Telizität und Argumentvererbung bei Infinitivnominalisierungen im Deutschen

Eine Akzeptabilitätsstudie


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Grundlagen und Begriffe
2.1 Verb-Nominalisierung im Deutschen
2.2 Argumentvererbung
2.3 Aktionsart

3. Die Ausgangs- und Forschungshypothesen

4. Die Akzeptabilitätsstudie
4.1 Testitems
4.2 Fragebogen
4.3 Probanden

5. Ergebnisse

6. Zusammenfassung der Arbeit und Diskussion der Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Anhang
Testitems und Itemgruppen
Fragebogen I
Fragebogen II

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit wird eine empirische Untersuchung zur Argumentrealisierung nominalisierter Infinitive durchgeführt. Die als Argumentvererbung bezeichneten Parallelen zwischen Nominalisierungen und ihrem Basisverb in Bezug auf die Argumentrealisierung sind Gegenstand zahlreicher Untersuchungen wie z. B. der Arbeiten von Kerstin Blume (2004), die Infinitivnominalisierungen auf die lexikalischen und syntaktischen Eigenschaften hin testet, von Veronika Ehrich und Irene Rapp (2000), die untersuchen, wie sich das Argumentlinking mit der postnominalen Genitivposition aus der lexikalisch-semantischen Struktur und der Argumentstruktur verschiedener Sorten von ung-Nominalisierungen ergibt und von Hannah Schenk (2014), die überprüft, ob die Annahme, dass ausschließlich strukturell kasusmarkierte Argumente an das deverbale Nomen vererbt und mit dem Genitiv markiert werden können, zutrifft.

In dieser Studie soll getestet werden, inwieweit die Argumentvererbung von der Telizität des zugrunde liegenden transitiven Verbs beeinflusst wird. Dabei wird ausschließlich die Realisierung als postnominales Genitivattribut untersucht. Anders als verbalen Argumenten stehen Argumenten von Nominalisierungen kein Nominativ, Dativ oder Akkusativ zur Verfügung. Sie können nur als prä- und postnominaler Genitiv sowie als Präpositionalkasus realisiert werden (vgl. Welke 2011: 253). Die sich daraus ergebenden Widersprüche zwischen verbaler und substantivischer Konstruktionsweise (vgl. ebd.: 254) haben unter anderem zur Folge, dass das Subjekt und das Objekt nicht gleichermaßen alternativ vererbt werden.

Welke (2011) nimmt an, dass für transitive telische Verben Objektvererbung typisch ist (vgl. ebd.: 277), während es bei transitiven atelischen Verben ein relatives Gleichgewicht von Subjekt- und Objektvererbung gibt (vgl. ebd.: 311).

Ausgehend von dieser Annahme werden als Grundlage für diese Arbeit folgende zwei Ausgangshypothesen formuliert:

Hypothese (tV): Infinitivnominalisierungen transitiver telischer Verben vererben als Genitiv vor- rangig das Objekt.

Hypothese (aV): Bei Infinitivnominalisierungen transitiver atelischer Verben gibt es ein relatives Gleichgewicht von Subjekt- und Objektvererbung.

Um diese Hypothesen empirisch zu überprüfen, wurde eine Fragebogenstudie durchgeführt, bei der 30 Testitems, aufgeteilt auf zwei Fragebogen, von 14 Teilnehmern zu bewerten waren.

Die vorliegende Arbeit ist wie folgt gegliedert: In Kapitel 2 werden die zum Verständnis der Studie notwendigen theoretischen Grundlagen und Begriffe vorgestellt. Dabei wird genauer ausgeführt, was unter Infinitivnominalisierung (2.1), Subjekt- und Objektvererbung (2.2) sowie unter Telizität (2.3) zu verstehen ist. Die Ausgangshypothesen werden in Kapitel 3 formuliert und in Kapitel 4 wird die Akzeptabilitätsstudie erläutert. Dazu werden die Auswahl und Anordnung der Testitems (4.1), die Gestaltung der Fragebogen (4.2) und die Anforderungen an die Testpersonen (4.3) beschrieben. In Kapitel 5 werden die statistischen Grundlagen und die Untersuchungsergebnisse vorgestellt. In Kapitel 6 wird die Arbeit noch einmal kurz zusammengefasst und die Untersuchungsergebnisse diskutiert. Sämtliche Testitems, aufgeteilt nach Item-Gruppen, sowie die Fragebogen sind im Anhang aufgeführt.

2. Grundlagen und Begriffe

In diesem Kapitel werden die für die Akzeptabilitätsstudie relevanten theoretischen Grundlagen und Begriffe vorgestellt. Dazu erläutere ich zunächst, was unter Verb-Nominalisierung im Deutschen zu verstehen ist, und gehe speziell auf die für diese Arbeit wichtige Infinitivnominalisierung ein (2.1). Daran anschließend wird der Begriff der Argumentvererbung erklärt, der für die Bestimmung der Subjekt- und Objektvererbung bei Substantivkonstruktionen mit deverbalem Kopf von Bedeutung ist (2.2). Da die interne zeitliche Struktur der Situation, die durch das Basisverb bezeichnet wird, Einfluss auf die Argumentvererbung hat, stelle ich im Anschluss den Begriff der Aktionsart vor (2.3) und setze diesen in Bezug zur vorliegenden Studie.

2.1 Verb-Nominalisierung im Deutschen

Durch die Ableitung eines Substantivs aus einem Verb entstehen Verb-Nominalisierungen, die durch unterschiedliche morphologische Prozesse realisiert werden können. Im Deutschen lassen sich folgende Varianten deverbaler Nominalisierungen unterscheiden: Explizite und implizite Derivation, Stammkonversion und Infinitivkonversion (vgl. Welke 2011: 256). Unter expliziter Derivation werden die Derivation mit dem Suffix -ung (verwandelnVerwandlung) sowie die Derivation mit dem Suffix -e (reisenReise) verstanden. Bei der impliziten Derivation handelt es sich um eine Derivation ohne Affigierung, aber mit Wechsel des Stammvokals (küssenKuss).

Im Unterschied zur Derivation findet bei der Konversion der Wortartwechsel ohne morphologische Änderung statt (vgl. Schenk 2014: 6). So wird bei der Stammkonversion der Wortstamm ohne weitere Änderung in die Substantivkonstruktion übertragen (laufenLauf). Die Infinitivkonversion bezeichnet die Nominalisierung verbaler Infinitive:

(1) a. lesen → das Lesen b. singen → das Singen c. beobachten → das Beobachten

Für die vorliegende Arbeit spielt ausschließlich die Infinitivkonversion eine Rolle. In Bezug auf die Argumentvererbung von Verben an ihre Nominalisierungen sind Infinitivkonversionen von besonderem Interesse, weil sie dem verbalen Ursprung am nächsten stehen (vgl. Welke 2011: 258). Das wird unter anderem daran deutlich, dass sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen wie zum Beispiel das Unternehmen, anders als ung-Derivationen keinen Plural erlauben (vgl. ebd.: 300):

(2) a. Die Übersetzungen des Redakteurs b. *Die Übersetzen des Redakteurs (ebd.)

Die Nähe der Infinitivnominalisierungen zum Verb wird später bei der Diskussion der Ergebnisse eine Rolle spielen.

2.2 Argumentvererbung

Die auffälligen Parallelen, die es zwischen Verb- und Substantivkonstruktionen mit deverbalem Kopf gibt, werden als Ableitungsverhältnis gedeutet. Man bezeichnet sie als Argumentvererbung (vgl. Welke 2011: 250):

So wie die lexikalische Bedeutung des Verbs […] durch das abgeleitete Substantiv in bestimmter, aber veränderter Weise übernommen/geerbt wird, so wird auch die Valenz- oder Argumentstruktur des Verbs […] in bestimmter, aber veränderter Weise durch das Substantiv übernommen/geerbt (ebd.).

Bei der Substantivierung muss sich die Valenz des Verbs in der Konstruktionsweise der Nominalphrase realisieren. Das heißt: Die Kasus-Argumente des ursprünglichen Verbs können nicht als Nominativ, Dativ oder Akkusativ wiederkehren, sondern ausschließlich als Genitiv oder Präpositionalkasus. Den vier reinen Kasus der Verbkonstruktion steht in der Substantivkonstruktion nur der Genitiv als reiner Kasus zur Verfügung (vgl. ebd.: 255).

Je nachdem, ob das Genitivattribut vom Subjekt oder Objekt des Verbs übernommen wird, spricht man von genitivus subjectivus beziehungsweise genitivus objectivus. (vgl. ebd.: 251). Zur Verdeutlichung:

(3) a. Der Student schreibt eine Klausur. b. Das Schreiben des Studenten c. Das Schreiben der Klausur

Der Genitiv des Studenten in (3b) ist ein ein genitivus subjectivus, während es sich bei dem Genitiv der Klausur in (3c) um einen genitivus objectivus handelt.

Nicht bei allen Verben ist Subjekt- wie Objektvererbung gleichermaßen möglich. Manche Verben vererben als Genitiv vorrangig das Subjekt, andere wiederum das Objekt. Die Frage, „welche Argumente der verbalen Basis von der Nominalisierung übernommen werden“ (Primus 2012: 85), ist Gegenstand dieser Arbeit.

2.3 Aktionsart

Um die Argumentvererbung von Verben an ihre Nominalisierungen untersuchen zu können, muss auch der innere temporale Aufbau der Situation betrachtet werden, die das Verb bezeichnet. Man spricht in diesem Zusammenhang von Aktionsart des Verbs (vgl. Primus 2012: 8). Als maßgebend wird bis heute Zeno Vendlers Arbeit (1957) angesehen, der zufolge sich Verben in vier Aktionsarten unterteilen lassen: States, Activities, Accomplishments und Achievements (vgl. Schenk 2014: 7f.).

Als States werden Verben klassifiziert, die statische Zustände oder Eigenschaften benennen, wie heißen, wissen oder existieren. Charakteristisch für States ist, dass sie Situationen bezeichnen, die nicht in der Zeit ablaufen und keine Zustandsveränderung enthalten (vgl. Primus 2012: 8). Daraus ergibt sich unter anderem, dass States weder die rheinische Verlaufsform noch den Imperativ zulassen (vgl. Meibauer et al. 2007: 195).

Als Activities werden „dynamische Vorgänge, Tätigkeiten und Handlungen“ (Primus 2012: 8) bezeichnet, die „homogen in der Zeit fortschreiten, wobei jeder Teil des Prozesses von derselben Art wie der gesamte Prozess ist“ (Vendler 1957: 146 – Übers. d. Verf.): Paul rennt, Peter zeichnet, Anna arbeitet. Ebenso wie States beinhalten sie keine Zustandsveränderung (vgl. Primus 2012: 8). Verben dieser Klasse lassen die Progressivform zu und geben laut Vendler Antwort auf die Frage: „What are you doing?“ (Vendler 1957: 144).

Auch Accomplishments, die Verben der dritten Klasse, können in der Progressivform gebraucht werden. Im Unterschied zu Activities implizieren Accomplishments jedoch einen Zustandswechsel: Anna isst den Kuchen auf. Paul gießt Wein in die Flasche. Sie werden deshalb als telisch (altgr. τέλος ‚Ziel‘) klassifiziert, das heißt, sie sind zielbezogen. Verben und Verbalphrasen ohne Zustandswechsel bezeichnet man als atelisch. Ihnen werden Activities und States zugeordnet (vgl. Schenk 2014: 8f.).

Bei Accomplishments verläuft der Zustandswechsel allmählich bzw. dauert in der Zeit an. Punktuelle Zustandswechsel dagegen sind charakteristisch für Achievements, die vierte Klasse: Ein Rennen gewinnen. Das Licht ausschalten. Sie sind ebenfalls telisch, ihr Endzustand ist impliziert (vgl. Meibauer et al. 2007: 194).

Telische wie atelische Ereignisse lassen sich anhand von Zeitspannen- und Durativangaben testen. Zeitspannenangaben wie in drei Minuten lassen nur telische Lesarten zu; Durativangaben wie zwei Tage lang weisen auf atelische Lesarten hin (vgl. Primus 2012: 9).

Ob Telizität vorliegt, wird nicht nur vom Verb allein bestimmt. Auch das Objekt hat maßgeblichen Einfluss auf die beschriebene Situation (vgl. Meibauer et al. 2007: 196):

(4) a. Peter zeichnet. (atelisch) b. Peter zeichnet einen Kreis. (telisch) c. Peter zeichnet Kreise. (atelisch)

Wenn das direkte Objekt zweistelliger Verben syntaktisch nicht realisiert ist, sind sie oftmals atelisch (4a) (vgl. ebd.: 196). Mit syntaktisch realisiertem Objekt lassen sich viele zweistellige Verben nur dann als telisch einstufen, wenn das Objekt „keine kumulative, sondern eine gequantelte Referenz hat“ (ebd.) (4b, 4c). Nur zusammen mit einem Objekt mit gequantelter Referenz enthält das Verb einen Endpunkt (4b) (vgl. ebd.).

Darüber hinaus nimmt das direkte Objekt auch Einfluss auf die Aktionsart des Verbs. So sind (4a) und (4c) Activities, während (4b) als Accomplishment einzuordnen ist.

Für diese Studie sind hauptsächlich Activities und Accomplishments von Interesse und damit gleichzeitig auch der Aspekt von Telizität und Atelizität.

Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, inwieweit sich transitive Verben, die grenzbezogene Vorgänge bezeichnen, hinsichtlich ihrer Argumentvererbung von transitiven Verben, die nicht-grenzbezogene Vorgänge beschreiben, unterscheiden. Dazu mehr im folgenden Kapitel.

3. Die Ausgangs- und Forschungshypothesen

Die Frage nach den Faktoren, welche die Ursache dafür sind, dass Subjekt und Objekt bei der Verb-Nominalisierung nicht gleichermaßen alternativ vererbt werden, ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen (vgl. Welke 2011: 251). Für Welke „ist die Differenz von Perfektivität (Telizität) und Imperfektivität (Atelizität) grundlegend“ (ebd.: 276). Transitive telische Verben sind laut Welke „auf einen zu verändernden oder zu schaffenden Gegenstand gerichtet“ (ebd.: 276). Da dieser Gegenstand syntaktisch als Objekt realisiert wird, sind telische Verben objektbezogen (vgl. ebd.: 277). Für telische transitive Verben postuliert Welke: „Perfektive transitive Verben vererben als Genitiv daher vorrangig das Objekt. Die entsprechenden Verbalsubstantive konstruieren also vorrangig mit dem genitivus objectivus“ (ebd.).

Die vorliegende Akzeptabilitätsstudie hat zum Ziel, diese Annahme für Infinitivnominalisierungen transitiver telischer Verben empirisch zu überprüfen. Die sich hieraus ergebende Hypothese (tV) formuliere ich wie folgt:

Hypothese (tV): Infinitivnominalisierungen transitiver telischer Verben vererben als Genitiv vor- rangig das Objekt.

Für atelische Verben stellt Welke fest, dass das Patiens durch die fehlende Zielorientierung des Verbs weniger fokussiert ist und es weniger typische Patienseigenschaften aufweist (vgl. ebd.: 291). Daraus ergibt sich, dass viel Raum für partikuläre Implikaturen bleibt, die beides, Subjekt- wie Objektvererbung, ermöglichen (vgl. ebd.). Welke schließt daraus: „Bei imperfektiven transitiven Verben halten sich Objekt- und Subjektvererbung die Waage.“ (ebd.: 311).

Die sich hieraus für Infinitivnominalisierungen ergebende Hypothese (aV) lautet:

Hypothese (aV): Bei Infinitivnominalisierungen transitiver atelischer Verben gibt es ein relatives Gleichgewicht von Subjekt- und Objektvererbung.

Inwieweit die Hypothesen (tV) und (aV) zutreffen, soll anhand der im nächsten Kapitel vorgestellten Akzeptabilitätsstudie empirisch überprüft werden.

4. Die Akzeptabilitätsstudie

Um die Akzeptabilitätsstudie durchführen zu können, wurden zunächst Testitems erstellt (4.1) und diese auf zwei Fragebogen verteilt (4.2). Über die Beschaffenheit der Testsätze, den Aufbau der Fragebogen, die Auswahl und Aufgabe der Probanden (4.3) sowie die Art der Auswertung (4.4) informiert dieses Kapitel.

4.1 Testitems

Für die Akzeptabilitätsstudie wurden insgesamt 30 Testitems, aufgeteilt in sechs Gruppen zu je fünf Testitems, erstellt:

(5) 1. Subjektlesart bei atelischen transitiven nominalisierten Verben (A1) 2. Objektlesart bei atelischen transitiven nominalisierten Verben (A2) 3. Subjektlesart bei telischen transitiven nominalisierten Verben (B1) 4. Objektlesart bei telischen transitiven nominalisierten Verben (B2) 5. Ungrammatische Filler 6. Grammatische Filler Bei der Auswahl der Basisverben wurde darauf geachtet, nicht bereits lexikalisierte Infinitivnominalisierungen (z. B. das Essen) zu wählen. Getestet wurden folgende Nominalisierungen atelischer transitiver Verben (6a) sowie telischer transitiver Verben (6b):
(6) a. das Beobachten, das Besuchen, das Befragen, das Beschatten, das Begleiten b. das Wärmen, das Füllen, das Lösen, das Heilen, das Öffnen Um sicherzustellen, dass die Testpersonen die intendierte Lesart bewerten, wurde den Sätzen mit der Infinitivnominalisierung je ein Kontextsatz vorangestellt:
(7) Der Astronom beobachtet den Fixstern mit dem Teleskop. Das Beobachten des Sterns dauert drei Stunden.

Zudem wurden ausschließlich Ereignisnominalisierungen ausgewählt, um die Interpretation des Genitivattributs möglichst konstant zu halten (Schenk 2014: 33). Ereignisnominalisierungen treten als Subjekt von Ereignisverben wie beispielsweise stattfinden, dauern und sich ereignen auf (Primus 2012: 86). „Sie können alle semantischen Rollen der verbalen Basis erben“ (ebd.)

Darüber hinaus stehen die Testitems mit Infinitivnominalisierungen im Präsens, um Störfaktoren auszuschließen, die das Ergebnis verfälschen könnten, und weisen einen einheitlichen Satzbau auf:

(8) Subjekt – Prädikat – Objekt – Präpositionalphrase. Infinitivnominalisierung – Genitivattribut – Prädikat – Temporalbestimmung.

Damit das Urteil der Testpersonen bewertet werden konnte, wurden zudem grammatische (9a) sowie ungrammatische Filler (9b)1 eingefügt, also Sätze, deren Aufgabe es ist, als Bezugsgröße für die zu testenden Variablen zu dienen, wie beispielsweise:

(9) a. Die Schauspieler erhielten vom Publikum tosenden Applaus. Die Begeisterung der Zuschauer war auch während der Vorstellung zu spüren. b. Das Ziel der Sozialarbeiterin ist das Unterstützen den Jungen. Dieser soll bei seinen schulischen Aufgaben unterstützt werden.

4.2 Fragebogen

Um Reihenfolgeeffekte zu vermeiden, welche zu Ergebnisverfälschungen führen können, wurden die Item-Gruppen randomisiert und auf zwei Fragebogen verteilt. Jeder Bogen enthielt 20 Testitems, die nach folgendem Schema aufgeteilt wurden:

Tabelle 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für die Randomisierung und die Verteilung auf die Fragebogen wurden die Items nach Kategorien codiert in eine Excel-Tabelle eingetragen. Als Kategorien wurden festgelegt die Lesart (Subjekt- und Objektvererbung), die Telizität und die jeweilige Instanz (token) des Testitems, in der die Filler nach grammatisch und ungrammatisch unterschieden wurden. Hinzu kam eine Spalte für die Ziffern der Testitems sowie eine Spalte für deren Zuordnung zum Fragebogen. Die Fillersätze wurden für beide Fragebogen verwendet.

Beide Fragebogen enthielten fünf telische und fünf atelische Items. Durch die ungerade Anzahl der Items Lesart ergab es sich, dass Fragebogen 1 ein Item Subjektlesart bei atelischen transitiven nominalisierten Verben (Item-Gruppe A1) sowie ein Item Objektlesart bei telischen transitiven nominalisierten Verben (Item-Gruppe B2) mehr enthielt als Fragebogen 2, während dieser wiederum ein Item Objektlesart bei atelischen transitiven nominalisierten Verben (Item-Gruppe A1) sowie ein Item Subjektlesart bei telischen transitiven nominalisierten Verben (Item-Gruppe B2) mehr enthielt als Fragebogen 1. Dies wurde als unproblematisch angesehen, da die Gesamtfragebogen eine ausgewogene Subjekt-Objektlesart-Verteilung aufwiesen.

[...]


1 Die Filler wurden der Arbeit von Schenk (2014) entnommen.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Telizität und Argumentvererbung bei Infinitivnominalisierungen im Deutschen
Untertitel
Eine Akzeptabilitätsstudie
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
30
Katalognummer
V936639
ISBN (eBook)
9783346264633
ISBN (Buch)
9783346264640
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Argumentvererbung, Infinitivnominalisierung, Telizität, Subjektvererbung, Objektvererbung, Ereignisnominalisierungen, Studie, Aktionsart, transitiv, ung-Derivation, Lesart, Patiens, Prädikat-Argument-Konstruktion, Kopf-Modifikator-Konstruktion. genitivus subjectivus, genitivus objectivus.
Arbeit zitieren
Yvonne Joosten (Autor:in), 2015, Telizität und Argumentvererbung bei Infinitivnominalisierungen im Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/936639

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