In Deutschland wird die spätere soziale Lage in der Gesellschaft maßgeblich durch den Bildungsstand bestimmt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein enger Zusammenhang zwi-schen Bildungsstand und Erfolg auf dem Arbeitsmarkt festzustellen ist (vgl. OECD 2007, S. 5 f.). Darüber hinaus bestätigen die Ergebnisse der PISA-Studien (Baumert et al. 2000; Prenzel et al. 2004; Prenzel et al. 2007) ungleiche Bildungschancen für Kinder unterschiedlicher sozialer und regionaler Herkunft. Vor diesem Hintergrund kommt dem engen Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft eine besondere Bedeutung zu. Es stellt sich die zentrale Frage, mit welchen Mechanismen die soziale Ungleichheit trotz einer breiteren Teilhabe an Bildung durch die Bildungsverläufe reproduziert wird.
In der vorliegenden Arbeit soll die Hypothese überprüft werden, dass die frühkindliche Sozialisation in der Familie und die unbewusste Selektivität der Lehrer entsprechend des Habituskonzepts von Pierre Bourdieu einen wichtigen Beitrag zur Erklärung der „sozialen Vererbung“ von Bildungserfolgen im heutigen Deutschland leisten können. Als zentrales Problem bzgl. des engen Zusammenhangs zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft wird dabei die frühe Selektion im deutschen Bildungssystem herausgearbeitet. Um diese Hypothese zu überprüfen werden im Folgenden zunächst die Probleme der sozialen Selektivität des Bildungssystems herausgearbeitet werden. Anschließend wird das Habituskonzept Bourdieus vorgestellt werden. Daraufhin soll anhand der drei PISA-Studien überprüft werden, inwieweit das Habituskonzept dazu beitragen kann, die Selektivität des deutschen Bildungssystems zu erklären. Dabei wird deutlich, dass die frühkindliche Sozialisation in der Familie und die un-bewussten Habituserwartungen der Lehrer als Erklärung für die Kontinuität von Bildungsbenachteiligung herangezogen werden können
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Selektivität des Bildungswesens
- Das Habituskonzept Bourdieus als Erklärungsansatz der Reproduktion sozialer Ungleichheit
- Die frühkindliche Sozialisation des Habitus
- Unbewusste Habituserwartungen der Lehrkräfte
- Hypothese zur Überprüfung des Zusammenhangs von Habituskonzept, sozialer Selektion und Reproduktion im Bildungswesen
- Empirische Überprüfung der Hypothese anhand der PISA-Studien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle des Habituskonzepts von Pierre Bourdieu bei der Reproduktion sozialer Ungleichheit im deutschen Bildungssystem. Insbesondere wird die Hypothese aufgestellt, dass die frühkindliche Sozialisation in der Familie und die unbewusste Selektivität der Lehrer einen entscheidenden Einfluss auf Bildungserfolge haben.
- Soziale Selektivität im deutschen Bildungswesen
- Das Habituskonzept von Pierre Bourdieu
- Die Bedeutung der frühkindlichen Sozialisation für den Habitus
- Unbewusste Habituserwartungen der Lehrkräfte
- Empirische Überprüfung der Hypothese anhand der PISA-Studien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Relevanz des Themas soziale Ungleichheit im Bildungswesen, insbesondere im Kontext der PISA-Studien. Im Anschluss werden die Probleme der sozialen Selektivität im deutschen Bildungssystem, insbesondere an den Gelenkstellen des Bildungssystems, herausgearbeitet. Dabei wird die Bedeutung von primären und sekundären Ungleichheiten hervorgehoben.
Im zweiten Kapitel wird das Habituskonzept von Pierre Bourdieu als Erklärungsansatz für die Reproduktion sozialer Ungleichheit vorgestellt. Dabei wird die zentrale Bedeutung der frühkindlichen Sozialisation und der unbewussten Habituserwartungen der Lehrer für die Entstehung von Bildungsungleichheiten betont.
Schlüsselwörter
Soziale Ungleichheit, Bildungswesen, Habitus, Pierre Bourdieu, frühkindliche Sozialisation, Lehrererwartungen, PISA-Studien, Reproduktion, Selektivität, Bildungserfolg.
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- Bjoern Cebulla (Autor), 2008, Mehr soziale Gerechtigkeit durch Bildung?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92190