Die Rahmenbedingungen für Betriebe und ihre Angestellten unterliegen heute einem epochalen Wandel, der es notwendig macht, sich ständig selbst zu hinterfragen und sich weiterzuentwickeln. Die fortschreitenden Veränderungen in der Technologie und in der Gesellschaft haben die Bedingungen für beruflichen Erfolg sowie für den Erhalt der Employability komplexer werden lassen. Als Antwort darauf wurde die Diskussion in der Wissenschaft wesentlich von den Begriffen Kompetenz und Kompetenzentwicklung geprägt. So hat sich der Begriff der Kompetenz bis heute weitgehend in der deutschen Bildungslandschaft, in den Lehrplänen und in wissenschaftlichen Aufsätzen durchgesetzt. Dazu kommt, dass die Kompetenzentwicklung von vielen verschiedenen Seiten stark gefordert wird. Es geht beispielsweise um den Erwerb von interkultureller, von Selbstorganisations- oder auch von Medienkompetenz.
Das Individuum muss sich kontinuierlich mit der Analyse und der Weiterentwicklung seiner Kompetenzen auseinandersetzen, um sein Potenzial so weiterzubilden, dass seine Beschäftigungsfähigkeit erhalten bleibt und es beruflich erfolgreich agieren kann. Da Arbeit und Privatleben immer enger miteinander verbunden sind, werden sowohl beruflich als auch privat erworbene Kompetenzen für die persönliche berufliche Entwicklung relevant. So gewinnen neben formalisierten Bildungsprozessen immer mehr auch informell erworbene Kompetenzen an Bedeutung. Daraus resultiert, dass bisherige Prüfungsformen und Diagnoseverfahren zunehmend ungeeignet sind, die Ergebnisse dieser Prozesse zu identifizieren.
Das Angebot an Kompetenzanalysen wächst und wird zunehmend komplexer. Problematisch ist, dass es bisher an allgemein anerkannten Kriterien fehlt, anhand derer man Kompetenzanalyseverfahren einschätzen und bewerten kann. Daraus ergeben sich verschiedene Fragen: Sind die einschlägigen Kompetenzanalyseverfahren auch wirklich für die Praxis anwendbar? Könnte man zu ihrer Einschätzung die einschlägigen Qualitätsstandards verwenden? Erfassen sie wirklich das, was sie erfassen sollen, die Kompetenzen? Schließlich stellt sich die Frage, inwieweit Kompetenzanalyseverfahren auch den Merkmalen einer modernen betrieblichen Bildungsarbeit entsprechen und die Kompetenzentwicklung fördern können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. BETRIEBLICHER WANDEL UND SEINE AUSWIRKUNGEN AUF DIE BETRIEBLICHE BILDUNGSARBEIT
- 2.1 Einflussfaktoren und Entwicklungstrends
- 2.1.1 Begriffsbestimmungen
- 2.1.2 Informelles Lernen
- 2.1.3 Prozessorientierung
- 2.2 Kompetenzentwicklung
- 2.2.1 Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten
- 2.2.2 Qualifikation
- 2.2.3 Kompetenz
- 2.3 Das Ziel betrieblicher Bildungsarbeit
- 2.4 Zusammenfassung
- 3. KATEGORIEN ZUR EINSCHÄTZUNG VON KOMPETENZANALYSEVERFAHREN
- 3.1 Die Kriterien der Qualitätssicherung
- 3.2 Die Gütekriterien der empirischen Sozialforschung
- 3.2.1 Quantitative Gütekriterien
- 3.2.2 Qualitative Gütekriterien
- 3.3 Zusammenfassung
- 4. KOMPETENZANALYSEN ZUR PERSÖNLICHEN ENTWICKLUNG
- 4.1 Funktion und Anwendung von Kompetenzanalysen
- 4.2 Bedeutung für die betriebliche Bildungsarbeit
- 4.3 Exemplarische Verfahren der Kompetenzanalyse
- 4.3.1 Kompetenzreflektor
- 4.3.2 Talentkompass NRW
- 4.4 Probleme des Profilings
- 4.5 Zusammenfassung
- 5. BEURTEILUNG DER KRITERIEN
- 5.1 Anwendung der Gütekriterien
- 5.2 Anwendung der Kriterien der Qualitätssicherung
- 5.3 Zusammenfassung der Kriterien und Bewertung der Verfahren
- 5.4 Einschätzung der Kriterien
- 5.5 Zusammenfassung
- 6. FAZIT UND DESIDERATE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Eignung von Gütekriterien der empirischen Sozialforschung und Kriterien der Qualitätssicherung zur Bewertung von Kompetenzanalyseverfahren. Dabei wird die Relevanz von Kompetenzanalysen für die individuelle Kompetenzentwicklung und die betriebliche Bildungsarbeit beleuchtet.
- Der Einfluss des betrieblichen Wandels auf die Bildungsarbeit
- Die Bedeutung von Kompetenzentwicklung und informellen Lernprozessen
- Die Analyse und Bewertung von Kompetenzanalyseverfahren
- Die Anwendung von Gütekriterien der empirischen Sozialforschung und Qualitätskriterien
- Die Eignung von Kompetenzanalyseverfahren für die individuelle Kompetenzentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung – Die Einleitung stellt die Relevanz von Kompetenzentwicklung im Kontext des betrieblichen Wandels dar und führt die zentrale Forschungsfrage der Arbeit ein: Können Gütekriterien der empirischen Sozialforschung und Kriterien der Qualitätssicherung zur Bewertung von Kompetenzanalyseverfahren in Bezug auf die individuelle Kompetenzentwicklung verwendet werden?
- Kapitel 2: Betrieblicher Wandel und seine Auswirkungen auf die betriebliche Bildungsarbeit – Dieses Kapitel beleuchtet die Einflussfaktoren und Entwicklungstrends des betrieblichen Wandels und erörtert die damit verbundenen Anforderungen an die Kompetenzentwicklung der Beschäftigten. Es werden wichtige Begriffe wie Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Qualifikation und Kompetenz definiert und das Ziel der betrieblichen Bildungsarbeit im Kontext des Wandels dargestellt.
- Kapitel 3: Kategorien zur Einschätzung von Kompetenzanalyseverfahren – In diesem Kapitel werden die Kriterien der Qualitätssicherung und die Gütekriterien der empirischen Sozialforschung als Basis für die Bewertung von Kompetenzanalyseverfahren vorgestellt. Die Kapitel diskutieren die Bedeutung quantitativer und qualitativer Gütekriterien für die Analyse und Bewertung von Kompetenzanalyseverfahren.
- Kapitel 4: Kompetenzanalysen zur persönlichen Entwicklung – Dieses Kapitel widmet sich den Funktionen und Anwendungen von Kompetenzanalysen. Es zeigt die Bedeutung dieser Verfahren für die betriebliche Bildungsarbeit auf und stellt exemplarische Verfahren wie den Kompetenzreflektor und den Talentkompass NRW vor. Zudem werden kritische Aspekte und Probleme des Profilings diskutiert.
- Kapitel 5: Beurteilung der Kriterien – In diesem Kapitel werden die Gütekriterien der empirischen Sozialforschung und die Kriterien der Qualitätssicherung auf Kompetenzanalyseverfahren angewendet. Die Arbeit untersucht, ob die Verfahren die Kriterien erfüllen und inwieweit sie für die Beurteilung der individuellen Kompetenzentwicklung geeignet sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Bewertung von Kompetenzanalyseverfahren im Kontext von Kompetenzentwicklung und betrieblicher Bildungsarbeit. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Kompetenzentwicklung, Kompetenzanalyse, Gütekriterien der empirischen Sozialforschung, Qualitätssicherung, betrieblicher Wandel, informelles Lernen, individuelle Kompetenzentwicklung, und die Anwendung von Kompetenzanalysen in der Praxis.
- Arbeit zitieren
- Stefan Kuhles (Autor:in), 2007, Bewertung von Kompetenzanalyseverfahren unter Zugrundelegung der Kriterien der Qualitätssicherung und der Gütekriterien der empirischen Sozialforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87496