Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Selbstwirksamkeitserwartung, Suchterkrankungen und Beratungsgespräche


Einsendeaufgabe, 2018

23 Seiten, Note: 0,5

Regina Wenzinger (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Selbstwirksamkeitserwartung
1.1 Definition
1.2 Messung spezifischer Selbstwirksamkeitserwartung
1.3 Studienvergleich

2 Literaturrecherche Suchterkrankungen
2.1 Definition
2.2 Theoretische Grundlagen
2.3 Entstehung
2.4 Überblick über aktuelle Daten und Zahlen
2.5 Präventions- und Interventionsprogramm zur Reduktion von Gesundheitsrisiken
2.6 Konsequenzen für eine gesundheitsorientierte Beratung

3 Beratungsgespräch
3.1 Modell des Gesundheitsverhaltens
3.2 Die Rolle des Beraters

4 Literaturverzeichnis

5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1 Selbstwirksamkeitserwartung

1.1 Definition

Laut Krapp und Ryan (2002) stellt das Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung, eine Weiterentwicklung des traditionellen Reiz-Reaktions-Schemas des behavioristischen Denkansatzes, dar. Basierend auf der sozial-kognitiven Lerntheorie von Bandura (1992, 2001), veranschaulichte dieser an diversen Beispielen, die Steuerung menschlicher Verhaltensweisen durch Emotionen (Schwarzer & Jerusalem, 2002).

Eine zentrale Rolle diesbezüglich spielt der Begriff der Selbstwirksamkeit, der wie folgt definiert werden kann: „die subjektive Gewissheit einer Person, neue oder schwierige Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenzen bewältigen zu können (Schwarzer & Jerusalem, 2002).“

Dabei ist die Selbstwirksamkeitserwartung individuell unterschiedlich ausgeprägte. Diese Ausprägung beeinflusst dabei Handlungsinitiierung, d.h. die Wahl von Handlungsalternativen, sowie die Anstrengung und Aufrechterhaltung der Handlung gegenüber Widerständen (Bandura, 1977). Bandura verdeutlicht in seiner sozial-kognitiven Lerntheorie, die Bedeutung dieser Erwartungshaltung, da diese sich nicht direkt auf die tastsächlichen Kompetenzen der Person bezieht, jedoch auf die individuelle Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und deren Konsequenzen. Folglich ist davon auszugehen, dass eine Person eine Handlung nur dann ausführt, wenn diese mit ausreichend hoher Selbstwirksamkeitserwartung und positiver Ergebniserwartung verbunden ist (Bandura, 1977). Die Handlungs-Ergebnis-Erwartung (Konsequenzerwartung) ist dabei als unabhängige Komponente zu betrachten. Ausgangspunkt für dieses subjektive Urteil ist die eigenen Selbstwahrnehmung. Ergänzend zu der ursprünglichen Theorie von Bandura, konnte Luthans et al. (2007) eine Beziehung zwischen äußeren Einflüssen und der eigenen Selbstwirksamkeit feststellen. Andere Personen können somit positiv als auch negativ auf die individuelle Selbstwahrnehmung einwirken. Weiter verstehen Jonas & Brömer (2002) das Modell der Selbstwirksamkeitserwartung auch als „Anlehnung an das generelle Selbstwertgefühl und darüber hinaus als abstrakte und stabile Persönlichkeitsdisposition“. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung beeinflusst somit das Selbstwertgefühl positiv.

1.2 Messung spezifischer Selbstwirksamkeitserwartung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: SSA-Skala zur sportlichen Aktivität anhand von 5 Probanden

Die in Abbildung 1 dargestellten Inhalte, spiegeln die Ergebnisse der spezifischen Selbstwirksamkeit zur sportlichen Aktivität (SSA) von fünf Testpersonen wieder.

Dabei wurde die modifizierte SSA-Skala, nach Fuchs & Schwarzer (1994, S.146) verwendet. Bestehend aus zwölf Fragen, die nach einem Punktesystem zwischen 1 (gar nicht sicher) und 7 (ganz sicher) beantwortet werden können, ergibt sich die Auswertung des Fragebogens durch die Summe der zwölf Antworten. Daraus resultiert ein Score zwischen 12 und 84. Je höher der Gesamtscore der Testperson, desto besser ist die spezifische Selbstwirksamkeit im Bezug auf sportliche Aktivitäten. Eine hoher SSA-Score gibt somit Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit bestimmter gesundheitsbezogener Verhaltensweisen. Bei Proband 4 (Score = 80) sowie Proband 5 (Score = 69) ist somit anzunehmen, dass gesundheitlich riskante Verhaltensweisen vermieden, sowie positive Verhaltensweisen über längere Zeit aufrechterhalten werden. Die Überzeugung, ein körperlich forderndes Trainingsprogramm absolvieren zu können, ist somit die Voraussetzung für die Planung, Ausführung und Aufrechterhaltung dessen (Schwarzer, 2004, S.184). Proband 1 (Score = 56) lässt sich anhand der SSA-Skala nahe dem Mittelwert einordnen. Gesunde Verhaltensweisen scheinen für ihn schwieriger aufrechtzuerhalten, besonders in Gegenwart schwieriger Anforderungssituationen. Laut subjektiver Einschätzung von Proband 2 (Score = 44) sowie Proband 3 (Score = 32) verfügen beide über relativ geringe Selbstwirksamkeitserwartung. Die Differenz der SSA-Scores der fünf Probanden kann auf vorausgegangene direkte, indirekte sowie symbolische Erfahrungen zurück zu führen sein (Schwarzer, 2004, S.19).

1.3 Studienvergleich

Tab. 1: Studienvergleich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei direktem Vergleich beider Studien, können Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede festgestellt werden. Die Studien nutzen mehrere Zeitpunkte, wobei Dohnke et al. zusätzlich einen dritten Zeitpunkt zur Befragung wählten. Des Weiteren bestehen Differenzen im Alter der Probanden, sowie der Dauer der Behandlung. Hinsichtlich der durchgeführten Methodik verwenden Dohnke et al. skalierte Fragebögen, welche sich aufgrund ihrer einfacheren Durchführung, bei größeren Stichprobengrößen besser eignen. Eine komplexere Methode verwendeten hingegen Schneider & Rief. Die Daten wurden mit Strukturgleichungsmodellen im Rahmen konfirmatorischer Pfadanalysen analysiert und kreuzvalidiert. Eine signifikante Gemeinsamkeit besteht in der Wahl des Untersuchungsthemas. Ausgangspunkt für beide Forschungsgruppen ist hier, die von Bandura geprägte Theorie zur Selbstwirksamkeit. Obwohl beide Studien diese als Untersuchungsinhalt wählten, sind dennoch die verschiedenen Perspektiven und Herangehensweisen ausschlaggebend für die Ergebnisse. In der Untersuchung von Dohnke et al., steht die Selbstwirksamkeit zu Beginn der Reha und deren Einfluss auf den Therapieerfolg, im Mittelpunkt. Dabei wurden Einflussgrößen wie der allgemeine Gesundheitszustand, emotionales Wohlbefinden sowie behandlungsbezogene Erfahrungen evaluiert. Im Kontrast steht hingegen die Studie von Schneider & Rief. Die Forschung konzentrierte sich auf den Einfluss des Therapieerfolges auf die Selbstwirksamkeitserwartung der Probanden. Als Behandlungsmethoden wurden verschiedene, psychosomatische Strategien verwendet und die Stärke ihrer Wirkung auf die Probanden untersucht.

Zusammenfassend ist zu nennen, dass die Selbstwirksamkeit enorme Auswirkungen auf den Rehabilitationserfolg hat. Positive Erfahrungen in Bezug auf Therapieergebnisse verstärken wiederum die eigenen Selbstwirkung. Die logische Schlussfolgerung aus beiden Studienergebnissen macht deutlich, dass die oben genannte Wechselwirkung, von großer Bedeutung für zukünftige Rehabilitationskonzepte ist.

2 Literaturrecherche Suchterkrankungen

2.1 Definition

Das Wort Sucht ist etymologisch auf das Wort siechen, also an einer Krankheit leiden, zurückzuführen. Sucht und Abhängigkeit werden synonym verwendet und können wie folgt definiert werden:

„Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung der Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen eines Individuums.“ (Wanke, 1985, S. 20)

Laut ICD-10 (Dilling et. al., 2000), sollte die Diagnose einer Suchterkrankung, nur beim Zutreffen von mindestens drei der folgenden Kriterien getroffen werden Diese sollten laut WHO alle innerhalb eines Jahres oder fortlaufend einen Monat lang, auftreten:

1. Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang zu konsumieren;
2. Verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf den Beginn, die Beendigung oder die Menge des Konsums;
3. Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums;
4. Nachweis einer Toleranz, im Sinne von erhöhten Dosen, die erforderlich sind um die ursprüngliche (durch niedrigere Dosen erreichte) Wirkung, hervorzurufen;
5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Konsums, sowie ein erhöhter Zeitaufwand, um zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen;
6. Anhaltender Konsum trotz des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen, über welche sich der Konsument bewusst ist oder sein könnte.

2.2 Theoretische Grundlagen

Nach Definition der WHO (1957) ist Sucht ein: „Zustand periodischer oder chronischer Intoxikation, verursacht durch wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Substanz, der für das Individuum und die Gemeinschaft schädlich ist“. Es wird deutlich, dass durch die sogenannte „Intoxikation“, Prozesse bei dem Betroffenen hervorgerufen werden, die sein psychisches und physische Wohlbefinden negativ beeinflussen.

Das „stoffgebundene Abhängigkeitssyndrom“ (ICD-10) wird verursacht durch die wiederholte Einnahme psychotroper Substanzen. Es kann sich dabei um einen spezifischen Stoff, eine gesamte Substanzgruppe oder ein vielfältiges Spektrum an pharmakologisch unterschiedlichen Substanzen handeln (Haasen, et.al., 2010). Kennzeichnend sind verschiedene körperliche, verhaltensbezogene sowie kognitive Phänomene, die der Konsument daraus entwickelt (Freyberger & Stieglitz, 2001).

Im Gegensatz zur stoffgebundenen Abhängigkeit, können auch Suchterkrankungen in Bezug auf bestimmte Verhaltensweisen entstehen. In diesem Fall werden keine psychotropen Substanzen zugeführt, sondern der suchterzeugende Effekt wird durch exzessiv belohnende Verhaltensweisen ausgelöst. Die psychischen sowie physischen Symptome werden durch körpereigene, biochemische Veränderungen bewirkt.

2.3 Entstehung

Grundlage für menschliches Verhalten und Motivation, ist das Streben nach Belohnung und das Vermeiden von Bestrafung (Rademacher & Spreckelmeyer, 2013). Mit diesem Reiz-Reaktions-Lernen befassten sich diverse Psychologen. Beispielhaft ist hier Pawlow zu nennen, der als Begründer der klassischen sowie operanten Konditionierung gilt. Auf neuronaler Ebene spielt der Neurotransmitter Dopamin eine entscheidende Rolle für belohnungsbezogenes Lernen. Das sogenannte Belohnungssystem, eine Region des Gehirns, wird dann aktiv, wenn ein bestimmtes Verhalten mit einem angenehmen Gefühl einhergeht (Prölß et. al., 2019). Bestimmte Substanzen, aber auch Verhaltensweisen beanspruchen demnach die beteiligten Hirnareale anders als nicht suchterzeugende Substanzen / Tätigkeiten. Robinson und Berridge (2002, S. 91-117) gehen von einer Sensitivierung des Belohnungssystems aus, d. h., Stimuli oder Verhaltensweisen, ziehen Aufmerksamkeit auf sich und motivieren aufgrund übermäßiger Dopamin Ausschüttung zum Konsum. Dennoch ist allgemein festzuhalten, dass für die Entstehung einer Abhängigkeit mehrere Faktoren verantwortlich sind. Laut Beise et. al. (2009) wirken sowohl genetische, soziale als auch Lernfaktoren zusammen. Andere psychische Störungen begünstigen ebenso die Entstehung einer Abhängigkeit.

2.4 Überblick über aktuelle Daten und Zahlen

„Epidemiologische Studien zu Substanzkonsum und Substanzstörungen in der allgemeinen Bevölkerung oder bei speziellen Zielgruppen […] sind schwierig und aufwendig durchzuführen und unterliegen erheblichen Reliabilitäts- und Validitätsproblemen. Die Gründe dafür sind vielfältig“ (Wittchen & Hoyer, 2006, S.707).

Bei genauer Betrachtung vorliegender Fakten wird dennoch deutlich, dass Männer generell häufiger von Suchterkrankungen betroffen sind als Frauen (Prölß et.al., 2019). Es gibt eine deutliche Tendenz zum Mischkonsum. 9,5 Millionen Deutsche nehmen regelmäßig Alkohol zu sich, wovon 1,3 Millionen abhängig sind. Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt bei 12-13 Jahren. Bereits 75% dieser Altersgruppe haben Erfahrungen mit dem Konsum und mehr als 12% trinken regelmäßig Alkohol. Aktuell wird Cannabis am häufigsten missbraucht. Jeder vierte deutsche Erwachsene hat Cannabis mindestens probiert. Auch hier beginnt der Konsum häufig in jungem Alter (ca. 12 Jahre). Etwa 2-3% der Bevölkerung berichten, im Laufe ihres Lebens, synthetische Drogen (zum Beispiel Kokain, Ecstasy etc.) zu sich genommen zu haben. Typisch für diese sogenannten „Partydrogen“ ist das Ende des Konsums zum 30. Lebensjahr (wobei einige bis ins hohe Alter konsumieren, jedoch in geringeren Mengen). Da sich der Substanzmissbrauch hier auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe beschränkt, ist der Missbrauch innerhalb der Partyszene 5- bis 10-mal höher. Das Abhängigkeitspotenzial von Amphetaminen wird als mittelstark bezeichnet, Kokain weist ein hohes Suchtpotenzial auf. Im Unterschied dazu ist das Risiko für Abhängigkeit bei Ecstasy eher gering. Halluzinogene wie LSD, Psilocybin-Pilze haben 4 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland schon einmal konsumiert, das Abhängigkeitspotenzial wird jedoch als sehr gering angegeben. Aufgezeigte Zahlen zeigen einen Trend zu immer jüngeren Menschen. Maßnahmen zur Eindämmung von Substanzabhängigkeiten werden nachfolgend erläutert.

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Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Selbstwirksamkeitserwartung, Suchterkrankungen und Beratungsgespräche
Note
0,5
Autor
Jahr
2018
Seiten
23
Katalognummer
V942100
ISBN (eBook)
9783346279729
ISBN (Buch)
9783346279736
Sprache
Deutsch
Schlagworte
psychologie, gesundheitsverhaltens, selbstwirksamkeitserwartung, suchterkrankungen, beratungsgespräche
Arbeit zitieren
Regina Wenzinger (Autor:in), 2018, Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Selbstwirksamkeitserwartung, Suchterkrankungen und Beratungsgespräche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/942100

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