Das Verhalten der Geistlichkeit während des Schwarzen Todes


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2002

16 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Auftreten und Verbreitung der Pest

3. Kirche zur Zeit der Pest
3.1 Ursachen der Katastrophe
3.2 Abwendung
3.3 Verhalten des Papstes
3.4 Verhalten des Klerus

4. Folgen des Schwarzen Todes für die Kirche

5. Ökonomische Lage des Klerus nach dem Schwarzen Tod

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Bei der Beschäftigung mit der spätmittelalterlichen Geschichte findet ein Ereignis dieser Zeit besonderes Interesse der Forschung – das Auftreten der Großen Pest, auch als der Schwarze Tod oder das Große Sterben bezeichnet. Nichts fürchteten die Menschen jener Zeit mehr als diese Seuche. Sie prägte ihr Leben, ihre Hoffnungen und ihr Verhalten. Die Bevölkerung sah zu weiten Teilen den Grund für die vernichtende Katastrophe in der Strafe Gottes. Sie sollte die Menschen wieder zu ihrem maßvollen, gottesfürchtigen und demütigen Leben zurückführen. In der Kirche sahen die Menschen ihre Möglichkeit die schreckliche Seuche zu überwinden.[1]

Die Religiosität der mittelalterlichen Gesellschaft lässt dazu Fragen aufkommen. Wie ging der Klerus damals mit der Seuche um, welche Probleme gab es dabei und welche Lösungen hielt die Geistlichkeit für die Menschen bereit? Es wird in diesem Rahmen nicht möglich sein dieses Thema erschöpfend zu behandeln. Auf eine ausführliche Beschreibung der Pest als Krankheit wird verzichtet, ebenso werden die zahlreichen wirtschaftlichen, sozialen und demographischen Folgen des Schwarzen Todes nur in Bezug auf die Geistlichkeit Erwähnung finden. Im Folgenden soll gezeigt werden, wie der Papst und der übrige Klerus reagierten, welche Kritik an der Kirche hervorgerufen wurde und welche Folgeerscheinungen auftraten. Diese Arbeit stützt sich dabei größtenteils auf die Forschung von Bernd Ingolf Zaddach[2], Klaus Bergdolt[3], Manfred Vasold[4] und Neithard Bulst[5]. Eine weitere Studie liefert Thilo Esser aus theologischer Sichtweise.

2. Auftreten und Verbreitung der Pest

Schon aus der Antike sind Berichte über pestähnliche Seuchen überliefert. Im frühen Mittelalter trat die Pest zuerst 541 auf. Sie flackerte erneut 577 auf und suchte 750 Italien heim. Danach verschwand sie für mehrere Jahrhunderte aus dem Leben der Menschen. Erst am Anfang des 14. Jahrhunderts sind Berichte überliefert, die die Pest in China beschreiben.[6] Durch Handel und Krieg breitete sich die Seuche weiter aus. Ein erstes Auftreten in Europa war 1347 zu verzeichnen. Gabriele de Mussis aus Piacenza, der sich zur fraglichen Zeit auf der Krim aufhielt, schilderte die Ereignisse.[7] Dort belagerten die Tartaren die genuesische Handelsstadt Kaffa. Als eine todbringende Seuche unter ihnen ausbrach und die Einnahme der Stadt dadurch unmöglich schien, ließen die Tartaren die Leichen der Seuchenopfer in die Stadt katapultieren. Unter den Genuesen breitete sich ebenfalls die tödliche Krankheit aus. Von Furcht getrieben, verließen sie Kaffa und brachten die Pest auf ihren Schiffen nach Messina[8], Genua, Venedig und ganz Italien.[9] Schnell breitete sich der Schwarze Tod über Europa aus. 1348 erreichte er London, ein Jahr später Norwegen und Dänemark, dann Norddeutschland und Russland.[10] In ganz Europa starben ca. 25 Millionen Menschen an der Pest.[11] Die Schätzungen über die genaue Anzahl der Opfer variieren stark und sind nicht eindeutig in den Quellen belegt.

Die Menschen waren hilflos. Die Schnelligkeit zwischen Infektion und Tod ließ den Betroffenen keine Chance auf Heilung. Gabriele de Mussis beschrieb seine Flucht vor der Pest und den tödlichen Verlauf der Krankheit: „Keiner wusste eine Rettung oder konnte einen Weg zu ihr nennen.“[12] Auch die Ärzte mussten dem Sterben hilflos zusehen und den einzig sicheren Rat, den sie gaben, war zu fliehen. Zumeist taten sie dies selbst und überließen die Menschen ihrem Leiden.[13] Die Pest zerstörte jegliche soziale Verantwortung, entgegen dem Gebot der Nächstenliebe wurden Pestkranke verstoßen und mit ihrem Schicksal allein gelassen. Sogar die Familien wurden auseinandergerissen. Die Furcht vor dem Tod ließ die Menschen alles andere vergessen. Die Aufzeichnungen des Leibarztes des Papstes Clemens VI., Guy de Chaulliac, berichten über dieses Bild der damaligen Gesellschaft.[14] Auch Giovanni Boccaccio beschrieb den Verfall der sozialen Bindungen: „Die Herzen der Männer und Frauen [hatte] eine solche Angst befallen, dass ein Bruder den anderen verließ, der Onkel den Neffen, die Schwester den Bruder“[15]. Der einzige Grund den es gab, nicht die Flucht vor der Pest zu ergreifen, bestand in der Standesehre und der Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung. Selbst Guy de Chaulliac blieb nur aus diesem Grund in Avignon. Die Sitte und Moral von Ärzten, Priestern, Notaren u.a., am stärksten mit der Pest konfrontierten Personengruppen, hielt dennoch nicht immer stand.[16]

[...]


[1] Vgl. Zaddach, Bernd Ingolf: Die Folgen des Schwarzen Todes (1347-51) für den Klerus Mitteleuropas. Stuttgart 1971, S. 54.

[2] Zaddach, Bernd Ingolf: Die Folgen des Schwarzen Todes (1347-51) für den Klerus Mitteleuropas. Stuttgart 1971.

[3] Bergdolt, Klaus: Der schwarze Tod in Europa. Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, 2. Auflage, München 1994.

[4] Vasold, Manfred: Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute, Augsburg 1999.

[5] Bulst, Neithard: Der Schwarze Tod. Demographische, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Aspekte der Pestkatastrophe von 1347-1352. In: Saeculum 30/1, Freiburg 1979, S. 45-67.

[6] Vgl. Bergdolt, Klaus: Der schwarze Tod in Europa. Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, 2. Auflage, München 1994, S. 33-38.

[7] Bergdolt, Klaus (Hrsg.): Die Pest 1348 in Italien. Fünfzig zeitgenössische Quellen, Heidelberg 1989, S. 19ff.

[8] Über die Pest in Messina berichtet ausführlich der Franziskaner Michele da Piazza. Vgl. Bergdolt, Klaus (Hrsg.): Die Pest 1348 in Italien. Fünfzig zeitgenössische Quellen, Heidelberg 1989, S. 32ff.

[9] Vgl. Vasold, Manfred: Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute, Augsburg 1999, S. 41.

[10] Vgl. Bulst, Neithard: Der Schwarze Tod. Demographische, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Aspekte der Pestkatastrophe von 1347-1352. In: Saeculum 30/1, Freiburg 1979, S. 49f.

[11] Vgl. Köster-Lösche, Kari: Die großen Seuchen. Von der Pest bis Aids, Frankfurt /a.M., Leipzig 1995, S. 12ff.

[12] Bergdolt, Klaus (Hrsg.): Die Pest 1348 in Italien. Fünfzig zeitgenössische Quellen, Heidelberg 1989, S. 21.

[13] Vgl. Dormeier, Heinrich: Religiös motiviertes Verhalten von Laien und Klerikern in Grenz- und Krisensituationen: die Pest als „Testfall wahrere Frömmigkeit“. In: Schreiner, Klaus (Hrsg.): Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Formen, Funktionen, politisch- soziale Zusammenhänge, München 1992, S. 335f.

[14] Vgl. Bulst, Neithard: Der Schwarze Tod. Demographische, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Aspekte der Pestkatastrophe von 1347-1352. In: Saeculum 30/1, Freiburg 1979, S. 57f.

[15] Bergdolt, Klaus (Hrsg.): Die Pest 1348 in Italien. Fünfzig zeitgenössische Quellen, Heidelberg 1989, S. 38ff.

[16] Vgl. Bulst, Neithard: Der Schwarze Tod. Demographische, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Aspekte der Pestkatastrophe von 1347-1352. In: Saeculum 30/1, Freiburg 1979, S. 57f.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Das Verhalten der Geistlichkeit während des Schwarzen Todes
Université
Technical University of Chemnitz
Cours
Proseminar: Einführung in die Geschichte des Mittelalters - Stadt und Pest
Note
2,0
Auteur
Année
2002
Pages
16
N° de catalogue
V93515
ISBN (ebook)
9783638067492
ISBN (Livre)
9783638954181
Taille d'un fichier
417 KB
Langue
allemand
Mots clés
Verhalten, Geistlichkeit, Schwarzen, Todes, Proseminar, Einführung, Geschichte, Mittelalters, Stadt, Pest
Citation du texte
Magister Artium Jens Weis (Auteur), 2002, Das Verhalten der Geistlichkeit während des Schwarzen Todes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93515

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