Primärprävention und Gesundheitsförderung im deutschen Gesundheitssystem


Dossier / Travail, 2006

22 Pages, Note: 1,8


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

2 Begriffsklärungen
2.1 Primärprävention
2.2 Gesundheitsförderung
2.3 Salutogenese

3 Wirkmechanismen der Primärprävention und Gesundheitsförderung
3.1 Zielgruppen
3.2 Interventionsformen
3.3 Instrumente, Akteure, Institutionen und Handlungsebenen
3.4 Handlungsfelder (Beispiel Arbeitswelt)

4 Aktueller Stand und Verwirklichung der Primärprävention und Gesundheitsförderung im deutschen Gesundheitssystem
4.1 Stellenwert der Prävention für Parteien in der deutschen Gesundheitspolitik
4.2 Beteiligung der Krankenkassen
4.3 Gesetzesentwurf: „Gesetz zur Stärkung der gesundheitlichen
Prävention“

5 Ausblick
5.1 Rechtliche Entwicklung
5.2 Rolle der Gesundheits- und Krankenpflege

6 Zusammenfassung

7 Anhang

8 Literaturverzeichnis

1 Vorwort

Angesichts der aktuellen Situation im deutschen Gesundheitssystem, das derzeit von Kostenexplosionen und Streichung von Leistungen betroffen ist, rückt die Forderung nach Prävention und Gesundheitsförderung immer mehr in den Vordergrund.

Vermehrte präventive Maßnahmen könnten zu Kostenreduzierung im Gesundheitswesen führen und beispielsweise chronische Erkrankungen reduzieren. Weiterhin besteht großer Nutzen für jeden einzelnen Bürger um bis hin zum hohen Alter gesund zu leben und zu bleiben.

Wegen all dieser Vorteile möchte ich mich in meiner Hausarbeit mit diesem Thema auseinandersetzen. Dabei werde ich verdeutlichen, was Prävention und Gesundheitsförderung eigentlich bedeuten und dabei auch auf einige Strukturen zur Durchführung dieser eingehen. Außerdem möchte ich darstellen, wie Primärprävention und Gesundheitsförderung derzeit in Deutschland betrieben werden und wie sie eventuell in Zukunft gestaltet werden können. Weiterhin werde ich auf gesetzliche Bestimmungen, wie auch gesundheitspolitische Interessen und die Rolle verschiedener Akteure eingehen.

2 Begriffsklärungen

2.1 Primärprävention

Der allgemeine Begriff „(gesundheitliche) Prävention“ stammt von den lateinischen Wörtern „praevenire“ und „praeventum“ ab und bedeutet „zuvorkommen“. Das Wort Prävention wird verwendet als Sammelbegriff für alle Maßnahmen, die dazu dienen, eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes eines Menschen zu verhindern bzw. zu vermeiden.

Nach ihrem Ansatzzeitpunkt werden drei Formen der Prävention unterschieden: Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention. Durch primäre Prävention sollen Ersterkrankungen sowie deren Ursachen und Teilursachen, als auch bestimmte gesundheitsschädigende Risikofaktoren, die krankheitsfördernde Wirkung haben können, vermindert werden. Beispiele dafür können u. a. Impfprophylaxe und Unfallverhütung sein. Das heißt, diese Art der Prävention greift vor der Entstehung einer Erkrankung an, wobei Sekundärprävention (Früherkennung) und Tertiärprävention (Verhinderung der Verschlimmerung einer Krankheit) während oder nach dem Krankheitsgeschehen ihren Ansatz finden.

2.2 Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung meint den Aufbau von gesundheitlichem Wissen, Kompetenz und der Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit. Dies bedeutet, der Mensch soll wissen und selbst bestimmen, was seiner Gesundheit bzw. seinem Wohlbefinden gut tut. Als die World Health Organization (WHO) in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts feststellte, dass die Verhütung bzw. Verminderung von Zivilisationskrankheiten (Herz- Kreislauferkrankungen, Diabetes, Adipositas, metabolisches Syndrom usw.) durch Konzepte der Prävention und Gesundheitserziehung (Vermittlung von Wissen, um eine gesundheitsbewusste Lebensweise und Lebenseinstellung zu erzielen) nicht ausreichten, entwickelte sie 1986 in Ottawa eine Charta mit dem Konzept „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“. Darin stand die Gesundheitsförderung als wesentlicher Bestandteil im Vordergrund. In der Ottawa- Charta wurde schließlich eine einheitliche Definition von Gesundheitsförderung entwickelt: „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“ Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl Einzelne als auch Gruppen ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. sie verändern können.“[1]

Deutschland nimmt heute an europäischen Projekten, wie "Gesundheitsfördernde Schulen", "Gesundheitsfördernde Krankenhäuser" und "Gesundheitsfördernde Arbeitswelt" teil, um nach dem Setting- Ansatz dort anzugreifen, wo Menschen lernen und arbeiten.

2.3 Salutogenese

In der neueren Gesundheitsforschung hat sich der Schwerpunkt vom Blick auf Faktoren, die krankmachend (pathogen) wirken, dahin verlagert, dass heute auch zusätzlich der Blick auf Faktoren fällt, die wohltuende bzw. gesundheitsfördernde (salutogene) Wirkung besitzen.[2] Der Ansatz der Salutogenese (Salus bedeutet Unverletztheit, Heil, Glück und Genese heißt Entstehung) wurde vom amerikanisch- israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky als Zusatzmodell zur Betrachtung von Gesundheit und Krankheit entwickelt. Beim salutogenetischen Modell steht im Vordergrund die Frage „Was hält Menschen gesund?“ und somit gehört es definitiv auch zu den Konzepten der Primärprävention und Gesundheitsförderung.

3 Wirkmechanismen der Primärprävention und Gesundheitsförderung

3.1 Zielgruppen

Vor allem Gesundheitsförderung und Primärprävention richten sich an die Gesamtbevölkerung und deren verschiedenen Risikogruppen. So kann eine allgemeine Unterscheidung in Risikogruppen mit höherem Risiko und Risikogruppen mit niedrigerem Risiko in Bezug auf die Entstehung einer Krankheit vorgenommen werden. Dabei müssen auch Settings wie Alter, Geschlecht, Bevölkerungsschicht sowie soziale und regionale Begebenheiten dieser Gruppen beachtet werden. Primäre Prävention spricht von allen Formen der Prävention die größte Zahl von Menschen an, da alle Menschen aufgefordert werden, ihren Gesundheitszustand zu erhalten oder eine Verschlechterung dessen zu vermeiden. Das heißt, je früher Prävention im Krankheitsprozess greift, desto unspezifischer ist die Zielgruppe.[3] Da es sich hier um eine so große Zielgruppe handelt, ist es schwer, diese an allen präventiven Maßnahmen Teil haben zu lassen, nicht immer sind genügend Zugangswege zu den Empfängern vorhanden, oder diese nehmen evtl. Angebote nur unzureichend wahr. Erfahrungen und Untersuchungen zeigen, dass so nicht alle für Primärprävention wichtigen Bevölkerungsgruppen erreicht werden, solange die Angebote sich z. B. nur auf allgemeine Informationen zur Krankheitsvorbeugung oder Gesundheitsförderung beschränken und man diese nutzen kann (aber nicht nutzen muss), d. h., wenn die Zielgruppe nur Angebote erhält (sog. Komm- Struktur). Eventuell könnten sog. Such- Strukturen, das bedeutet das direkte Ansprechen von Personen, dieses Problem mindern.[4]

3.2 Interventionsformen

Im Hinblick auf die Verhältnisse, unter denen die Menschen leben und dem Verhalten von Menschen bzw. Menschengruppen können alle Präventionsmaßnahmen auf zwei Ebenen interveniert werden: Verhältnis- und Verhaltensprävention.

Ausgangspunkt der Verhaltensprävention ist das individuelle Handeln des Einzelnen und die darin liegende Ursache einer Krankheit. Somit ist es hier das Ziel, durch die Änderung des Verhaltens oder von Verhaltenszügen die Erkrankungswahrscheinlichkeit zu senken. Diese Maßnahmen bilden den Schwerpunkt der deutschen Präventionspolitik. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem chronisch- degenerative Volkskrankheiten. Zu den Zielen gehören dabei der Verzicht auf Tabakkonsum, gesunde Ernährung und ausreichend körperliche Bewegung. Primärpräventiv richtet sich die Verhaltensprävention hauptsächlich an Kinder und Jugendliche (wobei sich der Adressatenkreis in den letzten Jahren aber aufgrund der demografischen Entwicklung auf ältere Zielgruppen verlagert hat und somit sekundär- u./o. tertiärpräventive Maßnahmen ebenfalls durchgeführt werden). Wirklich sinnvoll ist die Verhaltensprävention nur dann, wenn das Verhalten der Menschen so verändert wird, dass die Veränderungen auch mit in Lebensweise und Lebenseinstellung integriert werden können und somit eine Verknüpfung mit der sozialen Lebenswelt geschieht.

„...Verhältnisprävention zielt darauf, Gesundheitsgefahren durch Gestaltung der Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen zu verringern“.[5] Sie findet meist in Form von Primärprävention statt. Dabei spielte bis zum 20. Jahrhundert die Vermeidung von Infektionskrankheiten (z. B. Tuberkulose, Hepatitis, Ruhr, Scharlach) die größte Rolle, was heute durch die allgemeine Hygiene und die Möglichkeit der Impfungen nicht mehr an vorderster Stelle steht. Heute steht die Vermeidung chronischer Erkrankungen im Vordergrund. Hier wird bei den primärpräventiven Maßnahmen auf die Verringerung der Exposition gegenüber chemischen und physikalischen Krankheitsquellen und bakteriellen Erregern geachtet. Dies kommt besonders in Form von Arbeits- und Umweltschutz und als Maßnahmen in der Lebensmittelhygiene zum Ausdruck. Der Staat hat dabei sowohl in seiner legislativen, als auch in der exekutiven Funktion wesentliche Bedeutung. Denn nur staatliche Einrichtungen können und dürfen verbindliche Regeln und Verbote, genauso wie Strafen bei Nichteinhalten dieser entwerfen, festlegen und verwirklichen.

[...]


[1] Fischer/ Klare/ Koch/ Schwerdt 2004, S. 109

[2] vgl. Rosenbrock/ Gerlinger 2004, S. 67

[3] vgl. Rosenbrock/ Gerlinger 2004, S. 59

[4] vgl. Rosenbrock/ Gerlinger 2004, S. 59

[5] Rosenbrock/ Gerlinger 2004, S. 58

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Primärprävention und Gesundheitsförderung im deutschen Gesundheitssystem
Université
University of Applied Sciences Hanover
Cours
Strukturen und Funktionsweisen des Deutschen Gesundheitssystems und der Gesundheitspolitik
Note
1,8
Auteur
Année
2006
Pages
22
N° de catalogue
V88199
ISBN (ebook)
9783638017473
Taille d'un fichier
722 KB
Langue
allemand
Mots clés
Primärprävention, Gesundheitsförderung, Gesundheitssystem, Strukturen, Funktionsweisen, Deutschen, Gesundheitssystems, Gesundheitspolitik
Citation du texte
Carolin Srocke (Auteur), 2006, Primärprävention und Gesundheitsförderung im deutschen Gesundheitssystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88199

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