtschaftlichen und politischen Systemen in einem unabhängigen Ghana im Vordergrund.

II. Geografie

II.1 Westafrika und Ghana

Als Westafrika wird das Gebiet zwischen Sahara und Atlantikküste bezeichnet. Es erstreckt sich in etwa vom Golf von Guinea (Atlantik) entlang der Nigermündung, Sklavenküste, Goldküste, Elfenbeinküste und Pfefferküste bis an die Nordgrenze des Senegal, und umfasst die südlichen Staaten der Sahara, sowie die Staaten der Atlantikküste vom Senegal im Nordwesten bis nach Kamerun im Südosten. Zu den wichtigsten vorkolonialen Gebieten gehören die Reiche: Asante, Benin, Dahomey, Darfur, Ghana, Hausa, Kanem-Bornu, Mali, Oyo, Songhai und Wadai.

Ghana liegt an der Goldküste und wird im Westen von der Elfenbeinküste, im Osten von Togo und im Norden von Burkina Faso begrenzt. Die Fläche beträgt 238.537 km². Das Land hat ca. 19,7 Mio. Einwohner. Die Hauptstadt ist Accra. Durchzogen wird Ghana von dem Fluss Volta, dem dominanten Voltastausee und dessen Oberläufen, dem 'Weißen' und dem 'Schwarzen' Volta. Das Land ist eher flach. Erhebungen gibt es lediglich im Nordwesten und um die Stadt Kumasi herum. Das Klima ist tropisch bis trocken-warm.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Karte 1: Karte Westafrika - Topografie[4]

II.2 Das Gebiet der Asante

Das 'Reich' der Asante befindet sich nördlich der Goldküste, im Gebiet des heutigen Ghana. Es handelt sich um ein Binnenreich, dessen südlichster Punkt etwa 60 Kilometer von der Küste entfernt liegt. Die Hauptstadt ist Kumasi. Kumasi, 255 Kilometer nordwestlich von Accra gelegen ist mit 550.000 Einwohnern auch heute noch das wichtigste kulturelle Zentrum Ghanas. Die Gründung der Stadt geht auf eine Legende zurück, nach der der Asantehene[5] Osei Tutu[6] auf Anraten seines Fetischmeisters diesen Ort ausgewählt hatte, nachdem Samen oder Zweige des Kum-Baumes an verschiedenen Orten eingepflanzt worden waren. Der Ort an dem die Saat aufging, bekam den Namen Kum-Asi.[7] Das Volk der Asante umfasst mehr als 1,5 Millionen Mitglieder.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Karte 2: Karte der Regionen Ghanas.[8]

II.3 Die Akan–Stämme

Die Asante gehören zu den Akan-Stämmen. Die Akan besiedeln fast den gesamten Süden Ghanas und das Gebiet westlich des Schwarzen Volta, nachdem sie bis zum 13. Jahrhundert von Norden her in diese Region eingewandert waren. In drei großen Einwanderungswellen verdrängten sie die Kwa- und Gur-Völker, die dieses Gebiet mindestens schon seit dem 11. Jahrhundert bewohnten. Die Vorfahren der heutigen Asante stellten dabei den dritten Teil des Einwanderungsschubes.

Typisch für die politische Ausrichtung der Akan ist die Bildung kleiner Staaten unter der Führung einer Gruppe von sieben oder acht Clans. Dank militärischer Eroberungen und teilweiser Assimilation schwächerer Gruppen entstanden bis in das 18. Jahrhundert hinein mächtige Reiche. Ebenfalls kennzeichnend sind sozio-ethnische Phänomene wie Matrilinearität und Patrilokalität, sowie eine genossenschaftlich ausgeprägte Monarchie, auf die aber in späteren Kapiteln noch genauer eingegangen wird.[9] Allerdings hat die weitgehende Homogenität der Akan-Kultur nicht zu einer Einheit der Stämme geführt, sondern beständig Eroberungs- und Grenzkriege bewirkt. Dies lässt sich um so leichter erklären, wenn man das Machtstreben einzelner Führungspersönlichkeiten bezüglich der Einheit der Stämme in den Vordergrund stellt.

II.3.1 Woher kommen die Asante?

Als gesichert kann angesehen werden, dass die Asante nicht autochthon in der Region um Kumasi leben. Weitgehend ungeklärt ist allerdings die Frage, wo sie wirklich herkommen.

Die heutige Republik Ghana ist nach dem mittelalterlichen Reich 'Ghana' benannt.[10] Dieses große westafrikanische Reich bestand etwa vom 4. bis zum 13. Jahrhundert. Sein tatsächlicher Name war 'Wagadugu'. Mit dem Wort 'Ghana' bezeichnet man die Könige, die das Land regierten. Nach seinem endgültigen Zerfall im Jahre 1240 ging Wagadugu in dem größeren Reich Mali auf.

Aus geografischer Sicht befindet sich das ursprüngliche Ghana etwa 600 Kilometer nördlich des heutigen Staates zwischen den Flüssen Senegal und Niger.

Viele Familientraditionen und Geschichten der Akan weisen Verbindungen zu diesem Reich und seinen Bewohnern, den Suninke, auf.

Zur Zeit der moslemischen Invasion in Ghana, also etwa im Jahr 1076 waren die Akan möglicherweise schon im Norden der Goldküste angesiedelt. Die eigentliche Südwanderung hat dann schließlich ab etwa 1200 begonnen.[11]

Eine Legende bescheinigt den Akan-Stämmen Verbindungen zu Fischern, die die Goldküste vor 30.000 bis 40 000 Jahren besiedelt hatten und vor 2.500 Jahren plötzlich verschwanden.[12] Eine weitere Legende erzählt von der Gründung der Stadt 'Asantemanso'.[13] Dort sollen die Asante aus einem Loch im Erdboden hervorgekommen sein.[14] Diese relativ unglaubwürdigen Geschichten können aber auch als spätere Rechtfertigung für die Okkupation bereits bewohnter Gebiete angesehen werden.[15]

II.3.2 Sprachwissenschaft

Die von Stewart klassifizierte Zentral Comoé, die auch Tano Sprachgruppe genannt wird, gehört zu den Volta-Comoé Sprachen. Sie kann in zwei Familien unterteilt werden, zum Einen die Bia-Sprachgruppe, zum Anderen die Akan-Sprache, die man auch als Twi-Fante bezeichnet. Zur Akan Sprache gehören mehrere Dialekte wie zum Beispiel Akuapem, Fante, Wasa, Agona, Bron/Abron, Kwahu, Gomua und auch das Asante, das von den Asante gesprochen wird.

[...]


Das Bild auf dem Deckblatt (Grafik 1) ist dem Umschlag von MEREDITH entnommen.

[1] Al-Bakri

[2] Die Asante werden oftmals auch als Ashanti bezeichnet.

[3] Das Reich/die Nation der Asante bezeichnet man als Asanteman.

[4] aus Diercke Weltatlas (1988, Seite 106)

[5] Asantehene = König der Asante

[6] Siehe auch Kapitel IV.5 Chronologie der Asantehene.

[7] Kum-Asi = "derjenige, der blühte"

[8] aus DSE

[9] Siehe auch Kapitel III.1 Traditionelle soziale Ordnung und daraus resultierende Konflikte in der Neuzeit.

[10] Alle Daten zu dem Reich Ghana stammen aus FAGE und GOODWIN.

[11] aus WESTERMANN, Seite 395

[12] aus SITTEK

[13] Etwa am Ort des heutigen Kumasi gelegen.

[14] nach WESTERMANN, Seite 396

[15] WESTERMANN (Seite 396) entzieht den Legenden jeglichen historischen Wahrheitsgehalt.

Excerpt out of 42 pages

Details

Title
Die moderne Ashanti-Gesellschaft
College
University of Cologne  (Institut für Afrikanistik)
Course
Vorkoloniale Geschichte Westafrikas
Grade
1,0
Author
Year
2001
Pages
42
Catalog Number
V8742
ISBN (eBook)
9783638156363
File size
1075 KB
Language
German
Keywords
Ashanti-Gesellschaft, Vorkoloniale, Geschichte, Westafrikas
Quote paper
Marc Seifert (Author), 2001, Die moderne Ashanti-Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8742

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