Körperbemalung mit Brustkrebspatientinnen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der Körperwahrnehmung


Term Paper, 2020

21 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Brustkrebs
1.1 Definition
1.2 Behandlung und Nebenwirkungen

2. Körperwahrnehmung und Selbstwertgefühl
2.1 Definition Körperwahrnehmung
2.2 Definition Selbstwertgefühl
2.3 Nach der Behandlung

3. Kunsttherapie
3.1 Ziele und Ansätze

4. Körperbemalung (bodypainting)
4.2 Voraussetzungen und Klientel
4.3 Projekte zur Körperbemalung mit Brustkrebspatientinnen
4.4 Die Wirkung von Bodypainting
4.4.1 Wirkung auf die Körperwahrnehmung und das Selbstbewusstsein
4.5 Negative Auswirkungen und Schwierigkeiten der Bemalung

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

30,5% aller Krebserkrankten Frauen leiden unter Brustkrebs, was ihn zu der meist verbreiteten Krebserkrankung bei Frauen macht. Seit den 80er Jahren ist die Zahl der Erkrankten um das Doppelte gestiegen, wodurch jährlich fast 70.000-mal die Diagnose „Mammakarzinom“ gestellt wird. Selten erkranken auch Männer an Brustkrebs. Ca. 18.000 Frauen sterben jährlich, obwohl das Mammakarzinom heutzutage aufgrund gezielterer und weniger belastbarerer Methoden erfolgreicher behandelbar ist als damals.

Trotz der erfolgreichen Behandlung der Krebserkrankung leiden viele Frauen an den Folgen und Nebenwirkungen. Durch Chemotherapien und Operationen ist es nicht selten, dass eine Frau sowohl ihre Haare als auch ihre Brust verliert. Die Faktoren, welche das Schönheitsideal der Gesellschaft unter anderem ausmachen, gehen somit verloren und die Betroffenen leiden unter den Umständen. Das eigene Körperbild verändert sich und psychische Folgen sind keine Seltenheit. Auch Angehörige müssen eine schwere Zeit durchmachen.

Es lassen sich zahlreiche Methoden und Behandlungen finden, welche die Betroffenen durch die Zeit nach der Krebsbehandlung begleiten sollen. Auch die Kunsttherapie bietet Alternativen zu herkömmlichen Hilfen.

Durch die Tätigkeit als Visagistin in meiner Freizeit habe ich schon oft beobachten können, dass sich Frauen durch ihr verändertes Erscheinungsbild schöner und wohler fühlten. In dem Seminar „Körperbemalung in der Pädagogik“ sammelte ich daraufhin erste Erfahrungen mit der Körperbemalung, wodurch das Interesse der folgenden Arbeit geweckt wurde.

In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich nun mit der Körperbemalung bei Brustkrebspatientinnen und stelle mir die Frage, ob die Verwendung dieser zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der Körperwahrnehmung beitragen kann.

Als Einstieg der Hausarbeit dienen einige Basisinformationen zum Thema Brustkrebs. Hier werde ich zuerst kurz den Begriff des Mammakarzinoms definieren und anschließend die Behandlungsmöglichkeiten und ihre Nebenwirkungen erläutern. Das darauffolgende Kapitel beschäftigt sich mit der Körperwahrnehmung des Menschen und dessen Selbstwertgefühl. Diese Begriffe werden ebenfalls definiert und anschließend am Beispiel der Brustkrebspatientinnen nach der Behandlung veranschaulicht. Um einen Einstieg in das Thema der Körperbemalung zu vereinfachen, werde ich auf den Oberbegriff der Kunsttherapie mit ihren Zielen und Ansätzen eingehen. Das Kapitel der Körperbemalung wird sich mit den Voraussetzungen und Klientel, Projekten des Bodypaintings und der Wirkung der Bemalung beschäftigen. Auch Nebenwirkungen und Schwierigkeiten des Prozesses werde ich benennen. Anschließend erfolgt das Fazit.

In Bezug auf die Literaturrecherche hatte ich Anfangs Schwierigkeiten, Literatur zur Körperbemalung im (Kunst-)therapeutischen Kontext zu finden. Das Buch „Bunte Körper“ von Gesine Marwedel ist im Kapitel des Bodypaintings zur Hauptliteratur geworden. Für die restlichen Themen ließen sich durch Google Scholar, Springer Link und die Online Bibliothek der HAWK Hildesheim im Internet viele Bücher, Zeitschriften sowie Internetseiten finden.

1. Brustkrebs

Wie bereits erwähnt wird sich das Folgende Kapitel mit der Brustkrebserkrankung und ihren Besonderheiten beschäftigen. Die Definition soll hierbei als Einstieg dienen.

1.1 Definition

Bis heute ist nicht klar, wie und warum Brustkrebs (Mammakarzinom) entsteht. Übergewicht, zu wenig Bewegung und der übermäßige Konsum von Alkohol und Tabak erhöhen unter anderem allerdings das Risiko zur Veränderung des Erbguts einer Zelle. Die bösartige Tumorzelle entsteht, indem die Zelle durch die Veränderung ihre natürliche Teilungshemmung verliert. Hierdurch kann sie sich ungehindert vermehren, wodurch im Endeffekt viele Millionen Zellen eine Geschwulst bilden (vgl. deutsche Krebshilfe o.J.). Weitere Risikofaktoren sind die weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron durch die Förderung der Entstehung und Vermehrung von Krebszellen, die Dichte der Brustdrüsen (Mammographische Dichte, kann durch Hormonersatztherapie entstehen) und Vererbung (vgl. deutsche Krebsgesellschaft 2017a). Selten wird Brustkrebs vor dem 40. Lebensjahr diagnostiziert, die Inzidenz steigt jedoch mit zunehmendem Alter. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose liegt bei 60. Jahren (vgl. Aigner/Stephens/Allen-Mersh 2016, S. 134).

1.2 Behandlung und Nebenwirkungen

Die Heilungschancen von Krebs hängen von mehreren Faktoren, wie z.B. dem Alter und dem Gesundheitszustand der Patient*innen, dem Grad der Anaplasie der Tumorzellen oder der Lokalisation von Metastasen, ab. Die meisten Hauptfaktoren sind davon abhängig, wie früh der Krebs diagnostiziert und behandelt wird. Die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie in einem frühen Stadium sind höher als bei demselben Tumor, welcher Monatelang wächst und Metastasen bildet. Zu den drei Säulen der Krebstherapie zählen die Chirurgie, die Strahlentherapie und die Krebstherapie (vgl. ebd., S. 78).

Die weit fortgeschrittene Technologie des Mammographie-Screenings und die verstärkte Nutzung dessen ermöglicht es heute, den Brustkrebs in einem frühen Stadium zu diagnostizieren. Durch das Einsetzen des Mammogramms können Größe, Lage, Art des 2 Knotens und der Allgemeinzustand der Brust festgestellt werden. Nach der Diagnose durch weitere Untersuchungen und Biopsien wird sich für eine Behandlung entschieden, dies ist vor allem davon abhängig, in welchem Stadium sich das Mammakarzinom befindet und ob eine Heilung vollkommen ausgeschlossen werden kann. Dieser Fall tritt ein, wenn weder eine Operation noch eine kombinierte operative und strahlentherapeutische Behandlung durch eine lokale Therapie eine Heilung verspricht (vgl. ebd., S.138ff).

Nur bei wenigen Brustkrebspatientinnen wird auf eine Operation verzichtet. Vor den Operationen findet heute zunehmend eine Chemotherapie statt. Dies dient dazu, den Tumor zu verkleinern und die Operation insoweit schonend durchzuführen, dass die Brust weitestgehend erhalten werden kann. Bei der brusterhaltenden Operation wird der Tumor vollständig entfernt. Wenn anschließend eine Strahlentherapie erfolgt ist das Ergebnis mit einer Brustamputation (Mastektomie oder Ablatio) gleichzustellen. Sollte der Fall eintreten, dass der Tumor verhältnismäßig groß und eine Bestrahlung nicht möglich oder nicht gewünscht ist, wird dazu geraten, eine vollständige Mastektomie durchzuführen. Ein weiterer Grund für eine Brustamputation ist zum Beispiel das Vorhandensein eines inflammatorischen Karzinoms (entzündlicher Brustkrebs) (vgl. Krebsinformationsdienst 2017).

Sowohl bei der medikamentösen Behandlung als auch durch die Chemotherapie kann es zu einer Vielzahl von Nebenwirkungen kommen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Chemotherapie zählen beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, anhaltende Müdigkeit, Haarausfall, Hautausschlag, vorübergehende Störungen geistiger Funktionen, Herzmuskelschwäche oder eine erhöhte Infektanfälligkeit. Sie können direkt nach der Behandlung auftreten, allerdings auch Monate später (vgl. Deutsche Krebsgesellschaft 2017b).

Des Weiteren wird die Tumorerkrankung von den Betroffenen als eine Lebensbedrohung wahrgenommen, welche zahlreiche Probleme vor, während und nach der Behandlung mit sich bringt. Die Folgen dessen sind der Verlust von körperlichen, psychischen, kognitiven und sozialen Funktionen in Verbindung mit Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Rollen der Erkrankten in Partnerschaft, Familie und Beruf. Diese Belastungen erscheinen beispielsweise in Form von körperlichen Symptomen wie Schmerzen, Funktionsstörungen aber umfassen auch Kommunikationsprobleme, soziale, finanzielle und berufliche Belastungen (vgl. Weis/Boehncke 2011, S. 46).

„Das Spektrum psychischer Belastungsreaktionen von Tumorpatienten erstreckt sich entlang eines Kontinuums von „normalen“ Sorgen und Ängsten, Gefühlen von Traurigkeit, Hilf- und Hoffnungslosigkeit bis hin zu psychischen Störungen 2. Das Auftreten psychischer Belastungsreaktionen steht dabei in einem engen Zusammenhang mit besonders belastenden Ereignissen im Krankheitsverlauf wie 3 Diagnosestellung, Beendigung der Primärbehandlung und der folgenden Zeit des Hoffens auf einen langfristigen Therapieerfolg, das Wiederauftreten und Fortschreiten der Krebserkrankung sowie die terminale Erkrankungssituation 3“ (ebd., S. 46).

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Tumorpatientinnen gehören Anpassungsstörungen, Angst- und depressive Störungen sowie posttraumatische Belastungsstörungen. Diese Störungen treten am häufigsten auf und bleiben langfristiger, wenn die Patientinnen kaum Rückhalt durch Partner*in und Familie erfahren. Die Ursachen hierfür sind multifaktoriell, was bedeutet, dass die psychosozialen Belastungen nicht nur als Reaktion auf die akute Situation der Erkrankung gesehen werden, sondern als komplexes Gefüge von somatischer Erkrankung, den Behandlungsmaßnahmen, Bewältigungsressourcen und vorbestehenden, psychischen Störungen. Diese psychischen Folgen werden bei den Patient*innen oftmals als einschneidender erlebt als die Behandlung selbst. Auch kann das Tabuthema Sexualität für Einschränkungen und Probleme in der Partnerschaft sorgen (vgl. ebd., S. 46, Marwedel 2019, S. 35f). Welche Auswirkungen die Erkrankung auf das Selbstbewusstsein hat, werde ich in Kapitel 2.3 erläutern.

2. Körperwahrnehmung und Selbstwertgefühl

Das folgende Kapitel befasst sich mit der Körperwahrnehmung und dem Körperbild sowie mit dem dazugehörigen Selbstwertgefühl. Um das Verständnis zu erleichtern, werde ich zuerst die genannten Begriffe kurz erläutern. Anschließend folgt der Zusammenhang zwischen diesen bei Brustkrebspatientinnen nach der Behandlung.

2.1 Definition Körperwahrnehmung

Das individuelle Bild, welches jeder Mensch von seinem Körper hat, wird als Körperbild bezeichnet. Dieses sich immer verändernde Konstrukt beginnt sich schon im Säuglingsalter zu entwickeln und die Einschätzung von Körpermaßen sowie die Körperzufriedenheit werden im Laufe des Lebens (unter anderem durch äußere Gegebenheiten) immer wieder aktualisiert (vgl. Steigele 2016, S.15).

Durch das Idealbild der Gesellschaft wird der ideale Körper vorgegeben, an dem man sich bewusst oder unbewusst orientiert. Auch der Umgang mit und die Einstellung zu dem Körper innerhalb der Familie spielt eine zentrale Rolle, genau wie das Geschlecht, die Hautfarbe, Größe und Körperproportionen auf der individuellen Ebene. Die positive oder negative Entwicklung des Körperbildes hängt von den Reaktionen anderer auf den eigenen Körper sowie die Bewertung dessen ab. Weitere Faktoren sind die Vergleiche mit anderen Körpern und dem Gesellschaftsideal, welches die eigene Körperwahrnehmung beeinflusst (vgl. Steigele 2016, S. 15).

Durch die verstärkte Nutzung von Medien wird das attraktive, aber auch ungesunde und unrealistische Frauenbild vermittelt sowie verbreitet und führt zur Entwicklung eines gestörten Körperbildes. Diesem Schönheitsideal wird nachgegangen, weil davon ausgegangen wird, dass dies einen persönlichen Vorteil erbringt (vgl. Baumgartner-Hirschner/Zumbach 2019, S.1ff). Die mediale Nutzung gehört heutzutage zum Alltag dazu, wodurch es kaum möglich ist, nicht mit dem Thema Schönheit konfrontiert zu werden und die Idealvorstellungen zu verinnerlichen. Im Laufe der Gleichstellung und Emanzipation der Frau wurde das Bild dieser zunehmend schlanker und jünger (vgl. Gläßel 2011, S.260f).

2.2 Definition Selbstwertgefühl

Der Begriff Self-Esteem (deutsch: Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstwert, Selbstwertgefühl) beschreibt die positive oder negative Bewertung einer Person, welche sie sich selbst zuschreibt. Die Bewertung bezieht sich hierbei auf die wahrgenommenen Kompetenzen und das persönliche Selbstbild (vgl. Wind/Berth 2017, S. 29).

„Das Selbstwertgefühl einer Person und ihr Selbstkonzept eigener Fähigkeiten und Fertigkeiten (Kompetenzen) sind demnach zwei sehr miteinander verbundene Komponenten der Selbstwahrnehmung, die das Erleben und Verhalten der Person bestimmen oder moderieren“ (ebd., S. 29f).

Menschen, welche ein höheres Selbstwertgefühl besitzen, sehen die Wirkung von Risikofaktoren innerhalb einer Krisensituation als kontrollierbarer und weniger bedrohlich an. Menschen mit einem niedrigeren Selbstbewusstsein glauben weniger daran, diese Situation bewältigen zu können. Zudem sind sie anfälliger für psychische Störungen (vgl. ebd., S. 30) und sehen Zweifel in ihren Eigenschaften und Fähigkeiten (vgl. Morf/Koole 2014, S. 157).

Auch wird zwischen Trait- und State-Selbstwertgefühl unterschieden. Es lässt sich sagen, dass das Trait-Selbstwertgefühl im Laufe des Lebens relativ konstant bleibt sowie das Gefühl zu sich selbst, die Kontextfakoren allerdings immer eine Rolle spielen. Das State­Selbstwertgefühl beschreibt die Veränderung von Selbstbewertungen, welche sich durch die Reaktion auf temporäre Erfahrungen, wie Erfolge und Misserfolge, interpersonelles Lob und interpersonelle Kritik, verändern (vgl. ebd., S. 157).

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Details

Title
Körperbemalung mit Brustkrebspatientinnen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der Körperwahrnehmung
College
University of Applied Sciences and Arts Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Course
Körperbemalung in der Pädagogik
Grade
1,0
Author
Year
2020
Pages
21
Catalog Number
V935083
ISBN (eBook)
9783346268044
ISBN (Book)
9783346268051
Language
German
Keywords
Kunsttherapie, Brustkrebs, Selbstbewusstsein stärken, Körperwahrnehmung, Körperbild, Bodypainting, Körperbemalung, Selbstwahrnehmung, Soziale Arbeit, Malen, Körper, Bemalung
Quote paper
Lara Büscher (Author), 2020, Körperbemalung mit Brustkrebspatientinnen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der Körperwahrnehmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/935083

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