Diese Ausarbeitung beschäftigt sich mit nicht-suizidalen selbstverletzendem Verhalten und Suizidalität im Kindes- und Jugendalter. Beide Störungsbilder sollen in den folgenden Kapiteln zwei und drei kurz dargestellt werden, wobei auf das erstgenannte Störungsbild etwas ausführlicher eingegangen wird.
Daran anschließend liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf den Möglichkeiten und den Grenzen im pädagogischen Handlungsfeld. Dieser Schwerpunkt wurde im Hinblick auf die zukünftige Tätigkeit als Lehrkraft gewählt. Die Konfrontation mit der Thematik psychischer Gesundheit von Schülern*innen und den damit verbundenen Aufgaben für eine Lehrkraft, sollte nicht erst bei einem akuten Fall in der späteren Berufspraxis erfolgen. Aus diesem Grund werden die Möglichkeiten und Grenzen genauer dargestellt. Als siebtes Kapitel folgt eine Reflexion des Lernprozesses, die gelöst von den vorherigen Kapiteln zu betrachten ist.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
2 NICHT-SUIZIDALES SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN
3 SUIZIDALITAT
4 MOGLICHKEITEN IM PADAGOGISCHEN HANDLUNGSFELD
5 GRENZEN IM PADAGOGISCHEN HANDLUNGSFELD
6 FAZIT
7 REFLEXION DES LERNPROZESSES
8 LITERATURVERZEICHNIS
1 Einleitung
„Bis zu einem Drittel aller Jungen und Madchen gibt an, sich schon mindestens einmal absichtlich selbst verletzt zu haben. In Deutschland beschadigen jedes Jahr rund 14 Prozent der Jugendlichen, vor allem Madchen, ihre Haut durch Schneiden, Ritzen, Kratzen, Schlagen, Kneifen, BeiBen oder Verbrennen. Circa vier bis fiinf Prozent wiederholen die Selbstverletzungen (vgl. Bundes Psychotherapeuten Kammer, 2016, S. 1)." Diese Aussage der Bundes Psychotherapeuten Kammer ist nur einer von vielen Belegen dafiir, dass es sich bei selbstverletzendem Verhalten um ein aktuelles Thema handelt. Es konnten weitere Belege angebracht werden, welche die Prasenz und die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit dieser Thematik rechtfertigen wiirden. Gleiches gilt fur die Suizidalitat im Kindes- und Jugendalter. Als nur ein Beispiel ist die Netflix-Serie „Tote Madchen liigen nicht" zu nennen, die den Suizid eines 17-jahrigen Madchens in einer ausfiihrlichen Sequenz darstellt und damit eine groBe Bandbreite Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland erreichte (vgl. Spiegel Online, 2017, S. 1). Daraus ableiten lasst sich, dass Lehrkrafte in der Schule mit beiden genannten Storungsbildern konfrontiert werden konnen. Aus diesem Grund beschaftigt sich die vorliegende Ausarbeitung, erganzend zu der im Seminar gestalteten Sitzung mit nicht-suizidalen selbstverletzendem Verhalten und Suizidalitat im Kindes- und Jugendalter. Beide Storungsbilder sollen in den folgenden Kapiteln zwei und drei kurz dargestellt werden, wobei auf das erstgenannte Storungsbild etwas ausfiihrlicher eingegangen wird. Daran anschlieBend liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf den Moglichkeiten und den Grenzen im padagogischen Handlungsfeld. Dieser Schwerpunkt wurde im Hinblick auf die zukiinftige Tatigkeit als Lehrkraft gewahlt. Die Konfrontation mit der Thematik psychischer Gesundheit von Schiilern*innen und den damit verbundenen Aufgaben fur eine Lehrkraft, sollte nicht erst bei einem akuten Fall in der spateren Berufspraxis erfolgen. Aus diesem Grund werden die Moglichkeiten und Grenzen genauer dargestellt. Den Abschluss der Arbeit bildet ein kurzes Fazit. Als siebtes Kapitel folgt eine Reflexion des Lernprozesses, die gelost von den vorherigen Kapiteln zu betrachten ist.
2 Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten
Das folgende Kapitel gibt einen kurzen Uberblick iiber das Storungsbild des nicht-suizidalen selbstverletzenden Verhaltens. Das Storungsbild des nicht-suizidalen selbstverletzenden Verhaltens beschreibt die bewusste, freiwillige und direkte Zerstorung des eigenen Korpergewebes. Dies geschieht zunachst ohne eine suizidale Absicht. Im Gegensatz zur Schadigung des Korpergewebes durch Piercings oder Tattoos ist das nicht-suizidale selbstverletzende Verhalten sozial nicht akzeptiert (vgl. Plener, 2015, S. 6). Ein weiteres Merkmal selbstverletzenden Verhaltens ist, dass die Verletzung ohne die Absicht erfolgt eine Krankenrolle einzunehmen (vgl. Castello, 2013, S. 127). Die American Psychiatric Association hat im Jahr 2013 Kriterien festgelegt, die zur Diagnose von nichtsuizidalen Selbstverletzungen herangezogen werden. Darunter fallt zunachst, dass das selbstverletzende Verhalten an mindestens fiinf Tagen innerhalb eines Jahres auftritt und damit vom Betroffenen wiederholt wird. Wie schon benannt, fehlt bei diesem Verhalten die suizidale Intention und der*die Betroffene geht selbst von kleineren korperlichen Schaden aus. Verletzungen werden an der Korperoberflache veriibt und sind nicht sozial oder kulturell akzeptiert (vgl. Plener, 2015, S. 7 f).
Die Erwartungen der Betroffenen an die Selbstverletzung sind davon gepragt, eine Verbesserung eines Gefuhlszustandes oder eines emotionalen Zustandes zu erreichen. Haufig drehen sich ihre Gedanken darum, dass die Selbstverletzung eine Strafe fur den eigenen Korper und die eigene Person sind (vgl. Petermann/Winkel, 2009, S. 85). Je ofter die Betroffenen sich selbst verletzen, desto geringer wird die Hemmschwelle diesbeziiglich. Daraus resultiert ein Teufelskreis, der sich in vielen Fallen zu einer Sucht entwickelt (ebd. S. 85 f). Fur Lehrkrafte ist es von groBer Bedeutung iiber die Gefahr der gegenseitigen Ansteckung unter Jugendlichen informiert zu sein. Nicht-suizidal selbstverletzendes Verhalten wird vom sozialen Umfeld beeinflusst. Dabei konnen die Verhaltensweisen von Freunden, oder auch von Mitschiilern erlernt oder abgeschaut und tibernommen werden (vgl. Plener, 2015, S. 31).
3 Suizidalitat
Der Begriff Suizidalitat beschreibt ein Konstrukt, welches Suizidgedanken, Suizidplane, Suizidversuche und den Suizid umfasst. Unter Suizidgedanken werden jegliche Gedanken gefasst, die mit der Beendigung des eigenen Lebens zusammenhangen. Suizidplane beinhalten eine spezifische Methode, wie jemand sich das Leben nehmen will und haufig eine Planung des Orts, sowie einen genauen Zeitpunkt. Der Suizidversuch ist als Handlung definiert, die darauf abzielt das eigene Leben zu beenden, dabei aber keine Todesfolge hat. Unter Suizid wird die Beendigung des Lebens verstanden, die freiwillig und selbstbestimmt geschieht (vgl. Plener, 2015, S. 11).
In Deutschland berichtet ein Drittel aller Jugendlichen davon, dass sie schon mindestens einmal an Suizid gedacht haben. Madchen veriiben in Deutschland im Durchschnitt haufiger den Versuch Suizid zu begehen, wahrend Jungen haufiger tatsachlichen Suizid begehen(ebd. S. 19).
4 Moglichkeiten im padagogischen Handlungsfeld
Im Hinblick auf die zukiinftige Tatigkeit als Lehrkraft, ist es wichtig sich mit Moglichkeiten auseinanderzusetzen, die im padagogischen Handlungsfeld im Umgang mit psychischen Erkrankungen gegeben sind. In diesem Kapitel wird auf die Preventions- und Interventionsmoglichkeiten bei nicht-suizidalen selbstverletzenden Verhalten und bei suizidalen Gedanken oder Handlungen eingegangen.
In vielen Fallen ist die Schule der erste Ort, an dem Mitschiiler oder Lehrer auf das selbstverletzende Verhalten eines*r Schiiler*in oder AuBerungen iiber Suizid aufmerksam werden (vgl. Plener, 2015, S. 78). Dieser Verantwortung sollten sich vor allem weiterfuhrende Schulen bewusst sein. Sowohl das Kollegium, als auch die Schiilerschaft sollte sich mit psychischen Erkrankungen und Storungsbildern, die haufig in der Phase der Adoleszenz auftreten, intensiv auseinandersetzen. Wichtig ist es an Schulen praventiv eine Transparenz zu schaffen und der bestehenden Thematik nicht aus dem Weg zu gehen, oder ihr erst beim Auftreten konkreter Falle zu begegnen. Die Risikogruppe fur selbstverletzende sowie suizidale Handlungen sind Jugendliche in der Phase der Adoleszenz, weshalb sich die weiterfuhrende Schule einer Konfrontation nicht entziehen kann und darf Informationsangebote, sowie PraventionsmaBnahmen zu gestalten sollte in den unterrichtlichen Alltag eingebunden sein. Als Aufgabe von Lehrer*innen ist die Stabilisierung vorhandener Ressourcen bei den Schiiler*innen und die Senkung risikoerhohender Bedingungen zu betrachten (vgl. AWMF online, 2015, S. 28). Damit geht eine Schaffung von Verstandnis und Akzeptanz psychischer Erkrankungen seitens der Schiilerschaft und des Kollegiums einher. Fur die Betroffenen ist es wichtig, dass sie nicht auf Ablehnung stoBen, sondern die Erfahrung machen aufgrund ihres Verhaltens nicht ausgeschlossen zu werden (vgl. Petermann & Winkel, 2009).
Ein Beispiel fur die Schulung des Kollegiums gibt Plener (2015, S. 78 ff) in seinem Buch an. Es wird angestrebt, dass es einen Kollegen oder Mitarbeiter der Schule gibt, der die Verantwortlichkeit fur auftretende Falle selbstverletzenden Verhaltens oder suizidalen Verhaltens tragt. Diese*r ist speziell weitergebildet und verfiigt iiber Kenntnisse im Umgang mit konkreten Fallen. Andere Kollegen, Schiiler*innen, aber auch Eltern wissen um die Aufgabe dieser Person und haben die Moglichkeit Kontakt zu ihr aufzunehmen. Nachdem ein solcher Kontakt entstanden ist, wird die betroffene Person dariiber informiert, sofern sie den Kontakt nicht selbst gesucht hat. Es wird ein sogenanntes Schulprotokoll dariiber erstellt. Der*die Verantwortliche einer Schule kann dem*der Betroffenen beratend zur Seite stehen, oder eine Vorstellung bei einem Kinder- und Jugendpsychiater in die Wege leiten. Das Programm wurde bisher nur in den USA getestet und noch nicht im deutschsprachigen Raum. Neben der Weiterbildung des einzelnen Kollegen*in fordert das Programm auch eine allgemeine Fortbildung des gesamten Kollegiums zum Umgang mit psychischen Erkrankungen.
Wie bereits in Kapitel 2 erwahnt wurde, besteht insbesondere bei nicht-suizidalen selbstverletzenden Verhalten eine hohe Ansteckungsgefahr. Es ist Lehrkraften mit betroffenen Schiiler*innen daher zu empfehlen klare Regeln mit diesen aufzustellen. Trotz einer gewollten Transparenz und einer Akzeptanz beziiglich der Thematik, sollten Wunden in der Schule nicht offen gezeigt werden. Ebenfalls ist eine Kommunikation unter den Schiiler*innen, auBerhalb einer Einbindung des Themas in den Unterricht, nicht zu unterstiitzen. Die Aufgabe des weitergebildeten Kollegen einer Schule sollte deshalb auch darin bestehen den Betroffenen eine mogliche Einflussnahme auf das Verhalten ihrer Mitschiiler zu verdeutlichen, die es zu vermeiden gilt (ebd. S. 79 f).
5 Grenzen im padagogischen Handlungsfeld
Im vorherigen Kapitel wurde auf Moglichkeiten eingegangen, die den Padagogen in der Institution Schule zur Prevention und Intervention bei nicht-suizidalem selbstverletzenden Verhalten und Suizidalitat zur Verfiigung stehen. Dieses Kapitel soil die andere Seite beleuchten, die der Grenzen und der Dinge, die Schule nicht leisten kann und nicht leisten darf. Padagogen*innen sind keine Therapeuten. Eigentlich ein einleuchtender und klar verstandlicher Satz, der an dieser Stelle aber von groBer Wichtigkeit ist. Sowohl repetitives selbstverletzendes Verhalten, als auch suizidales Verhalten konnen nicht von einer Lehrkraft behandelt oder therapiert werden (vgl. Plener, 2015, S. 52). Trotz Studienergebnissen, dass Jugendliche, die sich selbst verletzen motiviert sind damit aufzuhoren, sind prozentual betrachtet nur wenige dieser in psychologischer Behandlung (ebd. S. 88). Die Prevention und das Bereitstellen einer Ansprechperson an der Schule konnen dazu genutzt werden Schiiler*innen zu einer psychologischen Behandlung anzuregen, konnen diese aber nicht ersetzen. Insbesondere die Suizidalitat muss von einem Spezialisten diagnostiziert werden, der iiber die notige Fachkunde verfiigt (ebd. S. 52). Gleiches gilt fiir den Verlauf von selbstverletzendem Verhalten, der von einer Lehrkraft nicht abgesehen werden kann und daher ebenfalls von einem psychotherapeutisch qualifiziertem Experten begleitet werden sollte (vgl. Petermann & Winkler, 2009, S. 85).
Weitere Einflussfaktoren, die als Grenzen einer Lehrkraft in der Schule angesehen werden konnen, sind unter anderem zu viel personliche Betroffenheit und eine fehlende Distanz zur Thematik. Wahrend fachkundige Experten fiir den Umgang mit psychischen Erkrankungen ausgebildet sind, kann es Lehrkraften schwer fallen die eigene Betroffenheit in den Hintergrund zu stellen. Auch der Anblick von Verletzungen ist nicht fiir jeden zu ertragen, weshalb auch dies nicht von jedem*jeder Lehrer*in gefordert werden kann. (vgl. Sachsse, 2008, S. 85 ff).
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- Quote paper
- Anonymous,, 2018, Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität im Kindes- und Jugendalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/906185
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