Die Entwicklungen im Deutschen Bildungssystem sind aktuell stark von Ideen und Maßnahmen zur Qualitätssicherung und -entwicklung geprägt. Dem drohenden Fachkräftemangel, als Folge der demografischen Entwicklung und der steigenden Anforderungen, die in einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft an jedes Individuum gestellt werden, muss mit geeigneten Mitteln begegnet werden (vgl. Reinberg & Hummel, 2003). Für den Einsatz gezielter Maßnahmen ist es jedoch notwendig, zunächst die Kontextbedingungen von Bildungsprozessen zu analysieren, um herauszufinden, welche Variablen den Ausbildungs-, Berufs- und Lebenserfolg beeinflussen. Nur auf einer solchen Grundlage können die systematisch eingesetzten Instrumente ihre Wirkung entfalten.
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist es, den theoretisch vermuteten Einfluss von individuellen Eingangsvoraussetzungen von Auszubildenden auf den Erfolg ihrer beruflichen Ausbildung, anhand von Ergebnissen aktueller empirischer Untersuchungen zu prüfen.
Als Grundlage für die analytische Arbeit werden im Vorfeld die wesentlichen Komponenten des deutschen Berufsbildungssystems betrachtet. Im Anschluss daran wird, ausgehend vom Bildungsproduktionsmodell nach Timmermann & Windschild (1996) und auf Basis bereits existierender Modelle von Ditton (2000), Helmke (2004), Seeber (2005) und van Buer et al. (1999), ein theoretisches Konzept zu Kontext- und Strukturmerkmalen beruflicher Bildungsprozesse entwickelt. Zum einen soll auf diese Weise die Einordnung des Themas der Arbeit in den Gesamtkontext der Berufsausbildung erleichtert werden. Andererseits wird auf zahlreiche Faktoren hingewiesen, die als Bedingungsvariablen auf den Bildungsprozess und seine Ergebnisse wirken könnten. Die darauf folgenden Ausführungen werden sich ausschließlich auf jene Bedingungsvariablen konzentrieren, die in der Persönlichkeit des Auszubildenden liegen.
Ausgehend von diesen Überlegungen werden die drei individuellen Bedingungsvariablen „Vorwissen“, „Intelligenz“ und „Motivation“ näher betrachtet. Es werden zunächst die Konstrukte theoretisch definiert, darauf aufbauend der empirische Zusammenhang zum Ausbildungserfolg überprüft sowie die erfassten Eingangsvoraussetzungen der Jugendlichen vor diesem Hintergrund analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziele und Aufbau der Arbeit
- Berufliche Bildung in Deutschland
- Das duale System der Berufsausbildung und seine funktionalen Äquivalente
- Zieldimensionen der beruflichen Bildung
- Theoretische Grundlagen zu Bedingungs- und Ergebnisvariablen beruflicher Bildungsprozesse
- Ein Theoretisches Modell zu Struktur- und Prozessmerkmalen von Bildungsprozessen in der beruflichen Ausbildung
- Möglichkeiten der Erfolgsdefinition im Kontext der beruflichen Ausbildung
- Theorie und Empirie zu ausgewählten Bedingungsfaktoren
- Vorwissen
- Untersuchung des Vorwissens und des Ausbildungserfolgs an Hamburger Berufsschulen
- Untersuchung der Eingangsvoraussetzungen
- Untersuchung des Erfolges
- Untersuchung des Vorwissens Berliner Schüler in MDQM II
- Zusammenfassende Diskussion
- Intelligenz
- Untersuchung der Vorhersagekraft der Intelligenz auf den Ausbildungserfolg an Auszubildenden eines Chemieunternehmens
- Untersuchung der Intelligenz Berliner Schüler in MDQM II
- Zusammenfassende Diskussion
- Motivation
- Motiviertes Lernen in der kaufmännischen Erstausbildung
- Querschnittstudie
- Längsschnittstudie
- Untersuchung motivationaler Faktoren bei Jugendlichen an Hamburger Berufsschulen
- Motivationale Faktoren zu Beginn der Ausbildung
- Motivationale Faktoren am Ende der Ausbildung
- Zusammenfassende Diskussion
- Die Bedeutung von Vorwissen für den Erfolg in der beruflichen Ausbildung
- Der Einfluss der Intelligenz auf den Ausbildungserfolg
- Die Rolle der Motivation für den Erfolg in der beruflichen Ausbildung
- Die Interaktion der genannten Faktoren im Hinblick auf den Ausbildungserfolg
- Die Relevanz der Ergebnisse für die Gestaltung von Bildungsprozessen in der beruflichen Ausbildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den individuellen Eingangsvoraussetzungen von Jugendlichen, die als Determinanten für den Erfolg in der beruflichen Ausbildung betrachtet werden. Ziel ist es, die Bedeutung von Vorwissen, Intelligenz und Motivation für den Ausbildungserfolg zu untersuchen und die Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren aufzuzeigen. Die Arbeit setzt sich dabei mit den theoretischen Grundlagen zu Bedingungs- und Ergebnisvariablen beruflicher Bildungsprozesse auseinander und beleuchtet die empirischen Befunde zu den jeweiligen Einflussfaktoren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Relevanz der Fragestellung sowie die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 3 bietet einen Überblick über die berufliche Bildung in Deutschland, wobei das duale System der Berufsausbildung und seine funktionalen Äquivalente sowie die Zieldimensionen der beruflichen Bildung im Fokus stehen. In Kapitel 4 werden die theoretischen Grundlagen zu Bedingungs- und Ergebnisvariablen beruflicher Bildungsprozesse dargestellt, wobei ein theoretisches Modell zu Struktur- und Prozessmerkmalen von Bildungsprozessen in der beruflichen Ausbildung vorgestellt wird. Außerdem werden die Möglichkeiten der Erfolgsdefinition im Kontext der beruflichen Ausbildung beleuchtet.
Kapitel 5 widmet sich der Theorie und Empirie zu ausgewählten Bedingungsfaktoren, wobei Vorwissen, Intelligenz und Motivation im Mittelpunkt stehen. Es werden verschiedene Studien und Forschungsergebnisse vorgestellt, die die Bedeutung dieser Faktoren für den Ausbildungserfolg beleuchten. Für jeden Faktor wird eine umfassende Analyse der relevanten Studien, Forschungsdesigns und Ergebnisse gegeben. Die Zusammenfassende Diskussion in den jeweiligen Unterkapiteln fasst die wichtigsten Erkenntnisse und den aktuellen Forschungsstand zusammen.
Schlüsselwörter
Berufliche Bildung, Ausbildungserfolg, Eingangsvoraussetzungen, Vorwissen, Intelligenz, Motivation, duale Berufsausbildung, Bedingungs- und Ergebnisvariablen, Bildungsprozesse, empirische Forschung.
- Quote paper
- Sandra Bräuer (Author), 2007, Individuelle Eingangsvoraussetzungen von Jugendlichen als Determinanten für den Erfolg in der beruflichen Ausbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88315