Psychologische Methodenlehre


Devoir expédié, 2017

13 Pages, Note: 1,7

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Aufgabe 1 – Schriftliche Frageformulierungen
1.1 Richtlinien schriftlicher Frageformulierungen
1.2 Fragen für den Leitfaden und Auswahlbegründung
1.3 Fragenanalyse durch einen Pretest

2 Aufgabe 2 – Befragungsformen
2.1 Motivation und Ablehnung bei telefonischen Befragungen
2.2 Vorgehensweise und Besonderheiten bei Befragungen von Kindern
2.3 Vor- und Nachteile von Telefon versus Face-to-Face Befragungen

3 Aufgabe 3 – Qualitative Methoden
3.1 Teilnehmende Beobachtungen
3.2 Übung eines Assessment Centers
3.3 Entwurf eines standardisierten Beobachtungsplanes

4 Aufgabe 4 – Mixed-Methods
4.1 Unterschiede von sequenziellen Design und Transferdesign
4.2 Triangulation versus Mixed-Methods
4.3 Mixed-Methods

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang

1 Aufgabe 1 – Schriftliche Frageformulierungen

1.1 Richtlinien schriftlicher Frageformulierungen

Um zielgerichtete und forschungsrelevante Ergebnisse erzielen zu können, bedarf es der Berücksichtigung der Methodik der guten Frageformulierung. Folgend wird dies, am Bei-spiel der Leitfadenfragen zu „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erläutert: 1-Verständ-lichkeit: Fragen sind verständlich zu formulieren und auf die Zielgruppe auszurichten, damit sie deren Erfahrungswissen entsprechen (vgl. Lüdders, 2016b, S.20). Fragen in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Schichtarbeitern sind deren Bil-dungsstand anzupassen. Geht man davon aus, dass Schichtarbeiter keine Akademiker sind würden Fremdwörter wie Kompatibilität oder Interoperabilität in der Frageformulierung auf Unverständnis stoßen. 2-Einfacher, klarer Aufbau: Der Aufbau der Fragen sollte kurze, grammatikalisch einfache, Formulierungen und keine doppelten Verneinungen beinhalten. Lange, verschachtelte Sätze, wie sie in der schriftlichen Form gebraucht werden, sind für das Verständnis und die Interaktion nicht förderlich (vgl. Lüdders, 2016b, S. 20). Die Formulierung: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein aktuelles Thema der Medien und Politik, ist nicht nur aus ökonomischer Perspektive relevant, sondern auch aus der Sicht von Familien, die Freizeit und Beruf vereinbaren müssen, um nicht nicht ent-spannt zu sein. Wie sehen Sie das? - ist kaum verständlich und gute Antworten bleiben aus. 3-Keine Hypothesen: Wunderfragen bzw. hypothetische Formulierungen sind nicht gegenwartsorientiert. Sie führen zum breiten Nachdenken und Phantasieren. Dies kann Überforderung mit sich bringen (vgl. Lüdders, 2016b, S.21). Die Formulierung - Stellen Sie sich vor, sie wachen auf, und Herausforderungen in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wären gelöst. Was wäre dann anders? - Diese Frage ist hypothetisch und suggestiv, da sie impliziert, dass es Herausforderungen geben muss. Die befragte Schichtarbeiterfamilie könnte damit kognitiv überfordert sein und sich verschließen. 4-Eindeutige Formulierung: Fragen sind themenspezifisch und eindeutig zu formulieren (vgl. Lüdders, 2016b, S.21). Die Frage - Welche Herausforderung bringt der Schichtberuf und welche Möglichkeiten bringt das Familienleben? - ist nicht eindeutig. Sie umfasst zwei Themenbereiche und fragt nach Nach- und Vorteilen zugleich. Des Weiteren ist der Bezug zur Thematik der Vereinbarkeit nicht gegeben. Diese Frage würde kaum forschungsrele-vante Antworten ermöglichen. 5-Neutrale Fragengestaltung: Fragen, die Antworten sug-gerieren oder subjektive Bewertungen beinhalten, entsprechen nicht der „guten“ Frage Kriterien (vgl. Lüdders, 2016b, S. 21). Die Frage - Der Großteil der schichtarbeitenden Familien kämpft mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aufgrund mangelnder Organisationskenntnisse. Wie gelingt Ihnen das Planen der beruflichen und familiären Aufgaben? - Diese Frage impliziert, dass viel Familien aufgrund von organisatorischen Mangelfähigkeiten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht schaffen. Sie ist suggestiv und negativ bewertend und entspricht nicht den Fragekriterien.

1.2 Fragen für den Leitfaden und Auswahlbegründung

Um forschungsrelevante Fragen auszuarbeiten, bedarf es der Vorreflexion zum Thema, um Klarheit zu erlangen, was damit erreicht werden soll. Das Eruieren möglicher gesell-schaftlicher Tendenzen, Meinungen und Einstellungen zu diesem Thema ist hilfreich. Außerdem ist es notwendig den Begriff der „Vereinbarkeit“ zu operationalisieren. Verein-barkeit könnte als Balanceakt zwischen Familie und Beruf definiert werden, als Organisa-tionsfähigkeit oder auch als ein gemeinsames Ganzes und weniger als zwei getrennte Lebensbereiche. Die folgenden Fragen, aufgestellten nach den in Punkt 1.1 gelisteten Kriterien beinhalten sowohl offene Fragen als auch festgelegte Antwortkategorien und beginnen mit einer narrativen Eröffnungsfrage. Narrative Eröffnung: Als wissenschaft-liches Forschungsinstitut führen wir zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Schichtarbeitern Interviews durch. Erzählen sie aus ihrer Sicht als Schichtarbeiter, über ihr Familien- und Berufsleben. Frage 1: Die Schichtarbeitszeiten wirken sich aufs Familien-leben aus. („ja“ oder „nein“) Frage 2: Familienleben und Schichtarbeiten kann ich mitein-ander vereinbaren. („sehr gut“, „gut“, „eher nicht“, „gar nicht“) Frage 3: Die Schichtarbeit beeinflusst meine „Work-Life-Balance“. („sehr“, „ein wenig“, eher nicht“, „gar nicht“) Frage 4: Durch die Schichtarbeit ist das Organisieren der Zeit mit der Familie erschwert. („stimmt nicht“, stimmt eher“, „stimmt“, „stimmt völlig“) Frage 5: Das Schichtarbeiten stört meine familiären und sozialen Beziehungen. („sehr“, „etwas“, „kaum“, „gar nicht“)

1.3 Fragenanalyse durch einen Pretest

Ziel eines Pretests ist die Qualität von aufgestellten Fragen im Vorfeld einer wissenschaft-lichen Untersuchung an einer repräsentativen Stichprobe zu testen. Dies ermöglicht even-tuelle Schwachpunkte aufzudecken und durch Feedback die Qualität zu verbessern und alternative Formulierungen zu verwenden. Der Pretest ermöglicht das Verständnis, den Aufbau und die Reihenfolge von Fragen und Antworten zu klären. Ferner ermöglicht er den Umfang, die Dauer, die Motivation, die technische Ausstattung sowie die Befragungs-situation im Vorfeld zu prüfen. Wichtig ist der Pretest auch, um die Aussagekraft der Ergebnisse und die Relevanz für die Forschungsfrage zu ermitteln (vgl. Lüdders, 2016b, S. 77f.). Der Pretest der in Punkt 1.2 gelisteten Fragen wurde mit einem schicht-arbeitenden Nachbar, Vater eines neun Monate alten Kindes, durchgeführt. Der Befragte hat den Zweck und das Ziel des Interviews und die Sinnhaftigkeit der Fragen verstanden. Die Reihenfolge wurde als gut empfunden. Der Einstieg regt zum Erzählen aus eigener, unvoreingenommener Sicht an. Der Frageblock folgt mit einer geschlossenen Frage, welche das Thema vorstellt und die Tendenz vorgibt. Die Antwort „Ja“ war klar, eindeutig und rasch gegeben. Die zweite Frage baut auf der ersten auf und spezifiziert etwas genauer in Bezug auf die Frage der Vereinbarkeit. Die Antwort 2 „eher nicht“ war schlüssig, als Folge der Antwort 1. Die letzten drei Fragen gingen ins Detail und fragten nach dem Thema der Organisation, der Beziehungsthematik und Auswirkung auf das eigene Wohlbefinden. Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten der Frage 3 wurden als „holprig“ empfunden: „ein wenig“ und „eher nicht“ wurden kaum abgrenzbar aufgenom-men. Frage 4 wurde grundsätzlich gut verstanden. Es wurde jedoch empfohlen, sie einfacher und klarer zu formulieren. Die Reihung der Frage 4 und 5 wurde angesprochen. Der Befragte fühlte sich als Schichtarbeiter und Vater angesprochen. Abschließend wurden folgende Korrekturen vorgenommen: (a) Änderung der Reihung der Frage 4 und 5, (b) Vorschlag der Änderung der Antwortmöglichkeiten der Frage 3 wird nicht aufge-nommen, (c) Neuformulierung Frage 4: „Schichtarbeit und Familienleben haben unterschiedliche Tages- und Nachtzeiten. Das Organisieren gelingt mir.“

2 Aufgabe 2 – Befragungsformen

2.1 Motivation und Ablehnung bei telefonischen Befragungen

Es bedarf an Interviewer Kompetenz um Anfangshürden zu meistern. Es gibt unterschied-liche Möglichkeiten, die ältere Dame zur Teilnahme zu motivieren. Der Hinweis auf die kurze Dauer von etwa 10 Minuten und auf keine notwendigen Vorkenntnisse, könnte die Ablehnungsgründe abschwächen. Das Angebot Informationsmaterial zuzusenden, könnte die Dame zur späteren Teilnahme motivieren. Dies gibt Zeit zum Nachdenken. Das Anbieten eines neuen Termins, sollte die Befragung zeitlich ungünstig sein, könnte auch zur Teilnahme bewegen. Um der älteren Dame eventuelles Unbehagen zu nehmen, könnte man anbieten, mit einigen Fragen zu beginnen und ihr die Entscheidung offen zu lassen, ob sie weitermachen möchte. Da es sich um eine ältere Dame handelt, sollte man abklären, ob man gut verständlich ist, um Verständlichkeitsprobleme, die zur Ablehnung führten, auszuschließen (vgl. Lüdders, 2016b, S. 70). Der Erstkontakt ist erfolgsweisend um zur Teilnahme zu motivieren. Man kann mit einer empathischen Frage versuchen, zu eruieren, ob die ältere Dame sich wohl fühlt, alles gut versteht. Um eventuell zu ver-sichern, dass dies anonym ist und sie einen wertvollen Beitrag zur Wissenschaft leistet. Um sich von Werbeanrufen zu distanzieren und eine Ablehnung zu riskieren, ist eingangs auf die Wissenschaftlichkeit hinzuweisen und die Bedeutung der Befragung zu betonen. Um die Authentizität zu gewährleisten, bedarf es an Transparenz, also Bekanntgabe des Zweckes, der Einrichtung, der Anrufer Kontaktdaten und der Anonymität (vgl. Döring, Bortz, 2016, S. 392ff). Eine Ablehnung der Teilnahme ist zu akzeptieren. Mit entsprechen-der Freundlichkeit, Wertschätzung und der Aussprache des Dankes für das Gespräch ist die Umfrage zu beenden. Zu lange Überredungszeit ist wertvolle anderweitige Forschungszeit. Es spricht nichts dafür, überlanges Überreden zu versuchen. Der nächste Schritt, ist die Auswahl der nächsten Zielperson (vgl. Lüdders, 2016b, S. 74).

2.2 Vorgehensweise und Besonderheiten bei Befragungen von Kindern

Das Lebensalter und der Entwicklungsstand des Kindes sind ein Richtwert, ob das Thema für das Kind relevant und für sein Alter verständlich ist. Grundsätzlich sind bei Kindern Beobachtungsstudien geeigneter, da ihr Sprachverständnis (je nach Alter) noch nicht vollständig ausgeprägt ist (vgl. Lüdders, 2016b, S. 90). Kinder sind noch nicht volljährig. Es bedarf der Zustimmung eines Erwachsenen im Sinne der Ethik und auch des Daten-schutzes. Das Prinzip der Freiwilligkeit kann nicht eindeutig bei Kindern sichergestellt werden. Auch die Aussagekraft der Antworten bei mangelnden Verständnis würden dem Forschungszweck nicht entsprechen. Die Antworten würden an Objektivität und Reliabilität leiden und nicht valide sein. Ferner sind die Richtlinien für die Befragung von Minder-jährigen einzuhalten. Beispielhaft gelistet werden die Freiwilligkeit und Anonymität. Es bedarf der Abwägung der Einsichtsfähigkeit des Kindes. Das heißt es muss feststellbar sein, ob das Kind die Tragweite und Bedeutung der Fragen und Antworten und den Forschungszweck verstehen kann, welches grundsätzlich bei Kindern unter 11 Jahren nicht gegeben ist. Von Relevanz ist auch das Befragungsthema, welches bei Markt-forschungsthemen in Ordnung wäre. Bei sozialwissenschaftlichen Themen, wie Einstel-lungsbefragungen (im konkreten Fall über die Einstellung zur Lebensmittelqualität) bedarf es der Zustimmung eines Erwachsenen (vgl. ADM, 2006)

2.3 Vor- und Nachteile von Telefon versus Face-to-Face Befragungen

Die Zielgruppe ist breit aufgestellt und das Thema alltagrelevant. Es eignen sich tele-fonische Befragungen, da sie schneller durchführbar sind. Die Terminfindung und der persönliche zeitintensive persönliche Kontakt entfallen bei einer breiten Zielgruppe. Die Erreichbarkeit der Zielgruppe ist über das Telefon einfacher und kostengünstiger zu handhaben, da sie ortsungebunden sind. Schwierig kann sich die Erreichbarkeit, die Motivation und Ablehnung am Telefon gestalten. Ferner kann die Suche nach Telefon-nummern der Zielgruppe mit Schwierigkeiten der korrekten Identifikation einhergehen. Wählt man eine spezifische Zielgruppe, kann diese über ein standardisiertes Telefonbuch nicht eruiert werden. Nachteilig ist die eingeschränkte Kommunikation. Es mangelt an nonverbaler Kommunikation, wie Gestik und Mimik. Die Qualität der Verbindung kann unzureichend sein. Der Teilnehmer kann zu einem ungünstigen Zeitpunkt (während der Autofahrt) kontaktiert werden (vgl. Lüdders, 2016b, S. 12f.). Das telefonische Interview ist weniger persönlich und weniger beziehungsintensiv wie das Face-to-Face Interview. Der Einsatz von Telefon-Interview Software (beispielsweise CATI), ermöglicht fehlerfreies beantworten und eine raschere Auswertung der Daten im Vergleich zu Face-to-Face Interviews. Dies ist vorteilhafter als die manuelle Führung von Aufzeichnungen bei zahlreichen Interviews. Wie erwähnt, ist die Erreichbarkeit einfacher (vgl. Engel et al, 2005, S.1219). Nachteilig ist bei telefonischen Befragungen die niedrige Teilnehmerbereitschaft anzumerken (vgl. Lüdders, 2016b, S. 74f.). In Bezug auf das Thema „Einstellung zur Lebensmittelqualität“ eignet sich folgend die kostengünstige telefonische Befragung durch die breite Erreichbarkeit und das Alltagsthema.

3 Aufgabe 3 – Qualitative Methoden

3.1 Teilnehmende Beobachtungen

Bei der teilnehmenden Beobachtung ist die Vorgehensweise unstandardisiert. Sie eignet sich zur Prüfung qualitativer Fragestellungen, bei der direkt am Beobachtungsgeschehen teilgenommen wird. Dadurch ist der Beobachtungsvorgang interaktiv. In gewisser Weise ist das subjektive Teilnehmen eine Störgröße, die es zu berücksichtigen gibt (vgl. Lüdders 2016a, S. 12f.). Die Rolle des Beobachters ist die aktive Teilnahme am Beobachtungsge-schehen. Dies ist sinnvoll, wenn der Beobachter durch das Vorbringen von eigenen Argu-menten, die Bewerber in ihrem Verhalten und Erleben testen möchte (vgl. Lüdders, 2016a, S. 24). Es ist auf eine gewisse Distanziertheit und Wertfreiheit zu achten. Es gilt die Situation so gering wie möglich zu beeinflussen. Andererseits ist es aber wichtig, sich in das Geschehen zwecks Natürlichkeit des Verhaltens einzubringen. Es ist eine Vermeidung von Ablenkung und Bevorzugung zu verhindern. Teilnehmende Beobachtung ist nicht sinnvoll, wenn eine standardisierte Beobachtung gewünscht ist. Der Beobachter könnte sich nicht auf das Geschehen konzentrieren (vgl. Lüdders, 2016a, S. 42). Die teilneh-mende Beobachtung eigenes sich vor allem, wenn bestimmte Verhaltensweisen getestet werden möchte, die der Beobachter durch seine eigene Einbringung entsprechend steuert, wie beispielsweise bei Assessment Center zur richtigen Wahl des am besten geeigneten Kandidaten für eine Position.

3.2 Übung eines Assessment Centers

Die Hauptanforderungen der Stelle „Mitarbeiter im Psychologischen Dienst“ sind folgende: Universitätsabschluss, psychologische Kenntnisse, Kompetenzen für das Gestalten und Durchführen von Beratungsprozessen und Begleitung von Testverfahren, Handeln nach ethnischen Prinzipien, Umgangsfähigkeit mit Diversität, Aufbau einer tragfähigen Bezie-hung zu den Berufssuchenden, Fähigkeit in der Situationsanalyse und Verständnis. Die ausbildungs-relevanten Kompetenzen (z. B. Studium der Psychologie, Berufserfahrung im Psychologischen Dienst) lassen sich anhand des Lebenslaufes ablesen. Die sehr trag-fähigen „weichen“ Kompetenzen bedürfen einer Sichtung mittels Assessment Centers. In der teilnehmenden Beobachtung im Assessment Center gilt es die Kommunikations-fähigkeit, die Empathie Fähigkeit, das selbständige Handeln, die Konfliktfähigkeit, den Umgang mit Diversität und Beraterkompetenzen, wie Aktives Zuhören, zu überprüfen. Folgende Übung wird diesbezüglich eingesetzt: „Gruppendiskussion zu einem kontro-versen Thema mit Rollenverteilung“. Diese Übung ermöglicht die Kommunikations-, Konfliktfähigkeit und die Sozialkompetenz zu messen. Um die Kontroverse zu ermöglichen und eine Diskussion in Gang zu bringen, werden den Teilnehmern unterschiedliche Rollen zugewiesen. Dies zeigt auch die Fähigkeit des sich Einfühlen Könnens, der Offenheit gegenüber Neuem und der Diversitätsakzeptanz. Das Gespräch mündet in einen vor-programmierten Interessenskonflikt. Es ist nicht relevant, welche Lösung hervorgebracht wurde, sondern vor allem das Verhalten und der Weg zur Lösung. Beispiel: Die Arbeits-agentur hat eine neue Software anzuschaffen im Bereich der Spesenabrechnung und Zeiterfassung. Es gibt 3 Alternativen mit Vor- und Nachteilen: Software A ist in Bezug auf Preis und Qualität erstklassig, jedoch für die Agentur ein zu langer ROI1 ; Software B ist eine Billigvariante, welche den Anforderungen der Agentur nicht entspricht, außer beim Preis; Option 3, der Verbleib bei der bisherigen Lösung bringt Wettbewerbsnachteile, wird von der Agentur nicht unterstützt, ist aber von den Mitarbeitern, die gewünschte Lösung, da der Umstieg einen enormen Zeitaufwand darstellt, und dies mit Überstunden zu handhaben wäre. Jeder Kandidat bekommt eine Rolle, mit einer zu vertretenden Lösung zugewiesen, welcher er ernsthaft zu verteidigen hat. Die Übung nimmt eine halbe Stunde in Anspruch. Der Hauptgrund der Übung ist das Testen der Teilnehmer in Bezug auf die simulierte Arbeitssituation. Daraus lässt sich auf zukünftige Handlungen und Kompetenzen schließen. Die Gruppendiskussion mit verteilten Rollen mit der teilnehmenden Beobach-tung ermöglichte das Einbringen des Forschers, und das gezielte Einbringung von Argumenten, die die Gruppendiskussion fördern und lenken.

3.3 Entwurf eines standardisierten Beobachtungsplanes

Folgende drei Kriterien, welche relevant für die Stelle des Psychologischen Dienstes sind, werden beobachtet: (1) Kommunikationsfähigkeit (2) Konfliktverhalten (3) Sozialkompe-tenz. Die Kommunikationsfähigkeit lässt sich in der Gruppendiskussion gut eruieren. Einerseits müssen die Bewerber ihren Standpunkt gut darlegen, erklären und begründen, andererseits müssen sie unter Stress und in einer Konfliktsituation die wertschätzende Kommunikation darbieten. Das Konfliktverhalten lässt sich durch die unterschiedlichen Rollen, welche einen Konflikt hervorbringen, testen und ist sichtbar im Verhalten, der Wertschätzung und dem Eskalationsniveau. Das Sozialverhalten, beispielsweise die Empathie, zeigt sich in der Körpersprache, dem Spiegeln, aber auch im einfühlsamen Umgang, im Aktiven Zuhören und im wertschätzenden Verhalten. Der am Ende angefügte standardisierte Beobachtungsbogen (vgl. Anhang) wird folgend kurz erläutert. Der Beobachter erhält einen Beobachtungsbogen, welcher für jeden Kandidaten auszufüllen ist. Er enthält den Namen des Bewerbers sowie des Beobachters, das Datum und die Beobachtungszeit. Die 3 Hauptkriterien gilt es anhand von jeweils sechs detaillierten Spezifizierungen zu bewerten. Die Bewertung erfolgt durch das klassische Schulnoten-system von 1-5, wobei 1 für „sehr gut“ und 5 für „nicht genügend“ steht. Kann eine Spezifikation nicht beobachtet werden, gilt es „nicht messbar“ auszuwählen. Beispielhaft sei das Kriterium Kommunikationsfähigkeit aufgelistet. Der Beobachter hat anhand folgender Kriterien die Bewertungsnoten 1-5 abzugeben: Der/Die Bewerber(in) … „ist sprachgewandt“, „kommuniziert klar und deutlich“, „drückt sich verständlich aus“, „spricht wertschätzend“, „kann Inhalt des Anliegens darbieten“, „argumentiert überzeugend“. Der Beobachtungsbogen bedarf eines Handouts, in dem beispielhaft die einzelnen Kriterien und die Bedeutung der Spezifizierungen zu beschreiben sind, um die Begriffe innerhalb unterschiedlicher Beobachter gleichermaßen verständlich zu halten und eine gewisse Objektivität sicherzustellen.

4 Aufgabe 4 – Mixed-Methods

4.1 Unterschiede von sequenziellen Design und Transferdesign

Mixed-Methods kombinieren beide Wissenschaftsdisziplinen, jene der qualitativen und der quantitativen Forschung. Es kommt somit zu einem Methodenmix. Da sich beide Diszipli-nen überschneiden, ermöglicht die kombinierte Anwendung von einander zu profitieren (vgl. Lüdders, 2016a, S.9f). Um Theorien zu festigen, bedarf es mehreren Forschungs-durchläufen, die beide Varianten verbinden können. Dabei wird eine Methode, beispiels-weise der qualitative Ansatz, vorgeschoben. Im zweiten Schritt wird die quantitative Methode durchgeführt. Beide Methoden ergänzen sich und ermöglichen das Plausibi-lisieren. Die nachgeschaltete Methode wird von der vorgeschalteten Methode beeinflusst. Diese Vorgehensweise wird in der Fachsprache „sequenzielles Design“ bezeichnet. Es ist unabhängig davon, ob die qualitative oder quantitative Methode vorgeschoben ist. Von Transferdesign spricht man, wenn bei einem sequenziellen Design die vorangegangenen Daten vollständig in die darauffolgende Methode integriert werden. Folgendes Beispiel (siehe Abb. 4.1) „Motivation zum Fernstudium bei Berufstätigen“ zeigt ein sequenziellen Design: Ausgehend von einer quantitativen Studie werden Details qualitativ anschließend näher erklärt. Das Vorschalten der quantitativen Methode ermöglicht Zugang zu tiefer-liegenden Handlungs- und Denkmustern. Es findet eine online Befragung mittels Frage-bogen statt. Das Ergebnis zeigt, dass 5% der Berufstätigen sich zum Fernstudium motivieren können. Das Hauptargument war die Möglichkeit der Weiterbildung, um einen Karriereschritt zu initiieren. Im zweiten Schritt, wurde eine online Gruppendiskussion mit Berufstätigen durchgeführt. Die Ergebnisse der Diskussionsrunde zeigen auf, dass die Möglichkeit zum flexiblen Fernstudium als Weiterbildungsoption, kaum als erstes in den Sinn kommt. Die geringe Zahl der motivierten Berufstätigen zum Fernstudium ist somit auch auf eine Wissenslücke zurückführbar. Hätte man nur die quantitative Umfrage durchgeführt, würde das geringer Interesse nur auf die Motivation zurückführbar sein.

[...]


1 ROI: Return on Investment

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Psychologische Methodenlehre
Université
Apollon University of Applied Sciences Bremen  (Angewandte Psychologie)
Cours
Psychologische Methodenlehre
Note
1,7
Année
2017
Pages
13
N° de catalogue
V907709
ISBN (ebook)
9783346246219
Langue
allemand
Mots clés
Frageformulierungen Befragungsformen, qualitative Methoden, mixed Methods
Citation du texte
Anonyme, 2017, Psychologische Methodenlehre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/907709

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