Ende Mai 1989 tagte in Brüssel die NATO. Auf westdeutsches Drängen hin wurde eine Entscheidung über die Modernisierung der amerikanischen nuklearen Mittelstreckensysteme verschoben. In scheinbar weiser Voraussicht und unter Berücksichtigung der sicherheitspolitischen Entwicklungen vertagte sich die Konferenz in das Jahr 1992. Gerade dieser Umstand sollte ein günstiges Umfeld für die weitere Gestaltung des Ost-West-Verhältnisses schaffen, denn mit der Aufhebung der Teilung Europas stellten sich schnell zahlreiche Fragen nach dem zukünftigen Charakter der beiden Bündnissysteme NATO und Warschauer Pakt. Hinsichtlich der sicherheitspolitischen Integration eines wiedervereinigten Deutschland bezogen die UdSSR und die USA sowie Frankreich und Großbritannien schnell ihre jeweiligen Positionen. So sprachen die beteiligten Nationen im Verhandlungsprozess anfangs von differenten sicherheitspolitischen Lösungen für das geeinte Deutschland. In einem Punkt war man sich jedoch einig, nämlich dass es den Zeitraum für die Problembewältigung als nicht zu kurz anzusetzen galt. Dennoch fanden in atemberaubender Zeitabfolge zahlreiche bi- und multilaterale Treffen zwischen den involvierten Nationen statt, wobei vor allem die sicherheitspolitischen Bedenken der Sowjetunion stets ein bedachtes Agieren im Verhandlungsprozess erforderte. Die Arbeit gibt einen Einblick in den diplomatischen Werdegang der Verhandlungspartner, wobei aufgrund der immensen Anzahl an politischen Zusammentreffen und Diskussionsrunden der Schwerpunkt auf die entscheidenden Schritte zur Lösung der deutschen Frage gelegt wird. Denn stand am Anfang des Integrationsprozesses sowohl auf westlicher als auch auf östlicher Verhandlungsseite eine Vielzahl deutschlandpolitischer Modelle, so führten insbesondere diplomatische Leistungen der deutschen und amerikanischen Regierungen letztlich zur NATO-Integration des wiedervereinigten Deutschlands.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Position der UdSSR
- Die sowjetischen Sicherheitsinteressen
- Die Neutralitätsforderungen Moskaus
- Der Vorschlag zur Doppelmitgliedschaft
- Die Politik des „Neuen Denkens“
- Die Positionen der West-Alliierten
- Vorbemerkung
- Die amerikanische Position
- Die britische Position
- Die französische Position
- Der diplomatische Weg zur deutschen Mitgliedschaft
- Der Respekt vor den sowjetischen Sicherheitsinteressen
- Die Festlegung des deutschen Standpunktes
- Auf der Suche nach einer Formel für die sicherheitspolitische Integration
- Die „Entdämonisierung“ der NATO
- Zustimmung zur deutschen NATO-Mitgliedschaft
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet den diplomatischen Weg zur deutschen NATO-Integration im Kontext der sicherheitspolitischen Veränderungen nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kalten Krieges. Er analysiert die Positionen der UdSSR und der West-Alliierten und zeichnet den Verhandlungsprozess nach, der zur deutschen NATO-Mitgliedschaft führte.
- Sicherheitsinteressen der UdSSR im Zusammenhang mit der deutschen Vereinigung
- Die Rolle der NATO-Expansion
- Die Entwicklung von Modellen zur sicherheitspolitischen Integration Deutschlands
- Die diplomatischen Verhandlungen zwischen den beteiligten Nationen
- Die Bedeutung des Respekts vor den sowjetischen Sicherheitsinteressen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Textes beschreibt den politischen Kontext, der den diplomatischen Weg zur deutschen NATO-Integration prägte. Sie stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor und skizziert den Fokus auf die Positionen der UdSSR und der USA sowie die Rolle Frankreichs und Großbritanniens.
Kapitel 2 analysiert die Position der UdSSR und ihre Sicherheitsinteressen im Zusammenhang mit der deutschen Vereinigung. Die Angst vor einer einseitigen Einbindung Deutschlands in die NATO und die daraus resultierende Destabilisierung des europäischen Sicherheitsgefüges werden beleuchtet. Des Weiteren werden die sowjetischen Neutralitätsforderungen und der Vorschlag zur Doppelmitgliedschaft erörtert.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Positionen der West-Alliierten. Es werden die amerikanischen, britischen und französischen Standpunkte zum Thema der deutschen NATO-Integration dargestellt. Die unterschiedlichen Interessen und die Suche nach einer gemeinsamen Vorgehensweise werden beleuchtet.
Kapitel 4 beleuchtet den diplomatischen Weg zur deutschen NATO-Mitgliedschaft. Der Respekt vor den sowjetischen Sicherheitsinteressen wird als zentrale Prämisse des Verhandlungsprozesses hervorgehoben. Die Festlegung des deutschen Standpunktes und die Suche nach einer Formel für die sicherheitspolitische Integration werden detailliert beschrieben.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Deutsche NATO-Integration, sicherheitspolitische Integration, UdSSR, Sowjetunion, West-Alliierte, NATO, Neutralität, Doppelmitgliedschaft, Verhandlungsprozess, Ost-West-Verhältnis, Kalter Krieg, deutsche Vereinigung, Sicherheitsinteressen.
- Citar trabajo
- Stefan Wiedmer (Autor), 2001, Der diplomatische Weg zur deutschen NATO-Integration, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9517