Diese Arbeit bearbeitet die Ursprünge der Postmoderne in Davos im Hinblick auf das Treffen von Cassirer und Heidegger, die über das Erbe von Kant sprachen. Im Jahre 1929 trafen sich in Davos, Schweiz, der "neukantianische" Philosoph Ernst Cassirer und der "existentialistische" Philosoph Martin Heidegger, um zwei verschiedene Lesarten von Kants Gedanken zu kontrastieren. Seit seiner Ankündigung wurde der Disput durch eine starke Symbolik geprägt, da die beiden Autoren "unterschiedliche Epochen" verkörperten, wie es die Frankfurter Zeitung beschrieb. Auf der einen Seite der vergötterte "Gigant" der Marburger Schule, des liberalen Rationalismus und politischen Humanismus, Autor der anerkannten "Die Philosophie der symbolischen Formen" (1929) und Verteidiger der Weimarer Republik - und auf der anderen, der junge "Versprechen" einer "revolutionären Philosophie", Autor des erfolgreichen "Sein und Zeit" (1927), der ein anti-rationalistisches und anti-humanistisches Gemüt hatte und später mit dem Nationalsozialismus zusammenarbeiten würde.
Das Zusammentreffen dieser beiden Philosophen rief große Begeisterung hervor und brachte mehr als 200 Schüler und 30 Lehrende zusammen, darunter Carnap, Lévinas, Fink, Buber, Bollnow, Strauss, Rosenzweig, Cavailles, Brunschvicg, Ritter, usw. Die Debatte ist historisch auf verschiedene Art interpretiert worden. So z.B. als das Ende einer Art von "Humanismus" (Lévinas), als der Ursprung der Spaltung zwischen "kontinentaler" und "analytischer" Philosophie, oder auch als der Moment, welcher den finsteren politischen Kurs Europas in den kommenden Jahren ankündigte.
Inhaltsverzeichnis
- Naphtha und Settembrini: die philosophische Bedeutung eines Zusammentreffens
- Kant: Vater des Irrationalismus oder Höhepunkt der Aufklärung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert die philosophische Debatte zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger in Davos 1929, die als Schlüsselmoment für das Verständnis der Entwicklung der zeitgenössischen Philosophie, insbesondere der kontinentalen Tradition, gilt. Die Auseinandersetzung um die Interpretation von Kants Werk wird im Kontext der politischen und philosophischen Strömungen der Zeit beleuchtet.
- Die Interpretation von Kants Philosophie durch Cassirer und Heidegger
- Der Gegensatz zwischen Aufklärung und Gegen-Aufklärung
- Die Entstehung der Postmoderne im Kontext der Davoser Debatte
- Die symbolische Bedeutung des Treffens Cassirer/Heidegger
- Der Einfluss der Debatte auf die Entwicklung der Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Naphtha und Settembrini: die philosophische Bedeutung eines Zusammentreffens: Dieses Kapitel beschreibt das historische Treffen zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger in Davos 1929. Es wird die symbolische Bedeutung des Zusammentreffens zweier gegensätzlicher Philosophen – Cassirer als Vertreter des liberalen Rationalismus und Heidegger als Wegbereiter des Existenzialismus – hervorgehoben. Der Vergleich mit dem Treffen zwischen Naphta und Settembrini in Thomas Manns „Zauberberg“ verdeutlicht den Konflikt zwischen Aufklärung und Gegen-Aufklärung, der in dieser Debatte zum Ausdruck kommt. Die weitreichenden Folgen dieser Auseinandersetzung für die Entwicklung der Philosophie und Politik werden angedeutet, insbesondere im Hinblick auf die Entstehung der Postmoderne und die „totale Kritik“ am Projekt der Aufklärung.
Kant: Vater des Irrationalismus oder Höhepunkt der Aufklärung?: Das Kapitel konzentriert sich auf den Kern der Debatte zwischen Cassirer und Heidegger: die Interpretation von Immanuel Kants Werk. Heidegger argumentiert, dass Kant den Grundstein für eine ontologische Betrachtung der Zeitlichkeit legte, welche die traditionelle Metaphysik untergräbt und ihn zum „Vater des Irrationalismus“ macht. Im Gegensatz dazu betont Cassirer die Bedeutung des Kantischen Systems für die mathematische Erkenntnis und seine Unterscheidung zwischen Phänomen und Noumenon. Cassirer sieht in Kants Philosophie einen Versuch, die Grenzen der menschlichen Vernunft zu überwinden und eine objektive, rationale Erkenntnis zu erreichen. Der Gegensatz zwischen beiden Interpretationen spiegelt den grundlegenden Konflikt zwischen rationalistischen und irrationalistischen Positionen wider.
Schlüsselwörter
Ernst Cassirer, Martin Heidegger, Davos, Kant, Aufklärung, Gegen-Aufklärung, Existenzialismus, Neokantianismus, Postmoderne, Rationalismus, Irrationalismus, Symbol, Zeitlichkeit, Ontologie, Philosophie der symbolischen Formen, Sein und Zeit.
Häufig gestellte Fragen: Cassirer und Heidegger in Davos 1929
Was ist der Gegenstand dieser Textanalyse?
Die Analyse konzentriert sich auf die philosophische Debatte zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger in Davos 1929. Diese Debatte wird als Schlüsselmoment für das Verständnis der Entwicklung der zeitgenössischen Philosophie, insbesondere der kontinentalen Tradition, betrachtet. Im Mittelpunkt steht die gegensätzliche Interpretation von Immanuel Kants Werk und deren Bedeutung im Kontext der politischen und philosophischen Strömungen der Zeit.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Analyse beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen von Kants Philosophie durch Cassirer und Heidegger, den Gegensatz zwischen Aufklärung und Gegen-Aufklärung, die Entstehung der Postmoderne im Kontext dieser Debatte, die symbolische Bedeutung des Treffens Cassirer/Heidegger und den Einfluss dieser Debatte auf die Entwicklung der Philosophie.
Wie wird die Interpretation von Kants Philosophie dargestellt?
Heidegger interpretiert Kant als Wegbereiter des Irrationalismus, indem er Kants ontologische Betrachtung der Zeitlichkeit als Untergrabung traditioneller Metaphysik sieht. Cassirer hingegen betont Kants Bedeutung für die mathematische Erkenntnis und seine Unterscheidung zwischen Phänomen und Noumenon, sehend in Kants Philosophie einen Versuch, rationale Erkenntnis zu erreichen. Dieser Gegensatz spiegelt den fundamentalen Konflikt zwischen rationalistischen und irrationalistischen Positionen wider.
Welche Rolle spielt der Vergleich mit Thomas Manns „Zauberberg“?
Der Vergleich mit dem Treffen zwischen Naphta und Settembrini in Thomas Manns „Zauberberg“ verdeutlicht den Konflikt zwischen Aufklärung und Gegen-Aufklärung, der in der Cassirer/Heidegger-Debatte zum Ausdruck kommt. Dieser Vergleich dient dazu, die symbolische Bedeutung und die weitreichenden Folgen der Auseinandersetzung für die Entwicklung der Philosophie und Politik zu unterstreichen, insbesondere im Hinblick auf die Entstehung der Postmoderne und die „totale Kritik“ am Projekt der Aufklärung.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis des Textes?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Ernst Cassirer, Martin Heidegger, Davos, Kant, Aufklärung, Gegen-Aufklärung, Existenzialismus, Neokantianismus, Postmoderne, Rationalismus, Irrationalismus, Symbol, Zeitlichkeit, Ontologie, Philosophie der symbolischen Formen, Sein und Zeit.
Welche Kapitel beinhaltet der Text?
Der Text umfasst Kapitel zu „Naphtha und Settembrini: die philosophische Bedeutung eines Zusammentreffens“ und „Kant: Vater des Irrationalismus oder Höhepunkt der Aufklärung?“. Jedes Kapitel analysiert einen Aspekt der Cassirer/Heidegger-Debatte und deren Bedeutung für die Philosophiegeschichte.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, die philosophische Debatte zwischen Cassirer und Heidegger in Davos 1929 umfassend zu analysieren und deren Bedeutung für das Verständnis der zeitgenössischen Philosophie aufzuzeigen. Die Analyse beleuchtet die gegensätzlichen Interpretationen von Kant und deren Einfluss auf die Entwicklung verschiedener philosophischer Strömungen.
- Citation du texte
- Jonathan Arriola (Auteur), 2017, Das Davoser Streitgespräch und die Ursprünge der Postmoderne. Die Philosophen Ernst Cassirer und Martin Heidegger im Disput über das Erbe von Kant, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/882602