In den Einsendeaufgaben wurden wichtige Themen des Feldes Persönlichkeitspsychologie genauer dargestellt und abgegrenzt. Außerdem enthalten die Aufgaben Diskussionen und Überlegungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu Auswirkungen von beispielsweise emotionaler Intelligenz auf die Gesundheit oder von stabilen Partnerschaften auf chronische Krankheiten.
Im Gesamten werden die Aufgaben in 3 Kapitel unterteilt:
- Emotionale Intelligenz und der Intelligenzbegriff im klassischen Sinn
- Soziale Unterstützung und die Zusammenhänge mit der Gesundheit
- Ängstlichkeit, zwanghafte Persönlichkeitsstörungen und Zwangsstörungen in Abgrenzung zueinander
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. AufgabeCI
1.1 „Emotionale Intelhgenz" und die Abgrenzung zum klassischen Intelligenzbegriff
1.2 Ein Modell der emotionalen Intelhgenz
1.3 Diskussion: Emotionale Intelhgenz als gesundheitsrelevanter Faktor
2. AufgabeC2
2.1 Soziale Unterstutzung: Definition und Einordnung als Personlichkeitsmerkmal
2.2 Zusammenhange mit der Gesundheit
2.3 Diskussion: Auswirkungen einer stabilen Partnerschaft auf die Bewaltigung chronischer Krankheiten
3. AufgabeC3
3.1 Definition und Messbarkeit von Angstlichkeit
3.2 Erlauterung zwanghafter Personlichkeitsstorung und deren Behandlungsmoglichkeiten
3.3 Zwangsstorung im Vergleich zu zwanghafter Personlichkeitsstorung
Literatur- und Quehenverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 The Mayer and Salovey (1997) four-branch model of emotional intelligence (El) abilities
Abb. 2 Ausschnitt aus einem Trait-Angst-Teil des STAI
Abb. 3: Three Personality Disorder Clusters
Aufgabe C1
„ Emotionale Intelligenz" und die Abgrenzung zum klassischen Intelligenzbegriff
Die Einfiihrung des Begriffs „emotionale Intelligenz" erfolgte 1990 durch John D. Mayer und Peter Salovey1, welche diese als Fahigkeitsmodell prasentierten. Dieses stellt Fahigkeiten im Kontext der Emotionen dar, also bspw. die Wahrnehmung und Nutzung, sowie das Verstehen und den Umgang mit diesen Empfindungen.2
Das Modell von Mayer und Salovey wurde 1997 uberarbeitet und erneut veroffentlicht3, der Begriff der„emotionalen Intelligenz" oderabgekurzt„EI" wurde aber bereits 1995 durch den amerikanischen Journalisten und Psychologen David Goleman bekannt4 durch die Veroffentlichung seines gleichnamigen Buches. In diesem stellt Goleman ein eigenes Modell der „emotionalen Intelligenz" dar, welches aber auch auf die erste Theorie von Mayer und Salovey zuruckgeht.5
Urn den Begriff nun genauer zu beleuchten sollen zuerst die Definitionen fur die Bestandteile „Emotionen" und Jntelligenz" nach dem Verstandnis von Mayer und Salovey genannt werden.
Unter Emotionen verstehen sie dabei sowohl Gefuhle, welche physiologische Reaktionen bewirken, als auch kognitive Prozesse. Diese kognitiven Prozesse sind aberim Gegensatzzum klassischen Intelligenzbegriff, ausschliefilich auf die Bewertung von Emotionen zu beziehen.
Intelligenz wiederum definieren die beiden in diesem Zusammenhang als Fahigkeit Informationen zu reflektieren, sie zu verarbeiten und daraus Konsequenzen zu Ziehen.6
Entsprechend werden unter emotionaler Intelhgenz die Fahigkeiten verstanden „eigene und/oder fremde Emotionen wahrnehmen, interpretieren, verstehen, ausdrucken, nutzen und steuern [zu] konnen"7
In Abgrenzung dazu wird in der Psychologie der klassische Intelligenzbegriff weitgehend als Sammelbegriff fur kognitive Leistungsfahigkeit verwendet.8
Bspw. werden darunter folgende Fahigkeiten verstanden:9
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Theorien und Konzepte zur genauen Definierung von Intelhgenz sind aber zahlreich10, weshalb diese Auflistung nur als ein Beispiel zur Veranschaulichung dienen soil.
Der deuthche Unterschied zwischen „klassischer Intelhgenz" und „emotionaler Intelhgenz" ist also, dass der Begriff der „EI" nicht auf kognitive Fahigkeiten bezogen, sondern in non-kognitiven Bereichen angewandt wird.11
Ein Modell der emotionalen Intelhgenz
Das unter 1.1 bereits erwahnte Modell der emotionalen Intelhgenz von Mayer und Salovey soil nun genauer dargestellt werden.
Dieses Modell umfasste 1990 die erste Theorie zur emotionalen Intelhgenz und bahnte somit den Weg fur die weiteren Modelle von beispielsweise Goleman, welches das popularste Modell ist, oder von Bar-On im Jahr 2005, welcher dann als erster Forscher auch ein Testverfahren fur emotionale Intelhgenz entwickelte.12
Entsprechend der uberarbeiteten Fassung von Salovey und Mayer lasst sich ihr Modell uberfolgende Fahigkeiten aufbauen:13
- Erkennen, Analyse und Ausdruck von Emotionen
- Wahrnehmen der Zusammenhange zwischen Denken und Gefuhlen, Unterstutzung kognitiver Prozesse durch Nutzen der Emotionen
- Verstandnis von Emotionen und Applikation des Wissens
- Durch Reflexionen Gefuhle regulieren und dadurch emotionales und intehektuehes Wachstum fordern
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: The Mayer and Salovey (1997) four-branch model of emotional intelligence (El) abilities14
Innerhalb ihres Modells werden zwei Bereiche unterschieden, auf welche die oben genannten Aspekte aufgeteilt werden.
Der Erfahrungs- und Erlebnisbereich, sowie der Strategiebereich. Ersterer umfasst alle Bereiche, welche aus dem Erleben abgeleitet werden konnen oder damit in Bezug stehen. Dazu werden die beiden Fahigkeiten des Erkennens und Ausdrucks von Emotionen und die Unterstutzung kognitiver Prozesse durch Gefuhle gezahlt.
Wohingegen der zweite Bereich alle Aspekte enthalt, welche Handlungsplane anbelangen oder Zielsetzungen aufgreifen. Hierzu zahlen also die Punkte Verstandnis von Emotionen und die reflexive Regulierung. Diesen Bereich sehen Salovey und Mayer als den starker nuancierten an im Vergleich zum Erfahrungs-und Erlebnisbereich.15
Das Modell von Salovey und Mayer zeigt also auf, dass sich im Erfahrungs- und Erlebensbereich die Menschen unterteilen lassen, je nachdem wie gut sie Emotionen erkennen konnen durch die Stimmlage oder das Verhalten der anderen. Oder auch danach, ob Menschen die Emotionen zur Unterstutzung bei kognitiven Leistungen anwenden oder nicht. Durch dieses Nutzen der Gefuhle konnen andere Prioritaten gesetzt werden, unterschiedliche Perspektiven zur Problem losung herangezogen werden, sowie auch Zusammenhange zwischen bestimmten Emotionen und Fahigkeiten erkannt werden.16
Auch im Strategiebereich, beinhaltet das Modell die Unterscheidung der Menschen nach ihren Fahigkeiten. In diesem Bereich wird dabei betrachtet, wie weit Beziehungen zwischen den Emotionen erkannt werden oder wie gut Emotionen unterschieden und deklariert werden konnen. Der Aspekt der Reflexion hingegen betrachtet, inwieweit sich Personen von ihren Emotionen distanzieren konnen, urn diese aus einer anderen Perspektive zu betrachten und moglichst nutzliche Informationen daraus zu deduzieren.17
Zur Erfassung und Analyse der Fahigkeiten bzw. der vier genannten Komponenten der emotionalen Intelligenz wurde ein Leistungstest erstellt. Dieser wird Mayer-Salovey-Caruso-Emotional Intelligence-Test genannt, kurz MSCEIT.18
Diskussion: Emotionale Intelligenz als gesundheitsrelevanter Faktor
Durch die vorhergehende Erlauterung der moglichen Aspekte von emotionaler Intelligenz wird ersichtlich, dass dieser Begriff ein weites Feld umfasst.
Doch inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen emotionaler Intelligenz eines Menschen und dessen Gesundheit?
Emotionen gelten als grundlegende Funktionen des Menschen und damit ist auch das Erlernen der Emotionsregulierung ein wichtiger Entwicklungsschritt, welcher Auswirkungen auf soziale, aberauch gesundheitliche Faktoren im Leben hat.19
Die Rolle von Emotionen und El ist jedoch insofern noch umstritten, als dass sich Gefuhle und die damit verbundenen Fahigkeiten meist nur schlecht nachweisen und messen lassen. Es gibt zwar bereits Testverfahren, jedoch gibt es Diskussion, ob man diese tatsachlich auswerten kann.20
Diese Frage nach der wissenschaftlichen Grundlage bei der Thematik sollte man bedenken, bei den nun folgenden Punkten.
Die emotionale Intelligenz ist fur sehr viele Bereiche relevant und kann auch uber soziale Situationen hinaus betrachtet werden. AuGerdem ist die El bedeutsam fur psychische Gesundheit oder soziale Beziehungen, wie in der Familie, unter Freunden oder im Arbeitsumfeld.21
Auch im Rahmen einer Therapie ist das Trainieren der Emotionsregulationen, also intrapsychischer und interpersonaler emotionaler Intelligenz, nachweisbar erfolgssteigernd, wie Studien von Znoj, Nick und Grawe bereits zeigen.22
Wenn also die Fahigkeiten, welche zusammengefasst als emotionale Intelligenz bezeichnet werden, uns dazu verhelfen Situationen anders zu handhaben, welche wir zuvor noch nicht bewaltigen konnten, steigert dies unsere psychische Gesundheit.
Genauso wie ein stabiles und funktionierendes Umfeld unsere Gesundheit schutzen und starken kann, egal ob beruflich oder privat. Denn letztlich lassen diese Umstande uns wiederrum mehr Gluck, Zufriedenheit und Ruhe empfinden und somit Stressgefuhle vermeiden.
Diese positiven Gefuhle fuhren dam it auch korperlich zu einer besseren Gesundheit. Denn der Korper reagiert auf Emotionen wie Stress oder auch Gluck mit physiologischen Prozessen, die bspw. zu hoherem/ niedrigerem Blutdruck, gesteigertem/ gesenktem Erkrankungsrisiko uvm. fuhren konnen.
Zusammenfassend lasst sich also schliefien, dass eine erhohte emotionale Intelligenz auch gesundheitlich relevante Faktoren hervorruft. Durch die bspw. bessere Reflexion und Distanzierungsmoglichkeit von den eigenen Gefuhlen, konnen Situationen flexibler und dennoch kraftvoll und effizient gehandhabt werden.
Aufgabe C2
Soziale Unterstutzung: Definition und Einordnung als Personlichkeitsmerkmal
Der Grad an Hilfe von anderen, welche man in belastenden Situationen erhalt, wird als soziale Unterstutzung verstanden. Diese kann aus mehreren Aspekten bestehen: instrumentelle (z.B. finanzielle Unterstutzungen), emotionale (z.B. Trost und Aufmunterung) oder informative Hilfe (z.B. Ratschlage).23 Wichtig ist hierbei auf die Unterscheidung von tatsachlich erhaltener und wahrgenommener sozialer Unterstutzung zu achten.24
Inwiefern kann soziale Unterstutzung also als Personlichkeitsmerkmal eingeordnet werden?
Ein Personlichkeitsmerkmal bezeichnet eine relativ stabile, langerfristige Eigenschaft einer Person sich in bestimmter Art und Weise zu verhalten oder zu denken und zu fuhlen.25
Soziale Unterstutzung erfolgt auf den ersten Blick durch das Umfeld und nicht durch die Person selbst. Jedoch besteht soziale Unterstutzung nicht nur aus der tatsachlich erhaltenen Unterstutzung, sondern auch aus der Fahigkeit Hilfe anzunehmen oder sogar einzufordern. Auch die Erwartung, in einer Notsituation Unterstutzung und Hilfe zu erhalten, gehort zum Aspekt der sozialen Unterstutzung dazu.26 Beides sind somit Charakter- bzw. Personlichkeitsmerkmale, da es Eigenschaften sind in welchen sich Menschen unterscheiden konnen in ihrem Verhalten (Hilfe annehmen oder erfragen), ihrer Denkweise (Notwendigkeit oder auch Verwerflichkeit Unterstutzung anzunehmen) oder ihrer Gefuhle (Empfinden auf keine oder auch auf besonders viel Hilfeleistung zuruckgreifen zu konnen).
[...]
1 Vgl. Mayer, Salovey (1993).
2 Vgl. Day etal. (2011), S.693.
3 Vgl. Becker (2014), S. 112.
4 Vgl. Goleman (1997).
5 Vgl. Becker (2014), S. 113.
6 Vgl. Becker (2014), S. 112.
7 Rauthmann(2017), S.205.
8 Vgl. Becker (2014), S. 89.
9 Vgl. Platzer, Schmitt (2010), S. 127.
10 Vgl. Becker (2014), S. 89.
11 Vgl. Rauthmann (2016), S. 22.
12 Vgl. Becker (2014), S. 112-114.
13 Vgl. Day etal. (2011), S. 693.
14 Fiori, Vesely-Maillefer (2018), S. 26.
15 Vgl. Day et al. (2011), S. 692-697.
16 Vgl. Becker (2014), S. 112.
17 Vgl. Becker (2014), S. 112-113.
18 Vgl. Caruso etal. (2003).
19 Vgl. DeStenoetal. (2013).
20 Vgl. Becker (2014), S. 114.
21 Vgl. Asendorpf(2019), S. 110.
22 Vgl. Grawe et al. (2004), S. 268.
23 Vgl. Asendorpf, Neyer (2018), S.264.
24 Vgl. Schroder (1997), S. 331.
25 Vgl. Rauthmann (2017), S.69.
26 Vgl. Becker (2014b), S. 34-35.
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