Inwiefern hat sich die Schulsozialarbeit in den letzten Jahren verändert?


Hausarbeit, 2018

10 Seiten


Leseprobe

Inhalt

1 Einleitung

2 Entstehungsgeschichte der Schulsozialarbeit

3 Begriff

4 Methoden
4.1 Mediation
4.2 Supervision
4.3 Zielgruppen

5 Legitimität

6 Aktueller Stand
6.1 Aktuelle Herausforderungen

7 Zusammenfassung

8 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

„Ich mag die Schule nicht, in der kein Fehler vorkommt.“1

Der Pädagoge Christian Gustav Friedrich Dinter führte schon zur Zeiten des Rationalismus Beobachtungen an seinem schulischen Umfeld durch und beeinflusste mit seinen Erkenntnissen das damalige Schulwesen.2 Sein Zitat scheint Fehler zu verherrlichen, als wären sie ein essentieller Bestandteil der Schuleinrichtungen. Dementsprechend gab es die Schulsozialarbeit, welche Dinter und viele andere während des 18. und 19. Jahrhunderts ausübten, lange bevor der Begriff eingeführt wurde. Die Schulsozialarbeit tauchte in Deutschland erst in den 1970er Jahren auf und blieb lange Zeit ohne klare Definition, woran es dem Begriff bis heute mangelt.3 Was ist Schulsozialarbeit und wie ist sie entstanden? Mithilfe welcher Methoden will die Schulsozialpädagogik welche Zielgruppe erreichen? Mit diesen Fragen setzt sich die folgende Hausarbeit auseinander, beginnend mit der Illustration der Schulsozialarbeit hinsichtlich ihrer Entstehung, Methoden und Wirkung. Womit sich abschließend die Frage beantworten lässt, inwiefern sich die Schulsozialarbeit in den letzten Jahren verändert hat.

2 Entstehungsgeschichte der Schulsozialarbeit

Die Geister scheiden sich bei der These, ob Schule und Sozialpädagogik einen gemeinsamen Entwicklungsprozess erlebt haben. Einerseits kritisiert man, dass die Schule für die Bildung der Kinder und nicht deren Erziehung verantwortlich war. Andererseits konnte man schon früh Parallelen erkennen wie beispielsweise bei den „reformpädagogischen Ansätzen einer sozialpädagogischen Schule in der Weimarer Republik“ oder der „Hamburger Schülerhilfe in den 1930er Jahren“.4 Bis Anfang der 1970er Jahre war Schulsozialarbeit kein Thema für Schuleinrichtungen. Die Schule und die Jugendhilfe arbeiteten getrennt voneinander, wobei sich die Jugendhilfe um die auffälligen Jugendlichen kümmern sollte. Entscheidend für den historischen Verlauf der Schulsozialarbeit war die amerikanische „School Social Work“, welche die darauffolgenden Entwicklungen in Europa beeinflusste. Aus anfänglichen sozialpädagogischen Debatten entstanden Projekte. Diese dienten jedoch weniger dem Entwicklungsprozess der Kooperation zwischen Schule und Pädagogik, sondern waren Folge des Mitarbeitermangels an Ausbildungsstätten. In Folge dessen konzentrierte man sich weniger auf die Qualität und mehr auf die Quantität der Fachkräfte. Daraus resultierte, dass es in der Bildung kaum sozialpädagogische Fortschritte gab. In den 1980er Jahren reduzierten sich die Projekte, doch die Fortbildung und Forschung erlebte einen Umschwung. Vor allem das Deutsche Jugendinstitut förderte die nationale Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit.

Insgesamt führten die neuen Trägerschaften und die pädagogische Vielfalt der Jugendhilfe in den 1980er Jahre zur Begriffseinführung der Schulsozialarbeit. Dieser Fortschritt entfaltete sich in den 1990er Jahren und Schule und Jugendamt agierten weniger kritisierend und mehr entgegenkommend.5

3 Begriff

Der Schulsozialarbeit fehlt es an einer einheitlichen Definition wie auch einem klaren Begriffsverständnis, da diesem eine Vielfalt an Bedeutungen vorliegt.6 Es gibt viele Begriffserklärungen, welche teilweise abweichen, jedoch die inhaltliche Basis der Kollektivarbeit von Schule und Jugendarbeit aufweisen. Nach Karl-Heinz Braun und Konstanze Wetzel versteht man den Aspekt 1998 nicht als Erweiterung der bisherigen schulischen Arbeiten, sondern als radikale Veränderung und Kooperation aller Aufgaben im Sinne der Erziehung: „Schulsozialarbeit im weiten Sinne ist das Bemühen, den sozial angemessenen Umbau des schulpädagogischen Selbstverständnisses zu unterstützen und abzusichern.“7 Auch Jahre später steht die Zusammenarbeit innerhalb der Schulsozialarbeit immer noch im Fokus und wird nach Speck als „die engste Form der Kooperation von Jugendhilfe und Schule verstanden, bei der sozialpädagogische Fachkräfte ganztägig und kontinuierlich am Ort Schule tätig sind und mit Lehrkräften zusammenarbeiten“.8 Neben den unterschiedlichen Definitionen finden sich auch verschiedene Handlungskonzepte in der Schulsozialarbeit wieder.

4 Methoden

Die Methoden der Schulsozialarbeit sind vielseitig. Die Basis dafür bietet das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII). Voraussetzung für methodisches Handeln ist die vorhandene Fachkompetenz der pädagogischen Belegschaft, um die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu erfüllen. Die Individualität der Aufgaben ist dabei fundamental.9 Die hohe Bandbreite der Aufgaben gibt den SozialpädagogInnen eine große Auswahl an Verfahrensmöglichkeiten. Zu den klassischen Methoden gehören zum Beispiel die Einzelfallhilfe, die multiperspektivische Fallarbeit und die Mediation, welche den direkten Interventionsbezug voraussetzen. Die neuartigen Methoden sind indirekt interventionsbezogen wie die Supervision und die Selbstevaluation.10

4.1 Mediation

Bei der Mediation handelt es sich um eine direktinterventionsbezogene Methode, bei der ein Mediator zwischen den Parteien vermittelt, um mit ihnen eine ideale Konfliktlösung zu entwickeln. Die Mediation kann in allen Bereichen der Sozialen Arbeit angewendet werden. In der Schule wird sie von qualifizierten Lehrkräften praktiziert.11 Die Methode ist besonders bei aufkommenden Beziehungsstörungen ratsam, damit Missverständnisse vermieden werden können.12 Das Gespräch wird in einem geschützten Rahmen vom Mediator offeriert. Dort können die Parteien ihre eigenen Interessen vertreten, ohne dass eine weitere Zuspitzung des Konflikts entsteht. Der Vermittler verbessert etappenweise die direkte Kommunikation ohne zu bewerten und ohne eine konkrete Lösung zu präsentieren. Er unterstützt die Beteiligten lediglich, um deren Bedürfnisse bestmöglich umzusetzen. Eine erfolgreiche Mediation erfordert die Teilnahme aus eigenem Antrieb und setzt voraus, dass zum selben Zeitpunkt keine andere Vorgehensweise durchgeführt wird. Die Konfliktkompetenz kann durch die Mediation gefestigt werden.13

4.2 Supervision

Bei der Supervision handelt es sich um eine indirekt interventionsbezogene Methode der Beratung, welche als professionelle Unterstützung dient. Das Verfahren wird in problemgeladenen Unterrichtssituationen oder auch bei Verhältnissen innerhalb der Schüler- und/oder Lehrerschaft angewandt. Unter anderem beschäftigt sich die Supervision mit Elterngesprächen, Kindern welche in problematischen Verhältnissen stecken, ob familiär oder innerhalb der Schule. Mithilfe eines begleitenden Supervisors berät man schwierige Fälle in einer Supervisionsgruppe und findet dort im Idealfall gemeinsam Lösungen. Es kann festgelegt werden, ob ein Fall außerschulische Unterstützung benötigt, da innerhalb der Schule nicht genug Mitwirkung entgegengebracht wird. Dementsprechend verbessern sich die eigenen Handlungschancen, die Klarheit über die eigene Profession und die Einsicht, Verantwortung zu teilen.14

4.3 Zielgruppen

Kinder und Jugendliche, sowie auch Lehrkräfte und Eltern sind Zielgruppen der Schulsozialarbeit. Dabei bekommen beeinträchtigte und benachteiligte Kinder und Jugendliche eine besondere Beachtung. Jede Gruppierung erfordert individuelle Vorgehensweisen und Lösungen. Die Schulsozialarbeit für Kinder und Jugendliche arbeitet vorbeugend und greift in die Handlungen mit ein.

Sie beschäftigt sich mit der individuellen Entwicklung, der Bewältigungsstrategie des Schulalltags sowie der außerschulischen Ereignisse und der Förderung der Sozialkompetenz. Den Betroffenen werden zahlreiche Möglichkeiten gegeben, die von Freizeitaktivitäten über Projektarbeiten bis zu Einzelberatungen reichen. Der Schutz der Privatsphäre und die Verdeutlichung der Rollenverteilung zwischen Lehrkräften und Kindern und Jugendlichen ist dabei essentiell für erfolgreiche Schulsozialarbeit. Lehrer sind Zielgruppe und zugleich Vermittlungsorgan. Die Schulsozialarbeit soll LehrerInnen die Lebensanschauung aus Perspektive der SchülerInnen naheliegen, um das Verständnis zu stärken. Außerdem dient sie als Informationsquelle von Förderungschancen und Vermittlungspartner von pädagogischen Einrichtungen. Auch die Beratung von didaktischen und pädagogischen Bereichen, sowie die Verfügung über die fachliche Kompetenz, Konflikte zu bewältigen steht im Vordergrund. Vor allem fördert die Schulsozialarbeit die Kooperation zwischen den Lehrkräften und SchülerInnen bei Konflikten. Die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten sollten ein Teil der sozialpädagogischen Handlungsvorgänge sein. Bei Problemen ist die Zusammenarbeit mit LehrerInnen und Beratungsstellen substanziell. Die Schulsozialarbeit unterstützt, berät und klärt Erziehungsbeauftrage auf.15

5 Legitimität

Bereits Befunde aus den 1970er und 1980er Jahren gaben maßgebliche Thesen zu den Wirkungspotenzialen, Wirkungsgrenzen und Verknüpfungen der Schulsozialarbeit. Die Wirkungen hängen eng zusammen mit angelegten Zielen, Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten der Schulsozialpädagogen. Laut der Befunde aus den 1990er Jahren sind die wissenschaftlichen Förderungen der Landesprogramme ausschlaggebend für die Schulsozialarbeit. Aktuelle Befunde gibt es zum Wissensstand der Adressaten, zur Nutzung, Zufriedenstellung und Beurteilung der Schulsozialarbeit. Die Jugendämter und Erziehungsberechtigte (Adressaten) verfügen über einen mangelhaften Informationsstand der Angebote und Aufgaben der Schulsozialarbeit. Sieht man dies als Folge der Leistung der SchulsozialarbeiterInnen, entsteht ein Mangel an Wirkung der Schulsozialarbeit. Auch die Informiertheit der Lehrkräfte und SchülerInnen ist nicht ausreichend. Schulsozialarbeit wird abhängig von der Beschaffenheit der Projekte in Anspruch genommen. Nur eine geringe Anzahl von Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft stehen in Beziehung zu den SchulsozialpädagogInnen. Die Betroffenen direkt am Ort der Schuleinrichtungen verfügen über eine bessere Verbindung zur Belegschaft der Schulsozialarbeit. Kinder und Jugendliche könne diese Form der Schulsozialpädagogik als Betreuung, Ansprechpartner bei Konflikten und als inner-und außerschulische Projektmöglichkeiten nutzen, wobei letzteres häufiger beansprucht wird. Die Zufriedenstellung der Adressaten bestimmt die Verbindung zwischen den Betroffenen und den SchulsozialpädagogInnen. Desto enger die Beziehung, desto höher die Genügsamkeit. Schulämter, Jugendämter und Lehrbeamte bewerten die Schulsozialarbeit weitgehend positiv.

Konflikte wurden reduziert, Kinder und Jugendliche fanden Ansprechpartner und die Kooperation der LehrerInnen und SchulsozialarbeiterInnen konnte ausgebaut werden. Lehrbeauftragte betrachten die Schulsozialarbeit sogar als nötig.16

[...]


1 Heindl 1846, S. 49

2 vgl. Kämmel 1877, S. 243

3 vgl. Speck 2014, S. 11ff.

4 Speck 2014 S. 11

5 vgl. Speck 2014, S. 11ff.

6 vgl. Speck 2014, S. 35

7 Braun/Wetzel 1998, S. 295

8 Speck 2018 (Internetquelle)

9 vgl. Speck 2018 (Internetquelle)

10 vgl. Speck 2014, S. 85

11 vgl. Rosenkranz 2013, S. 53

12 vgl. Schulz von Thun 1981, S. 198f.

13 vgl. Rosenkranz 2013, S. 53f.

14 vgl. Rosenkranz 2013, S. 49

15 vgl. Speck 2014, S. 65f.

16 vgl. Speck 2014, S. 122ff.

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Details

Titel
Inwiefern hat sich die Schulsozialarbeit in den letzten Jahren verändert?
Hochschule
Hochschule Neubrandenburg
Autor
Jahr
2018
Seiten
10
Katalognummer
V915019
ISBN (eBook)
9783346234636
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulsozialarbeit, Schule, Schüler, Lehrer, Sozialarbeiter, Pädagogik
Arbeit zitieren
Maxi Koch (Autor:in), 2018, Inwiefern hat sich die Schulsozialarbeit in den letzten Jahren verändert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/915019

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