Wandel der Lebensformen - geschlechterdifferenzierende Rollenverteilung


Term Paper, 2006

24 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung zum Thema: Wandel der Lebensformen - geschlechterdifferenzierende Rollenverteilung

2. Pluralisierung der Lebensformen
2.1 Geburtenrückgang und späte Mutterschaft:
2.2 Wandel von Eheschließung, -scheidung

3. Unterschiede der Familienformen

4. Wandel des Familienalltags
4.1 Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau innerhalb der Familie
4.2. Ökonomische Belastung

5. Ungleichgewicht der Geschlechterrollen
5.1 Individualisierungsschub
5.2 Vereinbarkeit von Beruf und Familie
5.3 Die Rolle des Vaters

Literatur

1. Einleitung zum Thema: Wandel der Lebensformen - geschlechterdifferenzierende Rollenverteilung

In unserer Gesellschaft ist eine fortlaufende Entwicklung in Hinblick auf die Institution Familie zu beobachten.

Besonders in den letzten Jahrzehnten war ein deutlicher Umbruch in den Familien zu erkennen.[1] In diesem Zusammenhang ist unter dem Begriff Familie die „idealtypische Familie“ bzw. die „Normalfamilie“ aus den 50er und 60er Jahren zu verstehen, welche aus einem Ehepaar mit leiblichen Kindern besteht. Dabei wird der Mutter die Rolle der Erzieherin und der Hausfrau zugeschrieben, dem Vater dagegen die Erwerbstätigkeit und die Rolle des Ernährers.[2]

Die „idealtypische Lebensform“ hat sich in den letzten Jahren stark differenziert.[3] Meyer spricht in diesem Zusammenhang von einer Pluralisierung privater Lebensformen. Die Internetquelle www.familienhandbuch.ch weist darauf hin, dass nur noch bei einem Drittel der deutschen Haushalte die Lebensform der „idealtypischen Familie“ bzw. der „Normalfamilie“ vorzufinden ist. Über der Hälfte der Haushalte bestehen heute aus anderen Lebensformen.

In dieser Hausarbeit werden die neuen Familienformen thematisiert und

deren Ursachen genannt und erläutert, welche die Veränderungen in den Familien in den letzten Jahrzehnten hervorgerufen haben. Zum Verständnis dieser Veränderungen bildet ein Rückblick auf vergangene Jahrhunderte die Grundlage. Des Weiteren werden die geschlechterdifferenzierenden Rollen in Familie und Beruf erläutert.

2. Pluralisierung der Lebensformen

2.1 Geburtenrückgang und späte Mutterschaft:

Der tendenzielle Geburtenrückgang beginnt zwar schon mit der Industrialisierung, jedoch konnte in den 50er Jahren bis Mitte der 60er Jahre noch einmal ein Anstieg der Geburtenzahlen verzeichnet werden. Frauen, sowie Männer suchten nach den Weltkriegen nach “Sicherheit, Geborgenheit und Normalität“, welche sie in der „Normalfamilie“ fanden.[4] Doch hat sich der Geburtenrückgang dann „seit den 60er Jahren nochmals verstärkt“.[5] 1960 wurden in den alten Bundesländern 968.629 Geburten gezählt. Bis zum Jahr 2000 ist die Anzahl der Geburten kontinuierlich auf 655.732 gesunken. In den neuen Bundesländern gingen die Anzahl der Geburten ebenfalls zurück. Wurden dort im Jahr 1960 noch 292.985 Geburten gezählt, so konnten bis zum Jahr 2000 ein kontinuierlicher Rückgang der Geburten bis auf 111.267 verzeichnet werden. In gesamt Deutschland sank die Zahl der Geburten dann von 830.019 im Jahr 1991 bis auf 766.999 Geburten im Jahr 2000.[6] Die Ursachen für solch eine Entwicklung liegen weiter zurück. Vor der Industrialisierung hatten Kinder noch einen anderen Wert als heute. Kinder waren aufgrund ökonomischer Interessen gewollt und gebraucht. Sie dienten als wichtige Arbeitskräfte im eigenen oder fremden Haushalt, zur Weitergabe von Name und Besitz, sowie zur Alterssicherung. Zudem war die Eltern- Kind- Beziehung zu dieser Zeit nicht gefühlsbetont, Schläge und Gewalt gegen das Kind waren nicht selten.[7] Heute ist der Wert der Kinder enorm angestiegen, Kinderarbeit ist verboten. Diese zu haben bedeutet nun Austausch von Zärtlichkeiten, Freude am Aufwachsen, also die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse. Zudem wollen Eltern ihren Kindern heute einen guten Lebensstandard bieten.

Ein weiterer Aspekt ist, dass für die Kinder immer genügend finanzielle Mittel für die Ernährung, sowie für deren Lebensunterhalt vorhanden ist. Weiterhin wird der Kindererziehung eine zunehmend wichtigere Rolle zugeschrieben. Aufgrund dessen ist das Aufziehen von Kindern in unserer Zeit teurer, anspruchsvoller und zeitaufwendiger geworden. Die Eltern überlegen sich heute genau wann und wie viele Kinder sie bekommen wollen, um diesen einen möglichst guten Lebensstandard zu gewährleisten und um ihnen möglicht viel Aufmerks­am­keit zukommen zu lassen. Die Folge ist ein enormer Geburten­rückgang.

Die Entwicklung des Geburtenrückgangs korrespondiert mit der Entwicklung der zunehmenden späten Mutterschaft.[8]

Dieser ausgeprägte Aufschub der Geburten zeigt sich ebenfalls seit Mitte der 60er Jahre.[9] Lag in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1960 und ebenfalls im Jahr 1970 das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes bei ca. 24 Jahren, so lag im Jahr 1980 das Durchschnittsalter der Frau bei der ersten Schwangerschaft schon bei 25,2 Jahren und im Jahr 1990 bei 26,9 Jahren. Heute ist das Durchschnittsalter bereits auf 29 Jahre gestiegen.[10]

Junge Frauen sind heute an Familie und Beruf interessiert und stehen damit vor der Entscheidung zwischen Beruf und Familie. Folglich verschieben viele Frauen ihren Wunsch nach Kindern und damit auch nach einer eigenen Familie auf spätere Lebensjahre.[11] Dies ist mit der Verbesserung bzw. Angleichung der Bildungschancen von Frauen zu begründen.[12] Demzufolge gehen heute viele Mädchen länger zu Schule, um eine qualifizierte Hochschulreife (Abitur) zu erwerben. Danach entscheiden sie sich viele junge Frauen, ein Studium oder eine gute Ausbildung anzustreben.[13] Das Ziel vieler privilegierter Frauen ist eine berufliche Karriere.

Heutige Frauen übernehmen nicht mehr selbstverständlich die Rolle der Hausfrau und Mutter, sie streben vielmehr danach ihre individuellen Bedürfnisse nach Selbständigkeit, finanzieller Unabhängigkeit, nach Kontakt- und Erfahrungsmöglichkeiten zu realisieren.[14] Die Entscheidung für ein Kind wird, verstärkt bei den privilegierten Frauen, immer häufiger im älteren Lebensjahr getroffen.[15] Erler weist darauf hin, dass je später das erste Kind geboren würde, desto weniger Zeit für ein weiteres Kind bliebe. Teilweise verschieben Frauen ihren Kinderwunsch sogar bis hinter die biologischen Grenzen, um ihren beruflichen Interessen nachgehen zu können.[16]

Die in diesem Abschnitt geschilderte Entwicklung des Geburtenrückgangs und der späteren Mutterschaft erklärt den Rückgang der Drei- und Mehrkinderfamilien hin zu Einkindfamilien.[17] Auch die sogenannten Null-Kind-Familien, die immer häufiger vorzufinden sind, können durch die oben aufgeführte Entwicklung begründet werden.[18]

2.2 Wandel von Eheschließung, -scheidung

Historischer Hintergrund

Vor der Industrialisierung durfte nicht uneingeschränkt geheiratet werden. Hierbei spielten ökonomische Aspekte eine primäre Rolle. Gefühle, individuelle Interessen und Bedürfnisse wurden nicht beachtet. Dementsprechend war die Familie zu dieser Zeit eine verpflichtende Produktionsgemeinschaft d.h. eine Einheit von Arbeits- und Wohnplatz. Die Aufgaben und Tätigkeiten von Frau und Mann waren gut organisiert, jedoch wurde nicht nach geschlechtsspezifischen produktiven und konsumtiven Tätigkeiten unterschieden.[19]

Frauen war die Arbeit in der Nähe des Hauses zugeordnet. Sie war im Getreidehaus, in der Viehwirtschaft, wie auch im Haushalt beschäftigt. Frau und Mann arbeiteten aufeinander zu.[20]

Mit dem Beginn der Industrialisierung im 19 Jahrhundert veränderte sich das Zusammenleben in der Familie. Mit der industriellen Warenproduktion kam es nun zu einer räumlichen Trennung von Erwerbs- und Hausarbeit, womit sich ebenfalls die Aufgabenbereiche von Frauen und Männern änderten. Männern wurde die Erwerbsarbeit und die Rolle des Versorgers zugeschrieben, die Frauen mussten Hausarbeit leisten. Sie waren somit von ihrem Mann abhängig. Zudem setzte sich im 19. Jahrhundert allmählich die freie Partnerwahl durch. Im Hinblick auf eine Eheschließung spielten von nun an auch Gefühle und Liebe eine zentrale Rolle. Die Eheschließung wurde von jedem erwartet. Diese Familienform wurde im 19. Jahrhundert zum Bestandteil des herrschenden Familienbildes.[21]

[...]


[1] www.familienhandbuch.ch

[2] Erler, M.: Die Dynamik der modernen Familie, Weinheim/München 1996, S. 11, 13.

[3] Meyer, T.: Modernisierung der Privatheit, Opladen 1992, S. 67, 88.

[4] Erler, M.: Die Dynamik der modernen Familie, S. 13.

[5] Meyer, T.: Modernisierung der Privatheit, S. 69.

[6] www.sozialpolitik-aktuell.de

[7] Beck-Gernsheim, E.: Vom Geburtenrückgang bis zur Mütterlichkeit, Frankfurt am Main 1985,

S. 19, 127.

[8] Meyer, T.: Modernisierung der Privatheit, S. 70.

[9] Erler, M.: Die Dynamik der modernen Familie, S.119.

[10] http://ig.cs.tu-berlin.de

[11] Peuckert, R.: Familienformen im sozialen Wandel, Opladen 1999, S. 111.

[12] Erler, M.: Die Dynamik der modernen Familie, S.117.

[13] Ebd. S. 120.

[14] Beck-Gernsheim, E.: Vom Geburtenrückgang bis zur Mütterlichkeit, S.44ff.

[15] Ebd. S. 140.

[16] www.familienhandbuch.ch

[17] Nave-Herz, R.: Familie Heute, Darmstadt 1994, S.20.

[18] Meyer, T.: Modernisierung der Privatheit, S. 70.

[19] Ebd. S. 30.

[20] Meyer, T.: Modernisierung der Privatheit, S. 31ff.

[21] Peuckert, R.: Familienformen im sozialen Wandel, S. 43.

Excerpt out of 24 pages

Details

Title
Wandel der Lebensformen - geschlechterdifferenzierende Rollenverteilung
College
University of Paderborn
Grade
1,3
Author
Year
2006
Pages
24
Catalog Number
V91080
ISBN (eBook)
9783638048743
ISBN (Book)
9783638942676
File size
468 KB
Language
German
Keywords
Wandel, Lebensformen, Rollenverteilung, Erziehungswissenschaft, Psychologie, verschiedene Lebensformen, Geburtenrückgang, Familienalltag, Rolle des Vaters
Quote paper
Tobias Bunse (Author), 2006, Wandel der Lebensformen - geschlechterdifferenzierende Rollenverteilung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91080

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