Ausschnitt aus Einleitung: [...] Die vorliegende Arbeit geht von zwei Leitfragen aus. Erstens ist zu klären, welche Rolle der Glaube an den Upiór in der polnischen Nationalbewegung spielte. Zweitens soll untersucht werden, warum der polnische Vampir von der deutschen Publizistik erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde. In der vorliegenden Arbeit werden zunächst die einschlägigen Quellen und der politisch-historische Hintergrund untersucht. Danach wird analysiert, wie der erwähnte Volksglaube von den Nationalbewegungen der beiden Länder literarisch verarbeitet und publizistisch instrumentalisiert wurde. Die Forschungsliteratur auf dem Gebiet der Nationalbewegungen ist umfangreich, zum Vampir- und besonders zum Upiórglauben jedoch überschaubar. Unter den deutschsprachigen Arbeiten ist besonders der noch nicht erschienene Aufsatz von Thomas M. Bohn hervorzuheben, der durch prägnante Thesen und ausführliche Literaturhinweise besticht und auf diesem Gebiet Pionierarbeit leistet. In der polnischen Forschung findet das Thema leider noch kaum Interesse, die Arbeit von Maria Janion etwa beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Rezeption des Vampirmythos im westlichen Kulturkreis. [...] Abstract English: Some sources document the alleged occurrence of revenants on polish ground for the 17th century already. The belief in the “upiór” was widely common in occupied Poland too. After the last partition of Poland in 1795 a strong national movement emerged on the territory of the nonexistent Polish state. It was based on an engrained popular belief in the historic mission of the Polish nation and the resurrection of Polish statehood. The initial sympathy of German liberals for the Polish national movement gave way to a distinct hostility for Poland after 1848. This was partly influenced by the belief of the Polish nation being some kind of a revenant or vampire that haunts the neighbouring partition forces after its self-inflicted death and sucks the blood out of them. The belief in the upiór, which appeared at the Slavic population in the Prussian part of former Polish territory, was stylized from a myth treasure to the political issue of “Polish danger”.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Von einer lokalen Vampirform zum politischen Schreckgespenst: Der polnische Upiórglaube in kulturhistorischer Perspektive
- 1. Die Voraussetzungen: Quellenlage und politisch-historischer Hintergrund
- 1.1. Wiedergänger- und Vampirfälle im Polen der Frühen Neuzeit
- 1.2. Niedergang, Teilungen und Nationalbewegungen: Polen im 18. und 19. Jhdt.
- 2. Die literarische Bearbeitung des Upiór-Sujets durch Adam Mickiewicz und andere polnische Autoren
- 2.1. Der Upiór in Adam Mickiewiczs Dichtung und Prosa
- 2.2. Der Upiór bei anderen polnischen Autoren
- 3. Von einer Volkssage zum politischen Schreckgespenst: Der Upiór bei den deutschen Liberalen
- 3.1. Die antipolnische Publizistik
- 3.2. Die spätromantische Mythologie- und Sagenforschung
- 3.3. Die Kriminalistik
- III. Zusammenfassung / Abstract
- IV. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle des Upiór-Glaubens in der polnischen Nationalbewegung und untersucht, warum der deutsche Liberalismus den polnischen Vampir erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte.
- Der Upiór-Glaube in der polnischen Kulturgeschichte
- Die literarische und publizistische Instrumentalisierung des Upiór-Glaubens in Polen und Deutschland
- Die Rolle des Upiór-Glaubens in der Nationalbewegung in Polen
- Die Rezeption des Upiór-Glaubens in der deutschen Publizistik
- Die kulturhistorische Bedeutung des Upiór-Glaubens in der polnischen und deutschen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Kulturgeschichte des Upiór-Glaubens ein und stellt die beiden Leitfragen der Arbeit vor: die Rolle des Upiór-Glaubens in der polnischen Nationalbewegung und die Gründe für die späte Entdeckung des polnischen Vampirs durch die deutsche Publizistik.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Voraussetzungen für die Entwicklung des Upiór-Glaubens in Polen. Es wird die Quellenlage und der politisch-historische Hintergrund untersucht, wobei insbesondere die Wiedergänger- und Vampirfälle in der Frühen Neuzeit beleuchtet werden. Außerdem wird der Niedergang, die Teilungen und die Nationalbewegungen Polens im 18. und 19. Jahrhundert in Bezug auf den Upiór-Glauben betrachtet.
Das dritte Kapitel analysiert die literarische Bearbeitung des Upiór-Sujets durch Adam Mickiewicz und andere polnische Autoren. Es wird untersucht, wie der Volksglaube von den Nationalbewegungen Polens und Deutschlands literarisch verarbeitet und publizistisch instrumentalisiert wurde.
Schlüsselwörter
Upiór, polnische Nationalbewegung, deutsche Publizistik, Volksglaube, Kulturgeschichte, Literatur, Wiedergänger, Vampire, Mythologie, Sagenforschung, Kriminalistik.
- Citar trabajo
- Piotr Grochocki (Autor), 2008, Von einer lokalen Vampirform zum politischen Schreckgespenst: Der polnische Upiórglaube in kulturhistorischer Perspektive, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92702