Kinder-Unis. Was bringen sie uns wirklich?

Zur Geschichte, Vergleich und der Evaluation von Kinder-Unis


Examensarbeit, 2007

106 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Persönliches Interesse

3. Einleitung

Teil I: Geschichte der Kinder-Universitäten
4. Was ist die Kinder-Uni?
4.1 Vorbereitung einer Kinder-Uni
4.1.1 Die erste Kinder-Uni 2002
4.1.2 Ausbreitung.
4.2 Die Kinder-Uni Lüneburg
4.2.1 Konzept der Kinder-Uni Lüneburg
4.2.2 Durchführung
4.2.2.1 Vorbereitung.
4.2.2.2 Ablauf
4.2.2.3 Nachbereitung
4.2.3 Inhalte, Medien und Methodik der Vorlesungsreihe 2007

Teil II: Kinderuniversitäten im Vergleich
5. Nationaler Vergleich von Kinder-Unis
5.1 Die Kinder-Uni Rostock.
5.1.1 Konzept
5.1.2 Durchführung.
5.1.3 Inhalte, Medien und Methoden der Vorlesungsreihe 2007
5.2 Die Kinder-Uni Göttingen.
5.2.1 Konzept
5.2.2 Durchführung.
5.2.3 Inhalte, Medien und Methoden
der Vorlesungsreihe 2007 34 5.3 Fazit
6. Internationaler Vergleich
6.1 Kinder-Unis in der Schweiz
6.1.1 Entstehung
6.1.2 Programm
6.2 Kinder-Unis in Österreich.
6.2.1 Entstehung.
6.2.2 Programm
6.3 Fazit
7. Zusammenfassung der Vergleiche.

Teil III: Kinder-Uni unter pädagogischen Gesichtspunkten
8. Pädagogisches Grundkonzept einer Kinder- Uni
8.1 Der „pädagogischer Ursprung“
8.2 Freie Arbeit in der Reformpädagogik
8.2.1 Freie Arbeit in Helen Parkhursts Daltonplan
8.2.2 Freie Arbeit bei Maria Montessori
8.2.3 Freie Arbeit in Hugo Gaudigs Arbeitsschule
8.2.4 Freie Arbeit in Peter Petersens Jenaplan
8.3 Schlussfolgerungen der Freien Arbeit in der Reformpädagogik
im Hinblick auf die Kinder-Uni
9. Pädagogische Aspekte der Kinder- Uni.
9.1 Definition des Begriffs „Pädagogik“
9.2 Ziele, Normen und Werte der Pädagogik
9.3 Was lernen Kinder in der Kinder- Uni?
9.3.1 Definition des Begriffs „Lernen“
9.3.2 Indirekt vermittelter Lerninhalt.
9.3.3 Direkt vermittelter Lerninhalt
9.3.4 Sonderfall Kinder-Uni:
Abgrenzung von der Schule
9.3.5 Fazit

Teil IV: Evaluation von Kinderuniversitäten
10. Studien
10.1 Fazit und Konsequenzen.
10.2 Optimierung der Kinder-Uni.
11. Schlussbemerkung
12. Literatur-, Web- und Abbildungsverzeichnis.

1. Vorwort

Diese Arbeit wurde im Zeitraum vom 14.08.-13.11.2007 als Examensarbeit im Fach Pädagogik an der Leuphana Universität Lüneburg im Rahmen des Studiums des Lehramtes für Grund-, Haupt- und Realschulen angefertigt.

Mein besonderer Dank gilt Herrn von Saldern, der mich als Mentor in dieser Arbeit unterstützt und beraten hat und meiner Familie, sowie Freunden für Korrektur und Hilfestellung. Des Weiteren bedanke ich mich bei den InitiatorInnen, OrganisatorInnen und MitarbeiterInnen von diversen Kinderuniversitäten für die Beantwortung meiner Fragen und das Zukommen lassen von verschiedenen Auskünften.

Um rechtzeitig zum Beginn der Bearbeitungszeit der Examensarbeit mit dem Zusammentragen, sowie der Auswertung der Daten beginnen zu können, um schließlich eine tiefgründige Analyse darzustellen, war es notwendig, frühzeitig Kontakte zu den oben genannten AnsprechpartnerInnen herzustellen.

So hatte ich mich entschieden, um möglichst viele Informationen und Auskünfte zu erhalten, einen Fragenkatalog an diverse Anlaufstellen, per Email sowie Post, zu schicken. Telefonische Auskünfte und eigenständige Besuche fielen ebenfalls in den Rahmen der Informationszusammenstellung. Die Urlaubszeit vieler Kontaktstellen fiel ungünstiger Weise in meinen Bearbeitungszeitraum, so dass eine von mir intendierte Arbeitserleichterung, durch frühzeitiges Beginnen, nicht unbedingt gegeben war.

Dennoch hatte ich eine relativ hohe Beteiligung an der Beantwortung meiner Fragen und ich kann mir diese Ereignisse für mein späteres Berufsleben zu Nutzen machen, in dem es gilt, möglichst frühzeitig mit der Organisation von Veranstaltungen (Klassenfahrten, Ausflügen etc.) oder Ähnlichem zu beginnen, da meist andere Personen ebenso beteiligt

sind, sowie gegebene Umstände und Veränderungen zu berücksichtigen, um sie gegebenenfalls flexibel integrieren zu können.

2. Mein persönliches Interesse

Ich bin seit zwei Jahren freiwillige Mitarbeiterin der Kinder-Uni Lüneburg. In diesem Rahmen habe ich die Möglichkeit bekommen, mich intensiv mit dem Projekt Kinder-Uni auseinander zu setzen. Zu Beginn war es nur der äußere Rahmen, der mir einen Einblick in die Kinder-Uni ermöglichte. Fortan begann mein Interesse für eventuelle Konzepte und Methoden, die dahinter stehen, zu wachsen.

Ich habe versucht für mich, das, was pauschal Kinder-Uni genannt wird, in Begrifflichkeiten zu fassen, um mir ein Bild davon zu machen, was eine Kinder-Uni ausmacht. In dieser Vorstellung entspricht die Kinder-Uni einem Ort, an dem Kinder die Möglichkeit haben, je nach Interesse, systematisch zu lernen, während sie individuelle Hilfe durch „Experten“, in Form von Lehrbeauftragten etc., bekommen. Ferner ergab sich das Bild von Kindern, die vor großen Bücherregalen stehen und je nach ihren Vorlieben entsprechende Literatur lesen können, wann sie wollen. Um zu prüfen, ob diese Aspekte tatsächlich hinter der Idee einer Kinder-Uni stecken, entschloss ich mich, das Thema näher zu untersuchen.

Im Rahmen der Examensarbeit an der Universität Lüneburg ergab sich für mich die Möglichkeit, durch eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema, vor allem die Recherche zu dem Konzept, sowie den Grundlagen einer Kinder-Uni, meine Definition und mein Bild zu prüfen und gegebenenfalls zu erweitern.

Angeregt durch einige Experten bezüglich dieses Projektes, ergab sich schließlich mein Thema, auf das sich meine anfänglichen Definitionsversuche stützen konnten und die Grundlage für diese Arbeit bildet. Meine enge Verbundenheit zu der Universität Lüneburg erklärt letztendlich, warum sich die Arbeit um die Kinder-Uni in Lüneburg und nicht Tübingen dreht. Zudem wird die Tübinger Kinder-Uni, als Wegbereiter, in den meisten Ausführungen ohnehin und unumgänglich mit einbezogen.

Durch die tiefgründige Bearbeitung dieses Themas möchte ich schließlich in Erfahrung bringen, ob eine Kinder-Uni, wie ich sie bislang kennen gelernt habe, auch zukünftig Bestand haben kann oder ob eine Überarbeitung, bzw. Optimierung dieses Konzeptes notwendig ist.

3. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema: „Kinder-Unis: Was bringen sie uns wirklich?“. Das Projekt Kinder-Uni besteht bereits seit fünf Jahren und wurde 2005 mit der höchsten Auszeichnung für wissenschaftliche Projekte, dem Descartes-Preis, durch die Europäische Union ausgezeichnet[1]. Im Jahr 2003 folgte ein so genannter Kinder-Uni-Boom und mittlerweile gibt es über 70 Kinder-Unis an Universitäten und Hochschulen, innerhalb und außerhalb Deutschlands.

Durch diesen Aspekt und die Tatsache, dass ein Projekt für Kinder geschaffen wurde, welches über fünf Jahre lang, temporär, neben der Schule besteht, ergab sich die Frage, was die Kinder-Unis uns, vor allem aber den Kindern, bringt. Dies soll in den vier Teilen dieser Arbeit analysiert, kritisch hinterfragt und schließlich evaluiert werden.

Der Inhalt dieser Arbeit stellt die Geschichte, den Vergleich von nationalen sowie internationalen Kinder-Unis, als auch die Evaluation des Projektes Kinder-Uni, dar. Ausgangspunkt dieser Untersuchungen wird neben dem Pilotprojekt Kinder-Uni Tübingen die Kinder-Uni Lüneburg sein.

Um das Projekt Kinder-Uni zu hinterfragen und zu evaluieren, wird im ersten Teil dieser Arbeit das Konzept zur Planung und Durchführung am Beispiel der Lüneburger Kinder-Uni, im Zusammenhang mit der Tübinger Kinder-Uni untersucht.

Um eine Standardsicherung beziehungsweise -abweichung dieses Projektes festzustellen, werden im zweiten Teil verschiedene Kinderuniversitäten bezüglich festgelegter Kriterien verglichen. Das Modell gilt weitestgehend zwar als übernommen, ob deswegen ein bestimmter Standard vorauszusetzen und gegeben ist, soll hier geprüft werden.

Der dritte Teil der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit dem pädagogischen Grundkonzept der Kinder-Uni. Um eine dauerhafte Tragbarkeit zu gewährleisten, muss dieses Projekt pädagogisch begründet sein, beziehungsweise muss ihm ein pädagogisches Konzept zu Grunde liegen. Um dieses herauszustellen, werden im Verlauf dieses Teiles pädagogische Konzepte dargestellt und anschließend mit Kriterien der Kinder-Uni abgeglichen. Daran anschließend ergibt sich der Bereich Lernen, einen Gegenstand der Kinder-Uni, der viele Wissenschaftler, Pädagoginnen und Interessierte vor die Frage stellt, was die teilnehmenden Kinder der Kinder-Uni durch sie wirklich lernen.

Im vierten Teil der Arbeit werden verschiedene, bereits existierende Evaluationen in die Untersuchungen mit einbezogen. Daraus resultierend soll eine Gesamtbewertung entstehen, die die vier Teile der Arbeit mit einschließt, möglich sein und einen Ausblick auf eventuelle Optimierungsmaßnahmen darstellt.

Diese Arbeit soll die bislang existierenden verschiedenen Ausführungen bezüglich des Kinder-Uni-Projektes vereinen, einen vertiefenden Einblick in dieses ermöglichen und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Projekt darstellen.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Sinnhaftigkeit, die Zweckmäßigkeit, sowie den eventuellen Nutzen kritisch herauszuarbeiten und darzustellen.

Teil I: Geschichte der Kinder-Universitäten

4. Was ist die Kinder-Uni?

Die Idee einer Kinder-Uni entstand im Jahre 2002 in Tübingen. Dort wurde an der Eberhard-Karls-Universität ein Konzept entwickelt, welches eine Begegnung zwischen wissbegierigen, neugierigen und interessierten Kindern und Professoren ermöglicht. Das Bestreben der Initiatoren war vor allem, „die Universität als eine für die Kinder unbekannte Welt“ (vgl. GRUNDER/ HEGNAUER/ WAGNER, 2004,S.6) zu öffnen. Durch die Gründung der ersten Kinder-Uni wurde diesen Kindern die Teilnahme an – eigens für sie entwickelten – Veranstaltungen ermöglicht. Wie die Kinder-Uni entstanden ist, was sie im Allgemeinen ausmacht und wo sie sich verbreitet hat, wird im Folgenden dargestellt.

4.1 Vorbereitung einer Kinder-Uni

Um eine Kinder-Uni überhaupt entstehen lassen zu können, gibt es eine Vielzahl von Aspekten, die beachtet werden müssen. Die Mitgründer der ersten Kinder-Uni, U. STEUERNAGEL und U. JANSSEN, haben einen 13-schrittigen Katalog entwickelt, der als Leitfaden für die Vorbereitung und Gründung einer Kinder-Uni dienen soll (vgl. WEB-V 1.[1]).

Zunächst gilt es, geeignete Themen für die geplanten Veranstaltungen festzulegen und auszuarbeiten. Dabei dienen verschiedene Medien, wie beispielsweise Kinderbücher oder Internetseiten (z.B. Kinder-Uni-Bibliothek auf (www.die-kinder-uni.de) als Grundlage für die Recherche.

Unumgänglich ist weiterhin der Aufbau eines Netzwerkes, aus an der Gründung interessierten Kooperationspartnern wie Universitäten, Fachhochschulen, Medienkonzernen und Sponsoren, sowie das Anwerben von Professorinnen und Professoren, die bereit und engagiert sind, eine Vorlesung in der Kinder-Uni-Reihe zu übernehmen.

Zu weiteren organisatorischen Maßnahmen gehören ebenfalls einen Zeitraum festzulegen, Termine abzusprechen, Hörsäle zu reservieren,

Technik zu organisieren und Werbung für die Veranstaltung zu machen. STERUERNAGEL und JANSSEN weisen in ihrem Leitfaden auf die Notwendigkeit eines so genannten Anchorman oder –woman (Vgl. WEB-V 1.[2]) hin, der die Schirmherrschaft übernimmt und das Projekt Kinder-Uni nach außen hin repräsentiert. Des Weiteren legt der Leitfaden Grundkriterien wie Pünktlichkeit, kindgerechte Gestaltung, Abwechslungsreichtum und einen angemessenen Abschluss fest.

STEUERNAGEL und JANSSEN sehen ihren Leitfaden als Checkliste an, der aufgrund ihrer Erfahrungen mit der ersten Kinder-Uni entstanden ist. Sie betonen zudem, dass es sich hierbei nur um Ratschläge handelt, denn „jede Kinder-Uni ist anders und erfordert andere Lösungen“ (Vgl. WEB-V 1.[1]).

4.1.1 Die erste Kinder-Uni 2002

Wie bereits angedeutet, entstand das Konzept der Kinder-Uni 2002 an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Diese feierte im Jahr 2002 ihr 525-jähriges Bestehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Hörsaal Kinder-Uni Tübingen

Zu diesem Anlass entwickelten die Redakteure des Schwäbischen Tagesblattes, U. STEUERNAGEL und U. JANSSEN, zusammen mit dem Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, M. SEIFERT, ein „Konzept, neben dem regulären Universitätsbetrieb auch eine Vorlesungsreihe für Kinder zu veranstalten“ (vgl. GRUNDER/ HEGNAUER/ WAGNER, 2004, S.6). Die Idee war, dass Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten die Möglichkeit bekommen sollten, die Universität als eine für sie neue, aufregende Welt kennen zu lernen. Zudem hätten sie in diesem Rahmen die Chance, Fragen zu stellen, die Eltern und Erzieher vielleicht nicht beantworten können. Zu den Intentionen gehörten aber auch der Spaß an dieser neuen Lernform, das Wecken des Interesses an der

Wissenschaft und den verschiedenen Themen und das Aufzeigen von möglichen Bildungswegen nach Beendigung der Schulzeit.

Das Konzept der Kinder-Uni wurde somit immer weiter ausgebaut und vervollständigt. Die Initiatoren beschäftigten sich mit der Planung, der Ausgestaltung und auch mit der Werbung einer „Veranstaltungsform, die für Kinder den Anreiz haben sollte, nicht nur dem Drang nach Spaß, Spannung, Neugierde und Wissensdurst nachzukommen, sondern sich auch wirklich wie kleine Studentinnen und Studenten zu fühlen“ (ebd., S.6). Es wurden Professorinnen und Professoren gesucht, die bereit waren, sich den didaktischen Herausforderungen der Übernahme einer Vorlesung in der Kinder-Uni-Reihe zu stellen.

Jedes Kind sollte einen eigenen Kinder-Uni-Ausweis bekommen und eine Faltkarte, in der jede besuchte Vorlesung mit einem Stempel vermerkt wurde. Der Stempel diente als Eintrittskarte für die Mensa, in der die Kinder damit ein Essen bekommen würden.

Diese Vorbereitungen ermöglichten schließlich die Eröffnung der ersten Kinder-Uni am 4. Juni 2002 in Tübingen. Fortan strömten jeden Dienstag, acht Wochen lang, mehrere hundert Kinder, im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, in den Hörsaal der Universität Tübingen. Die Aufgabe der Professorinnen und Professoren war es, die Vorlesungen kindgerecht zu gestalten. Sie arbeiteten mit einem einfachen aber dennoch wirkungsvollen Trick: Vordergründig wurden triviale Fragen gestellt. So hatten alle Themen eine “Warum-Frage“ im Titel. Auf diese Weise folgten „sie einem Prinzip, das Wissenschaftler und Kinder vereint, und schafften Spielraum für ausführliche Antworten“ (vgl. WEB-V 1.[3]). Diese Frageart wurde beibehalten und findet sich in den meisten Kinder-Unis wieder. Die Methoden, mit denen sie ihre Inhalte vermitteln wollten, blieben ihnen überlassen. Die meisten Dozierenden brachten Anschauungsmaterial mit, zeigten Bilder oder Filme und verteilten Mitbringsel, um den Vortrag so lebendig wie möglich zu gestalten.

Abschließend mussten sie in einem Quiz gegen einige Kinder antreten, und wurden in ihren Kenntnissen über das Leben eines Kindes geprüft.

4.1.2 Ausbreitung

Laut den Initiatoren der ersten deutschen Kinder-Uni, haben diese bereits über 5000 Kinder besucht. Die Idee verzeichnete einen großen Erfolg und dieser erfolgreiche Start verlangte nach einer Fortsetzung. Bereits im Sommersemester 2003 wurde eine weitere Vorlesungsreihe für Kinder an der Tübinger Universität organisiert. Mittlerweile existieren europaweit etwa 70 Kinder-Unis. Allein in Deutschland waren im Sommersemester 2007 circa 50 Kinder-Unis aktiv (Vgl. WEB-V 1.[4]).

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll die Kinder-Uni Lüneburg, als ein stellvertretendes Beispiel für eine deutsche Kinder-Uni, detailliert dargestellt werden.

4.2 Die Kinder-Uni Lüneburg

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Logo der Kinder-Uni Lüneburg

Im Jahr 2004 wurde die Kinder-Uni erstmalig an der Universität Lüneburg durchgeführt. Umgesetzt wurde dieses Projekt durch die Arbeitsstelle für Schulentwicklung und es unterlag dabei der Leitung von Prof. Dr. M. VON SALDERN (Fakultät Bildung und Kultur der Universität Lüneburg). 2004 war die Resonanz (900-1000 Kinder pro Vorlesung) so groß, dass im Sommersemester 2006 die nächste Vorlesungsreihe an der Uni Lüneburg - unter selbiger Leitung - folgte. Auch diese verzeichnete einen großen Erfolg (500 Kinder pro Vorlesung) und im Sommersemester 2007 fand die Kinder-Uni erneut, unter der Leitung von Dr. phil. B. LANDWEHR und Dipl. Päd. K. HALLMANN (Fakultät Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften) statt.

4.2.1 Konzept der Kinder-Uni Lüneburg

Die Kinder-Uni Lüneburg entwickelte sich im Jahr 2004 nach dem Tübinger Vorbild. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler im Alter

von acht bis zwölf Jahren aus Lüneburg und deren Umgebung. Dabei werden unter anderem Kinder aus Familien mit einem

nichtakademischen Hintergrund angesprochen (vgl. Punkt 10), um ihnen einen möglichen Bildungsweg aufzuzeigen. Die Kinder-Uni Lüneburg fand bislang im Sommersemester, an fünf Samstagen im Juni, statt. In diesem Jahr gab es erstmalig nur 4 Vorlesungen.

Das Team der Kinder-Uni Lüneburg setzt sich aus freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Einige von ihnen begleiten die Kinder-Uni-Reihe konstant, in der Regel wechselt das Team jedoch. Dieses hat dann, gemeinsam mit den teilnehmenden Professorinnen und Professoren, die Aufgabe, eine möglichst interessante Vorlesungsreihe für die Kinder zu gestalten. Die Themenvorschläge stammen zum Beispiel aus Umfragen, die im Vorfeld an Schulen durchgeführt werden oder durch Internetrecherchen. Die Initiatoren bemühen sich weiterhin, Themen aus möglichst vielen Wissensbereichen in die Vorlesungsreihe aufzunehmen.

Die Ziele des Projektes Kinder-Uni in Lüneburg konnten durch die Umsetzung 2007 weitestgehend erreicht werden. Dazu gehört zum Beispiel ein weiteres Lernangebot, neben der Schule, zu gestalten. Jeden Samstag konnten die Kinder ihr Wissen erweitern, indem sie in Vorlesungen ihre Fragen beantwortet bekommen haben. Durch diverse Experimente oder Versuche wurden ihre Neugierde und ihr Spaß an der Wissenschaft geweckt. Dass die Themen aus Wissensgebieten außerhalb des Fächerkanons in der Schule stammten, reizte die Kinder umso mehr. So konnten sie zusätzlich einen Blick hinter die Kulissen einer Universität werfen. Zudem wollte sich die Hochschule als ein offener Ort, an dem es viel zu entdecken gibt (das Leben auf dem Campus, das Essen in der Mensa, das Lernen in Hörsälen, etc.), präsentieren und verfolgte ebenfalls das Ziel, den Schülerinnen und Schülern eine Gelegenheit zur beruflichen Orientierung zu geben. So

hatten sie im Rahmen der Vorlesung die Möglichkeit, verschiedene Berufe durch die vielen verschiedenen Wissensgebiete, die ihnen präsentiert wurden, kennen zu lernen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die

Kinder-Uni dieses Jahr wieder etliche Schülerinnen und Schüler angelockt hat. So nahmen an dieser Vorlesungsreihe im Schnitt 400 Kinder pro Vorlesung teil.

4.2.2 Durchführung

Im Folgenden wird die Durchführung der Kinder-Uni Lüneburg 2007 im Hinblick auf die Vorbereitung, den Ablauf und die Nachbereitung dargestellt, um einen Einblick in die Organisation einer Kinder-Uni zu ermöglichen.

4.2.2.1 Vorbereitung

Um eine Kinder-Uni zu planen und schließlich durchzuführen, bedarf es viel Zeit und vor allem vieler organisatorischer Maßnahmen, die beachtet werden müssen. Die Vorbereitungen der diesjährigen Kinder-Uni wurden somit bereits im November 2006 getroffen. Dies beinhaltete vor allem, Informationsveranstaltungen für Studentinnen und Studenten zu organisieren, um möglichst viele von ihnen für die Mitarbeit zu mobilisieren. Die Studentinnen und Studenten wurden über die Internetplattform der Universität, Informationsplakate auf dem Campus oder direkt durch Dozentinnen und Dozenten auf die Kinder-Uni aufmerksam gemacht. Zu dem tatsächlichen und endgültigen Kinder-Uni-Team 2007 gehörten schließlich 80 Studentinnen und Studenten, die sich vor Vorlesungsbeginn noch zu drei Terminen im Mai getroffen haben, um Einzelheiten abzusprechen. Dadurch sollte ein reibungsloser Ablauf der Kinder-Uni gewährleistet werden.

Wie STEUERNAGEL und JANSSEN bereits erwähnt haben, gehören zu den wichtigen Aufgaben der Organisatorinnen und Organisatoren vor allem, die räumlichen und technischen Gegebenheiten zu überprüfen und schließlich zu koordinieren. Dies beinhaltet, dass Hörsäle und

Technik zu Verfügung stehen, aber auch die Anwesenheit der Presse an den ausgewählten Daten gewährleistet sein muss. Es müssen ebenfalls Sponsoren gesucht werden, die die Veranstaltung finanziell unterstützen. Die weitere Organisation beinhaltet das Layout der Folder und Poster,

die Werbungs- und Öffentlichkeitsarbeit, Materialien, die direkt am Tag der Vorlesung gebraucht werden (Kinder-Uni-Ausweise, Stempel, Wegweiser, Spiele etc.) und T-Shirts sowie Namensschilder für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle diese eben genannten Materialien müssen rechtzeitig in Auftrag gegeben werden, damit sie am Tag der Vorlesung vorhanden sind. Sie dienen der Präsentation der Kinder-Uni nach außen und sind demnach unentbehrlich.

Zu den Vorbereitungsmaßnahmen gehört ebenfalls, dass die Werbung in Form von Foldern und Postern rechtzeitig, vor allem an Schulen, in und um Lüneburg herum, ausgelegt und aufgehängt werden muss. Auch Materialien wie Aufkleber, Buttons, T-Shirts für die Kinder, die während der Vorlesungssamstage verkauft werden, müssen ständig neu erstellt werden, um am folgenden Samstag wieder zur Verfügung zu stehen.

Damit die Kinder-Uni einer ständigen Präsenz untersteht, haben sich die Organisatorinnen und Organisatoren um einen Internetauftritt (www.kinder-uni-lueneburg.de) bemüht. Dort besteht die Möglichkeit, Termine und die Themen der Vorlesung sowie besondere Aktionen zu erfahren, es gibt einen Onlineshop und natürlich werden hier ebenfalls die Sponsoren genannt.

Unter Vorbereitungsmaßnahmen wird hier auch die Einteilung des Kinder-Uni-Teams verstanden. Dazu gehört das Organisationsteam, welches sich bereits zu Beginn gebildet hat, die Aufteilung der Studentinnen und Studenten in Kinderbetreuerinnen und Kinderbetreuer, die Verantwortlichen für die Workshops und das Bestimmen einer Anchorwoman oder eines Anchorman (vgl. WEB-V 1.[1]). Die

Vorbereitung umfasst ebenfalls die Erstellung eines detaillierten Plans mit dem endgültigen Team für jeden Samstag.

4.2.2.2 Ablauf

An dieser Stelle folgt die Darstellung eines Kinder-Uni-Samstages im Sommersemester 2007, um einen detaillierten Einblick in die Durchführung zu ermöglichen.

Um einen gesicherten und professionellen Ablauf für den Vorlesungstag zu gewährleisten, trifft sich das Organisationsteam bereits eine Stunde vor dem offiziellen Beginn, um 8 Uhr, um eine Teambesprechung abzuhalten. In dieser werden nochmals alle wichtigen Informationen, wie zum Beispiel Änderungen, bekannt gegeben auf die gegebenenfalls sofort reagiert werden muss. Zu dem Organisationsteam treffen an diesem Morgen, um dieselbe Zeit, alle mitarbeitenden Studentinnen und Studenten, die an diesem Samstag „Dienst“ haben. Das bedeutet, es gibt, wie oben erwähnt, jeden Samstag eine bestimmte Anzahl von wechselnden Mitarbeitern, die für den Aufbau zuständig sind. Zum Aufbau gehören, die Wegweiser auf dem Universitätsgelände zu Verteilen, die Tische für die Anmeldung (Immatrikulationsämter) bereitzustellen, die Verkaufsstände aufzubauen und die Workshops auszuschildern. Um 8.30 Uhr treffen dann alle Kinder-Uni-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein und bekommen die letzten Informationen sowie Instruktionen. Zudem wird die Anwesenheit überprüft, die Namensschilder und T-Shirts ausgegeben.

Im weiteren Verlauf werden die sechs Immatrikulationsämter, durch das im Vorfeld dafür eingeteilte Team, besetzt und eingerichtet. Die Tische stehen im Hörsaalgang verteilt und dienen als Anmeldungsstelle für die Kinder. Jedes I-Amt ist mit einer

anderen Farbe gekennzeichnet, um den Kindern und Eltern die Wiedererkennung zu vereinfachen. Alle Materialien dieses I-Amtes (z. B. Wegweiser, Namensschilder etc.) sind ebenfalls in der gleichen Farbe.

Neben dem Ausstellen und dem Stempeln von Studierendenausweisen für die Kinder, hat das I-Amt auch die Aufgaben, Kleingruppen zur Betreuung vor den Vorlesungen zusammenzustellen und zu koordinieren, Ansprechpartnerin und Ansprechpartner für die Eltern und Kinder zu sein, sowie Werbegeschenke auszuhändigen. Die Kinderbetreuung findet bereits ab 9 Uhr statt, die Vorlesungen beginnen jedoch erst um 11 Uhr.

Nachdem die ersten Kindergruppen von ca. 20 Kindern mit zwei Betreuerinnen/ Betreuern zustande gekommen sind, beginnen sie das Vorprogramm. Dieses Vorprogramm wurde eigenständig durch das Team gestaltet. Es dient der Beschäftigung der Kinder in der Zeit vor dem Vorlesungsbeginn und variiert jeden Samstag. Den Betreuerinnen und Betreuer steht es frei, zum Beispiel eine Campus- oder Bibliotheksführung zumachen, Spiele zu spielen und Rätsel zu lösen. Dieses Jahr gab es zudem erstmalig das Angebot, an diversen Workshops teilzunehmen, welches begeistert angenommen wurde. Dort hatten die Kinder zum Beispiel die Möglichkeit, Experimente zu machen oder Geschichten zu hören.

Die Kindergruppen werden schließlich von ihren Betreuerinnen und Betreuern in den Hörsaal geführt. Zur Vermeidung des Abhandenkommens einzelner Kinder, setzen sich die Gruppen

gemeinsam in eine Sitzreihe. Vor dem Vorlesungsbeginn wird gemeinsam mit den Anchorwomen das Kinder-Uni-Startlied gesungen und die Kinder haben hier noch einmal die Möglichkeit Lärm zu machen und sich auszutoben (z.B. beim Klatschen oder ’’Mittrampeln’’ des Liedes), bevor sie eine knappe Stunde ruhig sein und still sitzen müssen.

Wie im Tübinger Vorbild gestalten die Dozierenden ihre Vorlesung sehr individuell und kindgerecht. So setzen sie unterschiedliche Medien (Beamer, Filme etc.) ein oder bringen Materialien zum Thema (zum Beispiel Miniroboter) mit. Auch die Vortragsweise ist sehr unterschiedlich. Einige Dozierenden stellen zwischendurch Fragen, andere legen den Schwerpunkt eher auf ihren Vortrag. Bei Fragen arbeitet das Team professionell mit. Mit tragbaren Mikrofonen sind mehrere Mitarbeiter des Teams im Hörsaal vertreten und sorgen dafür, dass die Kinder möglichst schnell antworten können. Das Team hat ebenfalls dafür Sorge zu tragen, dass die Presse, sowie Kameraleute, die für die Live-Übertragung zuständig sind, ungestört arbeiteten können.

Am Ende der Vorlesung gehen die Kindergruppen mit ihrer Betreuung zu dem Treffpunkt, an dem die Eltern ihre Kinder abholen sollen. Hier wird gewartet, bis jedes Kind seinen Eltern übergeben werden konnte. Danach findet mit allen Kinder-Uni-Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern eine Nachbesprechung statt, auf die an geeigneter Stelle, ausführlich eingegangen wird.

Den ganzen Vormittag über haben die Eltern, Kinder und Besucher die Möglichkeit, diverse Artikel der Kinder-Uni wie Aufkleber, T-Shirts, DVDs der vorherigen Kinder-Uni 2006, etc. zu erwerben. Sponsoren, wie in diesem Jahr z. B. die Feuerwehr, sind ebenfalls vertreten.

Da die Eltern ihre Kinder nicht in die Vorlesung begleiten dürfen, haben sie die Möglichkeit, diese im neben liegenden Hörsaal per Live-

Übertragung zu verfolgen. Auf diese Weise können sie indirekt dabei sein und ihre Schützlinge in guten Händen wissen.

4.2.2.3 Nachbereitung

Die Nachbereitung umfasst das Aufräumen des Universitätsgeländes und die Reflexion des Tagesgeschehens. Sie beginnt um 12.30 Uhr, nachdem sichergestellt ist, dass alle Kinder von ihren Eltern abgeholt wurden.

Zu den Aufgaben gehören das Abbauen der Wegweiser und Immatrikulationsämter, das Einsammeln der Materialien und das Abbauen der Technik. Des Weiteren müssen die Namensschilder und T-Shirts der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder eingesammelt und zu dem nächsten Termin entsprechend gereinigt werden.

Die Reflexion beinhaltet die im Laufe des Tages aufgetretenen Probleme und Informationen, die für die nächste Veranstaltung wichtig sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in einer Reflexionsrunde nach den persönlichen Meinungen gefragt und jeder hat die Möglichkeit eventuelle Verbesserungsvorschläge anzubringen. Außerdem muss das Geld, welches durch die Anmeldung in jedem Immatrikulationsamt eingenommen wurde (1,00€ pro Kind), an das Organisationsteam übergeben werden. Nach Aussagen des Teams soll durch diese ’’Studien- oder Verwaltungsgebühr“ bei den Eltern und Kindern das Bewusstsein geschärft werden, dass auch für Studentinnen und Studenten Kosten seitens der Uni anfallen. Das Geld wird schließlich für Material im Rahmen der Kinder- Uni verwendet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen je nach Anwesenheit ebenfalls eine kleine Prämie, das Organisationsteam arbeitet ehrenamtlich.

4.2.3 Inhalte, Medien und Methoden der Vorlesungsreihe 2007

Im Rahmen der Kinder-Uni sollen die Kinder die Möglichkeit bekommen, ihr Wissen zu erweitern und sich Inhalte in einer anderen Form, als sie es von der Schule her gewohnt sind, anzueignen. Die Dozierenden

stehen im Gegenzug vor der Aufgabe, die Art ihrer Vorlesung für ein wesentlich jüngeres Publikum zu modifizieren und auf die neuen Inhalte und Anforderungen abzustimmen.

Bevor die Vorlesungsreihe der Kinder-Uni Lüneburg stattfindet, werden Umfragen an den nahe liegenden Schulen durchgeführt. Die Kinder haben somit die Möglichkeit, eigene und sie interessierende Themen vorzuschlagen. In der Evaluation der Kinder-Uni Lüneburg 2006 gab es zudem die Möglichkeit, auf einem Kinderfragebogen, Themen, die in einer folgenden Vorlesungsreihe behandelt werden sollen, aufzuschreiben (vgl. BLANKE u.a., 2006, S.12ff). Diverse Verlage von Kinderbüchern bieten ebenfalls Themenvorschläge an.

Aus dieser Vielfalt wählen die Dozierenden schließlich ihr Thema aus und veröffentlichen es im so genannten Vorlesungsverzeichnis für die Kinder. Dieses können sie als Folder bekommen oder im Internet auf der Homepage der Kinder-Uni Lüneburg nachlesen, es hängt aber auch an Schulen, in der Stadt Lüneburg und natürlich der Universität aus. Die Kinderzeitschrift GeoLino gibt in ihrem Internetauftritt ebenfalls Auskunft über die Vorlesungsreihen an diversen Universitäten (Vgl. WEB-V 2).

Folgende Themen wurden in der diesjährigen Kinder-Uni Lüneburg von den unten aufgeführten Dozierenden für die Kinder angeboten, die im weiteren Verlauf auf ihre Inhalte, Medien und Methoden hin, näher betrachtet werden.

Tab. 1: Vorlesungsprogramm der Kinder-Uni Lüneburg, SS 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Vorlesung: „Warum kaufen wir, was wir kaufen?“

Zentraler Inhalt dieser Vorlesung war es, den Kindern näher zu bringen, warum wir meistens das kaufen, was wir in der Werbung sehen und wie uns diese beeinflusst. So wurde den Kindern zum Beispiel erst ein Werbespot für Langnese Eis gezeigt und anschließend gefragt, wie viele jetzt gerne ein Eis hätten. Laut dem durch Prof. Dr. WEISENFELD angeführten Artikel „Werbung verführt zu Fressorgien“ (vgl. WEB-V 3) nehmen wir nach einem TV-Werbespot für Nahrungsmittel doppelt so viel Essen zu uns, wie sonst. Diese Beeinflussung sollte den Kindern bewusst gemacht werden und sie sollten ebenfalls sehen, dass nicht alle Nahrungsmittel die in der Werbung erscheinen, auch so gesund sind, wie behauptet wird. So führte die Dozentin das Beispiel Nutella als täglichen Brotaufstrich für Sportler an und lies die Kinder selber beantworten, ob dies der ideale Brotaufstrich für eine gesunde Ernährung ist. Markenprodukte und ihr tatsächlicher Herstellungspreis wurden ebenfalls thematisiert.

Der Medieneinsatz (Beamer, Werbespots, Bilder) und die methodische Vorgehensweise der Dozentin (freier Vortrag, Fragen entwickelnd) waren vielfältig und gaben den Kindern die Möglichkeit, sich aktiv an der Vorlesung zu beteiligen. Sie hatten die Möglichkeit, den Inhalt durch kindgerechte Beispiele (Werbung für Eis, Nutella und mit prominenten Sportlern) aufzunehmen und konnten zwischendurch immer wieder Fragen stellen aber auch selbst beantworten.

2. Vorlesung: „Können Roboter Kinderzimmer aufräumen?“

Diplom Ingenieurin B-M. BLOCK behandelte in ihrer Vorlesung das Thema Roboter. Durch eine Reise in die Geschichte, Gegenwart und

Zukunft der Robotertechnik ging sie, gemeinsam mit den Kindern, der Ausgangsfrage auf den Grund. Den Kindern sollte bewusst gemacht werden, welche Arbeiten die Roboter heutzutage übernehmen und wie sie uns in vielen Bereichen das Leben erleichtern (Fahrstühle, Autobau). Außerdem sollte den Kindern gezeigt werden, wie viele Menschen an der Entwicklung eines Roboters beteiligt sind und wie lange dieser Prozess dauert. Frau BLOCK wies in ihrem Vortrag auch auf die Vielfältigkeiten von Robotern hin und brachte zwei verschiedene Modelle als Anschauungs- und Demonstrationsobjekte mit. Mit deren Hilfe wurde versucht, die Ausgangsfrage zu beantworten und die Kinder konnten sehen, dass es viel einfacher und vor allem schneller ist, ihr Zimmer selber aufzuräumen.

Die Darstellung des Vortrags und die Methoden waren auch bei dieser Vorlesung vielfältig und vor allem kindgerecht. Neben dem Einsatz des Beamers, vielen Bildern und Filmen, wurde der größte Teil der Vorlesung frei und mit entsprechendem Anschauungsmaterial (selbst hergestellte Miniroboter) vorgeführt. Die Kinder hatten die Möglichkeit Roboter real zu erleben und konnten sie nach der Vorlesung ausprobieren. Der Vortrag bot viele Möglichkeiten um Fragen zu stellen und befriedigende Antworten zu bekommen.

3. Vorlesung: „Was ist Kunst und was macht die Kunst zur Kunst?“

In diesem Teil der Vorlesungsreihe wurden die Künstlerinnen und Künstler als Weltforscher dargestellt (Vgl. WEB-V 1.[4]). A. LINDE machte es sich zum Ziel, die Art und Weise aufzuzeigen, wie diese Menschen die Welt sehen und untersuchen. Diese Vorlesung sollte den Kindern auf diesem Weg die Kunst näher bringen. Im Vordergrund stand hier die altersangemessene Vermittlung. A. LINDE erklärte anhand von verschiedenen Kunstwerken, die sie den Kindern zeigte, die unterschiedlichen Epochen und arbeitete charakteristische Merkmale heraus. Anschließend vermittelte sie den Kindern, dass sie ebenfalls Künstlerinnen und Künstler sein können. Dazu sollten die Kinder ein

Kaugummi kauen und diesen schließlich auf einen Zettel kleben. Die Kinder wurden dazu aufgefordert diesem nun einen Titel zu geben und es entstand ihr persönliches Kunstwerk.

Neben dem Beamer nutzte Frau LINDE diverse Bilder zur visuellen Unterstützung. Die teilnehmenden Kinder haben wesentliche Merkmale der deutschen Kunstepochen kennen gelernt und ihnen wurde die Kunstgeschichte näher gebracht. Sie wurden ebenfalls zu aktiver Mitarbeit (Fragen stellen, Antworten geben, Kunstwerke herstellen) motiviert und am Ende der Vorlesung gab es hunderte neue Künstlerinnen und Künstler.

4. Vorlesung: „Warum gibt es Verbrecher?

In der letzten Vorlesung der Kinder-Uni 2007 versuchte Professor Dr. H.-J. PLEWIG den Kindern zu zeigen, was passiert, wenn Menschen Verbrechen begehen. Dass das Jagen von Verbrechern Aufgabe der Polizei ist, wurde in dieser Vorlesung nicht hinterfragt. Vielmehr interessierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was danach geschieht, warum wir beschützt werden und was die Aufgaben eines Gerichtes sind. Zudem wurde der Frage, warum Menschen „Böses“ tun und ob auch Kinder Verbrechen begehen und bestraft werden können, auf den Grund gegangen.

[...]


[1] Am 2. Dezember 2005, erhält die Tübinger Kinder-Uni in London den Descartes-Preis, die höchste Auszeichnung für wissenschaftliche Projekte, die die Europäische Union zu vergeben hat. Die Kinder-Uni wird als eines von fünf Projekten in der Kategorie Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet.

Ende der Leseprobe aus 106 Seiten

Details

Titel
Kinder-Unis. Was bringen sie uns wirklich?
Untertitel
Zur Geschichte, Vergleich und der Evaluation von Kinder-Unis
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
106
Katalognummer
V90218
ISBN (eBook)
9783638069397
ISBN (Buch)
9783640119172
Dateigröße
2120 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinder-Unis
Arbeit zitieren
Melanie Wojewoda (Autor:in), 2007, Kinder-Unis. Was bringen sie uns wirklich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90218

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