Die Geschichte der BRD im Geschichtsunterricht anhand der Fußballweltmeisterschaften 1954,1974 und 1990


Dossier / Travail de Séminaire, 2008

27 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sachanalyse

3. Didaktische Analyse
3.1. Gegenwartsbezug und Motivation
3.2. Historisches Gegenstandswissen
3.3. Historisches Erkenntniswissen

4. Lernziele der Unterrichtseinheit
4.1. Inhaltliche Lernziele:
4.2. Methodische Lernziele:

5. Begründung der in der Unterrichtseinheit verwendeten Lehr- und Lernformen
5.1. Gesprächsformen
5.1.1. Brainstorming
5.1.2. Planungsgespräch
5.1.3. Sachklärungsgespräch (Informationsgespräch)
5.2. Vortragsformen:
5.2.1. Lehrervortrag:
5.2.2. Schülervortrag:
5.3. Arbeitsformen:
5.3.1. Gruppenarbeit:

6. Begründung der in der Unterrichtseinheit verwendeten Medien
6.1. Das Medium Film:
6.2. Schriftliche Quellen und Darstellungen:
6.3. Bildliche Quellen und Darstellungen:

7. Planung des Stundenverlaufs

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang

1. Einleitung

Im Rahmen des Hauptseminars „Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im Geschichtsunterricht“ im Wintersemester 2007/2008 an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg wurden in Gruppen verschiedene (oft neuartige) Aspekte der deutschen Nachkriegsgeschichte betrachtet und mögliche Unterrichtseinheiten für verschiedene Schul- und Klassenstufen erarbeitet.

Meine Gruppe ging der spannenden Frage nach, ob es möglich wäre die Nachkriegsgeschichte Deutschlands anhand der drei gewonnenen Fußballweltmeisterschaften 1954, 1974 und 1990 zu erarbeiten. Schnell stellten wir fest, dass sich in der Tat gerade dieses Thema für den Geschichtsunterricht hervorragend eignet, da es nicht nur in hohem Maße auf Motivation der Lernenden stoßen könnte, sondern die Ereignisse um die drei genannten Weltmeisterschaften hervorragend geeignet scheinen, um wichtige Entwicklungen der deutschen Nachkriegsgeschichte aufzuzeigen. So entwickelten wir eine Unterrichtseinheit für einen fiktiven Wahlpflichtkurs Geschichte an einer Realschule für die Klassenstufe 9 im Umfang von 6 Unterrichtsstunden. Diese Ausarbeitung umfasst sowohl Sachanalyse als auch didaktische Analyse, Begründung der Lehr- und Lernformen sowie einen möglichen Unterrichtsverlauf mit einigen Materialbeispielen im Anhang der Hausarbeit.

2. Sachanalyse

Die drei gewählten Fußballweltmeisterschaften stehen in einem Kontext, an dem sich gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklungen feststellen lassen. Ich werde mich bei der Sachanalyse auf die bedeutendsten Punkte beschränken.[1]

1954:

Im Finale in Bern besiegt Deutschland die bis dahin viele Jahre lang unbesiegten Ungarn mit 3:2, die Sportler erhielten dafür Nähmaschinen sowie andere Nutzgegenstände und auch Lebensmittel als Prämie. Die Nationalspieler konnten keineswegs von ihrem Beruf leben und wurden mit Arbeitsplätzen an ihre Vereine gebunden. Nach dem verlorenen Weltkrieg und der Katastrophe des Dritten Reiches lieferte dieses sportliche Ereignis erstmalig wieder einen Grund, ein wenig stolz zu sein und stärkte das Selbstwertgefühl der Deutschen.

In allen vier Besatzungszonen verfolgten die Menschen am Radio das Spiel und erfreuten sich am Sieg. Deutschland befand sich noch im Wiederaufbau: Das Land war zerstört und viele Städte zerbombt, Millionen von Flüchtlingen suchten Behausungen, Hunger und Arbeitslosigkeit prägten oft den Alltag. Der Aufschwung in den 50´er Jahren und die mit ihm verbundene Soziale Marktwirtschaft führten zu einem „Wirtschaftswunder“, was Wohlstand und politische Stabilität bescherten. Dieser Aufschwung erreichte die Menschen in der DDR, die unter Ulbricht und der SED unter Stalins Schutz eine Diktatur als politisches System erhielten, nur bedingt. Viele gut ausgebildete Menschen siedelten in die BRD über.

Außenpolitisch waren die Jahre durch den Ost-West-Konflikt gekennzeichnet: Die Westintegration Adenauers und die Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern fanden mehr Befürworter als Gegner, auch wenn dadurch die Teilung in zwei deutsche Staaten vorangetrieben wurde. Viele Menschen fürchteten einen neuen, Deutschland zerstörenden, Krieg.

1974:

Die BRD besiegte in München die Niederlande mit 2:1 und sicherte sich so im eigenen Land den zweiten Fußballweltmeister- Titel. DAS Ereignis dieser WM war das Vorrundenspiel der BRD gegen die DDR, die dieses Spiel 2:1 für sich entschied und damit politische Wellen schlug: Die politische Führung der DDR nutzte dieses Ereignis um einen Sieg des Sozialismus zu propagieren, während in der BRD eine sehr kurzzeitige Lähmung des Selbstbewusstseins zu spüren war. Die Fußballer, allen voran Beckenbauer, handelten für damalige Zeit immense Prämien für ihren Titelgewinn aus. Viele der Spieler erhielten lukrative Werbeverträge und genossen hohes Ansehen. Der Beruf „Fußballprofi“ war endgültig etabliert.

Wirtschaftlich ging es der Bundesrepublik sehr gut, auch wenn die steigende Arbeitslosigkeit von vielen Menschen als Problem wahrgenommen wurde. Ab 1969 suchte die Bundesregierung die Aussöhnung mit dem Osten, Brandt musste nach der Guillaume-Affäre zurücktreten: Ein Beispiel für den Ost-West-Konflikt und die Taktik beider deutscher Staaten im Kampf um Information und Einflussnahme. Die Zeit war geprägt durch ein hohes Maß an Politisierung der Menschen: Vietnamkrieg, Notstandsgesetzgebung, RAF, Emanzipation, der Umgang mit der NS-Vergangenheit und die Aufrechterhaltung der Deutschen Ansprüche auf die Ostgebiete spalteten die Gesellschaft in hohem Maße.

1971 löste Honecker Ulbricht an der Spitze der DDR ab. Er leitete Reformen der Wirtschafts- und Sozialpolitik ein, die zu einer allgemeinen Verbesserung des Lebensstandards führten. Durch Fernsehen und Rundfunk informierten sich die Menschen über das Leben im anderen Teil Deutschlands (vor allem von DDR-Bürgern genutzt). Ein Verlassen der DDR wurde ab 1961 durch die erbaute Mauer bzw. die Grenzanlagen unterbunden.

1990:

Im Finale von Rom besiegte die Nationalmannschaft der BRD Argentinien mit 1:0, während formal die DDR noch bestand. Die erfolgreichen Sportler erhielten hohe Geldprämien. Zwischen 1974 und 1990 entwickelte sich das Transferwesen von vertragsgebundenen Fußballspielern dahin gehend, dass hohe Tranfersummen bezahlt wurden und die Gehälter einiger Superstars mehr als eine Million DM betrugen. Der teuerste Spieler kostete 1990 rund 12,3 Millionen € (Diego Maradonna, der 1984 von Barcelona nach Neapel wechselte). Auch nahm das Verpflichten ausländischer Fußballer in den europäischen Ligen stetig zu.

Der Titelbeginn fiel in eine Zeit des immensen Umbruchs. Am 09. November 1989 öffnete sich die Mauer: Die Freude der Menschen in Ost- wie auch in Westdeutschland war unbeschreiblich, die Teilung der beiden deutschen Staaten war vorbei. Am 18. März 1990 fanden in der DDR freie Wahlen zur Volkskammer statt, am 03.10.1990 wurde die Vereinigung vollzogen. Hoffnung auf „blühende Landschaften“, Senkung der Arbeitslosigkeit und auch wirtschaftlichen Aufschwung prägte die Menschen. Diese hohen Erwartungen konnten nicht erfüllt werden: Transferleistungen von Westdeutschland in die neuen Bundesländer führten zu sichtbaren Verbesserungen der Lebensbedingungen in diesen. Die gleich nach der Wiedervereinigung einsetzende Massenarbeitslosigkeit in der ehemaligen DDR traf die Menschen dort sehr hart.

Außenpolitisch gewährte der 2+4-Vertrag Deutschland die volle staatliche Souveränität. Außerdem wurde die EU erweitert und Deutschlands neue Bundesländer fest in diese Institution integriert.

3. Didaktische Analyse

3.1. Gegenwartsbezug und Motivation

Das Thema „Die Fußballweltmeisterschaften 1954, 1974 und 1990 und ihr historischer Kontext“ bietet einen hervorragenden Gegenwartsbezug: Die Fußballweltmeisterschaften prägen den Alltag der Schülerinnen und Schüler in hohem Maße. Ohne Übertreibung kann davon gesprochen werden, dass „fast ganz Deutschland“ bei der WM 2006 gespannt vor den Fernsehern oder öffentlichen Leinwänden gesessen bzw. gestanden hat. Fußball ist die Breitensportart Nr. 1 in Deutschland: Über 6,3 Millionen Deutsche üben diesen Sport in rund 26.000 Sportvereinen aus[2], was auf eine hohe Motivationsgrundlage dieses Sports und der Großveranstaltungen wie den Weltmeisterschaften hindeutet.

Es soll natürlich in der Unterrichtseinheit nicht darum gehen, die Sportart bei den Großereignissen allein zu behandeln (Sportgeschichte), sondern vor allem den zeitlichen Kontext:

- von Alltagsgeschichte (Wie nahmen denn die Menschen 1954 die WM war? Saßen sie wie heute im Wohnzimmer und schalteten ihren Fernseher an? War Fußball damals auch so populär wie heute?)
- über Wirtschaftsgeschichte (Wie stark war denn Deutschland wirtschaftlich zum Zeitpunkt der WM? Gab es auch schon eine so hohe Vermarktung des Sports wie heute?)
- zur politischen Geschichte (Hatte die WM eine Bedeutung für das Deutsch-Deutsche Verhältnis und wie war das überhaupt zum Zeitpunkt der behandelten WM? Wurden Fußballweltmeisterschaften politisch z.B. für Propaganda verwendet?)

Es ergeben sich also spannende Fragen, die anhand der Fußballweltmeisterschaften beantwortet werden können!

3.2. Historisches Gegenstandswissen

Anhand des Themas lassen sich verschiedene Ereignisse, Strukturen und auch in ihnen wirkende Personen in diesem Zusammenhang bearbeiten!

Ereignisse: 1954 - Zurückliegende misslungene Revolution in der DDR

- Deutschland erreicht zum ersten Mal das Ernährungsniveau der Vorkriegsjahre
- Deutschlands Teilung

1974 - Ölkrise und ihre Auswirkungen

- Guillaume-Affäre, Brandts Rücktritt, Schmidt neuer Kanzler
- Gesetzestextänderung in der DDR: Keine Wiedervereinigung, keine Deutsche Nation

1990 - Wiedervereinigung

- Zusammenbruch der Sowjetunion

Strukturen: - Wiederaufbau

- Demokratische Westintegration vs. Sozialismus des Ostens
- Fußball in den Medien

Personen: - Die Ära Adenauer

- Brandt und seine Ostpolitik/ sein Rücktritt
- „Die Helden von Bern“ und ihre Lebensbedingungen
- Die Spieler von 1974 und 1990 und was aus ihnen wurde

3.3. Historisches Erkenntniswissen

Die Thematik bietet den Umgang mit Methoden an, die sonst eher selten geübt werden können. So lassen sich durch die zeitliche Nähe authentische Filmsequenzen und Zeitungsberichte analysieren und auch kritisch hinterfragen. Außerdem können diese für eine eigene Präsentation im Rahmen einer Gruppenarbeit genutzt werden. Die Befragung von Zeitzeugen ist sehr gut möglich, es kann leicht auf Erfahrungswerte des persönlichen Umfeldes zurückgegriffen werden, da die Weltmeisterschaften von breiten gesellschaftlichen Schichten wahrgenommen werden. Fußballweltmeisterschaften sind als durchaus emotionale Ereignisse zu bezeichnen, was eine gute Ergebniserwartung für gewonnene Erkenntnisse verspricht.

Auch der Umgang mit Biographien bietet sich an, da viele der Sportler eine durchaus bewegende Lebensgeschichte vorweisen, die tiefes Verständnis für die Alltagsgeschichte der jeweiligen Zeit in Deutschland gewähren können.

4. Lernziele der Unterrichtseinheit

4.1. Inhaltliche Lernziele:

Die von mir konzipierte Unterrichtseinheit hat zum Ziel, dass die Lernenden bedeutsame politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ereignisse in der Geschichte der BRD und der DDR zeitlich zuordnen und erklären können.

Hierbei vor allem:

- die misslungene Revolution 1953 in der DDR
- Politik der Westintegration Adenauers vs. Sozialismus in der DDR
- Die Ölkrise und ihre Folgen
- Brandts Ostpolitik
- Wiedervereinigung

Außerdem sollen die Lernenden grundlegende Daten und Fakten zu den Weltmeisterschaften 1954, 1974 und 1990 anhand der Unterrichtsmaterialien und der Gruppenpräsentationen erfassen und einen Wandel in der Bedeutung des Sports und der Sportler, der Weltmeisterschaften und der gesellschaftlichen Situation feststellen.

Einen historischen Wandel im Deutsch-Deutschen Verhältnis, dem Lebensstandard der Menschen, der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Umgang mit dem Thema „Deutsche Nation“ anhand der drei gewählten Fußballweltmeisterschaften und ihrer Zeit sollen die Schülerinnen und Schüler begreifen.

Durch die gemeinsame Betrachtung der Ost sowie auch der Westdeutschen Geschichte sollen die Lernenden die Nachkriegsgeschichte Deutschlands als Geschichte zweier Deutscher Staaten verstehen.

[...]


[1] Vergleiche im Folgenden:

Breit, Gotthard: „Fußballweltmeisterschaft 2006 – Ein Thema für den Politikunterricht“, in: „Politische Bildung“, Heft 4 2005, S. 82ff. sowie: Heinrich, Arthur: „ 3:2 für Deutschland. Die Gründung der BRD im Wandorf- Stadion zu Bern“, Berlin 2004, S. 8ff.

[2] Quelle: www.dfb.de, letzter Zugriff 25.02.2008

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Die Geschichte der BRD im Geschichtsunterricht anhand der Fußballweltmeisterschaften 1954,1974 und 1990
Université
Carl von Ossietzky University of Oldenburg  (Geschichte)
Cours
Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im Geschichtsunterricht
Note
1,0
Auteur
Année
2008
Pages
27
N° de catalogue
V89844
ISBN (ebook)
9783638040679
ISBN (Livre)
9783638937160
Taille d'un fichier
2823 KB
Langue
allemand
Annotations
Diese Arbeit widmet sich der Frage, ob die die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland anhand der drei von der BRD gewonnenen Fußballweltmeiterschaften im Unterricht vermittelbar ist. Sie enthält eine kurze Unterrichtseinheit für eine 9. Klasse (WPK Geschichte), sowohl didaktische- als auch Sachanalyse, eine Stundeverlaufsplanung sowie neben Beispielmaterial auch eine Begründung der gewählten Lern- und Lehrformen sowie Medien.
Mots clés
Fußballweltmeisterschaften, Bundesrepublik, Deutschland, Fußball, Weltmeisterschaft, Wunder von Bern, Geschichtsdidaktik, Längsschnitt, 1954, 1974, 1990, Geschichtsunterricht, Geschichte der Neuzeit
Citation du texte
Sebastian Schneemelcher (Auteur), 2008, Die Geschichte der BRD im Geschichtsunterricht anhand der Fußballweltmeisterschaften 1954,1974 und 1990, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89844

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