Untersuchung zum Gewaltverständnis von deutschen und türkischen Jugendlichen mit Folgerungen für die Präventionsarbeit in der Schule


Examination Thesis, 2007

126 Pages, Grade: 3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Der Gewaltbegriff

2. Aggressionen
2.1. Erklärungsansätze für aggressives Verhalten
2.1.1. Triebtheorie
2.1.2. Frustrations- Aggressions- Hypothese
2.1.3. Lerntheorien
2.1.4. Soziologische Theorien

3. Formen von Gewalt
3.1. Strukturelle Gewalt
3.2. Personale Gewalt
3.2.1. Physische Gewalt
3.2.2. Psychische Gewalt
3.2.2.1. Mobbing
3.2.2.1.1. Was ist Mobbing?
3.2.2.1.2. Charakteristika für Schülermobbing
3.2.2.1.3. Ursachen
3.2.2.1.4. Folgen
3.2.2.1.5. Prävention

4. Gewaltfördernde Einflussfaktoren
4.1. Drogen
4.1.1. Legale / gesellschaftlich tolerierte Drogen
4.1.1.1. Alkohol
4.1.1.2. Nikotin
4.1.2. Illegale Drogen
4.1.2.1. Cannabis
4.1.2.2. Heroin
4.1.2.3. Kokain
4.1.2.4. LSD
4.2. Medien
4.2.1. Fernsehen
4.2.2. Computer
4.2.2.1. Computerspiele
4.3. Peergroup
4.4. Schule
4.5. Familie
4.5.1. Familien mit Migrationshintergrund
4.5.1.1. Türkische Familien
4.5.1.1.1. Familienform
4.5.1.1.2. Familienstrukturen und Funktion der Familie

5. Gewaltbereitschaft von Jugendlichen
5.1. Deutsche Jugendliche
5.2. Türkische Jugendliche

6. Forschungsfragen

7. Untersuchung zum Gewaltverständnis von deutschen und türkischen Jugendlichen
7.1. Beschreibung der Untersuchung
7.2. Instrumente der Erhebung
7.3. Durchführung der Untersuchung

8. Darstellung der Ergebnisse

9. Möglichkeiten der Gewaltprävention in der Schule (am Beispiel eines Projektes)

10. Abschließende Zusammenfassung und Ausblick

11. Literaturverzeichnis

12. Linkverzeichnis

13. Abbildungsverzeichnis

Anhang

Einleitung

Wir schreiben das Jahr 2007. Die Zahl der Gewaltakte hat in den letzten zehn Jahren enorm zugenommen. Begriffe wie Erfurt oder Emsdetten haben sich in die Gehirne der Menschen eingebrannt als ein unlöschbares Übel und werden gleichgesetzt mit Gewalt und Amoklauf. Diese Form von Gewalt führt dazu jemanden körperlich zu verletzen, ihn zu töten. Es gibt daneben noch zahlreiche andere Formen von Gewalt. Diese wären strukturelle, psychische und die eben erwähnte physische Gewalt.

Das Gefühl, dass die Präventionsarbeit gegen Gewalt gescheitert ist hört man aus vielen Ecken. Präventionsarbeit sollte zu erst in der Schule beginnen. Hierzu würden sich Projekte in dem es um das Thema Gewalt geht eignen. Die Politiker suchen nach Schuldigen in dieser fast schon hoffnungslosen Situation. Viel zu oft werden einzelne Schuldfaktoren gefunden, wie das Spiel Counterstrike, ein Spiel aus dem Genre Egoshooter. Kinder, Jugendliche und junge Männer, die dieses Spiel konsumieren, seien nach Ansicht von Politikern und Pädagogen stark gewaltgefährdet. Sie sollen demnach stärkere Neigungen zu Gewalttaten haben. Obwohl es schon viele Erklärungsansätze für aggressives Verhalten gibt wird viel zu leichtfertig mit Erklärungen umgegangen. Dass, das Spiel Counterstrike nicht die Alleinschuld tragen darf sollte bewusst werden.

Mit diesem Thema beschäftigte sich auch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen. Der Leiter dieses Institutes ist Prof. Dr. Christian Pfeiffer. Unter ihm arbeiten zahlreiche Wissenschaftler die in den Jahren 2005 und 2006 in verschiedenen deutschen Städten Untersuchungen mit Jugendlichen zum Thema Gewalt durchgeführt haben. Die letzten Befragungen haben demnach einen tendenziellen Rückgang des delinquenten Verhaltens aufgewiesen. Sehr oft werden delinquente Verhaltensmuster nichtdeutschen Jugendlichen vorgeworfen. Diese sind vor allem die türkischen Jugendlichen.

Haben die türkischen Jugendlichen ein anderes Verständnis von Gewalt als die deutschen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich diese Arbeit, in dem eine Untersuchung zum Gewaltverständnis von deutschen und türkischen Jugendlichen unumgänglich ist.

Die Arbeit ist in einem Allgemeinen und in einen empirischen Teil unterteilt. Zunächst einmal geht es im Allgemeinen Teil um den Gewaltbegriff. Hier muss der Begriff Gewalt geklärt und erklärt werden. Ich erachte das für sehr wichtig, weil mich dieser Begriff in meiner ganzen Arbeit begleiten wird. Danach geht es im Kapitel 2 um Aggressionen. Aggressionen werden sehr eng mit Gewalt gebraucht. In der Literatur findet man sie sehr häufig auch als synonym. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für aggressives Verhalten, welche ich in diesem Kapitel näher erläutern werde. Im Kapitel 3 gehe ich dann auf die Formen von Gewalt ein. Gewalt ist nicht nur schlagen oder sogar jemanden töten. Sie untergliedert sich in weit mehr als das genannte. Es gibt da noch die strukturelle, personale und die psychische Gewalt. Diese finden in diesem Kapitel ihren Platz und werden von mir näher ausgeleuchtet. Auf eine Form von psychischer Gewalt, das Mobbing, werde ich tiefer eingehen. Im Kapitel 4 geht es dann um gewaltfördernde Einflussfaktoren. Ich bezweifle es, dass es Jugendliche gibt die ohne Grund gewalttätig werden. Es gibt immer Faktoren, wie Drogen, Medien, Peergroup, Schule oder die Familie, die das folgende Verhalten beeinflussen. Auf diese Faktoren werde ich in diesem Kapitel besonders eingehen. Ein weiteres wichtiges Kapitel ist das Kapitel 5. In diesem Kapitel geht es um die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen. Das Kapitel ist in zwei Bereiche unterteilt. Zum ersten geht es um die deutschen Jugendlichen und im zweiten Teil werde ich die türkischen Jugendlichen unter die Lupe nehmen. Zu diesem Kapitel gibt es sehr wenig bis überhaupt keine Literatur. Aus diesem Grund habe ich im zweiten Teil dieser Arbeit, dem empirischen Teil, Kapitel 6 bis 8, eine Untersuchung zum Gewaltverständnis von deutschen und türkischen Jugendlichen durchgeführt. Diesen werden ich mit Hilfe von Diagrammen und Tabellen vorstellen. Gewaltbereitschaft und Gewaltverständnis sind unterschiedlich Begriffe, die aber eng miteinander verknüpft sind. Beim Begriff Gewaltbereitschaft geht es um das aktive agieren in einer Situation, das heißt die Bereitschaft zur Gewalt. Beim Gewaltverständnis dagegen geht es um das passive Verständnis über einen Sachverhalt als Außenstehender. Nach dem ich die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt habe geht es in Kapitel 9 um die Möglichkeiten der Gewaltprävention in der Schule. Hierzu stelle ich ein Projekt mit dem Thema Gewalt auf dem Schulhof vor.

Ich möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Herrn Professor Unseld für die Übernahme der Arbeit und für die Beratung und Unterstützung bedanken. Weiter bedanke ich mich bei Frau Reinhard-Hauck für die Übernahme der Zweitkorrektor. Des Weiteren bedanke ich mich bei meinem Vater und bei meiner Mutter, die mich bei meinem Vorhaben jederzeit unterstützt haben. Ohne ihren Optimismus hätte ich diese Arbeit nicht zu ende schreiben können. Schließlich bedanke ich mich bei meiner Frau Seher Kilicaslan, die mich während der ganzen Zeit unterstützt und beraten hat. Durch ihren Motivationsgeist hat sich mich immer weiter bei meinem Vorhaben vorangetrieben.

1. Der Gewaltbegriff

Im folgenden Kapitel soll zunächst einmal der Gewaltbegriff definiert werden um anschließend auf ihm aufbauend auf den Begriff der Aggression, welches zumalen auch Synonym zu Gewalt verwendet wird einzugehen.

Zuerst müssen wir uns die Begriffsdefinition anschauen. Nach Lothar R. und Peter Martin wird der Gewaltbegriff wie folgt definiert: „Gewalt ist demnach eine Zielgerichtete, direkte, physische, psychische oder soziale Schädigung, deren Illegalität in der gesellschaftlichen Beurteilung Merkmalen des Täters, des Opfers und der sozialen Kontrollinstanzen unterliegt.“[1]

Der Begriff der Gewalt wird in verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich verwendet. Für die einen kann es gewalttätiges Verhalten, wie körperliche und verbale Angriffe, sowie Sachbeschädigung und des Gleichen, für die anderen wiederum in Form von mangelnder Hilfeleistung dargestellt sein.[2] Daraus ergibt sich, dass jeder Mensch, seine eigenen Vorstellungen zum Begriff Gewalt bereithält und es sogar im Laufe der Zeit entwickelt.

Zum einen gibt es das enge Gewaltbegriff, welches Ulrich Meier in seine erste Kategorie aufnimmt. „Dieser Bezeichnet nur die unmittelbare, also direkte physische Schädigung von Menschen oder Sachen mit zielgerichteter Tendenz.“[3] Bei dieser Definition liegt der Vorteil darin, dass sie sich auf beobachtbare Elemente bezieht. Sie beschränkt sich aber nur auf die eben erwähnte Ebene der physischen Schädigung, welches sich auf direkte körperliche Gewalt bezieht. Das darüber hinaus unbedingt dazugehörige Verständnis der psychischen und strukturellen Gewalt wird hier ganz vernachlässigt. Dazu würden unter anderem das Beleidigen, das Erniedrigen und auch das Verspotten gehören.[4] Aus diesem Grund erweitert Ulrich Meier die Definition des Gewaltbegriffs um die Kategorie der psychischen Gewalt. Die Befürworter dieser Erweiterung argumentieren mit der Begründung, dass physischen Gewalt oft mit psychischen Formen einhergeht und dass psychische Gewalt intensiver und Folgenreicher ist als physische. Zur physischen und psychischen Gewalt wird in Kapitel 3 näher eingegangen. Bei dem Gewaltverständnis unter Berücksichtigung der psychischen Gewalt muss erwähnt werden, dass jeder Mensch einen verbalen Angriff anders wahrnimmt oder sogar anders reagiert. Eine Beleidigung kann bei jemanden tiefe seelische Unruhen hervorrufen und bei einem anderen nur ein lächeln im Gesicht. Durch die Erweiterung dieses Punktes wird die Eindeutigkeit des Gewaltverständnisses noch nicht klar dargestellt. Gewalt wird auf das Verständnis des Gewaltbegriffs von Menschen reduziert, so dass Gewalt für die Menschen eine Einsichtssache wird. Der Begriff Gewalt wird in der Wissenschaft als eine Teilmenge von Aggression verwendet, nämlich als körperliche Aggression. Darüber hinaus findet es heutzutage seine Verwendung als Oberbegriff. Unter diesem Oberbegriff fallen dann die physische und psychische Gewalt und darüber hinaus auch verbale, sexuelle und auch rassistische Gewalt.[5] Immer wieder taucht der Begriff Gewalt in Zusammenhang mit dem Begriff Aggression auf. Dass diese zwei Begriffe zum Teil Synonym verwendet werden oder der Begriff Gewalt eine Teilmenge aus ihr sei wurde schon erwähnt. In dem folgenden Kapitel möchte ich mich mit dem Begriff Aggression auseinander setzen. Lothar R. und Peter Martin behaupten, dass Gewalt etwas mit Aggression zu tun hat. Dieser Behauptung möchte ich näher nachgehen.

2. Aggressionen

Wie auch in Kapitel 1 erwähnt, wird Aggression zumal als Synonym für den Gewaltbegriff verwendet. Aggressionen und Gewalt sind keineswegs unbedingt nur als Synonyme zu bezeichnen. Sie unterstützen sich auch gegenseitig zur Definition bestimmter Verhaltensmuster, so dass man sie parallel nehmen muss. Das Wort Aggression kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie sich annähern, herangehen, angreifen. Darüber hinaus wird mit Aggression all das Verstanden, welches im Grunde das Gegenteil von Passivität und Zurückhaltung darstellt. Es gibt verschiedene Formen von Aggressionen, die sich in Form von Durchsetzungsfähigkeiten, Notwehrhandlungen oder in Sportveranstaltungen zeigen. Des Weiteren wird Aggression als schädigendes und destruktives Verhalten charakterisiert, was wiederum die Synonymität zu Gewalt in den Vorschein bringt.[6] Das heißt also, dass einem Gewaltakt jeglicher Form ein zuvor aggressives Verhalten vorgehen muss, dass dieses Verhalten hervorruft. Nun bestätigt sich, dass Aggression und Gewalt eng miteinander verknüpft sein müssen und auch aus diesem Grund eine synonyme Beziehung besteht. Auf diesem Fundament aufbauend müssen wir uns nun mit den Erklärungsansätzen für aggressives Verhalten auseinandersetzen.

2.1 Erklärungsansätze für aggressives Verhalten

Die Psychologie hat zur Erklärung aggressivem Verhalten verschiedene Theorien entwickelt, die unter anderem die Triebtheorie, die Frustrations- Aggressionshypothese, die Lerntheorien und die soziologische Theorien sind. Zunächst einmal beginne ich mit der Triebtheorie.

2.1.1 Triebtheorie

„Die Grundannahme der Triebtheorien lautet folgendermaßen: Im Organismus gibt es eine angeborene Quelle, die fortwährend aggressive Impulse produziert. Diese Impulse müssen sich im Verhalten ausdrücken können, sonst führen sie zu seelischen Störungen.“[7] Die wichtigsten Vertreter dieser Theorie waren Sigmund Freud und Konrad Lorenz. Freud definiert Aggressionen als einen ständig fließenden Impuls, der die Menschen automatisch dazu bringt sich in bestimmten Situationen aggressiv zu verhalten. Darüber hinaus unterteilt er diesen Trieb in einen Lebenserhaltenden (Eros) und in einen Selbstvernichtenden (Thanatos). Freud erklärt die hervortretende Aggression in dem er sagt, dass der Lebenstrieb die Energie des Todestriebes über das Muskelsystem nach außen lenkt und somit die Aggression in Erscheinung treten lässt.[8] Lorenz argumentiert dagegen, in dem er sagt, dass dieser Trieb als ein Kampftrieb zu verstehen ist, der die Menschen dazu bringt gegen seine Artgenossen zu Kämpfen um sein eigenes Leben zu erhalten. Dieses Verhalten wurde an Hand von Tierversuchen getestet und bestätigt.[9] Wenn man sich das Verhalten von bestimmten Menschen in gewissen Situationen anschaut, versucht man dieses Verhalten mit dieser Theorie zu erklären, welches nicht unumstritten ist. Weiterhin sagt Lorenz, dass das längere ausbleiben von bestimmten Reizen, die zu Aggressionen führen, zu einem Aggressionsstau führt und es dadurch zu spontanem aggressivem Verhalten führen kann.[10] Obgleich diese Theorie im Alltag sehr populär ist, findet sie in der wissenschaftlichen Psychologie wenig Bestätigung. „Empirische Untersuchungen am Menschen geben praktisch keine Belege für die Annahme eines Selbstaufladungsvorgangs.[11] Die Unterschiedlichkeit der Menschen und deren Verhalten widersprechen dieser Theorie. Nach dieser Theorie müssten alle Menschen in gewissen Abständen ohne Grund aggressiv in Erscheinung treten, weil es in jedem Menschen so vorprogrammiert ist. Nichts desto trotz besitzt diese Theorie eine gewisse Erklärungskraft in der kindlichen und jugendlichen Aggressivität.[12] „Insbesondere schulbezogene Argumentationen verweisen auf den Nutzen dieser Theorien für pädagogisches Handeln.“[13] Die jugendliche Natur verlangt nach Befriedigung der emotionalen Spannungszustände, den Abenteuerdrang und die Risikobereitschaft, welches endlich in der pädagogischen Arbeit in Form von Sportangeboten, entsprechenden Spiel- und Freiräumen gewährleistet werden kann. Um diese Form der Erziehung voranzubringen bedarf es Regeln.[14] „Die Triebtheorien erweisen sich somit in gewisser Hinsicht als durchaus anregend für die Entwicklung von Präventions- und Interventionsmöglichkeiten.“[15] Nachdem ich mich mit der Triebtheorie auseinandergesetzt habe, möchte ich das weitere Augenmerk auf die Frustrations- Aggressions- Hypothese richten.

2.1.2 Frustrations- Aggressions- Hypothese

Ein weiterer Ansatz zur Erklärung von aggressivem Verhalten ist die Frustrations- Aggressions- Hypothese. Sie geht im Gegensatz zur Triebtheorie nicht von einer inneren Unruhe und von einer Selbstaufladung aus, sondern beschäftigt sich primär mit dem Verhältnis zwischen Frustration und Aggression. Dollard et al. stellten zwei Thesen auf mit der sie diese Hypothese bestärken wollten. Die erste ist, dass Aggression immer eine Folge von Frustration ist und die zweite, dass Frustration immer zu einer Form von Aggression führt. Als erstes muss der Begriff der Frustration geklärt werden. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie vergeblich, zwecklos. Dabei wird die Störung oder Behinderung einer bestehenden zielgerichteten Aktivität verstanden. Dieses aggressive Verhalten, die durch Frustration hervorgerufen wird, kann sich gegen andere Menschen, gegen sich selbst oder gegen Sachen richten. Wenn die Person bei der Ausübung dieser Aggression behindert wird, so führt dies zu weiterer Frustration und zur weiteren Erhöhung der Aggression. Doch sobald das aggressive Verhalten ohne Störungen durchgeführt wurde, verringert sich das Verlangen nach weiteren aggressiven Verhaltensweisen.[16] Das Aggressionsbedürfnis entsteht also nicht von selbst sondern reaktiv. Wenn sie aber einmal entstanden ist, dann muss sie sich in irgendeiner Form zeigen, wie dies oben erwähnt wurde. Es kann auch vorkommen, dass aggressives Verhalten keinen unmittelbaren Zusammenhang mit einer zuvor eingetretenen Frustration hat oder aber gar keine Frustration dem Verhalten voran gegangen ist. Das aggressive Verhalten von Jugendlichen kann die Antwort auf eine zuvor eingetretene Kränkung, Beleidigung, Demütigung oder irgendein anderer Ärger sein, dem nicht unmittelbar eine Frustration voranging.[17] Daraus resultiert nun, dass zwar jede Frustration eine Neigung zu Aggression in sich führt, diese aber zum Teil zu schwach sein kann, um überhaupt aggressives Verhalten hervorzurufen. Das aggressive Verhalten, welches einer Frustration folgt, richtet sich als erstes gegen die Quelle der Frustration selbst. Wenn diese Quelle nicht erreichbar ist, oder durch ein anderes Objekt, sei es die eigenen Eltern, gesperrt ist, dann richtet es sich gegen andere nicht unmittelbare Objekte, wie die jüngeren Geschwister oder Haustiere oder des Gleichen.[18] Nach dieser Untersuchung kann man zusammenfassend sagen, dass diese Hypothese anwendbar ist aber keine Allgemeingültigkeit besitzt. Nicht jeder Aggression muss unbedingt eine Frustration als Quelle dienlich sein. Diese bis jetzt beschriebenen Theorien zur Erklärung von aggressivem Verhalten waren auf das nichtkontrollierbare Feld beschränkt. Den inneren Trieb und auch die nicht geplante Frustration konnte man selber beeinflussen. Aus diesem Grund ist es wichtig eine weitere Theorie anzuschauen, in dem es um die Person als lernendes Individuum geht.

2.1.3 Lerntheorien

In den Lerntheorien geht es darüber, dass aggressives Verhalten wie andere soziale Verhaltensweisen gelernt werden. Es haben sich drei Typen des Lernens herausgebildet, mit deren Hilfe aggressives Verhalten erklärt werden könnte. Diese möchte ich hier kurz schildern.

Die erste Lerntheorie ist das klassische Konditionieren von Iwan Pawlow (1849- 1936). Pawlow hat durch Hundeversuche gezeigt, dass ein neutraler Reiz zu einer unbedingten Reaktion führt, in dem es an die Stelle des unbedingten Reizes wahrgenommen wird. Er hat Hunden, die beim Anblick des Futters anfingen übermäßig viel Speichel zu produzieren gleichzeitig einen Glockenton zugespielt. Diesen Vorgang hat er solange wiederholt, dass schlussendlich der Glockenton allein gereicht hat, dass der Hund übermäßig viel Speichel produzierte auch wenn kein Futter in der Nähe war. Mit Hilfe dieser Theorie versucht man nun aggressives Verhalten zu erklären. „Wenn ein und dieselbe Person uns mehrmals geärgert hat, so genügt im Allgemeinen schon sein Anblick oder die Nennung seines Namens, um wiederum Missstimmung zu evozieren. Dieser Ärger oder diese Wut, kann dann in aggressiven Handlungen münden.“[19] Bei dieser Lerntheorie lernt man nichts neues, nur bestimmte Reize auf andere Reize zu übertragen und dies geschieht in gewisser Weise auch im Unterbewusstsein. Um neues zu lernen bedarf es schon dem Operanten Konditionieren oder sogar dem Lernen am Modell.

Beim operanten Konditionieren geht es um die Umgebung, die als Lernfaktor ihre Rolle bekommt. Wenn bestimmtes Verhalten positiv durch die Umgebung verstärkt wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Verhalten in ähnlichen Situationen wiederholt wird. Wenn ein Jugendlicher Erfolgserlebnisse in seinem aggressiven Verhalten verspürt, dann wird es an diesem Verhalten festhalten. Dies ist insbesondere in der Schule gegeben. „Solche Erfolge können darin bestehen, dass z.B. eigene Interessen durchgesetzt werden, sich Respekt verschafft wird, Anerkennung und Beachtung eingeholt wird (nicht in Form von Lob, sondern als Aufmerksamkeitszuwendung), Unannehmlichkeiten abgewehrt werden können usw.“[20] Als Außenstehender, in erster Linie als Lehrer sollte man in einem solchen Fall, dem Schüler dazu raten, seine Ziele nicht auf der Basis von Aggressionen zu erreichen, sondern Alternativwege zu suchen. Diese könnte unter umständen in authentischen Modellen, wie Eltern, Lehrer oder andere Mitschüler, zu finden sein.[21] Die letzte Theorie beschäftigt sich mit dem Lernen am Modell. In diesem Fall lernt die Person das aggressive Verhalten, weil es dies zuvor gesehen hat. Das aggressive Verhalten wird beobachtet und imitiert. Entweder wird das Beobachtete sofort nachgeahmt oder aber im Gehirn gespeichert und in einem anderen Augenblick angewendet. Zahlreiche Untersuchungen unter anderem auch mit Jugendlichen belegen, dass diese Theorie ein festes Fundament besitzt. Es wurde bewiesen, dass Menschen das Gesehene dann verstärkt nachahmen, wenn aggressives Verhalten von sozialmächtigen Modellen oder von Personen, die als Helden dargestellt werden präsentiert wurde. Bis jetzt erklären die Lerntheorien am deutlichsten, das aggressive Verhalten von Menschen und besonders von Jugendlichen. In einem weiteren Punkt müssen wir uns nun vom Einzelindividuum entfernen und uns in die Gemeinschaft bewegen, um das aggressive Verhalten anhand von soziologischen Theorien erklären zu können.

2.1.4 Soziologische Theorien

Die soziologischen Theorien betonen die Strukturen in einer Gesellschaft. Wenn diese Strukturen gestört werden, dann entsteht eine Quelle die Verantwortlich sein kann für Gewalt und Aggressionen. Diese Theorie leugnet zwar nicht ab, dass Aggressionen in der Person selbst aufgebaut werden, jedoch sind sie der Meinung, dass die Ursachen dieser Aggressionen in der unmittelbaren sozialen Umgebung der Person ihren Ursprung haben. „Dabei spielen das gesellschaftliche Umfeld und die Macht-, Einfluss-, und Besitzverhältnisse eine bedeutsame Rolle.“[22] Die beiden wichtigsten Ansatzpunkte der soziologischen Theorie sind die Anomietheorie und die Etikettierungstheorie. Die erstere besagt, dass das Fehlen von gemeinsamen Regeln das einzelne Individuum in einen Zustand der Anomie verfallen lässt. Dieser Begriff wurde um 1900 von Emile Durkheim eingeführt. Anders ausgedrückt entsteht dieser Zustand durch die Zunahme der Individualisierung der Gesellschaftsmitglieder. Die Menschen leben nicht unbedingt in einer größeren Gemeinschaft, sie wollen viel mehr unter sich bleiben und vermeiden den Kontakt nach außen. Merton übernahm diese Theorie Durkheims und entwickelte sie weiter. Er sagt, dass kulturelle und gesellschaftliche Strukturen ebenso eine wichtige Rolle spielen bei der Erforschung nach aggressivem Verhalten. Menschen die in eine bestimmte Schicht zugeordnet werden versuchen diese zu verlassen um in eine höhere Schicht zu gelangen. Dieser Weg bleibt den meisten aber verschlossen, weil sie die Bildung oder die Kraft nicht haben um in der Gesellschaft aufzusteigen. Dieser Zustand kann zu aggressivem Verhalten führen, weil sie sich als Verlierer der Gesellschaft sehen. Des Weiteren versuchen sie dann durch Gewalt zu Erfolg und Annerkennung zu kommen.[23] Meines Erachtens ist der Etikettierungstheorie weit aus mehr Achtung zu schenken. Diese besagt nämlich, dass Menschen, resultierend aus ihrem einmaligen oder mehrmaligen Verhalten, bestimmte Verhaltensmuster zugeschrieben werden. Im Laufe der Zeit übernimmt die Person dieses Verhaltensmuster und identifiziert sich mit ihm. Er ist aggressiv, weil dies von seiner Umgebung so gewollt ist.

In diesem Abschnitt habe ich versucht Erklärungsansätze für aggressives Verhalten anhand von vier Theorien zu geben. Nach dem dies zu genüge beschrieben wurde, ist es im weiteren Schritt wichtig sich die Formen von Gewalt näher anzuschauen. Im Kapitel 3 werde ich mich mit den Formen von Gewalt beschäftigen und explizit auf zwei Formen eingehen, wobei ich eine der Formen bis hin zu einem für die Schule wichtigen Beispiel erläutern werde.

3. Formen von Gewalt

Wenn wir über Gewalt sprechen, dann dürfen wir nicht außer Acht lassen, das damit keineswegs nur die körperliche Gewalt, in Form von jemand schlagen gemeint ist, wie es in vielen Köpfen der Menschen fest verankert ist. Unter diesem Begriff ist viel mehr zu verstehen und eine Differenzierung ist von Nöten. Begriffe wie strukturelle Gewalt, personale Gewalt, physische wie psychische Gewalt bis hin zu kultureller Gewalt und weiterer hier nicht aufgeführter Formen fallen darunter. Ich beschränke mich in der vorliegenden Arbeit auf die wesentlichen Punkte der strukturellen und personalen Gewalt mit den Unterpunkten physische und psychische Gewalt, weil das Behandeln aller Formen den Umfang der Arbeit sprengen würde. Die folgende Grafik verdeutlicht die wichtigsten Formen von Gewalt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Formen der Gewalt

3.1 Strukturelle Gewalt

Beginnen möchte ich mit der strukturellen Gewalt, weil dies eine allgemeine Form von Gewalt ist. „Unter „struktureller Gewalt" versteht man eine „indirekte" Gewalt, die unabhängig von Personen existieren kann. Eingeschränkte Lebenschancen, wie sie durch Armut oder Hunger hervorgerufen werden, sind in diesem Sinne Ausdruck einer strukturellen Gewalt, die von den Opfern nicht einmal direkt so empfunden werden muss, weil die eingeschränkten Lebensnormen bereits internalisiert sein können. Beispielsweise das Fernsehen berichtet tagtäglich in einer breiten Palette über Erscheinungsformen der strukturellen Gewalt, ohne dass sich der Zuschauer freilich darüber Rechenschaft ablegt. Filmnachrichten über die latente oder offene Ungleichstellung der Frau gehören hier ebenso dazu, wie die Berichte über Kinderarbeit oder Prostitution.“[24] Anders ausgedrückt, ist strukturelle Gewalt eine gesellschaftliche Bedingung, die Menschen so beeinflussen, dass ihre körperliche und geistliche Verwirklichung geringer ist als ihre potenzielle.[25] Demzufolge fällt unter struktureller Gewalt beispielsweise soziale Ungerechtigkeit. Dieser kann nämlich dazu führen, dass Gewalt entsteht. Demzufolge geht bei der strukturellen Gewalt, keine unmittelbare Gewalt vom Individuum selbst aus. Der Umstand selbst, der Gewalt ausübt, kann die Menschen und vor allem auch Jugendliche dazu bringen physische oder psychische Gewalt auszuüben. Wenn wegen dem enormen Gehaltsunterschied der Eltern zwischen zwei Schülern, ein Neidgefühl einerseits, ein heftiger Streit ausbricht und dies sogar über psychischer hin zu physischer Gewalt eskaliert, dann ist strukturelle Gewalt sehr ernst zu nehmen. In unserer heutigen Gesellschaft wachsen zunehmend Jugendliche unter armen Verhältnissen auf. Zukunftsängste der Eltern übertragen sich auf deren Kinder und somit auch in die Schule. Es ist natürlich nicht zu verleugnen, dass strukturelle Gewalt von jedem Individuum erst als solches erkannt werden muss damit Konsequenzen auftreten. Die Konsequenzen die daraus entstehen können ist wie auch schon erwähnt Gewalt in Form von physischer oder psychischer Gewalt. Diesen beiden Formen der Gewalt ist enorme Wichtigkeit zuzuschreiben, weil sie anhand von Täter Opfer messbar und beobachtbar sind. Aus diesem Grund beschäftige ich mich im Punkt 3.2 näher mit ihnen.

3.2 Personale Gewalt

„Unter personaler Gewalt […] lässt sich […] die beabsichtigte physische oder psychische Schädigung von Menschen, Sachen oder Lebewesen verstehen.“[26] Wie auch aus der Begriffsbezeichnung ersichtlich geht die Gewalt von einer, gegebenenfalls mehrerer Personen aus. Diese Gewalt kann sich in körperlicher oder verbaler Form ausdrücken. Wobei körperliche Gewalt bleibende, vor allem sichtbare Spuren hinterlässt. Wogegen psychische Gewalt erst auf dem zweiten Blick, anhand des Verhaltens der Person zum Vorschein kommen kann. Wie wir nun wissen unterteilt sich personale Gewalt in physische und psychische Gewalt. Ich möchte zunächst einmal die physische Gewalt erklären und im zweiten Schritt auf die physische Gewalt mit einem konkreten Beispiel eingehen.

3.2.1 Physische Gewalt

Physische Gewalt ist eine gewaltsame, schädigende Handlung gegen den Körper eines anderen. Diese Form der Gewalt wird von der gesamten Bevölkerungsschicht ausnahmslos in bestimmten dazu einladenden Situationen ausgeübt.[27] „In den Schulen findet physische Gewalt häufig statt, da eine Vielzahl verschiedener […] Jugendlicher aufeinander trifft, die ihren Platz in der Gesellschaft und somit auch in der Klasse suchen.“[28] Entscheidend für die Gewaltbereitschaft eines Jugendlichen ist unter anderem das soziale Umfeld des Jugendlichen. Das wäre unter anderem die Jugendszene in dem sich der Jugendliche aufhält. Diese könnten zum Beispiel links- oder rechtsradikale Szenen sein, welche einen Einfluss auf den Jugendlichen ausüben. Darüber hinaus können der enge Freundeskreis, die Familie des Jugendlichen oder aber auch Medien Einfluss auf den Jugendlichen haben, der dann zur physischen Gewalt greift. Auf die zuletzt genannten Punkte werde ich später im Kapitel 4 näher eingehen. Obwohl physische Gewalt zu den Formen zählt, die auf dem ersten Blick ersichtlich sind und zu einem kopfschütteln von Außenstehenden führt, die mit dem Opfer auf Grund der eventuellen Verletzungen Mitleid verspüren darf die Gewalt auf der psychischen Ebene nicht vernachlässigt werden.

3.2.2 Psychische Gewalt

Es erscheint mir als sehr wichtig hier an dieser Stelle auch Platz für die psychische Gewalt einzuräumen, denn sie ist ein wesentlicher Bestandteil des schulischen Lebens und vor allem von Jugendlichen. Als erstes möchte ich mich mit der Sache selbst Auseinadersetzen und klären wie psychische Gewalt ist. „Psychische Gewalt ist leise. Sie ist nicht laut. Sie ist nicht spektakulär. Sie erzeugt auch nicht gleich lautes Schreien, aber sie ist langhaltig, sie ist ausdauernd, und sie ist nachwirkend.[29] Mit diesen Worten erklärt Leixnering, Leiter der Abteilung Jugendpsychiatrie in Linz psychische Gewalt. Auch bei der psychischen Gewalt gibt es ein Opfer und ein Täter.

Der Täter versucht einen Angstzustand bei dem Opfer zu erzeugen. Um diesen zu erreichen bedient er sich der Einschüchterung auf verbaler Ebene. Des Weiteren fällt unter psychische Gewalt, wenn Jugendliche verspottet oder verachtet werden. Oder aber auch wenn sie gezielt entmutigt werden. Psychische Gewalt taucht unter Jugendlichen des Öfteren in Begleitung der physischen Gewalt auf. Psychische Gewalt kann der Auslöser für physische Gewalt sein. Ein harmlos wirkender Wortaustausch zweier Jugendlicher eskaliert in einer körperlichen Schlacht, weil dass alleinige verbale attackieren ihnen nicht mehr reicht. Aus diesem Grund behaupte ich, dass zwischen diesen beiden Gewaltformen die Grenzen in den meisten Fällen fließend, wenn nicht parallel laufen. Eines der häufigsten Formen von psychischer Gewalt in der Schule ist das Mobbing. Auf diese Form der Gewalt in der Schule möchte ich nun tiefer eingehen und sie als Beispiel psychischer Gewalt vorstellen.

3.2.2.1 Mobbing

Wie auch schon hinführend erwähnt kommt Mobbing sehr häufig in der Schule vor und aus diesem Grund erachte ich es für sehr wichtig diesem Thema an dieser Stelle Achtung zu schenken und etwas näher darauf einzugehen. Im weiteren Verlauf möchte ich kurz erläutern was Mobbing ist und über seine Ursachen bis hin zur Prävention Kurzüberblick leisten.

3.2.2.1.1 Was ist Mobbing?

Das Wort Mobbing stammt aus dem englischen „to mob“ und bedeutet soviel wie, über jemanden lärmend herfallen, anpöbeln, angreifen, attackieren.[30] Sie tauchte das erste Mal in Großbritannien auf und beschrieb das Verhalten unter Jugendlichen auf dem Schulhof.[31] Zur heutigen Zeit ist Mobbing ein häufiges aber auch heimliches Problem. Viel zu wenige Eltern bekommen mit, dass ihre Kinder Opfer von Mobbing werden. Diese sind in Deutschland nur jedes zweite Elternpaar. Erstaunlicherweise ist diese Zahl bei den Lehrern nicht besser. Denn bei ihnen sind es nur ein drittel, die davon mitbekommen. Diese im Grunde erschreckenden Zahlen verdeutlichen diese unsichtbar herumschleichende Gewaltform. Denn sie ist nun mal nicht so ersichtlich wie eine blutige Nase, die durch einen Mitschüler auf dem Pausenhof oder im Schulflur durch einen Schlag ins Gesicht verursacht wurde. Man kann Mobbing nicht sofort sehen. „Eine Jugendgesundheitsstudie, die im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation im Jahre 2002 durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass 30% der Schüler in Berlin schon einmal gemobbt wurden. Noch erschreckender war die Aussage von 41% der befragten Schüler und Schülerinnen, selbst schon einmal gemobbt zu haben.“[32] Die Problematik des Mobbing erstreckt sich über alle Schichten, Alter und Schultypen. Für diese Arbeit ist es wichtig diese zu differenzieren. Aus diesem Grund vernachlässige ich Mobbing in der Arbeitswelt und Mobbing unter Erwachsenen und widme mich der Schülermobbing.

3.2.2.1.2 Charakteristika für Schülermobbing

Beim Schülermobbing geht es um Taten, die das soziale Ansehen des Opfers[33] schwächen und schaden sollen. Dies geschieht in dem Schüler jemanden nicht beachten, ihn beim Spielen auf dem Schulhof nicht mitspielen lassen und ihn soweit gehend ausgrenzen. Darüber hinaus kann das Schülermobbing daraufhin ausgedehnt werden, dass non - verbale Beleidigungen, in Form von Augen rollen, Brechgeräusche und verschiedene Gesten, auf das Opfer hin ausgeübt werden. Des Weiteren werden diese Taten bis hin zum Redeverbot ausgedehnt. In diesem Fall wird es dem Opfer verboten zu reden und anderen Mitschülern ebenfalls untersagt mit dem Opfer zu Reden. Schlimm wird es für das Opfer, wenn es am Lernen im Unterricht gehindert wird. Den Opfern wird das Heft weggenommen, gegebenenfalls auch Stifte zerbrochen. Beim letzteren sehen wir, dass das Mobbing auch Nebenerscheinungen, wie Sachbeschädigung mit sich führen kann. Wie auch in Kapitel 3.2.2 erwähnt kann Mobbing in so weit ausgedehnt werden, dass die aufgezählten Taten nicht ausreichen und es schnell zu handfesten Taten kommt. Wenn diese Situation eintritt, dann befinden wir uns schnell im Bereich der physischen Gewalt und dieser kann schlichtweg auch von Lehrern erkannt werden. Unbemerkt bleibt nur, was diesem Vorangegangen ist. Im schlechtmöglichsten Fall, kann so das Opfer zum Täter werden und seine Stellung in der Klasse und vor dem Lehrer verschlechtert sich. Wenn man zu den 33% der Lehrer gehört, die ein Mobbingfall in der Klasse oder in der Schule erkennen, sollte man sich zu allererst Fragen, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Die Findung der Ursache steht an oberster Stelle. Nur durch ihn, kann man die Folgen verhindern und Präventionsmaßnahmen ergreifen.

3.2.2.1.3 Ursachen

Wenn wir uns nun auf die Suche nach den Ursachen für Mobbing machen, müssen wir uns vornherein klar werden, dass es nicht die eine Ursache dafür geben kann. Dass wäre zu banal und erschreckend zu gleich, dass man trotz der einen Ursache Mobbing nicht zu verhindern mag. Aus diesem Grund bewege ich mich auf parallelen Schienen um der Sache auf den Grund zu gehen. Zum einen können die Ursachen von der Institution Schule, von Erwachsenen, Lehrern und Erziehern, vom Jugendlichen selbst und von der jeweiligen Gruppe in dem sich der Jugendliche aufhält ausgehen. Wenn Erwachsenen den Jugendlichen in ihrer Kindheit, aber auch später nicht genügend Grenzen setzen. Dies kann sich in der entsprechenden Wortwahl, in Form von Beschimpfungen, zeigen. In Anbetracht dessen, dass diese Grenzen nicht gesetzt wurden, amüsiert sich der Jugendliche auf Kosten anderer und es ist ihm egal. Eine andere fast unsichtbare Ursache für Mobbing geht vom Opfer selbst aus. Wenn dieser sich nicht in die bestehende Gruppe integrieren kann, weil ihm die Interessen dieser Gruppe entgegenwirken. Dadurch distanziert sich das zukünftige Opfer von dieser Gruppe und zieht sich in sein eigenes „Reich“ zurück. Er wird automatisch zum „Exoten“ der Klasse mit entgegengesetzten Interessen. Die uns nun vorliegenden Situation wird zu einem exzellenten Nährboden für Mobbing. Die Gruppe, in dem sich das Opfer nicht integrieren konnte, wird gestärkt durch die Gruppendynamik und sucht sich nun ein Opfer aus, mit des es ihren Spaß haben kann. Unser „Exot“ eignet sich dazu hervorragend, weil er als Einzelgänger gegen eine ganze Gruppe nicht viel ausrichten kann. Wie wir sehen können die Ursachen auch vom Opfer selbst ausgehen. Dass muss natürlich nicht heißen, dass das Opfer die Schuld für das Mobbing trägt. Er muss ja nicht unbedingt die gleichen Interessen haben, wie der Rest. Menschen sind individuelle Wesen mit eigenem Verstand und Interessen. Ein weiterer ausschlaggebender Nährboden für Mobbing geht von der Institution Schule aus. Wenn die Atmosphäre der Institution von Gewalt geprägt ist, dass heißt Gewalt auf dem Schulhof normal wird, dann normalisiert sich dieses Verhalten auch für die Schüler. In Anbetracht dieser Faktoren wird deutlich, dass es nicht nur die Aufgabe der Eltern ist gegen diese Ursachen vorzugehen, sondern vielmehr auch die von Lehrern, Erziehern und vor allem der Schule.[34] Zu den Präventionsmaßnahmen werde ich dann später eingehen. Nun wissen wir, dass Ursachen mehr oder weniger, vom Opfer selbst, von anderen oder Umgebungsbedingt ausgehen können. Ursachen bringen immer auch Folgen mit sich. Welche Folgen Mobbing für das Opfer haben kann möchte ich im weiteren Punkt erläutern.

3.2.2.1.4 Folgen

Mobbing kann in vielerlei Hinsicht mehr oder weniger gravierende Folgen für das Opfer haben. Ich möchte die Folgen in zwei Gruppen einteilen. Zum einen kann es gesundheitliche Folgen geben und zum anderen Folgen für die schulischen Leistungen. Zuerst einmal die gesundheitlichen Folgen. Die gesundheitlichen Folgen von Mobbing für Jugendlichen kann zu dieser Zeit leider nicht vollends dargestellt werden, weil sie zu wenig bis kaum untersucht worden ist. Die gesundheitlichen Folgen im Erwachsenenleben dagegen sind eingehend untersucht worden. Sie gehen von Schlafstörungen, Kreislaufbeschwerden bis hin zur Ausbildung seelischen Traumas. Gesundheitliche beschwerden bei Jugendlichen werden kaum in Verbindung mit Mobbingterror in der Schule gebracht. Die Folgen für schulische Leistungen sind nicht weniger wichtig aber genauso wenig wissenschaftlich abgesichert. In vielen Fällen wird der Rückgang der schulischen Leistungen nicht unmittelbar in Zusammenhang mit Mobbing gebracht. Des Öfteren vergraben Fehldiagnosen Mobbing unter anderen in der Schule auftretenden Auffälligkeiten. Dieses wäre ADHS um hier nur eins zu nennen. Das Schulschwänzen eines Schülers kann in manchen Fällen auch fehl gedeutet werden, wenn hinter dem Schulschwänzen das Vermeiden des täglichen Mobbingterrors steht.[35] Weitere Folgen von Mobbing wären die Abwertung des Opfers, die Schädigung des sozialen Ansehens und Beeinträchtigung der sozialen Kontakte. Um diese Folgen so gering wie möglich zu halten oder sie sogar aufzuhalten muss man sich, sei es als die Eltern, Lehrer, Erzieher oder als Institution Schule Gedanken über Präventionsmaßnahmen machen.

3.2.2.1.5 Prävention

Präventionsmaßnahmen können von Eltern, Lehrern, Erziehern und von der Institution Schule vorangetrieben werden. Ich werde mich in dieser Arbeit nur auf die Lehrer beziehen, weil Mobbing am häufigsten in der Schule auftritt und es mich als zukünftigen Lehrer am ehesten betrifft. Eines der ersten Maßnahmen die durch den Lehrer, der das Mobbing bemerkt, angestrebt werden sollte ist das Einzelgespräch mit dem Opfer. Das Opfer soll seine Sicht der Dinge in einem ruhigen Gespräch darlegen. Das Vertrauen des Schülers dem Lehrer gegenüber und die innere Beziehung des Lehrers gegenüber dem Schüler ist eine Grundvoraussetzung für das Gespräch. Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, dann sollte man sich eine andere Lehrkraft oder den eventuell vorhandenen Schulpsychologen zur Hilfe holen. Darüber hinaus kann man den Schüler im Unterricht aufwerten, indem man ihm Aufgaben gibt, die er gut beherrscht. Das kann sich in Form von Anschreiben von Lösungen an die Tafel oder auf die Folie zeigen. Dieser Vorgang muss sich wiederholen, da nur so die Stärken des Schülers zur Geltung kommen. Die in dieser Form durchgeführte Präventionsmaßnahme muss unter Wissensausschluss der restlichen Klasse durchgeführt werden, denn sonnst verliert sie an Wirkung und unter ungünstigen Umständen sogar zur Erhöhung des Mobbingterrors gegenüber dem Opfer. Eine andere Alternative wäre das Ansprechen des Problems in der Klasse. Die Voraussetzung hierfür muss durch das Einverständnis des Opfers bestehen. Das Problem wird somit in der Klasse thematisiert und es wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Unrealistische Wünsche, wie sofortige Integration oder scharfe Bestrafung der Täter müssen zurückgewiesen aber auch verstanden werden. Für so ein Klassengespräch müssen wiederum auch bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Zum einen muss die Klasse mit der Tatsache des Mobbing einverstanden sein. Es benötigt weiterhin ein offenes und gutes Klassenklima, indem problemlos Kritik geübt werden kann und die Einsicht, dass das Verhalten der Täter gegenüber dem Opfer schlimmer als erwartet ausgewirkt hat.[36] Schließlich muss jeder Lehrer für sich seine Präventionsmaßnahme finden. Wichtig ist, dass zumindest eine dieser Maßnahmen durchgeführt werden muss. In diesem Kapitel habe ich mich mit den Formen von Gewalt beschäftigt und explizit ein Beispiel von psychischer Gewalt kurz vorgestellt. Alle Formen von Gewalt wie auch das Beispiel hier in ihrer Ausführlichsten Form darzustellen würden den Rahmen dieser Arbeit übersteigen.

Wie bis jetzt zu erfahren war gibt es Erklärungsansätze für aggressives Verhalten, wie die Triebtheorie, Frustrations- Aggressions- Hypothese und weitere und verschiedene Formen von Gewalt. Darüber hinaus gibt es gewaltfördernde Einflussfaktoren, die bestimmte Formen von Gewalt auslösen können. Im Kapitel 4 möchte ich mich nun mit diesen Einflussfaktoren auseinandersetzen, weil ich sie für sehr wichtig einstufe.

4. Gewaltfördernde Einflussfaktoren

Wie ich in Kapitel 2 schon erwähnt habe gibt es verschiedene Erklärungsansätze für aggressives Verhalten, was wiederum zu Gewalt führen kann. Diese Theorien können oder konnten nur schwer nachvollzogen werden oder mussten sogar empirischen Untersuchungen unterliegen. Darüber hinaus gibt es aber auch Einflussfaktoren die zu Gewalt führen können. Diesen Faktoren sollte auch Aufmerksamkeit geschenkt werden um auch hier herauszufinden in wie weit welcher Faktor zu Gewalt beiträgt. In den folgenden Unterpunkten möchte ich mich deshalb mit den möglichen Einflussfaktoren Drogen, Medien, Peergroup, Schule und Familie näher beschäftigen.

4.1 Drogen

Der Begriff Drogen kommt stammt ursprünglich aus den Niederlanden und bedeutet soviel wie Trocken. Damit werden all jene Pflanzen verstanden, die getrocknet wurden. In unserer heutigen Gesellschaft wird diese Bezeichnung meist mit einem Mittel, in getrockneter wie auch in flüssiger Form, der den Menschen in einen Zustand des Rauschs versetzt in Verbindung gebracht. Dieser Rauschzustand hängt von der Menge, von der Person und vom Mittel selbst ab. Das heißt, dass Menschen in unterschiedliche Rauschzustände fallen können. Drogen werden generell in zwei Kategorien unterteilt und zwar in die legalen / gesellschaftlich tolerierten Drogen und in die illegalen Drogen. Bei den ersteren handelt es sich im Grunde um Alkohol und Nikotin in Form von Zigaretten, Zigarren oder Wasserpfeifen. Bei der zweiten jedoch um, im Volksmund härteren Stoffe, wie Cannabis, Heroin, Kokain oder LSD. Beide Formen der Drogen, die legalen wie auch die illegalen führen bei geringen bis übermäßigen Gebrauch zu Rauschzuständen. Während diesem Rauschzustand verändert sich gleichzeitig der Bewusstseinszustand des Menschen und das natürliche Kontrollieren der Körperbewegungen, wie aber auch der Gebrauch des eigenen Verstandes wird beeinträchtigt. In einem solchen Zustand können sich der Mensch und vor allem der Jugendliche nicht mehr richtig, vernünftig kontrollieren und somit eine Gefahr für sich und für seine Umwelt werden. Weiterhin ist die Gefahr groß, dass der Drogenkonsument vermehrt zur Gewalt greift, weil er in seinem Rauschzustand gut von böse, Freund und Feind und Gefahr und keine Gefahr schwer unterscheiden können. Nachdem ich nun diese Behauptungen aufgestellt habe werde ich im Weiteren anhand von Beispielen von legalen und illegalen Drogen diesen Behauptungen auf den Grund gehen und nachprüfen in wieweit welche Drogen Einfluss auf den Jugendlichen haben können und ob dieser Einfluss zu Gewalt führen kann.

4.1.1 legale / gesellschaftlich tolerierte Drogen

Zu den legalen bzw. gesellschaftlich tolerierten Drogen zählen unter anderem Alkohol und Nikotin, welches in Form von Zigaretten, Zigarren oder durch die Wasserpfeife eingenommen wird.

4.1.1.1 Alkohol

„Alkohol bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch den zur Gruppe der Alkohole gehörenden Äthylalkohol, der durch Vergärung von Zucker aus unterschiedlichen Grundstoffen gewonnen wird und berauschende Wirkung hat.“[37] Alkohole unterteilen sich in Nahrungs-, Genuss- und Rauschmittel und finden ihre Verwendung in den einzelnen Punkten. Als Nahrungsmittel wird Alkohol vor allem für das abschmecken von Gerichten verwendet. In dieser Form führt Alkohol relativ gering zu Rauschzuständen. Als Genuss- oder unmittelbare Rauschmittel erfüllt er diesen Zustand gewiss. Jugendliche kommen meist im Alter zwischen 10 und 14 Jahren das erste Mal in Berührung mit Alkohol. Dies geschieht vor allem bei Familienfeiern, bei denen die Jugendlichen ein Gläschen Wein oder Bier mittrinken dürfen. Der Einstieg in die Welt der Alkohole wird somit vorbereitet. Ihre Wirkung auf den Körper von Jugendlichen ist unterschiedlich. „Die Wirkung hängt von der getrunkenen Menge, dem jeweiligen körperlichen und seelischen Zustand sowie der Trinkgewöhnung ab. In geringen Mengen führt der Genuss zu gehobener Stimmung, Kontaktfreude, Abbau von Hemmschwellen und Ängsten. Bei Missbrauch kann die Stimmung in Gereiztheit bis hin zu Aggression und Gewalt umschlagen.“[38] Das Institut für Therapieforschung in München hat im Jahr 2004 eine Befragung von Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klasse in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen zum Thema Alkohol durchgeführt. Diese Untersuchung lief unter dem Namen Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD).[39] In dieser Studie wurde herausgefunden, dass bereits 85% der 15 bis 16 Jährigen eine Prävalenz aktuellen Alkoholkonsums haben und bis zum Alter von 15 Jahren waren 50% der Jugendlichen einmal betrunken. Diese Zahl steigt bis zum Alter von 16 Jahren auf 80%.[40] An den erschreckende Zahlen wird deutlich, dass Alkohol von der Gesellschaft stark toleriert wird. Denn warum könnten die Zahlen sonst so erschreckend ausfallen? Wie wirkt sich dieser Alkoholkonsum auf die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen aus? Durch den übermäßigen Genuss von Alkohol werden die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, die Wahrnehmung und die Urteilskraft beeinträchtigt.[41] Unter diesen Beeinträchtigungen kann es Vorkommen, dass eine Situation, die gar keinen Grund für gewalttätiges Handeln verlangt, falsch eingeschätzt wird und es dadurch zu gewalttätigen Handeln führt. Der enge Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und gewalttätigem Verhalten wurde durch die Wissenschaft bewiesen. Unter Alkoholeinfluss neigt ein Mensch prozentual höher zu Gewalt als ohne. Verschiedene Organisationen, unter anderem auch Krankenkassen unternahmen Studien die zu diesem Resultat kamen. Die Jugendlichen fühlen sich Zwangloser und haben das Gefühl über allem zu stehen und alles machen zu können. Auch unter dem Einfluss der Gruppe kommt es so schnell zu unüberlegten Verhalten. Die Selbstüberschätzung und die Rücksichtslosigkeit steigen bei zunehmender Alkoholeinnahme.[42] Sehr oft beginnt es damit, dass Mülltonnen, Autos oder andere Gegenstände, die in unmittelbarer Nähe sind, beschädigt werden. Das Hineinsteigern in die Situation führt des Weiteren mit sich, dass auch Personen in dieses Netz der Gewalt ungewollt hineingezogen werden. Unschuldige Menschen werden aus Lust und Laune von dem sich im Rauschzustand befindlichen Jugendlichen ins Visier genommen und es kommt zu einer Schlägerei. Wenn ein Mensch sich und seinen Körper nicht mehr kontrollieren kann und der Alkohol dies fördert, dann kann man davon ausgehen, dass Alkohol ein gewaltfördernder Einflussfaktor ist. Eine der weiteren legalen und von der Gesellschaft tolerierten Drogen ist Nikotin.

4.1.1.2 Nikotin

Zu den weiteren legalen Drogen gehört das Nikotin. Sie wird im Volksmund aber nicht unbedingt als Droge als solches bezeichnet. Das Nikotin befindet sich vor allem in Zigaretten, Zigarren und in Wasserpfeifentabak und in solchem wird sie auch als Rauch eingenommen. Sie ist der Hauptbestandteil des Tabaks, welches aus den Blättern der Tabakpflanze gewonnen wird. Das Nikotin wirkt beruhigend und anregend zugleich und besitzt ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Beim Rauchen von Tabak, welches das Nikotin beinhaltet tritt ein typischer Rausch mit Störungen im Bereich der Wahrnehmungen, der Emotionen, des Antriebs oder der Motorik nicht auf. Beim übermäßigen Konsum und beim abhängigen Konsumverhalten nimmt die Gefahr des aggressiven Verhaltens sogar ab.[43] Es gibt keine empirische Studie die besagt, dass Rauchen und Gewalt in irgendeiner Form korrelieren. Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass Rauchen und gewalttätiges Verhalten in keinem Zusammenhang stehen. Neben den legalen, von der Gesellschaft tolerierten Drogen gibt es auch die illegalen Drogen, die zum Teil wegen ihrer starken Abhängigkeit und zum anderen Teil wegen der Gefahr die sie mit sich führen von der Gesellschaft nicht toleriert werden. Personen die illegale Drogen zu sich nehmen, werden von der Gesellschaft ins Abseits gestellt. Im weiteren Abschnitt werde ich auf die illegalen Drogen näher eingehen.

4.1.2 Illegale Drogen

Wie auch schon erwähnt sind illegale Drogen von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Sie können zur Sucht und zum Absturz aus der Gesellschaft führen. Zu den illegalen Drogen gehört Cannabis, Heroin, Kokain und LSD um nur einige zu nennen. Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere hier nicht aufgezählte illegale Drogen. Jede illegale Droge hat ihre eigene Wirkung auf den Körper des Konsumenten und verändert so sein Verhaltensmuster. Welche Droge welche Wirkung auf den Körper hat und welches Verhaltensmuster daraus resultiert muss zunächst einmal geklärt werden.

4.1.2.1 Cannabis

Cannabis wird aus der Hanfpflanze gewonnen und unterteilt sich in Haschisch und Marihuana. Als Haschisch wird der Harz der Hanfpflanze bezeichnet. Die getrockneten Blüten der Hanfpflanze heißen Marihuana. Marihuana wird im Jargon der Konsumenten auch als „Gras“ oder „Ganja“ bezeichnet.[44] Daneben gibt es noch das Hanföl, welches aber selten in Gebrauch ist, weil es schwer Dosierbar und zum Transport ungeeignet ist. Bisher konnte die Wissenschaft nicht beweisen, dass eine Sucht durch das Konsumieren von Cannabis hervorgerufen wird. Doch ist bewiesen, dass Cannabis eine berauschende Wirkung hat. Nach der Einnahme von Cannabis wirkt dieser, wenn es oral durch rauchen eingenommen wurden innerhalb von wenigen Minuten und hält ca. zwei bis drei Stunden an. Wird sie jedoch über die Nahrung eingenommen, so tritt die Wirkung je nach Magenfüllung in zwei bis drei Stunden auf und wirkt aber bis zu acht Stunden. Sie wirkt appetitanregend, beruhigend und kann eine halluzinogene Wirkung hervorrufen. Ebenso wird die Wahrnehmung der Umgebung intensiver. Farben, Gerüche und der Geschmack von Essen werden intensiver. Je nach dem in welcher Stimmung man sich zuvor befand wird nach dem Cannabiskonsum verstärkt. D.h. wenn man sich gut gefühlt hat, dann fühlt man sich nach der Einnahme auch gut. Ist dies anders der Fall, so kann es zur Verschlechterung des Befindens führen. In dieser Phase kann es zu erhöhter Gewaltbereitschaft kommen. In der Regel wird dem Cannabis aber eine beruhigende Wirkung zugeschrieben. Ein zuvor aggressives Verhalten wird unter Cannabiseinnahmen verringert.[45] Diese Annahme zeigt, dass die Einnahme von Cannabis nicht unmittelbar zur Gewalt führen muss, dies aber nicht auszuschließen ist. Wenn man in einen Zustand gerät indem man sich und seinen Körper und seine Umgebung anders als gewohnt wahrnimmt, kann man nicht garantieren, dass ein friedvolles zusammen leben mit sich, mit anderen und der Umwelt gewährleistet ist. Was darüber hinaus wichtig zu wissen ist, dass Cannabis negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen wirken kann. Jugendliche können die Folgen von Cannabis nicht richtig einschätzen und sich im Zuge der Gruppe in bestimmten Situationen überschätzen.[46] Endlich kann man sagen, dass keineswegs bestätigt wurde, dass Cannabis zu Aggression und Gewalt führt.[47]

4.1.2.2 Heroin

„Heroin ist ein durch chemische Prozesse aus dem Rohopium des Schlafmohns […] gewonnenes Pulver mit betäubender und zugleich euphorisierender Wirkung. Heroin gehört zu den illegalen Suchtmitteln, deren Besitz und Anbau sowie dessen Handel nach dem Betäubungsmittelgesetz verboten sind und strafrechtlich verfolgt werden.“[48] Rund 2% der Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren sind laut der Bielefelder Studie aus dem Jahr 2003 Heroin gefährdet.[49] Die Wirkung von Heroin wird als schmerzstillend und euphorisierend beschrieben. Sie soll alle negativen Empfindungen wie das Leergefühl, Schmerz, Unwillen und Angst vom Konsumenten zudecken. Das letztere gibt einen Grund zur Sorge. Denn Angst hindert einen Menschen Dinge zu tun, die man nicht tun möchte oder tun würde. Wenn einem diese Angst genommen wird dann kalkuliert man Situationen falsch ein und geratet so schnell in Situationen die Gewalt beinhalten können. Somit kann Heroin zu gewalttätigem Handeln führen.

4.1.2.3 Kokain

„Kokain (je nach Verarbeitung auch als Koks, Schnee, Coke, Crack und Rocks bezeichnet) ist ein weißes kristallartiges Pulver, das mit Hilfe verschiedener chemischer Prozesse aus den Blättern des Kokastrauches […] gewonnen wird. Es wirkt sowohl berauschend wie auch örtlich betäubend.“[50] Die Einnahme von Kokain geht über das Rauchen, Schnupfen bis hin zum Einspritzen. Wobei beim letzteren eine schnelle Wirkung eintritt. Kokain führt zur psychischen Abhängigkeit. Beim Kokain werden drei Phasen des Rausches unterschieden. Die euphorische Phase, in dem alles positiv erlebt , ein hohes Selbstwertgefühl hat und der Konsument sich sorglos und befreit fühlt. In der zweiten Phase setzt der eigentliche Rausch ein. Der Konsument kommt in eine ängstlich paranoide Stimmung mit Halluzinationen begleitet. Die letzte Phase ist die interessantere für unsere Untersuchung. In der letzten Phase kommt es zu einem depressiven Verhalten, weshalb diese Phase auch als depressives Stadium bezeichnet wird. In dieser Phase fühlt sich der Konsument niedergeschlagen, müde und erschöpft. Darüber hinaus bekommt er Angstzustände, hat Selbstvorwürfe und ist stark Suizidgefährdet. Das hohe Risiko zur Gewalt an sich selbst ist vorhanden. Dieses Risiko macht die Droge sehr gefährlich, weil ein gewalttätiges Handeln gegen sich selbst ohne die Einnahme der Droge nicht gegeben wäre. Diese Behauptung schließt natürlich nicht ein, dass ein Mensch nicht auch ohne Drogenkonsum Selbstmordgedanken pflegt.[51]

4.1.2.4 Ecstasy

Ecstasy gehört zu den illegalen Drogen und wird auch als Designerdroge bezeichnet, weil sie aus verschiedenen in sich veränderten Chemikalien hergestellt wird. Es wird in Kapseln oder Pillen angeboten und hat eine euphorische Wirkung. Es gilt auch als Stimmungsdroge. Der Konsument fühlt sich freizügiger und lockerer. Er bekommt das Gefühl über allem zu stehen und alles erreichen zu können. Das Gefühl einen Zug aufhalten zu können entsteht schnell. Dieses Gefühl kann gefährlich für den Konsumenten und vor allem für Jugendliche sein. In dem Stadium dieses Gefühles kann es möglich sein, dass man sich wirklich vor einem Zug oder vor ein Auto stellt um dieses auf freier Fahrt befindliche Fortbewegungsmittel Aufzuhalten. Es gibt aber keine Anzeichen für Gewalt gegen andere, weil das Mittel ein Gefühl der Liebe gegen seine Umwelt gibt und man jeden und jedermann lieb hat und sich denkt, dass alles auf der Welt gut ist. Nach einer kurzen Zeit treten auch negative Nebenerscheinungen auf. Diese sind durch Depressionen gekennzeichnet.

Zusammenfassend:

Legale wie auch illegale Drogen können Gewalt fördernd sein. Wobei zwischen den legalen und illegalen Drogen und unter den Drogen zu unterscheiden wäre. Bei den legalen Drogen ist der Genuss von Alkohol stark Gewalt fördernd. Diese Behauptung hängt natürlich auch von der Menge und dem prozentualen Anteil des Alkohols in dem eingenommen Getränk ab. Nikotin dagegen ist kein nennenswerter Faktor, der zu Gewalt führen könnte.

[...]


[1] Aus: Martin, L.R. Martin, P.: Gewalt in Schule und Erziehung, Ursachen - Grundformen der Prävention und Intervention. 2003. S.9. zitiert nach Fuchs / Lamnek / Luedke. 1996. S.14

[2] Vgl. Meier, U.: Aggressionen und Gewalt in der Schule, Zur Dialektik von Schülerpersönlichkeiten, Lernumwelten und schulischen Sozialklima. 2004. S.16

[3] Aus: ebd. S.20

[4] Vgl. ebd. S.21

[5] Vgl. Martin, L.R. Martin, P.: Gewalt in Schule und Erziehung, Ursachen - Grundformen der Prävention und Intervention. 2003. S.9

[6] Vgl. Meier, U.: Aggressionen und Gewalt in der Schule, Zur Dialektik von Schülerpersönlichkeiten, Lernumwelten und schulischen Sozialklima. 2004. S.18f

[7] Aus: Melzer, W., Schubarth, W., Ehninger, F.: Gewaltprävention und Schulentwicklung, Analysen und Handlungskonzepte. 2004. S.55f. zitiert nach Nolting 1993.

[8] Vgl. Meier, U.: Aggressionen und Gewalt in der Schule, Zur Dialektik von Schülerpersönlichkeiten, Lernumwelten und schulischen Sozialklima. 2004. S.42

[9] Aus: Melzer, W., Schubarth, W., Ehninger, F.: Gewaltprävention und Schulentwicklung, Analysen und Handlungskonzepte. 2004. S.56

[10] Vgl. ebd.

[11] Aus: ebd.

[12] Vgl. ebd. S.57

[13] Aus: ebd.

[14] Vgl. ebd.

[15] Aus: ebd.

[16] Vgl. Meier, U.: Aggressionen und Gewalt in der Schule, Zur Dialektik von Schülerpersönlichkeiten, Lernumwelten und schulischen Sozialklima. 2004. S.44f

[17] Vgl. Melzer, W., Schubarth, W., Ehninger, F.: Gewaltprävention und Schulentwicklung, Analysen und Handlungskonzepte. 2004. S.57f

[18] Vgl. Zimbardo, P., Gerrig, R.J.: Psychologie. 1996. S.337

[19] Vgl. Meier, U.: Aggressionen und Gewalt in der Schule, Zur Dialektik von Schülerpersönlichkeiten, Lernumwelten und schulischen Sozialklima. 2004. S.48

[20] Aus: ebd. S.49

[21] Vgl. ebd.

[22] Aus: Meier, U.: Aggressionen und Gewalt in der Schule, Zur Dialektik von Schülerpersönlichkeiten, Lernumwelten und schulischen Sozialklima. 2004. S.55

[23] Vgl. Melzer, W., Schubarth, W., Ehninger, F.: Gewaltprävention und Schulentwicklung, Analysen und Handlungskonzepte. 2004. S.62f

[24] Aus: Landl, A.: Gewalt. 2003.

[25] Vgl. Mäder, U.: Strukturelle Gewalt in der Moderne. 2005. S.149-164

[26] Aus: Landl, A.: Gewalt. 2003

[27] Vgl. Brandenburgischer Bildungsserver BBS: Themenfeld: physische Gewalt. 2007

[28] Aus: ebd.

[29] Aus: Leixnering, W.: „Vater ist in großer Not, und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum“. „Was ist psychische Gewalt?“. 1999. S.8ff

[30] Vgl. Wolmerath, M.: Mobbing. Rechtshandbuch für die Praxis. 2007. S.21

[31] Vgl. Eckardt, J.-J.: Mobbing bei Kindern. Erkennen, helfen, vorbeugen. 2006. S.10

[32] Aus: ebd.

[33] Im weiteren Verlauf der Arbeit spreche ich von der Person, die psychischer Gewalt (in diesem Fall Mobbing) ausgesetzt ist als Opfer.

[34] Vgl. ebd. S.18ff

[35] Vgl. Kaspar, H.: Prügel, Mobbing, Pöbeleien. Kinder gegen Gewalt in der Schule stärken. 2003. S.42

[36] Vgl. Dambach, K.-E.: Mobbing in der Schulklasse. 1998. S.64ff

[37] Aus: Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (DHS): Alkohol. Die Sucht und ihre Stoffe. Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen Suchtstoffe. Ohne Datum

[38] Aus: Popp, H., Kretzschmar, K.: Jugendlichen und Alkohol. Verboten oder Erlaubt? Gesetzliche Grundlagen und Hinweise für Jugendliche, Eltern und Gewerbetreibende. 2004. S.2

[39] Vgl. Institut für Therapieforschung München: Die Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD): Befragung von Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klasse in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg - Vorpommern und Thüringen. 2004. S.1

[40] Vgl. ebd. S.3

[41] Vgl. Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (DHS): Alkohol. Die Sucht und ihre Stoffe. Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen Suchtstoffe. Ohne Datum

[42] Vgl. Schweizerische Fachstelle für Alkohol -und andere Drogenprobleme: Alkohol im Körper - Wirkung und Abbau. 2004. S.5

[43] Vgl. Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (DHS): Nikotin. Die Sucht und ihre Stoffe. Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen Suchtstoffe. Ohne Datum

[44] Vgl. Essl GmbH: Drogenverzeichnis. Marihuana, Haschisch und Hanföl. 2002-2003

[45] Vgl. Essl GmbH: Drogenverzeichnis. Wirkung von Cannabis. Die Wirkstoffe. 2002-2003

[46] Vgl. Essl GmbH: Drogenverzeichnis. Gefahren durch Cannabiskonsum. 2002-2003

[47] Vgl. Michalke, M., Radomski, S.: Seminar Psychopharmakologie. Cannabis. 2000-2001

[48] Aus: Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (DHS): Heroin. Die Sucht und ihre Stoffe. Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen Suchtstoffe. Ohne Datum

[49] Vgl. Wey, M.: Das online Familienhandbuch. Jugendliche und Drogen - Prävention und Therapie. 2007

[50] Aus: Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (DHS): Kokain. Die Sucht und ihre Stoffe. Eine Informationsreihe über die gebräuchlichen Suchtstoffe. Ohne Datum

[51] Vgl. ebd.

Excerpt out of 126 pages

Details

Title
Untersuchung zum Gewaltverständnis von deutschen und türkischen Jugendlichen mit Folgerungen für die Präventionsarbeit in der Schule
College
University of Education Ludwigsburg
Grade
3
Author
Year
2007
Pages
126
Catalog Number
V94068
ISBN (eBook)
9783668191419
ISBN (Book)
9783668191426
File size
2194 KB
Language
German
Keywords
Untersuchung, Gewaltverständnis, Jugendlichen, Folgerungen, Präventionsarbeit, Schule
Quote paper
Veysel Kilicaslan (Author), 2007, Untersuchung zum Gewaltverständnis von deutschen und türkischen Jugendlichen mit Folgerungen für die Präventionsarbeit in der Schule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94068

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