Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. In einem ersten Schritt werde ich mich der Frage zuwenden, ob im internationalen Raum Legitimationsprobleme existieren und wie diesen von der Theorieentwicklung her zu begegnen sei. Dafür werde ich sowohl eine empirische als auch eine normative Identifizierung des Legitimationsdefizits entwerfen. Im Zuge der normativen Argumentation wird das diesem Text zugrunde liegende Verständnis vom Prozess der Globalisierung und dessen Implikationen für ein legitimes Regieren jenseits des Nationalstaats ersichtlich. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werde ich im Anschluss ein theoretisches Defizit demaskieren und schließlich einen geeigneten Analyserahmen zur Untersuchung von Demokratisierungskonzepten jenseits der Staatlichkeit vorstellen. In Verbindung mit dem Weltordnungsmodell der funktionalen Selbstregulierung, das diesem Ansatz zugrunde liegt, ist die Kontexttauglichkeit als fundamentaler Maßstab zu nennen.
In einem zweiten Teil wird die Europäische Union als komplexeste Form des Regierens jenseits des Nationalstaates und als relevanter Kontext dieser Arbeit vorgestellt. Die Frage, die hier zu behandeln ist, richtet sich an die Kontexttauglichkeit verschiedener Legitimierungskonzepte. Fünf Operationalisierungen des zentralen Untersuchungsinteresses werden im Folgenden als Analysedimensionen fungieren, mit deren Hilfe ich die Demokratisierungsmodelle von Heidrun Abromeit, Rainer Schmalz-Bruns und Arthur Benz auf ihre Kontextadäquanz hin untersuchen werde. Im Fazit wird dann ein evaluierender und zusammenfassender Vergleich dieser Vorschläge geschehen und schließlich das Plädoyer für ein „komplexes Demokratiemodell“ im Bezug auf die Europäische Union formuliert.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1. Global Governance und Legitimationsdefizite
- 1.1 Einleitung: Empirische und normative Identifikationen eines Legitimationsdefizits
- 1.2 Das theoretische Defizit am Beispiel des Realismus
- 1.3 Der Analyserahmen: Ein Anforderungskonzept der funktionalen Selbstregulierung
- 2. Demokratisierungskonzepte der Europäischen Union im Vergleich
- 2.1 Der Kontext: Die Europäische Union als „,dynamisches Mehrebenensystem“
- 2.2 Das System von Vetorechten mittels verschiedener Referenda (Abromeit)
- 2.3 Das Modell der deliberativen Demokratie (Schmalz-Bruns)
- 2.4 Das Modell der „,losen Arenenkopplung“ (Benz)
- 3. Fazit
- 4. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Dilemma legitimen Regierens jenseits des Nationalstaats und analysiert Demokratisierungskonzepte der Europäischen Union im Vergleich. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung von Legitimationsdefiziten in der internationalen Politik und der Suche nach geeigneten Modellen für demokratische Entscheidungsfindung in einem globalisierten Kontext.
- Legitimationsprobleme in der internationalen Politik
- Global Governance und dessen Auswirkungen auf nationale Souveränität
- Demokratisierungskonzepte der Europäischen Union
- Vergleichende Analyse verschiedener Ansätze
- Kontextadäquanz von Demokratisierungskonzepten im Hinblick auf die EU
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Global Governance und Legitimationsdefizite
- Analyse der empirischen und normativen Fundierung von Legitimationsproblemen in der internationalen Politik.
- Kritik an der Defizitär-Theorie des Realismus in Bezug auf Legitimation.
- Einleitung eines Analyserahmens, der auf dem Konzept der funktionalen Selbstregulierung basiert.
- Kapitel 2: Demokratisierungskonzepte der Europäischen Union im Vergleich
- Die Europäische Union als dynamisches Mehrebenensystem.
- Analyse von drei verschiedenen Demokratisierungskonzepten: Abromeit, Schmalz-Bruns, Benz.
- Bewertung der Kontextadäquanz der Modelle im Hinblick auf die EU.
Schlüsselwörter
Global Governance, Legitimation, Demokratisierung, Europäische Union, Mehrebenensystem, Referendum, Deliberative Demokratie, Arenenkopplung, Kontexttauglichkeit.
- Arbeit zitieren
- Boris Kleemann (Autor:in), 2006, Das Dilemma legitimen Regierens jenseits des Nationalstaates, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93356