Der Eingriff in die Entstehung menschlichen Lebens hat nach Habermas entscheidenden Einfluss auf die Art des menschlichen Zusammenseins und somit auf das Moralverhalten des Menschen. Habermas stellt daher die Frage nach der Zukunft der menschlichen Natur: Wie wirkt sich Eugenik auf unser menschliches Dasein aus? Können wir, begründet auf die Zukunft der menschlichen Natur, ein moralisches Verständnis für Eugenik gewinnen?
In seinem Buch “Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?“ diskutiert Jürgen Habermas diese Frage.
Auf der Suche nach der Antwort führt er eine klare Differenzierung der Begriffe Ethik und Moral ein. Mit einem postmetaphysischen und pluralistischen Weltbild lebt der Mensch als ein sich subjektiv denkendes Wesen. Mit dem Bewusstsein, sein Leben durch Selbstwahl und Selbstreflexion für sich steuern zu können, muss der Mensch eine klare Position gegenüber den Ethik und Moral beziehen . Habermas und führt dazu den Begriff der Gattungsethik ein.
Er erstellt in seinem Buch einen Argumentationsweg, mit dem er Stellung zur Entwicklung der liberalen Eugenik nimmt.
Im Fokus dieser Seminararbeit steht dieser philosophisch-anthropologische Argumentationsgang in Bezug auf das postmetaphysische Moralverständnis unter Beachtung des von Kierkegaard übernommenen Begriffes des Selbstseinkönnens und des Habermaschen Begriffes der Gattungsethik. Es wird die Frage gestellt, wie diese Begriffe in Zusammenhang mit dem Moralverständnis in der postmetaphysischen Zeit verstanden werden.
Dabei wird zunächst der Bezug zur Eugenik nur am Rande betrachtet. Hauptziel dieser Arbeit ist seine Moralargumentation unter philosophisch-anthropologischen Gesichtspunkten auf so aufzuarbeiten, dass anschließend ein Urteil möglich ist, ob man sie zur Befürwortung oder Verneinung der liberalen Eugenik oder sogar für weitere moralische Konflikte heranziehen kann.
Dies ist nicht immer sehr einfach, da Habermas Argumentationsgang nicht immer thematisch strukturiert erscheint. Seine Argumente greift er mehrmals auf und ergänzt oder modifiziert sie in den neuen Passagen. Somit gewinnt seine Argumentation einen diskursvergleichbaren Charakter, der sich aber auch als Grundlage für unterschiedliche Interpretationen anbietet. So ist es nicht verwunderlich, wenn zwei Diskurspartner gegensätzliche Meinungen vertreten, sich aber beide auf Habermas Argumentation beziehen, da diese von den Diskurspartnern unterschiedlich ausgelegt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIFFERENZIERUNG VON MORAL UND ETHIK
- 1.1 DIE ZUKUNFT DER MENSCHLICHEN NATUR
- 1.2 VORGEHENSWEISE
- MORAL AUS ANTHROPOLOGISCHER SICHT.
- 2.1 WANDEL DES METAPHYSISCHEN DENKENS
- 2.2 POSTMETAPHYSISCHES VERSTÄNDNIS VON MORAL.
- 2.3 POSTMETAPHYSISCHES VERSTÄNDNIS VON ETHIK
- DER BEGRIFF DES SELBSTSEINKÖNNENS..
- 3.1 GRUNDRISSE KIERKEGAARDS ETHIK.....
- 3.1.1 Ästhetische und ethische Lebensanschauung.
- 3.1.2 Selbstseinkönnen nach Kierkegaard..
- 3.1.3 Verzweiflung..
- 3.1.4 Gottes Existenz
- 3.2 HABERMAS' ERGÄNZUNGEN
- 3.3 SELBSTSEINKÖNNEN UND SEINE FOLGEN AUS ANTHROPOLOGISCHER SICHT.
- 3.1 GRUNDRISSE KIERKEGAARDS ETHIK.....
- DIE GATTUNGSETHIK IN BEZUG AUF DAS SELBSTSEINKÖNNEN..
- 4.1 DAS SELBSTVERSTÄNDNIS ALS GATTUNGSWESEN
- 4.2 DAS GATTUNGSETHISCHE SELBSTVERSTÄNDNIS
- 4.3 ZUSAMMENSPIEL VON SELBSTSEINKÖNNEN UND GATTUNGSETHIK
- MORAL UND GATTUNGSETHIK.
- 5.1 ZUSAMMENHANG ZWISCHEN MORAL UND GATTUNGSETHIK
- 5.2 GATTUNGSETHIK ALS GRUNDLAGE MORALISCHEN HANDELNS
- 5.2.1 Kontingenz des Lebens........
- 5.2.2 Das Leben als ebenbürtige Personen...
- HABERMAS' MORALKONSTRUKT
- 6.1 EUGENIK UND DIE GATTUNGSETHIK
- 6.2 VERÄNDERUNGEN DES MORALVERSTÄNDNISSES..
- 6.3 FOLGEN DER DYNAMIK BEIM INDIVIDUELLEN MORALVERSTÄNDNIS.....
- 6.4 ZUKUNFT DER IDENTITÄT DES MENSCHEN ALS GATTUNGSWESEN.
- SCHLUSS...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, das postmetaphysische Moralverständnis im Werk Jürgen Habermas' zu analysieren, insbesondere in Bezug auf den Begriff des Selbstseinkönnens und die Gattungsethik. Sie untersucht, wie diese Konzepte im Kontext der Zukunft der menschlichen Natur und der Frage der liberalen Eugenik relevant werden.
- Der Wandel des metaphysischen Denkens und die daraus resultierende postmetaphysische Moral
- Die Bedeutung des Selbstseinkönnens für das moralische Handeln
- Die Gattungsethik als Grundlage für ein moralisches Verhältnis zum menschlichen Dasein
- Die Anwendung des postmetaphysischen Moralverständnisses auf die Frage der liberalen Eugenik
- Der Zusammenhang zwischen Moral und Gattungsethik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Fokus der Arbeit auf Habermas' Argumentationsgang hinsichtlich des postmetaphysischen Moralverständnisses. Das erste Kapitel differenziert zwischen Ethik und Moral und skizziert die Problematik der Zukunft der menschlichen Natur im Kontext der Eugenik. Das zweite Kapitel beleuchtet den Wandel des metaphysischen Denkens und erklärt das postmetaphysische Verständnis von Moral und Ethik.
Kapitel drei befasst sich mit dem Begriff des Selbstseinkönnens, wobei die Grundrisse Kierkegaards Ethik, insbesondere die ästhetische und ethische Lebensanschauung, sowie die Rolle der Verzweiflung und die Bedeutung der Gottesexistenz beleuchtet werden. Die Ergänzungen Habermas' zum Selbstseinkönnen werden ebenfalls diskutiert. Kapitel vier analysiert die Gattungsethik in Bezug auf das Selbstseinkönnen und betrachtet das Selbstverständnis als Gattungswesen sowie das gattungsethische Selbstverständnis. Der Zusammenhang zwischen Selbstseinkönnen und Gattungsethik wird im Detail betrachtet.
Kapitel fünf untersucht den Zusammenhang zwischen Moral und Gattungsethik, wobei die Gattungsethik als Grundlage für moralisches Handeln präsentiert wird. Die Kontingenz des Lebens und die Gleichheit aller Menschen als ebenbürtige Personen werden in diesem Zusammenhang betrachtet. Kapitel sechs widmet sich Habermas' Moralkonstrukt, wobei die Auswirkungen der Eugenik auf die Gattungsethik, die Veränderungen des Moralverständnisses und die Folgen der Dynamik beim individuellen Moralverständnis im Detail analysiert werden. Die Zukunft der Identität des Menschen als Gattungswesen wird in diesem Kontext ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselwörter postmetaphysisches Moralverständnis, Selbstseinkönnen, Gattungsethik, Eugenik, menschliche Natur, liberale Eugenik, Moral, Ethik, anthropologische Sicht, Selbstreflexion, Selbstwahl, Selbstverständnis, Handlungstheorie.
- Citar trabajo
- Gangolf Neubach (Autor), 2003, Das Selbstseinkönnen eingebettet in der Gattungsethik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88000