Freiwillig unfrei?

Zwischen Instrumentalisierung und Objektivität – Über die Rolle der Medien im Kriegsdiskurs am Beispiel der embedded journalists im Irak-Krieg 2003


Hausarbeit, 2007

31 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Gliederung ::

1 Einleitung
1.1 | Problemdefinition, Fragestellung, Relevanz
1.2 | Aufbau, Methode und Ziel der Arbeit

2 Hauptteil
2.1 | Medien und Krieg: Eine Einführung
2.1.1 | Medien im Krieg: Das Dilemma der Pressefreiheit
2.1.2 | Zur Rolle der Medien im demokratischen Kriegsdiskurs
2.1.3 Vom Berichterstatter zum Akteur
2.2 | Medienberichterstattung zum Irak-Krieg
2.3 | Zwischen den Fronten: Embedded Journalists
2.3.1 | Der Wandel: Vom Pool-Prinzip zum Embedding
2.3.2 | Der Einsatz: embedded journalists im Irak
2.3.3 | Das Problem: Kritische Berichterstattung
2.3.4 | Die Rezeption: Wirkung auf das Publikum
2.3.5 | Der Einfluss: embedded journalists im Kriegsdiskurs

3 Schlussbetrachtung
3.1 | Zusammenfassung
3.2 | Konklusion

4 Literaturliste
4.1 | Literatur
4.2 | Periodika
4.3 | Internetquellen

» Stand: März 2007 «

1 Einleitung ::

1.1 | Problemdefinition, Fragestellung, Relevanz

»Selbst die als "embedded journalists" unter der direkten Kontrolle der angreifenden US-Truppen stehenden Medienschaffenden bemühten sich vielfach, die besonderen Bedingungen ihrer Berichterstattung deutlich zu machen und sich so der Instrumentalisierung wenigstens teilweise zu entziehen.«[1]

Was sind sie, was sollen sie sein? Medien: ein bloßes Instrument herrschaftlicher Machtausübung oder Quelle investigativen Journalismus? Die Frage danach, wie offen und vor allem, wie wahrheitsgemäß über einen Krieg berichtet, geschrieben, gesprochen und gedacht werden kann, ist wohl mindestens genauso alt, wie das Phänomen des Krieges selbst. Bezogen auf das neuzeitliche, medial begleitete Weltgeschehen und die mündige Öffentlichkeit der Moderne manifestiert sich darin die basale, ja geradezu elementare Frage nach der Freiheit der Medien. Danach, wie „wahr“ ein Journalist über Ereignisse im Krieg berichten, wie „laut“ er darüber nachdenken darf und welchen Restriktionen er sich dabei unterworfen sieht.

„Die Heimatfront ist der wichtigste Kriegsschauplatz; und Worte und Bilder sind die entscheidenden Waffen.“[2] Medien werden heute instrumentalisiert, sie werden missbraucht und manipuliert, gesteuert und aktiv im Sinne welcher Partei auch immer aktiv genutzt. Phänomene wie massenmediale Propaganda gibt es zwar durchaus schon länger, doch zeichnet sich nicht zuletzt im Zuge des medial breit begleiteten dritten Golfkrieges und der US-geführten Invasion im Irak eine völlig neue Qualität des Einsatzes von Medien mit Einfluss auf das Kriegsgeschehen ab. Denn die Medien als solche treten deutlich aus ihrem Status des unabhängigen, objektiv berichtenden Beobachters heraus, wenn sie die Weltöffentlichkeit mit den Live-Bombardements der irakischen Hauptstadt, Frontberichten von embedded journalists und nicht zuletzt mit den Videobotschaften des Terrornetzwerkes Al Quaida versorgt. Medien erheben sich somit zu einem festen Bestandteil im Spannungsfeld des Krieges. Manch einer geht gar so weit zu sagen, dass aus der Kriegsberichterstattung ein regelrechter „Berichterstattungskrieg“[3] entstünde.

Medien als aktiver Akteur fallen somit keinesfalls aus dem Themenkomplex der „Theorien über Krieg und Frieden“ heraus, vielmehr sollte der Bedeutung ihres de facto wachsenden Einflusses auf den Krieg ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit beigemessen werden. In dieser Hausarbeit indes stehen die Medien im Mittelpunkt und nicht am Rande des Interesses.

Embedded Journalists: Nicht selten wurden sie kritisiert, für ihre zu starke Nähe zu den amerikanischen Einsatztruppen und die daraus resultierende offensichtliche Gefahr einer Instrumentalisierung durch die US-Armee. Gleichzeitig jedoch bietet sich durch die Einbettung der Journalisten die einzigartige Möglichkeit einer direkten Berichterstattung vom Kriegsgeschehen. Damit bewegen sich embedded journalists ganz offenbar auf einem schmalen Grat zwischen Informationspflicht auf der einen und potentieller Instrumentalisierung auf der anderen Seite.

Dieses kaum zu durchbrechende Dilemma zwischen der Wahrung journalistischer Werte und den Versuchen politischer Instrumentalisierung soll nun in der Hausarbeit thematisiert und konkret am Beispiel der Berichterstattung zum Irak-Krieg untersucht werden. In wie weit lässt sich eine offene Diskrepanz zwischen den klassischen Aufgaben des Journalismus (Information und Investigation) und den zu untersuchenden Versuchen der Einflussnahme auf die Medienmacher (Inszenierung und Instrumentalisierung) erkennen? Wie frei sind Medien im Krieg, auch und gerade im Zeitalter der geradezu diffus wirkenden modernen Massenkommunikation, wirklich?

Unter dem Arbeitstitel „Freiwillig unfrei?“ soll es das zentrale Anliegen dieser Arbeit sein, einen einleitenden und sicherlich unvollständigen, argumentativ nichtsdestotrotz stichhaltigen Diskurs zu der folgenden Fragestellung zu initiieren:

Welche Rolle nahmen embedded journalists im medialen Kriegsdiskurs während des seit 2003 geführten Irak-Krieges ein und welche Auswirkungen hatte dies auf die Medienberichterstattung zum Kriegsgeschehen?

Dabei erscheinen primär zwei gegensätzliche Positionen möglich: Einerseits darf angenommen werden, dass die Medien aufgrund ihrer Neutralität auch weiterhin dazu in der Lage sind, objektiv zu berichten; andererseits steht jedoch auch die massive politische Instrumentalisierung der eingebettet Journalisten zu befürchten.

Es wird folglich der nicht unübliche Versuch unternommen, aus der Empirie heraus zu theoretischen Erkenntnissen zu gelangen. Da dies innerhalb dieser Arbeit jedoch nur in einem äußerst begrenzten Maße vollzogen werden kann, muss ausdrücklich auf die mehr als begrenzte Reichweite der gefundenen Erkenntnisse hingewiesen werden. So soll es denn auch vielmehr darum gehen, Denkanstöße zu geben und Thesen aufzustellen, die zwar anhand des gewählten Fallbeispieles argumentativ abgehandelt werden, darüber hinaus jedoch kontrovers diskutiert werden müssen.

Insofern liegt denn auch die Relevanz dieser Hausarbeit nicht darin, unumstößliche, allgemeinverbindliche Gesetzmäßigkeiten zu benennen, sondern das konkrete Fallbeispiel zu untersuchen und daraus mögliche Argumente zur allgemeinen Beantwortung der Fragestellung zu liefern.

1.2 | Aufbau, Methode und Ziel der Arbeit

Nach einem ersten deskriptiven Hintergrund-Abschnitt zur Rolle der Medien in der Kriegsberichterstattung- und Wahrnehmung soll es darauf aufbauend also vor allem um die Analyse der medialen Berichterstattung im Irak-Krieg mit Fokus auf die embedded journalists gehen.

Demnach sollen zunächst einige einleitende grundlegende Bemerkungen zur allgemeinen Rolle der Medien in Kriegszeiten gemacht werden. Welchen Problemen sehen sie sich dabei konfrontiert? Inwieweit ist eine freie und umfassende Berichterstattung überhaupt noch möglich und welcherlei Instrumentalisierungstendenzen sehen sich die Medien dabei ausgesetzt? Daraufhin sollen in einem zweiten Schritt die zentralen Merkmale der allgemeinen medialen Berichterstattung zum Irak-Krieg 2003 herausgearbeitet werden.

Der dritte Abschnitt des Hauptteils der Arbeit soll sich dann eingehender mit den embedded journalists beschäftigen. Zunächst in allgemeiner, grundlegender Form (zu Terminologie, Hintergrund und Wirkungsweise), danach auf das konkrete empirische Fallbeispiel angewandt. Dabei soll vor allem auf die Einbettung der Journalisten in das US-amerikanische Heer, deren Berichterstattung sowie die Außenwirkung und Rezeption der eingebetteten Medienmacher eingegangen werden. Welche Methoden werden angewandt? Welcherlei Gefahren aber auch Chancen für einen offenen Mediendiskurs lassen sich erkennen? Gibt es einen Wandel in der Wahrnehmung und Rezeption der von den eingebetteten Journalisten verfassten Berichte?

Durch das Aufzeigen der dabei höchstwahrscheinlich erkennbaren Konflikt- und Spannungslinien soll letztlich die multivalente Rolle der embedded journalists dargestellt und ein differenziertes Bild gezeichnet werden, um einseitige Schlussfolgerungen, wie sie immer wieder in den Medien gezogen wurden, zu vermeiden.

In der abschließenden Schlussbetrachtung soll es nicht nur darum gehen, die verschiedenen Aspekte der Rolle eingebetteter Journalisten und deren Bedeutung für die Medienberichterstattung darzulegen, sondern auch darum, den Versuch zu unternehmen, eine Bewertung und Stellungnahme dazu abzugeben, was dies aus normativer Perspektive für die Qualität der medialen Berichterstattung bedeutet und ob es damit zu einer für den offenen Kriegsdiskurs negativen Verzerrung der Wahrnehmung des Kriegsgeschehens kommt.

2 Hauptteil ::

2.1 | Medien und Krieg: Eine Einführung

» Krieg und Medien standen schon immer in einem besonderen Verhältnis. «[4]

„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“[5] Dieser noch allgemeine Satz Luhmanns gewinnt wohl auch und gerade im ganz speziellen Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen an Bedeutung. Denn die Medien dienen als wichtiges Kontrollorgan des politischen Systems und haben sich nicht zuletzt in den Mediengesellschaften westlicher Demokratien als eine Art Vierte Gewalt etabliert. Im Zusammenhang mit Krieg wird ihnen idealtypisch die Aufgabe zugeschrieben, als „Distanzierungsmittel“ zu fungieren, „zum Zwecke, Dinge besser in den Blick zu bekommen“ und „Mittel zur Organisation von Realität“ zu sein[6].

In der Realität jedoch werden sie von den Kriegsparteien vereinnahmt, missbraucht und als mächtige Waffe der Propaganda eingesetzt, wobei die Instrumentalisierung der Medien bei weitem kein neuartiges Phänomen darstellt.[7] Sowohl die massive Propaganda während der NS-Diktatur in Deutschland, als auch die Pressepolitik zu Zeiten des Kalten Krieges bieten einen breiten Rahmen zur Untersuchung der Medienbeeinflussung in den unterschiedlichsten Kontexten. Ja sogar bis weit in die griechische (Homer) und römische (Cicero) Antike hinein reicht die Tradition der Kriegsberichterstattung.[8] Zwar gebe es die „mediale“ Begleitung der Kriegshandlungen damit geradezu seit Anbeginn der Zivilisation, doch habe insbesondere seit dem Zweiten Golfkrieg „die mediale Repräsentation von Kriegshandlungen und deren analytische Reflexion eine Dichte und Breite erreicht, welche die Aufnahmefähigkeit des Einzelnen strukturell übersteigt.“[9]

Scheinbar neu an dieser modernen Art der Kriegsführung ist darüber hinaus vor allem die Tatsache, dass die Kriege „heute selbst mediale Ereignisse geworden sind“[10] ; und dies in zweierlei Hinsicht: Zunächst werden massenmediale Ereignisse mit Hilfe von Steuerungs- und Manipulationsmöglichkeiten dazu genutzt, strategische Ziele zu erreichen, andererseits üben im Zeitalter des „Information Warfare“[11] moderne Medien- und Informationstechnologien einen großen Einfluss auf die Kriegsführung selbst aus.[12] Medien werden aus militärischer Perspektive vordergründig aus moralspezifischen Gründen instrumentalisiert, wie es Wiegerling etwa zum Ausdruck bringt: „Die Moral des Militärapparates muss stabilisiert und verbessert werden, ebenso die Moral der Gesellschaft, die kriegerische Handlungen zu ertragen und letztlich ökonomisch zu bewältigen hat.“[13] Die Massenmedien bleiben damit nicht nur passiver Beobachter des Geschehens, sondern werden zu einem „Teil der kriegerischen Auseinandersetzung“[14] selbst, wenn sie nur ausgewählte Bilder zeigen oder etwa regelrechte Feindbilder[15] aufbauen.

Darüber hinaus spielt ein weiteres Element in der politikwissenschaftlichen Diskussion eine wichtige Rolle: „Moderne mediendisponierte Kriege werden nicht mehr erklärt, sondern finden zunehmend immer statt.“[16] Demnach seien Hintergrundinformationen und objektive Ursachenforschung mehr und mehr von symbolträchtigen Bildern und emotionalen Einzelschicksalen verdrängt worden, ohne dabei die elementaren Hintergründe reflektieren oder erklären zu können.

Das Verhältnis von Krieg und Medien, bzw. das der „Medienkriege“ spiegelt sich zusammengefasst auf drei Ebenen wider: dem Krieg um die Medien (direkt durch deren militärische Bekämpfung und indirekt durch manipulative Elemente), dem Krieg durch die Medien (als direktes kriegstechnisches Element) und dem Krieg der Medien untereinander (welcher sich auf Konkurrenz und Dominanz um Aufmerksamkeit[17] im Mediensystem selbst bezieht). Im Folgenden soll es nun darum gehen, darzustellen, wie in einer Demokratie der öffentliche Diskurs zu einem Kriegsgeschehen in den Medien stattfindet, welchen Einflussmöglichkeiten die Teilnehmer dabei unterworfen sind, welche Rolle die Medien einnehmen und was dies für das hohe Gut der journalistischen Pressefreiheit bedeutet.

2.1.1 | Medien im Krieg: Das Dilemma der Pressefreiheit

„Gegenüber den Medien haben Regierung und Militär das Interesse der Instrumentalisierung. Die Medien sind sich dieser Tatsache bewusst, können aber wenig dagegen tun.“[18] Die Hauptgründe hierfür liegen einerseits im enormen Informationsvorteil der Kriegsakteure, was zu einer engen Kooperation der Medien führt und andererseits in dem von der Bevölkerung auf die Medien übertragenen Patriotismus hinsichtlich der Kampfhandlungen der „eigenen“ Soldaten. „Wenn die Demokratie im Krieg steht, fällt die kritische Distanz auch und gerade den demokratisch Gesinnten schwer.“[19] Die Konzentration etwa auf waffentechnische Details oder dramatische human stories zeigt zudem eine konsequente Verdrängung rationaler Hintergrundinformationen zu Gunsten von Unterhaltungsformaten in der Kriegsberichterstattung.

Dabei wurde die Pressefreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung auch und gerade in Folge der Erfahrungen nach dem Zweiten Weltkrieg explizit in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aufgenommen, um auf die Bedeutung objektiver Informationen insbesondere in Kriegs- und Krisenzeiten aufmerksam zu machen.[20] Natürlich kann etwa in den USA keine Rede von einer staatlichen Kontrolle oder offensichtlichen Zensur der Medien gesprochen werden, und doch besteht die Gefährdung der Pressefreiheit gerade in der potentiellen Selbstzensur, der latenten Angst des Journalisten davor, zu kritisch zu berichten und damit auch die Informationsquellen zu verlieren. „Im Unterschied zur staatlichen Zensur, die für gewöhnlich leicht zu entdecken ist, geben die Journalisten die von ihnen betriebene Selbstzensur kaum jemals offen zu erkennen.“[21] Damit wird es schließlich auch dem Leser unmöglich, den Gehalt einer Information und deren Glaubwürdigkeit richtig einzuschätzen und sich daraus ein objektives Meinungsbild zu konstruieren.

„Auf der Strecke bleibt die Pressefreiheit.“ Denn gerade in Kriegs- und Krisenzeiten sehen sich Medien strukturellen Zwängen[22] unterworfen, die ihre demokratische Funktion als Kontrollinstanz der politischen Sphäre gefährden.[23] Denn der Journalist selbst befindet sich in dem Dilemma, einerseits von einer Kriegspartei anhängig zu werden, da er sonst keinerlei Informationen aus dem Kriegsgebiet erhält, andererseits allerdings nur schwer offen auch kritisch gegenüber denen zu berichten, mit denen er eigentlich kooperieren muss. Eine Art freier Journalismus in einem für den Reporter überaus gefährlichen Kriegsgebiet[24] wird somit geradezu unmöglich, die Forderung danach erscheint utopisch. Dabei sei nicht einmal die Beeinflussung der Medien im Sinne einer offenen Manipulation von Nöten, um die Pressefreiheit in Gefahr zu bringen, „Es reicht schon, dass die freien Medien sich auf die vermeintliche Stimmungslage der Nation ausrichten, um nicht Leser, Zuhörer oder Zuschauer zu verlieren“[25], sodass bereits die Interessenlage des Publikums in die Berichterstattung der Medien mit einkalkuliert werden muss. Das Ideal der Pressefreiheit und die Wahrung einer kritischen Distanz werden letztlich weniger von offener Zensur und massiver Unterdrückung, als vielmehr von den dem Kriegsgeschehen immanenten Restriktionen bedroht, wie etwa einer gezielten Desinformation oder Zugangskontrollen sowie einer auch in den USA[26] durchaus verschärften Gesetzeslage.

2.1.2 | Zur Rolle der Medien im demokratischen Kriegsdiskurs

Die freie Berichterstattung der Medien befindet sich in demokratischen Staaten in einem offenen Dilemma: Zwar solle die demokratische Öffentlichkeit kontrovers und frei debattieren können, doch soll sie gleichzeitig „vorbehaltlos und einmütig die Kriegsanstrengungen ihrer eigenen Soldaten unterstützen.“[27][28] Schließlich sind die sich durch ein enges Interaktionsverhältnis zwischen einer gewählten Regierung und dem Elektorat auszeichnenden, einer Demokratie inhärenten Prozesse nicht ohne eine Form des Diskurses denkbar. Kriegsbefürworter müssen nun versuchen, eine nach der Theorie des demokratischen Friedens mehrheitlich negativ dem Krieg gegenüberstehende Bevölkerung von der Notwendigkeit des Krieges zu überzeugen. Dabei komme den Massenmedien als Multiplikator eine zentrale Rolle zu: „In repräsentativen Demokratien ist der breite politische Diskurs nur über die Medien möglich [...].“[29] Dabei wird grundsätzlich in die Phasen des Vorkriegsdiskurses[30], des tatsächlichen Kriegsdiskurses und des Nachkriegsdiskurses[31] unterschieden, wobei sich nachfolgend auf den Diskurs in den Medien während des Krieges selbst beschränkt werden soll.[32]

[...]


[1] http://www.medienheft.ch/kritik/bibliothek/k20_MeierUrs.pdf (29.1.2007)

[2] General Clark, Nato-Oberbefehlshaber im Kosovo-Krieg; zitiert nach: Neue Züricher Zeitung, 10.2.03.

[3] Nach Münkler, vgl. auch Speckmann, Thomas: „Du sollst mir kein Bild machen“ (welt-online)

[4] Wiegerling, K. 2004, S.43.

[5] Luhmann, N. 1993: Die Realität der Massenmedien. Opladen, S.13.

[6] Wiegerling, K. 2004, S.44.

[7] Vgl. hierzu zum früheren Einsatz der Medien zur Beeinflussung der Wahrnehmung der Geschehnisse etwa die Studien zur Propaganda während der NS-Zeit und im Kalten Krieg von Wilke, J. (Hrsg.) 1997.

[8] Vgl. zu einer kurzen historischen Einführung: Kunczik, M. 2005, S.241-244. Weiterhin sei zu den inter- und transmedialen Wandlungen der Kriegsberichterstattung eine Sammlung von Darstellung verschiedener Autoren unter der gleichnamigen Überschrift in Preußen, H. 2005, S.53ff. empfohlen.

[9] Preußen, H. 2005, S.22.

[10] Wiegerling, K. 2004, S.43.

[11] Vgl. hierzu ausführlicher Bendraht, R. 2000.

[12] Auf letzteres kann hier nicht weiter eingegangen werden, da es auch für den Fortgang dieser Arbeit nicht grundsätzlich relevant erscheint. (Vgl. hierzu jedoch u.a. Wiegerling, K. 2004, S.51ff.)

[13] Wiegerling, K. 2004, S.49.

[14] Wiegerling, K. 2004, S.49. Dabei führt der Autor fort: „[...] ohne propagandistische Maßnahmen durch Massenmedien lässt sich ein Kriegsgeschehen weder vermitteln noch steuern.“

[15] Zu Feindbildern und dem Beispiel des Golfkrieges 1990/1991 s. Sommer/Kempf (ohne Jahr), Online.

[16] Wiegerling, K. 2004, S.46.

[17] Vgl. zu verschiedenen Aspekten zum Thema „Krieg um Aufmerksamkeit“ Wiegerling, K. 2004, S.53f.

[18] Müller, H. 2003(a), S.16.

[19] Müller, H. 2003(a), S.16

[20] So heißt es in der Resolution 217 A der Generalversammlung vom 10.12.1948 (Artikel 19): „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“

[21] Solomon, N. in: Solomon/Erlich, 2003, S.41.

[22] erhöhter Konkurrenzdruck um spektakuläre Bilder und Nachrichten, die Abhängigkeit von Informationen der Kriegsparteien, der erschwerte Zugang zu objektiven, umfassenden Informationen...

[23] Vgl. hierzu Schäfter, E. 2004, S.163f.

[24] Zu erhöhtem Risiko und möglichem Schutz der Reporter s. explizit Schäfler, E. 2004, S.164-168.

[25] Rötzer, F. 2002, S.140.

[26] Da derlei Bestimmungen kaum den Sachverhalt dieser Arbeit tangieren sei verwiesen u.a. auf Schäfler, E. 2004, S.170-174, die in ihrem Beitrag auf die rechtlichen Verschärfungen zur Beschränkung der Pressefreiheit nach den Anschlägen vom 11.9.01 in Folge des „US-Patriot-Act“ eingeht.

[27] Bild und Rollenverständnis der Medien sind jedoch uneinheitlich. So sei es während des Irak-Krieges zu Unterschieden in Europas (Fr., D, Sp., GB) und den USA gekommen (nach Müller, H. 2003(b), S.3f.).

[28] Müller, H. 2003(a), S.2.

[29] Müller, H. 2003(a), S.6.

[30] In der Phase muss die Bevölkerung von dem möglichen Krieg überzeugt werden. Dabei unterscheidet Müller in fünf miteinander verbundene Argumentationsstränge, die er unter den Schlagwörtern „Genozidsyndrom“, „Dämonisierung der Täter“, „Unausweichlicher Handlungszwang“, „Einsatz ohne Risiko“ und „Verschweigen der Nebenmotive“ zusammenfasst. Vgl. hierzu Müller, H. 2003(a), S.7-11.

[31] Hierzu merkt Müller an, dass abschließende militärische Bewertungen zwar gemacht würden, eine „vergleichende Gesamtbilanz“ de facto jedoch nie gezogen würde. (Vgl. Müller, H. 2003, S.13f.)

[32] Vgl. zu den anderen beiden zeitlichen Einteilungen des Kriegsdiskurses Müller, H. 2003(a), S.7ff.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Freiwillig unfrei?
Untertitel
Zwischen Instrumentalisierung und Objektivität – Über die Rolle der Medien im Kriegsdiskurs am Beispiel der embedded journalists im Irak-Krieg 2003
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar (Einführung in Theorien über Krieg und Frieden)
Note
1.3
Autor
Jahr
2007
Seiten
31
Katalognummer
V94211
ISBN (eBook)
9783640099474
ISBN (Buch)
9783640140725
Dateigröße
691 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Welche Rolle nahmen embedded journalists im medialen Kriegsdiskurs während des seit 2003 geführten Irak-Krieges ein und welche Auswirkungen hatte dies auf die Medienberichterstattung zum Kriegsgeschehen? – Diese Fragestellung steht im Mittelpunkt der Arbeit, in der es darum geht, die verschiedenen Aspekte zur Rolle eingebetteter Journalisten und deren Bedeutung für die Medienberichterstattung darzulegen, und zu bewerten, was dies für die Qualität der Berichterstattung bedeutet und ob es zu einer für den offenen Kriegsdiskurs negativen Verzerrung der Wahrnehmung des Kriegsgeschehens kommt.
Schlagworte
Freiwillig, Proseminar, Theorien, Krieg, Frieden)
Arbeit zitieren
Jens Marquardt (Autor:in), 2007, Freiwillig unfrei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94211

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