Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Abstract
2 Einführung
3 Korpuslinguistik
4 Neue Methoden
5 Konkordanzen
6 Data-Driven Learning
7 DDL Studien mit Studenten
8 Resümee
9 Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Korpora im Sprachunterricht: Ein populärer Trend oder eine nützliche Revolution?
1 Abstract
In letzter Zeit werden die Methoden der Korpuslinguistik immer häufiger im Unterricht eingesetzt, sowohl im Muttersprach- als auch im Fremdsprachenunterricht.
Vor der Entstehung der Korpora beriefen sich linguistische Analysen in sehr großem Ausmaß auf das Sprachgefühl der Muttersprachler, doch seit den 80er Jahren beeinflussen die korpusgestützten Beobachtungen der Sprache die Lehrvorgehensweise, was dazu verhilft die Unterschiede zwischen dem was in Schulbüchern steht und dem was wirklich benutzt wird zu erkennen. Dank dem schnellen und leichten Zugriff auf Korpora durch den Computer ist es möglich geworden neue Einsichten in die Sprachstruktur und den Sprachgebrauch zu gewinnen.
Der folgende Beitrag befasst sich mit dem Thema der Korpora im Sprachunterricht. Zu Anfang werde ich eine kurze Einführung in die Wissenschaft der Korpuslinguistik geben und die Aufgaben der Korpora im Unterricht präsentieren. Danach werde ich die neuen Lehrmethoden, die mit Hilfe der Korpuslinguistik entstanden sind, vorstellen. Ferner werde ich einen Schwerpunkt auf das Data-Driven Learning setzen und abschließend werde ich über die erwähnten Innovationen für den Sprachunterricht berichten.
Da die Korpuslinguistik ihren Einfluss bislang nur auf das Englische hatte (was natürlich nicht heißen mag, dass die „Korpus-Revolution“ in nicht absehbarer Zeit auch andere Sprachen erreichen wird), bezieht sich die folgende Abhandlung ausschließlich auf Theorien, Methoden, Probleme, etc. der englischen Sprache.
2 Einführung
Die Veröffentlichung des ersten korpusgestützten Wörterbuchs, des Collins COBUILD English Language Dictionary im Jahr 1987 lenkte die Aufmerksamkeit der meisten Englischlehrer auf die Korpuslinguistik. Seitdem wachsen korpusgestützte Untersuchungen der Sprachstruktur und des Sprachgebrauchs für Spracherlernung exponentiell und sowohl Lehrer als auch Schüler benutzen korpusgestützte Lehrmaterialien. Es hat sich inzwischen bestätigt, dass digitale Korpora die linguistische Beschreibung des Englischen revolutioniert haben, denn Computer ermöglichen uns folgerichtige und zuverlässige Analysen der Sprache, vor allem dank bestimmten Hilfsprogrammen, wie den sog. Konkordanzen und anderen digitalen Hilfsmitteln.
„In den letzten zehn Jahren haben sich mehr und mehr Lehrer und Sprachwissenschaftler für den korpuslinguistischen Ansatz interessiert“1, doch trotzdem wenden nicht viele Lehrer Korpora in ihrem Unterricht an, denn einigen Lehrern ist der Nutzen und die Bedeutung der Korpora noch unklar und deswegen werden korpusgestützte Untersuchungen und korpusgestützter Unterricht vor allem an Universitäten durchgeführt.
„Die Entwicklung der Korpora hat das Potential für zwei große Auswirkungen auf das professionelle Leben des Sprachlehrers. Erstens, haben Korpora zu neuen Beschreibungen der Sprache geführt, sodass der Inhalt dessen was der Lehrer präsentiert sich radikal geändert hat […]. Und zweitens, Korpora selbst können dazu benutzt werden Lehrmaterialen zu produzieren und die Basis für neue Ansätze der Lehrmethodologie formen zu können.“ (Hunston: 2002, 137)2
Bislang haben sich korpusgestützte Studien auf vier Haupttypen der Sprachbeschreibung und der Sprachanalyse konzentriert: lexikalische Kollokationen durch Untersuchung der Häufigkeit und des Vorkommens linguistischer Gegenstände (vgl. Kjellmer 1994), syntaktische Muster basierend auf Zusammentreffen grammatikalischer Redensarten, Gattungsanalyse basierend auf Zusammentreffen von Gruppen linguistischer Gegenstände und Prozesse (vgl. Biber 1988) und Gesprächsstruktur und Kohäsion in gesprochenem und geschriebenem Englisch (vgl. Carter & McCarthy 1997).3
3 Korpuslinguistik
Die Korpuslinguistik ist eine Methode, die kein Teilgebiet der Linguistik darstellt, sondern in allen Teilbereichen der angewandten Linguistik angewendet wird.
Die Korpuslinguistik beschäftigt sich mit der Untersuchung des Aufbau, der Beschreibung und der Analyse der Sprache, basierend auf linguistischen Daten, den sog. sprachwissenschaftlichen Korpora, die als Quelle für authentische Textbeispiele dienen, was möglich macht man eine Erkenntnis darüber zu gewinnen wie Sprache benutzt, anstatt wie sie wahrgenommen wird.
Heutzutage ist die Korpuslinguistik stark von Computern abhängig: „Computer ermöglichen komplexe Muster des Sprachgebrauchs zu identifizieren und zu analysieren und erlauben die Abspeicherung und die Analyse einer größeren Datenbank der natürlichen Sprache[…].“ (Biber:1998, 4)4
3.1 Was ist ein Korpus?
Ein linguistischer Korpus ist ein geschriebener oder niedergeschriebener gesprochener Text, der als Grundlage für eine linguistische Analyse und Beschreibung der zu beschreibbaren Sprachvarietät dienen kann.
Da sich aber die Sprache ständig weiterentwickelt, ist es unmöglich ein Korpus für eine ganze Sprache zu erstellen, auch wenn man sich nur auf eine bestimmte Varietät beschränken würde, demnach ist die Definition von McEnery & Wilson (2001:197), die besagt, dass ein Korpus „eine fertige Sammlung aus maschinell lesbaren Texten ist, beispielhaft und maximal repräsentativ für eine Sprache oder Sprachvarietät“5 zutreffender.
Es ist aber auch sehr wichtig zu verstehen, dass Korpora niemals eine Auskunft darüber geben können, ob etwas möglich oder unmöglich ist, sondern nur ob etwas häufig vorkommt oder nicht.
3.2 Korpustypen
Es gibt verschiedene Arten von Korpora, da sie erstellt werden um verschiedenen Zwecken zu dienen. Es gibt zwei Hauptunterscheidungen im Aufbau der Korpora – „reference“- und „monitor“ Korpora. Das letzte bezieht sich auf Korpora, die noch weiter ausdehnbar sind, d.h. es können immer wieder neue Texte hinzugefügt werden, während das erste sich auf Korpora bezieht, die schon eine bestimmte feststehende Größe haben und nicht mehr erweiterbar sind. Ein anderer Unterschied in der Struktur der Korpora ist der zwischen Korpora, die nur „samples“ in einer bestimmten Länge sind und der Korpora, die „whole texts“ enthalten, was erlaubt eine größere Varietät in einen Korpus bestimmter Größe einzubeziehen.6
Außerdem gibt es auch inhaltliche Unterschiede, und zwar können Korpora entweder „specialised“ sein, d.h. sie konzentrieren sich auf sehr spezifische Kontexte oder sie können „general“ sein, d.h. sie spiegeln eine spezifische Sprachvarietät in allen dessen Gebrauchskontexten wieder. Ferner können Korpora auch unterschiedliche Varietäten einer einzigen Sprache repräsentieren. Dazu wäre noch zu erwähnen, dass Korpora Sprachbeispiele sowohl von Muttersprachlern als auch von Sprachlernenden beinhalten und sie sowohl „monolingual“, d.h. mit Beispielen aus nur einer Sprache ausgestattet oder „multilingual“ sein können. Von den letzteren gibt es zwei Arten: 1. sie können die gleichen Texttypen in verschiedenen Sprachen beinhalten oder 2. sie können die gleichen Texte, aber übersetzt in verschiedene Sprachen, die auch als „parallel corpora“ bekannt sind, beinhalten (vgl. Hunston 2002).7
3.3 Korpora im Unterricht
Korpuslinguistische Analysen haben in sehr starkem Ausmaß die Lehrmethoden für ELT (English Language Teaching) beeinflusst, sowohl für L1 (English as First Language), als auch für EFL/ESL (English as Foreign Language/English as Second Language) und ebenfalls für ESP/LSP (English for Specific Purposes/Language for Specific Purposes).
Korpora tragen auf unterschiedliche Weise zur Spracherlernung bei, und sowohl Muttersprachlerkorpora als auch Sprachlernerkorpora können für die Lehrmaterialien nützlich sein. Die Einsichten, die aus den Muttersprachlerkorpora gewonnen werden, führen zu einer genaueren Sprachbeschreibung (vgl. Meyer 1991; Owen 1993)8 und die Analyse der Sprachlernerkorpora macht die Probleme in verschiedenen Kontexten beim Spracherwerb deutlich und trägt dazu bei den Sprachlernprozess besser zu verstehen (vgl. Granger 2002).9
Der früheste und wohl wichtigste Einfluss der Korpuslinguistik auf den Sprachunterricht war im Bereich der Lexikografie durch die Erscheinung des Collins COBUILD English Language Dictionary (1987), das heute einen Umfang von fünfhundert Millionen Wörtern hat.10 Korpusgestützte Wörterbücher geben nicht nur Auskunft über Kollokationen und Sprachgebrauchsmuster, sondern beinhalten auch relevante Informationen über den Gebrauch einzelner Wörter, wie Junktionen (z.B. das Zusammenfügen spezifischer Wörter zu einem Komplex)(vgl. Sinclair 1991) und semantische Prosodien (z.B. die Tendenz eines Wortes im positiven oder negativen Kontext aufzutauchen)(vgl. Stubbs 1995). Daneben ergänzen korpusgestützte Grammatiklehrbücher, mit grammatikalischer Beschreibung spezifischer syntaktischer Strukturen durch Wortlisten, die Sprachanalyse für den Unterricht.11
4 Neue Methoden
Vor der Entstehung korpuslinguistischer Ansätze wurde der Sprachunterricht deduktiv gestaltet und basierte überwiegend auf Lehrerinitiative und seiner Themen- und Aufgabenauswahl. Bei dieser klassischen Lehrmethode entstehen einige Probleme, unter anderem, dass Lehrer oft versuchen Verallgemeinerungen für Grammatikregeln zu finden, welche aber oft unverständlich formuliert werden, oder der Gebrauch von Redewendungen, der manchmal nicht rational erklärt werden kann, etc. Die Korpuslinguistik legt einen Schwerpunkt auf induktive Methoden, d.h. es wird angestrebt, dass Lerner die Fremdsprache eigenständig entdecken, indem sie durch Korpora die vorgeschriebenen Regeln mit Hilfe des linguistischen Materials testen und die Ergebnisse selbst interpretieren, feststehende Hypothesen prüfen und neue Einsichten in die Sprachstruktur und den Sprachgebrauch gewinnen und so ein Sprachbewusstsein entwickeln.
Außerdem gibt es bei korpusgestützten Methoden keine einschränkenden Regeln und so werden Schüler dazu angespornt alles auszuprobieren was sie möchten, demnach kann man nichts falsch machen und das kann dazu führen das Lernen für die Schüler in einem interessanterem Licht darzustellen (vgl. Sinclair:1991, 493).12
4.1 Discovery Learning (DL)
Eine der neuen Lehrmethoden, die Gebrauch von Korpora nimmt, ist das Discovery Learning mit der Aussage, dass der Lernende ein Reisender ist, d.h. Lerner sollen dazu ermutigt werden, große und unterschiedliche Textsammlungen zu untersuchen.
Diese Methode des „Entdeckungslernens“ bringt viele Vorteile mit sich:
1. Lerner sollen eigenständig ihre Studien durchführen und so selbst für den Lernprozess verantwortlich werden, denn das Prinzip von DL basiert auf schülerzentrierten Aktivitäten.
2. „Lerner sollen ihren eigenen Interessen folgen und so die Möglichkeit haben ihre Sprachkapazität und -kompetenz zu erweitern, um so ihre Forschung besser zu richten, die Interpretation der Untersuchungsergebnisse präziser zu machen und das Verständnis vom Korpusgebrauch und ihr Sprachbewusstsein zu schärfen.“13
3. Lernen soll in einem unterstützenden und nicht-autoritären Umfeld geschehen, d.h. Schüler sollen aktiv versuchen eine Lösung für ein Problem zu finden und die vorgeschlagenen Lösungen sollen offen diskutiert werden – in diesem Fall ist der Lehrer nicht länger ein Lehrexperte sondern ein Sprachexperte.
4. „DL Aktivitäten fordern Lerner dazu auf sich nicht nur auf die Form, sondern auch auf die Bedeutung zu konzentrieren und stellen so ein Lernumfeld bereit, wo das Verständnis von der Wechselbeziehung zwischen den beiden Begriffen erleichtert wird.“14
Das mag zu Anfang etwas verwirrend sein, denn Schüler werden dazu verleitet das übliche Lernverhalten aufzugeben, aber nach einiger Zeit kann es dazu führen die Lernatmosphäre, sowohl für Schüler als auch für Lehrer aufzulockern, was bedeutet, dass Lehrer nicht mehr als allwissende Autoritäten agieren müssen und Schüler sich aktiv am Lernprozess beteiligen können.
4.2 Schema Theory
„Ein Schema ist eine Spur, die von einem Ereignis, das man erlebt hat, hinterlassen wird, individualisiert und ausgewählt zum Erinnern bezüglich unseren Appetits, unseren Instinkts, unserer Interessen und Ideen.“ (Bartlett: 1932, 206)15
Die „schema theory“ ist demnach eine kognitive psychologische Arbeit mit dem Gedächtnis, und bezogen auf Spracherlernung bedeutet das, dass das Lernern ein erfahrungsgemäßer Vorgang ist und als „ein induktiver Prozess angesehen werden kann, in welchem Bedeutung und Form miteinander verknüpft werden.“16
Im Mittelpunkt dieser Theorie steht das idiom principle (vgl. Sinclair 1991), d.h. die gesellschaftlich feststehende Form und Bedeutung werden mit Hilfe von Korpora beobachtet, in anderen Worten, Lerner können beobachten was und wie etwas in bestimmten Fällen typisch gesagt wird und auf welche Weise es miteinander zusammenhängt.17
4.3 Korpora für Übersetzungsstudenten und Sprachanfänger
„Spracherlernung ist ein intertextueller Vorgang, da wir auf jeden neuen Text mit Hilfe unseres Wissens von einem anderen, vorher bearbeiteten Text zugreifen, in einem kontinuierlichen Prozess von Rekonstruktion unserer individuellen und sozialen Wirklichkeit.“ (Seidhofer: 2000, 211)18
Schon seit einiger Zeit werden Übersetzer- und Lernerkorpora im Sprach- und Übersetzungsunterricht benutzt, denn sie bringen einige Vorteile für die Sprachausbildung mit sich.
„Sprachlernerkorpora enthalten typische Beispiele von lernerproduzierten Texten zusammen mit Mustern von Muttersprachlertexten“19 und das führt dazu, dass Schülern Texte und Kontexte dargeboten werden, die typische Fehler enthalten, und so kann durch das Aufzeigen derer das Verständnis von Sprache erleichtert werden.
Übersetzerkorpora oder parallele Korpora, d.h. Quellentexte und Zieltexte in einem, sind sehr nützlich für die Arbeit von Übersetzern, da sie Lösungen für typische Probleme bieten. Solche zweigerichteten Korpora sind unersetzliche Quellen für die Information über gängige Wortverbindungen, Redewendungen, typische Aussagen, etc. und sie erlauben Sprachlernern Vergleiche der Ausgangs- und Übersetzungssprache und der Quellen- und Zieltexte auszuführen.20
4.4 Data-Driven Learning
Im Mittelpunkt des Data-Driven Learning steht die Aussage, dass die Rolle des Lerners geändert wird, er nicht mehr passiv am Unterricht teilnehmen soll, sondern sich zum Forscher entwickeln und aktiv die Sprache entdecken soll.
Bei diesem Ansatz basiert der Lernprozess auf Schülerinitiative, denn Schüler sollen die Muster des Sprachgebrauchs und die Regeln der Fremdsprache selbständig erkennen.
DDL eröffnet neue Perspektiven für Studenten der englischen Sprache für eine autonome und kontinuierliche Verbesserung der Sprachbeherrschung in den Bereichen der Lexik, Grammatik und Idiomatik.21
„Die Aktivitäten des DDL basieren auf zwei Voraussetzungen:
1. Gebrauch von Korpora, d.h. von großen und computergesteuerten Sammlungen von geschriebenem und/oder gesprochenem Text und
2. Gebrauch von Konkordanzen, d.h. Programmen, die die Analyse aller Bereiche der linguistischen Form und Struktur eines Korpus ermöglichen.“22
5 Konkordanzen
„Da Korpora „nur“ große Sammlungen von Texten sind, wird oft Gebrauch von speziellen Programmen genommen, die dazu verhelfen die Korpora nach bestimmten Wörtern oder Mustern zu untersuchen. Ein grundlegendes Werkzeug dafür wären die sog. Konkordanzen.“23
Konkordanzen sind die am meisten benutzten Programme für die Spracherlernung. Das sind Hilfsprogramme die das Zusammenauftreffen der Wörter miteinander untersuchen und somit die Sprache entdecken. Sie erlauben uns nach der Häufigkeit der Begriffe in einem Korpus zu suchen und treffen eine Auswahl von Kontexten für ein bestimmtes Wort oder eine Struktur aus einem Text oder Korpus. Es gibt viele Problembereiche beim Fremdsprachenerwerb, die mithilfe von Konkordanzen untersucht und gelöst werden können, denn manche Fragen können nicht von Lehrern beantwortet werden.
Durch Konkordanzen kann man nach dem Auftreten von Begriffen in einem Korpus oder Text suchen. Die folgende Tabelle zeigt einen Ausschnitt aus einem Konkordanzprogramm – Monoconc, für die Wörter „who“, „which“ und „that“:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: „who“, „which“ und „that“ im Korpus24
Monoconc ist eine gratis Software und der Vorteil dieses Programms ist nicht nur der einfache Zugang, sondern auch dass man dieses Programm für jeden beliebigen Text benutzen kann.25 Ein Konkordanzprogramm ist ein besonderes Werkzeug, das bestimmte Kontexte für ein Wort aus einem Korpus heraussucht. Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel für eine Konkordanzliste für das Wort „that“, die in Monoconc nachgeschlagen wurde:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: „that“ in Monoconc26
6 Data-Driven Learning
Die Grundidee des DDL legt einen Schwerpunkt auf schülerzentrierte Aktivitäten, nimmt Gebrauch von Hilfsmitteln und Hilfsprogrammen, anstatt von Schulbüchern, setzt Forschungsaktivitäten ein, anstatt das übliche „drill & kill“ (Pauken) Lehrverfahren einzusetzen und wendet Korpora direkt im Unterricht an, sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern.27
6.1 Was ist DDL?
DDL ist eine Methode des Fremdsprachenerwerbs, die Hilfe von digitalen Werkzeugen und Texten, vor allem aus dem Internet, nimmt.
Schüler sind nicht mehr länger nur Sprachempfänger, sondern Forscher, die die Regelmäßigkeit der Sprache untersuchen. Dadurch dass die Schüler selbst Fakten über die Fremdsprache durch authentische Kontexte in Korpora und Konkordanzen selbständig herausfinden, werden sie dazu angeregt die Ergebnisse besser zu merken.
Da Schüler selbständig und aktiv Problemlösungen finden und sprachliche Regeln entdecken können und sollen, anstatt diese vom Lehrer vorgelegt zu bekommen, können sie demgemäß ein Gefühl für den Sprachgebrauch entwickeln, d.h. Schüler sollen lernen die Sprache zu „fühlen“.
6.2 Wie funktioniert DDL?
Das Prinzip des DDL basiert darauf, dass Datenbanken von Texten, also Korpora, mit Hilfsprogrammen, den Konkordanzen, durchforstet werden, um Beispiele der üblichen und gängigen Sprache auszusortieren.
Es gibt verschiedene Aspekte des DDL, die äußerst vorteilhaft sind. „Data-Driven Learning ist viel mehr eine Untersuchungs- als eine Theoriemethode des Grammatiklernens“28, und vor allem ist das keine rein theoretische Methode und kann direkt im Klassenzimmer angewendet werden, sowohl in der Gruppe als auch individuell. Bei dieser Methode geht es darum, dass Lernen Gebrauch von digitalen Texten nimmt und so durch darauf basierende Aufgaben die Schüler zur Entdeckung der Sprache anregen soll.
Die folgende Tabelle ist ein Beispiel wie DDL funktioniert. Diese wurde einer Konkordanz für das Wort „consequence“ aus dem ICE-GB Korpus entnommen, das ca. eine Million Wörter von geschriebenem und gesprochenem BE aus verschiedenen Bereichen enthält:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: “consequence” im ICE-GB Korpus29
Die Tabelle ist eine Konkordanz, die man als ein “Keyword-in-context” (KWIC) bezeichnet: Das Schlüsselwort, das Wort „consequence“, taucht in jedem Satz auf und steht in der Hauptposition, umgeben von einem bestimmten Kontext. Aus so einer Konkordanz kann man Schlüsse darüber ziehen, wie das Wort „consequence“ typisch im Zusammenhang mit anderen Wörtern benutzt wird.
6.3 Die Rolle des DDL im Fremdsprachenerwerb
Der „Sprachlerner ist im Grunde genommen ein Forscher, dessen Lernen geleitet werden muss mithilfe des Zugriffs auf linguistische Daten – folglich die Bezeichnung ´Data-Driven Learning´ (DDL) um diesen Ansatz zu beschreiben“ (Johns: 1991, 2).30
DDL wird direkt im Unterricht durch schülerzentrierte, anstatt von lehrergeleiteten Aktivitäten eingesetzt, was die Schüler dazu ermutigen soll die Regeln des Sprachgebrauchs selbstständig zu entdecken. „Lehrer und Schüler, die DDL praktizieren, können verschiedene Konkordanzen und Entwicklungswerkzeuge zur Untersuchung und Erstellung von Sprachmaterial benutzen.“31
Das folgende Diagramm zeigt ein pädagogisches Kontinuum für das Grammatiklernen durch DDL:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
PRODUKT PÄDAGOGISCHES KONTINUUM PROZESS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Pädagogisches Kontinuum (nach Batstone: 1995)32
Grammatik wird als ein „flexibles System von auftauchenden und zusammenhängenden Prototypen angesehen“33 und nicht wie eine feststehende Reihe von Regeln. Diese Sicht bildet einen Teil der kognitiven Psychologie und hängt zusammen mit der früher erwähnten Schema Theory.
Das Erlernen einer Sprache auf höherem Niveau bringt einige Probleme für die Lernenden mit sich, die nicht immer von Lehrern erklärt werden können, und durch DDL können Schüler selbst ihre eigenen Problembereiche entdecken und Lösungen finden.
[...]
1 Bernardini (2004), 29
2 Mukherjee (2006), 6
3 Bernardini (2004), 40
4 Mukherjee (2006), 6
5 http://www-writing.berkeley.edu/tesl-ej/ej32/a1.html
6 http://www-writing.berkeley.edu/tesl-ej/ej32/a1.html
7 http://www-writing.berkeley.edu/tesl-ej/ej32/a1.html
8 http://www-writing.berkeley.edu/tesl-ej/ej32/a1.html
9 http://www-writing.berkeley.edu/tesl-ej/ej32/a1.html
10 Mukherjee (2006), 7
11 Mukherjee (2006), 8
12 Bernardini (2004), 30
13 Bernardini (2004), 23
14 Bernardini (2004), 28
15 Bernardini (2004), 17
16 Bernardini (2004), 17
17 Bernardini (2004), 18
18 Bernardini (2004), 19
19 Bernardini (2004), 19
20 Bernardini (2004), 20f.
21 http://www.uni-giessen.de/anglistik/ling/ALC/ddlintro.html
22 http://www.uni-giessen.de/anglistik/ling/ALC/ddlintro.html
23 http://www.uni-giessen.de/anglistik/ling/ALC/cl.html
24 http://www.ecml.at/projects/voll/our_resources/Graz_2001/authentic/concordancers/index.htm
25 http://www.ecml.at/projects/voll/our_resources/Graz_2001/authentic/concordancers/index.htm
26 http://www.ecml.at/projects/voll/our_resources/Graz_2001/authentic/concordancers/index.htm
27 http://www.ecml.at/projects/voll/rationale_and_help/booklets/resources/menu_booklet_ddl.htm
28 http://www.nuis.ac.jp/~hadley/publication/windofchange/windsofchange.htm
29 http://www.uni-giessen.de/anglistik/ling/ALC/ddlintro.html
30 http://www.nuis.ac.jp/~hadley/publication/windofchange/windsofchange.htm
31 http://www.ecml.at/projects/voll/our_resources/graz_2002/ddrivenlrning/whatisddl/index.htm
32 http://www.nuis.ac.jp/~hadley/publication/windofchange/windsofchange.htm
33 http://www.nuis.ac.jp/~hadley/publication/windofchange/windsofchange.htm