Die Protestaktionen, die Ende Juli 2001 das G-8-Gipfeltreffen in Genua begleiteten, hätten ohne den tragischen Tod eines Demonstranten wahrscheinlich die Problematik der Globalisierung niemals so medienwirksam in Szene setzen können, wie es nun geschehen ist. Plötzlich nahm die Zahl der Menschen zu, die nach den (negativen) Auswirkungen der Globalisierung fragten. Schlagworte wie Armut, Migration, und Umweltkatastrophe tauchten im Zusammenhang mit Globalisierung in den folgenden Tagen immer öfter auf.
Die Globalisierung lässt sich scheinbar nicht aufhalten, wohl aber die Art und Weise verändern, in der sie bisher stattfand. Das Konzept von Global Governance lässt sich als eine Alternative zu der bislang stattfindenden neoliberalen Globalisierung verstehen und beinhaltet somit ein gewisses Zukunftspotential. Wobei dieses Konzept jedoch keineswegs als keynesianische Globalisierung aufgefasst werden darf.
Da gegenwärtig die Konjunktur in den meisten Ländern am abflauen ist, besteht wieder Gesprächsbedarf bezüglich einem Wechsel der internationalen Wirtschaftspolitik. Ökonomen "liebäugeln" weltweit erneut mit dem Keynesianismus, da sich die oben genannten Schwächen des Monetarismus immer stärker abzeichnen und man eine starke Weltwirtschaftskrise befürchtet. Allerdings haben einige Staaten noch die Schwächen der Theorie Keynes im Hinterkopf, so dass versucht wird, die Fehler der Vergangenheit nicht noch einmal zu begehen.
In der vorliegenden Arbeit wird die These vertreten, dass sich das Konzept von Global Governance auf keynesianischer Basis verwirklichen lässt. Da es sich bei Global Governance um ein Konzept, also um ein Vorhaben handelt das noch nicht umfangreich praktiziert wird, basiert diese Arbeit auf den Ideen seiner Vertreter, allen voran die Commission on Global Governance (CCG), die sich in ihrer Veröffentlichung von 1995 "Our Global Neighbourhood" umfangreiche Gedanken zur Verwirklichung des Global Governance-Konzepts gemacht hat. Obwohl der reine Keynesianismus nie zur Anwendung kam, soll hier der idealtypische Fall "durchgespielt" werden um eine Basis für zukünftige Debatten dieses Konzeptes zu schaffen. Da der Keynesianismus hier auf das Weltwirtschaftsgeschehen angewendet wird, ist die Rede vom globalen Keynesianismus.
Inhaltsverzeichnis
- Was heißt Global Governance?
- Ziele von Global Governance und globalem Keynesianismus
- Verwirklichung von keynesianischer Global Governance.
- Arbeitsweise und Aufbau von Global Governance
- Probleme keynesianischer Global Governance.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit argumentiert, dass das Konzept von Global Governance auf keynesianischer Basis realisierbar ist. Im Fokus steht die Anwendung des keynesianischen Ansatzes auf das Weltwirtschaftsgeschehen, wobei die Rede vom „globalen Keynesianismus“ ist. Ziel ist es, eine Verbindung zwischen nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik und Ordnungspolitik herzustellen, wobei der Schwerpunkt auf Gegenwart und Zukunft liegt.
- Verwirklichung eines keynesianischen Global Governance-Konzeptes
- Verbindung zwischen nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik und Ordnungspolitik
- Analyse der Arbeitsweise und des Aufbaus von Global Governance
- Bewertung von Problemen und Lösungsansätzen keynesianischer Global Governance
- Untersuchung der Ziele von Global Governance und globalem Keynesianismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Was heißt Global Governance? Dieses Kapitel beleuchtet die Definition des Begriffs „Global Governance“ und grenzt ihn von „Global Government“ ab. Es wird argumentiert, dass eine Weltregierung gegenwärtig und zukünftig weder realistisch noch erstrebenswert ist.
- Kapitel 2: Ziele von Global Governance und globalem Keynesianismus Dieses Kapitel beschreibt die Ziele des Global Governance-Konzeptes im Kontext des globalen Keynesianismus. Es wird auf die Verbindung zwischen nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik und Ordnungspolitik eingegangen.
- Kapitel 3: Verwirklichung von keynesianischer Global Governance Dieses Kapitel untersucht die konkrete Umsetzung des keynesianischen Global Governance-Konzeptes. Es wird auf die Ideen der Commission on Global Governance (CCG) und deren Veröffentlichung „Our Global Neighbourhood“ aus dem Jahr 1995 eingegangen.
- Kapitel 4: Arbeitsweise und Aufbau von Global Governance Dieses Kapitel analysiert die Arbeitsweise und den Aufbau des Global Governance-Konzeptes. Es wird auf die Funktionsweise und die Organisation der internationalen Zusammenarbeit im Kontext des globalen Keynesianismus eingegangen.
- Kapitel 5: Probleme keynesianischer Global Governance Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und Probleme, die mit der Umsetzung eines keynesianischen Global Governance-Konzeptes verbunden sind. Es werden Lösungsansätze diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Global Governance, Globalisierung, keynesianische Wirtschaftspolitik, internationaler Kooperation, nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik, Ordnungspolitik, Weltwirtschaftspolitik, Commission on Global Governance (CCG).
- Citation du texte
- Robert Conrad (Auteur), 2001, Keynesianische Global Governance - Gegenmodell zur neoliberalen Globalisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8899